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Die livaliigk Grund »eile <ca. s Silben! so As«., Au ründiauiiaei, aui der Privaiiciie keil - rs Pkg : die ritialiiac Zeile als „Ein «elandt' oder auf Teriieiie so Pig In Nummern nach Soun - und geicl- iagen l- be»> sivaliige ArunBeiien so. so bc», so und so Pi- nach ln- londereni Tarif. Auswärtige Aul- träge nur gegen VorauSbciahlnng. Belegbiälicr werden mit roHs«. berechnet. Sernlvrechanschlutz! Amt I Nr. U und Sir. 209«. MU" V»88vrtüel»tv I sovio klllo LaRLrlsIvn-^rtilLvI j b«ÄM-IlLVvI«eIi8 « Vvttvl-Mnto! ll xro886r kmpklcrlllt .1118 Vi»'« > x V«uii8ten-^nriiM "NW I, 8kI»I«888ti'»88v IVo. Lrr, I>ltrt. lind I. ktrixo. im All»»»«'!' purste Trahtberichte. Hofnachrichteil, Ter Uttglückssall bei Jägersgrün. Siädtcausslellnng, Gerichtsverhandlungcn. ! ^d'*'*-*^"* Die Anloinobilwettfahrt Paris-Madrid. I Mittwoch, 27. Mai 1W3. Neueste Dralitmeldnnnen vom 26. Mai. Leipzig. Das Neschsgericht verhandelte heute die Revision des Trakehner Schulprozesses. Der Angeklagte, Sanitätsrat Dr. Paalzow-Bcrlin, der am 24. Oktober 1902 wegen Beleidigung des Landstallmeisters v. Oettingen-Trakehnen zu MO Mk. Geldstrafe verurteilt wurde, starb am 15. April 1903. Es kam deshalb nur die Revision des wegen Beihilfe verurteilten Lehrers Otto Nickel-Trakehnen zur Verhandlung. Der Verteidiger Rechtsanwalt Sonncnfeld-Berlui rügt insbesondere die Ver- kennung des tz 193, da Ricke! dem Paalzow seine Mitteilungen nicht machte in der Absicht, v. Oellingen zu beleidigen. Der Reichsanwalt beantragt Verwerfung der Revision, da Nickel von dem Artikel vor der Veröffentlichung Kenntnis genommen habe. Das Reichsgericht erkannte auf Anwcbuiig des Urteils und Zu- rückveiweisttng der Sache an das Landgericht l Berlin. Es schlos; sich den Ausführungen des Verteidigers insofern an, als es der Ansicht war. daß in der blöken Mitteilung einzelner Tatsachen durch den Lehrer Nickel an den Sanitätsrat Pacttzow »och nicht eine Beihilfe zu der von Paalzvw begangenen Beleidigung des LandstallmersterS v. Oellingen, die in verallgemeinernden Urteilen besteht, zu erblicken sei. Kiel. Vor dem Kriegsgericht der ersten Marine-Inspektion begann heute morgen 9 Uhr die Verhandlung gegen den Fähnrich zur See Hüffe »er wegen der am 11. April erfolgten Tötung des Eimährig-Freiwilligen Hartmann in Essen. Vor sitzender ist Korvettenkapitän Starke. Verbandlungsführcr Marine-Kriegsgerichtsrat Tamaschke. Als Beisitzer fungieren Hauptmann Graf Soden und Oberleutnant zur See Lconyardi, als juristischer Beisitzer Gcrichtsassessor Wachsmuth. Verteidiger Angcklagt - - - - des Angeklagten ist Rechtsanwalt Stobbc-Kicl, mit Wahr nehmung der Rechte der Eltern des Hartmann ist Rechtsanwalt Niemeyer-Essen betraut. Die Anklage, die auf vorsätzliche Marine- bcsonders .. ..._ . ... ...... Sitzung für er öffnet ^ erklärt hat. verliest Marine-Kricgsgerichtsrat Tamaschke " te erklärt, daß er die Liste der geladenen ... . Zeugen. Ter Angeklagtz . gegen die Zusammensetzung des Gerichts Einwendungen nicht zu machen habe. Er führt dann ans, cr habe Hartmann getroffen, als dieser im Begriff gewesen sei, das Lokal von Müller zu be treten und, ihm nach einer Aufforderung mitzukommen weiterhin den dienstlichen Befehl gegeben, ihm zu folgen. Auf Befragen erklärt der Angeklagte, daß er den Soldaten nur habe hindern