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Dresdner Nachrichten > »84. Seite 4.»» Dien-tag. L». Oktober 1 * GtaotSschulen war nicht stärker al» sonst, au» dem guten Grunde, weil die Kinder, die bisher in aeistliche Schulen gingen. Wetter in diese Schulen geben. Diele Schulen wurden mir grobem Ge räusch als Ordens! Hule» geschlossen und in der Stille als „freie" Schulen wieder eröffnet. Als Gründer der „altneuen" Schulen ließ sich irgend ein gesinnungSiüchtiger Gutsbesitzer. Rechts- amoalt, Offizier a. D. oder Lehrer eintchreiben, und die Anstalt ist im Sinne des Gesetzes eine weltliche. Die Lehrkräfte sind Ordensbrüder und Schwester», die angeblich aus dem Orden aus getreten sind und die ihre Posten in einem Wechselreigen vertauscht staben. Es ist also alles beim Alten geblieben: die Schulen, d>e Lehrer und die Scinübevölkeruna. Manche Freidenker sehen dies ichr wohl ein und sind entrüstet über die Posse, die seit einem Jahre »ist so gewaltigem Kraftaufwand gespielt worden ist. Sie fordern denn auch, dag die Unlerrichtsfreiheit ganz beseitigt und das Staatsmonovoi, wenigstens für die Volksschule, eingeführt werde, lasür ist aber zur Zeit schwerlich eine Mehrheit zu finden, und lelbst wenn diese in den Kammern vorhanden wäre, würde die Maßregel erst nach geraumer Zeit und harten Kämpfen verwirklicht werden können. Und wenn schon alle Volksschulen verstaatlicht würden? Es gibt staatliche Lehrer und Lehrerinnen genug, die n kirchlicher Gesinnung, oder doch im Augendienst lelbst den QrdeuSlehrkrästen Punkte vorgeben könnten, jodaß Clömenceau neulich schwermütig sagen konnte: „Wichtiger beinahe als die Ber- weltlichung der geistlichen ist die Verweltlichung der — weitlici>«n Schulen." Um nur einen Zug anzusühren: au den Staats- gvmnasien wird das Schuljahr mit einer amtlich angeordneten Mess- des heiligen Geistes eröffnet und der in sonderbaren Farben ichillernde Unterrichtsminister. Herr Chauuüv, verfolgt unter der Hand die Lehrer, die freidenkerische Gesinnung bekunden. Die Moral von alledem ist. das; es weit leichter ist, Gesetze zu Papier zu bringen, als die angestammten Formen, in denen das Leben eines Volkes verlaust, grundstürzend umzugestalten. Italien. Der Minisrer des Aeukeren begibt sich nach Pila und wird in San Rossore vom König, den ei nach Paris begleiten wird, empfangen werden. Aus Anlasi der vom ..Demos" und „Petit Parisien" verbreite ten Gerückte über die Reise des russischen Kaisers nach Rom lagt die .Dribnna", bisher setze weder die italienische Regie rung noch die russische StaatSkanzlri Zweifel darein, daß die Reist des Kaisers slaltsinvcn wird. Es bleibe nur die Zeit für die Reise ui bestimmen, was sich der Kaiser Vorbehalte» hat. Vielleicht, fahrt das Blatt fort, schiebe der Kaiser den Zeitpunkt der Reise um einige Tage aus oder ziehe eine Seereise vor, und das gebe noch immer keinen Grund, an dem Be'uche zu zweifeln. Rach der morgigen Audienz des Ministers des Aeutzeren beim König werde man übermorgen näheres darüber erfahren. Spanien. lieber den Madrider Polizcistzandal wird berichtet: „Die vom Gouverneur entlassenen 112 Beamten der volitischen und Kriminalpolizei veranstalteten ein Meeting, worin >e unter