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« Lsümeü SrsU vraLSÜLLlllWA Ladussasse s r-Qr-^r Lite»-. Nr. «5. Seite S. »M Mittwoch, «. Avril L8S8 — Ihre Durchlauchten Prinz uud Pnnzcksin Ernst v. Schön- burg-Waldenburg, sowie Prinz und Prinzessin Carl zu Bentheim-Tecklenburg trafen hier ein und nahmen im Hotel Continental Wohnung. — Sc. Majestät der König hat genehmigt, daß der Stadtrath Dodel in Leipzig das ihm^ von Ihren Hoheiten den Herzögeu von Sachsen-Meiningen und Sachicn-Ältenburg verliehene Ritter kreuz 1. Klasse des Cachscn-Erncstinischen Hausordens annehme und trage. — Dem Amtsgerichtsrath Mener in Zittau ward beim ldctiertntt in den Ruhestand das Ritterkreuz l. Klasse voizi Albrechts- vrdeir verliehen. — Der Palaisaehilfe Andreas Reinhard Mittel erhielt das LKlgMieine Ehrenzeichen. — An der gelingen Sitzung der Ersten Kammer nahmen Pie Herren Staatsminister Tr. «churig, v. Metzsch, v. Seydewitz und v. Watzdorf Theil. Zunächst ertheilte die Kammer der Regier ung Entlastung betreffs der abgelegten Rechenschaft über den Staatshaushalt innerhalb der Finanzperiode 189495. Dabei be dauert Bürgermeister Dr. Käubler-Bautzcn, dag neuerdings aus diMl Kunsrfonds eine beträchtliche Sunune von Leipzig in Anspruch genommen worden sei, so daß das übrige Land das Nachsehen habe. Staatsminister a. D. v. Nostitz-Wallwitz erwidert hiermit, der Kunstfonds würde seinen Zweck verfehlen, wenn man nur die kleinen Orte inil Kunstwerken bedenke. Hieraus lieh man die Petition des Direktors Meinert in Blasewitz um Gewährung einer StantSbeihilfe für seine Fachlehranstalt auf sich beruhen und er klärte die Petition Schiverbfeger s in Dresden, Rechtsbeugung in Erbschaftssachen betr., da der Jnstanzenzug nicht erschöpft ist. für unzulässig. — Nächste Sitzung Mittwoch den 13. d. M. — Die Zweite Kammer sprach gestern in Gegenwart der Herren Staatsminister v. Metzsch und v. Sendewitz ihre Zu stimmung aus dem Gesetzentwürfe wegen Aufhebung der Kautio n s- Pflicht der Staatsdiener, welcher in Konsequenz des den gleichen Stoff betreffenden Rcichsgesetzes seitens der Regierung vorgelegt wird. Die Beseitigung der Tiensttantionen wird aus die Staats diener beschränkt, erstreckt sich also nicht auf Lottcriekolletteure, Ortssteuereinnehmer rc. Die Rückzahlung der Kautionen wird so beschleunigt, wie es nur der Geschäftsgang bei der Finanzhaupt- kasse irgend gestattet. — Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Seifert-Zwickau (so;.), daß der Herr Kultusminister gelegentlich der Besprechung von Schülermihhandlungen ausgeführt habe, das; in LeitclShain eine Mißhandlung resp. eine lleber- schrcitung des Züchtigungsrechts von rseitcn des Lehrers überhaupt nicht vorgekomincn sei. Er müsse zuaebcn, das; dies richtig sei, allein es hätte auf seiner Seite eine Namensvcrwcchselung Vor gelegen, indem die bercgte Mißhandlung nicht in Leitelshain, wildem in Laueichaiu sich zngetragen habe. Hier sei ein lOjähriger Knabe durch den Lehrer mißhandelt und die Ucbcischreitnng des Züchtigungsrechts fcstgestellt worden. Inzwischen Hube man ihm auch noch Material über anderweitige Mißhandlungen zukvmmen lassen. Ebenso erklärt Abg. Hosmann. Chemnitz No;,): Er habe gelegentlich der Beratbnng scher die Gesindeordnung ge äußert, daß ihm eilt Fall bekannt sei. wonach in Chemnitz ein Dienstmädchen in einem Schlasraum ohne Fenster habe schlafe» müssen. Dieser seiner Acnßerung sei vom Oberbürgermeister Dr. Beck in der Ersten Kammer widersprochen und bemerkt worden, daß sofort angestclltc Erhebungen bei