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Ar. 249 Seile 4 — ^Dresdner Sonntag. 29. Mai 1927 Oeriliches und Sächsisches. Was wird am 1. Juni? Am heutigen Sonnabend werden die interfraktionellen Verhandlungen über die Umbildung der sächsischen Regierung mieder ausgenominen. Ursprünglich nmr eine Besprechung 'chon für Freitag geplant, sie wurde aber auf Wunsch des Ministerpräsidenten, der diesen Besprechungen zuin ersten Male beiwohnen wollte, auf Sonnabend vertagt. Bisher laben die A l t s o z i a l i st e n, die bekanntlich auch die Zu. ncherungen a» die Deutschnationalen nicht unterschrieben haben, an diesen Beratungen nicht teilgcnvininen Aus dem Um- siand, daß auch die Altsozialisten nun mit verhandeln wollen, darf wohl geschlossen werden, das, die Verhandlungen am Sonnabend nun endlich einen positiveren Charakter annehme» werden. Die Eröffnungsfeier der Iahresschau. Die diesjährige Jahresschau, «Das Papier", wird am I. Juni mit einem Festakt um l2 llhr vormittags vor geladenem Publikum feierlich eröffnet werden. Der Krcuz- awr unter Teilung von Professor Richter wird bei dieser Gelegenlieil einen Chor mit Orchester aus dem „Waffen schmied' fingen, ferner kommt zur Aufführung ein Festgruß ,nr Crofsuung der Iahresschan 1027 für Chor und Orchester non üarl Reinieke lbearbeilet von Otto Richterl, gedichtet von Dr. Paul D i t l r > ch. Die Kapelle, unter Teilung von Musik direktor feiere io, spielt außerdem das Meistersiuger- vorfpiel von Wagner. Nachinillags ab 3 Uhr ist die Jahres- schau sitr das Publikum geöffnet. An demselben Tage findet abends auf dem Ienplatz bei einbrechender Dunkelheit ein grosres Feuerwerk statt, Im Vergnügungspark beginnt am gleichen Tage das Leben und Treiben Mit den regelmäßigen Konzerten »ammiltags und abends ivird ebenfalls am Er öffnungstage begonnen werden — Der Vorverkauf für die Dauerkarten ist auch am Sonntag von ü Uhr vormittags bis I llhr mittags im Verwaltnngsgcbande der Iahresschan, Lenin straffe 3. >iarkenansgabe Jim liier 2, geöffnet. DeS groben Andranges wegen empfiehlt cs sich, möglichst vor der Cr- ossnnng die angegebenen Dienststnnden zu benutzen Dresdner Dichter aus der Iahiesschau. D ie F r e i e V ereinignng Dresdner Schrift steller bringt, nach Autoren geordnet, ans der diesjährigen Papieransstcllniig der I ahress ch au eine lOesamtstbersicht über das Schaffen der in Dresden lebenden Schriftsteller Die Anssrelluug, die u a. Karikaturen. Handschriftenproben, Bücher nfiv, der einzelnen Autoren enthält, in von A dolph Pt a h n k e vom Staatstheater ansgestaltet ivorden. Tie Por träts wurden hcrgestellt von der Dresdner Lichtbildnerei Ci e n j a Jona S, Bekanntlich werde» im Rahmen der Iahresschan von der Freien Vereinigillig Dresdner Schrift steller eine Reihe von Vorträgen proiiilnenter auswärtiger und Dresdner Autoren veraunaltet. Diese Abende beginnen Die Ausstellung 1927. Wieder öffnet Dresden seine Tsre, Dieder ruft die Jahresschau „Herein!" ölsmuit mit offnem Auge, offnem Dhre! Deutscher 'Arbeit Fleiß ;og wieder ein. Stellt' ini letzten Jahr im Blütenkleid Die Natur sich selber bei uns aus, Hat sich unsere oapierne Zeit Diesmal festgesetzt in unserm Haus Die die grünen Wälder Heilung werden. Die der Menschheit Dissen füllt die Welt, Die papierne Allgewalt auf Erden Alle Derte um- und umgestellt — Alles lehren donnernd die Maschinen In der Ausstellung uns mit Bravour. Ihr erkennt mit staunensvollen Mienen Das Papier als Herrscher der Kultur. Luginsland in den „Dresdner Nachrichten" Mit einem