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b»r lchil. 'url on», !lN», nr Berliner Allerlei. Sine MB»e »oll Lust. — I« Breme» «u» Hel«»!«». — Der Wiederaufbau unserer Haudelsflotte. — Der »«cchu». Keller. — Höheuf,»«« statt «rauualtu. — „Licht a« Z»»." — Nhythmische- rurue». — «et« falsch« «cha». — Die iutt«a »«»statt»«-. — Barchents» trk««-. Tine Mütze voll Luft, et« «önigretch für «tn« Mütze voll Seeluft! Wer da weiß, welche Dustwolken von verbranntem Oel dt« 8542 Berliner Autodroschken ältester Kaliber, un. gerechnet die rund 44 000 sonstigen Motorfahrzeuge, täglich und um die Nase wedeln lassen, der wird den Notruf ver. stehen. Alle Jahre wieder so um die ersten Gommertage her. um — und wir haben doch schon mal ohne Mantel draußen sitzen können — möchte man al» Berliner au» der Haut fahren. Man ist abgearbettet, man kämpft au» Mangel an Sauerstoff mit dem Ersticken, — und man denkt, wenn mich jetzt einer auch nur leise anttppt, bann zerplatze ich sofort mit einem Knall. Da» ist die Zeit, wo man da» Luftkursbuch, den SchulatlaS, die Liste der Fertensonberzüge, den Reise, briefkasten seiner Zeitung und die Ziffer seine» Postscheck. kontoS immer aufs neue studiert. Ende Mai bricht diese Krankheit gewöhnlich aus. Man kann sie nur erfolgreich be- kämpfen, indem man nicht die langsame Vergiftung seiner Nerven und Atmungsorgane bis zum Juli weiter beobachtet, sondern kurz entschlossen, selbst wenn es nur für drei ober vier Tage sein kann, sich Borferten macht und irgendwo die Mütze voll Luft sich holt. Aeußerstenfalls tun es auch schon zwei Tage,- und man kommt wie ausgewechselt wieder heim. Die Entfernungen sind ja kein Hindernis mehr. Nach der Einrichtung der Fluglinie Kairo—Bagdad—Karachi kann man demnächst feinen Vierwochenurlaub zu einer Reise nach Indien ausnutzen. Und in 48 Stunden kann man sich an der Nordsee mit Ozon vollpumpen. Unsereins braucht nicht ge. rade ein Ltndbergh zu sein. Aber wenn der Berliner im Flughafen geruhig seinen Kaffee trinkt und zusteht, wie da täglich Leute so mir nichts, dir nichts, aus Konstantinopel oder Madrid durch die Luft hergeschwirrt kommen, so kriegt er natürlich die große Lust zum Durchbrennen. Item, ich bin ganz bescheiden an der Nordsee gewesen, zum neuntenmal in meinem Leben in Helgoland. Nur ist eS das erste Mal, baß ich zu Schiff nicht von Hamburg hin. gefahren bin, wie es sonst der Berliner un- Ostelbier tut. sondern von Bremen aus. Auf die Einladung deS Nord, deutschen Lloyd an die deutsche Presse hin, seinen neu ein- gestellten Bäderdampfer „Roland", einen für diese Schiff», klasse recht stattlichen Burschen von 2000 Tonnen, sozusagen für die Oeffentlichkeit abzunehmen. Also da sind tn dicken Scharen die Berliner und die „aus dem Reiche" und sogar die aus dem Auslande herzugeströmt, einschließlich des Ber- treters des „Budapestt Hirlap" und einer diabolisch ge. schminkten Pariser Journalistin. Viele noch gar nicht See- befahrene dabei, die die Ventilatoren für Sprachrohre halten und das Kondenswasser für Leckage. Da hat man denn den „Roland" gebührend bewundert und auf ihm in Sonne und Wind die herrliche Meerfahrt gen Helgoland gemacht, hat aus dem Ozeanriesen „Berlin" unmittelbar vor feiner Aus reise nach Neuyork alle Prachträume beschnuppert und sich eine der vornehm-behaglichen Kabinen alleweil zum Wochen, ende gewünscht, hat auf der „München" übernachtet und sein Frühstück mit Pampelmus, Porrtdge und Seezunge begon nen, bat sich durch eine