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Ar. 4- Seile r — »Dresdner Nachrichten* — Sovva-en-, LS. Jamrar ISA Austritt Geßlers aus der Demokratischen Partei. Der Brief Gehlers und -as Antwort schreiben Aochs. Berlin, 28. Jan. stieichSwehrminister Dr. Gehler bat. wie der Deiiioklattsctie Zettungodtenft mitteilt, an den Bor» sstzen-eu -er Deutschen Demokratischen Partei. Retchsmtntster a. D. Koch. -as nachstehende Schreiben gerichtet: Sehr verehrter Herr Koch! Die politische Entwicklung, die zur Bildung eines neue» Kabinetts geführt hat, stellt mich vor -ie Wahl, entweder mich dem Rufe des Herrn Reichskanzlers zu versagen oder in Konflikt mit den Grundsätzen der Partetdisztplin zu ge raten. die ich stets hochgehaltcn habe. AuS dieser Zwang-» läge, glaube ich, gibt cs nur dem «tuen Ausweg, Sie zu bitte», meinen Austritt aus der Deutsche»» Demokratischen Partei zu bewilligen. Ich habe Ihnen mündlich die Gründe auSetnandergesetzt. die mich im gegenwärtigen Zeitpunkt zwingen, diese Entscheidung zu »ressen, und ich glaube Sie überzeugt zu haben dah sie rein sachlich sind und in -er Lage meines Ressorts begründet liegen, nicht aber in grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten mtt der Parteileitung oder gar mit Ihnen. Ich habe Ihnen auch dargelegt, wie schmerzlich mir diese Trennung von politische» Freunde» ist mit denen mich eine mehr als fünf, nndzwanzigjälnige Arbeit im Kampfe für eine freiheitliche Ausgestaltung unseres Vaterlandes verbinde». Ich darf mit diesen Ausführungen noch meinen persön lichen Dank verbinden für die sreundschastliche Gesinnung, die Sie mir in schwerer Zeit stets bewiesen haben, und Sie um deren Erhaltung bitten. Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung ver bleibe ich Ihr ergebenster gez.: Dr. Gehler. « Der ReichStagSabgcordnete Koch bat daraufhin an den RcichSwehrminister Dr. Gehler folgendes Antwortschreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Gehler! Mit schmerzlichem Bedauern nehme ich von Ihrem Ent- schlnh auS der Partei anSzniretcn. Kenntnis. Ich würdige die Gründe, die Sie bei der Entscheidung zwischen Amts pflicht und Parteipslicht zu der Eulschliehiiug deS Austritts geführt habe» Ich gedenke in dieser Stunde der schweren Arbeit am 'Wiederausbau uuicreS 'Vaterlandes die Sie ver eint mit »ns i» den ersten Jahren nach der Revolution ge leistet haben. Ich denke auch au die Zeit, wo wir wahrend des Kavv-PittscheS kür Vaterland und Republik in gemein samer Abwehr gestanden haben. Unsere politlschen Wege sind nicht immer dieselben gewesen, aber an Ihrer vater ländischen und renublikanjschen Gesinnung habe ich niemals gczwcifelt. Die frenndscbastlichc Gesinnung, die. wie viele unserer Freuudc. auch mich mit Ihnen verbindet, wird durch diesen Schritt nicht erschüttert werden. Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung ver bleibe ick Ihr ergebenster gez.: Koch. Mitglied des Reichstages.' Degrüftung Köhlers durch die Aenirumsfrakliou Berlin. 