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Dresdner Nachrichten Nr. 19« Seile r Donnerstag, rr. «pr« 1S27 SkhebUche Befiernng -es Arbeilsmarkle» t« Sach en. Upber »te ArbeitSmarktlage berichtet da» Land«»amt für Arbeitsvermittlung: Dt« Ergebniffr der Mitte April vorgenommrnen statlstl- fche« Lrhebungen zeigen. daß sich aus dem Arbcitsmartte des Freistagte» Lachsen die Abnalnvrbeivcguna des Angebote» bi» Ostern krttftta fortgesetzt hat. Die Zahl der bei den Md öffentlichen ArbeitSnachwetlen eingetragenen Arbeitsuchenden ha« sich vom >8. März bi» 1». Avril von 299 882 auf 181928. also um 49 838 vermindert. Am Stichtage wurden noch 121883 männltche un» 20 878 weibliche Arbeitsuchende gezählt. Die Abnahme erstreckt sich auf fast sämtliche Beruf», »ruppen. Am stärksten waren wiederum beteiligt: da» Bau gewerbe. die Landwirtschaft und der Gartenbau. die ungelern te» Berufe, da» Lpinnsloffgcwerbe und da» Bekleidung», »«werbe, weniger stark die Metallindustrie. Holzindustrie In dustrie der Steine und Erden und Nahrungsmittelgewcrbe. Eine geringe Zunahme war srstzustcllcn im graphischen Ge werbe und bei der« freien Berufen. Die am Stichtage unbefriedigte Nachfrage war etivas höher wie am Stichtage Mitte März. Unter den berichtete» 8488 offenen Stelle» gegen 3t33 am ld. März befanden sich 2184 weibliche Arbeitsuchende, darunter allein Mi» aus der Landwirtschaft. Die eingctrrteue wesentliche Verschiebung der Arbcitö- marktlage gegenüber dem Vorjahre tritt bei einem .'sahlen- vergleich mit dem Monat dlpril 1928 deutlich zutage. Am lü. April v. F. wurden Insgesamt 288 822 Arbeitsuchende ge zählt. also 112 496 mehr wie in diesem Jahre. Die Zahlen der unterstützten Erwerbslosen ergaben das gleiche Sntipicklungsbild. Am l4 April 1927 erhielten 7» M7 männliche und 17 978 weibliche Personen HauptuutcrstUvung. Ihre Gesamtzahl 97 142 ist gegenüber der Märzzählung mit 142 789 Unterstützten um 48 818 gesunken. Allerdings hat sich die Zahl der Krtsenunterstützte» und der Notsta»dsarbeit"r etwa» crltüht. In der Kriscusürsorge befinden sich setzt 23 937 Hauptuntcrstützle. Bei NvistandSarbeiten werden insgesamt 12278 beschäftigt. Nach dem Osterfest ist in den einzelnen NerusSgrupp n eine Abschwächuna der Nachfrage eingetreten, zum Teil als Folge saisongemäher Verschiebungen, zum Teil als Folge einer gewissen Sättigung der Produktion mit Arbeitskräften. —* Im Verkehr mit der Tschecho - Slowakei tritt am 1. Mat ein neuer Pcrsonen - und Gcpäcktarts in Kraft, durch de» Fahrkarten für eine große Zahl neuer Stationsverbindnngc» etngcsührt werden. Gleichzeitig wird der innerhalb Deutschlands steigender Beliebtheit sich er freuende schnelle E x v r c ß g u t v e r k e h r auch sür die Aus gabe eiliger Sendungen nach und von den wichtigsten Stationen der Tscheche, - Slowakei eingerichtet. Nähere Aus kunft erteile» die Stationen und die Tarif- und Bcrkchrs- bureau» der MetchSbnhndirektionen. —* Inbetriebnahme einer neue» Eisenbahnlinie. Am S. Mai wird die Nebenbahn Kupferhammer-Grün- t h a l — D c u t s ch n c u d o r s