atemlose Folge großer Eindrücke hin- durchdiniert und im Kurhause in Helgoland die Augen auf gerissen, weil dort auch der Vertreter der Hamburg-Amerika- Linie unter den von Herzen Glückwünschenden auftrat. Na. nn, sagt der Frankfurter und Dresdner, nanu, sagt er, baS sind doch Konkurrenten? Ei gewiß doch. So wie Goethe und Schiller „Konkurrenten" waren und — das deutsche Volk wissen ließen, es solle nicht fragen, wer der Größere sei, son. der» sich freuen, baß es zwei solche Kerle habe. Sttmming, -er Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd, und Cuno, der Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie, stammen üb rigens aus derselben Schule: sie haben beide unter Helffertch im Reichsschatzamt ihre Laufbahn gemacht. Sie und ihr Werk stellen heute stärker als alles andere bet uns den Auf. crstehungswillen des deutschen Volkes dar. Als wir nach dem Kriege fast unsere gesamte Handelsflotte hergeben mußten, brachte ber Lloyd ISIS seinen ersten Neubau „Vege- sack" mit 1500 Tonnen heraus. Der „Columbus", das zurzeit größte deutsche Schiff, zählt schon 20000 Tonnen. Und die jetzt bestellten „Bremen" und „Europa" haben ein Deplace ment von 4»000 Tonne«, reichen ally an die »Vaterland", «laste Hera« und «er»«» daLei erhAltch ^schueller al» dies« sein. Die Deutschen sind also wieder im Kommen. „Da wir e» mit anderen Mitteln nicht können, wollen wir uns mit dem Kleist unserer Hände und mit der vnal ««seres Hirns wieder et«»ohren in die Welt. »iS ihre Tore für «ns auf. Dringen", sagte «n» tn Bremerhaven der Geheimrat *Jn*Äerltn gibt e» nicht» so augenfällig Imposante» an Leistung, wenn auch der Fachmann sich durch die soundsoviel- tausendste Lokomotive von Vorsts und ähnliche Dinge er- hoben fühlt. In Berlin haben wir auch nicht Roland, den Riesen, vorm Rathaus. Und im Rathaus nicht einen Wein- keller, der einen Wilhelm Hauff zu „Phantasien" anregen könnte. Nur den von Lutter und Wegner. in dem E. T. A. Hoffman» geisterte, aber auch der ist nur neunzehntes, nicht fünfzehnte» Jahrhundert. In hem BacchuS-Keller des Bremer Rathauses, tn dem der Zimmermetster Barthold „in freventlichem ÄeineSübermut in der Silvesternacht des Jahres 1501 sein Geld an die Kumpane und sein Leben an die Toten verspielte", sind wir zuletzt vom hohen Senat der freien Reichsstadt begrüßt worden. Da war man schon Herz- ltch müde. Und in die Träume gaukelte einem die Gestalt des Oberstewarts Radien von der „München" hinein, den die Landratten von hinter BreSlau her zuerst für einen Vize- admiral hielten, bi» sie erfuhren, daß eS jener berühmte und unübertreffliche Ober sei, der schon pensioniert war und sich mit einem ehrlich verdienten Vermögen von mehreren hun- derttausend Mark ins Privatleben zurückgezogen hatte, bis die Inflation ihn wieder tn den Beruf zurücktrieb und er zum Jubel der Neuyorker oberen Zehntausend, bei denen er so ungemein populär ist, erneut seinen Posten auf den At lantikfahrten antrat. ES sind nicht die guten Weine allein, die den 151 Teil- nehmer der Bremen—Helgoland-Fahrt die Gesichter so ge- rötet haben. Es ist die Mütze voll weeluft. In solchen zwei Ausflugstagen wird man wirklich auf neu gebügelt. Die daheimgebliebenen Berliner wollen natürlich nicht htntanstehen. Noch vor sechs Jahren erwarben sie zu diesem Zwecke spätestens im Mai die nötige Portion „Braunolin" und färbten sich damit Seeluft ober Gletschersonne an. Heute ist das ganz veraltet. Heute geht man zum Arzt ober tn ein LichttMttut und