Volltext Seite (XML)
Mt* orttgo <Ksfs* , a« Freitag «arge». Starke engttsche Teilan griffe scheiterte» nord östlich von Upern und bei Leu». Deutsche Ltavallerie warf russische Nachhute» 70 Kilometer östlich Riga. Zum deutschen Gvuverueur von Riga wurde Generalleutnant v. Alten ernannt. Durch die militärischen Operationen an der russi schen Nord oft front wurden binnen drei Tagen deut scherseits etwa 8000 Quadratkilometer besetzt. Der Generalkomman^ant von Uskow lieh alle Staatsarchive und Banken nach dem Norden fortschaffen. Auf der Kar st Hochfläche wurden wieder tiber 3000 Italiener gefangengenommen; die österreichisch-ungarischen Truppen behaupteten ihre neuen Stellungen. Der Monte San Gabriele wurde in erbittertem Ringen gegen die Angriffe acht italienischer Brigaden be hauptet. Ludcndorff sprach die Zuversicht au», daß wir den Krieg innerhalb einiger Monate zu glücklichem Ende füh ren werden. Die Frvntretsrn der Reichstagsabgeordneten haben begonnen: gestern, Donnerstag, haben 83 Abgeord nete die erste Fahrt angetrcten. Die ..Nordd. Allg. Zig." wendet sich gegen die Aussagen deS russischen Gene r alS Michelso n im Suchomlinow- Prozeß. Wetteransage der amtl. sächs. Landeswetterwarte: Keine wesentliche Slenderung, Gewitterneigung. Ursirr dt» -ichuidattp» ir«»Alfifch«r Unter» i GeÄschland und der be»tschen Negierung hat »wische« der fra ein Austausch von ErNärungen „Nordd. Allg. Ztg." im Wortlaut nehme» daraus folgend«-: I« der Erklärung d«r französische» Regierung ail Liquidation stattgesun wtedergt e«. ergibt. di« Wir die ent- r Unternehmungen t« Deutschland >uf ihr« sche Reg ber schla Note vom egterung, daß Die Froutreisc» der Reichstagsabgeordneteu haben begonnen. Am gestrigen Donnerstag traten 83 Ab geordnete die Fahrt an. Die Herren fahren i» vier Gruppen zu je acht M a n in Zivei Gruppen begeben sich an die West-, zwei andere an die Ostfront. Die Be sichtigungen sollen liS zum 30. d. M. dauern. Die Oberste Heeresleitung hat den Wünschen deS Reichstags dahin ent sprochen. Satz sie bestimmte, die Reifen noch dem Zusammen tritt des Reichstags «>m 3». September zu w iedc r h o len, und zwar in der Weise, dah jedem einzelnen Abgeordneten Gelegenheit gegeben wird, ein-e Reife an die Front zu unternehmen. Tie Führung der Abgeordneten liegt in den Händen deutscher Offiziere. Die Verfolg!!»«! der Russe» im Rordofien. b. Ueber den russischen Rückzug wird berichtet: Alle Straften sind verstopft. Die geschlagenen Massen drängen hastig vorwärts, um sich dem feindlichen Truck zu entziehen. Diedeutschen Flieger lassen den fliehenden Truppen keine Rast, sondern verfolgen sie und bewerfen die auf gelösten Verbände aus geringer Höhe mit Bomben. Im ganzen Rückzugsgebiete herrscht eine ungeheure Panik. Die zurückflutenden Soldaten plündern die Dörfer. Ganze Negimenter sind an einem Tage auf Wage». Automobilen und mit der Bahn mehr als 60 Werst znrück- gegangeu. Die grossen Erfolge, welche die deutschen Truppen an der Nordostfront erzielte», sind, wie uns unser Berliner Mitarbeiter meldet, unter verhältnismäßig sehr ge ringen Verlusten erreicht morden. Bon besonderer Wichtigkeit war die Eroberung des Brückenkopfes von Riga mit seinen arrsgedehnten Befestigungen, die sich 5 Kilo meter weit erstrecken. Am Aufbau dieser Beseitigungen war zwei Jahre hindurch gearbeitet worden. 'S 8 Infolge der Operationen an der Nordostfront, die zur Einnahme von Riga und Dünamünde führten, wurden 'LZdeutscherfelts etwa 8000 Quadratkilometer A^binnen drei Tagen neubesetzt. ES sind daS drei- ^«mal soviel, als die Franzosen in Elsaß - Lothringen besetzt L ^ baden. