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Nr. 100 Seite 2 — »Dresdner Nachrichten" — Montag. 1. MSrz 1S2S Bauprogramm des Reichsverkehrsministers. Jur Belebung -er Wirtschaft! Tepiitz. 28. Februar. Heute fand tm Hotel »Neptun* ein« Protestvers a n, m lung gegen die Sprachen Verord nung statt, an der ungefähr 2000 Personen trilnahmen. Nach einer längeren Rede wurde eine Kundgebung beschlossen, in der es u»ler anderem heißt: Das Sudetendeutschtum verlang« von seinen Vertretern. das, diese im In- und Ausland« den Kamps gegen das ihm angetane Unrecht mit allen gebotenen und zulässigen Mitteln fuhren. Vs »Snne nicht eher Friede« im Lande herrschen, bis das Recht der deutschen Sprache an» erkannt und dem dentschen Volkstum die »alle Sletchberech» tigung zuerkaunt fei. Als der Vorsitzende davon Mitteilung macht«, daß die tschechischen Behörden den geplanten ismzng und das Singen der Lieder: »Die Wacht am Rhein* und „Deutsch land, Deutschland Uber alles* verb oten hätte», begann die Menge die beiden Lieder sofort zu singen und eilte ans die Ltraste, wo Tausende, die keinen Entlast mehr ge sunden lratte», auf die Beendigung der Bersammlung warteten. Es bildete sich ein groster Zug, der zum Markt platz marschierte. wo der deittschnativnal« Abgeordnete Kalinia eine Ansprache hielt. Noch bevor er seine Rede beenden konnte, erschien eine starke Gendarincrieabteilung. die mit gefälltem Bajonett aus die Menge eindrang und de» Marktplatz räumte. Erhebliche Verletzungen sind nicht zu verzeichnen. Die Nänmnng des Marktplatzes dauerte in folge des Widerstandes der Menge eine halbe Stunde. Auch in den Übrigen deutschen Städte» fanden heute ähn liche Kundgebungen stall. Zn Reichenberg konnte die Halle des Rai ha nies die Menge nicht fassen, so da sc eine zweite Versammlung stattsindcn mnstle. Der Vorsitzende der dentichen Raiionalpartei. Dr. Bruiiar, geißelte in scharfen Worten daS tschechische Regierinigssyslein. Er wurde während seiner Rede fortgesetzt vom RegierungSverireter uuter- brochen. Die Versammlung !n T r a n t c n a n wurde nach kurzer Rede deS 'Bürgermeisters und denlschnationalcii Ab geordneten Siegel vom RegicrnngSvertrctcr aufgelöst. Die Winzerunruhen an -er Mosel. Auch separatistisch« Machenschaften? Berlin. 28. tzebr. Zur Milderung der wirtschaftlichen Notlage der Vau» sowie der Schiffbau- und Stfeatnbustrt« und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat auf Antrag deS NetchsverkehrSmtnisterS der NetchshauShaltSauSschutz de» Reichstage» unter Zusrimmuug der vereinigten ReichSratS- auSschUsse dem R«tchSverkehrSministe»*.im die Ermächtigung erteilt, die u. a. nachbenannten, im Haushaltsentwurf für lü2S vorgesehenen neuen Bauausführungen tm Vorgriff auf die Haushaltsmittel für 1920 sofort in Angrtsf,u nehmen: Sicherungsarbeiten an den alten Schleusen des Kaiser» Willielm-KanalS. Beschaffung von drei Motorschleppern für den Kaiser-Wilhelm-Kanal. Beschaffung eines Schwimmdreh. kranS für das Hafenbanamt in Pillau. Verlängerung des obere» TreniiungsdammS a» der Staustufe Grvschvwitz der kanalisierten oberen Oder. Wiederherstellung des LeuchtturmS Dornbusch auf Hiddensee. Beschaffung von zwei seetüchtigen Motvrbarkassen für die Lotsenstationen