setzt sich dort ein paar Wochen lang, zuerst zwei Minuten und dann immer länger bis zu einer halben Stunde, den ultravioletten Strahlen aus, die von dem in einer Quarzlampe verdampfenden Quecksilber im elektrischen Strom erzeugt werden. Höhensonne ist heute die große Mode. Das wird von tndustrtüsen Köpfen sofort ausgenutzt. In dem Michelshaus an der Katser-Wilhelm-Kirche tn Berlin, dem gewaltigen Rundbau am Eingang des Kur fürstendamms, ist das ganze Dachgeschoß zu dem größten Lichtinstitut Deutschlands, wahrscheinlich Europas, aus gebaut. Säle und Zellen, Zellen und Säle, insgesamt achtzig Räume, der wahre Jungbrunnen ber Berliner. Von hier stammen die gebräunten Sportgesichter. Hier gibt es auch einen „Strand", wo «ine Unzahl künstlicher Wärmesonnen auf den Kies strahlt, und da liegen in Badeanzügen die enervierten Kurfürstenbammer herum. Da spielen auch die Kinder tm Sande. Wer Hokuspokus haben will, der bestellt sich „Lebensstrahlen": unsere Intelligenz sinkt nachgerade wirklich auf die Stufe jener Intelligenz hinab, die für den wundermtttelhungrigen amerikanischen Mann aus dem Volke typisch ist. Die Höhensonne, ja, das ist wirklich etwas Gutes. Kenn man sieht, wie matte, verkümmerte, apathische Kinder allmählich unter ihr aufleben, zweifelt man nicht mehr. Aber im „Licht am Zoo" ist sie für die Großen meist nur Kosmettkum. Un- die erwarten dort mehr oder weniger vergeblich noch manches andere. Nicht nur „lokalisierte Ent- fettuim von Waben", nicht nur Behandlung von Runzeln und Haarausfall, Platzangst und Gedächtnisschwäche, sondern auch „eine Regenerierung deformierter Frauenbrüste" und dergleichen tn einer der 40 Abteilungen des Instituts. Welt städtischer, neuyorkertscher, marktschreierischer kann rnan nicht gut sein. Dabet ist natürlich mehr als nur ein Körnchen Wahrheit dabei; und nach ärztlichem Rezept un- ärztlicher Dosierung kann Las Licht wirklich allerlei Wunder wirken. Am besten hat mir nicht etwa da» Strandbad gefallen, sondern ber Unterricht in rhythmischer Gymnastik in dem Institut. Frau Magda Baker aus München erteilt ihn. Die junge Dame könnte als Amazone Modell stehen. Das ver birgt sie auch durchaus nicht. Außer einem Lendenschurz hat sie nur einen kurzen Pullover an. Sonst nichts. Nicht nur ihre nackten prallen Oberschenkel, sondern jede MuSkel a« ihr federt. Wenn fle sich bewegt, sich strafft oder löst, denkt man, sie könne gleich stiegen, so befreit von aller Er denschwere sind ihre Glieder. Und nun soll man e» ihr nach machen, während sie zählt oder singend kommandiert: „Alle» ohne Ueberspan—uungl Alle» ohne Ueberspan—nungl Locker tn den Knie—«nl Und jetzt Hüf—te, Hüf—te, Hüf—tei" Ihr gegenüber stehen mehrere Herren tn Badehose, wärme sonnenbestrahlt, aber bet offenen Fenstern. Sie schwitzen, während Magda Bauers Glieder immer noch kühle Bronze sind. Und sie schnaufen. Und ihre rhythmische Gymnastik, bei Frau Bauer so leicht und beschwingt, sieht tn den ersten Stunden tolpatschig aus. Sie sind nicht Herr ihrer Arme und Beine, sie stolpern vornüber, sie verlieren 'bet de-r Rumpsbeuge das Gleichgewicht. Der Großstadt ganzer Jammer faßt uns an, wir schämen uns unserer Unnatur und - Unbeholfenheit. Die Herren hier sehen alle aus, als besäßen0 sie ein eigenes Auto und verstünden es zu lenken, aber selber können sie keine drei wirklich freien Schritte machen. Aber allmählich wird es besser. Nach ein paar Wochen sind cs ihrer selbst sichere Menschen, sind es endlich — Männer geworden. Und