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„Dresdner Nachrichten" Nr. I Sonntag. s<'. Juni r»1^ Teile 4 Nagten au». AuS der Nichtbeachtung der VerkebrSvrdnung sei noch keine Fahrlässigkeit de» Angeklagten zu folgern. Der vom Vorderrichter gemachte Unterschied zwischen be- rnfsmäßige» Fahrern und LuxuSsahrer» verletzt« daS Rechtsempsinden. Das O b e r l a n d e s g e r i ch t ver warf das Rechtsintttes. Die Brrkebrsvidiiung gelte auch siir Kraftfahrzeuge. Der Angeklagte habe damit rechnen nnissen. daß, wenn er die Vorschrift nicht beachte, au», steigende Fahrgäste der Straßenbahn verletzen könne. Diele Fahrlässigkeit werde auch nicht beseitigt durch den angeb liche» Warnnngsrus des TchassnerS. Selbst wenn dies er folgt wäre, so sei daran» noch nicht» zugunsten de» An geklagten zu folgern, weil dieser Nus erst im letzten Augen blicke gehört werden konnte, wo der Angeklagte seinen Wagen nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und wo der Rus de» aussteigenden Personen nicht» mehr nutzen konnte. Daß der Angeklagte seine Pflicht als Berufsfahrer verletzt habe, sei aber zweifellos. -- Diese Entscheidung wird vom Publikum sicher mit Genugtuung begrübt werde». Gerade „» den Straßenbahnhaltestellen wird von Kutschern nud Chauffeuren, wie man täglich beobachten kann, die not wendige Vorsicht nur zu oft außer acht gelassen. Sonderbeilage. Der heutigen Nummer liegt für die Staütanflage eine Preisliste über drn Beginn des groben Iutt-Verkanss von Messow K Waldschmidt hier, bei. 1-in »euer Roma» beginnt in der „Belletristischen Beilage" der «or- liegenden Nummer »»sercs Biatie». Auch diese Arbeit ver dient die Beachtung unserer Leser, die den von un» in letzter .'»eit veröffentlichten Romanen ln reichem Maße zuteil ge- worden ist. Das Werk führt den Ittel: Neue Suffragetten-Debatte im eng lischen Unterhause. 7lin II u t e r h a u i e nahm der Konservative R o be r t beeil das Wort, um seinen M i b t r a n e n s a n l r a g gegen den Minister des Innern Mac Ken na wegen «eines Verhaltens gegenüber gesangenen Lusfragetten ui begründen, E> verivahrie sich gegen die Unterstellung, das, er die Handlungen verteidige, derentwegen die Snsfragetten im Gefängnis sitzen. Das seien Vorgänge, die er selbst für verrückt und nicht zu rechtserligen Halle, aber das Verhalten Mac Kennas sei eine Verletzung der Achtung gegenüber dem Gesetz und der Gerechtigkeit. man aürse keine unterschiedliche Behandlung für das gleiche Vergehen dulden. Nachdem die Fühicriniien der Suffra getten in die erste Abteilung des Gefängnisse» gebracht worden seien, das heißt als politische Vcrbrecherinnen be- uachtct würden, Hanen die weniger schuldigen anderen Suffragetten, die in der zweiten Abeiluug waren, das heißt ihre Gefängnisstrafe als gewöhnliche Verbrecher absanen, derselben Vergünstigung teilhaftig werden müssen. Das geschah jedoch nicht. Daher brach der Hungerstreik ans. 'Nun sei Vwangssütteiung schon schrecklich, wenn der Ge angcne keinen Widerstand leiste. Gegen seinen Willen aber sei sie Tortur. Der Minister habe mit verschiedenem Matze gemessen, und das sei ein Versagen der Gerechtigkeit. Auch die Sozialisten Keir Hardie und Lansburo schlugen in dieselbe Kerbe: Hardie las zudem eine von 117 Aerz- ten Unterzeichnete Denlschrist vor, in der gegen die el w a n g s s ü t t e r ii n g als Gefahr für Leben und Ge sundheit prcstestiert wird. Zn seiner Verteidigung sagte Mae Ken na. die Zwaiigssüttcrnng. zu der man sich nur im aus,ersten Fall entichliesie, sei im öffentlichen Inter