erhoben, so daß er, Hüssener, angenommen habe, cr solle ange griffen werdm. Hieraus habe er den Dolch gezogen und Hart» mann geschlagen, der dann davon gelaufen sei. Der Angeklagte vermag nicht zu behaupten, ob er ihm den Befehl gegeben habe, still zu stehen. Wien. Abgeordnetenhaus. Ministerpräsident von Kocrbcr erklärt in Erwiderung auf die Ausführungen Biankmis über die Vorfälle in Kroatien diese Ausführungen für über triebe». Nach den ihm zugegangcnen amtlichen Meldungen seien seit Beginn der Unruhen von Gendarmen nur zwei Personen tödlich verletzt worden. sLebhaftc Entrüstnngsrufe bei den Süd- slawen und Tschechischradikalen.j Bezüglich der Audienzver- weigernng der kroatischen Abgeordneten beim Kaiser bemerkt der Ministerpräsident, die Abweisung des Gesuches habe aus staats rechtlichen Gründen erfolgen müssen, »nd verweist auf seinen bereits gekennzeichneten Standpunkt in dieser Angelegenheit, von dem die Regierung sich nicht abdrängen lasse. Oesterreich habe genug eigene Sorgen. Wenn er auch das nationale Mitempfinden üdslawcn und radikalen lasse der Rede lebhafter Bci- Liderspruch und Lärm bei den durch stürmische Zwischenrufe Tschechen unterbrochen. Am S fall und Händeklatschen, heftiger Südslawen und radikalen Tschechen. Petersburg Der „Regierungsbote" schreibt: In einigen ausländischen Blättern sind Meldungen erschienen, die die Un ruhen, dm am 19. und 20. April in Kischenew stattfanden, in falschem Lichte darstellcn. Diese Meldungen beziehen sich auf einen Brief des Ministers des Innern Plehwe an den Gouverneur von Bessarabien, in dem der Gouverneur aufgefordert wird, ein Mittel ausfindig zu machen, um etwa ansbrechende Unruhen un verzüglich auf dem Wege der Ermahnung zu unterdrücken, ohne jedoch zu den Waffen Zuflucht zu nehmen. Diese Meldungen sind erfunden. Ein Brief des Ministers des Innern an den Gouverneur von Bessarabien vorstehenden Inhalts ist nicht vor handen. Eine Mitteilung, die die bcssarabifchen Behörden auf Unruhen vorbereitet, ist nicht erfolgt. Konstant in opel. lieber den am letzten Freitag in Smerdec im Vilaiet Monastir stattgchnblen Kampfe türtt'chcr Truppe» mit bulgarische» Banden wild weiter berichtet, daß etwa v,io der 300 Häuser des Dorfes durch Geichützstncr zer stört wurde». Einige Exvlosionen leten gehört worden, die wahr scheinlich durch Dvnamltbomben verulsacht wurden. Die bul garischen Verluste sollen 100 Mann betrage», worunter auch Be wohner des Dorfes sind. Zur Untersuchung des Vorfalles ist der Kommandant der 6. Diblfion nach Smerdec entsandt worden. Im ganzen Vilaiet Monastir finden infolge der letzten Banden- bcwcgniigcn militärische Streiszüge statt, bei denen zahlreiche Ver haftungen vorgenommen wurden. Newyork. Nach einer Meldung aus Port au Prince haben die haitianischen Minister mit Ausnahme des Krieasministers ihre Entlassung gegeben. Dieser Vorgang steht mit der Anschuldigung im Zusammenhänge, daß unter Mitschuld der Nationalbank von Haiti falsche Rcgierungssrcherheiten im Be trage von etwa 2 Millionen ausgegeben wurden. Oertliches »md Sächsisches. Dresden. 