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oLrschrinl: Täglich früh 7 Uhr. Anorak« wilde» angciiominen: bis 'Abends «r, Sonntags: dis Ntittags 12 Uhr Marlenstraste I»; in Neustadl: Bnchdruckcrei von 9 oh. Päßler, gr. Klostergasse rr. Anzeigen in dies. Blatte finden eine ersolgreiche Verbreitung. Auflager Ereinplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch L Ntichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Ueichardt /öonnement: vierteljährlich LVNgr. bei unentgeldlicherLie» sernng in'« Hau«. Durch die Sönigl. Post vierteljährl. 2L'/»Rgr. vinzelne Nummer» l Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt* di, Zeile 2 Ngr. Rr.SIS. fünfzehnter Jahrgang: st Mitredacteur: Theodor Drobisch.' Dienstag, IS. November 187V: Dresden. 15. November." - Der Ortörickiter Karl Gottbels Seidel in Sclferödors hat dir zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber erhalten — Zu Ehren des vorgestrige» Gcburtsststeo Jbrer Majestät der Königin fand hier Morgens grofie Ncveittc der Militär musikchöre statt. Nachmittags waren die hier anwesenden Glie der der königlichen Familie mit Ihrer Majestät der Königin Elisabeth von Preuße» s'Zwillingsschwcstcr unsrer Königin, bei Ihren königlichen Majestäten zum Diner vereinigt. 'Abends waren die öffentlichen Plätze festlich erleuchtet. (Dr. I.» — In Folge der Erkrankung des interimistischen Ebcsö des Gcneralstadcö des XII. 'ArmeccorpS. des Herrn Obersten von Carlowitz, welcher als Ncconvaleöcent nach Dresden gekommen, ist, wie wir aus sicherer Quelle erfahren der Hanptmaim im Gencralstab, Nehhcr, interimistisch sstr diese Stelle bestimmt worden. — In Elsaß und in Deutsch-Lothringen wird vom 15. d. M. ab bei sämmtlichcn deutschen Postanstalten in den dasigcn Oberpostdircctionöbezirkcn das Postainvcisungövcrsahrcn cin- gtsührt. Die Ein- und Auszahlungen werden in der dort gütigen Frankemvährung geschehen und sind dazu die gewöhn lichen Postanweisungöformulare zu benützen. - Herr Restaurateur Kneift hat dein Lazarett» in der Pion- niercasernc 200 Flaschen besten baherischen Bieres zur Berthe!- lung an die der Stärkung bedürftigen Kranken und Verwunde ten geschenkt. — Am vergangenen Sonnabend verstarb In der hiesigen Dia- .conisscn-Anstalt der k. sächs. Prcmierlicutenant von Treitschke. Derselbe erlag nach neunwöchiger Krankheit seinen dei Sedan Erhaltenen Wunden und ivird heute Dienstag Vormittag auf dem Fr edhofe der Festung Königstein a» der Seite seiner da selbst ruhenden Eltern, des k. s. Gencrallicntcnant von Treitschke und dessen Gemahlin, beerdigt werde». Dem Vernehme» nach wird der Bruder des Verewigten, Prof. Dr. Treitschke dazu von Heidelberg erwartet. — Mit dem gestern früh Vr9 Ilbr von Leipzig hier cinge- troffenen Personenzuge passirtc» auch 47 kranke und verwun dete Franzosen unsere Stadt, die durch 14 Mann bäuerische Bedeckung weiter nach Glogau, ihrem Bestimmungsort, gebracht worden sind. — Gestern in den frühesten Morgenstunden und Mittags Ist die Besatzung Neubrcisachö in Starke von llOOO Mann in 2 Zügen hicrhcrgebracht worden. Die Oistzierc, über I(X> Man», mußten jedoch in Leipzig .Zurückbleiben, sie durften ibre Reise nicht nach Dresden sortsetzcn. Unter den hierher geschafften Gefangenen befanden sich außer viele» Linicnsoldaten und Ar tilleristen auch eine Menge Mobilgardisten und Franktireurs, letztere I» der blauen Blouse, mit einer rotbcn Schärpe, einem grauen Hut mit dreifarbiger Kokarde. Man tbut Unrecht, die Mobilgardisten und Franktireurs als nur den untersten Stän den angebörlg zu betrachten; im Gcgcnthcil waren unter den -gestern A»gekommenen sebr viele, die dem Stande der Kaul- Icute und sogar der Gelehrten angcbörte». Sie waren auch sämmtlich mit seiner Wäsche wohl versehen. 