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Nr. 542 Sette 4 — ..Dresdner Nachrichten" — Ar^tag. IS. November 1S2I >scl Copyright by Verlag Bechthold, Brninschweig 2. vari-enuaa, »Vom Standpunkt des Chemikers gesehen, ist die Sache sogar verblassend einfach, denn eine Verbindung von Kvhlen- skvss und Wasserstoff ergibt vhne ivetteres jtvlilenivaiierilvss dao ist eben Mineralöl. Aber die praktische Lösung >v«,r dvch sehr schwierig, und ich habe jahrelang gearbeitet um auch nur im Laboratorium die Koblehydrierung zu erreichen. Und auch nachher, als mir dies gelungen mar, gab es noch manche Harke Nun zu knacken. Es galt. Retorten zu konstruieren, die ständig den hohen Druck bei der ungewöhnlich starken Hitze anSinbalien vermögen. Vor allem aber kommt es wo Hs daraus an, die Gewinnung des künstlictfe» Mineralöls so rationell zu gestalte», das, eS die Konkurrenz mit dem natür lichen nicht nur ausbält. sondern sogar schlägt." Imnier aufmerksamer hatte der Geheimrat den Worten seinem Lohnes gelauscht. Mil scharfem Blick erkannte er so fort. dan Fritz der Lösung dieses hochbedcntsamc» Problems zum mindesten sehr nahe sein muhte. Das wäre wahrlich eine Großtat der deutschen Industrie und käme auch dem Kohlenbergbau zugute. Das Wasser wurde immer mehr als C»ergiegnelle auSgcnutzt. Damit verminderte sich die Absatz- möglichkeit der Kohle. Würde sie aber zu Mineralöl um- geivandelt, das als Betriebsstoff immer mehr in Gebrauch kam, dann würde der ganzen deutschen Volkswirtschaft der denkbar größte Dienst erwiesen. Anerkennend reichte er seinem Sohne die Hand. „Alle Wetter. Friß, das wäre allerdings eine Sache von der aller größten Bedeutung! Und du bist sicher, daß sich deine Er findung verwerten läßt?" „Ja, Papa, jeder Zweifel daran ist ausgeschlossen. Selbst verständlich werden bei der Verwirklichung meiner Pläne noch manche Schwierigkeiten zn überwinden sein — das habe ich bereits erfahren, als ich die ersten Versuche in gröberem Um fange anitellte —. aber im Prinzip ist die Erfindung ab geschlossen." „Nun beantworte mir noch eine Frage: Wie teuer kommen hundert Kilo des künstlichen OeleS?" Ohne Zögern erwiderte der Sohn: „Die Herstellungs kosten werden acht Mark betragen." »Das wäre ja »nr die Hälfte des Preises, den wir für Mineralöl zahlen! Du hast für deine Erfindung völlig freie Hand, lieber Fritz! Ich würde dir aber empfehlen, die Strahleuspielerei beiseite zu lassen und deine ganze Kraft aus das Delprvblcm zu konzentrieren. Ueber die Finanzierung sprechen wir noch. Aber das eine sage ich dir: Nur im aus,ersten Notsall nehmen wir fremde Hilfe in Anspruch! Ne. so dnmm sind wir nicht, daß wir für andere Leute die goldenen Eier legen!" „Du hast also gegen mein« Fuhrt nach Berlin nichts ein- zuwenöeii?" »-Nicht das geringste! Es ist ja selbstverständlich daß eine Erfindung von dieser ungeheuren Bedeutung gegen Industrie spionage geschützt werden muß. Ich hoffe, daß du mir bald mehr von deinen Arbeiten erzählen kannst!" Viel freundlicher als sonst winkte er seinem Sohne zu, der sich eilig erhob und säst fluchtartig den großen Raum verließ. Ihn ries die Arbeit. , —. Der Geheimrat aber schaut« seinem Lohne versonnen nach. Damals, als die Tvauerkunbe in» Hau» kam. Erich, sein ältester Sohn sei gesallen, da war ihm zumute gewesen, al» habe auch die Todesstunde der HermeSiverke geschlagen. Erich war ja in allen Dingen sein Ebenbild — nicht nur körperlich, wie Otto. Fritz hingegen war in de» Vaters Äugen ein ziem lich lederner Geselle, der von Jugend auf nur ein Vergnügen gekannt hatte, die Arbeit. Nach des Vaters Meinung fehlte cS ihm a» Wagemut. Er hätte ihn gern etwas srischer und lebenSsroher gesehen. Und nun hatte dieser Junge trotz der großen Arbeit»- bürde, die auf ihm lastete, an