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen beziffert sich, wie ja auch im Hoc res bericht schon gemeldet wurde, auf 8 etwa 8000. Dah sie nicht gröher ist, beweist nur, daß die L « Russen eS sehr eilig hatten,, sich zurückzuzichen. «Z S« a» G s » L Der Gouverneur der Festung Riga. ^ l,. Zum Gonverncur der Festung Riga wurde, wie die ^ . Tagt. Rinidsch." erführt, Generalleutnant v. Alten ernannt. l>. V sr r- 8 Die innerpoiiiische Krise in Frankreich. „Petit Journal" meldet: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Ribot am Freitag dem Miniskerrat das Rücktritts- gesuch des Kabinetts cinreichen. Er wird sich hier auf dem Präsidenten der Republik zur Bildung des neuen Ministeriums zur Verfügung stellen. Laut „Journal" be absichtigt Niüot, ein Ministerium aufbreiter Basis zu bilden, worin die Linksparteien eine grofte Vertretung hätten. — Fast alle einflnßreichcn französischen Grnppcn- chefs befürworte» den Rücktritt des Kabinetts Ribot. Mehr fach werden auch gegen die schwächliche Leitung der aus wärtigen Politik Einwendungen erhoben. Die innerpolitischc Lage Englands. d. In der letzten Zeit war der Verkehr zwischen Irland und England einige Tage hindurch vollkom men unterbrochen. Die Ursache soll darin liegen, dah in Irland neue Unruhen auSgebrochen sind. Im übri gen sind die Arbeiter- und Soldatenräte, die sich auch in Eng land gebildet haben, auf Befehl der Regierung innerhalb zwei Wochen aufzulüsen. Die Arbeiterschaft wendet sich immer mehr von Lloyd George ab. Man hat ihm, wie außer dem bekannt wird, aus Kreisen seiner Ministerkollegcn nahe- geleg-t, bald zurückzutreten. Snowden schreibt tm „Labour Leader", Sic Angst der englischen Negierung, keine englischen Sozialisten nach Stockholm reisen zu lassen, müsse irgend wo ihren Grund haben. Allerdings würden die Sozialisten der ganzen Welt allmählich England die Schuld für die Fortsetzung des Krieges zuschiebcn müssen. Neue amerikanische Darlehen für England und Frankreich. Die amerikanische Negierung leiht England und Frankreich je 100 Millionen Dollars. sW. T. B.) Amcrikanische Unverschämtheiten. Das holländische Nieuwe Bureau meldet aus Washington: Das Auswärtige Amt teilt mit, dah die tatsächliche Ausschaltung der Hvhcnzvllern keineswegs von Amerika zur Bedingung des Friedens gemacht wird. Amerika wird sich damit begnügen, daft eine Aenderung der Regierung des Deutschen Reiches stattfindct, die ein zu verlässiges und ernsthaftes Verfahren Deutschlands in seinen Beziehungen zu den anderen Ländern sichert. Man mein! zwar, daft die Ausschaltung des Herrscherhauses der Hohcn- zollern die Stabilisierung der auswärtigen Politik be schleunige» würde, aber es liege nicht in Amerikas Absicht, dem deutschen Volke seine Regierung diktieren zu wollen, nur wird Amerika zu beurteilen haben, ob die vorzunehmcnde Aenderung genüge, um einen Tauerfricden zu begründen. Aus welchem Recht Amerikas Regierung solche freche Forderungen aufstellt, bleibt ihr Geheimnis. Es ist eine mindestens eigentümliche Auffassung vom Recht der Selbst bestimmung der 'Nationen. Umläufe «uscrcr Schiffe in Amerika. t>. Laut amerikanischen Meldungen wurden die beschlag nahmten deutschen Schisse „Vaterland". Kronprin zessin Cecilie", „Kaiser Wilhelm II." in „Levia than". „Mount Verne" und „Agamemnon" umgetauft. Diese Schisse sollen als Transportdampser Verwendung finden. „Vaterland" hat bOOOO Tonnen, dir beiden andere» Schisse je rund 10 000 Bruttvregistcrtonnen. „Vaterland" gehört der Hapag, die anderen dem Norddeutschen Lloyd. wird «. a. gesagt: Mir Be-teyung au 38. September 1910 erklärt dt« franzvsls, "« die von den deutsche» Behörden gegen französisches rivatetgentum in Deutschland, den besetzten Gebieten und lsaß-Lothringen