Anführung zahlreicher Beispiele nachzuweisen suchten, vaß nicht sie, sondern gerade die im Amte Verbliebenen mit Räubern und Dieben unter einer Decke steckten. Einer der Ent lassenen hatte am Tage vorher aus Nahrungssorgen Selbstmord begangen. Die Presse setzt ihren Feldzug gegen die herrschende Korruption fort. Auch der Richter hat endlich drei der am meisten bloßgcstellten Inspektoren gefänglich eingezogen. Das gegen sie misgehäuste Belastungsmaterial ist so groß und enthält derartige Dinge, daß wenigstens diese drei ehrenwerten Wächter der Ord nung für eine Zeit lang unschädlich gemacht sein dürften." In Bilbao wurde eine republikanische Versammlung abgehalte», an der etwa 2000 Pettonen teilnaymen. Tie Teil nehmer veranstalteten alsdann eine Kundgebung und schlugen dre Fenster des Hauses, in dem die klerikale Zeitung „Gaceta del Rorle" erscheint, ein. Die Gendarmerie war gezwungen, vor zugehen. — Bei einem Zusammenstöße mit einem Pilgerzuge wur den drei Menschen getötet und 27 verwundet. England. Marquis Salisbury ist zum Lord-Geheim siegelbewahrer ernannt worden »nd wird Mitglied des Kabinetts, das nunmehr aus 19 Mitgliedern besteht. Dieses Amt hatten im Jahre 1909 der verstorbene Lord Salisbury und hier- auf Balsour mne. Dänemark. Die Königin-Witwe von Italien besuchte kürzlich den dänilchen Hof. Wie man letzt hört, toll diesem Besuche eine besondere Bedeutung zukommen. Es verlautet nämlich, die P>in- zeisin TbNra. Tochter des Kronprinzcnpaares. werde demnächst mit einem bisher nicht genannten Prinzen aus dem Haust Savoyen verlobt werden. Die Veröffentlichung der Verlobung soll bal digst erfolgen. Damit hätte die Königsiamilie noch ein regieren des Haus mehr in ihren großen Kreis geschlossen. Türkei. Der montenegrinische Geschäftsträger hat von der Pforte die Zurückziehung der türkischen Truvven verlangt, die an der lurkisch-moiimieamiischen Grenze eingetroffen waren, um Rach'vri'chungen narb Waffen anznstellen und eine neue Viehsteuer kinzuiiihlen, wodurch eS zu blutigen Zusammenstößen mit der christlichen Bevölkerung kam. Der Minister des Aeußeren ver- ivracki. unverzüglich Befehl zum Znrückziehen der Truppen zu geben, und teilte zu gleicher Zeit mit, daß an den Wali von Ikutari in Albanien ein Befehl ergangen sei, alles nach Montenegro be stimmte Getreide zollfrei passieren zu lassen. Nachrichten ans Adrianovel zufolge wurde allen Militär- und Zivilbehörden ein Iradc des Sultans übermittelt, das die Schonung der un schuldigen bulgarischen Bevölkerung, besonders der Frauen und Kinder, befiehlt. Tie im Auslände verbreiteten Meldungen, daß Oesterreich-Ungarn und Rußland gegen die Ein setzung einer makedonischen Kommission unter Hilmi Pascha vrotesiiert bätten. sind falsch. Alle türkischen Blätter melden, daß die bulgarische Bevölkerung des Kreffes Susli an den Großverier eine Adresse gerichtet habe, in der sie die Berichte der ausländischen Presst über TnwvenauSschreitnngen gegen die rukige bulgarische Bevölkerung anläßlich der Bandenvcrfolgung bestreiket. Tic Zivil- n»d Militäibehörden sind bemüht, auch in anderen Kreisen und Srbchasien die Abiendung ähnlicher Adressen zu veranlassen. Die diplomatischen Kreist sind über die letzten türkt