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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.03.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260301016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926030101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926030101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-01
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.03.1926
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Nr. 100 Sette Z »oatag. 1. «Ur, isr» — »Dr«d»er Nachrichten* — Tagungen -er Rechtsparteien in Sachsen. Deulschnakionale Dolksparkei. Am Sonnabend fand in Dresden eine «nch von »Hl geordnete« gut besuchte ordentliche Tagung -er Partei Vertretung -er Deutschnationale» Volk» vartel, Lande-verband Sachsen, statt. Nach Erledigung g«. schöftllcher und organisatorischer Fragen wurde» zevet bedeut saure Vorträge geboten. Zunächst sprach Reichstagsabgeordneler Diener über den Milteittan- und die Parieie«. An der Hand statistischer Unterlagen une» der Redner »ach, da- der Anteil der selbständigen Existenzen gegenllber den Arbeitnehmern immer mehr znrlickgeht, und er betonte» welch nachteilig« Wirkung«» dies in wirtschaftlicher, sozialer und völkischer Beziehung haben mmH. Die Stärke Deutsch. landS hat auf seiner großen Bielschichtigkeit beruht, wie sie kein anderes Bolk der Erde aufzuwcisen hatte. Während aber andere Völker durch ihr starkes Nationalgcftlhl zusammen gehalten werden, ist dies leider bet uns nicht der Fall. Bon den Sozialdemokraten und den Kommunisten wird daS Nationalgefühl einfach totgeschlagen. Es must alle» getan werden, die Verminderung der eiahl der selbständigen Existen zen einzudämmen und zum Stillstand zu bringen. Bedauer licherwcise aber bekämpfen sich all« Erwerbsschichten im deutschen Volke, obwohl sie wissen mühten, dah sie aiuif Ge dcih und Verderben miteinander verbunden sind. Wenn bi« Revolution im Jahre 1918 bei uns nicht so weit gegangen ist wie in Rußland, so verdanken wir das dem gewerbliche» Mittelstand. An diesem festen Damme hat di« rote Flut haltgemacht. Wir leiden in unserer Wirtschaft darunter, daß da» Bindeglied zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ver. loren gegangen ist. Der Arbeiter hat keine innere Beziehung mehr zu seinem Produkte. Die Arbeit ist entgeistigt. Im Kleinbetriebe ist das aber zumeist nicht der Kall. Dort ist der soziale Ausstieg noch möglich. Als Fichte währen- Deutsch. landS tiefster Erniedrigung seine berühmten Roden au die deutsche Nation gehalten hat und eine deutsche, national« Erziehung forderte, hat er dabei nicht nur an die rein wissen, schastliche Bildung gedacht, sondern auch an die Erhaltung der persönlichen Verbindung zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer. Der Redner hielt e» für bedenklich, dah -de Soften der sozialen Fürsorge immer mehr steigen. Soziale» SSvhltun ist selbstverständliche Pflicht, solange die soziale Wohltat im Einklang steht mit dem, was das Subjekt der Wirtschaft wert ist. Darüber hinaus ist sie vom Ucbel. Mehr als bisher müssen wir unsere Binnenwirtschast aktiv gestalten. DaS kann aber nicht geschehen durch hohe Löhne und geringere Arbeitsleistung bei gekürzter Arbeitszeit. Vielmehr must ans allen Gebieten äußerste Sparsamkeit kiusctzcn. Wir werden uns in der kommenden Zeit wohl etwas mehr Bedürfnislosigkeit angewöhnen müssen. Die Behauptung, daß der gewerbliche Mittelstand an der Preissteigerung vorzugsweise Schuld sei, ist ein Ausfluß ge» dankenloser Einstellung. Das wies der Redner im Bäcker- Handwerk nach, dessen Gewinn nicht größer ist als vor dem Kriege. Entsprechend der Bedeutung von Handwerk und Ge werbe für unser Volk müßten auch