angevrdneten Liauidattonsmaßnahmen als null und nichtig betrachtet. Die französisch« Regie rung legt gegen die deutsche Behauptung, -ah di« angeord- neten Liquidationen Vergeltungsmaßnahmen gegen die in Frankreich in äußerst seltenen Füllen vvr- genommenen Verkäufe deutschen Eigentums seien, nach drücklich Verwahrung ein. Diese Verkäufe sind von den Gerichten mit der größten Zurückhaltung und einzig zur Zahlung fälliger Schulden gestattet worden. In gleicher Art hat man ähnliche Fälle in Deutschland geregelt. Demgegenüber wird in der Erividerung der deutschen Regierung betont: Die deutsche Regierueg entnimmt die ser Erklärung, daft nach französischer Auffassung jede zwangsweise Liquidation feindlichen Privateigentums gegen das Völkerrecht verstößt, sofern sie sich nicht aus Gründen der Vergeltung rechtfertigt. Sie kann sich dieser Auffassung nur anschlieften und erblickt in der französischen Erklärung eine grundsätzliche Ablehnung des Standpunktes der britischen Regierung, die den von -er deutschen Negie rung alSbald nach Beginn des britischen Liquiüativnsver- fahrcns erhobenen Protest mit der Begründung abgewie- sen hat, daß eS sich um eine militärische Maßnahme handle, die keiner Erörterung unterzogen werden könne. Nnr enthält es einen auffälligen Widerspruch, daß die französische Regierung sich jetzt zugunsten des in Deutsch land befindlichen Privateigentums auf einen Stand punkt stellt, den sie im eigenen Lande nicht zur Geltung gebracht und bet den gegen Deutschland gerichteten Abmachungen mit ihren Bundesgenossen offen verleugnet hat. Mit der Einberufung der Pariser Wirtschaftskonfercnz vom Juli 1016 hat sich die französisch« Regierung zum Haupt träger -er Ideen gemacht, die i» den einstimmig gefaßten Beschlüssen dieser Konferenz zum Ausdruck gekommen sind. Bet den damals beschlossenen Maßnahmen der Entente- Mächte ist aber nicht nur die Sequestration, sondern auch die Liquidation feindlicher Unternehmungen ausdrücklich vorgesehen worden. Die französische Negierung wird nicht behaupten wollen, daß damals auch nur eine einzig« der in Deutschland befindlichen Unternehmungen feindlicher Staatsangehörigen zur Zwangsliquidation gebracht worden war. Wenn die französische Regierung di« offene Ein führung eines allgemeinen Liauidationsverfahrens ver mieden har, so ist dies nicht deshalb geschehen, iveil sie sich mehr als ihre Bundesgenossen an die völkerrechtlichen Regeln über die Unantastbarkeit des Privateigentums ge bunden gefühlt hätte: denn tatsächlich ist ein großer Teil der deutschen Unternehmungen in Frankreich und den französischen Kolonien durch Maß nahmen der französischen Behörden dem völligen 3! u i n z n g c f ü h r t worden. Die deutsche Negierung hat mit Gegenmaßnahmen lange gewartet. Erst als sich zeigte, daft die französische Negierung keinesfalls gewillt war, auf das ihr mitgeteilte, den Zustand des deutschen Vermögens in Frankreich klar beweisende Tatsachenmaterial einzu gehen und nach Maßgabe des Völkerrechts den Schutz der deutschen Privatrechte sichcrzustellen, ist deutscherseits die Vergeltung angeordnet worben. Sie wird nun mehr durchgcfithrt werden, bis der verfolgte -Zweck erreicht ist. Daran vermag weder die von der französischen Negierung beliebte Nichtigkeitserklärung, noch der Vorwurf der Beraubung, noch auch der drohende Hin weis auf die Folgen etwas zu ändern. Weitere Drahtmeldungen: Die „Nordd. NUg. Ztg." gesien General Michelson. Berit«, 6. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt unter der Uebrrschrift „Genera! Michelson": Die Pctcrsb. Tel.