esse nötig. Worum sich aber alle Kritik drehe, sei dies: Da er einmal grau Paukhurst, sowie Iran und Herrn Pethiek Lawrence der Gnade des Königs empfahl, so hätte er — meinten seine Kritiker — alle übrigen Sussragetten auch der Gnade des Königs empfehlen und für den llebergang ,nr ersten Abteilung vorschlagen müssen. Sr halte auf recht, dasi er im öffentlichen I nie re sie und nach konstitutio neller Gepflogenheit gehandelt habe. Die königliche Pra- cegaiive. Verurteilte anderer Abteilungen in die erste Ab teilung zu versetzen, sei in den letzten drcitzig Jahren nur dreimal ansgeübt worden. Im Jahre 1880 im Falle Stead, 'Mb !m Falle de» Iamcson ikebersaklcö und jetzt bei den Suffragetten. Ai» die Suffragetten abgenrteiit waren, schrieb ihm der Richter einen Brief, in dem er miiteilte. er könne die Sufsragettenführeriiinen nicht für die erste Abteilung Vorschlägen, da sie erklärten, sic würden ihre Taten wiederholen. Verpslichieien sie sich, nicht wieder ,lenster ein,inversen, so würde er. der Richter, sie der könig lichen Gnade empfehlen. Nun hätten aber die beiden ge nannten Führerinnen und Herr Lawrence die schriftliche Versichern»,, gegeben, während ihres Aufenthaltes im Gefängnis sich nicht an der Sussragettenbewcgikng zu be teiligen. DaS hätte dem Richter genügt. Da hätte er, Mac .(len na. nicht ander» Im »de ln können. Mit -N gegen W Stimmen wurde schüetzlich das Miß trauensvotum bccils ahgelehnt. ES hafte die bekannte Form. das, dem Minister IW Psnnd von seinem Gehalt allzuziehen feien. Bei einem Empfang bei Nord und Ladn Gleneonner wurde der Premierminister AS- gnith neuerdings von einer Suffragette an gegriffen, die ihn mit beiden Jausten derb am Frack- lragen packle, nachdem sie ihn wegen der Zwangsfütterung ihrer .Kolleginnen mit Vorwürfen überschüttet batte. Kaum war diele aufgeregte Dame hinanSbcsördcrt worden, lo wiederholten zwei andere gleichgesinnte „Damen" das selbe Schansoiel. ragergeschkchte. Das 25jährige Rcgierungsjnbilänm des Kaisers wird i» großem Matz stabe gefeiert werde». Sämtliche deutschen B n n d e » f ü r st c n werden in Berlin ein- tresfcn. nm dem Kaiser persönlich zu gratulieren. Kaiser Franz Joseph dürste den Erzherzog Franz Ferdinand be auftrage», die Glückwüniche Oesterreichs zu übcrbringen, mährend es nicht ausgeschlossen ist, datz König Viktor Emannel selbst nach Berlin kommt. Ans dem Tempcl- lwfer Felde findet eine grvtze Parade statt: für Kiel ist autzcrdem noch eine besondere Flottenschau geplant. Die Berliner Hoftheater bereiten Fcstaussübrnngen vor. Datz der Kaiser zu seinem Jubiläum eine Ordensauszeichnung lDenkmiinzci stiften wird, ist schon erwähnt worden. Der Reichskanzler an den Grasen Zeppelin. Der Reichskanzler Hai, wie die „Nordd. Allg. Ztg." ichrcibl, dem G rasen Zeppeli » in einem herzlichen Telegramm seine Trauer darüber ausgc- sp röche», datz die „Schwaben", mit der er selbst eine un- vergebliche Fahrt gemacht habe, ein Opfer ihres gefahr vollen Berufs geworden ist. Die Eroberung der Luft, in der Gras Zeppelin bahnbrechend vorgegangen lei, werde durch keine u Bert u st. so schwer er auch fei, mehr a » s g e h a l t e n werden könne n. Gras Zeppelin. der in Berlin weilt, bat dem Reichskanzler einen Besuch abgestattct n»d ihm für seine Teilnahme gedankt. Eine Rede des Herr« v. Heydebrand. Auf dem Sommerfesie des Bundes der Landwirte im Kreise Trebnitz Hai der Abgeordncic v. Heydebrand eine Rede gehalten, ln welcher er über de» Wert der Landwtrt- schaft für unsere ganze politische »ui> tuftnrettc