diejenigen Kreise, die mit diesen Ständen nichts zu tun haben, mit dafür sorgen, daß dieser Faktor für den sozialen Ausstieg Und Ausgleich erhalten bleibt. Die Deutschnationale Volkspartei hat fast so viel Mittelstandsvertreter in ihrer Fraktion, als alle anderen Parteien znsammengenommcn. Sie hat auch immer die Führung der Mittelstandspolitik in den Händen gehabt. Von unerfüllbaren Forderungen ist abgesehen worden, aber die Partei hat doch dafür gesorgt, daß die Interessen de» gewerblichen und des kaufmännischen Mittelstandes nicht zu lurz gekommen sind. Freigehalten haben wir uns von der Kreditpsychvse. Wenn der Zinsensatz nicht aus dem Betriebe herausgeholt werden kann, so ist das von vornherein vom llebel. Ein ganz besonderes Interesse aber hat der Mittel- stand an der Möglichkeit langfristiger Kredite. Ein deutsch, »rationaler Antrag bezweckt, -ie Sparkassen wieber in die Lage zu versetzen, Ncalkrcdste zu geben. Der Antrag geht dahin, an- den Mitteln der MietzinSsteuer einen Teil für die Spar kassen frciznhaltcn, damit auch bei einem Ansturm au' die Kassen die Gelder flüssig gehalten werden können. Daß die Wirtschaftspakte! in der Vertretung -er Mittelstandsinteressen mehr erreicht hätte, kam» man nicht fasen. ES tft SeNagen». wert, daß durch -tes« Partei eine neue Absplitterung von der groben geschlossene« Rechten erfolgt tft. Daß man mich einmal hintlberztehen könnte, diese Hoffnmmg soll man et» für allemal aufgeben. Amn Schluss« rtchtet« -er Redner eine» Appell an dle Partei, dafür Sorge zu tragen, -atz da» Berständni» für den Mittelstand auch t» ihren eigenen Rethen immer mehr wächst Der Kampf, den die Deutschnattonale Volkspartei in den Par lamenten zu führen hat, wird noch für längere Zelt hinaus von groben Schwierigkeiten begleitet sein. Aber ich ho"- zu» »ersichtlich, dah die Entwicklung wieder aufwärts geht, gerade augesschtS -er B-i«lseitigkett des deutschen Volkes. Bon dem Vorsitzenden, Rechtsanwalt Dr. Kurt Philipp, wurden die Worte des Redners »och durch einige markante Sätze unterstrichen. Es sei daS einzig richtige, daß sich ei» wahrhaft deutscher Mtttelständler nicht auf ein Extrapserd setze, sondern sich den großen nationalen Parteien anschlicßc die sich für bas Handwerk eingesetzt haben. In Fortsetzung der Tradition der Konservativen Partei hätten die Deutsch, nationalen tmmcr versucht, den Mittelstand zu seinem Recht, kommen zu lassen. Den zweiten Vortrag hielt Nelchslagsabgeor-neler Dr. Quaatz über bie politische und wirlschaslllche Lage. Wenn man den Ablauf der Politik tm letzten Jahre über steht, so muß man sagen: Ein großer Aufwand ist hier schmäh- tich vertan. Das svll kein persönlicher Angriff aus Dr. Luther fein, aber es ist die Tatsache festzustellen, daß er vor einem Jahre große Chancen hatte. Ein nationaler Reichspräsident lieb ihm freie Hand, die größten Rechtsparteien stellten sich ihm zur Verfügung mit einer Selbstverleugnung, die in den eigenen Nethen Kritik erfahren hat. DaS Kabinett ging nach Locarno mit festen Richtlinien, aber «an hat die «ns gegebene« Versprechungen gebrochen. Da war für uns die Konsequenz gegeben. Mir haben nicht daS Schiff verlassen, sondern wir find auSgcbootet worden. Hier lag der große Fehler von Dr. Luther, an dem er politisch zugrunde gehen wird. Nach der Weimarer Verfassung zieht der Kanzler die Richtlinien der Politik, aber mir haben das nie- malS gesehen. Man ist nicht weiter gekommen als bis zum demagoytschcn Ausruf, wie ihn Dr. Wirth einst getan hat: Der Feind steht rechts. Ein Regierungsprogramm ist das wirklich nicht. Man wollte den vollständigen Mangel poli tischer Gedanken verdecken. Aus diesem Zustande hätten wir herauskominen können, wenn