sch-bulgarischen G r c ii; v o rfä l l e beunruhigt, hoffen jedoch auf eine freund- ,bauliche Beilegung, wozu beiderseitig die besten Dispositionen vorhanden zu sein scheinen. Gestern und vorgestern fanden darüber im Midi; M i n i fl e r b er a t u n g e n statt. Afrika. Zur Züchtigung eines der Stämme des Hinter- .and:S, sa wird aus Aden gemeldet, ist eine Skraservedition ausge'andt worden. Bei den Kämvfen mit den Eingeborenen wurden aus englischer Sette sieben Mann verwundet, von denen uner seinen Verwundungen erlag, lieber den rollen Mullah wird berichtet, daß er sich sechs Meilen von Obbia autbalte. Die Mel dung von seinem Plünderunaszuge nach Jllig bestätigt sich. Tie ttaliensichen Kriegsschiffe „Lombardia", „Coatin und „Galileo Galilei" sind in Aden einyetro'sen. Tie .Köln.^Ztg." meldet aus Fez über Tanger: Mit dem Fngenicur des Sultans Frbrn. von Kostcnburg, der am lil. Oktober init seinen Töchtern angekommen sei. hätten alle Hvsaiigesieüten me Hauptstadt verlassen Ter Vertreter der Löweschen Waffen- Rbrilen. Monteur Haast, lei vom Sultan anfgeiordert wvide». mit zwei weiteren Maschineiigeschützen zum Feldlager herauszu- kümmen. Kunst und Wissenschaft. ff Im König!. H o fop ernha u s e gelgngt heute .Alpen» köntg und Menschenfeind", !m König!. Sckauipiel- bauie „Das große Geheimnis" zur Aufführung. Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. 7 Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hosthegter. Koni gchi ches Schauspielhaus. Die Besetzung des drei- aktigen Schauspiels „ G eich ä ft ist Geschäft" iH »sstirsk; Et los nttgiros) von Octave Mirbeau. deutsch von M. Schoenan. ist die folgende: Tie Rolle des Franyois Leckmt werden Herr Wiene und Herr Froböse glternleiend spielen. Frau Lechat: Fr Bleibrren: Gennaine: Irl. Serda; Harier: Herr Gebühr: Lnrien Garraup: Herr Decarli; Fink: Herr Rcnö; Krug.' Herr Gunz: Marauis von Percellet: Herr Müller: Jontenelle: Herr Bauer: Jules: Herr Hufs: Gärtnerbursche: Herr Heising: Julie: Frl. Griebel- Diener: Herr Wnlkher: der Doktor: Herr Willis seine Frau: Fr. First; Friedensrichter: Herr Deitmer: seine Frau: Frl. Diaconv: Steuereinnehmer: Herr Olbrich; seine Frau: Ar!. Leder: Hauptmann: Herr Eggerth. Die Erstauffüh rung des Werkes findet Donnerstag, den 15. Oktober — außer Abonnement — statt. Ter Vorverkauf beginnt Mittwoch vor mittags 10 Uhr an der Kasse des Königl. Schamvielhanscs. b Königl Oosschanspirl. Es war wirklich nickst vnrer Ueber- nint, daß die Kritik ln de» Abendstunden heiliger Sonntagsruhe den eisten drei Akten von Schillers „Maria Stuart" ein williges Ohr lieh. Gab es doch zwei wichtige Neubesetzungen zu registrieren, von denen die eine wie die andere zu allerhand Be denken Anlatz geben mutzt«. Da» de» Theaterzettel» gab den erste» eater in London spiel: bös au». Die S in der Nomenklatur , _ Herr Ziegler vom te den Mortimer, Anfang» sah prache matt und ohne hinreitzen- vor allem ohne jene b«. um nicht zu sagen Dvtt! , die Sache bitterbö» au». Die den Schwung, die Auffassung glanzlos, rückende sinnliche Unterslromung, die für den Schwärmer wie Lieb- Haber Mortimer gleich charakteristisch ist; dazu ein Kostüm, da» für die nicht übermäßig hochgewachsene Figur des