Entwicklung aussührte: .Einen Landwirt, der ander- als kousrrvatko »ft, kann i» mir nicht denken. Der weift nicht, wa» er will und wa« die Zukunft birgt. Man kan» e« nicht versiehe«, wie auch in Schlesien dir vaterland»lose Sozialdemokratie Ein. gang gefunden, glücklicherweise Vet un» noch nicht. E» sind er » stcZette „. Et» Mitglied des Bunde» der Landwirte kann nicht ander», al» an seinem Batrrlande und dessen Kraft hängen. Die Scholle, die er d,arbeitet, sitr d», er arbeitet, kein Eigentum verbindet «hn mit der Kraft de» Staate». In der Sicherheit unserer Landwirtschaft liegt die anbrrorbentltche Wtchttakett unsere» ganzen Wirtschaft», systems, ein Lohn unserer Arbeit, der sich mit dem der anderen Stände wohl verträgt. ES Ist heilige Pflicht, diese» Zustand ansrecht zu erhalten. Da» «rofte Deutsche Reich hat e» dahin gebracht, daft die Landwirtschaft den ganzen Bedarf de» Inlandes deckt, daft wir damit srei und unab- hängig dafteben in der Welt, »nd dem ganzen Reich einen nativnalen Halt und eine Selbständig, kett geben, dir so viel wert ist als eine grobe Armee. Da» ist die grosse Sache, für dir wir frchten. Daneben steckt tu der Landwirtschaft der ttese Sinn der Ordnung und ein ge- sniides Denke», wie wir » «n den groben Städte» nicht finden. Vielleicht wird eine Zeit kommen, wv man für das. >va« einen Staat recht und wert macht, in der Landwirtschaft drn letzten staatlichen Halt findet, wie ihn gerade der preußische Staat perlaugt. Ferner wie» Herr v. Heydebrand aus Preuften« Eigenart und seine Ausgabe in Deutschland mit kernigen Worten hin: Preußtsche» Ehr- gesübl mutz beute aus der Wacht stehe«. Al« wenn Preußen mit seiner Eigenart sich nicht sehen lasten könntet Preu st ische Art und preuftischer Staat stnd ein mal der letzte Salt und Hort de» ganzen Deutsche» Reiche». Wenn Preuften nicht in seiner alten Art de. stehen bieivt, daun rückt die große Gefahr sllr» ganze deutsche Vaterland heran.* Die Wahl in Hagcu»«,Gre«eS«ühle«. Nach der bisherigen Zählung wurden bei der Stichwahl in Hagenom-Grrvesmiihlen abgegeben sllr Pauli lkons.) 0970. sllr Sivkvvich sKortschr. Bp.) 0138 Stimmen. 5 Ortschaften fehle» noch. Iu Sachen des altuaiioualliberale» Verband«» chrcibt die „Slldd. nat.-lib. Korr.*: Nicht« ist falscher, al» den altnaiioualUderalcu Verband abzulrhnrn mit »em Hin weis: Ich bi» weder alt- noch jnnglibcral, ich bin einfach nationaUiberaU Das trifft die Sache nicht. Wo sllr der alt nationalliberale Verband kämpft, das ist nicht die Frage, ob der Kurs mehr nach rechts oder mehr »ach links gehen soll» es ist in erster Linie die Frage, ob der Charakter der Partei dauernd ein anderer werde» soll oder nicht. In dieser Frage musi jeder Parteifreund Stellung nehmen, Saran kann er nicht Vorbeigehen. Geschieht die» dennoch, v werden gerade die schliesslich zerrieben werden, die heute oorgeben, ans der Mittellinie zu stehen »nd keine Steilung nehmen wollen. Zn der kleine« Strafgesetz-Novelle. Die sogenannte kleine Strafgesetz-9k ovelle tritt am 5. Juli 1012 in Kraft. Sie bringt eine ganze An zahl von Milderungen gegenüber den bisherigen gesetz lichen Bestimmungen. Das Gesetz findet aus alle vor seinem Inkrafttreten noch nickt abgeurteilten Straftaten Anwendung, selbst wenn sie vorher begangen worden sind. Jedoch können die Milderungen vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes auch jetzt schon von den Richtern ausgeiibt werden. — Der prcutziscke Justizmintstcr hat die Voll- streck»ngsbehördcn angewiesen, daß die Richter in allen Füllen, in denen