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87. Jahrgang. HL 268. Bezugs-Veblihr »1«rtkl>ahrl. sllr Dre». d«n det ligitch ,w«t< maliger Zulraaungian Sann, und Monlaaei, nur einmal» »,bll M., durchauaiaiiiilae Nom. migionilr« bi» 3,80 M. Bei einmaliger Zu- lieUung durch die Post !>M<ohne Bestellgeld», «lu»land: Oester. reich Ungarn 8,48 Nr., Schweiz 8,68 grk»., Italien 7.17 Lire. - Nachdruck nur mit deutlicher Quellen- anaab« <„Dri»dn«r Nachr.">>uli>»ftg. Un. uerlangtr Manustripie »erd.nichlausdewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden, bammeluummer für sämtl. Telephonanschtüsse: 85 341. Nachtanschluß: 11. Sonntag, 28. September ISIS. G Druck und Verlag von Liepsch Lc Reichardt in Dresden. fonckon/^-cdoco/nlto 5lskm- c/loeot»6« j^e7sfel S0A iFM» L/iacolscks j vscso /»er <4 it-. Lore 2,40 U. oessee'/' -ee Lac-kon 2.3 p. 4^ Itl. Aazeigen-Darts. Annahme »on glatün- diaungen bi» nachm i> Uhr. Sonntag» nur Mariensteade 36 von ,l bis >/.l Ubr. Die einspaltige Zelle <«u»a 8 Silben» »0 PI., di- zweispoilige Zeile aus Teriseiie 70 Ps.. dt« zwetspalt. Sieklamezeiie 1,80 M.. SamUle». Nachrichten au» Lee», den dt« einspa». Zelle 38 Ps. — In Num- mein nach Sonn, und Feiertagen erhbhter Toris. — Uumviirtige Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. — IedtiBeiegblalllOPs. HanptgeschästS steiler Marienstraste 38> 40. llmislMslkIIiiiig Kuli Mler Stmssss. Veim leilkcll-Mmcjm SülleM WM. Verlangen Sie überall nur kaäeberZer Pilsner au, äer Konlelcl.-^dteil. ^ Nom,« ^ 8eicken>i2us ^ Prager Ltralle 14. k^risbr. Qrsiss L Sobn V, QeorgplstL 9, vigiolivir i»r »rivuiil»»» I I OI70SSSS r.L»g«i7 in dsslsn «Isulscksr» LLNkt sngliscksn QusUILtsiK tur Hnrüßss, palslols und l-tossn in allen modernen warben, ^rprodls Oualilüisr» ir> blauen Xinclsr-Lbeviois. Varnsn-Xoslürnsloffs. ertrgo ^esev. Mutmassliche Witterung: Keine Ncnderung, Nacht frost. Die Behörden haben für den Tag der Einweihung des B ö l k e r s ch l a ch t d e n k m a l s allen Luftfahr zeugen das Erscheinen über dem Fcstorte untersagt. Die sächsische Regierung hat einen Gesetzent wurf ausgearbeitct, durch den die Amseln und Eich hörnchen für jagdbare Tiere erklärt werden. Prinzessin Viktoria Luise beabsichtigt dem Ver nehmen nach zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit eine längere Reise in Begleitung der Kaiserin zu unter nehmen. Die nächsten K a i s c r m a n ö v c r werden im Be reiche des 7., 8., 1k. und 18. Armeekorps stattsinden. Die S t r a s r e ch t s k o m m i s s i v n beendete gestern ihre Arbeiten, doch werden die weiteren Vorarbeiten noch längere Zeit in Anspruch nehme». Der neue amerikanische Botschafter in Berlin James W. Gerard sprach sich für eine Beteiligung Deutsch lands an der Weltausstellung in San Francisco ans. Die Generalversammlung des Evangelischen Bundes wird 1014 in Nürnberg stattsinden. Zur Förderung des Reiseverkehrs wurde in Paris eine amtliche A u s k u n f t s st e l l c der deutschen Staatsbahnen errichtet. Die Hauptvcrhandlung gegen Brandt u. Gen. wegen Verrats militärischer Geheimnisse und Bestechung beginnt am 23. Oktober vor dem Landgericht I Berlin. Der Generalgouverneur von Marokko General Liauthci» wird nach einer Pariser Zeitungsmeldung als Botschafter nach Petersburg gehen. Der japanische Gesandte überreichte der chine sischen Regierung ein II l t i m a t u m. Der albanische Aufstand. Die Ruhe auf dem Balkan hat, wie zu erwarten war und wie das auch an dieser Stelle vorausgcsagt wurde, nicht lange vorgehaltcn. Die Diplomaten, die da schon wähnten, nun endlich vor den bösen Balkaniern Ruhe zu haben, sind unsanft aus ihrer Ruhe aufgcschcucht worden. Ein