Dr. Luther die Chancen aus nutzte. Aber Dr. pnthcr ist ln Locaruo nicht nur «ns, sonder« sich selbst untre« geworden. Auch die Hilfstruppcn, bie man hcrangezogen hat auS der Blüte der sächsischen Intelligenz, werden nichts ändern. Die taktische Lage ist für uns nicht gerade bequem. Wenn Dryandcr aufruft zur Treue gegen Hindcnbnrg, so heißt das: Treue gegen Luther, denn er führt die Politik. Heute tönt cs freundschaftlich von der Strcsemann-Seite zu uns herüber. Ich kann mir aber nicht denken, daß wir eine imposante Rolle vielen würden, wenn wir nach der Bereinigung von Locarno wieder in die Regierung eintreten. Ich glaube nicht, daß die Genfer Suppe anders ausfallen wird als der Tee von Locarno. ES ist nicht richtig, batz «nS von der Deutsche« Volks- Partei allein das bißchen Locarno, wie gesagt wird, trennt. Es trennt n«S in bezug aus die innere politische Anschauung eine Welt. Zwei Anschauungen sind eS, die uns immer mehr von einander scheiden, wie man in Deutschland Wirtschaft treiben kann. AuS dem großen amtlichen Propagandaapparat klingt immer, wieder das eine Wort: Export. ES ist kein Wunder, daß dieses Wort gerade in Sachsen eine Resonanz findet, aber mit ir-—-*». Woche für Woche wird dem deutschen Volke das Gift deS Glaubens an den Export eingcträufelt. Wir kämpfe» mit Mühe um die Erhaltung des Exports, und da glaubt man, da«, waS noch tm Jnlande wurzelt, ebenfalls auf diese schmale Basis umstellen zu können. DaS ist nichts anderes alö eine frevelhafte Irreführung der öffentliche« Meinung durch amtliche Stellen. DaS Debüt von Dr. Retnholb ist nicht ganz glücklich ge wesen. Man sagte, der Mann spricht gut, aber schon in den nächsten Tagen hörte man: Wenn man sich die Sache überlegt, so geht es doch nicht. DaS große Verdienst Schltebens ist, daß er die Finanzen gesund erhalten hat. Jetzt stehen wir vor der Gefahr einer schweren Erschütterung. ES ist ungeheuer populär, wenn man Steuern abbauen will, den Effekt bei der Umsatzsteuer würden aber in erster Linie die Warenhäuser schlucken, und es wird sich ereigne»», daß der Betrag der Sen kung durch die Eriverbsloscnfttrsorge wieder völlig auf gebraucht wird. Die Regierungsparteien sind setzt durchaus munter tm Bewilligen. DaS ist nicht vorgekominen, als wir in der Regierung waren. Ucbcrhnnpt ist der Herr Netchö- sinanzmtnister ein sehr ltcbensmürdigcr Mann, der eigentlich jedes Versprechen gibt, das man von ihm verlangt, aber die Menge wird die Lasten tragen müssen. Es ist falsch, die NetchS- kassen zu füllen und daraus Almosen an die Wirtschaft zu geben. Wir können nur der Wirtschaft Helsen, indem wir die Ausgaben des Staates beschränken. Es ist nicht die Fürstenabsiiidung, die uns kaputt gemacht hat, sonder» die unselige Nerschwendnng des parlamentarischen Systems. Hier einzugreifen, wäre eine Ausgabe des Finanz- niinisters. Ein gänzlich neuer Grundsatz ist es, von ihm die Jahresausgabcn in der Wirtschaft durch Anleihen bestreite» zu wollen. Sehr lange wird das nicht gehen. Unseres Erachtens wäre es zunächst einmal nötig, daß inan die vorhandenen Mittel des Staates zusammensaßt nach einem einheitlichen Plan und sie dort einsetzt, wo sie am sruchtbarsten wirken können,' wo sic die Rentabilität der Wirtschaft heben. Das erste ist, die Landwirtschaft von dem Drucke der Wcchsclvcrbindlich» ketten zu befreien. Tann koinmt der Betrieb von selbst wieder in Gang. Von großer Bedeutung ist die Beseitigung der Wohnungszwangs, Wirtschaft mit der Maßgabe, daß die Mieten nicht beliebig ge. steigert werden können. Tann wird sich der Baumarkt beleben. Die direkte Stcnerlast muß unter allen Umstände« gesenkt werden. Durch Monopole können ganz erhebliche Mittel auf trag, bare