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7lr. ZSZ Seite 2 vonner»t«g, < Uug«fi 1S27 sonstiger Fvridaner des Generalstreikes seinen Rücktritt. Tie mußte» den Streik abbrrchcn, ohne daß Schober von seinem Pusten mich Die Positiv» Schober» ist gefestigter als je vorher. x So konnte die ErössiningSrede des Bundeskanzlero Seipel im Nutionulrat die Devise tragen, die er an den Schluß seiner Ausfuln unge., setzte: „Sprechen Tic jetzt nicht» von einer Amnestie, wir motten fest sein, aber iesi sein, beißt nicht hart sein, ebensomenig mie Milde Schtväche bedeutet." Er leitete die Sitzungen niit einer Ansprache ein. die weit von Schivächr. mau kann allerdings auch sagen, weit von Versöhnung rnt- terni mar. Co ist sumptvinatisch. daß Bundeskanzler Seipel die Milde sur djc während de» AusrulirS Berbasieten so energisch ablrbnte. 2!icht mit Unrecht: Denn die Untersuchung lmt ergeben, daß durchaus nicht ausschließlich politische Seiden» schalt in den Straßen ivüteie, sondern daß zum mindesten der vom politische» Haß entfesselt« Wirrnmrr von den Au>sistän-t- schen beniitzi wurde, uui zu plündern. So wurde» Schinncksiücke und silberne Lössel ans dem Besitz de» Ehef- redakteurS der .MeichSpost". dessen Wohnung überfallen wurde, in den Taschen der angeblich durch da» Urteil gegen die Schattendorser Mörder zu Ge,valitalen Gereizte» gesunden. Die Untersuchung bat ferner der sozialdemokratischen Ar gumentation. die Ereignisse waren durch Konimuvisten aus Moskauer Weisung entzündet worden, immer mehr dem Boden entzogen. Erst ivnrde nachgewicse». daß Arbeiter der städtischen Elektrizitätswerke mit Pech- ——r- —-» ^ »iTresntier >»» . ... - - « — —— ---> - » fackeln, welche dir nächtlichen Gtraßenarbeiten belruchtelen, den Justizpalast in Brand letzten. Rach dem Gesetz muß auch gleichzeitig ein« Untersuchung »e«ru dt« DicherheltSwache. welche di« «tzdltchen Schüff« a»gab. geführt werden. Sine parlamentarische Untersuchung, für dir insbesondere Dr. «rauer eintrat, wurde a-arlehiU. Die Rede Dr. Bauert konnte die Niederlage, uxlchr die Lozialdemvkraiiich, Partei durch dir Ereignisse erlitt, nicht verschleiern: Der Generalstreik ist durch dir »Länder" so stark erschüttert worden, daß er abgebrochen werden mußte, und selbst die .Arbeiterzeitung" swllt fest, dt« Bestrebungen der Ge- »offen «»ßte« iBzt nicht »ns »kurz der Regi-rnng. sondeen ans »lanntäßig« Uroderuna der Länder" gesichtet sei«. Der Brand des JustizpalastrS bleibt eine dauernd«, »nldschdare Schuld der Sozialdemokraten. Und nicht zuletzt sind die vor» fälle eine Anklage -ege« dl« Schwurgerichte, «egen ein Urteil von Volksrichter» ist das Volk ausgeftande», gegen das Element der VolkSgertchtSbarkett tn der Rechts pflege. Während die Sozialdemokraten die Institution des Volksrichters schützen, erheben sie sich gleichzeitig gegen dessen Urteile. ,.S«hen Sic, wie der Tod alles Erhabene in ihm srei- machte?" sagt der Philosoph tn der „Wildente". Der 100- sache Tod tn Wien hat nichts Erhabene» erweckt. Der Prälat Dr. Drerrl schloß sein« Rede mlt dem menschenfreundlichen Appell: .vor Euch «st Lede« »ud Tod. Wählet!" Oesterreich hat bisher noch nicht gewählt. L. v. Der Dauerslug -er Junkers-Maschine. 