Volltext Seite (XML)
-,>Wch«d. 2S. Janvar 1SL7 — .Dresdner Hachrichtm* — 7lr. 4» Stile 8 Ktsderretche Familie» - Wohnungspflege. 8« „Praktikum* de» verband«» für Fu»«udh«lfe. Strku». »,«»« ö. sprach am DIenBaa «m alten «tadtverordnetensaale. -«Maumtraße 7. II. Oberlehrer MaxMehnert, Letter der Hilfsschule Striesen. über: ^ttnderrelche Kamille».- Er sü-rte folgende» au»: Früher bildet« eine große Kitiderzahl den Reichtum einer Familie In einer stattlichen lkiiiderschar sah man Legen. Heute rmpsindrt man de» Kinder reichtum nicht ai« einen erwünschten Schah. sondern at» »klickende Last. Man ha« Bedauern sür kinderreiche Bäter und Götter. auch für deren Kinder, die sas» naturnolweudtg aus ein tieserr» Niveau berabgedrückt werben. WaS eine» bescheidenen Leben» Nvtdurft erheisch». >s» den kinderreichen Familien in ihrer Mehrzahl nicht gesichert Alte, die in der Wohlsahrt»- Mge «üttg sind, kennen die manniqsachrn Klagen und Wünsche, m>» denen eine große Zahl unersitllt bleibt, trotz besten Willen», gn de« Kinderreichen lebt der Wille »um Kinde am stärksten, «i, ersüllen die ledem Ehepaare bei gesunder Erbanlage er- wachsende sittliche Pflicht der Fortpflanzung. Die Kinder au» »ieltdpstgen Familien werden im vergleich zu Einzelkindern leben»,rsahrener. abgeschlissener, bescheidener, seelenvoller. ge- meinschattSsreudlger. Eine Reihe berühmter Männer stammt «u» kinderreichen Familien Nachdem besprach der Vortragende dir seit sech» Fahren bestehende Kinderreichenbewe- ,una mit ihren Forderungen und Zielen. AIS höchste» Ziel erstrebe sie den Lchutz und die Achtung der Familie im all» «meinen, sodann die Sicherung der TaseiiiSmvglichkeit der kinderreichen Familie im besonderen aus Grund der Artikel >19 und >dd der RetchSversalsung SS lei einige» erreicht, be- sonder» in der WohnungSsrage Wesentlich lei die erstrebte Ae- Währung oon Kinderbeihilfen au» RcichSmiiteln. Dadurch würden dir Wohlfahrtsämter enilostet. Für die Ausbildung der vrgabten müßten hinreichende Mittel zur Bersügung ge stellt und damit AnsstiegSmöglichkeile» geschossen werden. Der K ü tte r e r h o l u n g sei allenthalben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. DaS walle auch da» ArbcitS- und WohlkahrtS- ministerium. Die kinderreichen Väter seien bet ArbeitSoer- aebung im Fall gleicher Leistung zu bevorzugen. E» sei nötig, dast man den Familien, wo neben mehreren kleineren Kindern erwachsene vorhanden seien, mehr Verständnis alv bisher en«. »eaenbrtnge. — Der Vortragende schloß «in Hinblick auf die be- «orftebende Feier de» hundertsähriaen Todcvlageö Pestalozzis mit dem AnSspruch tenes berühmten Züricher Lozialpäda- -ogen: »Im Lumps de» Elends wird der Mensch kein Mensch. Die erste Pflicht des Menschen ist. der Armut seiner Mit menschen. wo er kann, aufznhclsen, damit seder ohne Drang und Kummer de» Lebens Notdurft erstreiten möge.* Anschließend sprach Fräulein Ella Kiesel sWohnung». «mt> über „WohnnngSpflege-. Ihren Ausführungen entnehme» wir folgende»: E» gibt keine Frage, welche die Wohlfahrt eine» jeden ManneS, seder Frau und tcden Kindes lebhafter be rührt. al» die Frage der Wohnung, denn die Fäden aller sozialen, karitativen WohlsahrtSvftege laufen letzten Endes in der menschlichen Wohnung zusammen. Da» Zuhause muß so be stellt sein und gepflegt werden, daß darin alle menschlichen Lugenden gepflanzt, alle Quellen der VolkSkrast darin wurzeln können. Wir wissen, daß gerade durch die Wohnungsnot daS Vera n t wo r t l i ch k e i t s g e f ü h l einem großen Teil unsere» Volke» verlorengcgangen ist, und hier gilt es aus- ,»bauen. Dazu sind alle berufen — Elter», Lehrer. Wohl- sahrtSpsleger. WaS heiß» Wohnung-Pflege? 