57 Mann von Denen, die früh ankamen, mußten als Fnßkrankc oder Leicht verwundete »ach den Lazarcthcn adgcsührt werden. Der Mit tagszug kam mit sehr starker Bedeckung an, 9 Offiziere und 475 Mann preußische Landwehren. 2«>0 vo» den Franzosen, namentlich Franktireurs, mußten die Reise nach Königstein lort setzen. Am Sonntage sind außerdem »och 47 Geiangcne und 241 kranke Sachsen und Preußen nach Zittau und Schlesien, heute 70 kranke Preußen ebenfalls nach Schlesien hier durch- gekommcn. — Das Chemnitzer Tageblatt schreibt, daß »ach den Brie ten. welche vo» mehreren sächsischen Soldaten, die in sranzöst- sche (velaiigeiischalt gcrathen und »ach 'Algier gebracht worden, eingegangen sind, cs den Internirten dort wohl gebt und sie an nichts Mangel leiden. Sic dürfen dort frei nmhergchen und loben die Behandlung, die ihnen zu Tbcil wird. - Als gestern Mittag die von Breisack, koininenkcn fran zösischen Gcsangcnen auf dem Babiibole die Wage» verließen, eilte aus der Zuschanermcnge ein Herr plötzlich aus einen Mo- dilgardiste» zu und fiel ihm unter Küssen um de» Hals — er hatte in ihm seine» Bruder erkannt, welcher kaum seine» Augen trauen wollte, aus so höchst zufällige Weise seine» als Geschäfts reisenden hier anwesenden Bruder unter diesen Verhältnisse» anzutreffen. Das Brüdcrpaar stammte ans dem Elsaß und sprach gut deutsch. - 'Aus Leipzig berichtet man u»S von einem Verfahren der Thüringer Eiscnbai'n, das ebenso gegen die Menschlichkeit, welche ,man gegen Gefangene zu beobachten hat, wie gegen die Rück sichten, die man auf das Publikum nehmen muß, vctttößt. Als in der vergangenen Woche ein Ertrazug mit Gefangenen, der Kaisergarde angehörig, aus Metz ankam. stürztm eine große Anzahl derselben, welche an Ruhr »nd Diarrhoe litten, nach den Rctiraden aus dem Thüringer Bahnhof, um daselbst ibre dringende Nothdurtt zu verrichten. Sic fanden dieselben aber verschlossen. 'Angeblich war dicß erfolgt, wei! von vorangegan genen Ertrazügcn diese 'Aborte verunreinigt worden wäre». Man verwies die Gefangenen vielmehr aus das Bahngleis. Das konntcn sie aber nicht bcnntzcn, weil daselbst Züge rangirt wurden. Somit blieb denselben nichts übrig, den Perron in der unappetitlichsten Weise zu dcnntzen und förmlich zu über schwemmen. Sowie dieß der Etappcnofstzicr, der inzwischen anderweit beschäftigt gewesen war, vernahm, drang er sofort daraus, die 'Aborte zu öffnen, das Unglück war aber schon ge schehen. Wie wir höre», sind bereits die nötbiacn Schritte ge- tban, um dieser Ungcbörlgkeit die gebührende Strafe zukoinnien zu lassen. Es beißt in der Tbat, gefährliche Krankl'eiten mit Gewalt verbreiten, wenn man die Gefangenen zwingt, ihre Answurssstoffe, die den Keim von Krankheiten enthalten, aus Orten loözuwcrben, aus denen bas Publikum Verkehrs. Hierbei möchten wir die Frage anregen, ob überhaupt ctnxiS für die Entpestung der Aborte in den Bahnhöfen, wo gefangene Fran zosen durchgehen, geschieht? — Für den Feldzltg im Winter wild bereits alle Vorsorge getroffen. Für Schlkdwachcn und Vorposten »verdcn Pelze In Menge angcschafft und auch die Dresdner Kürschner baden alle Hände voll Iu thun, d.n großen Bestellungen zu genügend Ge stern Morgen und bis zum Abend >var der Palaisplatz und die Königstraße von einer unübersehbaren Menge probemäßiger Spannsuhrwerke besetzt. Für die sächsische Armee sind In Dres den 40,<xx> Kapuzen bestellt, die binnen kurzer Frist vertrags mäßig abgclicsert werden sollen. -. i . — Wie man hört, werden neuerdings Truppentheile von den in und um Dresden liegenden Corps nach dem Kriegs schauplatz abgebe», um weiteren Ersatz zu bieten. Es dürste dadurch die Einguarticrungölast bedeutend erleichtert werden. — Scheide» und