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Gut abgcrvcHit. Der Hirschmüller geht am ersten Vsterfciertaae von seiner Mühle hinauf! zur Kirche und nimmt für die Frau Kantor ein Hickcl Mehl mit, das er be scheiden im Schulhanse absetzt. In seinem Innern so reckt sonntäglich heiter gestimmt und in dem Bewußtsein einer vollbrachten guten Tat sitzt er darauf andächtig in seinem Stuhle. Nach dem Gottesdienst bittet ihn der Herr Kantor, mit in das Schulhaus zu kommen, dankt ihm dort für die Spende und bemerkt dazu, daß er sich den Geber und die Gabe ein wenig aufschreiben wolle. Der Hirschmüller kraut sich bedächtig hinterm Vhr und denkt dabei, daß wohl übers Jahr von ihm verlangt werden könnte, was er heute freiwillig gibt und um seiner geliebten Hirschmühle keine neue indirekte Steuer auf zuerlegen, spricht er kurz resolviert: „Schön, schön, Herr Kantor, schreibt'- Luch nur auf, schreibt aber auch daneben, der Hirsch Müller hätte das Hickel Mehl gleich wieder in itgenomme n." Sprach's nahm den Sack, griff nach seinem Hut und ging seiner Mege." Auch ein Sprachreiuiger. Vagabund (einen Herrn ansprechend): „Düfte ich höslichst um eine Gabe bitten?" Herr: „Bedauere, ich gebe prinzipiell nicht- !" Vagabund: „Na, dann tun Sie mir wenigstens de» Gefallen und gebe» Sie in Zukunft statt prinzipiell — grundsätzlich nichts. Ich bin nämlich Mitglied vom Verein für Svrachreinigung I" Line schwierige Sache. Photograph (zu einem jungen paar, da- sich bei ihm vor Jahr und Tag als Brautpaar hat photographieren lassen): „Ah, Sie haben inzwischen gewiß Hochzeit gehabt und wollen sich nun auch als junges Ehepaar photographieren lassen." Nazi: „Na, Herr Photograph, dös wgll'n ma net. Die Verlobung is wieder aufg'hoben und Sa wollten wir schön bitten, daß Sie uns wieder aus- anander photographieren l" Au: „Gratuliere zur Verlobung, Herr Rittmeister I Sollen ja großartiae Partie machen. Mas ist denn Herr Sckwiegerpapa?" „„Landwirt!"" „Also sozusagen Landpartiei" Llnc heillc ii»c>n»,n>js»sn. Schusterlehrling (zur Schwiegermutter seines Meisters, die er zur Bahn begleitet): „Beeilen Sie sieb, Madame; ich darf Sie auf keinen Fall wieder mit zurückbringen, sonst schlägt mich der Meister halb todtl" Rätsel-Lcke. Ich bin ein Merk von Menschenhand, Schon längst bekannt in Stadt und Land Und messe ohne Rast und Ruh Dein Menschen Zeit und Meile zu. Du meinst nun wohl, ich sei die Uhr? Ach nein, ein Teil derselben nur! Raubt Ansaug man und Ende mir So bleibt das Ende dennoch dir. Auflösung der Umstcll-Ausgabe in Nr. tm: N L.' 2 s-z > ! L> rLLr - - s L ^ ^'!-! > ! -! -> -> I -> s.> -> I,1.1Z , HZZzS ,^ OS, ZFZZ, LS«S«^ .l) »?IZSä tF5LF > I l » I > I » I I iSI I 8 I st I « «sI «, I « , , , , , , , «INI Ss-« lsi I In- 1 I , I » I sI « I « , » « so » ö», » »» 1'» « t I '« t , 8 Lonnabend, den 18. April. welche Richtung? Vr. Heinz Evers läutete Sturm. Zögernd ! wurde die Haustür der Villa geöffnet — das bübsche j Dienstniädchen lächelte ängstlich. „Leise, bitte leise — der Herr Doktor dichten!" „Aba! Nur keine Bange, Röschen — mich dürfen Sie getrost bcreinlasscn, bi» ja einer vom Bau!" Röschen blickte den jungen Gymnasiallehrer wohlgefällig an und seufzte ein wenig. „Mollen Herr Doktor näher treten — die gnädige Frau ist im Mobnzimmer." Energisch schritt Heinz Evers über den tcppich- belegten Korridor und klopfte herausfordernd an. Ei» schwacher Aufschrei drinnen — mit beschwörend erhobenen