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^.oieur Lei sch« er die nätiae« GrlSul^ Luden sich vier «rohe Daurpfkeffel. teil» ,um vier Dynamo-Mafchinen für Beleuchtung»- und »ecke, teil» zur Dampserzeugung für die Nieder- -0««Vche^ung. di« sämtliche Räum« tauch die Zellen) er- »t. Sämtliche Maschinen stamm»» von heimischen Firmen: äe Dampsmaschlnen von der Uebtgauer Maschinenfabrik und Schiffswerft. die Dynamomaschinen vom Sachsenwerk-Nieder- fedirtz. Der gesamt« Gebäudekompler ist von einer Meter hichen Mauer umschlossen: drei geräumige Höfe (einer für weibliche, zwei für männliche Gefangene) bieten Gelegenheit zu einem zeitweiligen Ergehen der Sträflinge im Freien. Unter dem Eindruck, «ine im Innern wie im Aeuheren wahrhaft großartige und imposante bauliche Neuschöpfung kennen gelernt zu habe», schieden die Exkursionsteilnehmer von der neuen Ge- fangenenanstalt. um den Rest de» TogeS im Etablissement »Bergkeller bei Konzert und Tan» gesellig zu verbringen. — Auf dem Bauplätze de» neuen Rathauses lenkt gegen- «rüst «S die Turmmauern ^ ^ ,, erreicht. Das Gerüst wird wieder melwere Etagen aufweisen: das zur Ver wendung kommende Holzmaterial ist von vorzüglicher Be- schaffenyeit. Da» erste Drittel de» Bauwerkes, dessen Ge- samthöhe auf 100 Mter bemessen ist. läßt bereits erkennen, das; es trotz der Näh« des Kleuzturms von imposanter Wirkung sein w>rd. Bei einer Besichtigung vom nahen Georgplatz aus ivird dies dem Beschauer besonders bemerkbar. Die Um- fassungsmauern des gewaltigen Gebäudes wachsen ebenfalls langsam, aber stetig empor. An der mit Geschäftsräumen ver- sehenen Kreuz st raßen-Seite werden bereits die Fensteröffnungen des ersten Obergeschosses sichtbare Der Mittelbau dieser Front springt um e;n Geringes vor und ist durch vier Doppelsäulenstellungen ausgezeichnet. Ueber ihnen sind kleine Podeste angebracht, aus denen der Figurenschniuck Platz finden soll. Auf der Seite der Gewandhaus- strahe, deren repräsentativer Charakter eine besondere Aus- stattung verlangt, sind gleichfalls erhebliche Fortschritte zu ver zeichnen. Der Wandelgang mit dem Säulenvorbau, der den Balkon zu tragen bestimmt ist und später reichen figürlichen Schmuck erhält, ist von vorteilhafter Wirkung. Auch hier ist mit dem Ausbau des ersten Obergeschosses vorgegangeu worden. Am weitesten zurück ist man noch'an der Ringstraßen- Front, die allerdings auch infolge der schwierigen Gründungs, arbeiten zuletzt in Angriff genommen werden konnte. Die Ausmauerung der Hoffeiten wird aufs eifrigste betrieben, um noch vor Eintritt des Winters das Werk nach Möglichkeit zu fördern. — Um dem Publikum die Möglichkeit zu gewähren, in dringenden Fällen Einschreibsendungen und gewöhn liche Paket« auch mit solchen PostbesörderunaS-Gelegenheiten zur Absenkung zu bringe», die außeiholb oder kurz nach Beginn der für den Verkehr am Postschalter festgesetzten Tltnslstunden sich darbiete», besieht die Einrichtnng. daß derartige Sendungen, soweit die örtlichen Verhältnisse e» gestatten, bei den Postanstalten außerhalb der P ostschalter-Dienstsiunden ein- geliesert werden können Die näheren Bestimmungen hierüber enthalten die bet de» Postanstalten auSdänaenden Poslberichte. Für jede Sendung ist eine besondere EinlieferungSaebühr von 30 Pfennigen im voraus zu entrichten. — Gustav A d olf-F e st s P i el. Außer zahlreichen größere» und kleineren Vereinen haben sich auch die Leiter industrieller Unternehmungen für ihr Personal in bedeutender Anzahl um die Bewilligung der ermäßigten Eintrittspreise beworben. Da jedoch die Bcarbeituna der Anträge und das Sortieren