den zuständigen Stellen in Chemnitz nicht einen einzigen Fall der von ihm (Redner) bercgte» Art fcstgestellt hätten. Cr habe hierzu zu erklären, daß das Dienst mädchen Rosa Seifert 189« drei Monate lang bei dem Bäcker meister Schellcnberger in Chemnitz gedient und daselbst im Hinter - Hause über deur Backofen in einem so niedrigen Raume geschlafen habe, daß sie beim Aus- und Anziehen nicht aufrecht Hüne stehen können. Ein Fenster habe der Raum allerdings gehabt; dasselbe sei aber so klein gewesen, daß cs zur Ventliatron in gar keiner Weise genügte. Der Bruder der Seifert habe bei der Baupolizei Anzeige erstattet und es habe auch eine Besichtigung stattgefnnden. Dabei sei der Behörde aber ein ganz anderes Zimmer im Vorder hause gezeigt und von der Seifert aus Veranlassung ihres Dienst- Herrn auf Befragen erklärt worden, das; dies ihr ^chafzimmer sei. Er überlasse nunmehr dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Beck die weitere Verfolgung dieser Angelegenheit. — Hierauf beschäftigte man sich mit der Petition des Vereins der Weißer itzwasser- Intereffenten um Errichtung einer Zwangsgeuvssenschast mit staat licher Unterstütz»»» und den Petitionen der Stadt Eottleubn, sowie der Fabrik- und Mühlenbesitzer an der Gottleuba um Errichtung einer Stau-Anlage zur Regnlirung des Wasscrlanss der Gottleuba auf Staatskosten. Auch letztere bitten in zweiter Linie um Ge nehmigung einer Zwangsgenossenschaft. Die Beschwerde- und Petitions-Deputation legt erneu ausführlichen, sehr sachlichen Be richt vor und beantragt, die Petitionen der Weißeri tz iv a s scr - Interessenten der Regierung zur Erwägung zu überweise», hier durch die Petitionen betr. der Gottleuba für erledigt zu erklären und die Regierung zu ermächtigen, im Verordnungswcac die An wendbarkeit des Gesetzes von 1855 aus die Anlage von Thalsperren fcstrnstcllen. Die Köuigl. Kommissare haben indcr Deputation die Erklärung abgegeben, das; nach Ansicht der Regierung das Gesetz vom 15. August 1855 über die Berichtigung von Woffcrläuien :c. auf die Errichtung von Thalsperrcn sich anwendcn lasse, weil die Voraussetzungen, an welche tz 1 dieses Gesetzes die Anwendung des letzteren knüpft, zuträfcn. Die Deputation beantragt noch, die Bitte der Handels- und Gewerbekamincr Dresden um Befürwortung in dieser wichtigen Angelegenheit überall da eiuzugrcifeu, wo cs im Interesse der Allgemeinheit und nicht nur des Staates liege. Die Wcißcritzwasscr-Genosscuschast sei hierzu ein besonders geeignetes Versuchsobjekt, da dort bereits ein fester Zusammenschluß borhaudeu sei und man Leute vor sich habe, die nur, soweit ihre eigenen Kräfte nicht ausrcichen, eine Bcibilse verlangten. Abg. Nudelt- Denken berechnet, daß im Gefälle der Wcißerrtz noch eine Wasserkraft schlum mere, zu deren Erzeugung, wenn sic durch Dampf geschehe» sollte, ein Kohienverbraurh von jährlich 650,900Mk. nothwcndig wäre, sichert Beihilfen von Privaten und Gemeinden zu und dankt dem Staate für die bewiesenen Svmpathicn. Abg. May- Polen; spricht sich gegen Sammelbecken und Thalipcrrcn im Hinblick ans die in Amerika und Frankreich vorgekommenen Dammbrüche aus und glaubt, daß bei der vorjährigen Katastrophe ein im Gottleubathal erbautes Bassin nicht hätte Stand halten können. Er freue sich, daß die Regierung die Bildung von Zwaiigsgenossciischaften als den richtigen Weg anschtz und Bedenke» trage, Thalspcrren allein von Staatswegen zu errichten. Abg. Großinann - Plauen verweist den Vorredner aus unsere heutige hochentwickelte Technik. Sachsen solle sich hier