26. Mai. —* Mit Sr. Majestät dem König haben sich heute vor mittag 9 Uhr 22 Min. die Herren General L I-r suito d'Elsa, Oberstallmeister v. Haugk und der Flügclodjutant Major von Schönberg nach Zittau begeben. —* Morgen trifft Se. König!. Hoheit der Kronprinz in Großenhain ein, um den Schwadronsbesichtigungcn des Husaren- Negunents „König Albert" bcizuwohnen. —* Dem Kaiserlichen Rate Dr. Alfred Grünberger in Karlsbad, ordinierendem Arzte der Königin-Witwe Carola während deren Karlsbader Kuraufenthalts, wurde die Krone zum Ritterkreuze 1. Klasse des sächsischen Albrechtsordens verliehen. -* Vor dem 4. Zivilsenat des Reichsgerichts ist soeben in letzter Jnstnuz ein Prozeß entschieden worden, der gegen König Georg von der katholischen Psarrgemeinde Kutten- tng in Schlesien angestrengt wviden war Es handelte sich um die Anerkennung eines Kirchenvatronnts Die Herrschaft Gultcn- tag war bis znni Jahre 1684 Eigentum des Herzogs von Braun- schweig-Oels »nd ist dann durch Eibschast an den König von Sachsen gefallen. In Guttentng sind zwei Kirchen: die Maria Magdalcncnkirche, über welche »nbcstzittcn der Besitzer von Gntten- tag Patron ist. und die St. Valentinkstche, diese steht aut dem Kircbhofe; sie ist reparaturbedürftig geworden. Die katboliiche Ktrchengeineinde hat nun die Gutsherrschast Guttentag n»fgesordert. einen Teil der Reparatuikosten mitzutiage» und als dieses abgelehnt wmde, hat die Gemeinde Klage erhoben gegen den Besitzer, den König von Sachsen, dahingehend, nnzucrkennen, daß der Besitzer von Guttentag. der Patron der St. Valentinkstche ist und als solcher ein Drittel der Reparatuikosten zu tragen hat: ebenso wurde die Zahlung von 804 Mk. schon entstandener Kosten beantragt. Dos Landgericht Ovpeln batte die Klage abgewiesen. Dieses Urteil hat aber das Oberlandcsgericbt Breslau auf die von der klagen den Genieiude eingelegte Berufung teilweise aufgehoben und in einem Teilurteil erkannt, daß der Herr Beklagte der Patron der St. Valentinkstche ist und ein Drittel der Reparaturkosten zu tragen hat; wegen der fraglichen 801 Mk. hat das Oberlandes- grucht »och nicht erkannt. Gegen dieses Teilurteil hatte der Herr Beklagte Revision beim Reichsgericht eingelegt, welche sich daraus stützte, daß schon ans Verhandlungen, welche 1829 und 1847 mit dem damaligen Besitzer, dem Herzog von Brannscbweig, statt- gesunden, hervorgebe, daß der Besitzer nicht der Pationatshcir lener Kirche sei, welche nur als Begräbniskiichc anznseken ist. Z» Unrecht habe der Berufnngslichter die im Jahre 1846 veianlaßte Feuerversicherung der Kirche als eine Patrvnatshandlung angesehen. Das Reichsgericht bat aber die Revision des Herrn Beklagten als unbegründet angesehen und die Revision kostenvflicbtig zurück- gew lesen: damit ist das Urteil des Oberlandesgerichts bestätigt. —* Montag abend tagte im oberen kleinen Saale des Aus- stellungsgebäudes der Finanz, und Wirtschaftsaus schuß mit den Vorsitzenden aller Ausschüsse, sowie darauf der Preßausschuß: beide Sitzungen leitete Herr Oberbürger meister Beutler. Er teilte in der Sitzung der Ausschußvorsitzenden mit, daß die Einnahmen in der Ausstellung bis jetzt sehr günstig waren, indem am Eröffnungstage s20. Mast 781 Mk.. am 21. Mai 2075 Mk am 22. Mai 1386 Mk.. am 23. Mai 1384 Mk. und am 24. Mai 2764 Akk., zusammen 8340 Akk., eingenommen wurden. Für Dauerkarten wurden bis Sonntag abenv 23571 Mark s2407 Stück Stamm- und 2326 Stück Anschlnßkartenl vcr- kanit. Von Mitte Inst ab sollen Führungen durch die Aus stellung von sachkundigen Herren unentgeltlich ausgcführt werden, und zwar in der Woche zweimal. So manche