Thiessow und Barhöst. Verbesserung der oberen Havelwasserstrabe durch Baggerun gen. Elbstromregelung bet Niederwartha, Beseitigung von Untiefen vor der Mündung der alten Elbe, Ein. richtung eines Liegehafens mit Tonnen, und Bauhof bei Schulau lUnlcrelbei, Beschaffung von zwei Schleppdampfern für den Baggcreibctricb des Bauamtes Hamburg. Herstellung von zwölf Dammwärterhäusern und Ausführung weiterer Sicherheitsmastiiahmen am EmS-Weser-Kanal. Vorarbeiten siir die Kanalisierung der Weser vv» Minden bis Bremen, Beseitigung von Schäden an den Ufern, Dämme» nnd Bauwerke» des Rhein - Herne-Kanals und des Dortmund. Ems-Kanals, Herstellung eines zweite» Fahrwassers im Rhein oberhalb des Kamincreckcs. Maßnahmen zur Erhaltung des Fahrwassers im Rhein bei Nackenheim, Mastnahinen zur Erhaltung des Fahrwassers im Rhein unterhalb der Eisen- bahnbrücke bei WvrmS. sW. T. B.) Die Elatberakungen im Saushaltausschusr. Die Sozialisten gegen die Pensionen für Offiziere. tisch schwer tragbare Last. Heute sei »er Offt»ter»p,ullon». so»«» »u einer Erwerbsquelle aller Hochverräter. Putschisten und anttrevublikantschen Geheimbündler und damit g«»abe»u zu «tner Gefahr für die Republik geworden. il) Dt« Sozial» demokratisch« Partei behalte sich vor. die Frage de» Betrage» der Pensionen und ihre Kürzung durch «in Pension»» kürzunaSgese» rtner erneuten Prüfung zu unterziehen. «bg. vrüningdau» iD. Bp.) erklärte, man dürfe nicht daran Vorbeigehen, daß in der Pensionszahlung gewisse Härten vorhanden seien, und «S fei Aufgabe des Reichstage», diel« Härte» nach Möglichkeit auSzugletchen. — Abg. Krtck lBölk.j verlangte von der Negierung die Vorlage «tner Denkschrift über die Pensionen. Die Lrvpenznlag« sei mit den Krieg», zulagen nicht zu verwechseln und wohlerworbene» Recht. daS durch die Abbauverordnung nicht beseitigt werden könnte. — Abg. Laverrenz lDnat.i schloß sich den Ausführungen de» Vorredners bezüglich der Tropenzulage an. Rechtlich sei die Tr«penzulage etwas ganz anderes als beispielsweise die Kampszulage oder die VerstümmelungSzulage. Außerdem er» fordere ihre Aufwertung ja auch nur ganz geringe Mittel. Die vom Berichterstatter Abg. Rochmann lGoz.s genannten hohen Zahlen deS PcnstvnSfonbS erklärten sich eben als -re unglückliche Folge des verlorenen Krieges. ES entspann sich dann noch eine längere Debatte über den Titel, der dle Ehrenzulagen für Inhaber mili» tärischer Orden und Ehrenzeichen betrisst. Dieser Titel ent» hält eine Ausgabe von 700 000 Mk. für diese Zwecke. Dt« Mehrheit des Ausschusses stellte sich aus den Standpunkt, daß die Orden infolge besonderer Tapferkeit verteilt wurden, und das, deshalb an den Ehrenzulagen nicht gerüttelt werden dürfe. Von der Regierung wurde ausdrücklich betont, daß aus diesem Fonds n»r solche Personen Ehrenzulagen. und zwar verhältnismäßig sehr geringfügige, erhielten, dt« dies« Zulagen schon bisher stets erhalten hätten, so daß neue Ehren» zulagen gar nicht in Betracht kämen. — Damit waren der Etat des RcichsfinaiizministeriumS sowie der Etat des Allgemeinen PcnsionssondS erledigt und dkr Ausschuß vertagte sich auf Montag, wo er mit der Etatsbcratniig des NetchSmiiiiste« rium-S des Innern beginnen wird. Köln, 28. Febr. Der