den Vorgang anderer Staaten zum Muster nehmen. Die zu erwartenden Vvrtbeilc seien nicht nur für die Industrie, die angeblich heute ihre Orgien feiere, sondern auch für die anliegenden Gemeinden bon hohem Werthe. Bei niedrigem Wasserstandc sei im Ptanemchen Grunde infolge der Ausdünstungen der Weißeritz leicht eine Epidemie zu befürchten, welchem Ucoel- siande man bei dem Borhandensein bon Sammelbecken durch Zu führung frischen Wassers abhelfe» könne. Auch die vorhandenen Wasserleitungen würden bald nicht mehr ausreiche» und dann würden die Sammelbecken eintrctcn können. Diese würden auch Ilnglücksfällc wie bei der letzten Hochflnth so gut wie ausschließen. Er bitte der Errichtung von Zwangsycnosscnschaftcii recht bald nahe treten zu wollen und diese thatkrältig zu unterstützen. Abg. F- renzcl - Wehlen dankt der Deputation für ihren vorzüglichen Bericht und bittet die Kammer, den Vorschlägen derselben beizu treten. Abg. Ma» erwidert dem Abg. Großmann, er habe allen Respekt vor den Regiciimgsbaumeister», wenn sie etwas Gutes und Tüchtiges leisten. Nur sei das leider nicht immer der Fall. Auch an der Weißeritz seien manche leichtfertig hingestellte Bauten gewesen, sonst hätten die Elemente nicht so verwüstend austreten können. Abg. Dr. 1lh 1 e m ann - Görlitz erklärt, die Landwirthschast werde für Zwangsgenossenschaften nur wenig zu haben sein. Den Hauptvorthcil aus einer solchen ziehe die Industrie. Würde man aber für die Weißeritz eine Zwangsgcnosscnschaft in's Leben rufen, so müsse die Regierung auch die übrigen Flüßchen und Flüsse auf Staatskosten mit Thahpcrren versehen, und diele Konsequenz gehe ihm zu weit. Leider habe man die natürlichen Sammelbecken abaeschaffk, und die Landwirthschast habe durch das Drainirsystem selb» dazu bcigctragen. In der Jetztzeit könne der Landwirty für solche allgemeine Zwecke kein Geld ausgeben. Abg. Leupold- Dresden spricht sein Vertrauen zu der modernen Technik aus. daß sie den Gefahren der Thalsperren zu begegnen wissen werde und fein Vertrauen zur Regierung, daß dieselbe durch fortlaufende Auf sicht über diese Bauten jeder Gefahr Vorbeugen werde,. AaS vor zwei Iahrtau,enden in weit größerem Matzstabe den Pharaonen möglich gewesen sei, müsse unsere heutige Technik auch erreichen rönnen- Mch nach Ausführung der Thalsperren werde die Weißeritz wahrscheinlich «ach wir vor wahrend des Sommer- trocken liegen. Die Stadt Dresden habe sich allerdings auf diesen Zustand schon eingerrchtet und in Löbtau euren großen Sammel- kanal bergestellt. welcher die Löbtauer Schleusenwasser aus der Weißeritz aufzunehmen habe, sodaß weiter unterhalb schädliche Ausdünstungen vermieden werden. Der einzige Nutze» dürste sein, daß kra In ver die andrer Weißeritz gelegenen Mühlen eine dauemdc Treib t erhielten. Die Stadtgemeinde habe jedoch ein gegentheiliaes eresie als die Mühlenbesitzer und müsse sogar wünschen, daß chiedene von diesen Mühlen überhaupt verschwänden. Sie werde daher in dieser Frage die Landeskulturinteressen höher stellen als die etwaigen Interessen der Stadt selbst. Aba. Kellner- Schönberg verweist auf eine Resolution der Deutschen Landwirth- schastsgesellschast in Berlin als Beweis für das Interesse, welches auch die Landwirthschast an dieser Frage habe. Vicepräsident Georgi- Mylau führt aus. der Abg. Uhlcmann habe offene Thüren eingerannt. Darüber sei man sich einig, daß man solche Anlagen auf Staatskosten nicht wolle. Nur wemr bei einer Ncuanlage vorwiegend öffentliches Interesse in Frage komiiie. sei es mcht mehr als recht und