28. Januar. Die Zeittrumsfraktion des Reichs. tageS. soweit sie in Berlin anwesend ist, hielt heute abend eine Sivuna ab. in der der Fraktionssübrer von Guerard den neuen Reichssiuanzministcr Köhler herzlich!» begrüßte. Paris, 28. Jan lieber die Art nnb Weile, wie Frankreich die Verteidignna seines Landes ansbaut. werden setzt weitere interessante Einzeli>etten bekannt. So ist in Frankreich die militärische Jugenderziehung in folgender 'Weile ansgebaut worden: Ueber icbcS Kind wird vom 6. Lebensjahre an ein Koni rollbuch angelcai. daS bei der Einstellnna vorznlegen »st. 'Vom >8. Lebenssahrc an beginnt sitr die männliche Jugend die Vorbereitung für den Militärdienst. Tic Schüler der höheren Lehranstalten werden Planinä big zu ll » »c r o s r i z I e r c » und Offizieren auöacbilder Im letzte» Schuljahr sind Ltll Unterrichts stunden dem Militärwesen zu widmen und 12 UebungStaac im »Gelände zu verbringen. Wer das Scvlußeramen besteht, kann sich den Truppe—"' wählen Er wird bereits nach drei biö vier Monaten ürrritrardienst Unteroffizier und nach 6 Mo naten zun, ttteierveossizier befördert, io daß er die Hallte seiner eiacittiichen Dienstzeit bereits Ossiziersdienst tut. In der InaendauSbildung sind zurzeit 3ttss Oikiziere nnd Nnterossiziere tätig 1927, nahmen 29 000 Schüler an den Uebungcn teil. tooo meldele» sich zum Schlnberamen, das nicht weniger als 00 Prozent bestanden. Unterzeichnung -es Ae l-unktoertrags erst nach Abschluß -er Regierungsbildung? Paris. 28. Januar Wie von zuständiger französischer Seite mitgeteilt wird, ist das Versailler Militärkomitee heute vormittag zu einer Sitzung zusammengetreten. Tie Beratun gen wurden nachmittags i» Anwesenheit der deutschen Dele gierten fortgesetzt. Für den Fall, daß die deutsche Regierung bis Freitag gebildet sein sollte, findet morgen vormittag eine neue Sitzung des Versailler Militärkvmiteeö in Anwesenheit der deutschen Delegierten statt, um die wahrscheinlich mittler weile zustande gekommenen Vereinbarungen zu unterzeichnen. Die Botlchasterkonserenz würde dann am Montagvormittag ihrerseits die getrossencn Abmachungen gut- heißen. ES hat de» Anschein, daß die französische Regierung die Schlubverhandlungcn so lange hinziehcn will, bis die neue deutsche Regierung gebildet ist. 1TUI * Paris, 28. Jan. Tie Beratungen des Versailler Militär komitees Uber die Restpunkte kamen auch in seiner heutige» Nachmtttagssitznng noch nicht zum Abschluß. DaS Komitee legte die letzte Hand an die in Berlin getrossencn Verein barungen in der Krtegemateriaiiragc. Die denischeu Untcr- händlcr in Paris stnd bis seht noch nicht im Besitze der neuen Berliner Instruktionen über den deutschen Standpunkt zu den Ford-rnna«-« der Atlii-rten bezüglich der Oftsefiunae«. Brian- über Entwaffnung und Rheinlanb- riiumung. Paris, 28. Januar. Journal oMctel" veröffentlicht folgende Antwort BriandS aus Anfrage» deS Abg. DeS- jardinS Uber den Stand der deutschen Ent waffnung: 1. Da die deutschen Berfchlunaen nicht zwischen Frank- reich und Deutschland allein, sondern zwischen Deutschland und den alliierten Mächten verhandelt werden, könne di« fran zösische Regierung keine Antwort auf die gestellten Fragen betreffs noch zu regelnder Entwaffnungssragen erteilen. Dies könne augenblicklich um l» weniger geichede», als die »tt Deutschland aeiührte« Verhandlungen ohne Zweifel vor her