Künstler» wenig glücklich gewählt war und den an und sür sich kaum nennen»- werthen Charme seiner Persönlichkeit nur mäßig zur Geltung brachst. Besonders nicht in der wichtigen Szene mit Elisabeth, in der Mortimer sich al» der vollendete Hosinann von höchst lsig nierten Manieren erweisen mutz, wenn da» Benehmen der Königin ihm gegenüber nicht gar zu auffällig erscheinen ioll. Im dritten Akte mußte man das Urteil über Herrn Ziegler» Mortimer einer gründ lichen Revision unterzieben : «nahm einen kraftvollen Anlauf, um sich in der Duoszene mit Maria als ein höchst temperamentvoller Dar steller zu geben, der fraglos über ein starkes, wenn auch künstlerisch noch recht unadgeklärte» Talent verfügt, au» dem er spater Reiches schöpfen kann. Freilich, störende Aeutzerltchleiten beeinträchtigten auch hier den guten Eindruck, — ab« die ganze Szene war ein glücklicher Wmf. groß angelegt und ursprünglich rmp'undrn. dabei lehr wirksam in der feinen Gliederung des Dialogs und der rapide» Steigerung gegen Schluß des effektvollen Auftrittes. Jedenfalls erübrigt der Mortimer des Künstler«, der noch einige Wochen den nur langsam genesenden Herrn Franz vertrelen wird, da Herr Wierlh, der konimende Mann, in Berlin unabkömmlich ist. ein näheres Eingehen aus seine wetteren Gastrollen. — Nicht das Gleiche gilt von Frau Voigt-Aly. die man vorgestern Abend zum ersten Male als engagiertes Mitglied in einer großen Rolle sah. Ihre Elisabeth ließ auf keinen v»au z'our schließen Zwar waren die Details der Rolle gut studiert und intelligent herausgearkeitet, aber die Figur war zu klein, kleinlich gesehen, in der Parkszene mit dem direkt unkömglich in zeigte der oder Mer Intelligenz, die nur hier und da zu weit geht in dem Erp neuer Nuancen. So läßt sich unbedingt das übertrieben kokette Wesen der Elisabeth, wie es diesmal Frau Voigt-Aly zur Schau trug, weder Mortimer noch Lestest« gegenüber aus der Dichtung rechtfertigen: es ist doch schließlich eine Königin, die hier ihre Gunst verteilt. Auch die allzu große Zärtlichkeit für Dudlev am Schlüsse des 2. Aufzuges ist bei Elisabeth nicht angebracht: Schiller notiert an dieser Stelle als einzige Regiebcmerknng: „Leicester stürzt zu ihren Füßen, der Vorhang fällt." Er hätte sicher den neuerdings hier eingesücsten Slirnkuß mit obligaten Zutaten für die Elisabety-Darstelleriiinen notiert, wenn er ihn als Autor hätte haben wollen. Bei der gewissenhaften Regie, die Herr Lewinger gerade den klassischen Dramen angedeihen läßt — die Vorstellung war sonst, mir Frau Salbach als Maria, den Herren Blankenstein, Froböse. Müller und Winds in den größeren Rollen vortrefflich besetzt, ebenso stimmunas- wie wirkungsvoll inszeniert —, wird sich auch in dieser Kleinigkeit leicht Abhilfe schaffen lassen. — Das Haus war nur in den oberen beiden Rängen ausverkaust. sonst ziemlich leer: Schiller scheint leider in dieser Saison nicht sonderlich hoch in der Gunst des Publi kums zu sieben. Dafür entschädigte Dichter wie Darsteller der um so herzlichere Beifall, mit dem namentlich Frau Salbach geradezu überschüttet wurde. VV. 7 Donnerstag, den 15. Oktober, findet daS erste Konzert der Gewerbebauskapelle unter Leitung des Herrn KapellmelstttS Willy Olsen im Gewerbebause statt. ff Der Orchest erverein Philharmonie hält Don nerstag. den 22. Oktober, seinen ersten Aufsührungsabend im VereinShanse ab. ff Im „Literarischen Verein" sVersammlungslokal: „Drei Raben") wird heust nachmittag 5 Ubr Herr Schriftsteller Eiben ein eigenes Werk, ein romaittiiches Bühnenspie! „Lcebes- wunder", verlesen. 