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't" 7L A«»r,«m, Z» »47 Abend-Ausgabe Dienstags 22. November 1S27 DrabianickrtÜ! N»«h»iMt»« De«»»«« F«rn>or,»»r - Sammelmimmer - »o »«' Nur «Sr Nackla««vrSL,> »voll Sq>«».«»ckU. Di, «n»,ia,n «,r»,n na» Voltmar» drrecknei »t« einival«,, » mm b«ti, Anz«tgen^r«>I-! '°V« « »uß»rkali> SÜBra. OSerienaeblUik VP«a. )>usn>. ^liiinz-k a,»,n Borausdeiama. Sckriftl«ituna und -auvtoelcküiisSelle; Martenilrab» so »s Druck u. Derla» von i!t»»i«t»ck Vi«t»ardt in Dresden P»Ki»eck-Kon>o ross Dr«»d»» Nachdruck n>» in» d»»»«chn Quell,nanaadr . Dresbnei Nachr/> wlSlkla tlnvrrlanai, SckriNkiiick» n>,rden nichl aufbewabrl lonseguente Friedenspolitik". Ein eigenes Programm für die Genfer Abrüstungsverhandlungen. Ein Interview LUwinows. MoSka«. 21. Nov. Lttwinow legte in einem Inter- New mit Vertretern der Sowjet, und der Auslandspreise de» Standpunkt der Svwietunion in der AbrüstungSfragc dar. Sr führte u. a. auS: Die Negierung der Sowjetunion verbarg niemals ihr Mißtrauen gegenüber der Bereit- fchast und der Fähigkeit kapitälistischer Länder zur Beiettt- gung der Kriege und zur Durchführung der Abrüstung, was durch die siebenjährige fruchtlose Arbeit a« der Abrüstung gerechtfertigt ist. Durch ihren Beschluß, eine Delegation zur bevorstehenden vierten Tagung der vorbereitenden Kom mission und auch zur Abrüstungskonferenz zu entsenden, nimmt die Sowjetunion ihren Feinden die Möglichkeit, ihr «in etwaiges Mißlingen der Konferenz zuzuschreiben, und entzieht ihren Nachbarn den Anlaß, ihre Ablehnung der Ab rüstung durch die Nkchttetlnahme der Sowjetunion zu recht fertigen. Der Sowjetstaat betreibt eine konsequente Friedens politik. Er bietet allen seinen Nachbarn, und nicht allein seinen Nachbarn, den Abschluß von Nichtangriffspakten an. Wenn die kapitalistischen Länder die Verwirklichung des Plane- einer vollen Abrüstung mit einem Male für unmög- lich halten, so ist die Sowjctrcgterung auch mit einer allmäh lichen Durchführung dieses Planes in Terminen, die die Konferenz sestzulegen hat. einverstanden. Die Lowjetdelegation wirb in Genf mit Ihrem eigenen Programm erscheinen und jene Delegierte« als ihre Ber- büobcten betrachten, di« sich diesem Programm a,«schließen oder Anträge vorlegen, die sich in gleicher Richtung beivcgen. Die Russen in -er Schweiz gegen -ie Sowjet-Delegation. Bafel, 22. Nov. Der BertetdigungSausschuß einer Gruppe Rußlandsschweizer in Freiburg in der Schweiz ersticht in einem Offenen Brief an den Schweizerischen BiindeSrat, der Sowjetdelegätion nicht die Einreise in die Lchivct» zur Teilnahme .an der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes zu gestatten. In dem Briefe heißt es u. a.: ,Wir habe» das Recht, unsere» Mitbürgern -uzuruse». daß die sechs Fahrhunderte der Freiheit und Ehre der Schweiz Gefahr lausen, im blutigen Meer deß Bolschewismus unter» zugehcn. wenn sich das Schweizer Volk nicht «erteitigt.- Zum Schluß droht das Verteihtguntzökomitee mit den Worten: „Wir machen eS uns zur Pflicht, den Bundesrat davon in Kenntnis zu setzen, daß wir nicht stumme Zeugen des unheilvollen Werkes, dem sich die Agenten auS Moskau bei uns wie anderortS widmen werden, sein wollen, und daß wir entschlossen sind, ihnen ans die gleiche Weise gegenüber zutreten, wie wir von ihnen in Rußland behandelt worden sind.- Die bürgerlich« Presse der deutschen Schweiz verurteilt aufs schärfste die in dem Briese enthaltene Drohung. Sie erklärt, daß der Bundesrat der russisä)en Delegation in Genf einen ausreichenden Schutz zugesagt habe, und zrrm anderen darüber wachen werde, daß die russische Delegation in der Schweiz keine aufrührerische Propaganda treibe. Die deutsche Delegation slir Gens. Berlin, 22. Nov. Die deutsche Delegation für die Mitte nächster Woche beginnenden Beratungen der Vorbereitenden Abrüstungskommission in Gens besteht unter der Führung des Grasen Bernftorss aus Geheimrat Weizsäcker vom Auswärtigen Amt, Oberst v. Bötticher, Reichswehrmini sterium. und Admiral v. Jreiburg als Vertreter der Neichsmarineleitung. Lord Euihendun Nachfolger Ceeils in Genf. London. 