lestgeietzteu Zeit zu «iuer Eluianuq führe« würde». Köhler dankte der Fraktion, baß sie ihn für diesen verant wortungsvollen Posten vorgeschlagen habe. Die aeuen Männer. Der »rue Ae1chsi»«eamtntsler un» Vizekanzler Oekar Lergl ist »««> in Naumborq an der Saale «ebne«». Nach »e« Otndtum der Recht» wurde er «„essor in der Provinz Lachten, spüter »«iS- Achter in tzirdenwrrda. Er war dann als RegirrungSrat im Oder» Präsidium in Hannover tätig und von >»0t bi» lütt »ach seinem tlebertritt zur preußischen Finanzverwaltnug Geh. Finanzra» und Ä«b. Oberslnanzrat. Ban tvlS bi» t!N7 war er Rrgicrungspräsidrn» in Oppeln. vom August IUI? bi» zum Zusammenbruch »renhischer Finanzminister. Dem Reichstag gehört« Erz. Hergt seit 1020 an. Vom Dezember U»8 bis l»2ü war er Parteivorsiveuder der Deutsch- nationalen PolkSparlei. Aetchsernahrungemtnifler Martin Schiele gehörte bereits dem erste» deittschnationalen Kabinett untc, Dr. Luther al» RcichSinnciiuiiniNcr an. Kr ist 1870 geboren und von Berus RillergulSpäcktcr und Fabrikant In Ncu-Schollene bei Rathenow litt» bi» W18 war er Masor der Reserve, seit l«2l> Mitglied de» Reichstage». Reichsiustizmtnlsler Malier Sraef tD.-N.I ist »87» in Eisenach geboren. Er ist evangelischer Konfession und besnchic die UniversitSte» Jena, Leipzig nnd Marburg zum Zweite des Studiums der Rechte. l88t wurde er Neserendar. 1808 GerichtSai,e,>or. 1801 Rmtdrichier In Apolda und tlltt kveramt». richter in (Oeika. Gegenu'äriig ist er AmidgerichtSrat tu Eisenach. Relchsverkehrsmlnifler Dr. h e Wilhelm Äach ist aus dem Lrbeiierktande hervorgcgangen. Set» Aufstieg zum Minister ist eine der tressendsten Widerlegungen der Behauptungen von linker -eite, daß bei den De»tlch„ationaleii die Arbeiter ateder- gchaltcn würden. Dr. Koch ist >877 in DoengaS bei Eisenach ge boren und evangelifcher Sontelüon. Rach dem Besuch der BolkS- sch„Ie in leinen, Geburtsort erlernte er da» Zchrcinerbandwerk und war als Schreiner in verichiedcnen Städte» tätig. Danach war er bi» i»I8 sünl Jahre lang evangelischer Arbciiersrkreiär in O>»ge» i. W. und von MN bis 1821 Leiter des RcitbSvkrbandc» Deutscher LiaatSbeamten und Bedienstete». Seitdem ist er i» der Geivcrk. I,linkt deuijchcr Eisenhahncr tätig. Dr. h. e. Koch ist 2. Vorsitzender des GcioinlverbaiideS evangelischer Arbeitervereine und gehört dem Reichstage seit »820 a». RelchspoNmiulller Dr Schaetzl» der tn Aussicht genommene Rachsolger Dr. LtinglS, ist in Höch st a d I au der Aisch «Obcriraiikens geboren. Sr steht im 52. Lebens- jabre, besnchic i» Bamberg das Gnmnastui» und in München di« Hochschule. 'Rach Abschluß seiner iuristsschcu Studien irai er in den Dienst der damalige» bäurischen Paslocrwaliuiig ei» und hat nahezu seine ganze dtenitlichc Lausbahn in der Gcneraldirettion der bay rischen Post- nn» rclegrapbeniierwaltung zugebrach», die spater dann in daö bäurische VerkebrSininisterium überging. Dr. Echactzl wurde damals Ministerialrat. 