sie die Voraussetzung für Stafmilderung für gegeben erachten, an ihn Bericht zu erstatten haben ohne Einsendung eines Gnadengesuches und datz in diesen Fällen einstweilen die Vollstreckung auSzusetzen ist. — Die selben Verfügungen sind auch von den anderen Bundes staaten zu erwarten. Griechische Marincbcstellunge» in Dcntschland. Die Morgenblättcr in Athen veröffentlichen eine amtliche Mitteilung, daß der Minister auf den Bericht des Marilieministcr» beschlossen hat, auf der Vulkan- Werft zwei ToepedobootSzerstörer von je 7W Tonne» und mit einer Geschwindigkeit von 82'^ Seemeilen, sowie 0 Torpedoboote mit einer Geschwindigkeit von 25 See meilen zu bestellen. Das erste Torpedoboot soll in sieben Monaten geliefert werden. In einem Exposh setzte der Marineminister die Gründe auseinander für die Bevor zugung der Vulkan-Werst gegenüber den Konkurrenz firmen. Diese beständen in grötzcrer Schnelligkeit, größerem Aktionsradius »nd einer schnelleren Lieferung bei fast gleichem Preise. Die Rückkehr der deutsche» Roten-Kreuz-Expedition. Tie Mitglieder der Expedition, die zu Anfang diese» Jahres das Zentralkomitee vom Roten Kreuz nach dem türkisch-italienischen Krieg» schau, platze entsandt batten, sind am Sonnabend aus Tripolis znrückgekch r t. Von 15 HinauSgezogencn kehrten jetzt 11 heim, nachdem zwei schon früher die Rückreise an- getreien hatten, mährend zwei im fremden Land verstorben sind. Die Teilnehmer der Expebitton haben vom Kriege selbst nichts gesehen, auch nur wenig Ver wundete in Pflege gehabt. Hauptsächlich hatten sie mit der Pflege Tnphuskranker zu i»n, von denen durchschnittlich 80 im Lazarett lagen. Tic Expedition ist znrückgrkehrt, weil keine Anzeichen für einen baldigen Abschluß der Feindseligkeiten vorliegcn und die Sommerszeit mit ihrem mörderischen Klima Leben und Gesundheit der Leute be drohten. Neuer Zusammenschluß der Arbeitgeber im Baugewerbe. In den Kammersäleii zu Berlin ist am 28. Juni d. I. »ach längeren Vorbereitungen, die bis zum Dezember v. I. zurückreichen, eine Vereinigung der Reichsarbeitgeber- vcrbände des eigentlichen Baugewerbe» (Hochbau) und der Bauncbcngcwerbe unter dem Namen „Reichsbund ban- gewerblicher Arbeitgeberverbände* gegründet worden. Ihren Beitritt haben bereits erklärt: Der Deutsche Arbeit- gcbcrbnnd für das Baugewerbe, Sitz Berlin, der Zentral- vcrbanü der Gipser, Stukkateure und Vcrputzermeister Deuischiands, Sitz Karlsruhe, der Hauptverband Deutscher Arbeitgeberverbände !m Malcrgewerbe, Sitz Berlin, -er Arbeitgeberschntzverband für das deutsche Holzgewerbe. Sitz Berlin, der Zcntralverbgnb selbständiger Installateure, Klempner und Kupferschmiede. Sitz Düsseldorf, der Zentral- verband deutscher Dachdeckcrmeistcr, Sitz Neuwied a. Rb„ der Rcichsverband für das Steinsetz-, Pflasterer- und Stratzenbaugewcrbc. Sitz Leipzig. Wettere Beitritte stehen bevor. Zweck des ReichSbnndeS. der den ange- schlosscnen Zentrcilvcrbänden vollständige Selbständigkeit läßt, ist die gemeinsame Wahrnehmung der Arbcitgebcrintercsscn. insbesondere beim Ab schluß von Tarifverträgen. An der Spitze de» Bun des sieht ein Verwalinngsausschiitz. Vorsitzender ist der Vor sitzende des Dentschcn Arbcftgeberbunde« für das Bau gewerbe, Enkc-Lripzig. der erste stellvertretende Vorsitzende der Vorsitzende des Hauptvcrbande« deutscher Arbeitgeber verbände im Malergewcrbr, Kruse-Berltn. der zweite stell vertretende Vorsitzende Mitsch-Berlin vom Arbeitgeberver band für das dcntsche Holzgewerbe. Die Geschäftsstelle be findet sich in Berlin VV. 9. Linkstrafte 