für den öffentlichen Pcrsonen- und Güterverkehr mit den Stationen Nicderlochmühle, Obcr- lochmühle. Dcutschkathartnenberg und Deutschncudvrs in Be trieb genommen. Die Inbetriebnahme des ans tschecho slowakischem Gebiete gelegenen Haltepunktes Brandau erfolgt später. —* Die zweite juristische Staatsprüfung habe» in der Zeit vom 18. März bis 22. April 1927 vier bestanden, drei nicht be standen. drei wurden ans Grund der schriftlichen Arbeiten zu- rückgemiesen. —* Um die sächsische Gasfernleitung. In Leipzig fand eine Versammlung statt, die ihre grundsätzliche Zustimmung gab zur Gründung einer Studiengcscllschast zur Marrvertung von Braunkohlenga» mit dem Ziele, eine Fern- gaSgesrllschast zu gründen. Ucber die Form der Gesellschaft ist man noch nicht einig. —* Bckordflug zur Leipziger Nauchwarcnmessc. Mehrere Amerikaner, die Mittwoch früh mit dem fahrplanmäßigen Dampfer aus Amerika in Sonthamptv» gelandet waren, be stiegen sofort ein Flugzeug und flogen nach London. Dort slogcn sic mit dem ilch Ubr startende» Flugzeug aus und flogen nach Leipzig, wo sie Mittwoch nachmittag 4,4 Uhr auf dem Klugplatz Leipzig-Mockau landeicn. Die tausend Kilometer lange Strecke wurde i» knapp fünf Stunde» zurückgelegt. —* Ronvels Reise nach Waldheim. Der zu langjähriger Zuchthausstrafe verurteilte ehemalige Leipziger Krimiual- Hauptwachtmeister Erich Rvuvel, der bekanntlich mit be rüchtigten Taschendieben gemeinsame Sache gemacht hatte, war bi» setzt im Leipziger Untersuchungsgefängnis untcrgebraÄt, Jialienttcher Frühling. (Von unserem zur ATAE.-NudlandLsahrt entsandten Redaktions- mitgltcd.I , ' Vencdig. den 28. April 1927. Awei Tage wellen nun schon die vierhundert Teilnehmer an der Füntländ erfahrt des Allgemeinen Deut schen Automobilklubs t» der fast zweitausendjährigen uüd doch io modernen Stadt der 117 Inseln Dieweil unsere getreuen Venzinrosse drüben auf dem Festland«:. in dem industriereichen Mestrc, »ach den 890 Kilometern der wohl verdienten Buhe pflegen und vor der morgigen Wctterfahrt über die Schlachtfelder am Fsonzo nach Triest von der dicke» Staubkrufte der oberttalicnischcn Landstraße» befreit werden, genießen wir die lauscndsältigen SchönheitenBcncdigs in vollen Zügen. Strahlende Frühlingssonnc. die Kopfbedeckung und Ueoerkleidung non morgens bis zur Dunkelheit überflüssig macht, lacht vom azurblauen Himmel »wd eine sanfte Brise kräuselt dte Wasser des Canale Grande zu leichten Wogen- kämmcn. Bon deutschfeindlicher Stimmung ist nichts zu bemerken, wenigsten» soweit das Personal der Hotels, der Elasthäiiser, Eafö» und die große Masse der Tscvölkerung in Krage kommt. Allerdings muß man auch ei» klein wenig Vorsicht in seinem Benehmen beobachte^ und vor allem gegenüber de» Herren, die die grün-weiß-rvte Emgilleplakcttc mit dem Liktoren bündel im Knopfloch trage», ivetie Zurückhaltung üben. Der Tedrvco ist nu» einmal aus hundert Schritte zu erkennen, und mancher von uns. der gar z» starkes Interesse an der Ricsen- organtsation de» allmächtiac» Duce bekundete, sah plötzlich die Blicke eines Faschisten fragend