'Bei der Verreichlichuug der bayriichc» Post- nnd lelcgraphenverwaltung trat er i» de» RcichSbienst Uber nnd war als BciriebSresereut im VerkekrSminlstcriiim, bzw. ReichSpost- ministerium. Abteilung 2'ttiiichc». Dr. Lchaetzl widmete sich besonders der Schössling deS KrastpostwesenS tn Bauern. Nachdem Staats sekretär Dr. Stingl NelchSvostmtntstcr geworden war, wurde er sein Rachsolger als Staatssekretär und Leiter der Abteilung München des RcichSpostminisicriuinS. Diplomallfcher Abend beim «elchspriifibenlen Berlin, 28. Januar. Der Herr N e i cl> S v r ä s i b e n t gab heute abeud zu Ehren deS diplvmalischcn KvroS ein Essen, au dem u. a. die ElicsS der hiesige» fremden Missionen, der Reichskanzler und der ReichSminisscr deS 'Auswärtigen mit ihren Damen tcilnahmcn. sW. T. B.s 2. Zwischen den Erklärungen EhambcrlainS im Unter- Hause und seiner, Vrianbs, jüngst erteilten Antwort bestehe kein Unterschied. Der britische Außenminister habe nicht Be zug genommen aus die Genfer Besprechungen, sondern nur ganz allgemein ans das Problem der Rlieinlandränmung an gespielt ulltcr Hinweis darauf, daß ei» Meinungsaustausch hierüber bereits mit den verschiedenen Mächten stattaesunden habe, ohne den Zeitpunkt zu präzisieren. Nach Zcitnngs- berichtcn habe Ehambcrlain hinzngcsügt, erstens, daß, wen» das Rheinland vor der im Versailler Vertrag festgesetz ten Frist geräumt werden müsse, das nur das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen den Beiatzungsmächten und Deutschland sein könne, zu dem die deutsche Negierung ihre» Anteil werde beitragen müsse», zweitens, daß. um eine Lösung zu finden, Zeit notwendig sein würde nnd die interalliierten Regierungen tn atti"er Wesse zusammen wirke» müßten. Im übrigen wiederholte Briand noch einmal, daß in Gcns über die Ränmnngssrage im Verlaufe der letzten Litzuna des Völkerbundsratcs nicht aekvrochcn worden lei. Der Abschied -er I. M. K, K. Die Bcfnanisfe der neuen MilttiirattachSS. Beritt», 28. Januar. Gemäß den in Gens getroffenen Vereinbarungen wird, wie schon gemeldet, die Interalliierte MilUärkonlrvUkommission bis zum 31. Januar ihre Tätigkeit eingestellt und Berlin verlasse» haben. Sic wird die Ein stellung ihrer Tätigkeit durch ein besonderes Schreiben der Reichsregierung Mitteilen. Mit dem Ende der I. M. K. K. sind nun die Art. 203 bis 212 im Abschnitt >V des Versailler Vertrags erledigt und eS bleibt lediglich Art. L13 wirksam, der für dte Dauer deS Versailler Vertrags die deutsche Ver pflichtung Vorsicht, jede Untersuchung zu dulden, die der Rat des Völkerbundes mit Mehrheitsbeschluß für notwendig er achtet. Die Erledigung etwaiger Reftpnnkte bleibt dcu MilitärattachSs der alliierten «nb assoziierten Ha«ptmächte überlasten. Dabet muß jedoch betont werben, daß eS sich hier nicht um eine ,Kommission der Attaches* handeln kann, also nicht ein Gremium, das bestimmte Beschlüsse fassen nnd der deutschen Regierung übermitteln kann. Die Militärattaches, dte den Berliner diplomatischen Vertretungen zugctetlt sind, können lediglich ihren Regierungen Berichte er. statten und die Verhandlungen haben aus dem üblichen diplomatischen W e g e stattzuftnden. Demgemäß tritt auch die Heercssricdcnskommission am 1. Februar l« Liqui dation. Wie verlautet, hat Japan bereit» z« erkennen gegeben, daß eS aus die Schaffung de» Posten- eine- Militärattache- zu dem gedachte» Zweck zu verzichten gedenk«. In den Genfer Vereinbarungen ist ausdrücklich davon ge sprochen worben, daß diese Stellen nicht eingerichtet werden müssen, sondern daß sie nur eingerichtet werden können. Rücktritt -es südslawischen Kabinetts. tDurch Funksprnch.» velgrad. 