Weise erzielt werden. Gerade im Luxus ist das deutsche Volk wenig geneigt, sich Beschränkungen auszuerlegen. Auch eine Abkehr von den jetzigen Methoden der Erwerbslosen, fürsorge ist erforderlich. Wir müssen für die jungen Leute dt« Arbeitspflicht einführcn und dann ein großes Arbeit«. Programm aufstellen. Das Straßennetz befindet sich in einem schlechten Zustande. Wir müssen ein solches Programm durch, setzen, wenn »vir den Namen einer großen Partei verdienen »vollen, und wir könne» nur in ein Kabinett liiiicingchcn, wenn solche Grundsätze dort anerkannt werden. Schließlich mündet alles ein in die Außenpolitik. Locarno ist von der Wirtschaft nicht zu trennen. Locarno ist die Verpfändung der deutschen Zukunft um Tagesvortcils willen oder um ein NegternngS. system noch eine Zeitlang am Leben zu erhalten, das doch z»m Sterben verurteilt ist. Aber wir wollen nicht sterben. Wir wollen lieber ertragen, daß wir neunzig oder weniger Ab» geordnete haben und daß wir keine Minister stellen, aber wir wollen aus eins nicht verzichten: Träger zn sein des Glaubens au die dcntsche Znknnst. In der Aussprache wurde von dem NcichötagSabgeordnete» Domsch zum Volksbegehren über die Fürstenabfindung gefordert, die Parteimitglieder darüber anfznklären, daß sich niemand cintrage. Ter Vorsitzende sagte zu, in diesem Sinne »veiler zu wirken. Deutsche Bolkspartei. Der WahlkrcisverbandbcrDeutschenBolkS- partei Ostsachsens hatte für Sonntag Einladungen z« einem Vcrtrctcrtag nach Lübau ergehen lassen, an dem zahl» reiche. Landtagsabgcordnctc teilnahmen. Auch Volksbildung», minister Dr. Kaiser wohnte den Verhandlungen bet. Der Saal des .^Lettiner-Hoies" war mit dem Bilde des Reichs. Präsidenten geschmückt, das schwarz-wciß-rotes Tuch umgab. Der Borsitzende, Staatsmlulstcr a. D., NcichstagSabgeordneter Dr. Heinz«, gab der Stimmung Ausdruck, die heute ganz Deutschland be. herrscht. Wenn Sachsen auch nicht am dem Traiwertag teilnchm«, so sei das Gefühl gegenüber den Gefallenen bei uns doch nicht anders als iin übrigen Deutschland. Wir ge- denken unserer Gefallenen und geloben, dafür zu sorgen, daß ihr Tod nicht vergebens gewesen ist. psychischen Dualismus entspricht auf soziologischem Gebiete der Unterschied zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft. In der Gemeinschaft sind dte Individuen durch Wcscnswtllen verbun ten. Es besteht zwischen ihnen innere Anteilnahme, soziale Sympathle. J»s der tzk'scllschaft dagegen sind dte einzelnen innerlich voneinander getrennt. Das verbindende Prinzip ist liier lediglich dtr auf äußere Zwecke abzielende Kürwille, der in dein Verhältnis von Leistung zur Gegenleistung, also im Tailsch jeglicher Art. seine soziologische Auswirkung findet. Auf ihm bericht bas moderne Wirtschaftsleben. Der Vor tragende warf u. n. dte Frage auf, ob die beiden von TönnteS gefundenen Jdealtypcn Gemeinschaft und Gesellschaft er schöpfend seien, oder ob man znr Erfassung aller sozialen Zu. stände noch anderer soziologischer Kategorien bedürfe, und er erläuterte das Problem an einer Reihe von Beispielen. — An den Bortrag schloß sich eine lebhafte Dtsknssion an. Aekkoralswechsel in -er Technischen Hochschule. Nach altgewohntem akademischen Zeremoniell wurde am Sonnabend nachinittag in der mit Pslanzengruppen geschmück» ten Aula der Technische»» Hochschule die feierliche Ueber. gäbe des Rektorats vollzogen. Eine hochansehnliche Versammlung, darunter der BolksbtlbungSminister Dr. Kaiser »nid der LandcSkoininandant Oberst Brück, zahl» reiche Vertreter des Parlaments, der staatlichen und städtischen Behörden, -er Industrie, des Handels, der Kunst und Wissen- schaft, sviviö bie Studentenschaft zum großen Teil in vollem WichS