Vortrag von Dr. Kart v »llf, Dramaturg der Staatstheater, am 8. Juni unter de« Lite! »Papier und Geist". Am »weiten Abend sprechen Hann« Iahst und Georg Kaiser aus eigenen Dichtungen. Die Borträg« finden statt in den Jahredschau-Lichtspielen in dr« hierfür neugebauten ehemaligen Biktortahau». * Gin BnnteS Theater ans der «n»ste»nng. Die bekannte ehemalige Park. Konditorei Gua. die ihren Platz aus jeder Jahresschau hatte und ein Tresfpunkt der guten Gesell, schast war. ist in diesem Jahre vollständig umgestellt worden. Dem Bedürfnis nach einer Bunten Bühne Rechnung tragend, hat Herr Fritschc, der Eigentümer des alten Guck, den Betrieb auf künstlerische Darbietungen ausgedehnt und wird ein Sensativnö.Programm herausbringen. Auster dem Cafs mit Backwaren aus eigenem Betrieb gibt eS ein Restaurant mit Bier und reichhaltiger Speisekarte zu normalen Preisen. Das Cafö-Guck-Theater enthält eine Innen», eine Freilichtbühne und eine für Vorträge hergerichtete Terrasse. (Siehe auch die Inserate s — Rückkehr Dresdner Kinder. Die zur Erholung unter gebrachten Dresdner Kinder treffen ein auS Wiek sRügens am 31. Mai. vorm. 5,50 Uhr; auS Brunöhaupten am 1, Juni, früh 0,20 Uhr, auü B a d T ö l z am 2. Juni, abends 23,50 Uhr. Die Angehörigen werden ersucht, die Kinder zu den genannten Zeiten auf dem Dresdner Hauptvahnhose ab- zuholcn. — Die 28. Sichcrhcitspolizeiwache. das 20. Bczirksmelde- amt sowie die Kriminaldienststelle Weiher Hirsch sind von Bautzner Landstrabe 8 nach dem Grundstück Bautzner Landstrabe 25 verlegt ivorden. — Das Deutsche Hygiene-Museum in Breslau. Die mit grobem Erfolge zu Anfang dieses Jahres in Leipzig be- gonneiie Wanderausstellung «Ter Mensch in gesunden und kranken Tagen" befindet sich zurzeit in Ludivtgshafen und erfreut sich eines sehr starken Zuspruchs. Tie Ausstellung ivird dann im September in Breslau in der Scheitniger Ausstellungshalle gezeigt werden. Bei den Besprechungen mit dem Breslauer Magistrat zeigte sich wieder das groste Inter esse, das überall für eine neuzeitliche VolkSgesundheits. belehrung vorhanden ist. Alle Wohlfahrtsbehörden. die Schule», die Versicherungsträger und die Gewerkschaften sag ten ihre regste Mitarbeit für ein gutes Gelingen der Aus stellung zu. Auch das Breslauer Mestamt »ahm an den Be sprechungen teil, da die Ausstellung gerade in die Zeit der Breslauer Herbstmesse fällt und zweifellos auch aus die Messebesucher starke Anziehungskraft auöüben wird. Die Wanderausstellungen beweisen durch ihre große Besucherzahl immer wieder, daß das Deutsche Hygiene-Museum kein Museum im alten Sinne ist, daß eS vielmehr eine sich den jeweiligen Bedürfnissen rasch anpassende hygienische Volks- bildungsstätte ersten Ranges ist. Die Wanderausstellung „Der Mensch" zeigt deutlich, wie durch sic einem dringenden Be dürfnis des Volkes abgeholsen ivird: sic ist bereits in 100 deutschen Städten bei einer Besucherzahl von rund l!'» Mil- lionen gezeigt worden. Im Auslande hatte sie 1925 in Wien einen geradezu sensationellen Erfolg, denn dort zählte sie allein über eine Million Besucher. — Mailand—Dresden in 21 Stunden. Durch die Ein führung deö neuen D-Zugs Nürnberg-Hvs jab Nürnberg abends 11,15s ist. wie der Verkehrsausschuß des Dresdner Verkehrsvereins mitteilt, eine Verbindung von Mal. land nach Dresden geschaffen worden, die gerade 24 Stunden beansprucht und damit die überhaupt kürzeste ist. Sie bietet die Annehmlichkeit einer Dampsersahrt auer über den Bvdensee und eines über einstündigen Aufenthaltes ln Friedrichshofen, führt allerdings über einen Fahrtweg, der in der Regel nicht gewählt und deshalb leicht übersehen wird. Mit Abfahrt früh 0,15 Uhr in Mailand erreicht man über den Gotthard nachm. 