28. Januar. Usunuowttsch hat beute nach, mittag dem König die Demission de- Kabinett- überreicht. Den Anlaß gab da- Ergebnis der Abstimmung tn der Lkupschtina wegen der Besetzung von zwei Sitzen in der Verwaltung der KriegSentschädigungSobllgattonen. Einen dieser Sitze verlangte die Nadtisch-Partet. während dte Radi» kalen beide Sitze beanspruchten. Dte Kroatische Bauernpartei gab dann ihre Stimmen gegen die Kandidaten der Negierung ab. so daß diese in der Minderheit blieb. , Der Rücktritt der Regierung wurde vom Könige an- genommen und vermutlich werden noch heut« nacht' die Politiker zwecks Besprechungen über die politische Lage an den Hos berufe» werde». Von der Radikalen Partei wird ein Gerücht verbreitet, »ach dem die neu«; Regierung aus den selbständigen Demokraten, aus der Partei des Abgeordneten Hikic und den Deutschen bestehe» würde, die zusammen ein« Mehrheit von 17Z Stimmen habe» würden. fD.T. BI Retchshimshall E. s« scheint ein eigenartig«» Mißgeschick über den Hau», tzaltvlänen^de- Reiches «u walte«. Denn Ne »erden sah «i« von de« Ministern vertreten dte Ne ausgestellt «nd d«s»M» eigentlich zu verantworten haben. Dr. Retnhold ging er Im vorigen Jahre ko. daß er den Etat feine- Vorsängers v. Schließen Uternehmen mußte, den er jedoch mtt dem Schön- heit-pflafter von Llrutrfenkuuger« versah, «nd heute steh, der neue Atna«zm«nlßer vor der Ausgabe den Etat von Dr.Rctn. bol- zu übernehmen, «odet aber nicht bestritten werden kann, daß die Ausgabe für Dr Relnbolb wesentlich angenehmer war alS die seine» Rachsolger-, Damal- standen nämlich rechj namhafte mrd sehr schätzenswerte Ueberlchüss« zur Per. fttgung. dte deme völlig fehlere Ma« wird Dr. Rctnliöld keine« Vorwurf daraus machen können. Im sstegentet!. er bot dte Lag« der Wirtschaft damal» durchaus richtig erkannt und aus dieser Erkenntnis dt« «»bedingt notwendige Folgerung der Steuersenkung gezogen. Ob allerdings dte Steuerlenfinig de» vorigen Frühjahr» tatsächlich die Entlastung für die Ge. santtwirtschalt gebracht hat dte damit beabsichtigt war. ist selbst im RrichSrat bet der Bebanbluna des neue» Etat- alS zwessel- bakt bezctchnet morden. Immerhin hat Dr. Rcinhold noch tn. sofern rech, viel Glück gehabt, als daö unvermutete Geschenk deS englischen KohkenstreikS die deutsche Wirlschcsst stark belebt und damit dte Steuereingänge wieder etwas gehoben l,ai, so daß der neue Etat trotz wesentlich erhöhter Ausgabe» im Gleichgewicht gehalten werden konnte. Die lleberichüssc der vergangenen Jahr, sind jedoch restlos verschwunden. DcisU« hinterläßt Dr. Rcinhold leine», Nachfolger eine ssssü-MIl. l t o n e n - A n l e > h e o p e ra t i o n. die vom finanztechiisschei, Standpunkt überaus geschickt abgepaßt ist, dte aber immerhin etwas mrrkwürdtg Ist. n«cil sie durchaus nicht aus einem drin, genden Finanzbedars de» Reiche- beruht, sondern eine nv». beugende Maßnahme darstellt, d'e die gegeiiivürttge anher« ordentliche Flüssigkeit deS Geldmärkte» auSnutzt. um