- Agentur verbreitet folgende Nachricht: Im Suchom- linow-Prozeß sagte General Michelson, ehemals russischer Militärattache in Deutschland von 1906 bis 1911, er habe dem Kriegsministerium die militärischen Vor bereitungen Deutschlands und technischen Einzelheiten der Bewaffnung der deutschen Armee gemeldet. Das Kriegs ministerium habe sehr wohl gewußt, daß Deutschland be reits 1909 und dann 1918 die Absicht gehabt habe, den Krieg zu erklären. Auf eine Frage des Vorsitzenden des Gerichtshofes, im Bündnis mit welchem Staate Deutsch land die Absicht gehabt habe, den Krieg zu erklären» ver langte der Zeuge den Ausschluß der Oeffcntlichkeit, was der Vorsitzende auch zubilligtc. — Tie Behauptungen des Generals Michelson, der von seinem Berliner Posten im Jahre 1910 wegen seiner Mitwirkung in Spionage- Angelegenheiten auf Verlangen der deutschen Re gierung abbcrufen wurde, müssen aufs schärfste zurück- gewiesen werden. Sowohl im Jahre 1909, wie im Jahre 1918 hat Deutschland nichts ferner gelegen, als Rußland den Krieg zu erklären. Im Gegenteil! Deutschland ist in beiden Jahren mit Erfolg für die Aufrcchterhaltung des europäischen Friedens bemüht gewesen. 1909 hat Deutsch land während der österrcichisch-ungarisch-russischcn Krisis infolge der Annexion von Bosnien und der Herzegowina einen freundschaftlichen Schritt in Petersburg unternom- men, der zur Beilegung der Krisis geführt hat. Aus diesem Schritt ist die Legende von einem im kritischen Moment in Petersburg mit gepanzerter Faust unternom menen Druck entstanden, die oft genug mit Erfolg wider legt worden ist. Die Anregung zu diesem Schritt, der ledig lich der freundschaftlichen Vermittlung diente, ist von Rußland ausgc gangen, und unsere Negierung ist ihr im Interesse des Friedens nachgckommen. Die Folge der Bemühungen des Deutschen Kaisers und der deutschen Negierung um Erhaltung des Friedens war die herzliche Begegnung des deutschen und russischen Kaisers in den finnischen Schären, die allgemein als eine Bekräf tigung des Friedenswillens der beiden Völker aufgefatzt wurde. Die Veröffentlichung -er damals entstandenen diplomatischen Dokumente über diesen Schritt Deutschlands zur Erhaltung des Friedens, die von Deutschland vor- gcschtagcn war, ist später auf russischen Wunsch unter blieben, da es Jswolski wohl peinlich war, vor der Welt zuzugcbcn, daß er in dem kritischen Moment, wo der Karren feiner Politik vollständig festgesahren war, keinen anderen Rat gewußt hatte, als den deutschen Reichskanzler um Hilfe anzurufcn. Auch im Jahre 1918 während ber Balkankrisis ist Deutschland nicht nur weit davon entfernt gewesen, an einen Krieg mit Rußland auch nur zu denken. Die deutsche Regierung hat vielmehr, wo sie konnte, im Sinne einer Entspannung zwischen Oester reich-Ungarn und Rußland gewirkt. Bekanntlich ist diese Entspannung zum großen Teil auf den persönlichen Ge dankenaustausch zurüüzuführen, der damals zwischen Kaiser Franz Joseph und dem Zaren stattgefunden hat, und der in der Mission des Prinzen Hohenlohe nach Petersburg nach außen hin zum Ausdruck kam. Oester- reich-Nngarn trat mit Rußland in einen Gedankenaustausch über die beiderseitige Verminderung der Grenztruppen ein, der trotz der Hetz-reien des Großfürsten Nikolai Ntkolajewi. sch und seiner Schwägerin, der Großfürstin Militza, zu dem gewünschten Ziele der Sicherung des Friedens führte. Der damalige russische Ministerpräsident Kokokzcw betonte dem Grafen Pourtalös gegenüber besonders die Verdienste, die sich Deutsch land während der ganzen Krisis um die Sache des Frie dens ermorden hat. Der Zar erkannt« diese verdien sie dankbar an. Erwähnenswert ist et« Schreibe» Seiner Majestät des Kaisers vom 34. Februar ISIS an den späte« so ruchloS ermordeten Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Estbe, in