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Zanardelll. Waldeck-Rooffeau und Bülow in Aussicht. — Die Untersuchung über einen großen Schwindel, dessen Opfer die staatlichen Leihhäuser geworden sind, hat die Verhaftung von über 20 Personen veranlaßt. Dir Leihhäuser sind um 1 Mtll. Frcs betrogen. Die gefälschten Juwelen stammen auS London. Marseille. Die Gekreideauslader und Kohlen träger haben beschlossen, den Au - stand bis zur vollständige» Erfüllung ihrer Forderungen sortzuietzen. Toulon. Ter Herzog von Genua erwiderte heut« Vormittag den Besuch drS Marine-Präfekten Biceadmiml de Beaumont Der Herzog sagte, er sei glücklich, vor dem Präsi- deuten Loubet in Toulon einzutreffrn und so mit dem Admiral und seinen Offizieren weniger offizielle als freundschaftliche Bezieh ungen anknüpsen zu können Admiral de Beauniont danke und 'keilte sich dem Herzog für die Besichtigung der Umgebung T ousi'irs zur Verfügung. Der Herzog erwiderte, er sei zu seinem Bedauern genothigt. Toulon schon am Sonnabend zu verlassen, da iein Kommando dann ablaufe Nizza. Präsident Loubet isi offiziell davon in Kenntnis, geletzt worden, daß die Offiziere des russischen Geschwaders, das ich m letzter Woche in Toulon befand, in Nizza ankommen werden. Tie Offiziere landeten heute in Villa Franca. Loubet wird sie Nachmittags empfangen und Abends ihnen zu Ehren ein Tiner geben N i; r a. iPrrv »Tel 9 Bei dem Frühstück drS Generalrathes ielt Präsident Loubet als Antwort auf einen Trinkspruch ffouvier's eine Rede, in welcher er ausiübrte. das, die Grundsätze der Gerechtigkeit und Solidarität die Vorbedingungen der Existenz der Republik leien, der Republik, welche von Frankreich unzer trennlich lei. Frankreich, fuhr Loubet fort, hat sehnlichstes Ver langen nach Einigkeit und Eintracht. Es würde bedeuten, die Wohlfahrt Frankreich- aus daS Spiel letzen, wenn wir uns nicht durchdrungen liehen von der Empfindung, eine Verpflichtung auf sozialem Gebiete zu haben. Die gegenseitige Verantwortlich keit für den Frieden einer Bevölkerrmg kann nur gesichert werden durch Verzicht auf beiderseitige Opfer. Das Leben einer großen Ration beruht auf fortwährende» Kompromissen, welche die Inter essen der Einzelnen sich auserlegen lassen müssen im Konflikte mit den höheren Interessen des Vaterlandes. Die Republik bat sich von dieser Solidarität leiten lassen bei Abfassung der Gesetze, welche sie der arbeitsamen Demokratie gegeben hat und wird diesen Gedanken auch ferner verwirklichen durch fort gesetzte Reform Es genügt jedoch nicht, daß unsere Gesetzgebung davon durchdrungen ist. auch in unsere Herzen und in unser Wollen muß die Nederzeugung dringen, datz durch derartige Re»orm unter Land seine Einigkeit stärker macht, seine sittliche Größe und 'ein materielles Gedeihen befestigt. (Lebhafter Beifall ) Loubet fchloß seine Rede mit einem Trinsspruch aus das Departe ment des Alpes Maritimes. aus die Einigkeit aller seiner Bewohner und aus die Aufrichtigkeit ihrer Anhänglichkeit an Frankreich und befestigt. VrivatdiSkont Vro,«t. — Am Getreide« Markt war die FeiertaaSstille noch nicht ganz überwunden, wa« der Mangel an Beikelligung an Geschäften zum Ausdruck brachte. ^ ^nf^»or«legend matte» Ausland und leu waren N'KL tb unver» Liter. — Die Tendenz war schwach außerordentlich günstige > Roggen waren 1 Mk dil «in« Kanzleibeamtenflelle ne« zu begründe». — Der 1»«» reichlich vorhanden, s> Haffr bei guter Kaufs RübSl zog SO bi» 40 ändert, loco 70er 44.20 Ms. Der Umsatz betrug Wetter: vorwiegend heiter Südsüdwestwlnd. ftk«,rn,ri («auch., «„»„ «.»o. »«««, »«aatlxa,» IdO.so. lt M. ««.