de, spätere» Bedarf dr- Reiche- zu günstigen Bedingungen sichet, zustellen. Dieser Zweck ist durchaus gelungen: denn die Mnt. maßuug ist nicht von der Hand zu weise», daß später bei sori. schreitender Belebung der Konsnnktur auch die Industrie für Investitionen zu Ansprüchen an de» Geldmarkt gezwungen «ei» dürste, die die Operation vielleicht erschwer» hätten. Im übrigen lagen auch bereit- Anleihebemilligungen deS Reichs tage- tn Höbe von etwa einer Milliarde vor. ES mag dahin- gestellt bleiben, ob sich nicht beträchtliche Ztnöverlufte ssir das Reich daraus ergeben werde» daß dte Summen z»m größt«» Teil noch gar nicht verau-gabt werden, sie vielmehr bis zur Verwendung kurzfristig wieder auögcliehcn werde» dürsten, während daS Reich die höhere Belastung für langfristige- Geld zu tragen hat. Die größere Gefahr für das Reich lügt vielmehr in der Beantwortung der Frage, ob e» dem Reichs, ftnanznttnisterium gelingen wird, die über dte Maßen weil, gehende BemillignngSfreudigkett deü Reichstages so weit cin- zudämme». baß die Anleibemtttel nicht zur Deckung lausender 'Ausgabe» benutzt, sondern »ur für solche werbende Zweck« verwendet wenden, dte eine selbständige Verzinsung und Amortisation gelvährletsten. ES stellt ein stark hemmendes Moment dar. wenn der Reichstag sezioungen ist. für jede neue Bewilligung aus dem Steuerwege Deckung zu suchen, lind insofern liegt in der günstigen Anlcihcoperatton — obwohl sie a» sich mtt dem Haushalt nichps zn tim hat — ein Gefahren. Moment auch für den Etat, um so mehr. alS die Schrauben der Einnahmesätze deS Etat» so stark angezogcn sind, daß der Haushalt tatsächlich hart am Rande des Defizits entlang führt und dir Gefahr von AuSgabenüberschrettungen seinen wun deste» Punkt darsteilt. Der Reichshaushalt hält mit 8L Milliarden in Einnahme» und Ausgaben da- Gleichgewicht und entspricht damit i» wesentlichen den Sätzen de- Vorjahre-, ES ist überhaupt et« seit vielen Jahre» nicht mehr gekannter Vorzug dieses HauS» haltplancö, daß sämtliche HauShaltvorlage» des Vorjahres rechtzeitig abgeschlossen sind und damit wieder wie früher die schätzenswerten VergleichSmöglichkciten mtt dem Vorjahre ge geben sind. Eins wird man allerdings berücksichtigen müssen, wen» man die Feststellung trifft, das, die Höhe des Etats der- senigen des Vorjahres entspricht: Der vorjährige Haushalt hat ursprünglich mit 7,t Milliarden tn Einnahmen und Ausgabe» abgeschlossen, während ein erst noch im Laufe des Jahres not« wendiger Nachtragsetat die Zahl bis zu der gegenwärtig» Höhe hat anichmellen lassen. Und darin liegt die Notwendigkeit eingeichlossen. im lausenden Jahr« von irgendwie erhebliche« NachtragSsorderungcn abzuiehcn. wenn man nicht zu einer wesentlichen Ueberlehreltung de» BortahrSetat» und damit »» dem dann unvermeidlichen Defizit kommen will. Zwei »Sills entgegengesetzte Strömungen, dte sich gegenseitig verschärfen, treten bei einem Vergleich der beiden Voranschläge tn dc» Vordergrund Dte eine ergibt sich aus dem sehr starken An wachsen der RrparationSlasten. die die Ausgaben t» unerträg licher Weise steigern: die andere besteht t» -em Auszehren Ser Ncberschüsse und dem allmählichen