3400 Km zurUckgelegl. Dessau, t Ana»,!. Die gestern srüh zu einem Dauer» rclordveriuäi ausgeßiegene Iunkersozeanmaschine .18 l- unter Füürnna der Piloten R i >t > c z und Edzard hat die ersten 21 Stunden, die wegen der hohen Belastung der Maschine immer ziemlich kritisch sind, glücklich überwunden und pendeit zurzeit in störungslosem Flug weiter zwischen Deisau und Letpztg-Mockan. I„, Lause der Nacht hatte sich der in den Abendstunden anfsieigende Bodennebel so verstärkt, daß die Flieger »ach Mitternacht de» Pendelslug für einige Zeit unterbrechen und nur i» der Nabe des Deiianer Flug platzes kreisen »iiißlcn. um im Bereich der dvrtigen Leucht zeichen z» bleiben, In de» frühe» Mvrgenstnnden ging dann bei zunehmender Sicht die Rette ivicöer nach Lcipzia und ziiruck. Um 8.1>> lll>r ivar nacti einer Geiai»tsln.gzeit vv» Slundeu 45 Miuuieii die ßiuuüe vvtlcndet Mit einer Dnrckschnittsaeilhwindigkeit von tLS Stundenkilometer war insgesamt eine Strecke von etwa 8356 Kilometer, davon zwischen den Wendemarken Dessau und Leipzia eine Strecke von L.»ül> Kilometer znrückgelegt. Auftragsgemäß ineldetcn die Piloten jedesmal durch Zettelnbwnrs. ivenn ein Benzin tank entleert mar. Um 8.40 Uhr lag die Meldung über die Entleerung von sechs Danks vor. Die Nachricht über den siebenten Dank blieb -an» aber z» der ernxrrtelen Zeit an», woraus geschlossen werden kann, daß sich einer der beiden Flugzeugführer in den heutigen Borinittagssiiinden zu einer kurzen Nuhe aus da» in der Kabine provisorisch Iiergerichtete vmer bcacbe» hatte. A» Lebensmittel» führen die Flieger Kaffee. Tee. Zitrone. Wasser, Brot und Flcttchkvnservcn mit. Da» Wetter war auch heute vormittaa nach den bisher vorliegende» Nteldimgeu günstig, lim 0,27 Uhr nmr die 26. llknnde vollendet, und eine Gesanttstrecke von 3475 ' ineter znrückgelegt. Um .12 Uhr wird auö Deffau gemeldet, daß sich die Maschine aus der 28. Runde befindet und daß weiterhin alle» glatt vonstatten aeht. Der Flug der Piloten Edzard >i»d R ! st ! c z geht weiter gut voiisiattcn. Um >l Uhr 0 Plinuten ivnrde die 28. Runde Dena» Leipzig vollendet. Die Piloten warfen einen Zettel ab mit der Mitteilung: .Alles in Ordnung! Nur bodenlos langweilig!" Die Entfernung, die in dem über dreißig Stun» den andauernden Fluge zwischen den Wendemarke» bisher znrückgelegt wurde, beträgt etnm 3000 Kilometer. Im ganzen ist die Kilometerleistung eine weit höhere. dg während -er Nachtstunde» ans Grund von Bodennebeln kurze Zeit über dem Flugplatz ln Dessau gekreist wurde. Die Keartt-Presfe zu dem Fluyplan Dessau-Neuyork. Verlegers William Randolph Hearst. In dem Bestreben, dt« Entwicklung der transatlantischen Luftfahrt zu fürder» und «ine bessere Verständigung »wischen den Nationen her. deizusührcn, hat Mister Hearst einen Gesamtbetrag von 83 «10V Dollar zur Ermöglichung deS Fluge« auSgeseht. von diese« »ti noo Dollor »erde« 1»000 Dolor sür dad Vorrecht gezahlt, «inen amerikanischen Korrespondenten der Hearft- Blätter als erste« regulären ZeitnngSvcrtreter bet einem transatlantische» Kluge als Paffagier mitslirge« ,» lassen." Der Slreckenwellrekord um ISO km Überboten. Berlin, 4. Aug. Der .Rohrbach-Roland" unter Iithrung SteindorsfS hat heute mit einem Flnggewicht von 7800 Kilvgr. ans der Rundstreck« Nikolassee—Wittenberg— Rüthnick mit einer Fluggeschwindigkeit von 160 Kilometer folgende Flughöchstlctstung ausgestellt: Entfernung in ge schlossener Bahn mit 2000 Kilogr. Nutzlast 1750 Kilometer, d. h. der bisherige Weltrekord ist um 130 Kilometer ge» schlagen. sT.