billig, wenn der Staat unter- slützend eingreise. Unmittelbar nach der vorjährigen Ueber- fchwemmung seien die Landwirthe ariderer Ansicht gewesen als heute. Abg. N i e t h a m m e r - Kriebstein bedauert, daß ein so wichtiger Gegenstand in der letzten Sitzung vor den Ferien ver handelt werde und wendet sich dann gegen den Abg. Leupold, welcher Angst davor zu haben scheine, daß die Genossenschaft an die Stadt Dresden zu große Anforderungen stellen könne. Aba. Leupold wiederholt, daß die Stadt Dresden diesem Projekt gegenüber ein mehr negatives Interesse habe und thatsächlrck die Laiidesknlturintcressen über ihre eigenen Interessen stelle. Vice präsident Gevrgi bemerkt, daß der Gegenstand auf die heutige Tagesordnung gestellt worden sei, weil bei Aufschub bis nach den Ferien ein Beschluß der Ersten Kammer vielleicht nicht mehr hätte herbcigeführt werden können. Abg. Dr. Nhlema n u führt aus, die indirekten Beschädigungen, weiche die Ueberschwemmnng durch Abspülung der abhängigen Felder mit sich gebracht habe, seien durch eine Thalsperre niemals auszugleicheii, und insofern habe die Landwirthschast imincr noch Nachtheile. Sein .Hauptbedenken sei die Konsequenz des Vorgehens fiir die übrigen sächsischen Flüsse. Er werde aber für die Anträge stimmen. Hierauf werden sammt- liche Anträge der Deputation einstimmig angenommen. — Ohne Debatte werden die Petitionen des Kaufmanns Schönhcrr in Dresden betr. Einkönimenstcuerreklamation und des landwirthschaft- lichen Kreisvereins im Vogtlande betreffs Verlängerung der HundstagS- und Michaelisfcnen an den Volksschulen ans zusammen 5 Wochen der Regierung zur Kenntnißnahme überwiesen und die Pciition Scherfs in Chemnitz in Einkoinmenstenmachen ans sich beruhe» gelassen. Ferner schlug die Deputation vor. emc Petition des Gemeinderaths zu Böblitz-Ehrenberg. die Verunreinigung der Luppe durch Leipziger Schlensenwässcr betreffend, aus sich beruhen zu lassen. Hierzu bemerkt Abg. K ökert-Planen, aus den ganzen Darlegungen des Berichts gehe hervor, daß große Uebclständc bestehen und Gefahren für die Anwohner der Luppe vorhanden sind. Leipzig gebe die Uebclstände selbst zu und sei auch bestrebt gewesen, denselben abzichclfcn, namentlich in den letzten Jahren. Aber cs hätte doch von Seiten der Stadt in dieser Sache mit etwas mehr Energie vorgegangen werden können. Habe doch der Königs Regiernngskoinmiffar bei Beratbnng einer ähn lichen Petition im vorigen Landtag in der Ersten Kammer ge äußert, cs widerspreche der Wahrheit, wenn man behaupten wollte, daß Leipzig sich in der Behebung der Schwiertzzkeiten überstürzt hätte. Auch der Bericht gebe zu, daß man der Sache energischer hätte näher treten können. Die preußische Regierung beabsichtige, dafcrn sich die Klage der Gemeinden unterhalb Böhlitz-Ehrenberg wiederholen, energisch vorzugehen. Er hoffe aber, daß cs nicht erst eines Druckes von anderer Seite bedürfe. Tie letzten Jahre seien wasserreiche Jahre gewesen, in denen sich die vorhandenen Ucbelständc nicht so fühlbar gemacht hätten. Auf wasserreiche Jahre folgten erfahrnngsmäßig wasserarme, und da möchte er für das, was geschehen könnte, keine Verantwortung übernehmen. Abg. E r ü w e l l - Annaberg empfiehlt der Regierung, ein recht wachsames Auge daraus zu haben, daß Leipzig Alles answcndct, die Uebclstände zu beseitigen oder doch wenigstens bedeutend zu mildern. Abg. G o ld sie in-Zwickau lsoz.) bezeichnet den Vorschlag der Deputation als ein Pcgräbniß 1. Klasse. Die Regierung sei ebenso wie der Landtag davon überzeugt, daß hier die