einem Problem geschafft, -essen Lösung und praktische Verwertung für die deutsche Wirtschaft Folgen kmben mußte, die man in ihrem volle» Umfange jetzt noch gar nicht zu übersehen vermochte. Das Morgenrot der goldenen Zukunft leuchtete den HermeSiverken auf. * Ein großer wundervoller Park trennte die schlvßartigen Häuser der beiden Familien Möllenkamp und Lohnst«. Die breite Fahrstraße blieb in respektvoller Entfernung von der weißen Parkmaner zurück. So lagen die beiden Häuser wie eine friedliche Insel inmitten de» mächtig pulsierenden In dustrielebenS, Die beiden Familien konnten miteinander ver kehre», ohne die Straße zu betreten. Eben huschte Rita Möllenkamp durch den Park. Ihre Hobe, gertenschlanke Gestalt ivar in ein schlichtes weißes Kleid gehüllt. In üppiger Fülle krönte goldblondes Haar ihr Haupt Sie war nicht eigentlich schön, die Züge entbehrten der Regel Mäßigkeit. Aber das a»«S vergaß man, wenn man in ihre wnnderbar leuchtenden Augen schaute. Es lag, etwas vom Geiste der alten Sachsenfraucn in ihnen: unbeugsamer Mut, nie wankende Treue. Nur eines erschien auffällig, wenn man Rita Mötlenkamp genauer beobachtete: eine leise Trauer schien über ihre Züge gebreitet zu sein. Und ninvillkürlich fragte man sich: Wie kam dieses verwöhnte Kind des Glückes zu solchen Regungen der Melancholie? Im Salon der Frau Lohusen saß bereits die Herrin dcS Hauses mit ihrer verwitwete» Schwiegertochter Ella am Tee tisch. Rita begrüßte znnüchst die gütige Dame, die bereits feit der Mutter frühem Tode diese zu ersetzen getrachtet hatte. Freundlich strich sie mit der Rechten über Ritas Flechtenkrvne und meinte lächelnd: „Du zum wenigsten bist pünktlich wie immer, liebe Rita!" Rita hatte inzwischen Ella Lohusen flüchtig gegrüßt. Kühl erwiderte Sie junge Witwe diesen Gruß und setzte zu den Worten der Schwiegermutter hinzu: „Nun. Rita, du wirst es wohl selbst zngeben müssen, daß es i» unserem Fall kein be sonderes Verdienst ist. pünktlich zn sein. Wir haben ja in aller Welt nichts anderes zu tun, und die gemeinsam verbrachte» Stnndeu sind häufig genug -!c einzige Abn>echslung in unserem mehr als eintönigen Tageslaus. Ist cS nicht unverantwortlich rücksichislvs, daß Fritz, Otto und Achim sich so wenig »m uns bekümmern? Verzeihe. Rita, ich lxrbe auch deinen Bruder unter die Angeklagten eingeschlosscn. Aber du wirst nicht be streite» können, daß er cs reichlich verdient, dein Bräutigam Otto nicht minder. Fritz aber ist selbstverständlich der chlimmste. Er scheint zu glauben, daß wir jede Minute, die er uns hier und da mal schenkt, als ein Gnadengeschenk ari schen müßten." Rita Ritte bei den entrüsteten Worten der schönen Witwe zuerst heimlich gelächelt. Es ivar ja in diesem Kreise kein Ge heimnis. daß sie durclmnS nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, wenn Achim Mötlenkamp ihr eifriger deck Hof machte und sie auS der Oede ihres Witwcnstandes erlöste. Dann aber, als Ella von Fritz sprach, ereiferte sie sich. „Und das mit vollem Recht! Er hat nämlich wichtigere Dinge zu tun, als bei uns z» sitzen, sich unser Geschwätz anzuhüren und mit uns eine Tasse Tee zu trinken. Was sollte aus den Hermeswerken werden, wenn er auch so veranlagt wäre wie Otto und Achim? Wir müßten ihm eigentlich von Herzen dankbar sein, den» er nimmt doch auch uriger Interesse, ivahr^wenn.er so slcihjg M" achte spöttisch auf: „Hört, hört -wie Rita ietdigtl Wenn man ijich hört. Rita, sollte nicht Otto», sondern feines Bruders l Ella vohufe« la» besetftert Fritz vertel man glauben, du seist Braut." „Aber Ella." verwies die alt« Dame, „wie redest du nur! Rita hat vollkommen recht, wenn sie Fritz in dieser Weise in Schutz nimmt. Aber nun laßt un» endlich einmal auch von anderen Dingen reden." Frohes Männeriache» drang