und warnend auf sich gerichtet. Alle Flaggen der Welt sind in Venedig zu sehen, überall wehen dte internationalen Hoheitszeichen von den Slaporettt- un» Rundfabrtmotorbvotcii und an den Badeanstalten, nur die deutsche suchen wir vergeben». Zivar stellte ein Fahrt- tetlnrhmer mit Befriedigung fest, daß auch unsere Reichs- färben vertrete» sind, aber der gute Mann war sicherlich kein Bollblutrepublikaner. denn er mußte sich von einem Jlaliano auf dem Lido belehren lassen, daß schivarz-gelb-rot — die belgischen Farben sind . . . Um so erfreulicher ist es, daß der ADAC, bei allen Ge legenheiten, sei es an den Auto», bei seinen Ausflügen mit Motorbooten, und auch in de» Hotel» die Klubwimpel mit den alte» stolzen schwarz-wciß-roten Farben und dem gekrönten Reichsadler zeigt. Diese» Bekenntnis z»m Deutschtum, das durchaus nicht provokatorisch wirkt, steht leider im Gegensatz zu der Ge pflogenheit vieler unserer Ftaltctzfahrcr, die nm seden Preis al» versierte Globetrotter wirke» ivollen und nun beim Portier. Empfangschef oder Oberkellner eine» venezianischen Luxushotel», etwa wie Baucr-Grünwald oder Daniclt-Ronal, ihre stümperhaft hrrauSgestoltcrtc» italienischen Tprgchbrockcn anbrtngen. wie etwa: „enmorwro, INI ckia la lista" (Kellner, geben Oie mir die Sveisekartei oder: nach dem „prvrro ckc-II» «mmora «1 pi'orno* sZtmmerprciS ans den Tagt fragen, wobei sie gewöhnlich noch „prot-elm" und ,^ioliorno" sprechen. Diese da er in mehreren Verfahren noch al» Zeuge benötigt wurde. Nun ist er am Mtttwochvormtttaa nach Walthrtm trau», pvtttert worden, um seine Bcrsenlungrn tn der ihm zu- crkaiintcn Strasart zu verbüße». —* Darlehns» »nb üautionsbetrüger sestgeuomme«. Non der «rimtnalpvltzet wurde der 83 Fahre alte Reklametach- mann Arthur Merten von hier sestgeuommcn. der tn kurzer Zelt eine nrößere Aiizahl Personen um erhebliche G 'db.trüge, in Ein^st-'llen bis zu 3l>99 Mark, geschädigt hat. Der voll ständig mittellose Merten versprach de» Geschädigte,, gegen Hinterlegung einer Kaution oder Hergabe inco darlehns Anstellung in seiner Druckerei bzm. Betelliguiig an dtziciu Unternehmen. Er schilderte die VerdicnstmSqlichkeiten in den rosigsten Farbe». Fi, Wirklichkeit verwandte ..llcrten die er langten Gelder erst zum Erwerb einer kleinen Druckerei auf die er eine geringe Summe anzahlte. D::, größten keil der erschwindelten Beträge verwandte er zu ver'önltch.'U Z>, .cke» Die Geldgeber erbieltcn weder Arbeit noch .hre Einzahlungen zurück. Die wenige» Maschinen der erworbenen Druckerei hatte Merten vielfach als Sicherheiten ra DarlehnSgevei übereignet. —* Vom Spiel in den Tod. Am Mittwoch geoe» I Uhr mittag» wurde Ecke Köniasbrückcr »ud Lößnitzstraße ein neun Fahre alter Sch ulknabe aus eigner ' 8nld von einem Lastkrastwag-'n tödlich überfahren. Der Knabe war beim Spielen direkt tn das fahrende Auto inetn zciausen. —* Et» heftiger Zusammenstoß zwischen einem Krastwaaen der Neichswehrsadrschule und einem Strastenbahnzug cr'olatc am Milt- mochnachniiiiaa in der sechste» Stunde an, Pirnaische» Platz Ecke