«. —. MI. V--,«. i, N»r o-»»«»»»«» ».«a. ra>u«»»I badn 7b«.00. l!o«ta»»«n —,—. LS N«nt« lv>.,7>/^ Molt»««» S-ant-r 7,.g0. L - H- e A» r. ss- - i k9 »» > t'e lltepublik. (Emeurer Beifall.) St. Eltzenrre. Der Ausschuß der Bergarbeiter des Berg arbeiter-Svndikals vom Loire-Departement faßte eine Resolution, in der die Regierung gufgesoidert wird, in dem zwischen den Bergarbeitern und Zstergwerlsgesellschaften in Monceau-Ics- Mines auSgebrochenen Streit innerhalb lk> Tagen zu vermitteln, da sonst der allgemeine Ausssand beschlossen werden würde. Rom. kPiiv. Tel.) In Sommatino bei Palermo rottete sich ekne große Anzahl Bauern zusammen, um die verbotene Osier- Prozession mit Gewalt durchzuietzen. Als Earabinieri und Soldaten der Prozession den Weg versperrten, riß die Menge das Slraßenpffaster auf und empffng die Truppen mit einem ^tcrn- liagel, durch welchen sieben Soldaten verletzt wurden. Jetzt feuerten die Soldaten auf die Menge und verwundeten 13 Personen. London. Rach einem Telegramm Lord Kitchener's aus Pretoria hat Plumer Pietcrsburg besetzt und zwei Lokomotiven und 39 Eisenbahnwagen erbeutet. Die Buren leisteten nur ge ringen Widerstand. Aus Seite der Engländer wurden zwei Mann getödtet einer verwundet. Die Buren räumten die Stadt in der Nacht vor dem Eintreffen Plumer S. sie sprengten zwei Wagen ladungen mit Munition in die Luft In der Nähe von Smithsield am Bosmanslop wurden Iss Buren mit 50 Pferden und Vorralbc» von den Engländern gefangen genommen. Im Norden von Aberdeen wurde eine Abtheilung von eiwn IM Lancier- und Peomanrv Mannschaften etwa 10 Blessen von der Stadt von 400 Buren angegriffen Nachdem sie von Tagesanbruch dis N Uhr Widerstand geleistet hatten, wurden sie umringt und ge fangen genommen, nur 25 Mann entkamen. Kopenhagen. Die K a i s e r i n - W i: t w e von Rußland und die Königin von England sind heute Vormittag ab gereist. Sie fahren bis Neumünster zusammen: von hier aus reist die Kaiserin-Wittwe nach Petersburg, die Königin zum Besuch der Kaiserin Friedrich nach Cronberg. Petersburg. Tie „Nowoje Wremja" sagt. Rußland habe keinen Grund, nervös und unruhig zu iciir. Tic Russen leien nach wie vor in der Mandschurei keali possnlonte.i : außerdem besitze Rußland drei Sonderverträae mit den TiiandsiunZ der drei mandichunichen Provinzen. T iesc Verträge würden auch in Zukunst in Krass bleiben und somit sei auch formell Alles in Ordnung. Ob diele drei Verträge durch einen sie zusammcnsassenden Vertrag ersetzt würden, sei unwesentlich. Rußland habe jetzt mit China keine Verhandlungen mehr zu führen. Wenn die chinesische Regier- urig wünsche, daß ihr in der Mandschurei ehestens ihre frühere Okelluna zurückgegeben werde, und sie ein besonderes Abkommen über die mandschurische Angelegenheit mit Rußland ab!chließen wolle, 'o besitze sie den Ter! dieses Vertrages und könne ihn selbst unter- schreiben.