Präsident des LandesfinanzamteS Köln ist gestern in B e r n t a st e l eingetrvsfen, um die Sach lage zn erforschen. Wie nunmehr festgcsteNi ist. war dem Leiter des Berukaslcler Finanzamtes am Vormittag des TageS, an dem die AnS-chrcitinigen slattsanden, ein Schreiben zngegaiigeu, unlerschrieben von den WinzerortSgruppen von Erden, Zeltiugcn. Graach, Bernkastel, Mülheim, Licser, Braunebcrg und Wintrich, in dein daraus hiligcivicscn wurde, daß am Nachmittag eine große Pi a s s c u k u n d g e b u u g vor dem Finanzamt stattsinden iverde. Die Winzer forderten so- fertige Zurückzahlung der zuviel gezahlten Steuern und teilten mir. sie wurden keine wetteren Steuern bezahlen, bis bevere Verhältnisse cingclrclen seien. Zn dem Schreiben war schließlich noch gesagt, daß für die Haltung der Menschenmenge nichl garantiert iverde» könne, falls «pidcr Erwarten daS Finanzamt geschlossen sei. Die an, Nachmittag znin Finanz amt geschickte Abordnung fand dort anstandslos Einlaß. Während der Verhandlungen erfolgte aber bereits der An griff ans daS Ami. Ueberall im M'oselgebiele wird der Bcrnkastcler Vorgang verurteilt nnd die Bevölkerung zur Besinnung auf- gesordert. Der Kreistag des Kreises Wittlich nahm eine an den Reichstag gerichtete Entschließung an, in der die Aus schreitungen in Bernkastcl verurteilt werden, ans die Rot der Winzer inngewieien und um schleunige Abhilfe gebeten wird. Wie inzwischen seslgeslcllt worden ist, haben sich bei den Unruhen auch separatistische Bestrebungen geltend ge« macht. Es wurde ein Flugblatt verteilt, ans dem zum Schlnst die Losung nnSgcgebcn war: „Los von Preußen!" Tic Wiiizerschafl selbst sich! separatistischen Bestrebungen fern. Der Ttadlrat von Berukastel bat jedoch eine Kommission, bestehend ans dein 'Bürgermeister und siins Stadtverordneten beauskragt, die Forderungen vor dem Negiernngspräsidciiten zu vertreten nnd ihn darüber ansznüärcn, daß die Unruhen nur ans Rot geboren waren nnd keine separatistischen Be strebungen das Motiv dazu bilden. Die Mvsclminzerschaft sei treu deutsch. kverlfeler Ses Reichsbanners ln Berlin. Berlin. 28. Fcbr. Am Sonntag hatte das Reichs banner Schwarz-Rvt-Gold zum Gc>dächtnis des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert seine Mitglieder nach dem Trep tower Park gerufen zn einer Gedächtnisfeier. Ein größeres Aufgebot von Schupo sorgte dafür, daß der An marsch und der Abzug der Neichsbannerleute nickt zu Reibereien führte. Es sprachen Redner der Demokraten. deS Zentrums und der Sozialdemokratie. IFortseyuiia des Berichts aus de», Sonntagsblatt.> DaS Kapitel „LandeSfinan^äintcr" wurde tm weiteren Verlaufe der Sonnabendsitzuna deS HauShaltSanSIchusses des Reichstages erledigt. Das Baoprogramm der Reichs, sinauzvcrwaliung sah bekanntlich siir Neubau non Lnndcs- sinanzämtern. Finanzämtern, für Aussivcknng eines Haupt- zvllanitSgebäudeS usiv. insgesamt Ausgaben tu Höhe von 9 26 M i l l i o n e n Reichsmark vor. Der Sparausschuß hatte von dieser Summe bereits 1'- Million Reichsmark ge strichen. Nunmehr wurde die Summe tin HauShaltsauS- ichnß durch Annahme folgender Entschließung des Abgeord- neten Dr. Fischer-Köln <Dcm > nm eine wettere Million gekürzt: „Die Reichöregicrung wird ersucht, bis