dem es wörtlich heißt: Ich möchte glauben, daß Ihr die allmähliche Rückgängigmachung der getroffenen Maßnahmen unbedenklich t»S Auge fasten könntet, natürlich uuter ber Voraussetzung, baß Rußland dasselbe tut. Das würde aber nach meinen Nachrichten zweifellos auch etntreten. Vielleicht hat bte Mission von Hohenlohe tn dieser Hinsicht schon die Wege geebnet. Ich würbe baS sehr begrüßen. Oesterretch-Ungarn würde da- durch ber Welt beweisen, daß eS nicht nervös ist. und zu- gleich die Sympathie aller auf seine Sette ziehen. — Bor dem vielfach und bei jeder Gelegenheit betätigten Friedens willen des Deutschen Kaisers und ber deutschen Regierung, dir offen vor aller Welt klar liegen, zerschellen alle Ver leumdungen bösartiger Skstnder, zu denen auch Herr Michelson gehört. lW. T. B.) Sin neuer Schuldbeweis für die Anstifter deS Sellkrtege». Wien, 6. Sept. Anknüpfend an dte Aeußerunge« des deutschen Reichskanzlers über dte Enthüllungen tm Prozeß Suchomltnow erinnert das „Fremdenblatt" an eine Tatsache, die tm „Fremdenblatt" bereit- veröffentlicht wurde. Der Chefredakteur des „Aremdenblattes" besuchte am 30. Juli 8!4 Uhr früh den englischen Botschafter Bunsen. Dieser erklärte im Laufe des Gespräches, daß ihm sein russischer Kollege Schebeko am 29. Juli abend» die Mitteilung machte, daß er aus Petersburg dte Nachricht von ber Mobilisierung der russischen Armee erhalten habe. Ans dieser Tatsache geht, so erklärt bas „Fremdenblatt", hervor, daß auch der damalige russische Minister des Aeußeren Ssasonow in der Verschwörung gegen den Frieden eine hervorragende Nolle gespielt hat, und daß auch Ssasonow am 29. Juli, also am selben Tage, wo General Januschkewttsch sein Ehrenwort verpfändete, die Mobilmachung sei noch nicht erfolgt, den russischen Botschaftern und Gesandten Mitteilung machte von ber er folgten Mobilisierung. Diese Tatsache sei ein neuer Be weis dafür, wen die Schuld an dem Ausbruche des Welt krieges trifft. (W. T. Die feindliche» Mißerfolge im Westen und Oste«. Berlin, 6. Sept. In der neuen, seit einigen Tagen tobenden Artillerieschlacht tn Flandern ver- mochten die Engländer bisher trotz größter Massierung von Batterien nicht die Feuerüberlegenheit zu erringen. Die ersten Jnfanterieangriffe, die sie am Abend des 5. Sep tember der Artlllericschlacht folgen ließen, führten zu einer schweren englischen Niederlage. In der Gegend östlich Apern hatte die britische Artillerie ihr Feuer drei- mal zum Trommelfeuer gesteigert. Dann begannen um 1U Uhr die englischen Angriffe aus der Gegend von St. Iulien. ZnsammengefaftteS Feuer wteS die Sturm- weilen bereits größtenteils vor den deutschen Stellungen ab. Was bis an die Grüben gelangte, wurde im Nah» kämpfe zurückgeworfen. Um 11 Uhr wiederholten dte Eng länder ihre Angriffe mit dem gleichen Mißerfolge. Dagegen stieß eine deutsche Patrouille erfolgreich östlich Armentiärcö vor. In Gegend Frezensberg brachte eine deutsche Patrouille zwei englische Maschinengewehre ein. Auch an dcrK ü st c war das Artillerieseuer heftig. Ostende wurde von Land her durch Flachfeuer beschossen, ohne daß mili tärischer Schaden entstantz. Im Artois und in der Ge-m gend von St. Quentin hat die englische Artillerietätig» kcit aufgchürt. An der Aisne unternahmen die Fran zosen nur in der Gegend von Pargny-Filain am Abend einen Angriff, der vollkommen zusammcnbrach. Die zu- sammengeschossenen französischen Sturmwellen gelangten nicht einmal bis an die deutschen Hindernisse. Alle weiteren Angrisfsversuche der Franzosen an dieser Stelle unterband das deutsche Vernichtungsfeuer. Auch nördlich von Reims wurde ein französischer Angriff abgcwiesen. Vom Sou- lains-Waldc bis