fülltet» bereits die Aula, als in festlichem Zuge bie rund zwanzig Jahnen der stndciltischcn Korporationen, von schmuck gekleidete»», Mit dein blanken Rappter gerüsteten Abordnungen geleitet, in -cn Saal ctngebracht wurden, dte nun die Wände flankierten. Kurz darauf erklangen die Fanfaren einer tm Treppenhaus«; aiifgestelltci» NeichSwehrkapelle, und unter diesen Klängen nahte der feierliche Zug der Rektoren, Prorektoren, Senatoren, Professoren, Dozenten und Assistenten der Hoch schule nnter Borantritt zweier Pedelle und mehrerer Ehargter» ler mit gezogenem Schläger, die Senatoren mit Talar und Barett angetan, der bisherige Rektor mit dem Hermcltnmantel und der goldenen Amlskette geschmückt. Unter Leitung von Hochschulkapellmeister E. Schneider intonierte das Studcntenorchcster, das auf der Tribüne postiert war, die ErüfsnungSmustk der Kantate ciisoftitsM" von Haydn, und sodann bestieg der seitherige Rektor MagnificuS, Prof. Dr. Heiduschka, da» blumen. geschmückte Rednerpult, um als letzte Amtshandlung dle Ver sammlung zu begrüße», und den üblichen Iabresberlchl über daS Leben und die Geschicke der Hochschule z» geben. Sein erstes Wort galt dem Gedächtnis der Toten deS Berichtsjahre». Acht hoffnungsvolle Studierende, vier treue Beamte und ein hochherziger Freund der Hochschule: der Begründer der Max- Elb-Stiftung Kommerzienrat Elb sind dahtngegangen,- ihnen galt ein stilles Gedenken,- die Fahnen senkten sich, und die Ver sammelten erhoben sich von den Plätzen. Wetter wurde der Veränderungen im Lehrkörper gedacht, von denen besonders das Ausscheiden der Geh. Hofräte Professoren Dr. Pottenhausen und Dr. Genzmer, die in den Ruhestand über getreten sind, errvähnt sei. Unter den neueingetretenen Herren befindet sich auch erstmalig ein ständiger akademischer Sport lehrer, csocl. pkii. A. Vogel. Nachdem der Rektor über ver schicdcne Ehrungen, Auszeichnungen und Ernennungen, über Jubiläen und sonstige persönliche Feste berichtet hatte, z»B denen die Hochschule ihre Zugehörigen hatte beglückwünschen können, rühmte er das harmonische Verhältnis, in dem Rektor und Studentenschaft zueinander gestanden hätten. Zu Beginn des Berichtsjahres seien 2794 Studierende ein geschrieben gewesen: lülö hätten die Hochschule verlassen, 819 seien neu eingetreten. Die Gesamtziffer der Besucher betrage gegenwärtig jeinschließlich der Hörer und Hörerinnen) 2980. Segensvoll habe zur Freude der Professorenschaft sowohl der Studentenausschuß für geistige Interessen wie der für Leibes übungen gewirkt: dem letzteren habe ein neuer Sportplatz an der Helmholtzstraße, sowie — gelegentlich der verschiedenen sportlichen Wettkämpfe — eine Anzahl von Siegerpreisen zur Verfügung gestellt werden können. — Vom inneren Leben der Hochschule berichtete der Rektor u. a., daß dte bis herige „Allgemeine Abteilung" ihren Namen in „Kultur- wissenschaftliche Abteilung" umgeändert habe: daß die frühere Staat!. Turnlehrerbtlbungsanstalt der Hochschule angeglicdert worden sei: daß drei um die technischen Wissenschaften hochverdiente Männer (Pros. Brentano, München, Dr. phtl. Ko ch, in Firma Koch u. Stcrzel, Dresden, und Prof. Wegener, Darmstadt) von der Dresdner Hoch schule zu Ehrendoktoren der Jiigenieurwisscnschaften ernannt worden seien: baß ein Bronzcbildnts des einstigen Vorstandes der mechanischen Abteilung, Geheimen Hofrat Professor Dr. Lewtcki, von Freunden des verdienten Hochschullehrers gestiftet und in der Hochschule ausgestellt worden sei: daß ihm von ungenannt bleiben wollenden Gönnern „zur Linderung der Not der Wissenschaft" Spenden von 49 999 und 19 999 Mark übergeben worden seien usw. Nachdem er endlich auch noch eine Rückschau auf die mannigfaltigen Veranstaltungen und akademischen Feiern deS Berichtsjahres lverschicdene Vortragszyklen, Svnbcrknrse, AuSstellnngen. 