Ntnastiastc. Der Zusammenstoß wurde dadurch bcrv»racruse», daß eine Fra» beim lkeberschrcite» der Straße die nötige VertclirS- diszii'lin außer acht liest. Um ein Uebersahren der Frau zu verbitten, kubr der Fahrschüler mit dem Stratzenbabnzun zusammen. An beiden Fahrzeugen entstand größerer Materialschaden, Io daß der Kranwagen abgcschlcopt werde» mußte. Ein Ucbersullkommando der Polizei war zwecks Absperrung zur Stelle. WeNernachrichlen aus Deutschland nom 28. Aprti 1927 Slalion > bi» a von 7 Utzr morgen» linrio» Stationen von 8 Uhr morgens Station Temperaturen 7 bzw «l köchst» titelst» d. Ulir d. aeltr.I vero. inora. , Tapes l Nacht Wind Richtung! Stärke au» > Leite, 7 tnw. - Uln morg. LL S 2. <0 2 Dresden ck- 8 j I -s- A 3 — — liiesa ck- 7 -VI2 ck- 5 9V8VV » 3 — — Z«Itan-K>rich!. ck- 4 ck 12 ck- 9 iltü — 3 — — El emmh ck- 4 ck 19 ck- 2 iltll — 8 — — Annaberg ck- 1 ck- 8 ck- 9 VV8VV 2 3 — — Fichlelberg ck- 9 ck- 2 — 3 3 2 — 6 Brocken » - 2 - ü S t 93 2« Borkum ck- > ? ? divv 4 8 7 — Hamburg ck- 4 ck- 8 ck- 2 8VV 4 3 93 —- . achen ck- 8 12 ck- 3 vv 4 I — — Stettin ck- 6 ck-19 ck- i 88 U/ 4 I 92 Danzig ck- 7 ck- 9 ck- 2 81V 3 I 98 — Berlin ck- 7 -eil -j- 3 1Vr>1V 4 l 06 Breslau ck- 7 ckZI -1- i „ill — 2 — — Frcmksurl ck- 7 ck-13 ck- ü IV 2 3 — — Mü« chen ck- 4 ck- 7 ck- 3 still — 5 — Erläuterung betr. Wetter: 0 wolkenlos, t deiter. r lialbbcdecki 4 wolkig, 4 bedeck« s Regen. >> Schnee 1 Grauvct oder Hage. k Dunst ober Nebel «Sichtweite weniger als 2 Kilometer», s Gewitter. Temoeraturen: Wärme grade. Kältegrade. ' 7,» den ielilen 2« Stunden Liter aus das Oiiadralmcler. Lnstdruckvcrtcilnng. Hoher Druck über 706 Millimeter von Frankreich und Süd england über Mitteleuropa »ach Rustland: tiefer Druck nördliches Europa: Zentren unter 747,6 Millimeter Norwegen, unter 747,8 Milli meter Finnland: tteser Druck 760 Millimeter Gvls von BtSkaya, unter 760 Millimeter südwestlich von Island. Wetterlage. Eisenbahnunglück in Thüringen. Eine Frau getötet, mehrere Personen verletzt. Leipzig, 28. April. Tie Eisenbahnbctricbsdircktion 7 Lcivzig teilt mit: Am Mittwoch dem 27. April, abends 1» Uhr, ist der Persvnenzug 22ti1 Mehltheuer—Weida kurz vor dem Haltepunkt Schüptitz zwischen den Bahnhöfen Triebes »nd Loitzsch-Hohenleuben mit vier Personenwagen und drei Eil- güterwagcn entgleist. Vier Wagen 3. uud 4. Klaffe sind nm- gestürzt. Getötet ist Frau AmtSgcrichtSrat Püschcl ans Weida. Schwer oder leichter verletzt wurden zwölf weitere Personen. Zwei Aerzte aus Triebes und ein Arzt aus Weida leisteten die erste Hilfe. Zwei HilsSzügc aus Gera waren gegen 12 Uhr nachts zur Stelle. Der Durchgangsverkehr ist zu nächst gesperrt. Der Personcn'ugvcrkehr wird du ch Umstellen an der Unfallstcllc aulrechterstaltcn. Dies wird voraussicht- sichtlich bis zum Abend des 28. Avril dauern. Die Ursache der Zugentgleisung ist noch nicht bekannt. Dazu erfahren wir »och folgende Einzelheiten: Die Verletzten haben sämtlich keine erheblichen Schäden erlitten. Sie brauchten deshalb nicht inö Krankenhaus übergcftihrt zu werden. Die getötete Frau Püschcl