1,21 Uhr Zürich. Abfahrt Zürich 1,87 Uhr, in Romanslwrn nachm. 3.10 Uhr. Mit Nodcnseedampser Weiter- sahrt 3,30 Uhr nach FricdrichShasen, Ankunft 1,15 Uhr. Weitersahrt 5,25 Uhr im Kurswagen Fricdrichshafen—Berlin iibcr Ulm und Aalen nach Crailsheim, wo man abends ü,l5 Uhr eintrifft und den Nacht-D-Zug <D 237s Stuttgart— Nürnberg—Berlin erreicht, der dort 9,29 Uhr weiterfährt. Der Friedrichshasen—Berliner Kurswagen wirb in diesen Zug eingesetzt und man steigt während der Fahrt, aber vor Nürn berg. in den im Zuge lausenden Kurswagen Stuttgart—Dres den um. Dresden wird über Marktredwitz—Hof früh 6,55 er reicht. Führe man über München—Lindau, so käme man erst 8,13 Uhr in Dresden an, über Basel—Frankfurt—Leipzig träfe man 8,55 Uhr. über Schasfhauscu—Stuttgart—Erfurt sogar erst 11,31 Uhr vorm, in Dresden ein. — Rhododcndronbltite. Der Rhododendronhatn Im Großen Garten lam Palaiss, sowie der Seidelpark an der Augsburger Straße befinden sich jetzt im herrlichsten Blütenschmuck. — Dr Ka»f«an« k -est aeaen oe Urteil ist am worden. »f»«>n« leat vernfuna ei«. Geaen da» im »Generalkonsul a. D.Dr. Kaufmann arid Freitaa vom Berurtenten Bern»» lüna einaeleat Berlins Potsdamer Platz t« Dresden. Der «e«e Verkehr«»»« «or de« Hanptbahnhose, an der Kreuzung der Prager und der Wiener Straße, wurde am heutigen Sonnabend ln Betrieb genommen, nachdem die umfangreichen Erneucrungsarbetten in jener Gegend jetzt nahezu vollendet sind. Der neue eiserne Turm ist an der Stelle der alten hölzernen Kanzel, die man auf den Albert, platz versetzt hat, errichtet ivorden. Während früher die Vcr- kehrSregelung auf dem Wiener Platze durch die bekannte» Signalarme erfolgte, wird sie fetzt mit farbigen elek trischen Ltchtzeichen gehandhabt. Zu diesem Zweck sind an den vier Turmsetten in 2,29 Meter Höhe über dein Gtrastenpflaster und unterhalb des Daches je drei stark leuchtende Glühlampen in Schetnwerferfassung etngebaul. Rot bedeutet „Halt!", Grün: «Freie Fahrt!" und Gelb — als Zwischenzeichcu zwischen den beiden ersten Signalen — «Achtung!" Man hat die doppelte Installation der Lampen deswegen gewählt, um den Fahrern von Ltmou- sinen Gelegenheit zu geben, vom Wagen aus unmittelbarer Nähe die unteren Signale zu sichten. Der Verkehrsposten steht, gegen Wind und Wetter bestens geschützt, in seiner verglasten Kabine, deren Fußboden drei Meter über der Erde liegt. Die Bedienung der Signale er. folgt mittels Drucktasternr jedesmal, wenn der Beamte das Zeichen ändert, leuchtet auch in der Kabine am Schaltbrett eine gleichfarbige Kontrollampe auf. Der Dienstraum ist mit elektrischer Heizung und Lüftung ausgestattet. Die Glas- scheiben können durch mechanische Fensterwischer von Schnee und Regen gereinigt werden. Ein Sprachrohr und eine Signalklingel gestattet dem Beamten, sich mit dem am Fuße des Berkehrsturms Dienst tuenden Kollegen zu verständigen. Außerdem ist eine Fernsprechanlage eingebaut, um bei Un glücksfällen Polizei oder Feuerwehr schnell heranholen zu können. In der Nacht, wo der Turm ja nicht besetzt ist. wird durch eine grelle Fußbodenbelelichtung sein Standort ge kennzeichnet. Die Farbe der Eisenkonstruktton ist ein malies Silbergrau. Man hat diesen neutralen Ton gewählt, um die Aufmerksamkeit der Fahrzeugftthrer ausschließlich ans die Signale zu konzentrieren. Der Turm, dessen unteren Sockel heute übrigens ein