1. die Beseitigung der Mängel, die durch Wohnunsitten entstanden find, und 3. die Erfassung aller innerhäuSlichcn Familicnnot- stände. Zur Beseitigung der letzteren komme» als auöfiihrende ilemter daS Fürsorgeamt, daS Jugendamt, das Lchulamt »sw. in Frage. Die durch Wohnunsitten entstandenen Mängel sind »urlickzusühren aus gcsnndhcitS. und sittenwidrige Benutzung der Wohnung seitens des WohnnngSinhaberS Lie werden zu nächst veranlaßt durch Ueberftillung. Weiter richtet sich der Samps gegen die sehr eingewurzelte WvhnungSsitte — man- tzelnde Lüftung. Gesundheitlich einwandfreie Wohnun gen können durch mangelnde Lüftung gesundheitsschädlich ge- macht werden. DaS Halten von Haustieren in engen Woh nungen ist zu vermelden. Daß schon Im Ltaub Bazillen leben und somit zu bekämvscn sind als Verbreiter von volkSkrank- beiten — daraus sind die Bewohner besonder» hinzuweilcn. Unlauberkett trägt überhaupt sehr viel Schuld an der ver- dreitung ansteckender Krankheiten: alle modernen Abwehr, mittel versagen, wenn die Bewohner nicht zur Reinlichkeit er- zogen werden. Warmer Beifall dankte beiden Vortragenden für ihre wertvollen Ausführungen, an die sich eine rege Aussprache anschloß. 0 Da« nächste „Praktikum* findet Dienstag, den l. Februar, in ier Aula der OLerrealschule Seevorstadt, Bttz - tdumslrabe 4, nachmittags 7, llhr "all. ES werden sprechen: Fräu lein Lberlehrerin Lhiele. Leiterin der st. Mädche»brrul«ichule. öder: „Der Einfluß der Umwelt aus Erziehung und Unterricht in »er MädchenberutSschnke* und NegiernngSrat Dr. ..f a o l a d n fNinilterium für Volksbildung« über: „Die Immaturen- »eSIungen*. Die Verdingungsordnung für Dauleljtungen. Die Grupp« Lachse» de» Beton- und Ttes. ba u-W i r t scha s t »-V e rba n d r » für Deutschland batte am Freitag ein« Versammlung ln da» Hotel Bristol ein- brrusen, in der vor allem Aufklärung über die neue Ver dingungsordnung für Bautet st un gen gegeben werden sollte. An der sehr gut besuchten Versammlung »abmen Vertreter der Regierung, der Reichswehr, der Reich», bahiidtrektton. der Bauämter, der Technische» Hochschule, der sächsischen Städte, der Archtteltenschaft, sowie der WirtschgftS- und Arbeitgeber-Verbände teil. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden. Direktor Beger, gab Syndikus Dr. von Zezschwttz einen kurzen Ueberdlick über die vcrdiugunsSarb»««». Diese regelt bekanntlich da» Verfahren, da» bet der Ausschrei bung in Zukunft anzuwenben lst. Maßgebend bei der Aus- stellung der allgemeinen Bestimmungen sür die Vergebung war der Gedanke, eine unnötige Belastung der einzelnen B e - werber bet der Angebotsabgabe zu vermeiden und eine gerechte Behandlung derer zu gewährleiste», die sich dem Ausschreibung-verfahren aus Treu und Glaube» unterstellen. Aus diesem Wege sollen die bisher beobachteten Auswüchse tm BerdingungSwescn auSaeschaltet werden. Die Verdingung», ordnung regelt weiter die allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung und die technischen Borschristen. Der verband tritt für die unveränderte Etnstthrung der Verdin gungsordnung an allen