7 Herr Rudolf Kupfer. ein früherer Schüler des Königl. Konservatoriums zu Dresden aus der Violmklasse Napyoldü wurde iu der hiesigen Königlichen musikalischen Kapelle als Violinist angestellt. 7 Herr August Jfsert. Hochschullehrer für Gesang am Königlichen Konservatorium in Dresden, erhielt eine Berufung an das Wiener Konservatorium, hat dieselbe aber abgelehnt. ff Shaws „Helden" erlebten im Leipziger Alten Theater am Sonnabend abend die Erstaufführung. Das neue Stück „Helden", ein dreiaktiges angebliches Lustspiel von Bernard Shaw, einem Engländer, ist von Siegfried Trebitsch verdeutscht worden, schlecht und recht, nachdem es in London schon zahlreiche Aufführungen erlebt haben soll. Offen gestanden, fällt es mir schwer, besagten Herrn Shaw nach dieser Probe seines Könnens literarisch ernst zu nehmen. Nun, vielleicht erweise ich Herrn Shaw — einem iolchen Autor gegenüber darf man schon höflich sein und seinem Aulornamen das sonst nicht geläufige „Herr" voraussetzen — 11n- recht, wenn ich ihn literarisch überhaupt ernst nehme. Vielleicht will Herr Shaw nur ein Geschäft machen, und „Geschäft ist Ge schäft". denkt ein rechter Engländer. Herr Shaw hat sich an- scheinend vorgenommen, nicht nur die serbischen, sondern auch die bulgarischen Offiziere des Jahres 18S5, die Helden von Sliwnitza. zu verspotten, indem er an deren wirkliches Heldentum nicht glaubt. Wie Herr Shaw aber dazu kommt, bulgarische Offi ziere. von deren Ruhmestat bei Sliwnitza ja er selber in seiner Burleske — das ist sein angebliches Lustspiel — erzählt, dem Fluche der Lächerlichkeit preiszugeben, das wird außer dem geschätzten Herrn Verfasser wohl niemand begreifen. Der Lustspieldichter soll menschliche Schwächen verspotten, gewiß, aber zum Karikatur- zeichner sich erniedrigen darf er denn doch nicht, und wenn er den Tatsachen in so gröblicher, plumper — sa plumper! - Weise Hohn spricht, dann lacht das gebildete Theaterpublikum nicht über seine unmöglichen Figuren, sondern es lacht über den Verfasser selber. Aus dem Stofs hätte ein begabterer Dichter vielleicht noch etwas Rechtschaffenes gemacht, ein wenig ernster hätte er seine Aufgabe jedoch auffassen müssen- Ein solcher alter Hans wurst, wie dieser Major Petkoff. ein solcher trostlos erbärmlicher alter Narr ist als höherer Offizier oer damaligen bulgarischen Armee, überhaupt jeder Armee eine ganz unmögliche Figur. Eine ebenso unmögliche Figur ist dieser bulgarische Major Sergius Saranoff, nach Herrn Shaws Behauptung der eigentliche Sieger von Sliwnitza. und dabei doch ein Kerl, der nicht weiß, was er will und der im ganzen Stücke sich so wenig offiziersmäßia wie möglich benimmt und schließlich, als er sieht, daß seine Braut einen anderen liebt, deren Stubenmädchen heiratet, nur, um von diesem für einen „Helden" gehalten zu werden. AIS Saranoff Leben gerettet hat, in Wahrheit liebt, und im