22. Nov. Die Ernennung Lord Cushenduns als Führer der britischen Delegation bei den Verhandlungen der Vorbereitenden Abrüstungskommission stellt gleichzeitig seine endgültig« Ernennung als Nachfolger Lord Ceeils in seiner Eigenschaft als britischer Vertreter beim Völkerbund dar. Lord Eushendun wir- mit Ausnahme der Ratstagung, auf -er Außenminister Chainberlain die britische Delegation führt, di? Leitung der englischen Bölkerbundsarbeitcn über, nehmen. - Man nimmt an, daß die Verhandlungen der Vorbereiten- den Abrüftungskommtssion nicht mehr alS drei oder vier Tage dauern werden. Di« Hauptaufgabe ber Kommission wirb darin bestehe«, eine Kommission zu ernennen, bie die Tagcsorbnnng für die Vollsitzungen im Februar oder März nächsten FahreS fcstsetzc» soll. Man hält eS allerdings für möglich, daß die Anwesenheit der Sowjetdelegätion unter Führung Litwinows die gegenwärtigen Besprechungen etwas verlängern wird. „Deutsche Keeresreserven!" Reue Phantasie« des englischen Kriegsministers. London, 22. Nov. In dem Streit über die Heeresstärke ber europäischen Nationen hat Srtegsmtnister Wor thing ton-Svans wieder bas Wort ergriffen und einen Brief an dte „Daily Mail" gesandt, in dem er ausführt: Wtnn Lloyd George und Lord Nothcrmere nicht nur die Stärke der aktiven Heere, sondern auch der Reserven der siegreichen Nationen in Rechnung stellten, müßten Ne auch die deutschen, österreichischen und anderen Reserven mit- zählcn. Lord Nothcrmere veröffentlicht im „Daily Mail" eine Antwort auf diesen Brief und sagt, der Vergleich passe nicht iin geringsten, denn für dte in Deutschland »orhanbenc» militärisch auSgedildetcn Männer gebe eS keine Massen, während die siegreichen Nationen volle Ausrüstung für ihre Reservisten hätten. Neun Jahre „verlorenes Land". Es gibt Dinge, die man sich ins Gedächtnis zurückrusen muß, obivohl sie Wunden aufreißen, und gerade ein so leicht zur Vergeblichkeit neigendes Volk wie das deutsche darf sich dein nicht enlztehen. Wir denken am heutigen Tage zurück an jene Stunden vor neun Jahren, wo die letzten deutschen Feldgrauen die „wunderschöne Stadt" mit dem Münster Erwin von Steinbachs, die Stadt des jungen Goethe, die Stätte uralter deutscher Kultur iin Rücken ließen und bitteren Herzens über die Kehler Brücke hinüber in das niedergemorsenc Deutsche Reich marschierten. Aus der Rat- Haustreppe zur Straßburg aber standen zu jener Stunde Männer, die gestern noch „treudeutsch" gewesen waren und sich nicht ungern im Glanz des deutschen Kaiserreiches gesonnt hatten, blickten den deutsche» Soldaten nach und machten sich daran, die Trikolore auizuztehen, um die heranrückende französische Armee gebührend zu begrüßen. Ein Taumel, ein fast unbegreiflicher Taumel ergriff das deutsche Land am linken Oberrhein. Die Regie der Franzosen hatte gewirkt, und ein deutscher BolkSstamm, der mit dein «nn seine Existenz kämpfen- den Reiche Jahre hindurchgehungert hatte, bekam Weißbrot und roten Wein, und das bedeutet und erklärt zu solchen Zeiten manches. Inzwischen freilich hat sich das Blatt gewendet. Die Enttäuschung ist aus breiter Front eingebrochen. Die Illusionen sind permeht Elsaß-Lothringen begann sich auf sich selbst zu besinnen, so stark und sö leidenschaftlich, baß die Franzosen heute schon letzte Druckmittel anivende» müssen, um wenigstens den Skandal nach außen hin einigermaßen unsichtbar zu machen. Im gleichen Maße als Frankreich be müht ist, den Begriff Elsaß-Lothringen