meiden thut weh! Und dennoch muß cs sein nach den Gesetzen der ewig waltenden Natur in der Kunst wie lm menschlichen Leben. Es erweckt Wchinuth, wenn der Sommer Abschied nimmt vor den rauben Stürmen des Herbstes; dieselbe Trauer aber erfüllt das Gcmüth, wenn eine Künstlergröße Abschied nimmt von ihrem Wirken, bas im Laufe vieler Jahre so oft die Hörer entzückte und jede Leistung als ein Stein zum Ausbau der großen Phramide im Reiche der Kunst zu betrachten war. Dem Vernehmen nach wird de» 25. d. M. Herr Kammersänger Tichatschcck Abschied von der Bühne nehmen und zwar in der Rolle deö Jvanhoc inMarsch- ners „Templer und Jüdin". Jedenfalls wird es für den Schei denden ein Tag der höchsten Ehre, die Ihm das Publikum wobl schuldig ist, wenn man erwägt, wie groß seine Verdienste um die Gcsangökunst waren, die In ihm einen der würdigsten und gefeiertsten Vertreter fand. — Uebermorgcn findet die erste Ziehung der ersten Serie der Waarcn-Vcrloosnng in der Industrie-'Ausstellung in der alten Bildergalerie statt, deren Erlös bekanntlich zum Besten der Verwundeten bestimmt ist. In Bezug aut den Besuch der Ausstellung ist eine erfreuliche Thcilnabme zu bemerken. Leider ist zu bedauern, daß das Local nur bis zu eintretendcr Dunkel heit geöffnet ist. Es entgeht dadurch grade dem Gewerbö- und Arbcitcrstande die Gelegenheit, die Räume zu besuchen, da er bis 7 oder 8 Uhr seinen Geschäften nachgehcn muß. So groß dürfte doch wohl bei dem bedeutenden Umfange und der Höhe des Raumes die Fcuerögcfahr nicht sein, namentlich da die Unternehmer für eine ganz sichere Gasbeleuchtung sorgen wollen. — Der Abgeordnete zur 2. Kammer, der lanbwirthschast- lichc Kreissecrctär Richter aus Chemnitz, aicbt diesen Posten ans, um einem Ruf als Professor der Landwlrthschast und National-Oekonoinie an der Akademie zn Tharandt zu folgen. Er tritt an die Stelle des Professor Schober. — In einer Restauration der Nenegasse sind vorgestern Abend eine 'Anzahl Personen, darunter auch der Wirth, beim Hazardspiel von der Polizei geiaht worden. Wie dies in der Regel der Fall ist, sind sämmtliche am Spiele bethciligtc Leute, deren Verhältnisse dergleichen Allotria von selbst verbieten sollten. — In der borvergangcncii 'Nacht ist aus der Berliner Bahn, bei der hinter Röterau gelegenen Station Falkcnberg, ein aus dem dortigen Bahnhofsgebäude bcrauöfahrcnder Gütcrzug mit einem andern Gütcrzug zusamnicngcstoßcn und sind hierdurch vier Wagen zertrümmert worden. Glücklicherweise ist bei diesem UnglückS'atte der Verlust eines Menschenlebens nicht zu be klagen. — — Man erzählt uns einen abermaligen Frevel von der Pragerstraße. Dort sind in einer der vergangenen Nächte von dein Garten zäune eines Grundstückes mehrere eiserne Spitzen gewaltsam abgebrochen und thcilö entwendet, Wells am Orte der Tbat zurückgclaffcn worden. Bald wird eS dahtn kommen, daß i» DreSkcn 'Nichts mehr dem öffcntltll'cn Schutze cuMrtraut werden darf und kein Monument und der^cichcri anders Gegen stände mcbr vor Beschädigungen durch Imbcnhändc sicher sind. — Bei einem hiesigen Kaufmann, der durch Annonce einen Rcchucnlchrcr iür seinen Solen gesucht seatte, laut sich dieser Ta^pe auch ein Man» ein, der imler den mit ibm vereinbarten Bedingungen jenen Privat llnivricht zu übernehmen sich erbot. Er be^zan» leine Loektoncn smart, schickte nach einer Weile sei- ncn Schüler »ach einem Glast Wasser ans dem Ztmmer, wurde aber von demselben iracl» seiner Rückkelzr nickst mehr borgest»: den. Mit dein unbekannten Recksticnlchrcr war aber auch ein Portemonnaie mit 2t» TIstrn. CKU», das aus einem Pianosortc gelegen batte, aus dein Hmmcr verscdnniiLeii. — In mehrere»'Tanzsälcn sind am Sonntag Abend lieber zlebcr und Hüte entwendet worden, doch soll cs in einem Falle geglückt sein, eine» Hutdieb aus der Tlzat zu erwischen. — Im Glas-Salon des.Herrn AnctionatorBrcitscld.Rain- pcsche Straße hier, wird beute Morgen die Auction einer de beutenden Gemälde Sammlung stattfmdcn, worunter Origlnal- werkc lebender Künstler, alö Professor Lcbcurcn, BergSUcn, Lot. Makcldeh. Hilgcrö »c. sich lxZtnddn. - Berlin. Glaßbrcnncr schreibt in dcr „Montags Ztg.", daß es ein eigcntbümlichcS Zusammentreffen war, daß die Deutschen die erste Niederlage vor Orleans gerade am >o. 