Blumentvpfchen zierte, eine Spende einer benachbarte» Blumenhandlnng, ist von der Firma Richter L Mansch, Eisen industrie, in Dresden-A., konstruiert und hergestellt worden. Die elektrischen Anlagen wurden von der Polizei-VcrkchrS- signal-Gesellschaft m. b. H. i» Hamburg geliefert und die Jnstallativnöarbettcn von der Firma Fritz Rauschenbach Naciis. in Dresden auSgeführt. Bemerkenswert sind auch die breiten weißen Linien aus dem Asphalt. Auf das Achtungszeichcn dürfen alle Fahrzeuge, Straßenbahnen und Radfahrer die Baufluchtlinie vor der Kreuzung bzw. an den Stellen, wo weiße Slhutzlinicii gezogen sind, die erste weiße Schußlinie vor der Kreuzung nicht mehr überfahren,- auf der Kreuzung befindliche Fahrzeuge, Straßenbahnen und Radfahrer haben diese sofort, frcizumacheu. Auf das Haltezcichen haben alle Fahrzeuge, Straßenbahnen und Radfahrer vor der Bauflucht linie bzw. vor der ersten weißen Schutzlinie halten zu bleiben und dürfen erst weitersahren. sobald die Fahrtrichtung frei- gegeben wird. Fußgänger dürfen auf das Achtungszeichcn die Fahrbahn nicht mehr betreten. Soweit sie sich bereits darauf befinden, haben sie diese unverzüglich zu verlasse». Während des Haltzeicheus dürfen sie die Fahrbahn in der gesperrten Richtung ebenfalls nicht betreten. Aus der ge sperrten Richtung darf nicht ausgefahren, also auch nicht nach rechts oder links eingebogen werden. Aus der freien Rich tung darf nach rechts eingebogen werden, jedoch nur in Schrittgeschwindigkeit: nach links darf erst eingebogen wer den, wenn der Beamte ein besonderes Zeichen gibt. hervorragend bewährt bei: Rheuma, Sicht, Ischias, Nerven- un- Ropfschmerzen, Grippe, Saflurnza u. a. erkältungekronkheite«. v». noineieile» B»stL!>in»i lind InneihalbSMnnaien mehl »l» Iioo Vuinchien »lei, an» Oriietreile» ei»,»gongen, dar»»«» »o» namhaften Profegar»» »xd an» ersim Miniten. - Togal sinn di» Schmerzen und scheid»! die ißarnfäne, an». Kein» Ichöd- »chen Nebenwirkungen. Sengen Sie Ihren Aezt i 2» alle« Apaiheten-PeeUMt I «0 Wettschau öer Buchkunst. Inlernalionale Buchkunsl-Ausslellung in Leipzig. Am Sonnabend, dem 28. Mai, wurde in Leipzig im Muieum der bildenden Künste am Augustusplatz die Inter nationale Buchkunst-Ausstellung eröffnet. Sie zeigt in erschöpfender Weile den Anteil der Buchkünstlcr an öer Gestaltung des schönen Buches. Seit dem Jahre 1911, als Leipzig in seiner Bugra, der Internationalen Ausstellung siir Buchgewerbe und Graphik, eine Ueberncht aller technischen, kansmännischen und wissenschaftlichen Gebiete des Buch gewerbes und der Graphik bot, ist weder im Jnlande noch im Anslande der Berinch gemacht ivorden, diesen Anteil der Künstler anr Bnchganzen von neuem darzustellen. Damals ergab freilich die räumliche AnSeinandcrlegung der Werke kein geschlossenes Bild zeitgenössischer Buchkunst, und das not wendige Hineinspielen wirtschaftlicher Interessen erlaubte nicht, den rein künstlerischen Gedanken bedingungslos zu be tonen. Diese rein künstlerische Gesinnung ist aber die unver rückbare Grundlage beim Ausbau der Internationalen Buch kunst-Ausstellung in Leipzig gewesen, die natürlich auch die fortschreitende Entwicklung seit jener .feit zur Anschauung bringt. Die Ausstellung wird veranstaltet vom Verein Deut sch e B » ch k ü n st l c r , dessen Vorsitzender Professor Hugo S t c i n e r P r a g zugleich Präsident der Ausstellung ist. Das Protektorat der Ausstellung haben Adolf v. Harnack, Ger- hart H anptma n n und Mar Liebcrmann übernommen. Au der Ausstellung sind rund IlOO Künstler des In- und