—Tie deutsche .St. Petersburger Zta." bemeikt: .Wir haben urssere Meinung blos dahin ausgesprochen, daß es sich nur um eine Verzögerung, nicht um eine Ablehnung des ruissschen Vertrags handle, denn in China muß man die Ansicht haben, daß die Lage ohne den Vertrag, welcher die landesherrliche Autoritär des chine sischen Kaisers in der Mandschurei in bestimmter Leit hergestellt hätte, für das Reich weniger vorlheilhaft ist. als sie es mit dem Vertrage gewesen wäre, denn die Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit in den okkupirten Provinzen der Mandschurei werde Rußland jetzt selbstverständlich nach eigenem Ermessen und krass eigenen Ansehens bewerkstelligen. Die Schwierigkeiten, die dem Nachbvrreich durch den Einspruch der Gesandten anderer Groß mächte drohten, iss durch Rußlands uneigennützigen Verzicht jetzt gehoben Ob dieselben Mächte, die diesen Ausgang der Verhand lungen verschuldet haben. China für den Verlust und die ihm ent gangenen Vorthesse ein Aequivalent bieten weiden, muß bezweifelt werden. Konftantinopel. (Priv.-Tel.) Das Schiedsgericht der Botschafter in der Angelegenheit der griechisch-türkischen Koniular-Konvention hat nickt nur in hiesigen griechischen Kressen Genugtbuung hervorgerufeu, sondern es scheint auch auf der Pforte Zufriedenheit erregt zu haben. — Der Minister des Aeußeren Tewiik Pascha stattete gestern dem Doyen des diplomatischen Korps. Botschafter Calcie. einen Besuch ab und theille ihm mit, daß die Pforte die Unparteilichkeit des Schieds spruches anerkennt. Zugleich gab der Minister der Genugthuung der türkischen Regierung über die gerechte Entscheidung der Bot schafter Ausdruck. Sofia. «Priv.-Tel.) Der Kammervorsitzende Geschow erhielt einen Drohbrief, worin es heißt, er möge sich in Acht nehmen, da bald Bomben auf den Ministertisch fallen würden. Es wurden entsprechende Vorsichtsmaßregeln getroffen. New-York. lPriv.-Tel.) TieConsti tu ante auf Cuba hat mit 24 gegen 2 Stimmen die amerikanischen Senatsbeschlüsse abgelehnt. Tie Bundesregierung, durch die Senatsbeschlüsse ge bunden. hält Cuba besetzt, bis aus einem Kongreß andere Beding ungen festgesetzt weiden. Aus den Philippinen wird eine Civil- Regierung unter Richter Tast als Generalgouverneur eingerichtet. — General Arejolo hat kavitulirt. Tripolis. (Priv.-Tel.) Aus Benghazi sind hier Nach richten einaetroffen, welche besagen, der Sultan von Wadai habe, indem er sich angesichts des Aufstandes hilflos und von den Scmsssis nicht unterstützt gesehen habe, die Hilfe der Franzosen angerufen. die ihm versprochen worden sei. Berlin. (Priv.-T l.) Die heutige Börse war schwach auf den wesentlichen Rückschlag der Tendenz am New-Dorker Markte; bei dem heutigen Kursrückgang waren in erster Linie die am Sonnabend so lebhaft begehrten Monlanpapiere in Mitleiden schaft gezogen. Kohleirwerthe büßten 2 Prozent ein. Von Hütten aktien uotlrtrn Dortmunder »/«. Bockumer 1, Laurahütte 2 Prozent niedriger. Bankaktien waren sehr still bei im Allgemeinen schwach behaupteten Kurien. Heimische Bahnen blieben ziemlich unver ändert. von fremden Bahnen waren hauptsächlich Warschau-Wiener, Schweizer Nordost und Gotthard, sowie amerikanische Werlhe matter. Fremde Renten ruhiger. Türkenlvose rrachaebend. Heimische Anleihen gut behauptet. Der Schluß der Börse war badn 7b«.<»>. üo»tar»«n —,—, 27-dau»<«l. Porti» 0»,»u7len««7>. <xr «r-U ll.TV. »«, >»,7«. m«, s«trt«u» >xr TUml «.7b. PU s«p>«,n»«. ÜV.0V, mall, »übbl »er Slprli «b.li. pkr Lm»l>r..D»«m»«r b».«, säst. N >strr»„l». ««»dutui, - ««»a». »»u» »« . g-Ichäll«!»