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zu Nr. 308 der Mittwoch, den 4 »vember 18ß3^ LageSgeschichte. Berlin. 31. Octbr. Die „Nation'» bringt einen Brief von einem Begleiter Nadar's, der Folgendes enthält: „Der König von Hannover und die königliche Familie besuchten gestern unser Schiff chen im Eisenbahnschuppen. Diese Visite dauerte 1H Stunden, während dessen der König uns fortwährend mit der lebhaftesten Theilnahme über unsere Reise befragt hat. Nadar's Kind sprang der Königin ohne Weiteres um den Hals und diese umarmte dasselbe auf's Herzlichste. Der König wünscht, daß ein Bericht unserer Reise verfaßt und eine Karte entworfen werde; dies alles soll in den Geheim-Archiven des Königreiches niedergelegt werden. Der König betheuerte fortwährend sehr liebenswürdig, seine Königreich stehe zu unserer Verfügung (!!), Die Königin hat uns einen Katalog ihrer Privat-Bibliothek geschickt und die selbe zu unserer Verfügung gestellt." Berlin. 31. Ocibr. Ein Hamburger Blatt erhält aus Heide folgende kriegerische Korrespondenz: „Wenn man in den deutschen Residenzen, namentlich in Berlin, nicht zu der Ueberzeugung ge kommen ist, daß Dänemark die Bundesexecution als Kriegsfall be trachten und demgemäß verfahren werde, so liegt die Schuld wahr lich nicht in diesem letzteren, das seine kriegerischen Vorbereitungen keinen Augenblick unterbrochen hat. Die Schlagfertigkeit der dänischen Armee ist zur Vollendung gebracht und in den Ver theid igungszustand am Dannewerk und an der Eider alles ge- than, was nöthig ist. Auf die Besetzung der Städte Husum und Friedrichstadt ist die Armirung der Schanzen gefolgt, und man erwartet hier sogar auch, daß die am diesseitigen Eider ufer belegenen Schanzen armirt werden. Auch wird erzählt, daß die Niederungen an der Eider und Trene unter Wasser gesetzt werden sollen, ja man ist hier vollkommen daraus gefaßt, daß auch am hiesigen Ufer das den Schanzen zunächst belegene Terrain durch Schließung der Schleusen inundirt werden wird. Nach den Maßregeln der Dänen ist der Glaube an einen fried lichen Verlauf der Bundesexecution bereits gänzlich geschwunden." Delitzsch, 28. Oct. Wer aus dem Königreich Sachsen hierher kommt, muß sich höchlich überrascht erklären über das buchstäblich alle Schichten der Bevölkerung durchdringende In teresse an dem Wahlact. Alle Gasthäuser sind überfüllt nicht nur von der Menge der herbeiströmenden Wahlmänner, auch nicht mittelbar Betheiligte kommen zu Fuß, zu Roß und zu Wagen meilenweit her, um das Resultat der Wahl nur so zeitig als möglich zu erfahren. Für den hiesigen Wahlbezirk war die Parole der liberalen Partei natürlich wie fast überall, wo man schon zweimal liberale Abgeordnete in die Kammer geschickt halt: „Wiederwahl!" Die Gegenpartei, die Feuda len, waren aber auch hier nicht unthätig gewesen und hatten versucht, den einen Abgeordneten, vr. meä. Berhardi sen. aus Eilenburg, wegen gewisser häuslicher Vorkommnisse zu verdäch tigen, und waren bis zu einem gewissen Grade damit richtig; zum Ziele gekommen. Trotzdem wurde er und mit ihm vr. Faucher mit großer Majorität (240 und 247 gegen 126 und 119 Stimmen) wiedergewählt; Dank namentlich den fulminan ten Reden des Letzteren in den beiden Vorversammlungen im „Ring". Heute Abend Fackelzug für Faucher. Wien, 29. Oktober. Ueber die am 28. v. M. in Lem berg verübte Unthat schreibt die „Lemberger Ztg.": Gestern Abend um 7 Uhr fand ein entsetzliches Verbrechen statt., Auf dem Caflrumplatze in der Nähe der dort aufgeschichteten Stein haufen wurde der aus seinem Bureau heimkehrende LandeSge- richtsrath Ritter v. Kuczynski durch einen mehrere Zoll tiefen, in die linken Rippen von seitwärts und hinten geführten Stich, welcher durch die Lungen und das Herz drang, ermordet. Der Tod mußte augenblicklich erfolgt sein. Das Instrument, dessen sich der Mörder bediente, war ein etwa 18 Zoll langes neues Jagdmesser, dessen Scheide man einige Schritte seitwärts aüf den Steinen fand, während das Messer selbst unter dem Er mordeten lag. Nach der Aussage von in einiger Entfernung befindlichen Personen sah man zwei oder drei Personen sich eiligst von der Stelle der That entfernen, deren eine eine Bloule und ein Kasket getragen haben soll. Die genaueste« Nachforschungen sind eingeleitet. Rußland und Polen. Aus Krakau, 27. Octbr. wird der „Köln. Ztg." von polnischer Seite geschrieben: „Direct auS Warschau erhaltene Briefe sind voll von den beiden Revisionen Ae» gangmen Mißhandlungen gegen Frauen. Die Revisionen wer den jetzt nicht blos in den Wohnungen vorgenommen, sondern es werden auch ruhig vorübergehende Personen verhaftet, in den nächsten Amtsgebäuden durchsucht und im Falle der Ent deckung einer verbotenen Schrift oder verdächtiger Notate in die C'tadelle abgeführt. Anfangs waren es meistcntheilS jütige Leute, die solche Untersuchungen bestehen mußten; dann arretirte man auch ältere Personen und Greise sogar waren nicht aus genommen; jetzt aber hält das russische Mrliiär auch Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Standes und AtterS im, und dieselben müssen sich von russischen Offizieren durchsuchen lassen! Dieses Verfahrm, das aller Scham und Sitmchmt widerstreitet, bringt die Unglücklichen zur Verzweiflung. Ist, sogar auf dem Eisenbahnhofe werden Frauen durchsucht! GenS- darmerieoffiziere fügten noch Spott und Hohn hinzu. M London, 29. October. Was die meisten Engländer sich für wunderbare Begriffe vorz einer Bundes-Exemtion machen, geht aus einem Artikel der „Saturday Review" hervor, welche dabei an nichts geringeres als eine „allgemeine Abschlachtung" (universal mssssore) denkt. Das Wort „Exemtion" hat zwar einen gefähr lichen Klang, aber so schlimm sind wir doch nicht. Sämmtliche vorjährige Muster meiner angesangenen GtloLereLv» verlause ich, um schnell damit zu räutneu, zu bedeutend herabgesetzten Preisen, und bieten dieselben eine reiche Auswahl von LLässvi», VvppivI»«», ILelsvtmsvLvi», ElLoviLvvLNKei» und ferner zu Cigarrenetuis u. Brieftaschen, zu Mappen Kalendern, Uhrhalteru, Kästchen re. Siimmtliche Gegenstände zeichyen sich durch brillante Karben und geschmackvolle Dessin- ««. Dre-dea, im October 1883. L). MtziKWSS, 7 1 --'S