Auslandes mit etwa 12 000 Büchern und graphischen Blätter» beteiligt. Sie gibt also einen absoluten Querschnitt des heutigen bnchgraphischen und buchkünstlerischen Schaffens. Die Ausstellung findet in elf Sälen des Museums der bildenden K ü n st c statt, die eine vollständige zweck entsprechende architektonische Umgestaltung erfahren haben. Ltadtbanrat Ritter und Architekt Eraemer haben ihre Auf gabe in aiisgezeichnctcr Weise gelöst, indem sie große und kleine Räume geschaffen habe», die sich in feiner und stim- »inngsvvller Weile dem Sinn der Ausstellung anpasse». Sie beginnt mit einer Ausstellung des Kinderbuches aller Völker, die einer der besten Kenner dieses Gebietes, Dr. -Hvbrccker in Berlin, bearbeitet hat. Wir gelangen dann zu erst in die Ausstellung der deutschen Bnchkünstler. Ter Hanplsgal der deutschen Abteilung erglänzt ganz in mattem Gold. Durchweg sind die Wände für die Graphik be stimmt, während die Vitrinen und Glasschränke mit den schönsten und kostbarsten Büchern aiigesüllt sind An den Wänden hängen i» einheitliche» Rahmen Blätter von Eugen Kirchner, Gulbransso», Skizzen von Slevogi zum „Faust", Meids Illustrationen zum „Arbciterlicderbuch", Karikaturen von Orlik, kräftige Holzschnitte von Unold. die Phantasien KubinS und vieles anderc Es folgen ein Sonderraum mit Büchern von E. R. Weiß, dann das buchkünstlertsche Gesamt- iverk von F. H. Ehmke und die Erzeugnisse der Kleukens» Presse Sehr reizvoll ist das Zimmer eines Biblio philen, das von Carl Müller L Co. in Leipzig in afrika nischem Roscnholz gearbeitet und dessen Gobelin von Prof. Mathffy in Leipzig entworfen worden ist. Hier hat die be rühmte Sammlung Klingspor aus Offenbach ihren Platz ge funden. eine der schönsten Sammlungen moderner Buchein bände und Luxusdrucke. Ein behaglicher Ruheraum ist mit Schränken ausgestattet, die Mappenwerke enthalten. Es folgt ein G c r h a r t - H a u p t m a n n - N a u m. dessen Gegen stände zum grobe» Teil aus der Kölner Hauptmann-Samm- lung Piiikus stammen. Dieser Raum gibt einen ungemein starken Eindruck von der anregenden Kraft, mit welcher der Dichter auf die Buchkunst gewirkt hat. Da finden wir alle Ausgaben seiner Werke in vielen Sprachen. Illustrationen zu den Werken, Bühnenentwürse, Bildnisse von Orlik, Licbermanu, Corinth, Karikaturen, Manuskripte des Dichters, de» Breslauer Ehre»bürgcrbrief. die Nobel-Medaille und die Plakette, die ihm der Reichspräsident Ebert geschenkt hat. Man kann in dieser Ausstellung den Grundstock zu einem Hauptmann-Musenm erblicken. In mehreren Souderräumen ist dann das buchkünst. lerische Werk von M. Lieber mann, Lovis Corinth, Walter Tie mann, Steiner-Prag, Georg Mathsy und die Buchgraphik von Mar Klingel ausgestellt. Vom Ausland fehlt keine der Kulturnationen, die aus dem Buchkunstgebict schöpferisch arbeiten. Ueberall haben sich die führende» Künstler und hervorragendsten Fachleute zn» sammengeschlossen, um würdige Ausstellungen ihrer Länder !» Leipzig ziisammenzubringe». Folgende Länder haben in eigenen Räumen ausgestellt: die Schweiz, Polen, Ungarn, Holland, die Tschccho-Slowakei, Großbritannien mit dein bedeutenden buchkünstlerischen Werk von Charles Riquett. Die russische Ausstellung ist von dem Leiter der graphischen Abteilung des Staatoverlages, Sterenberg, zusammengestellt, und die hervorragendsten Künstler Moskaus, Leningrads und Kiews, sowohl die ältere als auch die jüngere Generation ist beteiligt. In der französischen Ausstellung sind alle Namen, die sich in Frankreich auf den Gebieten des