«. No«,«" p» Mal >«. ,«r Lkl»t«r —, umxrLndarl. nach dem Anträge de» ArmenamteS die au» den Beriek-Müller-Stlftung zu begründende ErziehungSans! i gestaltet sich die Beurtbeilung die Verhältnisse der Kl ein- waiste Mädchen .Eugenienanstalt" zunächst mit einer Vflege» familie von 12 Zöglingen »nter einem Pflegeelternpaar zu errichten und der Anstalt die »nocherlichen Räumlichkeiten und Gartenslächc» t« Lerrnibause de- Rittergutes Klingender» mietdwesse. zunächst auf « Jab«, zu überlassen, sowie zur banlichen Borricktän, der AnstattSräume »782 Mk. zu Lasten de» Gtammvermögi»« »« der- williaen. -- Da zur Ausstellung de» aus Sparkassen»!««» de» schafften Elbbode« in der Näh« des Großen Gehege« Genehmigung nicht erthellt Wochen ist, auch sonst ein für den Besuch durch die Einwohner von Frirdrichstadt günstiger Platz nicht Hai «nmttelt werden kSnnrn, beschloß der Roth, zur Befriedigung eine» gleichfalls hervoraetretenen Bedürfnisse» für die Vorstadt Striesen duffe» Bad gegenüber der Saloppe, dicht an der Flurgrenze mit Blasewitz, aus zussellen. — Der Rath beschloß, die rechtSuferige Wrißeritzstraße zwischen gröbelstroße uud Äerkstättenbrücke au»,»bauen und die zu bestreitenden Kosten an 31750 Mk. auS Anleihemitteln zu ver- willigen. — Aus Borscblag des TiefbauauSichusses imd d« 2. Ab- theiluna beschloß der Rath, zur Neubesestigung der Vtllnißer Straße, für welche im diesjährigen Hausdaltplane Asphalt vorgesehen iji. statt dessen australiiches Holzpflaster zu verwenden und di« die Stadt treffenden Mehrkosten an 14 000 Mk. zu verwilligen. — Seit einer Reihe von Jahren ist eine Regelung der Arbeitszeit in Gast- und Schankwirthich afften vorbereitet worden. Die Kommission für Arbeiterstatisttk ist sehr eingehend damit befaßt gewesen und hat weitgehende Vorschläge zu Schutzbestimmungen gemacht. Jetzt endlich ist nun dem Bundes- rathr ein Entwurf zua,gangen, welcher die Sache zum Abschluß u> bringen bestimmt ist. Der Schwerpunkt liegt darin, daß den Kellnern (bezw. Kellnerinnen), Kellnerlebrlingcn. Köchen. Kock lehrlingen und den Büffrtperionen täglich eine ununterbrochene Rudezelt von nrindestens acht Stunden, den Personen unter 16 Jahren, sowie in Gemeinden mit mehr alS SOiVO Einwohnern dem gelammten Hilfspersonal von mindestens 9 Stunden, außer dem ,ede dritte, in Gemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern iede zweite Woche eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 24 Stunden und in den übrigen Wochen außer der täglichen Ruhezeit mindestens einmal eine weitere ununterbrochen« Ruhezeit von mindestens 6 Stunden in der Zeit zwischen 13 Udr Mittags und 9 Nbr Abends gewährt werden muß. Bis zu 60 Malen im Jahre soll die Höchstdauer der täglichen Arbeitszeit überschritten werden dürfen : jedoch soll auch dann in allen Fällen nach Abschluß der Arbeit eine Ruhezeit von der sonst vorgeichriebeneu Dauer ge währt werden. Faßt man lediglich den Gast- bezw. Schankwirth- ichastsbettieb in den großen Städten in's Auge, so darf man sagen, daß beide Theile, Arbeiter wie Arbeitgeber, mit dieser Regelung im Großen und Ganzer« zusrieden sein können. Die Ueberersrigen rufen: ,9 Stunden Ruhezeit bedeuten den süiitzehnstündigen Arbeitstag!" Jedermann weiß aber, daß die sünszehnstündrge Anwesenheit eines Kellners — wenn sie überhauvt vorkommt — keineswegs gleichbedeutend ist mit einer gleich langen effektiven Arbeitszeit. Selbst in den besuchtesten Restaurants glebt eS niedrere Stunden des Tages, in denen säst nichts, and««, in denen sehr wenig zu thun ist. Deshalb darf stark bezweifelt werden, daß durch