zur dritten Lesung das Bnuprogramm für die Finanz ämter nsw. einer Nachprüfung dahin zu unterziehen, daß durch Ersparnis in der Art der Ausführung höchstens eine Gesamt ausgabe vo» 7 Millionen Reichsmark in Betracht kommt." Angenommen wurde ferner ein Antrag des Abgeord neten Schmidt-Stettin lDnat). worin die Rcichsrcgicrung ersucht wird, bei der Reichsabgabenvcrwaltnng dritte frei- werdende Stellen nicht zu besetzen, sondern zur Ver fügung des HaushaltsausschnsseS zu halte». Weiter wurde eine Entschließung dcS Abg. Thomscn lDnat.s angenommen, worin der Wunsch ausgesprochen wird, daß die Rcichsregicrnng durch Ncbernahme einer Ausfall» biirgschast für ans langfristigen Wechsclkrcdit bezogene Phos phor,änrc- und Kalidüngemittel in Höhe von 89 Prozent dcS Anssalles beim letzten Bezieher bis zur Gcsamthöbe von lll Millionen Reichsmark den Absatz nnd Bezug dieser Dünge mittel erleichtere, wie es ans Grund dcS Beschlusses beS HauptanSschusses vom 18. Dezember v. Z. für Stickstvssdünge- mittcl bereits geschehen ist. — lieber den allgemeinen Pensionsfonds erstattete Abg. Rvßmann Bericht. Er führte auS: Die Pcnsionslast bclanfe sich auf 1 888 488 009 Mk. für <»2«: gegen über dem Vorjahre sei eine Steigerung von 198,4 Millionen cingctretcn. Hierzu trete eine PensionSlast von rund 4 00 Millionen bei der Eisenbahn und 200 Mil lionen bei der Post, so daß - die Gcsamtpcnsionslast 2188 Millionen Mark betrage. Tie Höhe dieser Zahl wirke besonders beukiruhigend. wenn man bedenke, daß 1914 der Hansbalt nur eine Pcnsions last von 148 Millionen anfwieS, 6 Prozent der damaligen Reichseinnahnicn, während jetzt die Pensionen 42 Prozent der RcichSeinnahmen ausmachcn. Die Offiziersversor gung beanspruche 231 Millionen Mark. Sie sei. rvie der „objektive" Berichterstatter anSführte. eine große, auch Poli Iiirgens' Vernehmung. Berlin. 28. Fcbr. Der dcS Versicherungsbetruges ver dächtigte Landgcrichtsdlrcktvr Jürgens und seine Frau wurden am Sonntag dem BernchmungSrtchtcr zngeführt. der ein sich biS i» die späten NachmittagSstundcn nuSdebnendc» Verhör mit ihnen anstelltc, und darauf die v o r l ä u s I g e I n- hastnahnic der beiden Beschuldigten verfügte. Am Mon» tag wird der llntersiichungsrtchter ans Stargard erwartet, und dann wird es sich endgültig entscheiden, ob dem Haft, ersuchen der Stargarder Oberstaatöaiiivaltsclmft Folae geleistet ivcrben soll oder nicht. I», enteren Falle werden beide An- geschuldigte im Laufe dcS Montags oder spätestens DicnStaa» nach Stargard gebracht werden. Die sehr eingehende« Sr, mittcluugen der Stettiner Kriminalpolizei habe« den Tatver, dacht des fortgesetzten BersichcrungobetrugS ln erheblichem Maße bestätigt. Die beiden. Jürgens wie feine Fra«, leugne« nach wie vor jede Schuld. Sie behaupten erneut, daß nicht nnr die Einbrüche nicht fingiert seien, sondern daß auch bet ihren Transaktionen, die dahinführten, daß sie mehr oder minder große Summen in die Hände bekamen, alles einwandfrei z«, gegangen sei. Die Stettiner Kriminalpolizei will dagegen festgcstellt haben, das, beide Einbrüche absolut fingiert seien, allerdings von der Frau Jürgens, während LandgertchtS- dircktor Jürgens selbst von ihr erst später ins Bild gesetzt worden