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6 Carl Sax. einigen Gegenden Krypto-Chriften (einige Taufende), welche äufserlich Moha- medaner find, insgeheim aber fich zu den Chriften rechnen. In der Türkei wird die Nationalität häufig mit der Religion verwechfelt, indem eben die Religionsgenoffenfchaften als politifche Nationen gelten. Wenn wir die Bevölkerung des türkifchen Reiches nach Abdämmung und Sprache claffificiren, fo finden wir folgende Nationen: Türkifche Völker (12 bis 13 Millionen). Eigentliche Türken über 12 Millionen. Sie find gröfstentheils in Kleinafien, dann auch im Örtlichen Bulgarien, im Rhodope-Gebirge und überhaupt in den meiften Städten des Reiches angefiedelt, und theilen fich in Osmanen Osmanly, (die Nachkommen des von Osman I. regierten Türkenftammes), welche jetzt hauptfachlich die Städte und viele Gegenden Kleinafiens und Bulgariens bewohnen, Turkomanen und Juruken, welch’ beide letztere Stämme fad identifch find, und gröfstentheils als Nomaden die Bergdidritde Kleinafiens, dsfs Rhodope-Gebirge und Theile des Wardargebietes innehaben. Türkifche Quellen erwähnen nur S5.000 Turkomanen, weil fie fad alle türkifchen Stämme, ja felbd flavifche Mohamedaner für Osmanen ausgeben, wodurch fie für diefe letzteien die übertriebene Zahl von mehr als 15 Millionen erhalten. In jedem Falle find die Türken, wenn auch nicht in der europäifchen, fo doch in der ganzen Türkei weit aus das zahlreichde Volk. Sogenannte Tataren oder Nogaj’fche Türken hauptfächlich in den Dobrudfcha angefiedelt, wohin fie nach und nach aus Süd-Rufsland eingewandert find; es find etwa 30-bis 40.000 Seelen, von den urfprünglichen 60.000 übrig geblieben. Die türkifchen Völker find durchwegs Mohamedaner. Semitifche Völker. Araber und arabifirte Syrier in Syrien und Paläftina, in ganz Arabien und Nordafrika verbreitet, zum Theil als Beduinen, nomadifirend, zufammen ungefähr 3 Millionen (in unmittelbar ttirkifchem Gebiete). Sie find gröfstentheils Mohamedaner; die nicht Mohamedanifchen nennen fich nach ihren Religionen, Anfairiö, Ismaili^, Metawil&, (Metualis) und Drus. Befonders diefe letztgenannten Seelen find arabifirte Syrier. Eigentliche Syrier, Maroniten und Chaldäer, vielleicht 300.000 in Syrien und Kurdiftan, faft der einzige Ueberreft des, einft übei ganz Syrien und das nördliche Mefopotamien verbreiteten, syrifchen oder aramäifchen Stammes; fie find zumgröfserenTheil Chriften, und zwar die Maroniten Katholiken. Diefe letzteren find fchon halb arabifirt. Hebräer, angeblich kaum 200.000, aber wahrfcheinlich doppelt fo viele, fowohl in Paläftina, als im ganzen Reiche verbreitet, und zwar zum giofsen Theile als Spagniolen, das heifst Nachkommen der im XV. Jahrhunderte aus Spanien vertriebenen Juden. Sie find theils orthodoxe, theils karaitifche Mofaiften, oder Samaritaner. Pelasgifche Völker. Griechen oder Hellenen, ungefähr 2 Millionen, wovon die Hälfte in den europäifchen Provinzen am Ufer des ägäifchen und auch des fchwarzen Meeres, fowie im fiidlichen Albanien und auf der Infel Candia, die andere Hälfte auf der Weftkiifte Kleinafiens, und auf den dazu gehörigen Infein wohnt.