zu einem Scheinen werden zu lasten, verstärkt sich das Bewußtsein der „befreiten" Bevölkerung, eine volkhafte Einheit zu sein, und der Wille, diese Volksgemeinschaft vor dem Untergang im fremden Fran» zoscntum zu retten. Die Franzosen find rührig am Werke gewesen. Sie haben die Verwaltungscinheit Elsaß-Lohringens bis aus geringe Neste zerschlagen, und nur die in Paris als Kulisse aufrcchterhaltene „Gencralbirektion für Elsaß-Lothrin gen" und einige kleinere Sonderverwaltungen iin Lande selbst erinnern an die in deutscher Zelt aufgebaute verfassungs mäßige Staatshoheit des Landes. Manche Bestimmungen aus dem Gebiete des bürgerlichen und des Handelsrechts sollen noch für kurze UebergangSsahre gelten, nur das freiheitliche Gemeindeverwaltiingsrecht aus deutscher Zeit und dte in Frankreich fehlende Sozialgesetzgebung, endlich bie kirchen- rechtliche Sonderstellung gegenüber Jnncrsrankreich sind Ge- biete, auf denen sich der französische AssimitterungSdrang noch nicht hat durchsetzen können. Aber mundtot ist das Land gemacht worden. Es hat keine besondere LandeSvertretung mehr, und bie wenigen Abgeordneten in Pariser Kammer und Senat geht unter im Getriebe fremden Parlamentsmechantö- mus. Hand in Hand mit diesem „Abbruch" auf organisatori- schem Gebiet ging der Kampf gegen die kulturelle Eigenart, vor allem gegen die Muttersprache des Volkes, das Deutsche. Schon am ersten Tage wurde das Französisch als „National- spräche" dekretiert. Noch bis vor zwei Jahren wurde kein hochdeutsches Theater geduldet. uub auf. den alten großen Straßburger Bühnen herrscht heute noch das französische Wort, selbst bei Wagner-Opern ober Mozarts „Zauberslöte". In der Autonomiebewegung fand sich dann der SelVsterhaltungSwille des Landes wieder. Man fühlte sich als Minderheit im französisch«« Staatskörper. Man verlor häs Vertrauen zuv Fähigkeit ber französischen Nation, den besonderen Lebensbebingungen der „wiedergefundenen Brüder" gerecht werden zu können. So forderte man ein Sclbstbcstimmungs- und Minderheitenrccht unter der Parole „Wir wollen mindestens so viele Freiheiten haben wie vor l«l8". Der „freieste der Staaten" aber verweigert Elsaß- Lothringen selbst die Grundrechte. Der französische Zentralis mus erträgt keine Selbstverwaltung, keine Autonomie. Man will die Entnationalisierung, die Assimilation. Man will den Untergang Elsaß-LothringenS. Deshalb nimmt man dem Volke die Zeitungen, die die Wahrheit sprechen. Deshalb verbietet man ihm durch Drohungen den Mund. Deshalb wirft man Führer selbst aus ältestem elsässischem Geschlecht in den Kerker. Ob man dte Parlamentswahlen, die im nächsten Frühjahr stattfinben werden, fürchtet? Am neunten „Be. freiungStage" Elsaß-LothringenS weiß nicht nur Deutschland, sondern auch die gesamte zivilisierte Welt, daß hier ein großes Unrecht geschieht. Elsaß-Lothringen ist wieder ein internatio. nales Problem, « Wie schwierig dieses Problem Elsaß . Lothringen tattäch. lich geworden ist, davon geben die nachfolgenden Auslastungen llbtzr die Pressedikkatvr im Eljah eln klares und erschütterndes Bild, das ein S l t - E ls S ss« r, der alle die sranzösischey Uiiterdrückungdmaßnahmen an Ort und Stelle mtterleben muß. vor unseren Augen entrollt. Die Hcimittrechtbewegnnsi-im Elsaß, die der französischen Regierung seit langem ein Dorn im Auge ist und dte trotz aller Leugnungsversuche weite Volksschichten umfaßt, soll nun, mehr mit Gewalt unterdrückt werden. Das Märchen vo» deutschen Intrigen und d e u t s ch e m G c l d hat sich bald als haltlos erwiesen und wird ernstlich nicht mal mehr von der französischen chauvinistischen Presse vörgebracht. Es wußten Reichstagsbeginn 3 W nachmittags. WahlkampWmmrtisß üherall. irraht« r I d u n, » »jre» VeeitnFr Gchrt»tlettung.i Berlin. 