-U.j Vevines vzeariflug. Paris, 4 August. Wie .Petit Journal" berichtet, hat Drouhin gestern durch einen Gerichtsvollzieher Levine an die Einhaltung seines Vertrages erinnern lassen. Levine soll grundsätzlich die tn dem Vertrag für ihn ent haltenen Verpflichtungen anerkannt und sich verpflichtet haben, spätestens tn zwei Wochen zu dem Ozeanslug zu starten. Zwar habe Levine die finanziellen Klauseln des Vertrages an erkannt, dvch seien hierzu noch einige Einzelheiten zu regeln. Anschluß -es Werwolf an -en Stahlhelm. Berlin, 1. August. Zwischen dem Führer deS Werwolf, Kloppe, und dem Kapitän Ehrhardt, der jetzt im Stahl» Helm führend tätig ist, haben Besprechungen stattgcsunden, die einen weiteren Schritt auf dem Wege einer engeren Z» sammenarbeit zwischen den Verbänden ergaben. Auch eine Reihe von Provinzialverbänden hat in der letzten Zeit ihren Anschluß a» den Stahlhelm vollzogen. Doch Erhöhung -es Kohlenprelses? Berlin, 1. August. Wir der .Lokal-Anzeiger" hört, beschäs. tigt sich der PrctSauSschuß deS Vereinigten KvhlensyndikatS er neut mit der Frage einer Preiserhöhung. Es ist zu erwarten, daß bereits tn nächster Zeit an die ziiständtgen amtlichen Stellen ein derartiger Antrag ergehen wird. Berlin, 1. August. Das Berliner Bureau der Hearst» Prelle stellt der Telnnion folgende Erklärung über den ge planten Flug Dell»»—Nennvrk zur Verfügung: „Die Blätter des ZeitungSverlegers William Randolph Hear st drucken in den heutigen Morgenausgaben in Amerika folgend« Erklärung über den geplanten Flug Dessau—Neu- ' nork ab: Der von de» IunkerS-Flugzeligen geplant« Amerika. Fing wird »iiterstützt durch den Norddeutschen Lloyd, die Darmstadter und Nationalbank und dte Zeitungen des Ditrgermetller a. D. Dr. ffehllng -j-. An seinem 86. GebnrtStage gestorben. Lübeck, 4. «iigust. Bürgermeister a. D. Tr. Fehling, der gestern aus Anlaß seines 80. Geburtstages vom Senat der Stadt Lübeck zum Ehrenbürger ernannt und von der Recht», »nd StaatSwtssenschastltchen Fakultät der Hamburger Uni» verssiät z»m Doktor he. promoviert wurde, ist am Abend gestorben. Fehling ist ein Schwiegersohn Emanuel GetbelS. lTU.i Oerlliches »nd Sächsisches. Der Arbeilsmark» tn Sachsen. lieber die ArbeitSmarktlage berichtet daS-ÄanbrSanü für Arbeitsvermittlung: Der ArbettSinarkt bietet das typische Bild der Hoch, sommermvuat«. Es ist eine Periode verhättnismäbtg ge- ringer Schwankungen. Außenbernf«. Landmtrtschast und Baugewerbe zeigen lausenden Bedarf an Arbeilekiästcn, der sich tn der Landwirtschaft tn der Zeit der Ernte bedeutend steigert. Die wetterverarbritend« Industrie hat bei gutem veschästigungSarad, wie gegenwärtig, starke AnztehungSkrast, so baß bl« Beschaffung von Erntehilsdkrüsten ans große Schwierigkeiten stößt. Auch der Stein, »nd Braunkohlen- bergbau