größten Nnzntcäalichkeiten varlägcn, aber cs geschehe nichts. Eine so reiche Stadt wie Leipzig müßte doch ans sich hccansgchen »nd dieic schmutzige Wäsche beseitigen. Hier, Ivo ein Truck des Staates nothwendig sei, sei der Staat nicht zu Hause. Ec empfehle dringend die Einsetzung einer stän dischen Tcpntaiivn zur Kvntrole. Nur müsse dieselbe nicht im Winter, sondern im Sommer Prüfungen an Ort und Stelle vor nehmen, wenn es stinkt, und nicht aus Landwirthe» destehcn, die an den Geruch gewöhnt seien. (Ordnungsruf.) Wenn der Staat aber saae. er könne Leipzig nicht zwingen, so höre doch Alles aus. Abg. Niethammer empfiehlt der Regierung dringend, ins besondere den große» Städten zur Beseitigung ihrer Fäkalien da durch zur Hilfe zu komme», daß man dieselben ans der Eisenbahn gegen ganz geringe Frachten weit ins Land hincinfnhrc und damit auch der Landwirthschast einen Dienst erweise. Abg. Müller- Leipzig erklärt die gegen Leipzig gerichteten Angriffe für ungerechtfertigt. Leipzig wisse schon lange, dag die Kläranlagen ungenügende seien und suche bereits nach einem geeigneten Platze für eine Ncuanlage. Eine so wichtige und schwierige Sache lasse sich aber nicht über Nacht lösen. Leipzig habe auch nicht allein^ die Schuld an diesen Verhältnissen, sondern es würden schon ober halb Leipzigs Abwässer zugeführt, die das Wasser trübten. An Geld für sanitäre Zwecke fehle es in Leipzig nicht. Man verhalte sich nur gegen Rieselfelder ablehnend, wcrl die Frage der Zweck mäßigkeit eine strittige sei. In Berlin habe man keine guten Er fahrungen damit gemacht. Hieraus wird der Tcputativnsantrag gegen 12 Stimmen angenommen. — Nächste Sitzung Mittwoch > den 13. April, 12 Uyr. — Die dicswöchcntliche Stadtverordnete nsitzung findet aus "Anlaß des Charfreitags nicht am Donnerstag, smodern bereits M ittwoch Abend statt. — In einer zahlreich besuchte» Sitzung des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvercins, welcher auch mehrere Abgeord nete beider Ständckammern beiwohnten, hielt Herr Obcrbaurath Waldow am 4 d. Ni. einen fesselnden Vortrag über die Frage desNcubaucsdesStändehaiises und dcrBrühl'schen Terrasse, wie sie durch die vorliegenden Wallot'schen Pläne gegenwärtig das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt. Redner schilderte an der Hand einer größeren Anzahl ausgestellter Pläne zunächst die geschichtliche Entwickelung der Bauplammaen des lehigen Laiidtagsncbäudes. die verschiedenen für dessen Um- und Erweiterungsbau bereits vergeblich unternommenen Versuche und ging schließlich auf die Entschließungen der Regierung ein, welche dazu führten, unter Ankauf des Brühl'schen Palais an der Aiiailstusstraße in diesem und durch einen Anbau aus dem Schloß- Platze ein neues, allen Bedürfnissen entsprechendes Stäiidchaus zu schassen, das geeignet sein sollte, neben der berühmten katholischen Hofkirchc und dem Königlichen Schlosse das reizvolle Stadtbild noch zn erhöhen. Mit der Bearbeitung dieses Projekts wurde Herr Geheimer Baiirnth Professor Dr. Wallot beauftragt, dessen ausführliche Entwürfe zunächst darlcgtcn, daß wegen der großen baulichen Mängel an einen Umbau beziehentlich an eine Benutz ung des alten Palais nicht zu denken sei. Das seitens der Stadt- qcmcinde Dresden durch den Antrag auf Ankans der an das Brühl'sche Palais anstoßenden Häuser der Brühl'schen Gasse sodann bekundete Interesse an dieser Baufrage führte bei der hierdurch erreichten wesentlichen Vergrößerung des Bauplatzes zu dem Wunsche, auch die Diensträume der Oberrechnungskammer mit