AnfhSren d«S Gewinne» ans der Münzprägung, wodurch sich die Einnahmen in be ängstigender Weise vermindern Der schwerste Druck geht dabet von de» RcparationSlgsteu aus Sie steigern sich — allein dit Ausgaben, dte durch den Haushalt auszubringen sind - t» Jahre 1027 um 8»7R Millionen aus Ml Milliarden Mark, ooz« noch für Wohnungsbau Im besetzten Gebiete 21 Millionen nn» außerdem sonstige für Reparation-ausgaben aufzuwcndend« 177 Millionen treten, die im Haushalt als innere Kriegslast» bezeichnet werden Zusammen mit den im Etat nickt ertcheinen- den Leistungen der Reich-bahn und der Industrtebelastung nach dem DaweSplan ergeben sich kür da» Jahr lS27 satt zwct Milliarden R e p a r a t t o n» l a st e n . die sich bereit» ta nächsten Jahre noch gewaltig erhöhen. Im Verhältnis zu diesen Aufwendungen sind selbst die Erfordernisse für die Er- werbSlosensürsorgt — besonder» soweit sie den ordentliche» Haushalt belasten und nicht aus Anleihe genommen werden - gering. Tie Reparationen sin- da» Bleigewicht, das aus all« anderen Etatpositionen drückt und, wie der jetzige Etat wirbrr erkennen läßt, da» Reich daran hindert, seinen großen kuliu- ressen, sozialen und wirtschaftlichen Ausgaben gerecht zu wer den. Der fetzige Etat zeigt bereit», daß dte Gesamtausgabe» deS Reiches im ordentlichen nnd außerordentlichen Haushalt-- wenn man dt« zwangsläufigen Mehrausgaben kür Repara« Honen und Struerüberweisungen an dte Länder unberlicksichtiat läßt — um S18F Millionen Mark hinter dem Vorjahre zurüa- bletben. Trotzdem ist die AuSgketchung de» ordentlichen HauSbaltS durch den Fortfall der <08 Millionen betragenden Uebcrichüssr aus den Jahren 1V21 und lS2d und durch dte starke Ver minderung de» MllnzgewinneS auf lvtt Millionen, die >« nächsten Jahre dann völlig fortfallen, sehr schwer und eigent- llch überhaupt nur durch ein qeivagteS rechnerische« Erveri- mcnt möglich geworden. Die Regierung hat nämlich sämtlich« Einnahmen aus Steuern nnd Zöllen mit Aus nahme der Umsatzsteuer um etwa >2 Prozent höher ge- kchätzt als im Jahre lö2S und bat damit nach Abzug btt automatisch auch für die Länder steigenden Ueverivessunge» einen Mehrertrag von K34 Millionen Mark für daS Reich er rechnet. Daß diese Rechnung gewagt ist. wlrd auch vom Reichs« ssnanzmintstertum nicht bestritten. Sein Vertreter bat viel mehr im RrichSrat betont, daß dte Ansätze der RelchSregierun- .,b>S an die äußerste Grenze dev nach sorgfältiger Prüfung Vertretbaren gehen", daß damit gerechnet worden sei. dah „die eingetretrne Besserung der deutschen Wirtschaft Im Jab" 1327 weiter sortschreite". nnd daß „eine Reserve kür den Fall einer Verschlechterung der deutschen Wirtschaftslage in den Zahlen nicht enthalten sei". Da» bezeichnet klar genug di« Spannung, die den ganzen diesjährigen Etat erfüllt. Sr letzt voraus, daß sich im kommenden Jahre die Wirtschaftslage fort schreitend bessert. Schon das ist eine Grundlage, deren tragendes Moment ein starker Optimismus ist. Anderseits aber läßt die starke Anspannung der Etttnahwriätze lm Haus halt die große Gefahr erktnürn. die der Ttatkoastrukttou droht, Frankreichs Jugend im Mililör-ienst. Französisches milirärischesAusbttdungsfieber