beteiligten Stellen ein. Der Redner richtete an die private Bauherrschaft den Wunsch, an den Nor men nicht vorübcrzugehcn, die nun sür die össentlichcn Ver waltungen maßgebend geworden seien. Als zweiter Redner behandelte Staatsanwalt a. D. Syn dikus Gtroux. Berlin, Einige Hauptgrmudlagen dcS BcrdingnnaSmesen». Er betonte zunächst, daß nach der neuen Ordnung die ver- dingende Stelle in jeder Beziehung dem Bauunternehmer gleichberechtigt gcgenübcrsteht, daS heißt, die Behörde hat dem Unternehmer gegenüber keinen ObrigkcitScharaktcr, sic ist lediglich Bcrtragspartncr. Die wirtschaftliche Seite de» BerdingungSmescns hat ein ganzes Jahrhundert hindurch z» heftigen Kämpfen zwischen Staat und Stände» gcsührt. Alle Abünderungsversuche waren einseitige Maßnahmen des Staates. Diese Einseitigkeit soll nunmehr dadurch übcrwun- den werden, daß sich Staat und Stände gemeinsam an den Verhandlungstisch setzen. ES folgten dann historische Aus führungen über die Mängel dcS össentlichen S-ubmtssionS- mcsens, alS da sind OualitätSverschlechterunge» der Arbeit, unnötige Verdächtigung von Beamten u. v. a. DaS alles soll »ach der neuen Ordnung durch das engere Submtssions- wesen iAuöschretbung unter einem beschränkten Bewcrber- krciS) beseitigt werden. Der Redner sprach bann die einzelnen Paragraphen der Verdingungsordnung juristisch durch und ließ nicht unerwähnt, daß auch sie kein in allen Beziehungen vollkommenes Gebilde sei. Was aber klare Leisiuiigsbestim- niung und Vertragsbedingungen aiigeht. so tst daS Werk mit Freuden zu begrüßen. Es ist nur zu wünschen, daß die Orb- nung auch in Sachsen allgemeine Annahme findet. An dritter Stelle sprach Professor Löser, Dresden, über die Praxis der BerdingungsweseuS. Er wies zunächst «amen» des Verbandes auf die schwere Wirtschaftslage der industriellen Baubetriebe hin, verursacht einmal dadurch, daß industrielle Bauaufträge fehlen, sodann durch die Vergebung öffentlicher Arbeiten unter angemessenem Preis. ES wird von der öffentlichen Hand gefordert, daß mit den oon der Wirtschaft aufgebrachten Mitteln bei Vergebung öfsentlicher Arbeiten baS Baugewerbe gestützt wird, indem der Zuschlag nur zu angemessenem Preis erteilt wird. Zur bessere» Feststellung des angemessenen Preises wird der Verband sür solche Arbeite», die sich oft wiederholen. Normen aufstellen und veröffentlichen, wobei die vergebenden Spitzcnbehörden zur Mitwirkung eliigklaben werden. Während fast die gesamte Baustoffindustrie kartelliert tst. sicht sich das Baugewerbe in seinem Bestreben nach Selbsthilfe in einer Weise eingeengt, die den Kampf um ihre Sclüsterhaltung aufs äußerste erschwert. Die Ausführungen des Redners waren zum Teil von Licht, bildern unterstützt. An die Neben schloß sich eine angeregte Debatte. — Die Deutsche Graphologische Gesellschaft, Dresden. trat nach längerer Pause zu regelmäßiger, ernster Arbeit zu sammen. Ihr Vorsitzender, Herr Paul Faske, wies daraus hin, daß die Gesellschaft am 23. Februar d. I. ihr MiährigeS Bestehen feiern kann. Sie wurde durch den BerlagSbuch- händlcr und Schriftsteller Theodor Schuppli am 23. Februar 131)7 gegründet. Zu neuem Leben erweckten sie lS07 die Graphologen Bernhard Fritzsche, Kgl. Hosschauspleler Paul Neumann, August Kirchhofs und Käthe Werner. Seit dieser Zeit schasst sie teils tm stillen, teil» in der Oessentlichkeit, »nd nahm einen schönen Ausschwung. Der