'No vember. dein Geburtstage Schillers, erlitten, der seine „Jung frau von Orleans" diese Retterin Frankrcklis, rufen läßt: Nichts von Verträgen, nichts von Ucbcrgabc! Der Retter nabt, er rüstet sich zum Kamps. Vor Orleans soll das Glück des Feindes scheitern. Wenn das Victor Hugo wüßte! Er würde: „Der Himmel schickt uns Trost! Gott ist init Frankkeich!" so laut schreien, daß die deutschen 'Alpen erzitterten, aber nickst die dcutschcn Männer. — Eine erbebende Festlichkeit fand in der KIi cbe ui Maren statt, indem die Einsetznng des neuen Seelsorgers in sein Amt geschah, welches der verstorbene würdige Pastor Fränzcl viele Jahre hindurch verwaltet hatte. Nachdem früh Morgens sich die Kirchenvorstcbcr I» das Schloß dcr Frgu Majorin Lcrrc begeben, und selbige nebst dem Hern» Superintendenten in feierlichem Zuge zur Kirche geleitet, nahmen daselbst die sieben Kirchcnvorsteher, sowie die Gutöberrin, deren Herr Lohn, der Cnpcrlntcndcnt und dcr nenc Prediger, Herr Richter, ihre' Plätze am 'Lllar ein. Nachdem der Herr Supcrinterchcnt eine, der 'Richtigkeit dcö Tagcö angemessene Rede gehalten, laö dcr neue Seelsorger vor dem Altar stehend, die Einzrlnhrllen seines Leberiöbernses der versammelten Gemeinde laut vor. Hieraus übergab Ibm Foan Maiorin Sexre, als Patronin derMaxemr Kirche, nach altcm'Tranche dir schriftliche Vocation und sprach dabc! In würdigster Weist den Wunsch aus: daß Gott seinem Wirken im neuen Berusökreise Segen und Gedeihen verleihen möge. Nach einem entsprechenden Gesang bestieg der Neuer- wckvlte. die Kanzel und sprach in einer weil>cvollen, tief aus dein Herzen gedrungenen Predigt, dcr Gemeinde,' der Klrchen- patronln und vor 'Allem Gott seinen Dank aus, für die Ge langnng zu diescin segensreichen Amte. Mit den reinsten Em pfindungen und der unauslöschlichen Erinnerung an eine ernste Lcbensstunde, verließen Alle die Kirche. Aul dem Schlöffe der durch ihre Humanität bekannten Besitzerin, fand später ein splendides Mahl statt, an welchem dreißig Personen thellnah. men, unter denen sich so manche Notabilität aus Dresden be fand. Inmitten der Geselligkeit, durch vielfache Toaste erheitert, gedachte die edle Gutshcrrin abermals der braven dcutschcn Krieger im fernen Lande und bereitete sofort eine Liebesgabe für die Lazarethe vor, was dankbar begrüßt wurde emd sicher lich gleick-cn Wiederball in dein Herzen derer finden wird, dcnm diese Labe als Erguickung zukoinmt. — Dcr neulich aus dem Radeberger Bahnhof verunglückte Franzose sein Ellaßcr von Geburt und Soldat dcr Kaiscrgardc). ist In bcm Pontonschuppenlazareth infolge seiner Verstümmelungen verstorben. — Seltene Gäste in der Lausitz! Im Laufe der vergange nen Woche ließen sich unweit dcr sächsisch-preußischen Grenze bei Dauban und Möbnau 2 Adler sehen und im letztgenannten Orte gelang eS dein Gutöinspcctor K.. vom Pferde herab mtt Hascnschrot den einen zu erlegen, welcher st Ellen klafterte; dcr andere Adler hält sich noch in dcr Gegend auf. — In Eibenstock ist am 7. d. M. der Handarbeiter Armust Friedrich Wapplcr von da, vcrheirathet und Vater von 5 Kin dern, — erfroren. - In Plauen im Voigtland hat der Bürgermeister Kuntze eine öffentliche Erklärung über daS anstößige Gebühren