die bevorstehende Neuordnung etwas wesentlich Neues geschaffen werden wird: im Großen und Ganzen ist die Regelung der Kellnerardeit in den Großstädten schon jetzt nicht anders. Nicht zu unterschätzen werden aber die Plackereien sein, die dem Betricbsinhaber durch die polizeiliche Kontrol« rm All gemeinen. ganz besonders aber durch die Buchführung über die Ueberschreitung der Arbeitsdauer aufeilegt werden. Dazu kommt, daß die betreffende Schuhvorschrift in der Praxis leicht ganz illusorisch werden kann. Ein Kellner, der lädrlich drei, vier Mat seine Stellung wechselt — was doch nichts Seltenes ist — kann sich ebenso oft einer sechrigmaligen Ueberschreitung der Arbeitsdauer ailsgeieht sehen. — Ganz anders aber des Bundesiathsentwurss. wenn man! stadr oder des platten Landes in's Auge faßt. Hier hat man di« Ruhezeit eine Stunde kürzer bemessen, als in den Städten mit mehr als 20000 Einwohnern, offenbar weil die Arbeltsanstrenaung des Hilfspersonals in Gast- und Schankwirthschasten hier erheblich geringer ist. Aber die Ununterbrechlichkeit der achtstündigen Ruhe zeit lann in kleinen Gatthausberrirben. ganz besonders oder in wichen, die auf eine kurze Saison beschränkt sind, eine starke und ganz nutzoie Belästigung werden. Man denke nur an die Touristenwirthshäuser im Gebirge, in denen Gäste bis spät in die Nacht ankommen und andere mit oder vor Sonnenaufgang ab- reisen. Solchen Betrieben wird eben, da die Hochsaison länger als zwei Monate nicht dauert, nichts Anderes übrig bleiben, als die 60 Ausnahmetage zur Regel zu machen. Auch die alldrei- wöcheiitlich bezw. allwöchentlich wiederkehrenden ganz bezw. halb- freien Tage sind, was den .Schutz" des Hilfspersonal» anlangt, überflüssig, für den Betrieb aber schädlich und unter Umständen geradezu undurchführbar. Gaur besonders unzweckmäßig aber sind für kleinstädtische bezw. ländliche Verhältnisse noch zwei andere Bestimmungen. Gehilfen und Lehrlinge unter 16 Jahren sollen zwischen 10 Uhr Abends und 6 Ubr Morgens nicht beschäftigt werden. Das mag sür großstädtische Betriebe angemessen sein, wiewohl man es in München und anderwärts unangenehm empfinden wird, wenn Schlag 10 Uhr der .Piccolo" verschwindet In kleinen Verhältnissen wird sich die Lästigkeit dieser Borschrist leicht ganz anders fühlbar machen. Noch weit mehr jedoch die andere, daß Kellnerinnen unter 19 Jahren zur Bedienung der Gäste nicht verwandt werben dürfen. DaS ist wiederum eine Bestimmung, die in den großen Städten durchaus angebracht ist. Für klein städtische und ländliche Verhältnisse aber ist sie nicht nur kein Be- dürsniß, sondern sie wird von Wirthen wie Gästen als lächerliche Cbicane. von den in ihr« Verwendbarkeit beschränkten und des halb vielleicht stellenlos werdenden Personen aber alS bitte« Härte empfunden weichen. — Bon wesentlicher Bedeutung für die Be» urtheilung der Verhältnisse der Angestellten tm GaftwirthSaewerb« ist die Kenntnlß der Bezüge, die da» Kellnerpersonal vom Wirthe erhält und welche es aus Trinkgeldern hat. Nack den statistischen Erhebungen wird nur in 82 Proz. der Gastwirtbs- betriebe Bnargehalt gewährt: 17,5 Proz. der Kellner haben kein Gehalt. 17.9 Proz. beziehen ein Monatsgehalt von weniger al» lO Ml.. 54.7 Proz. haben ein solches von 10 bl» 80 Mk- und 9.9 Proz. von mehr als 30 Mk. 25.2 Pro,, der Oberkellner haben kein Gehalt, 5 Proz. haben ein solche» von weniger alS 10 Mk.. 50.4 Proz. bezirken 10 bis 80 Mk. und 19.4 Proz. mehr alS 30 Mk. monatlich. Bon den Kellnerinnen haben 21 Proz. tan Gehalt. 