sei. Landgerichtsdirektor Jürgens vertrat hartnäckig seine Ansicht, daß die Einbrüche von kommunistischer Seite In Szene gesetzt wurde», um Ihn zu schädigen. Der erste Lufldiensl der neuen vuNftansa. Die Deutsche Lufthansa hat am Sonntag früh ihren Sonücrdienst zur Leipziger Messe eröffnet. AuS diesem Anlaß waren auf dem Tempclbofer Flugplatz in Berlin, in dessen Anlagen nun nach mehrmonatigem Wtuter» schlaf neues Lben erwacht ist. das Direktorium der ncugearün» detcn Deutschen Lufthansa und die Leiter der verschiedenen OrganisationSabteilungc» anwesend. Auch die Behörden waren vertrete». Um 0 Uhr verließen vier vollbesetzte Ver kehrsflugzeuge den Startplatz, die kurz nach 10 Mir im Lciv» zigcr Flughafen Mockau landete». Dieser reaelmäßtge Sonderdieiist wird in beiden Richtungen bis zum 4. März aus» rcchterhcilten. Außerdem stehe» sowohl in Berlin wie auch in Leipzig Einsatzflugzeuge eventuell auch kür andere Strecken für austrcteirdcn Bedarf bereit. Kunst und Wissenschaft. Erstaufführung im Neuen Theater .Lady Fanny und die T> i e n st b o t e n s r a g e" ist ein Theaterstück des bekannten englischen Humoristen Jc- rome K. Zeromc, das den Untertitel trägt: Eine ganz gut mögliche Geschichie. Ob dieser Unlerlitcl vom Verfasser oder vom Ucbersetzec herrührt. weiß ich nicht: jedenfalls l/at er den Zweck, um Nachsicht zu bitten für die großen Unwahr- scheinlichkeilen, ans denen das Stück besteht. Daß ein eng lischer Lord sich in Paris in eine Variätssängcrin verliebt, mag Vorkommen: daß ec sic heiratet, ist schon bedenklicher: daß die Sängerin sich als eine Nichte des Kammerdieners aus gerechnet dieses Lords entpuppt, ist Thcatcrkonstruktion. Fannn, die ihren bigotten Verwandten ansgekniffen ist, sollte nicht wissen, daß diele, eine ganze drcinnbzivanzigköpfig« Fa milie, auf Schloß Bantock bcdienstet sind, wo sie. Fanny, früher selbst geweilt hat? Jecome gibt sich große Mühe, seine Erfindung glaubhaft zu machen, aber cs gelingt ihm nicht. Wenn der Lord so gesellschaftlich bedenkenlos mar, Fanny zu heiraten, warum ist er plötzlich so bcdenkcnvoll, als er in ihr die Nichte seines Kammerdieners findet, dessen ganze Ver wandtschaft im Dienste der Bantocks wie zur Familie gehörig betrachtet werden? Allerdings, man verständigt sich am Schluß. Fannn bleibt Ladn Bantock. und ihre Verwandten, die sie zu erziehen und zu zügeln suchten, bleiben Kammerdieners. Ob so waS in England „ganz gut möglich" ist. muß Herr Jerome wissen. Ihm kam es daraus an. seinen Landsleuten ein paar liebenswürdige Lehren zu erteilen, und er tat das mit einem -üiiiiblütigcn, puritanischen Humor, der dem Zuschauer einige lustige Augenblicke verschafft. Im übrigen verläuft alles wohltemperiert und wohlerzogen und führt »u einer rührenden Schlnßgrnppe. Das Engländerin,» der Darsteller des Neuen Theaters wac vom Ziele der Nachahmung eng lischen Wesens nicht ganz so weit entfernt, wie bas Bildnis der alten Lady Bantock im Hintergrud des hübschen BoudoirS von einem eckten Gatnsborough, für den cs zu gelten hatte. Irma Zeißig stellte den Gegensatz zwischen der Unge- bundcnheit des Künstlermenschcn und der strengen Etikett« des Laduscins mit Temperament, Humor und Laune dar. Otto Ottbert als Haupt der zahlreichen Dienstboten familie schöpfte die Situation mit würdevoller, verhaltener Komik aus und bot so die beste Figur des Stückes. Rührend gestalteten die Damen Spalke und Walther zwei greise Haustanten, denen Johannes Steiner als im Stück so mitlanfenbcr Hausarzt taktvolle Verehrung zollte, während Walter Rcuschke aus dem verliebten Bantock nicht mehr machen konnte, als der Verfasser gemacht hat. Dennoch unter hielt daz harmlose Stück und fand viel Beifall, ?. 