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Jene Ziegeleien, welche sich bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts nahe der inneren, bis vor Kurzem noch von hohen Befestigungsmauern und dem breiten Wallgraben umgebenen Stadt, in einem höchst ursprüng lichen Betriebe erhalten haben, befanden sich in den südlich und hoch gelegenen Vororten Alservorstadt, Windmühle, Laimgrube, Gumpendorf, Hundsthurm, Margarethen, Hungelbrunn, Wieden u. s. w. Sie wichen bis auf zwei, welche auf nunmehr völlig eingeengtem ungenügenden Territorium in den letzten Zügen eines beschränkten Be triebes liegen, dem, mit unglaublicher Expansions-Kraft über die alten Stadtgrenzen hinauswachsenden Häusermeere Wien’s. Aber auch über dem Wienerberge, d. i. am südlichen Abhange desselben, fasste die Ziegel-Industrie bei Zeiten festen Fuss. Wienerberger Ziegel waren von Alters her und weit vor der Zeit der Kaiserin Maria Theresia ob ihrer Trefflichkeit bekannt und geschätzt. Die riesigen Schwierigkeiten, welche der Abbruch der alten Wiener Stadtmauern verursachte, deren letzter Best (am sogenannten Paradies gärtchen) erst im verflossenen Jahre mit unsäglicher Mühe verschwand, sind das sprechendste Zeugniss für die Güte des Materiales, das in ganz unschätzbaren Mengen vor dem Wienerberge lagert, und dessen Verarbeitung mit den vervollkommneten Hilfsmitteln der heutigen Fabri- 'kationsweise seither eine ganz unleugbare Verbesserung erfuhr. Mit Besolution vom 13. Aug. 1757 wurden durch Maria Theresia die, innerhalb der Linien Wien’s befindlichen Ziegeleien aus dem Weichbild der Stadt verwiesen und über Befehl der Kaiserin wurde im Jahre 1775 die Gründung der heutigen Wienerberger Ziegelei auf der, damals der Gräfin Auersperg gehörigen Gutsherrschaft für die Zwecke der Militär- Bauten vorgenommen und vom Aerar als „Fortifications-Ziegelofen“ betrieben. Aber noch im Anfänge dieses Jahrhundertes waren es nur kleine Ziegeleien am Wienerberge mit einer Productions-Fähigkeit von jährlich circa l'/ 2 Millionen Stück Ziegeln, welche den Bedarf von ganz Wien beinahe zu decken vermochten. Ein hervorragender Industrieller, ein Mann, dessen Name mit der Geschichte der Bauthätigkeit Wien’s auf das engste verknüpft ist, der noch heute im besten Angedenken bei Jenen steht, die mit ihm gelebt und gewirkt haben, dessen Buf als tüchtiger, unermüdlicher Geschäfts mann aber auch sein Grab zu überdauern vermochte, Herr Alois Mies bach, pachtete die zerstreuten Ziegeleien am Wienerberge und legte damit im Jahre 1820 erst so recht den Grund zu der grössten Thon- waaren-Industrie der Welt. Die Erwerbung der Gutsherrschaften zu Inzersdorf und Steinhof Herzog von Corigliano folgte schon im Jahre 1826 und von 1830