Vorsitzende gab einen kurzen Ucberblick über de» Stand der Graphologie in Deutschland und im AuSlande, sprach über die Gründung dcS Bundes der Schriftsachverständigen und BerusSgraphologen (1924 in Berlin), den Kongreß von 1929, an dem Vertreter aus Frankreich. England, Italien usw. teilnahmen. So er- srcultch dieser Aufschwung der graphologischen Wissenschaft und Prart» auch ist, so traurig erscheint anderseits da» sich stark vrrvrettendr Psuschertum, da» die »Graphologische Ge sellschaft* energisch bekämpft. Sv konnte rtnigen .«asthau», graphologen* das Haiidwerk gelegt werden: auch wurde gegen ein sogenanntes Graphologisches Bureau, dessen Inhaber sich auch mit Astrologie und Hellseherei besaßt, vorgegangen. Da» Publikum muß gegen derartige Nichtskönner geschützt werden, der Verein weift tederzrit wirklich tüchtige Graphologen nach. Lehr interessant mar seiner die Begutachtung und Aussprache über die Handschrift einer Angeklagten aus einem bekannten Dresdner Krtminalprozeß. An Hand der graphologischen Eigentümlichkeiten der Schristzügc »nd Anordnung der Buch- staben »nd Zeilen wurde die Veranlagung der Schreibertn klar erörtert, so daß hier die psychologische Ursache des ver- brechens deutlich zutage trat. — Die nächste Sitzung wird einen Bortrag Über Kinderhandschristen mit Beispielen au» einer Schulklasse bringen. — Tanzturnier um die Meisterschaft von Sachsen. Der E d e n - K l u b, r. B., Dresden, veranstaltet am Montag, de« 3l. Januar, in der ausschließlich iür ihn reservierten „Barbe- rina* bas Tanzturnier um die Meisterschaft von Lachsen, unter zahlreicher Beteiligung der besten sächsischen Paare. Während und nach dem Turnier ist den Besuchern reichlich Gelegenheit zum Tanzen geboten, um so mehr, als die Polizeistunde verläi». gert worden ist. Frack oder Smoking ist unbedingt erforderlich. Zugverbindungen iür den Wintersport- verkehr nach Altenberg und Kipsdorf. Heute Sonnabend und morgen Sonntag läßt die Eisen- bahndtrcktton außer den sahrplanmästtgcn Zügen noch folgende Sonderzuge ab, die aber nur bei günstigem Sport- wctter verkehren: Dresden—Geising -Attenberg: Hinfahrt: am Sonnabend: 2,4» nachm, ab Dresden-Hbt.. an 8.28 itlltenbera »hält a»l der Kleinbahn nur t» Glashütte, Büren» stetn, Lauenstein und Geisinai. Am Sunntag: 8,88 vorm, ab Dres dcn-Hbs., b,97 an Attenberg «Hali nur in Glashütte, Bärenstet» und Getsing«: tn, Anschluß an den sahrplanmäßinen Zug ab Hb». 8,4V »arm. ab Heidenau 8,11, an Allenberg 8,44 «hält nur tn Glashütte, Bürenstein. Lauenftci» und Gcisinai: 6,88 vorm, ab Dre«den-Hbf„ 9.28 an Altcnbera ihült nur in Bürenstetn, Lauenstcin »nd Getsing). !» ü ct s a h r » : am Tonntag: 4,92 nachm, ab Allenberg, 8,29 an Dresdcn-Hbs. lhült nur in Gcising, Laucnstein, Bürenstein und Glas- hüttei: 4,89 nachm, ab Allenberg, 7,28 an Dresdcn-Hbs. »hüll nur tn Gcising, Laucnstein und Bürenstetn«: 8,8g nachm, ab Attenberg, 8,18 an DrcSden-Hbs. lhült nur tn Geising, Lanenstcln und Bürenstetn); 8,34 nachm, ab Allenberg, 9,98 an DrcSden-Hbs. thült nur tn Getsing. Laucnstein. Bürcnstein und Glashiiilci: 8,89 nachm, ab Allenberg, >t,l» an Drcsden-Hbs. ihült nur t» Getsing, Laucnstein und Glashütte). Dresden—Kipsbors: Hinfahrt! am Sonnabend: 2,48 nachm, ab Dresden-Hbf^ 4,4S an Sipsdorf thült aus der Kleinbahn nur tn Tchmtcdebcrg); 4,17 nachm, ab Dresdcn-Hbs., 8,29 an Kipsdorf lhült »»r in