neuer Balkanbrand ist ausgebrochen und schlägt in Hellen Flammen zum Himmel empöre Die Albaner, die schon den Türken so viel zu schassen machten, dieses unruhige, abenteuerliche, kriegslüsterne Volk, haben unter dem Drucke unerträglicher Verhältnisse ihr Schicksal selbst in die Hand genommen, sic haben zu Tausenden zu den Waffen gegriffen und sind in die benachbarten Distrikte Ncuserbicns. die vor dem letzten Tnrkenkricgc zu einem grostc» Teile ihr Eigentum waren, cingcbrochen, haben die schwachen serbischen Grenzwachen ttbcrrannt und sind weit in die Niederungen eingedrungcn. Dibra, Struga, Kttschewo und Djakowa sind ihnen bereits in die Hände gefallen: die serbischen Trnppenabtcilungcn haben einstweilen den Rückzug antrcten müssen, um Verstärkun gen heranzuziehen. Gleichzeitig haben sich auch an der montenegrinisch-albanischen Grenze Kümpfe entspannen, die sich aus das Gebiet von Tnzi und Gusinjc konzentrieren, wo bereits im letzten Türkenkriege ent scheidend gekämpft wurde. Die alte Stammcsfeindschaft ist in Heller Lohe ausgclodert und drängt danach, die ver lorenen Gebiete wieder zu erobern. Die Zahl der alba nischen Krieger wird verschieden geschätzt. Man spricht von 10000 Mann und auch wieder von 20 000 Mann. Kann man nun auch nicht gut annchmen, Last die albanischen Heerhaufen ans die Dauer den besser bewaffneten und disziplinierten serbischen Truppenabteilungcn erfolgreich Widerstand leisten werden, so ist doch das eine sicher, daß Serbien sich in den ncuerwvrbcnen Gebietsteilen auf einen langwierigen und blutigen Kleinkrieg gefastt machen muh. Nach allem, was bisher über den Verlaus der Kämpfe bekannt geworden ist, arbeiten die Albaner in den serbi schen und montenegrinischen Gebietsteilen und in Jnner- albanicn zielbewusit und planmäßig zusammen. So schnell, wie die serbische Negierung glaubt, wird der Ausstand jedenfalls nicht nicdergcworfen sein. Sie hat vorläufig nur ein Armeekorps mobilisiert, wird aber bald die doppelte Truppenmacht aufbieten müssen, um des Auf standes Herr zu werden. ES handelt sich hier um eine regel rechte Volksbewegung, die angesichts des schwierigen Terrains nicdcrzukümpfcn einen gewaltigen Kraftaufwand erfordern, jedenfalls viel Zeit in Anspruch nehmen, viel leicht auch niemals ganz möglich sein wird. Die Arnaute», mit denen die Serben cs in den ncu- crworbencn Gebietsteilen zu tun haben, besonders zählen zu den grausamsten ihres Stammes. Ihre Leidenschaften sind aufs lebhafteste entfacht durch die viel fachen Gewalttaten, Bedrückungen und Plünderungen, die sie von den Serben nach der Okkupation dieser Gebietsteile zu erleiden hatten, Bedrückungen, die so weit gingen, daß ganze Familien und Stämme ihre ursprüngliche Heimat verlassen haben und nach Jnncralbanicn ausgcwanöcrt sind. Man nimmt es als sicher an. Last sie der berüchtigte Issa Boljctinaz, einer der erbittertsten Feinde Ser biens, aiiführt. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß bul garische Komi tatsch is sich unter den aufständischen Albanern befinden, Leute, die mit der Aufteilung Maze doniens ihre Lebensaufgabe teilweise verloren haben und nun, da sie landslüchtig sind, die Gelegenheit mit Freuden ergreifen, ihr altes Krieger- und Näuberlcben sortznsetzcn. Der weiteren Behauptung, das» sich auch aktive bulgarische Offiziere unter den albanischen Kämpfern befinden und sic anführcn, wird man wohl mit Mißtrauen zu begegnen haben. Im Erfinden und Verbreiten von falschen Be hauptungen ist der Balkan ja immer groß gewesen. Fragt man nach den Ursachen der albanischen Be wegung, so wird inan zunächst einmal alles abznzichen haben, was an tendenziösen Meldungen von Belgrad