ist furchtbar verstümmelt worden. Fhr Gatte, der neben ihr gesessen hatte, hat keinen Schaden erlitte». Die Ansrälimiingsarbciten sind indessen so weit vorgeschritten, daß man hofft, heute abend das Gleis dem Verkehr wieder srcigebe» zu können. Die Ursache des Unglücks ist ans S ch t e n c n b r ü ch e zurückzusühren. Die Name« der Verletzten. Die Namen der Verletzten sind: Will» Knvlt, Weida, MoseS Weise, Leipzig, MoseS Lorpate, Leipzig, Fabrikbesitzer Adolf Richter. Lauterbach sHarzj, Karl Harms, Gera, Otto Bock, Gera, Walter Helm, Gera, Irma Münzner, Gera. Melanie Schmerler, Weida, Paul Roßmann, Gcra-Untcrn- haus, Lokomotivführer HKdrich, Gera sFahrgast). Amtliche Bekannkmachungen. Ausschrcibuug. Der ««Sbau der Straßen und ^ im Stadtteil Nockwitz soll ver geben werden. Preislisten können ln der Kanzlet des städtischen TiesbauamtcS, Neues Rathaus, 3. Obergeschoß, Zimmer 302, entnommen werden. Ste sind ebenda verschlossen mit der Ausschrist „Pretsangcöoic über den Ausbau der Straßen ^ und 4 in Nochwiy" bis Donnerstag, den -i. Mai 1927, mittags 12 Ubr, wieder cinzurcichen. Etwaige Auskünitc erietll die 2. Ttefbaninspeltion, 3. Obergeschoß, Zimmer 3ll/3l2. Dte Auswahl unter de» Bewerbern und Ablehnung sämtlicher Angebote bleibt ausdrücklich Vorbehalten. Die Wetterlage erfährt durch das Fußsassen hohen Druckes nbkr dem Kontlnent eine allmähliche Umgestaltung. In dein Mitteleuropa überlagernden hohen Druck greisen iedvch noch RandbildungcN des nordeuropäischen Tiefdruckgebietes leicht störend ein. Eine weitere Beeinträchtigung criährt das lonst ziemlich heitere Wetter tm hohe» Drucke dadurch, daß im Grenzgebiete der Polarluit und wärmeren Mittelmecrlust wie gestern io auch heute eine Regenzone vom Alpen vorland«: bis nach Ungarn reicht. Die Witterung unseres Gebietes ivird bis morgen keine iveicntliche Aenderung erfahren. Wilternngsgnssithlcn. Wechselnd bewölkt; keine oder nur unbedeutende Niederschläge; langsame Wicdcrcrwärmnng, aber — besonders in freiere« Lage« — noch ziemlich kühl: Flachland ichwache Winde aus südliche«, höhere Lagen »lästige Winde aus westlichen Richiungeo. A n in erk » ng ' Die Wettervorauslage gilt ständig vom Svai- nachmitlag des Ausgabetages bis zum Abend des kolgenden Tages. Nachdruck und anderweitige Verbreitung dielcr Weiternachrichtcn mir mit Genehmigung der Sächsiichcn Landcswettcrwarle statthaft. Wasserstau» »er Elbe un» ihrer Juslüsse. Ka- mark dran Nim- burg Laun Brand- eis Mcl- nik Leit- merik Aussig j Dresden 27. April - i«i ck->48 94 '184 4 154 ^ 158 ! * 2U2 ! 4 5 28. Avril ^ !0tt -P134 -4 IW -« 184 -lI8I « 178 ! ck-225! ck- !