dritten Akte die großen Worte der bisherigen Dame seines Herzens ins Gesicht schleudert: „Unser Roman ist zu Ende, das Leben ist ein Blöd sinn!". da erhob sich im Parkett ein allgemeines Gelächter, wie es sonst sogar Komödiendichter nicht gern zu sehen pflegen: denn man lachte über Herrn Shaw, der solche tiefgründige We'sheit ausgesprochen. Noch die gelungenste Figur des Stückes, eigent lich die einzige leidlich gelungene, in deren Seelenleben man sich allenfalls hineinnnden konnte, der Blunffchli. ward von Herrn tzänseler prächtig verkörpert und noch nach Kräften und in rübmlicber Weise psychologisch vertieft, so daß an dieser Figur — aber auch allein an dieser — nicht nur die Besucher des Olymps ihre Freude haben konnten. Trotzdem kam, wie aller Segen, so auch der Befall an den Aktschlüssen eigentlich „von oben". De Leipziger Galeriebesucher sind ja Sonntags so dankbar und so genügsam, wie es der rechte Engländer auch Wochentag» ist, wen» es sich um künstlerische Tinge handelt. Außer Herrn Hansel« wurden auch die übrigen Darsteller im großen und ganzen ihren Rollen gerecht. Lob verdient noch Bruno Gcidners Regie, die sich selbst bei dieser dramatischen Nichtigkeit wieder crvrobte, und — dis Kürze dieser Uraufführung: denn so viel „Esprit" genießt man am besten in möglichst kleinen Dosen. Pros. Dr. Karl Siegen- ff Test einiger Zeit werden von der Königl. Kommission für Erhaltungder Kunstdenkmäler mit Unterstützung des Stadtrates zu Zittau in der Ruine Oybin bei Zittau Au^ Die Leitung bei diesen Ar" Inventarisation der Kunstden "" AuSb rbeiten ist denrniäler. eslerungen, ranken sich aus- Ichlietzllch daraus, den Bestand der Ruine zu sichern, während dieser durch die Ausmessungen tunlichst genau festgelegt werden soll. Neuerdings hat man begonnen, in der Schlucht zwischen der Messungen vorgenommen. dem Assistenten bei der , Tr. ing. Nabtgens. übertragen worden, welche der Stadtrat gleichzeitig vornahm, bs schließlich darauf, den Bestand der Ruine >lirch«krma« und dem nördliö ÜUK«N anzustellen. wo Werk an sie stoßenden Kapellen u zahlreichen Ziegelbrocken. ein Kirchekrmo« du , , ... «inen Trümmerh wurden diese de» der I ten Schutt in jene Schluck en bisher rin fast unversehrter . e. eine ebenso gutechaltene Konsole, oder Chor der Kirche, Teile de» die einstweilen im Kreu eren, sondern daß die lediglich wissenschaftlichen :r nur die Erhaltung des M wr «den wur Seiten!» dem Schiff KkuzeuWO. ,, ... Hoffentlich werden die Arbeiten fortgesetzt und wird namentlich auch die Schlucht nordwestlich von der Kirche, ln der schon wieder- holt jetzt im Oybin-Museum aufbewahrt« Fundstücke entdeckt wur- den. genauer untersucht. Einige Grabungen im Gebiete des Kloster» sollen Aufschlüsse über die diesem dienenden Baulichkeiten geben. E» ist wobt nicht zwecklos, zu «wähnen, datz niemand daran denkt, die Ruine zu .. rest-"-^--" en t Arbeiten aber letziaen Stande» der Ruine beabsichtigen. ff Gera. Da» Neue Fürstliche Theater besann am Sonnabend mit dem lyrischen Dratna „König RenSS Tochter" von Hertz seine dieSwinterliche Spielzeit. Die erste Opernvorstellung ist siir Donnerstag, den 22. Oktober, in Aussicht genommen. - Das Neue Residenz-Tkeater, das seine Pforten bereits seit dem 6. September geöffnet hält, hat biff jetzt fast allabend- sich ein ausverkauftcs Haus. Neben Spezialitätenvorstellungen soll in dem neuen Hause auch die Operette, das Schau- und feinere Lustspiel gepflegt werden. 