und auch von Walona über den Ursprung verbreitet wird. Wie gewöhnlich auf dem Balkan, schieben beide Teile den ande ren die Schuld an den Ereignissen zu. Das serbische Prcsscburcau arbeitet, wie schon vor Monaten, mit ent stellenden Meldungen. Die „Albanische Korrespondenz" aber, die während des letzten Valkankriegcs gegründet wurde und sich die Vertretung der Interessen des albani schen Volkes im Auslande zur Aufgabe gemacht hat, ist auch nicht so unvoreingenommen, daß man ihr ohne weite res Objektivität zusprcchen konnte. Im Grunde genommen sind die Albaner nicht minder verschlagen und hinterhältig wie die Serben. Berücksichtigt man aber, was sonst aus dem Auslande über die Aufstandsbcmegnng verlautet, dann erkennt man zivei Ursachen als treibend, Blut rache und Hunger. Einmal haben die Serben ihr Regiment in den von Albanern bewohnten neuserbischcn Gebietsteilen rücksichtslos ansgcnntzt, sic haben die „alba nische Frage" auf dein einfachsten Wege gelöst, indem sic den Albanern das Leben so schwer wie möglich machten, sie bedrückten und ausrotteten und so den natürlichen Stammcshaß zum Ucbcrlaufen brachten. Sie haben aber nicht nur die ihnen utn t e r t ä n i g e n Albaner bis anss Blut gereizt, sondern sic haben anch die B c w o h n e r des autonomen Albanien, die an die neuen Gebiets teile angrcnzcn, zur Verzweiflung getrieben. Die Serben sperren den Bewohnern der albanischen Berge ganz einfach die Märkte von Dibra, Prizrcnd und Djakowa und treffen sic dadurch in ihrem Lebensnerv. Tie Marktfrcibcit, die auf Antrag Oesterreich-Ungarns ans der Botschaftcrkonfercnz beschlossen worden ist. steht nur auf dem Papier, sie ist durch die serbischen Ucbcrgrifsc illu sorisch gemacht. Was auf den albanischen Bergen lebt, braucht die Märkte der Niederung. Dort allein erhält die Bevölkerung der Berge die notwendigsten Lebensmittel und VerbranchSartikcl, weil das gebirgige Land allein den Höhcnbeivvhncrn nicht den notwendigen Unterhalt ver schaffen kann. Wird ihr der Zugang zu diesen Märkten verwehrt, muß sic verhungern. Das wissen die Serben, daher verwehren sie den Mnlissvrc» den Zutritt z» diesen Märkten oder überfallen sic auf dem Heimivegc. Unzählige von Albanern sind bereits auf diese Weise um Hab und Gut gebracht oder feiger Mörderhand zum Opfer gefallen. So wurden die Albaner der Höhen planmäßig der Ver zweiflung zugctrieben. Durch Ausrottung und Aus treibung hoffen die Serben ihr altes Ziel, an die alba nische Küste zn kommen, doch noch zu erreichen. Wenn die Serben erst ihre Drohung, bet weiterem Umsichgreifen des Aufstandes in Albanien cinznmarschicrcn, wahr machen und mehrere strategisch wichtige Punkte besetzen, um, wie sie so schön sagen, ein „Faustpfand" zu haben, dann fürchten wir, werben die Herren in Belgrad auf dem einmal cin- geschlaglnen Wege sobald nicht Halt machcn und werden, wenn die Großmächte nicht cingreifen, Albanien so zer stückeln, daß nur ein Torso noch übrig bleibt. Einstweilen ist cs ja noch nicht so weit, aber die Ereignisse sind oft mäch tiger als die Diplomaten, und die geheimen Drahtzieher in Belgrad sind wieder an der Arbeit. Tie Besorgnis, daß Serbien die im Londoner Protokoll festgesetzten Grenzen überschreiten könnte, ist keineswegs von der Hand zu weisen, und daher war die neulich von Wien aus nach Belgrad gerichtete Warnung, Serbien möge diese Grenzen respektieren und bei voller Anerkenn ung dcS Rechtes, die Ruhe in seinem Territorium wieder herzustellen, die übernommenen Verpflichtungen erfüllen, durchaus berechtigt. Wenn die österreichische Negierung gleichzeitig erklärt, sie werde den Albanern die Wahrung der Ruhe dringend ancmpfchlen, so