55.6 Proz. ein solcher von weniger als 10 Mk. und 28.3 Proz. von 10 bi» 30 Mk. im Monat. Kost und Wohnung wird in 86.3 Proz. der Betriebe an 64 Proz. der Kellner, au 67.9 Proz. der Kellnerinnen und an 78,5 Proz. der Oberkellner gewährt; außerdem haben volle Beköstigung ohne Wohnung 25.3 Proz. der Kellner. 9.7 Proz. der Kellnerinnen und 14,2 Proz. der Oberkellner, 19 von den befragten sämmtllche Kellnerverein igunge» haben die ^ der Kellner. Kellnertnnen und Oberkellner .... den ihnen vom Prinzipale gewährten Bezügen ihren dez«. ihrer Familie Unterhalt bestreiten können, verneint und hinzugefügt, daß das Personal auf die Trinkgelder angewiesen sei. — Die Ostersetertage ließen es auch in diesem Iah« nicht an den obligaten Ueberraschungen fehlen. Nachdem der März in beinahe winterlicher Käste auSgeklungen war, zog der Avril mir , len,licken Lüsten in da» Land uiw brachte während derLdarwoche ursprünglich den Frühling in ganzer Herrlichkeit mit seinem Gefolge von > spät« für Sonnenschein und blauendem Himmel, ja während der Feiertage selbst schien e» mit einem Male beinahe Sommer werden zu wollen. Kein Wund«, daß für die festliche Zeit noch am Sonn abend rasch der Sonntagsstaat auf dir jo plötzlich verändert« T«m- peratur zugeschnitten und d«,ß allgemein auf belle Toiletten ge schworen wurde; ja selbst Strohhüte wagten sich, wenn auch nur verschüchtert und vereinzelt, bereit» an da» Tageslicht. Freilich sollten trotz der hohen Temperatur — das Thermometer zeigte in den Mittagsstunden über 25 Grad — diese voreiligen sommerlichen Anwandlungen nicht ganz ungestraft bleiben. So brachte der erste Feiertag fast während des ganzen Nachmittag» einen zwar nicht heftigen, aber recht anhaltenden Regen, der manche Osterpattt« in e» Wortes wörtlichster Bedeutung zu Wasser gemacht haben zweite Feiertag konnte es sich vertlichetz vnd Sächsisches. — Am zweiten Feiertag Abends 81, Uhr fand in den Jrsl- räuinen des König!. ResidenzjchlosseS daS übliche Osterconcert statt, welchem Se Mniestät derKönig, Ihre Konigl. Hoheiten Prinz Friedrich August. Prinz und Prinzessin Johann Georg und die Herzogin Paul zu Mecklenburg- Schwerin beiwohnten. Ihre Majestät die Königin war zu ihrem Bedauern durch Unwohlsein verhindert, an dem Concert tdetlzunehmen. Die am König!. Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren waren durch Ansage des Ober- hoimarschallamtes einaeladen. Unter den Erschienenen, die sich von 159 Uhr ab im Stucki'nale und im großen Ballsaale versammelt Kalten, gewahrte man die Damen und Herren vom diplomatischen KorpS, die Henen Staatsminister mit Gemahlinnen, zahlreiche Generale und Offiziere, höhere Civilstaatsdiener. Vertreter der Kunst und Wissenschaft, der Finanz-und Handelswrlt. sowie Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie. Tie Herren vom Civil trugen Uniform bcz. Hofkleid, die Herren vom Militär Paradeanzug ohne Schärpe. Eine Ehrenwache des Garde- reiter-Regimenis war im Vorzimmer der sranzösischen Galerie aus- aezogen und erwies die militärischen Ehrenbezeigungen Dos von Mitgliedern der Königl. Hosoper und der geiammten König!, musi kalischen Kapelle unter Leitung des Generalmusikdirektors Geh. Hofraths v Schuck auSgesührte Concert fand im Banketiaale statt, rvo die Gäste vor Eintritt des Hoies Platz