2, s- Dresdner Tlieatcr-Lpiclolan sitr beute. Overn» Haus: „Andrö Ehenier" 1^8i: Schauspielhaus: „Herodes und Mariamne" s^8>: A lbe r t-Thea ter: „Die Durchgüngerin" s>»8>; Residenz-Theater: „Das Stcumpstzand der Herzogin" s>-8>; Neues Theater: „Lady Fanny und die Dienstbotenfrage" s^8>: Zcntral- Theater: „Uschi" «8j. r Mittcilnnft der Sächsischen Staatstheater. Die Vor stellungen im Opernhaus heute Montag sAndrü Ehönicr) und morgen Dienstag sEngen Oneginj finden für die An rechtsinhaber der Reihe F statt. ck Mitteilung des Nesidenz-IheaterS. Um sich den wlrtschastltchen Verhältniycn anznvagcn, hat sich die Direktion entschlossen, ab beute Montag, dem t. März, die ttintrittSpreise wesentlich zu ermätztgen. —-Tie erfolgreich« Operette „Das Ktrumpf» band der Herzogin" gelangt weiter täglich zur Ausführung. s- Veranstaltungen. Heute Uhr: Künsilcrbau» Konzert Paul Aron: Palincngarten Konzert Dahmen und Dobrowen: 8 Uhr: VcrcinShauS Abschieds-Konzerl der Don-Kosaken. 4 Dresdaer Mnfik-Schnl« sDlrcktor Han» Lchnelderl. Sl« Hochschullehrer wurden berufen die Herren Kammermusikur Gustav Adolf Kleinert sKontrabasO, Kammermusik»« Neinhold Lange sHartel. KammermusikuS Kurt Pacyold tObvei und Kammcr- musikuS Gottfried Sianek sViolinel. f- MuscnmS-Aorträg«. Der nächste Vortrag findet Sonntag, den 7. März, vorm. N Ukr Im Hörsaal de« Albertinum» statt. Dr. Blerbaum, wigenschastlicher Hilfsarbeiter im Mineralogischen Museum, wird daS Thema behandeln: „Die Kultur der Bronzezeit in Sachsen". Kartenausgabe — unentgeltlich — täglich zwischen 0 bis!i Uhr In der Kanzlei des AlbcrtinumS. f Opernhaus. NlS Mimt in „Bohömc" hat Lotte Schöne nun auch von ihrer Eignung für ernste Partien überzeugt. Hatte in der „Fledermaus" die Mittellagc ihres zarten süßen Soprans manchmal etivas sehr schmächtig ge wirkt, so klang diesmal in der italienischen Kantilene das Or gan einheitlich und ausgeglichen in allen Registern und ver» mochte mühelos auch die Führung dcö Ensembles zu über» nehmen. Dabct ist ihr jener weiche, nxirmc. herzliche Ton eigen, der gerade dieser mimosenhaften Rolle entspricht. Auch äußerlich und im ganzen Weien stellte sie eine überzeugende Mimt: klein, zierlich, anmuttg, zart und ungemein liebens würdig. So kam die Poesie der Gestalt in jeder Hinsicht zur Geltung. Lotte Schöne ist ganz zweifellos eine Künstlerin vom Tnv Minute Nast. Schade, daß dem Vernehmen nach keine Möglichkeit besteht. Ne für hier zu gewinnen. Ihre Mitwirkung verlieh der Aufführung auch sonst gehobene Stimmung. Pattiera sang seinen Rudolf von Akt zu Akt immer noch schöner und auch Plaschke ivar ganz besonder» gut bei Stimme und Laune und Bader und Correck ergänzten da» vierblättrige Kleeblatt in würdigster Weise. Margarethe Heynr-Frank« aber