wird man ihre Un parteilichkeit gewiß anerkennen, nur darf man sich nicht darüber täuschen, daß solche Mahnungen zur Ruhe im jetzi gen Augenblick nichts mehr nützen. Die Großmächte werden nicht umhin können, in einen neuerlichen Meinungsaustausch über die albanische Frage einzutreten. Es ivird sich die Notwendigkeit ergeben, die Nordost- grenzc Albaniens, die, wie sich jetzt deutlich hcrausstcllt, unter Zerreißung aller wirtschaftlichen Zusammenhänge sestgclegt worden ist, einer Revision zu unter ziehen oder doch Garantien zu schaffen, daß die Markt- freihcit in den Grenzstädten an der serbisch-albanischen Grenze nicht auf dem Papier stehen bleibt. Weiter aber werden die Großmächte auch, worauf neulich die „Times" hinwiesen, dafür Sorge tragen müssen, daß der inter nationale A u f s i ch t s a u s s ch u ß, der mit einer Gendarmerie bas neue albanische Staatsmcsen cinrichten sollte, nun endlich praktisch tätig ivird, daß eine ordnungs mäßige Negierung eingesetzt und der Intrigenwirtschaft Essad Paschas gegen die provisorische Negierung ein Ende gemacht wird. Dainit erweist man der Sache der Albaner einen besseren Dienst als mit bloßen Beschlüssen oder gar Ermahnungen zur Ruhe. Nur auf diese Weise können internationale Verwicklungen, die durchaus nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit liegen, vermieden, kann der sonst unvermeidlichen periodischen Wiederkehr von albanischen Aufständen dauernd vorgebeugt werden. Irahtmeldunge» vom 27. September. Die Tausendjahrfeier Kassels. Kassel. Unter den vom Oberbürgermeister beim heuti gen Festakte bckauntgegcbcnen Stiftungen und Ge schenken befindet sich eine solche von weiteren 25 0 00 0 Mark für die Errichtung des geplanten Volksschwimm bades durch den Geh. Kommerzienrat Dr. Hcntschel. Berlin. iPriv.-Tcl.) Ter Vorstand des Deutschen und Preußischen Städte tagcs sandte folgendes Telegramm nach Kassel: „Namens des Deutschen und Preußischen Städtctnges sende ich der Residenzstadt Kassel aufrichtige Glückwünsche zur Tausendjahrseicr. Die deutschen Städte blicken mit Stolz auf die Stadt Kassel, deren reich- gesegnete Entwicklung während eines Jahrtausends den Ausblick aus wettere' Jahrtausende machtvollen Gedeihens deutscher Siüdlclultur eröffnet." Zum albauischeu Aufstaud. Wien. Zur gestrigen Wiener Meldung des „Pcster Lloyd" über die Stellung Oesterreich-Ungarns zu den Vorgängen in Albanien fügt das „Neue Wiener Tag blatt" auf Grund eingchvltcr Informationen hinzu, daß Oestcrrci ch - U u g a r u und Italic n aus eigenem Antriebe und auch erst nicht seit heute ihren Einfluß auf Albanien geltend machten, um dort ernstlich zur Ruhe zu mahnen und ein Uebergreifen der Bewegung a»f das nntvnvme Albanien hintanzuhalten. Das Blatt erklärt weiter: Die von de» Serben selbst genannten Naznen der Führer des albanischen Aufstandes, wie insbesondere Bol- jctinatz, beweisen, daß es sich um Albaner handelt, die jetzt serbische Untertanen sind. Wenn nun von serbischer Seite auf die infolge des Druckes der Mächte erfolgte vorzeitige Zurückziehung der serbischen Truppen aus Albanien als Hauptgrund des Aufstandes verwiesen werde, so sai dem gegenüber festgestcllt, daß diese Zurückziehung tatsächlich niemals vollständig erfolgt ist. Belgrad. Der Krieasminister hat die Einberufung der Wehrpflichtigen ersten Aufgebots, das zwölf Regimen ter nmfastt, angevrdnet. Wegen großer Militärtranspvrte wird der Bahnverkehr für Reisende auf einige Tage ein gestellt. Zur Kolonialreisc des Kronprinzen. Berlin. lPriv.-Tel.j Meldungen über eine angeblich beabsichtigte größere Kolonialreisc des Kron prinzen werden von der „Kreiizztg." als unzu treffend bezeichnet.