der Spitzbauch fällt nicht mehr so auf. weil die Brust sich wölbt. Nun kann man sich diese Leute, ohne daß einem übel wird, schon als nackte „Retter am Strande" vorstellen, >< als das bekannte Bild schwedischer Kavallerieoffiziere. Da geschehen wirklich Wunder; und nicht nur an Herren, son--^- oern ebenso — in gesonderten Kursen — an Frauen und Kindern. Es ist staunenswert, wie willig namentlich die Herren die Ueberlegenhett dieser Lehrerin anerkennen. Das wäre vor zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen. Da konnte man höchstens, wenn man ein kleiner Junge war, bei einer Dame Klavierstunden nehmen. Aber über die absurde Idee, daß eine junge Frau Männern das Turnen beibrtngen könnte, hätte man laut losgelacht. Und noch vor zehn Jahren hätte man aus Eitelkeit die falsche Scham nicht überwunden, sich so tn Badehosen vor einer Lehrerin in Reih und Glied zu stellen. Man weiß doch, wie man nackend auSsteht. Man möchte viel lieber „mit Beinkorrektur in den langen Hosen" und überhaupt vom Schneider konfektioniert und mit ein- gezogenem Bauch als Adonis oder Apollo imponieren. Das alles hat die Sehnsucht, aus der körperlichen Ver bildung wieder herauszukommen, verändert. Man hat nicht etwa sein Schamgefühl etngebüßt. Aber man „geniert" sich nicht mehr. Auch da» weibliche Geschlecht ist tn den Großstädten in den letzten Jahren nicht etwa schamloser, sondern vielfach nur unbefangener geworden. Vor zwei Jahren erregte es noch Aufsehen, als im Verlaufe einer Polemik über „Unterrocks politik" die Abgeordnete Kathinka v. Oheimb einer Zeitung schrieb, sie selbst sei eine moderne Frau und trüge also über haupt keine Unterröcke. Noch zwei Jahre weiter, bann wer den junge Leute beider Geschlechter ganz ruhig und sachlich, ohne daß irgendeine Reizung damit verbunden ist. Über dergleichen Toilettefragen sprechen. Früher durfte doch bei leibe nicht einmal der Bräutigam irgendeinen Wunsch zur persönlichen Ausstattung seiner Verlobten äußern, weil dies „intim" und daher unschicklich sei. Und so kommt bisweilen auch noch heute manch selbständiges junges Mädchen in die Verlegenheit, entweder allzu solide oder allzu flatterhaft sich auszurüsten, weil sie in diesem Punkte die „Mentalität^ ihres künftigen Gatten nicht kennt. Neulich geht eine Braut von dreißig Jahren sdas gibt's heute mehr denn je), ein liebes ernstes Mädchen, mit dem Manne ihrer Wahl zu Rudolph Hertzog, um die Wäscheausstattung einzukaufen. Nichts war vorher beredet. Das Mädchen kauft Barchenthose» mit Volants und Languetten. Am nächsten Tage löst ber Bräutigam die Verlobung auf. Rumpelstilzchen. esdraucks LÄergegeribtäncie Knkäu»!' ß/Ieiirere 1000 paar ß/Iercecies-Lciiufi veräen jeäen lax xemackt un6 verkauft. k-lallbanksit, ^nsiswllr-^igksit uns guts Kaden 6em ßiereeJes-Lckuk seinen ^Veltruk gestraften. N«up<pr»i,i»y«n: 12^0 Itzbo Igbv 21 oo 2400 n« ver krkolg bestätigt cks» leb cksn ammaldrnmoir «>«» s»ur»IIIr»Zi«»mitin«In«rIL»»I«»»nt»«I,>,»,» Ble». SK. »»«vsllmi» !,»!»». M»- . kleine» »o EM, tiromalisvk ö>eoi»l»^»r» »I«I 8v»ft»»kümmi. «» I»I II,» »lulmmn I Kaffee-Oroüröslerei ckocol.-Nering > Immer in 8ämtl. Filialen ru baden I krleckit auker iVsilstraOe MlI-lMlIIIMllllt ItHNlIltk. S Irsldrlowsu LÜLMLÜL Al» b«wädrt»r Faidmann s»tt S Iadrrn »mvioblen für Ungeziefer- lmö SchLblingsbekämpsnog Oswald Richter» Kammerjäger, Dreede». Vaul-Vertzardt-Strabe 1«, t. — Ael. sr«t. Au«n>. Arb. kj, ro km ohne Pretsauflchlael — »akUmeMrlaichtema», »>»»