2. Städtebau, mache — akademische Nheinlandseier, 75-Jahrfeier der an- gegliederten TurnlehrerbilbungSanstalt, Gründungsfeier der Hochschnle und Die» ooackomwur) gehalten und bie Namen der studentischen Preisträger bei verschiedenen tm Berichts- fahre gestellten PretSansgaben verkündigt hatte, richtete er Worte des Dankes an die Staatsbehörden, insonderheit an daS BolkSbtldnngömintsterium, ferner an dte Professoren, schaft, an den Senat, an die Beamten der Hochschule, sowie vor allem auch an die studentischen Kommilitonen. Mit der Erledigung dieser DankeSpfltcht legt^ser sein Amt nieder und verschrttt zur feierliche« Investitur deS neugervählten Rektors. Prof. Dr.-Jng. Richard Müller. Er bekleidete ihn eigenhändig mit den Abzeichen der Würde und führenden Gewalt eines Rektors MagnificuS der Sächsischen Technischen Hochschule, dem Herinelinmantel und der goldenen.Kette und brachte ihn, als erster die Glückwünsche zum neuen Amte dar. Der neue Rektor übernahm dankend die Insignien seiner Würde nnter den» Gelöbnis gewissenhafter Amtsführung. Er dankte dem Prorektor Prof. Dr. Heiduschka für alle Treue und Mühewaltung in den bisherigen Aintsgcschäften und bat die Senatoren, Professoren und Studierende» um freundliche Unterstützung und Mitarbeit. Seine Antrittsrede war vornehmlich an dte Studentenschaft gerichtet. WaS uns vereint — so führte er aus — daS sind die gleichen Ideale: Bolk und Vaterland, Pflicht und Freiheit. Lassen Sie mich heute insonderheit von dem letztgenannten Ideal, von der Freiheit reden. „Freiheit" ist vielleicht bas herrlichste Wort, das die deutsche Sprache geprägt hat: aber cS kann auch zum erbärmlichsten werden, wenn es in nnivürdigem Munde und in irrender Auslegung geführt wird. Freiheit, insbesondere die akademische Freiheit, ist für uns nichts anderes als S e l b st v c r a n t w o r t u n g, als die Möglich, keil, »ach unserem eigenen Gewissen unsere Pflichten zn er füllen, ohne äußeren Zwang. Haben mir eine akademische Freiheit in solchem Sinne? Diese Frage wurde von dein neuen Rektor bejaht in außergewöhnlich eindrucksvollen Aus führungen. Wohl gäbe cs auch g»s der Technischen Hochschule Studienpläne, Scmingre, Laboratorien, Praktika, Lehr- anfgaben, ZiilasiiingSbcdiiigungcn, Prüflinge» »sw., die wohl den Schein eines Zwanges an der Stirn trügen. Doch wollten und sollten alle diese Einrichtungen »nr Wegweiser sei» für diejenigen, die den Weg zu höherer Bildung mit Ernst suchten. WaS insbesondere die Zillassiiiigshedingiiilge»» »nd die Prüfungen angche, so seien diese nicht z» cnibchrcir. Man sage heute so oft: Freie Bah» den» Tüchtigen! Man sollte aber auch iin Hinblick ans die Lerneifrigen und ciiisprcchcnd Vor» gebildeten hinzufügcn: Schutz vor dem Nntüchtigcnl Eine Beschränkung der akademischen Freiheit in diesem Sinne sei notwendig, wenn anders die Hochschule ihre Nilsgabe, bas höchstmögliche Maß von Bildung auf dein Gebiete der Wissen schaft und der Kunst zn übermitteln erfüllen soll. Die Rede des Rektors gipfelte in der Mahnung an die Kommilitonen, sich der ihnen gewährten akademischen Freiheit allezeit würdig zu erivctscn, indem sie Freiheit alö freiwillige Hingabe an heilige Pflichten und heilige Ideale anssgsse, als frctgewähltcn Dienst zum Besten von Volk »nid Vaterland. Lauter Beifall in der akademischen Form folgte dieser ersten Rede des neuen Rektors, »nd mit einem stimmungS- schönen Vortrag des StudeiitcnvrchcsterS lBallettmusik aus „JdomenenS" von Mozart) klang bie Feier — weihevoll, wie sie begonnen — auS. >
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