7 Ans Müncden meldet man: Die Intendantur de» Ho >- tbeaterS bat als Komvewakion für daS Zugeständnis Bay reuth». daß. wie kckwn beuchtet. München fortan gleichzeitig mit Banrentl, den „Ring" zur Ausführung bringen darf, auf das Reckt der Aufführung de» „ Parsifal" Vvr dem völligen Ablauf der Schutzfrist verzichtet. Sie lief bisher für München einige Jahre früher ab al» für andere Bühnen. «Lrürv« sortt les »kkuirv»!") 7 Das in dieser Woche erscheinende Heft der Münchner „Jugend" bringt unter dem Titel „Nummer berSckoIle " in sa'bigen Reoro- dukllüncn eine Audwakl von Gemälden, welch« diese Münchner Künstler- Acreinigung Neu er ausgestellt bat. Die Künstler veröffentlichen in dicNr Nummer eine Erklärung, die sich mit ihrer Tätigkeit als Maler und als Zeichner beschäftig». Stückes für Böhmen hätte sein sollen. 7 Ter lingar'iche Lnndes'chanspielerverband bat kn seiner iüiigsten Ausickußsitzung beschlösse», an den Minister de» Inner» ein Memorandum zu richten, worin derselbe ersucht wird, n möge in Preß bürg und Ocdenbura daS deutsche Theater gänzlich au sh eben und nur mehr ungarische Vorstellungen gestatten. 7 Der belgische Rompreis für Mukik wurd« dem 2-ffährigen Komponisten Albert DuputS aus VervierS znerkannt. Der Preis beträgt 20000 Frauken. TnpniS arbeitet gegenwärtig an einer Over, die den Titel „Ducasie" führen wird und noch in diesem Minier am königlichen Theater in Brüssel zur Aufführung gelangen ioll. Während des Drucks cingegangene Drahtmeldungen vom 12. bez. 13. Oktober. * München. Am Totensessel im Kaisergebirge verun- glückte gestern der .Hochtourist Curt Leuchs auS Nürnberg, der auf der Münchner Universität Naturwissenschaften studiert. Er «litt eine Gehirnerschütterung. Sein Bruder, Dr. med. Leuchs, der den Transport vom Totensessel nach Hinterbarenbad bemerk- slelligte, behandelt ihn. Leuchs befindet sich bereit» auf dem Wege zur Besserung. * Wien. Graf Andrassy, Graf TiSza und Desider Perczel kehrten nachmittags nach Budapest zurück. * Wien. Die „Neue Freie Presse" meldet: Die heute beim Kaiser erschienenen ungarischen Staatsmänner empfahlen dem Monarchen, eine weniger prononzierte Persönlichkeit zur KabinettS- b ldung zu berufen und nannten als solche den Jinanzminister Bukacy. Morgen trifft Gras Khuen-Hedcrvary hi« em. > Paris. Der König der Belgier traf heute hi« ein und stattete nachmittags dem Präsidenten Loubet einen Besuch ab, den dieser alsbald erlmderte. * Rom. Ter „Italic" zufolge bestätigt sich das Gerücht von derBertagungderReisedesrussischenKaisersnach Rom, Wie das Blatt meldet, ist heute vormittag der erste Flügel- adjutant des Kaisers, Fürst Dolgorucky, in San Rossore mit einem Brief eingetroffen, worin der Zar dem König die Vertagung der Reise mitteilt. * London. Das Auswärtige Amt hat keine Bestä tig u n g der Meldung der „Frankfurter Ztg." aus Schanghai, wo- nach die Japaner Masampho besetzten und die Kriegs erklärung Japans an Rußland bcvorstehe. D« hiesige japa nische Gesandte