Händen flog eine weibliche Gestalt dem Eintretenden entgegen. „Ab bitte, bitte leise..." .. der Herr Doktor dichten —" ergänzte Heinz parodierend. „Gnädige Frau sollte» Filzpantoffeln auslegen, wie in den königlichen Schlössern." „praklcn Sie doch nicht so. Sie unverbesserlicher Spötter" — schalt Fran Lore, „ich habe hoch und heilig vcrspro len, jedes profane Geräusch den erleuchteten Geistern der beiden Dichter dort drinnen fernzuhalten ach ja, fürchterlich ist's allemal, wenn der Nepomuk Vogel bei meinem Mann ist!" „Ach, „dramatische Kompagnie an der Arbeit? — Na, da muß ich doch gleich —" „Halt!" rief Frau Lore energisch, „als wacht habender Ecrberus habe ich jedem Unbefugten den Eintritt ins Tuskulum zu verwehren!" „Ein angenehmes Amt, Frau Lore!" „Das weiß der liebe Himmel," seufzte die anmutige junge Frau. „Das kos einer Dichters- gattin hätte ich mir anders vorgestellt. Ich träumte mir ein Leben voll Poesie, voll Roten- duft und ewigem Sonnenschein — und nun diese abscheuliche ProsaI Nicht einmal zum Geburtstag bat er mich anaedichtet, mein böser Ehemann!" „Der Barbar!" „Da sitzt er nun im Studierzimmer mit seinem Kompagnon, jetzt, in dieser wonnigen Früblinas- zcit — die beiden wissen nicht, ob's kalt, ob's warm, ob Regen oder blauer Himmel — blind und taub sind sie für alles außer ibrer Kunst! Zum Essen kommen sie nur, wenn sie fast Um fallen vor Hunger, aber anstatt ein munteres Tischgespräch zu führen, starren sic tiefsinnig in die Luft, als ob dort alle die großartigen Ge- danken hingen ach, es ist ein Elend! Menn dies unglückliche Drama nur erst beendet wäre!" Heinz lächelt amüsiert. „Und was tut denn das arme junge Frauchen in solch schrecklichem Dasein? — Ach — was sehe ich — bei einer so prosaischen Beschäftigung? Eine Dichtersgattin „strickt" ?" „Ich stricke Strümpfe," sagte Lore feierlich, „ja, wissen Sie, mein weiser Herr," fügte sie scbalkbaft hinzu, „daß es gar zu viele „Bücher" in der Melt gibt, das habe ich schon oft vernoinmen — haben Sie aber je gehört, daß cs auch zu viele „Strümpfe" gibt ? !" „Sie sind die klügste und reizendste Frau, die ich kenne," sagte Heinz Evcrs bewundernd. „Nun aber lassen Sie mich hinein ins AUcrheiligstc...." und che Lore es verhindern konnte, war er kühn ins Studierzimmer eingedrungen. „Mer ist da ?! Mer stört uns ?" klang es ibm giftgcschwollcn cntgeaeii. Ein paar erhitzte Kopse hoben sich von der Arbeit. „Natürlich der Bummler, der Heinz," brummte Dr. Eornelius Braun, ein schlanker, bleicher Mann mit fanati'ch blitzenden Augen. „Nimmt sich die Sache gemütlich, der Doktor Heinz" — spöttelte, listig blinzelnd, der kleine dicke Nepomuk Vogel, „ich denke, Sie wollen sich auch an der demnächstigen Preis-Konkurrenz für dramatische Knust beteiligen, vcrehrlester? Sie, Reie geharnischte Sonetten jetzigen Renndier Aleisgen in Divisen. 92S. Der neie Trust. Menu die Amcrikaner selbstbewußt Der aldcii Melt die Breise zudikdiercn Und alle Konkurrenzen massakrieren: Das nennen se — sehr lieblich klingt's — cn Trust' Da ba'm se sich uu ooch mit frischer Lust, Uns ibrc Macht vor Vogen recht zu sichren, En Ring gemacht, de» soll die Nase sckbieren: Die Zigarcddcn ha'm jetzt drangcmußt. Jetzt, auf ihr Roscher rings von Zigarcddcn Bedenkt die Folgen dies in eircr Brust Und widersckdcht dem Zigaredden-Trust! Ihr nur könnt vor dem Undergangc rcddcn Der hunderdcn Geschäften leider nah: Roocht kecncu Zug mehr von Amerika! als