hat tn dieser Zeit regelmäßig stärkeren Bedarf an Arbeitskräften zur Aussüllnng der durch Abwanderung tn Industrt« und Baugewerbe etngetretene» Lücken. In der Nahrungsmittel- und Bekleidungsindustrie läßt um diele Zeit in einige» Teilen, so z. B. In der Süßwarenindustrie, tn der Konfcklions- und in der Hutlnduslrt« auS Gründen der Saisonverschtebuna die Aufnahmefähigkeit hier da» Angebot an Arbeitsuchende» regelmäßig etwas steigt. Bemerkenswert ist in den letzgcnannten Monaten die starke Belebung des ArbettSmarkteS der Jugendlichen und der weiblichen Arbeitskräfte, dte namentlich von der Textilindustrie und der metallverarbeitende» In dustrie auSgeht. Die Arbeitsvermittlung und der ArbcitS- marktauSgleich stoßen hier an verkehrsarmen Gegenden des Gebirges auf Schwierigkeiten tn der N n t e r b r i n g » n g -. frage. Man wird der Errichtung von Arbeiterinneiihetmcn. d. h. der Schaffung billiger Unterkünfte, größere Beachtung schenken müssen als bisher. Insgesamt rückt auf dem Arbeite- markt das Problem der Deckung der Nachfrage nach Arbeit-, krästcn mehr tn den Vordergrund. Das Angebot an Arbeit», kräftcn ist zwar immer noch im ganzen sehr erheblich. Es ist jedoch zu bedenken, daß der Arbeitsmarkt sich vor andere» Märkten dnrch «Ine besonder» große Mannigfaltigkeit auS- zeichnet, und daß die Sortenfrage bei wachsender Arbeits teilung und Arbcitszerlegnng der Arbeitsvermittlung immer größere Schwierigkeiten bereitet. Es ist der Fall nicht selten, daß trvtz verhältnismäßig großen Angebotes In einer Be- rnfsgrnppc an bestimmten Fachkräften drückender Mangel herrschen kann. Die jetzt von -en üssentlichen Arbeitsnachweisen vielfach vorgcnommenen UmschnliingS- und AuSbildungSmaßnahnien könne» stellenweise arbeitsmarkt, politisch vorübergehend gut wirke», man wird aber ans die Tauer nicht allein mit ihnen anskominen könne». —* Die Eröffnung der Autobuslinie Liebenlchn—R«b- wcl» verschoben. Die für den 8. August d. I. in Aussicht ge- nommene Erössnnng der Autobuslinie Siebenlehn—Roß,»ein muß nach Mitteilung der Obcrpostdirektion auf unbestOnmte Zelt verschoben werden, da die Wagen noch in dem vom Hoch- wasser zerstörten Gebiet des Erzgebirges, solange -er Eisen bahnbetrieb stillgelegt litznötigt werden. — * Der Deutsche Neichsverband für Jugendherberge» hat mlt dem Rheinisch-Westfälischen SingkreiS <R. W.S.s eine Werbefuhrt eigenster Art unternommen. Die schwimmende Jugendherberge „Oberbürgermeister Böß, Berlin", dte Platz für sechzig Gäste hctt und auch mit schönem TageSraum und Küche und Wohnung für den Her bergsvater ansgestaltet ist. ivnrde mit dreißig bestgeschultin Sängern und Sängerinnen und einem Toppel-Streich-Onar. tctt für Kammermusik bemannt und wird nun an ollen größeren Orten an der Elbe von Magdeburg bis Schandau iMagdeburg — Torgau — Meißen — Dresden — Schandau- Pirna — Riesa — Dessau — Magdeburgs Konzerte geben. Der Verbandsvorsitzende vom JngcndhcrbergSwerk, Richard Gchirrman», Altena t. Wests., hält dazu Borträge über Iugendivandern und Jugendherbergen. Der Ertrag der Werbefahrt ist -um Besten deS Jugendherbergswerkes be stimmt. Am Sonntag, dem 81. Juli, gab die Singeschar die beiden ersten