82. Der Sokolkongrctz in Prag. ' Im Laufe des Freitage» trascn in Prag die meisten Teilnehmer des L o k o l k v n g r r s s e s rin, darunter V e r- treter ans Berlin. Leipzig »nd Dresden. Die Gesamizghl der angcmeldetrn Gäste beträgt 5000 Männer und 750 Frauen. Marokko-« batte i, »er srauzdsische» Sa«»«». Di, Deputtertenkammer bat die letzte« Artikel de» »rieasbudget« angenommen. In »er Nachmittag», sitzuna setzte die Kammer di« Beratung Uber den «ertrag brtressend da« Protektorat Uber Marokko fort. Berichterstatter Song erklärte. Frankreich halte seine Rechte ntcht nur aus Grund der t»ter»»atto»ai«n Verein- barungen, sondern auch der gebrachten Opfer fUr so de. deutend, datz sie unveräußerlich seien. Die Zustimmung zu dem Bertrag sei nur di« sormelle Weibe de» tatsäch lichen Zustande». Im »vetteren verlause der Sitzung verlangt, Jaurd» ZurUckztrbun, de» Protei- toratSoertrageS mit Marokko, um über ein neue» Abkommen zu verhandeln, da» die Empstudlickkett de» Sultans weniger bedrohe. Er sagte ferner, e» würbe ae- sährlich sein, ständig eine größer« Truppenzahl in Rtarokko zu halten.. Frankreich solle die» Volk achten und ihm kein solche» Protektorat auferlegcn. Die Revolte in e z ist durch da» ganze Regime vorbereitet worden. Mau t de» Sultan aushungern wollen, um ihn s» vollständig in dt« Hand zu bekommen. In welch grausamer Weise ist der Aufstand der Marokkaner unterdrückt worden, die sa doch nur ihren Boden und ihre Unabhängigkeit ver- tetdtgtenj (Der Nationalist Brtand rief dazwtsche«: Unsere barbarisch ntrdrrgemetzelten Vsfizlere vergessen Sie! Sie sind mehr Marokkaner wie Franzose!) Ääurds erklärte sodann, daß ihn die Expedition de» Gene, ral» Gouraud mit schweren Bedenken erfülle, un- kritisierte den Bericht eine» französischen Zeitung», korrespondenten, wonach General Gouraud die Duar» und di« Erntrselder der Eingeborenen ntederbreunen lasse, um die Aufständischen zur Unterwerfung zu zwingen. (Lebhafte Unruhe bei den Sozialisten.) Jaurd» schloß: Wir haben die Wahl zwischen einer Politik, durch die die Frei heit der Marokkaner, eine» Volke» von sechs Millionen tapferer Menschen, beschützt werden kann, und einer Po- litik der Gewalttätigkeit »nd der brutalen Erobern««. Generalstreik i« Newvork. Infolge der Weigerung der Neben KüstenschiffahrtS- gesellschastrn. nur organisierte Seeleute zu beschäftigen, haben die Führer de» ArbeiterstindtkatS den General streik verkündet und hoffen, daß mehr al» Wvvv Heizer und Matrosen und 40 VW Hasenarheiter in Newyork und anderen Häsen sich dem Ausstande anschltetzeu werden. Wie bestimmt verlautet, soll dem demokratischen Natio- nalkonvent eine Platsorm vorgelegt werden, in der die hohen Eingangszölle als Hauptursache» der un gleichen Verteilung de» Wohlstände» und der gegenwärtigen hohen Preise der LebenSunterhaltSkosten bezeichnet werden. Die Platsorm tritt für eine sofortige Herabsetzung der Zölle, besonders der auf Lcbcnsbedürfnissc. ein. Diese Herabsctzuna soll nach und nach beioerkstelligi werden, damit berechtigte Industrien nicht vernichtet werden. Die Plat- form spricht sich ferner für ein kräftige» straf, und zivil- rechtliches Vorgehen gemäß dem An tt t r u st a e s c h und etwaiger Zusatzgesetze au», die notwendig seien, um die Privatmonopole zu beseitigen und eine Verwässerung der Aktien zu verhindern. Sie verurteilt die republikanische Regierung wegen ihres Zusammengehens mit der Standard-Otl-Coinpanv und dem Tabaktrust. Die Plat sorm erklärt sich sllr eine einmalige Präsident- schastSpcrtode. sowie