Verfasser eines vielgcleseneu. wenn auch nicht gekauften Buches und Erzeuger eines passablen Lustspiels, babcu ja iozusaacn die moraliickc ver- pflichtung." „Nun — vielleicht werde ich mich auch betci- ligen," antwortete Heinz gelassen, wic's eben kommt — ich verfüge ja nur über einen Kops, meine Herren —" setzte er ein wenig malitiös hinzu. „Du stichelst wohl wieder auf unsere „drama tische Kompagnie", wie du cs zu nennen be liebst ....?" brauste Eornelius Braun auf. „Fällt mir nicht ein," lachte Heinz, sich lässig in einen Sessel werfend. „Mir ist es nur uner findlich, wie zwei kluge Köpfe just immer die selben Gedankengänge haben können — daß sie sich nicht festfahrcn! potz Blitz — wenn ich mal eine Idee habe, dann bui ich so verrannt und so verliebt in dieselbe, daß ich cs nicht ertragen könnte, wenn ein anderer auch nur ein Iota da ran modeln wollte aber freilich, ich war von jeher ein Dickkopf. ohne das geringste An. xassuiigsvcrmögcn — konnte schon als Junge nie mals vierhändig spielen. Bin übrigens riesig gespannt auf Euer neuestes Merk — schon einen packenden Stoff gefunden?" „Stoffe in Masse," entgegnete Dr. Braun etwas von oben herab, „wir haben nur zu wählen — aber," fuhr er nachdenklich fort, „das Drum und Dran, die richtige Form zu finden für den tiefen Gedanken, das ist just das Schwierige — weit schwieriger als man denkt." „Mcrdet Ihr ein Drama oder ein Lustspiel zum preisbewerb einsenden?" fragte Heinz. „Jedenfalls ein Drama — " erwiderte Dr. Braun mit Mürde, „Lustspiele, pah, fades Zeug, ohne jeglichen Gchaltl" „Du scheinst zu vergessen, mein lieber Eor- nelius, daß man auch in liebenswürdiger und witziger Meise seine Ideen entwickeln und den Menschen den Spiegel vorbalten kann. Und ist der Humor denn nichts? Jener köstliche goldene Humor, der Sonnenschein >n alle Herzen zaubert?! V, das wahrhaft vornehme Lustspiel sollte weit mehr gepflegt werden, als cs der Fall ist!" „Nun ja — nun ja aber die Schwänke und albernen Posten....?! Nur die Leute zum Lachen zu brinacn ist in der Tat ein wohlfeiler Ruhm!" „Hm —" meinte Heinz, „unter Umständen ist ein barmlos-fröhliches Lachen eine durchaus herz stärkende Beschäftigung," und boshaft fügte er hinzu, ich denke übrigens, Ihr beiden erhabenen Dichter hättet ein Stückchen fürs „Ueberbrettl" versaßt?" Or. Braun errötete und schwieg. „haben wir auch," jammerte Nepomuk Vogel, „das ist za eben unser Pech — jetzt wo wir die Sache glücklich fertig gebra t :. -: das Ueberbrettl bereu- überwundener Standpunkt!" „Na, aoulob Fort nin d>e>em kuriosen Aus wuchs der Kunst," iagie Heinz. „Nun, immerhin ist es doch rin ganz in teressanter versuch, das varists literarisch zu heben!" ..Gewiß," stimmte Heinz bei, abgesehen von den bizarre» Seitcnsprünacn, ist der Rrgedaiikc: die Lieder und zarten Sächelchen unserer Dichter den Menschen näbcr zu bringen, sogar ein bübsebcr — bättc man nur just nicht den Tbcatcrsaal für dieses Untcrnchmen ausersehenl Die intime Kleinkunst acbört meiner Ansicht nach >n den Salon, von der Bübne verlange ich kräftigere Kost als solche kleinen Leckerbissen." „Aber was ist denn jetzt die herrschende Strö mung? Mo die Richtung, die „richtigste" Richtung finden?" klagte Nepomuk Vogel. „Kampf übcraÜ im dramatischen Heerlager — schon sind die Rea listen nicht mebr alleinige Herren auf dem plan, ein starker Gegner ist ihnen erwachsen in der leise, aber unaufhaltsam erblühenden idealistisch-