22. No». Wie bereits gemeldet, stehen auf der Tagesordnung der heute um 8 Uhr nachmittag beginnenden Neichstagssitzung nur kleine Vorlagen neben der Beratung des nicht mehr umstrittenen deutsch-französischen Handelsvertrags. Von kommunistischer Seite wird der übliche Nvdau erwartet, um der Koalition Schwierigkeiten zu machen und die Auflösung des Reichstages zu erzwingen. Auch die Sozialdemokraten werde» ihre Obstruktion fortsetzen. Zur Stunde tagen eine Anzahl von Fraktionen. Das Zentrum wirb nach dem Plenum zusammentreten, um sich mit der vplkSpartcilichen Resolution zum Schulgesetz zu befassen. Morgen tritt dann der Aeltestenrat zusammen, »m den endgültigen Arbeitsplan bis Weihnachten sestzulegen. ES ist bereits darauf hingemtesen worben, baß man be sonders in den Kreisen der Regierungsparteien bedauert, daß die AuSschußarheite« über die.maßgebenden Gcsetzent. würfe noch nicht zum Abschluß gebracht werden konnten, und baß deshalb das Plenum vorläufig noch «icht .die entscheidend« Diskussion zur Bcrabschieduug der Vorlagen änfnehmen kann. In interfraktionellen Besprechungen wird man versuchen, Ns Dinge nach Möglichkeit zu beschleunigen. — 'Ungerechtferttgt sind die von demokratischer Seite verbrelfeten Gerüchte, dse Dentschnationalen seien durch den verkauf ber braunschwei gischen Tagung der BolkSpärtri beunruhigt. Weg« auch zu gegeben werben muß. daß die Rede'de» Abg. Runkel als sehr kaieaori'ch bezeichnet wird, so meint mag «suf der andefrn Seite, daß die Rede deö Außenminister» Dv: Streikmann gerade in puncto Schulgesetz versöhnlicher gesttmytt gewesen sei. Daß mast hier wieder wie überhaupt im gesamten Reichs, tag Immer den kommenden Wahlkampf vor Augen hat. ist nach wie vor ber Untertan aller Gespräche, die man in,den Wandel, ballen hört. Hat doch auch gestern der AußeniNInister Dr. Strcscmayn in Braunschwelg an seine Parteifreunde die Mahnung gerichtet, für alle Frille znm Wahlkampf gerüstet »« sein. Bürgerliche Einheitsliste in Oldenburg. . vetli». 22. Növesnher. Deut M n atton ak e Bülk »- pa r tei.'D e u tsche VolkSparte.i und Dem o kraten haben sljr die kevorstehenden Landtagswahlen in Oldenburg eine E i n h e i t s l i ft e aufgestellt Leiber haben eS die wirk schaftlichen Organisationen für richtig gehalten, gesondert vor zugchen und auch ihrerseits eine gemeinsame Liste unter dem Kennwort „Sparsame Wirtschaft" ausgestellt. Die Äandelsdilanz im Okkober. Dte Sinfuhr steigt «ehr als die Ausfuhr. Berlin, 22. Nov. Der deutsche Außenhandel zeigt im Oktober 1927 im reinen Warenverkehr einen Einfuhr überschuß »»« 28« Million«« Mark gegen 242 Millionen Mark t« Bormonat. Die Einfuhr im reinen Warenverkehr zetgt im Oktober gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 7st Millionen Mark. Daran sind beteiligt Lebensmittel und Getränke mit Ist Millionen Mark, Rohstoffe und halbfertige Waren mit 27 Millionen Mark, u»d Fertigwaren mit 24 Mil- livnen Mark. Die Ausfuhr hat im Oktober im allgemejucu ihre Aufwärtsbtwcgvng fortgesetzt und liegt «M 28 Millionen Mark «der der «nssnbr des Vormonats. GeMegsn ist die »üSsichr an Lebensmitteln ,im « Millionen Mark, »pd, die Fertiawarenausfuhr um 25 Millionen Mark: Die Rohstoff.' auSfubr zeigt dagegen eie leichte Mschwächmrg. Die Ein- und AuSknhr an Gold untr Silber hat sich gegenüber dem Vormonat nur unwesentlich verändert lW.T. B.) , - ' Zurzeit, finden laut „Bosi: Zig - zwischen "den west^ deutschen kommunalen Verbänl«« Besprechungen statt zu? Einleitung einer gemeinsamen Protestkundgebung de» deutschen Gemeinden gegen die vom Rcichsbankpräsidenten Schacht in seiner Bochuzner Rede erhotzenep Vorwürfe iibcr die AiiSgabenwirtschait der deutschen Gemeindeu. Der Reichsbankpräsident soll aüfgesordert werden, konkrete Unter lagen für seine Behauptung zu beschaffen. L