Schmiede- bergt. Am Sonntag: 8,88 vorm, ab DreLdcn-Hbs„ 7.S1 an KipSdorf ihült nur in Dippoldiswalde »nd Tchmicdebcrgt: 7,N8 vorm, ab Dresdcn-Hbs., 8,84 an Kipsdorf thült nur tn Schmiedeberg): 7,1V vorm, ab DreSden-Hbf., Anschluß bet günstigem Sportwetter t» HainSberg. ab 7,88, 9,17 an KipSdorf mit Halten nur tn Schmiedeberg. Rückfahrt: am Sonntag: 8,88 ab KipSdorf, 8,85 an Dres- den-Hbf. ihült aus der Kleinbahn nur in Schmtedcbcrgt: 8,10 nachm, ab Kipsdorf, 8,89 an DrcSdcn-Hbl. ihült aus der Kleinbahn nur t« Malier«: 8,99 nachm, ab Kipsdorf, 7,88 an DreSden-Hbs. thült nur tu Tchmtcdebcrg, ^bcrcarSdort, Dippoldiswalde und Rabenau): 8,84 ab KipSdorf, 8,82 an Drcsden-Hbs. ihült nur in Schmiedeberg«: 7F8 nachm, ab Ktpddort, 9,81 an Dresdcn-Hbs. lhüli nur in Schmiedeberg, Dippoldiswalde und Seiscrsdors«. Dresden—Moldau: Htnfa-rt: am Sonnabend: 2,87 nachm, ab DreSben-Hbs., l>,2< an Moldau ohne Nmstetgen in Freiberg ihült zwischen Fretberg unb Nicnenmühle nicht«. Am Sonntag: 8,26 vorm, ab Dresden-Hbf-. 8,21 an Moldau ohne Umstctgcn tn Freibcrg »halt zwischen Fretberg und Blenenmühle nicht«. Rückfahrt: am Sonntag: 4,87 nachm, ad Moldau, 7,88 a» Dresdcn-Hbs. ohne Umsteiger, tn Fretberg thült zwischen Btenen- mühle »nd Fretberg nicht«. Aus den Kleinbahnen nach Frauen st ein und Gott leuba verkehren keine besonderen Sportzüge. » — Wlntersport-Srastppftperkehr. Sonntag führt etn gehetzter Kraftomnibus der Neichspost 7.18 Uhr vorm, vom Kaiser-Lass lHauvtbahnhosl in etwa ls-L Sliinde nach Gcising. Platz bestellungen dringend nvltg beim Hauptpostamt, Briefausgabe. Schalier 22. Fcrnspr. 12982, und bet allen Postämtern tn Dresden, im Reilebureau Alfred Rohn, Prager Sirape 26, und bet den GeschüstSstcllcn des Dresdner VerkchröpercinS und beim Posta»» Getsing. 10 MLMvEp Mottbk Ssuselrl ru nur S°/o L>n» Kurden von der Bausparkasse der Gemeinschaft der Freund» Luftkur» ort Wüstenro« tn knapp lk Jahren an KOO Bausporrr zum Bau vom Eigenheimen und gemeinnützigen Bauten vergeben. Wer nach einen, Eigenheim strebt, verlange olle Unterlagen. Sofortige Dorlebem werden nicht gegeben. Diesbezügliche Anfragen znmcklo». Dt» Gemeinschaft der Freunde ist die erste, öltest«, größte, ersetz» reichste, leistungsfähigst« und sicherst« Bausparkasse Deutschland», gewühlt unb ihn mit Machtbefugnissen auSgcstattet. die sich 8m au» der allgemeinen Ueberzeugung erklären lasten, daß e» sich um eine Radikalkur handeln muß. daß der Genossen, schüft und mit ihr dem gesamten Kunstleben Münchens nur durch etnen „Mussolini der Kunst* zu helfen tst. Professor vrhn bat nämlich die Wahl nur unter der Bedingung an genommen, baß der bestehende Vorstand zurstcktrttt. daß ein neuer Vorstand nicht etwa non den Miialicdern gewählt, son dern von tbm persönlich ernannt wird, daß — um die Mög lichkeit einer Gegenrevolution zu unterbinden — weder im Fakire 1927 noch im Fahre EN eine Mitgliederversammlung fiaitfinden darf und daß Professor Behn allein über alle Lebensfragen — zumal in bezug aus das AnSstellungSwesen - zu entscheiden bat. Die Generalversammlung hat dielen Forderungen einstimmig ihre Zustimmung erteilt und hat damit in der Tat die Stcllnna des Präsidenten tn die eines Diktator» verwandelt. — Begier,« darf man daraus sein, wie fich nunmehr da» Verhältnis dieses Diktators zu der alten und zu der neue» Sezession gestalten wird und vor allem zu ier allerneucsten ,,»ec-er?ia", die sich „Neue Münchener lltinstlergenosscnschoft" nennt und dt« am gleichen Lage, da die alte „Künstlergenostenschrft" ihren Staatsstreich mochte tn großer Ausmachung an die Oessentlichkeit trat. Der Diktator scheint zuzunftSglänbtg zu lein, denn «r läßt Mit teilen. daß er nichts weiter wolle, als eine Hebung der Oua» litüt der Münchener Kunstauöstcllnngen. Da das auch die Ab- ficht der anderen drei Vereinigungen iet. so könne man ge trennt marschieren und vereint schlagen. Wenn der „Künstler, senoflcnschaft* diese doppelte ärztliche Behandlung, dt« Amputation eines wichtigen Gliedes zu eigenem Wciterleben und die Veränderung der vlmbahnen de» HauvtkürpcrS gut »«kommt, dann muß sie eine anSgezetchnrt« Konstitution haben! Dan» dari man mit Fug und Recht an die völllg« Genesung der Kunststadt München glauben. Prof. Dr. volbehr. s Die Schriftstellerin Maria Bernth'en gestorben In Heidelberg verstarb die Gattin de» setzt tm Ruhestand lebenden Direktor» der Badischen Anilin, und Sochafabrik. Geb Hosrar Pros. Auaust BerntlLen, Frau Maria Berntßsen, tat sich unter dem Pseudonym Max Grad al» Novrllistin «inen Namen gemacht. s* Ei» Wettbewerb sitr SchulbverschreldumgeR. 11m ««rl- »olle künstlerische Entwttrie für eine Schuldverschreibung der tadtschen Staatsanleihe 1927 zu erhalten, hat die badische TlaatSschuldenverwaltnng 'n KarlSru-e «inen Wettbewerb uuter den in Bade» wohnenden Künstlern ausgeschrieben, bei d«m vier Preise von siOO. »99 und je ISO Mark au»»esetzt sind. H«« «uSftthrung soll besonder» honoriert werbe» Die Spanierin. von Hans Bcthge. Man kan» nur tn bedingter Weise schlcchlivcg von der Spanierin sprechen. Es gibt eine ganze Reihe von spanischen Frauentypen, infolge der mannigfachen Mischungen des Blute» in den verschiedensten Teilen des Landes. Die Frau in Kata lonien tst. nach Fühlen »nd Gestalt, sehr verschieden von der Andalusierin, und die Madrilena. da» Mädchen von Madrid, wieder anders al» die Valencia,,«. Aber welchen Provinzen di« spanischen Frauen auch angebören mögen, eins haben st« alle gemein: den Stolz de» Sinne» und die Grazie der Be wegung. In allem, was die Spanierin tut. sucht sie das schöne Maß zu bewahren. Und wenn es im Innern noch so kocht und die Erregung der Leidenschaft den sechsten Grad erreicht: nach außen hin erstrebt sie Ruhe und Gelassenheit. Der Gang ist langsam, sie hastet nie. ES hat immer de« Anschein, al» wan-dl« sie spazieren. Auf der Rcmbla. der platanengesihmückten Hauptstraße von Barcelona, sah ich die ersten spanischen Frauen. Katalaninnrn also, tm Dämmerlicht dcS beginnenden Abends. Diese Frauen sind nicht groß von Figur, «ich nicht zierlich. SS sind meist kleine, aber kräftige Gestalten. Wenn ein Spanier von ihnen spricht, so wird er zuerst die Schönheit ihrer Hüsten preisen. Die Mädchen Kataloniens sind nicht wenig stolz auf diesen Teil ihres Körpers. Eine schöne, üppige Linie der Hüsten ist ihr Sehnen, und haben sie diesen Schatz, so sind sie glücklich. Sie wissen mit dieser Linie zu kokettieren. Sie wissen sich zu wiegen wie Pfauen und den Männern den Sinn zu verwirren. DaS Antlitz der Katalanin ist nicht da» edelste, da» man in Spanien sehen kann. ES zeigt meist gröbere Züge al» La der Mädchen von Madrid oder Valencia und ist von mehr sinnlichem al» geistigem Gepräge. Da» Gesicht der Madrilena weist den eigentlich spanischen, d. h. kastilischen