nahmen. Se. Majestät der König und die Prinzlichen Herrschaften nahmen zunächst einige Vorstellungen entgegen und erschienen, umgeben von den Damen und Kavalieren der Hof- und Militärstaatcn. gegen 9 Uhr in feier lichem Zuge, dem die Leibpagcir vorausschntten. in der Fest- versammsirirg. Nachdem sie die Plätze eingenommen hatten, be gann das Concert nach dem bereits mitgetheilten Programm. TaS Concen währte bis gegen Isill Uhr. Während einer kurzen Pause nach den, ersten Theile und auch nach Schluß des Cvncertes hielten Se Maiestät und die Prinzlichen Herrschaften Cercle, wobei auch die aussührenden Künstler mit Ansprachen ausgezeichnet wurden >:ll Uhr zog sich der Hof zurück. Die Hnfgeiellichast vcrweisse alsdann noch einige Zeit an de» in den Speiiesälen er richteten Kondiioreibüssets Dem Hosconcerk halten gegen 400 Per sonen beigemohnt Se. Maiestät der König kehrte Abends nach Villa Strehlen zurück. — Das Beiiirdcn Ihrer Maiestät der Königin hat sich in den lehren Tagen etwas gebessert, so daß sie am Nachmittag des zweiten Feiertages kurze Zeit im Garten verweilen konnte. — In Vertretung Sr. Majestät des Königs wohnte der Königl. Kreishauptmann p. Schlichen gestern Nachmittag >/,2Uhr der Bei setzung des am Sonnabend verstorbenen Geh. Nathes Dr. »rr. Hab erkor» in Zittau bei und jegte im Allerhöchsten Auftrag euren Kranz am Sarge des Verschiedenen nieder. — Tic beiden ältesien Söhne Sr. /Königl. Hobest des Prinzen Friedrich August besuchten gestern in Begleitung ihres Erziehers, des Herrn Hauvtmanns ö Bnr», die Papier- und Ochreibmaschiire»-Handlung des Konigl. Hoflieferanten W. Türk. Gestern Nachmittag beiuchre auch Se. Konigl. Hoheit Prinz Friedrich A » gust selbst die Firma — Le.Maienät der König hat demKammerherrn Rittmeister z.D. Viktor Karl Kaspar Graf v. Rex unter gleichzeitiger Verleihung des Titels und Range- eines Ceremonicnmeisters die Funktion eines solchen übertrage». — Se Maiestät der König bat den zum Serbischen Honorar- Generalkoniirl in Leipzig ernannten Inhaber der Banifirma H. C. Plaut. Georg Schreiber, daselbst, und den zum Vice- und Deputy-Koniul der Vereinigten Staaten von Amerika in Chemnitz ernannten Frederick I. Dietzmann in dieser Eigen schaft anerkannt. — Se. Majestät der König hat den Oberförstern August Max Leb irr an» in Elterlein und Gehre in Carlsfeld den Titel und Rang eines Forstmeisters verliehen und den Obrrkirnstmeister der Freiberger Bergrevrerr Roch zum Professor der Baukunde an der Bergakademie zu Freiderg ernannt. — Mit Allerhöchster Genehmigung sind die Prrvatdocrnten Dr. med. Karl Menge und Dr. med. Bernhard Kroenig in Leipzig ru ciußeretatsmäßiaen außerordentlichen Professoren in der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. — Dem Gemeindevorstand Scherdhauer in Hormersdors ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden. — Dem nach über 45iäbr>ger Staatsdienstzeit am 1. Mai in den Ruhestand tretenden Schichtmeister ZieaS aus der fiskalischen Grubenabtheilung Kurprinz si. Freiberg ist das Berdienstkreuz verliehen worden. — Von den in LvLvxssteia beaustragten Staatsministern sind sür die bevorstehende 7. evangelisch-IutherischeLandes- sbnode berufen worden als geistliche Mitglieder: Geh. Kirchen rath Keller in Bautzen, Konsistorialrath Superintendent v. tbsol. Benz in Dresden. Prof. v. tbeol. Heinrici in Leipzig. Pfarrer lao. tbsol. Lehmann in Zwenkau und, wie bereits