Gruppe der Aus- stcllnngsabteilung wird erst bei näherer Erläuterung in ihrem Werte und ihrer Bedeutung voll erkannt werden. — Der Preß- ausschuß hatte über die Form weiterer Reklame für die Aus stellung zu beraten. Nach längerem Meinungsaustausche wurde der Beschluß gefaßt, eine Städtcausstcllungs-Korrespondcnz her- auszugebcn, die etwa aller 10 bis 14 Tage erscheint und an die deutschen und ausländischen Zeitungen als Manuskript versandt wird. Nach Schluß der Sitzung folgten die Herren des Preß- ausschusses einer Einladung des Herrn Engel zu einer Auffahrt mit dem Fesselballon. Des starken Windes wegen konnte nur etwa 100 Meter hoch ousgestiegen werden, doch bot sich dem Auge schon in dieser Höhe ein herrliches Panorama. —* lieber den bedauerlichen Vorgang im Walde zu Iägersgrün bei Auerbach werden folgende Einzelheiten be kannt: Drei rasch hintereinander fallende Schüsse hatten die Iägersgrüner Bewohnerschaft aufmerksam gemacht. In der Gegend war zunächst die Meinung verbreitet, daß Wilderer aus die beiden Forstleute geschossen hätten: auch ein bei der Behörde eingegangencs Telegramm besagte, daß vermutlich Wilderer, die der Ge in ... ... .egend von Schönheide zu suchen seien, auf die beiden Beamten geschossen hätten. Man glaubt jedoch jetzt mit Sicher heit annehmen zu können, daß diese Meinung nicht den Tatsachen entspricht. Bisher konnte nicht sestgestellt werden, wer den ersten Schuß abgegeben hat; man spricht davon, daß der Waldwärter, der sich aiis einer etwas erhöhten Art Nische im Walde befand, zncrst geschossen habe. Der Forstassessor habe zunächst den Wald- Wärter gar nicht sehen können; nachdem er aber durch einen Schuh schwer verletzt worden sei. habe er zwei Schüsse in den Wald abgefeuert, wobei der Waldwärter tödlich getroffen wurde. Ais ausgeschlossen könne cs gelten, daß Wilderer bei dem Drama beteiligt sind. — Das „Lcivz. Dagebl." meldet hierzu: „Beide Schützen haben jedenfalls ohne vorherigen Anrnf geschossen, da sie sich sonst bei der großen Nähe an der Stimme bestimmt er kannt hatten. Der Forstgehilfe. der auf die Schüsse sofort zum Standort des Waldwärters Röder eilte, fand diesen noch lebend vor und wollte Hilfe holen. Er sah auch den angeschossenen hat g ^ . , es auch bald aus sein, er möge daher lieber bei ihm bleiben. Auf den Wunsch des Verwundeten holte er ihm Wasser im Hute, und als Röder nochmals um Wasser bat, ein zweites Mal. Bei seiner Rückkehr war Röder bereits besinnungslos und lag,, im Sterben. Er ist verschieden, ohne die schreckliche Wahrheit über die furchtbare Pcrsoncnverwechslung erfahren zu haben. Ter Forstgehilfe eilte nun nach Rantenkranz, um dem Forstassessor Meldung zu machen, der neben Schusters Gasthaus wohnt. Wie entsetzlich war aber die Uebcrraschung sür ihn, als man inzwischen den schwer verwundeten Assessor, den vermeintlichen Wilderer, aus zum leyleri Dause, oei. nc- schleppt, wo er um Hilfe ries, soweit seine furchtbare Verletzung ein Rufen überhaupt ermöglichte. Frau Sündcrhauf hörte ihn zuerst: anfangs erkannte man den Einlaß Begehrenden nicht und fürchtete sich; als man aber erfuhr, wen man vor sich hatte, geschah alles Mögliche, um dem Unglücklichen Erleichterung zn schaffen. Man bettete ihn auf ein Sofa und brachte Wasser, be- ' zte auch sofort ein Geschirr zur. Ücberführung in die Wolz ig. Seine Gattin wurde