Konzerte auf der Theaterausstellnng in Magde burg. Der Zndrang zu diesen Darbietungen mar ungemein groß. Tie Chöre und der Vortrag von N. Schirrmann wur- den durch Nadiolautsprcchcr allen Besuchern der Ausstellung zu Gehör gebracht. Die Singeschar bot frohe Chorlieder un- alte Chvrkiinst, die mit stürmischem Beifall ausgenommen wurden. Auch in Dresden wird die - Singeschar mit ihren Darbietungen erfreuen. Das SIngcschiff trifft heute Donner«, tag nachmittag gegen 1-2 Uhr hier ein und wird unterhalb deS Italienischen Dörfchens von der AugustuSbrücke anlegen. Tie Jugendherberge steht von 3 Uhr ab zur Besichtigung offen, gm Interesse deö gemeinnützigen Werke« wird um zahlreichen Besuch gebeten. —* GesellschastSsahrten in D-Zügen. In der Zeit vom 5. bis einschließlich 20. August ivird die Fahrpreisermäßigung für GesellschastSsahrten im Bezirk der Eisenbahndirektion Dresden in D-Zügen nicht gewährt. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung der Reichsbahndirektion Dresden. Wie wird -er Dölkerbundspalail ausseheu? E>n internationales Problem der Architektur. Von Werner F a l ck e. Der Völkerbund bat bisher in Elens leine jährlichen großen Versammlungen in der Salle de la Rösormalion, im Re- sormattonSsaal, abgchalte». Das ist eine große Halle, ein schmuckloser Bau, für große Versammlungen wohl sehr günstig. s»r das Funktionieren deS komplizierten Apparates von Sekretariaten. Kommi'sionen und Prelle, der jede Tagung begleitet, aber durchaus nicht geeignet. Die ständige Völker- bundsorganiiation, daö Gcncratiekretariat, ist bisher auch nur provisorisch im ehemaligen Hotel National nntergebracht. Nur das B. I. T. das Internationale Arbeitsamt, hat schon seine definitive Stätte erhalten. Sie liegt im Parke Mon Ncvos. draußen am Quai Wilson am rechten User des Sees, und dort soll nun auch das neue Palais deS Völker bundes entstehen, sür das die Versammlung im letzten Jahr die Kredite tt5 Millionen Schweizer Franke»» bewilligt hat. Ter Wettbewerb, den das Generalsekretariat daraufhin sur die Erlangung von Entwürfen ausgeschrieben hat. stellte die Architekten der ganzen Welt zum ersten Male vor das Problem eines repräsentativen Baues von internationalem Charakter. Die Konkurrenz war sehr stark. cS sind 377 Ent würfe eingeganae». Die Inru hat kein endgültiges Urteil gefällt: sie begnügte sich mit der Hervorhebung von 27 Ent. würfe» und ihrer Auszeichnung durch verschieden hohe Be träge ans der ausgcietzien Preisiumme. Die endgültige Ent scheidung darüber, welches Projekt anSgesitlirt werden solle, bat lle der Völkerbniidsversammlnna überlassen, dte die Frage im Herbst lösen — oder verschieben wird. Das Urteil der Oesfcnllichkcit über daö Gesamtergebnis der Konkurrenz ist negativ. Man hat allen Grund, erstaunt erschüttert zu sein über den Grad von Unproduktivität, den die Baukunst der ganzen zivilisierten Welt vor der Ausgabe bewiesen hat. die ihr vom Völkerbund gestellt worden ist. ES handelt sich um einen repräsentciliven Bau, gewiß — aber deswegen kann die Aufgabe dennoch nicht in dem yerkömm. lichcn Sinn und Stil gelöst werden, an« dZn dir bisherigen Gebäude dieses Charakters entstanden »nd