>', istetoLdssts. c!as am anün^licksiVn nsmiai- unc! c^is Mische mak? anyk'Sifj'. Ls kslsst- viiAiompron'r Lskfsnpulver , weichliche Hingabe an den romanischen Süden, der doch, was wenigstens Venedig anlangt, ausschließlich vom intcrnativna- ! len Verkehr lebt, ist eine Krankheit, die bei dem deutschen Ncisepublikum noch immer grassiert. Will man damit „Foinheit und Bülduug" vortäuschen oder ist es nur Ge dankenlosigkeit? In der trotz aller Unterdrückung rein deutsch gebliebenen und noch heule deutsch sprechenden Stadt Walthers von der Vogclwcidc, Bozen hörte ich auf die a»S dem lachenden Munde einer deutschen Frau an einen Gepäck träger gerichtete Frage: „(j>ia»tc> ooNa mic> lumulriio pcw kitamcic», kaookinc,?" die kernige Antlvort:4».Dös kvst' drei Lire sür die zwa Kosscr, Fräulein!" Die Gnädigste wurde bis unter ihren Bubikopf rot und ivar bah erstaunt, daß der Biedere ihr so diente. Man war doch in „Bolzano", also in „Jtglia". Diese Welschtümelci im rein deutschen Sprachgebiet ist wahrhaftig nicht dazu angetan, den Bekcnncrmut der durch ein hartes Geschick von uns getrennten Brüder zu stärken, sondern trägt »ns höchstens Verachtung ein. Da nehme man sich einmal die Engländer oder Amerikaner zum Beispiel. Fällt diesen Herrschaften doch gar nicht ein. ihre Abstammung zu verleugne» und sic kommen mit ihrer Muttersprache glän zend durch, wenigstens in den großen Verkehrszentren. Anders ist cs freilich aus dem Lande rein italienischen Dprachcharakiers. Da ist es schon recht zweckmäßig, besonders sür den Automobilisten, der abseits der großen Heerstraße fährt, sich einige Sprachbrockc» zuzulegcn. Fm übrigen ist die Mimik »nd eine kleine Erinnerung lmmanistischcr Schul- kennlnisse für die gegenseitige Verständigung höchst förder lich. Jedenfalls braucht man vom Brennerpaß bis Venedig keine „tausend Worte italienisch". ES ist erstaunlich, wieviel Deutsche man in diesem Früh jahr irr Venedig trifft. Nach der Schätzung hiesiger Hotelfach- lentc hat sich die Zahl der Jtalienfahrer gegenüber dem Vor jahr mindestens verdoppelt. Und das, trotzdem die Lira »un schon seit Wochen ständig steigt. Von 10 vor etwa l4 Tagen ist sie heute bereits auf 28 angclangt. Als ich am Donnerstag mich in München mit italienischem Geld versehen wollte, konnte man mir i» einem Bankgeschäft auf der Sonnenstraße nur dte letzten 8l>9 Lire geben. Der Laden n>ar tatsächlich andver- kaust. Kein Wunder, daß da der Fremdenindustrie Italiens der Kamm schwillt. Während in den kleinere» Orte» die Preise sich ungesähr auf gleicher Höhe wie in Deutschland be wegen, simd sie in den großen Fremdenstädten wesentlich in die Höhe gegangen. Vor allem ist die Unterkunft in den besseren Hotels tn diesem Frühjahr sündhaft teuer geworden. Am Canale grande oder an der Oliva degli Schiavoni muß man für Pension pro Tag mindestens 199 Lire anlegen. Dazu kommt als Trinkgcldablösung 29 bzw. 10 Prozent, eine täg liche Gemeinde-Aiiscnthaltssteucr von 3 Lire, und ist das Hotel besserer Gattung, noch eine LuxuSsteuer von 4 Prozent auf jede Rechnung. Auch sonst wird der fiskalische Säckel von dem Fremden, der gar nicht einmal nächtigen will, reichlich gefüllt. Alles, was des Leibe» Notdurft überschreitet, wird versteuert oder mit einer Stampiglie belegt. Verzehrst du unter de» Säulengängen der Pro-kurazten aus dem MarkuSplatz bet Florian, Ouadri ober Lavcna ein „eolato 6i crcma", jenes nur von einer italienischen Konditorei in solch vollendeter Schmackhaftigkeit hergcstelltes Vanilleeis, io