für die wirksame Ucberwachnng der Tarife der Eisenbahnen, der Paketpostgcsellschaft und der Telegraphen» und Telephongesellschaften, für eine Ab schätzung des Eigentums der letzteren durch die Interstate- Kommifsion und für eine Revision der Berggesetze, die be zwecken soll, in Zeiten finanzieller Knappheit zeitweilige Erleichterungen zu verschaffen. Da» Programm tritt weiter für ein Studium des europäischen landwirtschaft lichen Genossenschaftswesens ein, um festznstcllen, ob der artige Genossenschaften auch für amerikanische Verhältnisse passen, und empfiehlt schließlich den Abschluß eines neuen Handelsvertrages mit Rußland, der den Rechten russische Gebiete bereisender amerikanischer Staatsbürger volle Geltung gewährt. DrutscheS Reich. Die rheinisch-westfälische Siädie- ausstcllung in Düsseldorf wurde Sonnabend mittag durch den Oberpräsidenten Freiherr n v. Rhein- baben feierlich er öffnet. Während de« Druckes «acht« eiugegangene Neueste Drahtmeldungen. Berlin. Heute vormittag ist der Kaiser!. Wirkt. Ge- Heime Rat »nd Botschafter a. D. Eberhard Gras zu SolmS-Sonnenwalde, geboren am 2. Juli 1825 zu Kostitz, in seiner Wohnung an Blutadernverkalkung ge storben. Die Leiche wird nach Sonnenwalde bei Luckau übergeführt. Rom. Ter Senat hat de» Gesetzentwurf über die Wahlreform nach den Beschlüßen der Deputierten- kammer endgültig mit !8l gegen 48 Stimmen angenommen. Nom. Die „Agenzta Stefan!" erhält an» Fcrua vom 2V. Juni folgenden Bericht: Um sogleich de» durch den gestrigen Kampf erreichten Erfolg cuiszunutzen, griffen heute früh alle Gtrettkrüfte der Division die Höhen vorr StdtSaid und die benachbarten Stellungen an. tn deren, tiefe und noch verstärkte Verschanznngen sich größere Ab teilungen von Arabern und Türken zurückgezogen hatten, die bei der gestrigen Niederlage entkommen waren. Sie haben fick am Abend durch andere Mahalleu bedeutend ver stärkt. Die Operation begann kurz nach Sonnenaufgang mit einem heftigen Bombardement aller berfttgbarcn Ge schütze. die alle tn die neu eroberten Stellungen aus gefahren waren, und wurde unterstützt von den Kriegs- schiffen »Carlo Alberto*. „Irtde* und „Ardea". Petersburg. Der Retchsrat hat die Wehrpflicht- Vorlage in der Fassung der Duma angenommen. Sonstantinopel. Der „Tanin" dementiert die Gerüchte, wonach die Pforte sich an die hiesigen Botschafter der Mächte gewandt und sie ersucht hätte, Frieden «Verhandlun gen etnzuletten. Die Gerüchte würden von Feindessettc und der Türket BöSgesinnten lanciert, die drn Zweck ver folgten, die Türkei al» zur Fortsetzung de« Krieges ohn mächtig hinzustellen. Die Haltung der Pforte habe sich nicht geändert. Die» sei auch jüngst vom Minister de« Aeußercn den Botschaftern erwidert worden, die tm Laufe eine» Ge spräches mit dem Minister auf den Artikel des opposttio- nellcn Blatte» „Jfham* htngemiesen, worin die Notwendig keit des Friedensschlusses betont wurde. Auch die Gerüchte von einem Vermtttlungsvorschlage, der sich insbesondere an längere Besprechungen knüpfte, welche vorgestern zwischen den Botschaftern Frankreichs »nd Rußlands und dem Minister des Aeußeren stattgeftinden hatten, werden vom „Tanin* als unbegründet bezeichnet. Der Minister des Aeußercn stehe jedem derartigen Schritte fern. Konstantinopcl. Die telegraphische Verbindung mit Saloniki ist wiederhergestellt. Die Unter brechung ist wahrscheinlich aus Uebcrlastung der Linie mit Rcgicrnngsdepeschcn zurückzuführen. Peking. Die Nationalversammlung hat die Ernennung Lutzchenghstangs zum Ministerpräsidenten bkwtlltqt.