unterziibrinacii, ein Versuch, dem Wallot durch ein bezügliches durch ein Modell illifftrirtes Projekt zwar gerecht wurde, das aber wegen der niwerhältnißmäßig großen Mächtigkeit des Baues nicht den Beifall der ersten Stäiivekammer fand, welche deshalb die Regiemna um Ausschreibung einer Konkurrenz ersuchte. Man Ratte hierbei übersehen, daß nicht dem Künstler, sondeni dem Bau- Programm die Schuld an dem nicht befriedigenden Entwürfe bei- zumeffen war! Redner schilderte hierauf das einmüthige Eintreten der gelammten Dresdner Architektenschaft für Wallot, beschrieb die Bedeutung des mit der Brühl'schen Terrasse verbundenen Städtebildes und ging sodann auf den Gurlitt'schen Vortrag ein. in welchem dargelegt wurde, daß eine Verkürzung der Terrasse nicht für ein Unglück angesehen werden könne, wenn sich die Er bauung des Alten und Erfordernisse der Gegenwart — wie hier — harmonisch vereinigen ließen. Da sich aber die Bürgerschaft Dresden- trotz so mannigfacher Beweise unserer Altvorderen nicht so leicht hiervon werde überzeugen lassen, habe Gmlitt eine Ver rückung der Terrassentreppe und in Verbindung damit die Ein ziehung, des TerrassengäßchenS und Durchführung einer Uferstraße vis nach Hotel Bellevue empfohlen. — Dip westere Llävmg oÜ' das erste: unter Beibehaltung des TerraffengSkchens mid ohne Verbreiterung der Augustusskaße (also vollständig innerhalb des staatsfiskalischeii Platzes): das zweite: unter Benutzung des Areals des Terrassengäßchens und Verbreiterung der Auauslus- straße um 3 Nieter und schließlich das dritte: unter Inanspruch nahme eines weiteren FlächenstreifenS von 8 Meter bis auf die Vorderflucht des alten Akademie-, jetzigen Bibliothekgcbäudcs. Diese in der unglaublich kurzen Zeit von kaum zwei Monaten bewältigte Arbeit habe Wallot in genialster Weise gelöst und nur bezüglich des Projekts 3 eine Abweichung herbeiaesuhrt insofern, als er die Brühl'sche Terrasse in der von Gurlitt vorgeschlagenm Weise als Sockel für das neue Gebäude in Verbindung gebracht habe. Redner ging auf die Schilderung der einzelnen Pwsekie des Näheren ein, bezeichnete das Projekt 3 als bas künstlerisch vollendetste und begründete auch noch ganz besonders für diese» Projekt die Nothwenbigkeit der Freilegung des Bauwerks an der Nordseitc unter Zurückrückung der Terrassentreppe, wie es die von ihm entworfene, aus Grund naturgetreuer Ausnahmen hcrgestellie und ausgestellte Ansicht vom 4. Pfeiler der Elbbrücke aus ver anschauliche. Rur mit der völligen Freilegung der Nordam'ich: des in das Städtebitd so trefflich sich cinfüaenden Monumental baues, welcher dadurch in seiner ganzen Schönheit zur vollen Geltung komme, sei die Erhaltung der vom Schloßplatz nach dem Clbguai führenden Fahrstraße denkbar, würden für das ohnehin schon theure Projekt 3 und in weiterem Verfolg der von der Stadt angeregten Planungen durch Anlegung der Uferstraße Kolten- auswände erspart bleiben, für welche die Regierung kaum den Muth finden dürfte^ solche bei den Ständen zu beantragen. In ausführlicher Weise ichließlich noch aus den geringen Werth des vorderen Thciles der Brühl'schen Terrasse eingehend, schilderte Redner in Uebereinstimmung mit den Ansichten Gurlitt s, wie übertrieben (?) die Sorge der Dresdner Bürgerschaft um da» künftige Stadtbild bei Verkürzung der Terrasse sei, wie sehr un günstig gegenwärtig der sogenannte „Buckel" gerade am vorderen Theil derselben die Aussicht beeinträchtige und wie eben nur die Gewohnheit, nicht aber ein wirkliches Bedürfnis; für Erhaltung dieses Theils spräche und daß