kostet dich das 6,69 Lire einschließlich Bedienung. Leistest d» dir ein zweites, und das kann dir jeder, der einmal davon gekostet, nachfühlen, oder teilt die teure (Yattin deinen Geschmack, so darfst du für die beiden Portionen 13,19 Lire blechen. Die 19 Centesimi schluckt der Staat, denn zwo „gvisto" sind seiner Ansicht nach Luxus. Bezablt dein Ebegespons dagegen ihr EiS für sich, so rechnet der Kellner nur den einfachen Preis. Weshalb man bei seiner Frau für eine Jtalienreise Gütertrennung cin-- führcn sollte. Doch auch das kann, wenigstens in Venedig, eine gefährliche Sache wenden, denn die Versuchung für jedes weibliche Wesen angesichts der wahrhaft weltstädtisch glänzend auSgestattetc» Läden in der Merceria ist riesengroß. Die raffiniert ausgemachten Magazine enthalten neben mancherlei wirklich guten Sachen auch viel Schund und Blendwerk, das sich als „ladbricata Venc-Zrma" anSgibt und sich letzten Endes als „macke in Qermanv" herauSstellt Das gilt namentlich für Tapisserien, Gobelins und Kissenplatten, die ausgerechnet aus . . . Sachsen bezogen werden. Aber sie werden als An denken an bella VcneZa massenweise gekauft, besonders von den Engländern, die überhaupt in der Lagunenstadt als splendide Zahler hochwillkommen sind. Ansonsten ist die unvergleichlich schöne Lagunenstadt das Dorado der deutschen HochzeitSpärchen. Man trifft sie zu meist des Abends auf dem Canale di S. Marco, wo sic in der Gondel, innig ancinandcrgeschmiegt, dem schmelzenden Tenor oder den Koloraturen der Sängerin einer „Serenata" in der lampivngeschmückte» Barke lauschen. Auch diese PvlkSsänger haben sich modernisiert. Gewiß hört man noch die schönen heimischen Lieder und die Arien der italienischen Komponisten. Aber dazwischen werden die neuesten Schlager cingestreut, und zu Verdi, MaScagni und Leoncavallo gesellen sich die Jazzweisen,' „O Katharina", der „Mayer vom Himalaja" und „Warum bläst denn deine Großmama Posaune" gehören be reits zum festen Repertoire jeder Serenata. Venedig paßt sich dem Zeitgeist«: an. In wirtschaftlicher Hinsicht geht es in Italien, das nach dem Kriege drauf »nd dran war, dem Bolschewismus zu ver fallen. zweifellos mächtig aufwärts. Die Silbcrlirc kreisen, das schmutzige Papiergeld beginnt zu verschwinde», der Straßenbettel, einst die Landplage des grün-mciß-rvten Königreichs, wird stark eingedämmt und tritt in den Städten nirgends mehr in Erscheinung, Onkel Sams gefüllte Brief tasche läßt das Geschäft ausblühen, allenthalben sieht man Neiibantcn erstehen, und an de» Landstraßen, die wir ja in diesen Tagen zur Genüge kennen gelernt haben, arbeiten viele Tausende. Bald wird auch der Lokomotivgualm ver schwunden sein »nd die Züge werden vom Brenner bis herab »ach Bologna nach der Fertigstellung des Niesenkrastwerkes im Etschtal bet Bozen elektrisch betrieben werden Man er kennt deutlich, was ein Volk vermag, wenn ein Führer von Format hinter ihm steht und es zu einer Nation zusammen- chwcißt. Ja. eine solche Jtaliensahrt kann sür unsere Deutschen doch recht lehrreich werden... Dr. Willy Blanck.