erklärte dem Vertreter des Neuterschen Bureaus, er glaube nicht, daß eine solch« Meldung irgendwie begründet sein könne. * London. Dem Neuterschen Bureau geht die Mitteilung zu, daß verschiedene Mächte, die vertragliche Rechte mit China haben, welche ihre Position und die ihrer Staatsangehörigen in China sein- schließlich der Mandschurei! betreffen, fordern würden, daß, was für Abmachungen auch Rußland mit der chinesischen Regierung treffe, ihre Rechte ungeschmälert aufrecht erhalten bleiben. Wenn dies geschehe, sei als wahrscheinlich zu betrachten, daß wed« Japan noch eine andere Macht geneigt sein werde, Rußlands Wunsch, seine Sonderinteresscn in der Mandschurei sicher zu stellen, zu durchkreuzen oder den Frieden im fernen Osten zu bedrohen. Wetterbericht des Kgl. Sächi. Meteorolog. Institut» in Chemnitz vom 12, Oktober 8 Uhr morgens lTemveratnr nach EelsmS). Wetterlage in Europa am 12, Oktober 8 Ubr krüh: Station«» "L Richtung u. Stärke rS«tter Statt« ng- Ram« -!§ Richtung u. Stärke LZ de« Winde- j !§ deüiLinde« L>«r«ow. 7i>8 8V mäßig woikeni ^-lk> via»«d - — j — ährisiianids kk!88ZV Ickw. wolkiq savarand. >!7 :rV leicht wolkig LtudegnäS k>» 80 filirm I-ki-ett! ewckbolm I 80 leicht wolkig «ooenlwg., LS ><8i> krilch bedeckt > b!— L'emel ! iit OdiO leicht woikeup— !'— Lwinrm.e Lg 080 müßig wviitt, 7- c 0 Klagen L» 80 triich ßaibdeo ff- L - Salt s« 80 stark dede-kt ^ » — vamdg, t LL 80 müßig Sieg«n -LI d-itxr Lcill, Miinster « Berlin starliriilie Krankt, M, 6 Baris IS München st Rom Moa iidrmnltz 7 1«S 880 leicht Ixst«« SS 88V sttsch dedeckt kl N'KZV iklchl b-dr-kl S? 080 Ickw. bedeckt 80 leicht Regen O schwach dedeckt 80 leicht Regen 8 leicht bedeckt 8V ktchtMtgrn » rdedeckt Still iwolkt, 80 schwach Regen UttS I« I?> i Ein ticses Minimum von 730 Mm, liegt im wefflichrn Inland, im Rsrü- osten übersteigt der Luftdruck 7KS Mm. Bei südMuven Winden herrs-b! meist lrübes, kübieS Weit« mit Rcgenftillcn. Prognose für bea >3, Oktober. Wetter: Regnerisch. Temperatur: Normal. Windursprung: Sübivist. Barometer: Ties. Witterung in Sachsen am 11. Oktober. Station Tsm«. wind Station Lee- ßöh, Tein,. «in» rreüdan ii» »a vestni, j N7 : 8 S r°ldi, l lkS j « 2 Bauzen j 202 > 7.» »«tau ädemnld ! 2S« s , »iv I ZV 2 I « 8ZV S 2.L ZV «i 8» ZV8ZV 2 0.7 7.4 :«.« -ZV8ZV i r.» g.7 j«.« 8ZV r! v.o Frei»«-, Schiieeberg' ülfter > LiXt Äilensterg s 7LI Retßenhain 772 ißtchteldera s INS Si«> «.8 4SL ^ 8 4 vxv »> 7.» 8ZV 4 7.7 V S, - l» 4 » k 2.7 » » > ! rv «!«.» Der >>. Oktober war tm ganzen Land bei leichten bi» mäßigen west lichen Winden ein kübler Regentag. Am Ficbtelbera trat Nachtfrost ein iMmiiiium — l Er ), die Milteltemperaturen lagen bl» zu S itzr. tSmleb derg» unter den vieliiibrine». di« Marima fliegen nur wenig und vereinzel! über llt Gr. (Elster >2 Gr.). Dresden, t2. Oktober. Barometer von Optiker Eduard Wteaand Warm. OSk. Böiold), Wattslraße 2. AbendS S Ubr : 71S Millimeter, ßge- Tbermometroarapli nach Celstu«. Temperatur: höchste 1» <r. Wärme, niedrigste l» Gr. Wärme. Bedeckt. Südostwind. Wasserstand der Glve und Moldan. BudweiS Praa Pardubitz Meinst Leitmeritz Dresden 11. Oktober ff-24 -ff-30 ff" 45 -ff 12 ff. n ^ U 12. Okwdrr 4-20 ff-16 ff-b? Null - «i — M