Typu» am reinsten auf: länglich «nd blaß, große dunkle Augenbrauen von schön gebogener Vinte, kleine Ohren, ei« roter, nicht »u üppiger Mund, und Lugen mit eine» stolze«, schwermütigen Schimmer. Di« «ndaknsterin läßt Im allgemeine, den maurischen Typu» noch am deutlichsten erkennen. Hier findet man die zierlichsten F-llß« und jene dlasien. weichen Wangen, die an den Flaum reifer Pfirsiche gemahnen. Keine Andalusierin geht ohne Vumen im Haar. In Sevilla, sagt der Spanier, gibt «» die schönsten Lndalusierlnnen cle si^ma, vo» Gestalt, in Eadix die schönsten <te cora. von Angesicht. Eine Frauenirage ist in Spanien nicht vorhanden. Man tordert von der Frau nicht», al» daß sic ganz Weib sei. Jede Beschäftigung, die an männliche» Tun erinnern würde, scheut sie; denn eine solch« Beschäftigung könnte sie tm Auge de» ManneS nur hcrabsetzcn. Man wird schwerlich eine Spanierin radeln oder rudern sehen. Dabei ginge ja die schöne Linie ver« loren. Um so ausgeprägter ist die Neigung zu Putz und Schmuck. Die Toiletten der feinen Welt in Madrid. Bar«, lvna ober Sevilla geben denen von Paris im Geschmack nicht» »ach. Geht eS zum Sliergefecht, so ist, zumal an hohen Fest tagen. die Toilette der Frauen besonders kostbar. Hier, bei der nationalen Vergnügung, lucht man die nationale Tracht am meisten zu wahren. Es Ist ein entzückender Anblick, bei einer großen Corrida die bunten, von der Sonne beglänzte» Frauen rtngS auf den -^altonen de» SticrzlrkuS zu sehen. Sie tragen dann hellfarbige Hftlwänder, über dem Rock eiu netzartiges Strickwerk von schwarzer Seide, mit Pompon versehen. Und den Rücken hinab de» großen, seidenen, Herr, lich bestickten Manton mit den langen, seidenen Fransen. Der Spanier ist bekannt alS ein Mensch von chevalereSLer Natur. Sehr bezeichnend und schön ist eine Sille in Anda- lusien. Der junge Mann pflegt dem Mädchen, daS er liebt, tn gemessenem Abstand durch die Straßen zu folgen. Ist da» Mädchen vor der Tür ihres HauscS angelangt, so tritt der Ungltng mit schnellen Schritten vor. nimmt flugs seine» Mantel (die spanische <?»,>») von den Schultern und breitet ihn zu den Füßen dcS Mädchens au». Mit einem Lächeln de» DmkcS. dab den Jüngling beseligt, wenn eS ein schönes Ge fühl verrät, oder verzweifeln macht, men» eS nichts weiter bedeutet alS einen Dank, schreitet Las Mädchen über de» Mantel fort in daS HauS. Der Verkehr der Geschlechter, d. h. -er jungen Leute, tst auf der schönen Halbinsel ungleich gezwungener als bei un» ober in England. Ohne das wachsame Beisein älterer Leute Hai di« Jugend kaum Gelegenheit, sich zu sehen. Kein Mädchen au» guter Familie geht allein über die Straße. Das heiße Blut birgt Gefahren, so darf ein hütendes Auge nicht fehlen. Der Verkehr der Verlobten ist noch von einem uns un verständlichen Zeremoniell. Man überläßt da» Paar kein«» Augenblick sich allein. Ein Kuß. wenn man ihn erführe, wäre «tn Verbrechen. Die Spanierin ist ein Geschöpf de» Stol,zeS und der Schön- heit. Sie weiß, daß sie schön ist. und Ist stolz darauf. Oft weiß sie durch Witz, durch ein geschicktes Vorige,'länkel oder glückliche Einfälle tn hohem Maße zu überraschen. Ueber Dinge der Weisheit darf man nicht mit ihr sprechen, aber von Scherzen «nd Liebe. Gemeinhin zieht sie es vor. lebhafter mit den «ngen al» mlt den Lippen zu reden. ES sind nicht dt« reizlosesten Gespräche, di« öi« Augen führenl