schönen Buches, der Illustration und Buchgraphik hervorgetan haben, vertrete», wie Cocteau, Laurencin, Utrillo, Labourcr. Sega», zae u. n. In eigenen Räumen stellen ferner aus: Jugo. slawien. Oesterreich, Norwegen, Italien, Schwede», Dänemark, Belgien mit de» eindrucksvolle» Holzschnitte» von Masareel, Nordamerika. De» Abschluß bildet ein Ueberblick über Leipzigs Wirke» am Buch. Ein guter Gedanke war es, von den Muscumsräumen den Klinger-Saal mit dem Beethoven und anderen Werken in die Ausstellung einzubeziehen. Nach der über, reichen Fülle vvn Büchern und Bildern wirkt die Plastik des Meisters mit neuer Tindruckskrast aus uns. Die Fassade des Museums hat man mit zwanzig Wappen schildern all der Nationen geschmückt, die an dieser Weltschan der Buchkunst beteiligt sind. * Sine Ausstellung -er Duchltlel. Aus Anlaß der Eröffnung der Internationalen Buch kunst-Ausstellung hat die Deutsche Bücherei eine Fest- ansstellung: „Der deutsche Buchtitel von derFrüh- druckzeit bis zur Gegenwart" veranstaltet. Der Leiter der Abteilung für künstlerische Drucke an der Bücherei, Dr. Julius R o d e n b e rg, hat sie mit großer Sachkenntnis aufgebaut. In Leipzig findet sich ja für alles, was die Ge schichte des Buches betrifft, ein fast unübersehbares Material, und so haben zu dieser Ausstellung außer der Deutschen Bücherei das Deutsche Museum für Buch und Schrift, die Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, das Verlagsarchtv von Breitkopf L Härtel und Privatsammlcr bcigestcuert. So gelang es, die Vitrinen des Ausstellungs raumes der Deutschen Bücherei mit erlesenen und kostbaren Beispielen zu füllen. Tie Reihe beginnt mit den Büchern ohne Titel: denn die ersten Frühdrucke bis 1500 haben, wie die Bücher des späteren Mittelalters, überhaupt keine Titel, sondern be ginnen gleich mit dem Text. Erst mit dem Ende des l5. Jahrhunderts beginnt man damit, den Büchern einen kurzen Titel vvrzusetzen. Dann wird der Titel ausführlicher und nimmt bald die ganze erste Seite ein. Für die Reforma- tionsdrucke ist die meist von Künstlern entworfene, in Holz geschnittene Titelbordüre charakteristisch. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wird der Titel wortreicher, wo durch eine überladene typographische Anordnung bedingt ist. Der Holzschnitt entwickelt sich reicher und üppiger. Er wird durch den Kupferstich abgelöst, in dessen Blütezeit der Titel gegenüber dem Kupferstich fast ganz zurücktriit. Das Format der Bücher wird kleiner: der Kupferstich behalt aber weiter die Herrschaft. Es tritt der zierliche, elegante Stich auf, der vom französischen Buchgeschmack beeinflußt ist. Die Zeit unserer Klassiker bringt eine weitere Verein fachung des Titels: hier hat besonders Göschen, den man den deutschen Bodoni nennen kann, bahnbrechend gewirkt. Die Romantik bringt neue Ucberlabenhett des Buchtitels. Der künstlerische Tiefstand der Jahrzehnte von 1820 bis 1800 prägt sich auch im Buchtitel auS. Dan» beginnt eine Renaissance deö BuchgeschmackS: es wird ein neuer Stil gesucht, der eine neue Blütezeit hcraufführt. Englischer Einfluß macht sich jetzt geltend. Der deutsche Buchtitel der Gegen wart geht mannigfache Wege: sie führen zu dem einfach und monumental gehaltenen Titel: Farben und Bordüren werden verwendet, und auf dem Titelblatt erscheinen Holzschnitte. Lithographien und Radierungen. Die Gegenwart hat das Ziel de» buchkünstlerische» Titel« wieder erreicht. Die Intel nationale Biichkunst-AuSstellung hat außerdem noch zwei wertvolle BiilhaussteNungen veranlaßt: die Uni-