erwachsen. Dte klassischen Werke der Architektur symbolisieren die Mächte und Ideen der historischen Entwicklung: sie sind entweder -er Aus druck dynastischer Macht — die Schlösser von Versailles, von Potsdam, die Königsbautcn in Spanien — oder Schöpfungen der nationalen Idee, wie stc z. B in glücklicher Weise in manchen Parlamcntogebäuden in Erscheinung treten. In den mittelalterlichen Kirchen ist schon einmal der völker- umspannende Gedanke der christlichen Kirche mit hinreißendem ^Schwung zur Darstellung gekommen. Auf dieser Ebene la bte ideelle Bedeutung der Genfer Aufgabe, zu der als sekun- däre Momente die Anpassung an die Landschaft, an das Stadt bild de« calvlnistischen Gens mit seiner festen Tradition und an die besondere Lage de« Bauplatzes am großzügig angeleg ten, weltstädtisch geschauten Quai Wilson hinzukamen. Das Erschütternde in geistiger Hinsicht ist die Tatsache, daß nur zwei oder drei von den Projekten der Idee, die cS hier zu gestalten galt, nicht völlig stumpf gegenüber stehen. Die un- gcheure Mehrzahl der Architekten hat daö Problem rein formalistttch angesaßt und sich mit einer Monumentalität be gnügt, die bloß handwerklich von den herkömmliche» Formen der historischen Monumentalbauten abgeleitet ist. Dahin ge höre» vor allem die 200 Entwürfe aus der Formcnwelt der klassizistisch-lateinischen Architektur, die um kein Haar ander» aussehen würden, men» stc sür ein AöntgSschloß irgendeiner europäischen Residenz bestimmt waren. Statt der Berkörpe- rnng einer Idee nachzustreben, toben sich diese Architekten mit Kuppeln. Flügeln und langen Fluchten in formaler Re- Präsentation aus. ohne zu ahnen, daß eS sich beim Völker, bnnd nicht »m diele veralteten Arußerlichkciten handeln kann. Er braucht keine pompöse Fassade, hinter der sich von Zeit zu Zeit prunkvolle Festlichkeiten, meist aber «in Leerlauf voll zieht: der Völkerbund ist ein ArbeitSzrntrum, er ist vor allein eine große technische Lrganilation. und es ist daher sinn widrig. wenn die BureanS schamvoll in Anexen nntergebracht werden wie die Wolinräumr der Dienerschaft in den König». Palästen. Der Völkerbundspalast bedarf nur ausnahmsweise eines großen repräsentativen Raumes: daö ist der Sitzung», sagl sür die Vollversammlung, die in der Regel einmal im Jahr »usammentritt. Ihm gebührt zweifellos eine beherr- Ichende Stellung in der Gesamtanlage, aber warum soll dafür wieder einmal der traditionelle Kuppelba» hrrhalten, von dem hinlänglich bekannt ist. daß er akustisch sehr ungünstig ist? Mit diesem großen Saal beginnen überhaupt dir techni- scheu Schwierigkeiten. Er soll Raum bieten für 20t« Per sonen: dobet »st »„ berücksichtigen, daß man zumindest dir «06 Delegierten nicht zuiammettpserchen kann, sondern ihnen Bewegungsfreiheit zubilligen muß. Einige Monumental- Projekt« wollen diese- Problem dadurch lösen, baß st« Säle von bi» zu SSO OM Kubikmeter Rauminhalt Vorschlägen — ohne Rücksicht auf die akustischen Schwierigkeiten, dir sich schon bei Räumen von 20 000 Kubikmeter bemerkbar machen, und die gerade tm vielsprachigen Völkerbund ein« heikle An- aelegrnhett sind. Im übrigen stellt dieser neue Palast, der mit den modernen Verkehrsmitteln, vor