östlich Bcthcny hatte den ganzen Tag über starkes französisches Artillerie- und Minenfeucr aus den deutschen Stellungen gelegen. Truppenansammlungen in den sranzösische» Gräben wurden mehrfach erkannt und unter Vernichtungsfeuer genommen. Als dann um 10 Nhr abends die Franzosen nach schlagartig cinsetzender höchster Steigerung des Artillerie- und Minenfcuers zum Angriff vorbrachen, empfing sie ungeschwächtes deutsches Abwehr feuer, das ihren Angriff vollkommen zusammen brech c n ließ. In der Champagne kamen die beabsich tigten französischen Angriffe gar nicht erst zur Ausführung. Dte in den französischen Gräben beiderseits der Straße Somme-Py—Souain zwischen 8 und 8 Uhr 30 Min. abends zum Sturm bcreitgestellten französischen Truppenansamm lungen wurden durch Vernichtungsfeuer zerstreut. Vor Verdun nimmt die Artillcrieschlacht auf dem Ostufer der Maas noch an Ausdehnung zu. Unter erfolgreichster Mit wirkung der Flieger setzte oie deutsche Abwehrartillerte mit bestem Erfolge die Bekämpfung der französischen Batterien fort. Wieder konnten zahlreiche Brände und Explosionen beobachtet werden. Der Verkehr hinter der französischen Front wurde durch Feuer gestört. Die fran zösischen Gräben, besonders die östlich des Fosses-Walbes, deren verstärkte Besatzung erkannt worben war, wurden mit Vernichtungsfeuer belegt. — Im Osten ist an der kurländtschen Front die deutsche Kavallerie durch Sumpf und Wald der in Richtung auf Wenden abstehenden 12. russischen Armee auf den Fersen, während bte deutsche Flotte den Rigaischen Meerbusen beherrscht. Die stündlich steigende Beutezahl läßt die wachsende Bedeutung des großen deutschen Erfolges bei Riga immer deutlicher erkennen. Von der übrigen Ostfront ist mit Ausnahme eines mißglückten rumänischen Angriffe- bet Muncelul und mehrfacher erfolgreicher Patrouillenvorstöße der Verbündeten nichts zu berichten. lW. T. B.) Die Wucht der Russe« aus Livland. b. Stockholm. 6. Sept. lEig. Drahtmeld.) Di« Peters burger „Börsenzkg." meldet, -aß «ine neue Flücht lingswelle aus Livland gegen Petersburg heran komme. T>ie meisten Bauern und Städter verlassen Liv land panikartig. Tie ersten Flüchtlinge auS Riga sind be reits in Petersburg eingetroffen. Die Flüchtling« be ginnen, eine Gefahr für die Rückzugs st ratzen der Armee zu werden. Nicht minder groß ist die Gefahr, die die Flüchtlinge für Petersburg bedeuten,. DaS Matt schätzt die Zahl Ser gegenwärtig auf der Flucht aus Livland be findlichen Personen auf rund 800 000. , d. Basel. 6. Sept. lEig. Drahtmeld.) „Daily Mail" meldet ans Petersburg: Der Stadtkommandant von Pskow hat alle Staatsarchive und Banken weiter nach dem Norden sortschassen lassen. General Alexejew über Rußlands Lage. / d. Kopenhagen, 6. Sept. lEig. Drahtmeld.) General Alexejcw, der von Kerenskt abgesetzte russische Ober- befehlshaber, erklärt im „Utro Rossij, früher war bte Situation schon schlecht, aber jetzt ist sie noch schlechter geworden. Man müsse es sich klar machen, baß eS jetzt nur noch zwei Auswege gibt: entweder müssen wir Frieden schließen oder den Verfall inner halb der Armee zum Stillstand bringe«. Rene Unruhe« in Petersburg. b. Stockholm, 0. Sept. lEtg. Drahtmeld.) In Peters burg kam eS zu schweren Ausschreitungen, weil bolschcwikische Waylproklamationen durch Soldaten eineS für die Front bestimmten Bataillons abgerissen wurden. Vorübergehende Arbeiter suchten die Mannschaften daran zu hindern und schleuderten auf die Soldaten Hand granaten. Die Soldaten antworteten mit Gewehr schüssen. Das vorbeimarschierende 1. lettische Scharfschützen- Regiment mischte sich zugunsten ber Bolschewiki ein und > schoß wieder aus das Bataillon. Auch aus anderen Gouver-