mitgrtheilt. Superintendent v. theol. Nobbe in Leisma: als weltliche Mit glieder : Harrptmann a. D. Gras Otto Vitzthum v. Eckstädt in Dresden. Wirkt. Geh. Rath Dr. Graf v. Könneritz aus Lossa, Landesältester v. Zezschwitz in Banden. Rittergutsbesitzer Iustiz- ralh Opitz aus Treuen o. Th. und Ministerialduektor a. D. Wirkt. Geh. Rath Meuiel in Dresden. — Mittheilunaen auS der GesammtrathS- sitzur, g. Tie am 1. Mai zur Erledigung kommende Stelle deS berausgehobenen Assessors im Schulamte wird dem Rathsasscssor Dr. Kuhfall übertragen. Zum juristischen Hilfsarbeiter wurde Referendar Friedrich Georg Lerrmann in Dresden gewählt. — Z» Baurevisoren wählte der Ratb den Stadtbauossistrnten Gvrrllckm Waldhelm und den Baukontroleur Rein in Chemnitz. — Da» Reinertrag,,iß der Dr. Güntz' schen Sttstung (Königl. Adreß- Comptoir und vormals Blochmann'sche Druckerei) auS dem Jahre 1900 beträgt 172992 Mk. 4l Pfa. Nach de», Vorschläge der .Stistungsverwalter beschloß der Rach, von vielem Reinerträanisse zu überweisen 40000 Mk. verDr. Äunh-Asyl-Stistung, 15 000Mk. dem Bürgrrhospital. 15000 Mk. dem Maternihospttal, 3000 Mk. dem Armenanrte zur Veranstaltung einer Armenipeisuna und die restlichen 99992 Mk. 41 Pfg. dem Verschöuerungswnds der Stiftung. Weiter wurde beschlossen, den Reservefonds des Adreß- Comptoirs im Betrage von 145009 Mk. 92 Pfa., der zwecks Erwerbung der Anzeiger-Dnickerei angelegt und später für die Beschaffung eines Gebäudes für den Anzeiger zurückbehalten worden war, nachdem beide Zwecke aus andere Weise erreicht worden sind, nunmehr sttftungsgenräß ru verwenden und davon 15000 Mk. dem Burgechospstal«, 80M9 Mk. 92 Pfg. der Dr. Güntz-Asyl-Stiftuna und 100000 Mk. den, VerschönerungS- sonds zu überweisen, letztere mit der ausdrücklichen Bestimmung der Verwendung zur Erhaltung der Braräbnibstätte und zur Er richtung eine- würdigen Grabdenkmals für den Stifter Dr. JustuS Friedrich Grind. — Der am 9. März 1901 verstorbene Privatmann Friedrich Wilhelm SchreiberhatdrmAnnenamt« einBermächtniß von 1000 DE. aiiSaesetzt. — In der qm 1. April mit der Stadt Dresden vereinigten seitherigen Landgemeinde Gruna lief da» Steuer- fahr am 3l. Mär, ab. ES wurde daher beschlossen, die seitherigen Einwohner von Gruna im laufenden Jahr« zu den in Dresden zu zahlenden direkten Abgaben nur zu drei Vierteln de» Jahresdrtrage« beranzuziehen. und zwar in der Art. daß dt« Einkommensteuer von ibnen am ersten Steuerterminr (15. Mat) nur mit einem Viertel de» Terminhetrages. an den anderen beiden Terminen aber mit den vollen Termmsbeträgen. di« Grundsteuer dagegen am I. Sep tember mit drei Vierteln deS JabreSbetrages eingehoben wird. — ^ , , Der Rath beschloß, bei dem Bauamt» HII, welches zunächst ohrre wurde. Uber aelchndet hat der selbstverständlich gerade zur Branstrnvermrdrung nnrgebUdct worden war. vom 1. Mai 1901 unpassendsten Zeit niedergehend« Regen doch, da viela tz«> »ich wird. Auch der zweite Feiertag konnte es sich nicht Vers«, der festfrohen Menschheit einige feuchte Grüße zu lenden, seil verständlich erst dann, als man recht hübsch unterwegs war. So gegen haldtzUhr ging nämlich ein ziemlich ergiebige» Gewitter über die Stadt nieder, da« sich mit heftigem Blitz und Donner entlud und von starkm Regen begleitet war. Ein Glück, daß di« feucht-fröhliche Aprlllaun« deS WettergotleS nicht allzu lang an glest. und daß eS Men Abend wenigstens wieder leidlich