vom Flur her in die gereizte i Stimmung der Damen hinein. Otto Lohusen und Achim l Möllenkamv traten in strahlendster Laune in den Salon und begrüßten sehr wortreich die Damen. Man merkte es ihnen ohne weiteres an, daß sie eine heitere Sitzung unterbrochen hatte». Sie schienen es als lästige Pflicht zn empfinde», im Kreise der Damen eine Stunde zuvrlngen zu müssen. Achim Mötlenkamp nahm ohne weiteres neben Ella Lohusen Platz. Zärtlich ergriff er die Htind der jungen Witwe, die sic ihm mit freundlichstem Lächeln überließ. Otto zwinkerte verständnisinnig mit den Augen. Wenn Ella glaubte, dieses Schwerenöters sicher zu sein, weil er sich einmal zu einer galanten Geste herbeilieb, so war sie doch sehr im Irrtum. Ella Lohusen versorgte die Herren mit Tee und leichtem Gebäck »nd funkelte dabet Achim ans ihren dunklen Auge» immer wieder an. Der aber schien seinen Vorrat an zärt lichen Ausnierksamkeiten vollkommen erschöpft zu haben und unterhielt sich mit der alten Dame, während Otto gelangwetll mit der Ztgarettendose spielte. Mit Rita, seiner Braut, batte er außer der Begrüßung keine drei Worte gesprocl-en. Dvch Rita schien sich über diese 'Vernachlässigung nicht sonderlich zn grämen. Frau Geheimrat Lohusen holte einen Brief herbei und entfaltete ihn lächelnd: „Da bin ich a» die Existenz einer Ver wandte» erinnert worden, von der in unserem Hause kaum semand eine Ahnung Hai. Sie heißt Adele von Viiicvenau. und wen» man sich auf Lichtbilder auch nur ein wenig verlasse» kan», dann muß sie eine Schönheit ersten Ranges sein." Sic reichte die Phvtvgraphie über den Tisch hinüber. Achim »nd Otto griffe» fast gleichzeitig danach und studierten geraume Zeit Züge und Gestalt dieses liebreizenden Menschenkindes. Ans einem schmalen, feine» Gesichtcbcn strahlten große ver wunderte Klndcrangen. Eine üppige Flut dunkler Locken gno!l wie ei» Mantel über den Rücke». Ein Schelmenlächeln huschte um die wnndervvll geformten Lippen. In Heller Begeisterung rief Otto auS: „Alle Wetter, das nenne ich noch eine Schönheit! So etwas Entzückendes sah ich noch nie —" Flammende Röte ergoß sich bei dieser Entgleisung über seine Wangen. Hastig setzte er hinzu: „Und dieses reizende Mädel soll mit uns verwandt sein? Erkläre mir dieses Rätsel. Mama!" Die Mutter strich mit leise bebenden Händen über den Brief, der noch immer auf ihrer« Schoß lag: „Verwandt sind wir mit Adele von Vinckenau wohl kaum. Dein Großpapa, Otto, heiratete nach dem Tode seiner ersten Frau eine Baltin, die ei» kleines Mädchen mit in die Ehe brachte. Nach Groß papas Tvde kehrte seine Witwe in ihre baltische Heimat zurück. Seither ließen sie nichts mehr von sich hören. Nur durch Zufall haben wir erfahren, daß die Tochter einen deutschen Gutsbesitzer in der Nähe von Mitau heiratete. Im Strudel der russische» Revolution scheint die Familie Vinckenau auch unter die Räder gekommen zu sein. Von allen Gliedern ist cS »nr Adele gelungen, sich nach Deutschland zn retten Sie lebt in Berlin und hat die seltsame Idee, sich zur Tänzerin ans- bilden zu lassen." „Das ist sa ganz unglaublich!" fuhr Ella entrüstet auf, „wenn diese Baltin solche verrückte Pläne verfolgt, dann soll ie uns mindestens den Gefallen tun und nicht aus dem Dunkel heranSzutrcte». in das sie bisher für uns gehüllt war. Ich zum wenigsten danke wirklich für diese Verwandtschaft." iForilevung folgt.» ^ 2L7N -2/777 Kaffee stets srnch geröstet Pfund 2 80. Z.2V, Z.W. . 4 40. »80 Aonsum-Wtschung PId 2^0 HSari» Kranz Slriejener Straße 44 u. Reißigerstraße 41 am Fürstcnplatz , LeliMlieisifneö I I I VI IO l eruer lUk jeOerinsnn ^Iasctienttül'k>ucti1seltt ( SN' i » .perlstolr". Lteuer 20 ?k Essl 6m: ««»UlsU-r-t Marvüi»1trL.-S. * llsehlsr»» vrssäsll. 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