einiger dortigen Damen den französischen Offizieren gegenüber abgege ben, »vorin er sagt, daß diese Damen durchaus nicht zum Er- trtschungscomitee gehören. Hierbei erfahren »vir das Curtosum; daß die französirtcn deutschen Frauen sogar dem ErsrischuiHS- comitee eine .Partie Blumen zu entwenden gewußt haben» welche das letztere als Siegcösträußchen Iür die vaterländischen Krieger bcstlmmt hatte. (Hc- Dresden, 14. November. Wenn in den nächsten vier, fünf Tagen die Loirearmee ihren Vormarsch nach Paris nicht wieder ausnimmt, so dürfen mir über die Gefahr, die uns von dieser Seite drohen könnte, ziemlich beruhigt sein. Vis zu dieser Zeit kann es nämlich einem Theile dcr Prinz Friedrich Carl'schen (2.) Arinee möglich werden, in Gecualtmärschen v. d. Tann zu Hilfe zu korninen. Es weiß »in Augenblick Niemand, wo Prinz Friedrich Earl, der nunmehr, »vie sein Vetter, sowohl preußischer als russischer Feldmarschall geworden ist, mit seiner Hauptmacht steht. Bis vor Kurzem war das Rhonethal, die Richtung nach Lyon und die Zertrümmerung der dortigen französischen Süd arinee ihm Ziel wie Aufgabe. Darauf ließen alle Andeutungen, die über seine Bewegungen in die Oeffentlichkeit drangen, und sogar eine Note im preußischen Staatsanzeigcr schließen. Letzteres kann aber ebensogut eine Maske gewesen sei»», um die Franzosen über die Absichten dieser 2. Armee zu täuschen. Gesetzt aber, daß die Expedition der 2. Armee nach Süden gehen sollte, was auch ziemlich wahrscheinlich klingt, so wird dieselbe nunmehr augenblicklich Eontreordre erhalten haben, um die nächste Gefahr, die von der Loirearmce droht, zu beseitigen. Sie würde also nach rechts abgeschwenkt haben und könnte, je nachdem sie be reits »vcit nach Süden vorgerückt war oder nicht und voraus gesetzt, daß ihr Abmarsch seiten der Franzosen unbehelligt bleibt, -in ehestens 4 bis 5> Tagen das Flußgebiet der Loire erreichen. Dann rennte die Loirearmee, ungefähr »vie Mac Mahon vor Sedan, in einen offenen Löwenrachen hinein. Möglicherweise nähern sich aber auch schon die Spitzen dieser 2. Armee der Loire, sodaß AurcllcS, hiervon in Kennlniß gesetzt, aus diesem Grunde schon seinen weiteren Vormarsch nach Paris unter brochen hat. Hoffen wir in dieser Beziehung das Beste! Aus mehreren Andeutungen über die Gefechte am 9. und 10. Oktober darf inan schließen, daß es dcr Plan Aurelles war, Moltkr's KriegSsühning zu copiren, v. d. Tann in einen, großen Bogen zu umgehen und ihn mit den 10,000 Mann, mit denen er in Orleans lag. so einzuschiießen, daß ihn, nicht viel übrig geblieben wäre," als ä 1a Mac Mahon oder Bazainc zu capituliren. V. d Tann handelte dakr ganz richtig, als er, den man »nt einer so geringen Schaar in einer so exponirten Stellung hatte stehen lassen, den Rückzug auf dcr einzigen Linie, die ihm noch offen stand, nach EtampeS zu antrat. Daß dieser Rückzug nicht ohne einige Verluste bewerkstelligt werden konnte, ist nur natür lich. Die Podbielski'sche Erklärung des Verlustes der zwei Kanonen trägt wie immer den Stempel dcr Glaubwürdigkeit an sich; wenigcr gelungen erscheint die Erklärung des Rückzugs selbst. Es wäre, wenn nicht seltsam, so doch das erste Mal, daß deutsche Truppen, nachdem sie die Franzosen mit blutigen Köpfen hcimgeschickt haben, sie nicht verfolgen, sondern ihrerseits ab- marschircn Wie dem aber auch sei, jetzt erst tritt die' große Bedeutung, welche die Kapitulation von Metz für den ferneren Verlauf des Krieges hat, in ihrem ganzen Umfang hervor. Die 200,000 Mann, die jetzt verfügbar stehen, werden uns vortrefflich in den nächsten Tagen zu Statten kommen. — Merkwürdiger , und wir fügen hinzu, glücklicherweise hat sich TvochH während des 9 und 10. Oktobers und bisher ruhig verhalten. End