sofort herbeigerufen mit der Idung, der Assessor sei unwohl geworden, als Forstmanns sorgte NUN' Me wurde gestillt, und gegen 3 Uhr morgens wurde der Schwer- verwundete mit einem Geschirr nach Zwickau ins König!. Kranken stift geschasst. Dort wurde sofort zur Operation geschritten. Kuuft und Wissenschaft. -s* Kammersänger Theodor Reichmann testierte eine Summe für ein Richard Wagner-Denkmal, ferner für die Deutsch« Biihnen-Genossenschaft als immerwährendes Stiftungskapital, cnb- sich einem Vereine zur Versorgung von Blinden und Idioten. Das Testament schließt mit den Worten: „Auf alle Fälle bitte ich um einen Herz stich, um den Eventualitäten eines Schein- todes vorzubeugen. Bestattung gleichgültig, ob Feuer oder Erde, am liebsten möchte ich in einem Gewölbe ober der Erde, bei losem Sargdeckel begraben werden." Die Beisetzung wird, wie schon ge meldet, in Berlin stattsinden. 's* Leoncavallo ist, von Rom kommend, in Berlin ein- gctroffen. Seine Anwesenheit in Berlin wird mit der Fertig stellung seiner bekanntlich im Aufträge des Kaisers geschriebenen Oper „Der Roland von Berlin" in Zusammenhang ge brockt. Zeit würde es wahrlich, daß diese Seeschlange von „Roland" endlich einmal ihre Erledigung findet. 's' Heinrich Platzbeckers melodiöser „Deutscher Städte» Marsch", der beim EröffnungSmable der „Deutschen Stiidte-AuSstellung" «rohen Beisnll fand, ist in geichinackvoller Ausstattung, ähnlich dem bekam» len Vlakat, erschienen und in allen Musikaliendandlungen, wie auch in der Ausstellung selbst an den BerkausSstellen zu baden. Die Autoniobilwettfahrt PariS-Madrid. Ueber die Automobilwettfahrt Paris—Madrid siegen Ivesent- . erst Rennfahrer waren bis nach Bordeaux gckommenl. die spanische Regierung dem Beispiele des französischen Ministers folgen werde. Da infolge des Verbots des französischen Ministers der Teil der Route Bordeaux bis zur spanischen Grenze nicht gefahren werden konnte, war die Einstellung der Fernfahrt aus spanischem Boden von selbst gegeben. — In der französischen Kammer und tm Senat wird die Regierung anläßlich der Unglücksfälle intepekliert werden. Die Bevölkerung im Südwesten Frankreichs ist in so ' . beir Automobilisten geraten wurde, den ,f einer anderen Strecke zurückzulegen, wurden auf Lastwagen zum Bahnhofe Bordeaux befördert. — Aus Libourne wird berichtet, daß die Frau eines Musiklehrers, welche mit diesem sich mit dem Fahrrad vor die Stadt begeben hatte, um die Rennwagen vorbcikommen zu sehen, von einem Automobil überfahren und tödlich verletzt wurde. Die meisten Pariser politischen Zeitungen billigen durchaus das Verbot der Fortsetzung der Wettfahrt und erklären es für notwendig, ihnen überhaupt ein Ende zu machen. Die „Debats" schreiben, das Publikum habe nun gesehen, daß die Automobile schneller als Ellzüge fahren können. Man solle nun auch zeigen, daß es seine Wege auch in einer regelmäßigen und vernünftigen Gangart zurücklegen könne. Man möge die theatra lischen Schaustellungen aufgeben und den Sport auf eine nützliche Betätigung zurückfuhren. Der „Temps" meint, die Automobil- Industrie habe zu ihrer Weiterentwicklung solche blutige Aben teuer nicht nötig. Die Wettfahrt beweist, daß alle Regelung der ein für das Publikum vergeblich ist. Weder die _ , . . , si öffentlichen Ordnung nur zu billigen; möge es endgültig sein. Der „Kreuzztg." tmrd aus