lieh dem Quartett und vor allem der Sterbcszene unterstützenden Ton von Schönheit und Kultur. Da» au»verkauste Haus bedachte alle mit reichem Beifall und feierte zum Schluffe Lotte Schöne und Dtno Pattiera mit ganz besonderer Herzlichkeit. L. 8. ß Volkslied-Abend Ter Verein für Volksmusik und Volksliedpslcgc der Lukasgcmetnde zu Dresden entfaltet in beispielgebender Weise ausblühcnde» Gemeinschaftsleben mit künstlerisch gerichteten Zielen. Der im Palincngarten gegebene Abend stand, im Zeichen der ur alten Ballade „Es waren zwei Königskinder". Einführnngs. Worte sprach Musikdirektor Bernhard Schneider. Er legte dar, wie das Mensche»,chtcksal der beiden Liebenden in Lage und Dichtung sortlebt und Gemeingut aller artscheu Völker geworben ist. Zahlreiche Proben verschiedener Fas» sungen verstärkten das Interesse an der schönen Ballade. Die Ausführungen fanden lebhaften Beifall. Weiterhin sprach die Musik als Seele, die den VvlkSgeist wtdcrspicgclt. Man hörte das Lied von den KönigSkindcrn in den verschiedensten Be arbeitungen, die um Jahrhunderte zurückgretscn und die bis in die Gegenwart htneinsühren. Dabet bewies der gemilchte Chor des Vereins »»tcr Mar Stranßkns Leitnna schätz bares Können. Besonderen Anklang fanden die Satzwciken von Schneider swcnäischi und Brahms. Die Gefahr der Mo» notonie wurde durch Solodarbietungen zu bannen versucht. Die beiden Mitglieder dcS Vereins. Johanna H einzel mann tMezzosopran) und Joseph ine Wunderlich lSvpranj erfreuten auch tm Zusammenwirken durch Gesänge mit und ohne Klavierbegleitung, die bei B. Schneider in guten Händen lag. Das beachtliche, klangsrischc Material erscheint in beiden Fällen der Alisschulnng wohl wert. Ganz besonder» sprachen die beiden Sopran-Lieder „ES warb ein schöner Jüngling" und „Am Meere" an. Am Schluffe stand die über mäßig breit angelegte Ballade für Bariton und Klavier „Bom Pagen und der Königstochter" iE. Gcibcl) von Albert Dietrich, dem lm Jahre 1829 bet Meißen geborenen Schüler von Julius Otto »nd Schumann, späteren Hofkapellmetster in Oldenburg. Der Wiedergabe der nicht gerade sehr tiefgehen den Schöpfung hatte Knrt Zinnert reichlich viel Gelegen heit, sein schönes, gut geschultes Sttmmatertal in Verbindung mit recht geschickter DarstellnngSgabe zur Geltung zu bringen. Er fand begeisterte Zustimmung. L. ?. s Gesellschaft sür Philosophie der Gegenwart. Ucber den Soziologen Ferdinand Tön nies sprach AmtsgerichtS« rat Dr. Ledig. In der Soziologie stehen sich die psycholo gische und die geisteswissenschaftliche Richtung gegenüber. Die erste sucht alles Soziologische ans psnchi'chen Vorgängen abzu- lctten. Die zweite sucht die soziologischen Gebilde unabhängig von ihrer seelischen Verursachung in ihrer Eigengesetzlichkett zu erforschen. Tönnies gehört der psychologischen Richtung an. Der psychologische Unterbau seiner Soziologie besteht in der Unterscheidung zwischen WcsenSwtllen und Kürrvillen. WesenSwtlle ist der Wille als Ausdruck de» menschlichen Or- ganiömuS. der auf jeden empfangenen Eindruck mit einem AuSöruck des eigenen Wesens reagiert. Kürwille dagegen ist der Wille al» Produkt de» Denkens, ba» die Bewußtseins inhalte ordnet und ein System von Zwecken errichtet. Diese«