allem mit dem Automobil zu rechnen hat. auch hinsichtlich der ganzen Anlage und An- fahrt neu« Ausgaben. SS geht nicht an. wieder einmal dt- übliche Ausfahrt au« der Zeit der großen BtaatSkarosten zu verwenden und sich im ützrigen mit endlosen »mb beschwerlichen Freitreppen für di« «i«r» pled, zu behelfen. Der klassizisti sche Formalismus — lateinischer Prägung vor allem — steht diesen technischen Aufgaben absolut hilflos mit den über kommenen und stnmpsgewordenen Hilfsmitteln gegenüber, von irgendwelchem Sinn für die ideelle Bedeutung des ge- stellten Problems kann bei Vieler Gruppe überhaupt nicht die Rede sein. Aber auch bei den ..Modernen" holländischer, deutscher oder skandinavischer Provenienz findet sich wenig praktische Originalität: auch bei ihnen übcrwiegt bei weitem die Sucht nach Monumentalität, wenn sie sich auch sogenannter „moderner" Mittel und Formen bedient, die sie z. T. den industriellen Bauten entlehnt. Die verhältnismäßig noch beste Lösung bietet ein Projekt von Le Corbusier. Der Architekt Le Corbnsier ist, obwohl seiner Herkunft nach Schweizer, seit langem tn Paris an sässig. ES wird aber nicht gelingen, sei» Projekt sür irgend eine Ration oder für den spezifischen Geist einer Naiional- kultur zu reklamieren. Vor alle» anderen hat er die Ehr furcht vor der Landschaft voraus. Er verstümmelt nicht die Linien dcS Geländes: er schmiegt seinen Bau mit Mitteln, die recht kühn und originell erscheinen, dem Terrain an. Er denkt modern, er schlägt einen 140 Meter langen, verdeckten Quai für die Automobile vor: er hat eine wirkungsvolle Lösung für den großen Saal gesunden — das Uebcl ist nur, daß sein Projekt sozusagen das einzige ist. da» sich aus dem Niveau der Aufgabe hält, wodurch die Neigung entsteht, cS mit allen seinen unzweifelhafte» Fehlern und Unvollkommen heiten alle» andern vorzuzlclicn. Hätten sich die Architekten der ganzen Welt produktiver erwiesen, so müßte man die Mahl zwischen einer ganzen Anzahl derartiger Projekte haben, die in de» Einzelheiten vielleicht mehr befriedigen könnten. Sine Frage von nicht geringer Bedeutung ist schließlich die, waö die Genfer zu dem Palais sagen werden. Dte Stabt hat ihre ausgeprägte Eigenart, auch in ihrem baulichen Charakter ist sie von der französischen Formenwelt durchaus verschieden: die Genfer Bürger haben aber bet aller ihrer Tradition und Eigengenügsamkeit doch «Inen weite» Horizont, der auch ans dte sogenannte „Atmosphäre von Gens" nick« ohne Etnslnß geblieben ist. und so läßt sich sehr wohl verstehen, baß sie steh gegenüber lateinischem Formalismus und Pseudo- modernität aleich kritisch verhalten. WaS wird nun geschehen? In der Jury, di« anö neu» Mitgliedern besteht, halte» sich die latrinisch-klassizistilch und dte moderne Richtung ziemlich die Waage. Aber nicht nur de», halb hat sich daS Kollegium bisher eine» endgültigen Spruche» enthalten. ES hat daS richtige Gefühl gehabt, bah sich de» Völkerbund selbst über dte erste architektonische Verkörpern», die er der Institution geben will. auSsprechen muß. Da» wird von Nutzen sein, auch wenn die Versammlung im Herbst die Jury au-ffordern sollte, ein endgültiges Urteil zu fällen.