Anlaß der Fernfahrt Paris- Madrid geschrieben: „Der Berliner Polizeipräsident hat vor kurzem Anlaß gehabt, gegen baS allzu rasche Fahren der Automobilwagen einzuschreiten, baS einen bedenklichen, mit der Sicherheit deS Publikums wie der Fahrer selbst unerträglichen Charakter anzunehmen beginnt. Aber was will das sagen, wenn man es mit der Tollheit vergleicht, wie sie bei den immer häufiger werdenden Wettfahrten nach fernen Zielen zu Tage tritt? Tie schrecklichsten Unfälle gehören dabei sozusagen zum täglichen Brot. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, daß diese Aus artung eines an sich berechtigten Sports viel roher und grausamer wirkt als selbst die Stiergefechte in Spanien, von denen man in anderen Ländern mit tugendhaftem Abscheu spricht. Denn nur anz ausnahmsweise kommt es vor, daß ein Stiergefecht so viele Mer fordert wie schon der erste Tag des Rennens Paris— Kadrid. Beim Stiergefecht ist immerhin nur das Leben der un- mittelbar Mitwirkenden bevroht, bei den Rennfahrten aber kom men auch eine Menge ganz Unbeteiligter ,u Schaden. Wie läßt sich das vermeiden, wenn der Rennwagen mit einer Geschwindig- keü von mehr als 100 Kilometer in der Stunde durch Dörfer und Städte rast, also schneller als irgend ein Eisenbahnzug'? Und das lein im demokratischen Frankreich? Kann es eine .... die einen solchen Kraftwagen zu schwingen: aber wie viele können ihn be zahlen? Im Gegensätze zum Rade wird das Automobil seiner Kostspieligkeit wegen stets den „oberen Zehntausend" Vorbehalten bleiben, und gerade daraus erklärt sich seine wachsende Beliebtheit in diesen Kreisen mit; denn aus dem Glcichheitsskcben der Menschen wächst sogleich wieder der Wunsch, mehr zu sei» als andere, empor. Um so fonderbarer berührt es, daß gar die Rcnn- wut der Reichen die Massen nicht abstößt, sondern im Gegenteil leidcnschastlich anzieht — mehr als irgend etwas Anderes aus dem Gebiete des modernen Sports — und das. obgleich der Natur der Sache nach nichts weiter zu sehen ist, als eine Anzahl staubum- hülltcr Wagen, die im Handumdrehen verschwunden sind. Die Erklärung kann auch hier nur im Wetten gesucht werden, das sich an diese Rcnnfahrten knüpft. Das ist aber wahrhaftig kein aus reichender Grund, um den Unfug dermaßen um sich greifen zu lassen, wie es, in Frankreich zumal, mehr und mehr geschieht. Die Frage, woraus die zahlreichen Unglücksfälle bei der Wettfahrt zurückzuführen sino, beantwortet die „National- Zeitung" wie folgt: Die französischen Chauffeure gelten als die vorzüglichsten Fahrer. Man muß gesehen haben, mit welcher Sicherheit und Ruhe sie das Auto lenken. Die schweren Unalücks- fälle sind zweifellos auf vier Umstände zurückzuführen: Zuerst war der Tag ungemein warm, bei der Hitze wird viel getrunken: sodann ist mit der Hitze bekanntlich immer eine große Staub entwicklung verbunden: ferner blendete die Sonne sehr stark: aber diese drei Umstände fallen weniger ins Gewicht gegen den, daß mit rasender Geschwindigkeit gefahren wurde. Louis Renault, welcher als Erster in Bordeaux onlangte, legte die Strecke von 552 Kilometern in 5 Stunden 33 Min. zurück; das heißt cr stchr mit einer Turchschnittsacschwindigkcit von 99Vo Kilometern pro Stunde. Der schnellste Eisenbahnzug in Deutsch- land ist derjenige von Hamburg nach Wittenberg; er fährt mit einer DurchschnsttSgeschwtndigkeit von