die für Dresden mit Recht so hoch und werth gehaltene (!) Terrasse erst dort beginne, wo das Auge ungehindert die tausendfältigen Reize betrachten könne, mit welcher Natur und Kunst die Ufer der Elbe so reich gesegnet habe. — An diese hochinteressanten Darlegungen knüpfte sich noch eine lebhafte Debatte, an welcher sich außer dem Borsitzenden Herrn Bamaih Pros. Dr. Ulbricht die Herren Bauinsbektor Böhm, Gebeimmth Köpkc, sowie die Landtagsabgeordneten Seim. Steiger, Rosw-kn, Behrens und Kellner betheiligten und ihre Befriedigung über die gemachten Vorschläge rum Ausdruck brachten. Es wurde allgemein die Bitte ausgesprochen, daß der Vortrag durch Drucklegung weiteren Kreisen zugänglich gemacht würde, um damit zur Klärung der viclbewcgendeii Fragen wesentlich bcizntragen. — Die vorgestrige Sitzung des A ltcrthnnisvcreins. in welcher Sc. Königl. Hoheit der Prinz Georg den Vorsitz führte, cröffnete Herr Höfrath Dr. Erbstein mit einem Nachmi an die im Laufe des'Vercinsjahrcs 1897/98 verstorbenen Mnglicdcr: unter ihnen befindet sich Oberst a. D. Peters, der dem Verein ununterbrochen seit dem Jahre 1840 angehört hat. Nach Am- nähme verschiedener Mitglieder, Erledigung der Registrondcn-Cüu gängc und Ernennung der Herren Gcneralmajar Bartck» und Hoi- nhrmachcr Weiße zu Revisoren der Vereiusrechnung wurde be schlossen, am 4- Juni einen Ausflug nach Rochlitz und Wcchielburg u unternehmen. Hieran? hielt Herr Direktvrial-Aisistent Tr. sterling einen Vortrag über „Die Vorläufer des i a ch s i i ch c u Porzellans". Während die Porzellanfabrikcn zn Seines, Wien, höchst, Fnrsteiiberg u. A bereits eingehende Darstellungen ihrer Geschichte besitzen, entbehrt die älteste und wichtigste Porzellainabrit Europas, Meißen, einer solchen bisher nocF gänzlich: mir mehrere Einzelimtersuchnngcn <von Äöhmert, v. -scodlitz n A) liegen vor. llm diesem in weiten Kreisen empfundenen Bedürfnis; ob- znhelse», hat sich kürzlich in Dresden ein Komitee gebildet, de» sich die Ausgabe gestellt bat, ein möglichst authentisches Werk über Meißner Porzellan hcrauszngcben: das Königl. Fiuaiizmnnsicnum hat dem Unternehmen bereitwilligst seine Unterstützung zugesührrt. Dem Vortragenden, der bereits seit Jahren eingehende Subien über den Gegenstand gemacht bat, ist die Herstellung des eenes und die Beschaffung der Illustrationen übertragen worden. Rcbiicr gab am Schluß seiner interessanten Anssührniigen einen Ueberbtick iiber die Fabriken, die sich mit der Nachahmung des Völtgcr- Porzcllans befassen; solche Fabriken befinden sich in Holland, i» Plaue a. d. Havel, Banreuth, Hnbertnsburg (1770 , in Böhmen, in Döhlen: noch vor 20 Jahren sind in Kamen; und Lschatz Arbeiten hergestellt worden, die vielfach als Böttger-Porzellan inr Handel gehen. — In einer Versammlung des Rechtsschutzbereins nic Fr ancn sprach am Montag Nachmittag im Vcreinslotale (kleiner Laal bei Meinhold s) Frau A. Weisscr ans Denken über „Die Dienstbotenfragc". Davon ausgehend, daß durch unzufriedene Dienstboten die Herrschaften verklatscht und die intern sten Vorgänge des Hauses unter die Leute gebracht werden, bc- zcichnete die Redncrin eine gute Behandlung der Dienstboten als die erste Pflicht einer Hansstau. Nur durch Herbeiführung eines Jdcalzustandcs zwischen Herrschaft und Dienstmädchen könne das herrschaftliche Zetergeschrei und der Diciistbotcnklatsch aus der Welt geschafft werden. Die gebildete Frau habe kein Recht, aus die bienenden Frauen hcrabzusehen, und gerade weil sic besser gestellt als jene, sei cs ihre Pflicht, sich der dienenden aiiznnehmcn, sie zu schützen und ihr zu helfen. An einen absoluten Umsturz sei ja nicht zu denken, aber der alte Zolls müsse abgeschasst werden. Durch Strenge werde das Dienstmädchen nur zum Trotz gereizt, während, wenn mau ihm Vertrauen entgcgenbringc und eine humane Behandlung angedeihcn lasse, es eine Ehre darin suchen werde, dieses Vertrauen auch wirklich zu verdienen. Namentlich sei der erste Dienst eines Mädchens maßgebend für deisen ganzes Leben, und eine einsichtsvolle Frau könne hier viel Gutes wirken. Tic Lvhnstogs spiele heute bei dem Dienstmädchen namentlich in Sachsen, eine neben sächliche Rolle, eS sei schon zufrieden, wenn cs satt zu essen bekomme mrd eine gute Behandlung erfahre. Aber gerade damit sehe cs m vielen Fällen äußerst erbärmlich aus. Liege schlechter Geschäftsgang zu Grunde, so solle man sich kein Dienstmädchen halten, denn cs sei nicht mehr als recht und billig, das Mädchen, das der Herr schaft die Arbeit mache, auch gut zu beköstigen und es nicht, wie es wohl häufig geschehe, mit Resten abzuspeisen, uni die Kosten des Haushalts nach Möglichkeit zn verringern. An zwei Beispielen aus ihrer eigenen Erfahrung bez. Beobachtung erläuterte die Vor tragende. wrc die Frau mit ihrem Mädchen umgehen solle und wie nicht. Die Erziehung des letzteren durch die Mutter sei nicht immer eine einwandsfrcic. die Versuchung, die au das Mädchen herantretc, eine große, und darum das sittliche Verhalten desselben von besonderer Bedeutung-, Hier müsse eben die gute Behandlung, die weltliche Seelsorge einsctzen. Der Ausspruch, daß die Herr schaft selbst Schuld trage, wenn das Dienstmädchen nichts tauge, sei ganz berechtigt. Man könne die Herrschaften in drei Klassen theilen: 1. die Herrschaft der oberen Zehntausend, 2. das gebildete, gut situirte Bürgerthum und 3. den Geschäftsmann. Das Dienst mädchen der oberen Zehntausend empfange hohen Loh», eriitire aber sonst nicht für die Herrschaft. Es führe meist ein Hcrreincben und sehne sich, wenn es sich später einmal vcrhcirathe, wohl in vielen Fällen zu den Fleischtöpfen Egyptens zurück. Am unerträg lichsten gestalte sich der Dienst eines Mädchens bezüglich der Be handlung bei Geschäftsleuten, am erträglichsten und besten bei dem gutsituirten Vürgerstandc. Die Frage, was zu thun sei, um das Dienstmädchen gegen schlechte Behandlung zu schützen, beant wortete, die Vortragende dahin, daß gerechte Auskunftsburcaus er richtet werden müßten in denen das Mädchen über die Herrschaft, bei der es in Dienst treten solle, volle Aufklärung erhalten könnte. Ein schwarzes Brett fiir Herrschaften zur Orienlirung des Mädchens weche, wie ein Vehmgericht, seine Wirkung nicht ver sagen. Die Vortragende schloß mit der Mahnung: .Aasten Sie uns gut und menschenfreundlich gegen unsere Dienstmädchen sein und auch unsere Kinder dazu a,chatten. Edel fei der Mensch, hilf reich und gut!" I» der hieran sich anschließenden Diskussion pflichtete man den Ausführungen der Vortragenden allenthalben bei, nur die in Vorschlag gebrachte Errichtung von Auskunfts bureaus und das „schwarze Brett" wurden als sehr bedenkliche Ein richtungen bezeichnet, weil sie der Verleumdung Thür und Thor öffnen wnrden- --Der Dresdner Rennverein eröffnet am Oster- mvntaa auf.seiner herrlich angelegten Renichahn tn Seidnitz seine diesjährigen Ren ne,n> Zum gewohnten Erfolge desselben scheinen sich auch diesmal wieder alle äußeren Faktoren zu ver einigen : dos Geläuf der Bahn wie alle technischen Einrichtungen buchen sich in vorMttchstrfn Maride und uMchabH der Mch-