und Verpacken der Einlaßkarten einen auß-erordent- lichen Aufwand an Mühe verursacht, so ist es unbedingt er forderlich, daß die Gesuch« um Zubilligung der ermäßigten Preise mindestens vier Tage vor der gewünschten Ausführung beim Vorsitzenden, Herrn Pastor Lic. Tr, Kühn, Luther- Platz 5. vorliegen. Zur Vereinfachung der Geschäftsabwicklung ist es sehr erwünscht, daß die Geldbeträge gleichzeitig an Herrn Kirchner Kegel ebendaselbst abgeführt werden. Zu der auf vielseitigen Wunsch am Sonnabend, den 29. September, ein- geschalteten Aufführung können noch zahlreiche Einlaßkarten abgegeben werden. — Mitte Oktober bält der Vorstand des W e t t i n s ch ü tz e »- bund « S und der Ausschuß der W e t t i»j u b t l ä u m S sti s t u » g der Schützenvereine Sachsen» in Dresden eine Sitzung ab. Es ist erwünscht, daß Anträge aus Schützrukreisen, etwaige Beitritts erklärungen oder Gesuche um Unterstützungen aus der Stiftung rechtzeitig dazu bei dem Bundesvorstand angebracht werde». — Der Allgemeine Turnverein zu Dresden hält am 7. Oktober in der Vereinshalle sein Herbstfest ab. — Der nachts gegen 12 Uhr in Chemnitz - HilberSdorf fällige Zwickauer Gnterzug ist in vergangener Nacht auf dem Cbemnitzer Hauptbahn Hofe infolge unrichli aer Weichcnstellniig i» ei» Nebengleis gefahren und dort mit einem beladene» vierachsigcn Plattsormwageii zni a m m e n g e st o ß e». Hierbei emgiersie letzterer, außerdem wurde noch ein Bamvagen uin'.cwoffe» und zertrümmert, Zum Glück ist bei dem Uiiiall niemand zu Schaden gekommen, auch war der Betrieb nicht gestört. — Der früher im Sanatorium von Dr. Labmann, Weißer Hirsch, als Chefarzt tätig gewesene Arzt Herr Dr Loebell beabsichtigt, in Bühlau ei» Sanatorium zu errichten. — In Wurzen wird seit Sonntag früh der 62 Jahre alte Kaufmann Carl Siegmund Eckhardt vermißt. Auf die Ermittlung und Auffindung des Genannten ist eine Belohnung von 300 Mark ausgcsetzt worden. — Schwurgericht. Gegen den 1886 in Dresden geborene» Fabrikarbeiter und Stall'chlvelzer Willy Karl Perm Ich wird wegen versuchten Straßenraubes und gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Dem Angeklagte» steht als Verteidiger RechtSanwalt Heymann zur Seite. Als Vertreter der Anklage fungiert Staatsanwalt Dr. Wülsten. Bermtch ist wieder holt vorbestraft und wurde erst am 28. Juli d, I. in Döbel» zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Im Herbst v. I. diente er in Mulchau bei LeiSnia. dort machte er sich einer strafbaren Handlung schuldig und suchte unter Hinterlassung seiner Legitima- twnSpapIere das Wette, um angeblich nach der Schweiz zu gehen. Dazu waren aber neue Papiere erforderlich. Am 19. November traf der Angeklagte in einem hiesigen Gasthofe mit dem Stall- schweizrr Konstantin zusammen und erbot sich, diesem elne gut bezahlte Stellnira — eben die in Mnschau — zu besorgen. De, neue Freund müsse aber sofort mit dorthin fahren. Unterwegs hoffte B. eine Gelegenheit zu finden, dem anderen die Papiere abjinrehmen. Er ahnte freilich nicht. daß Konstantin auch 300 Mk. Bnrgelv und zwei Sparkassenbücher über 260 Mk. bei sich trug. Am 20. November radelten beide von Dresden über Meißen nach Zehren. Hier schlug Bermich plötzlich Kreuz- »nd Ouerwegr über das freie Feld ein. angeblich, weil er de» Weg nickt kannte, und verschlrpvtc den Konstantin in einen Steinbruch B sprang plötzlich von; Rade, ergriff einen faustgroßen Stein und warf ihn dem anderen von hinten an den Kopf. Konstantin fragte erstaunt, was da» zu bedeuten habe, worauf der Straßenränder erwiderte: „Ach, das wird wohl eine Jlinteiikngel gewesen sein! Ich bin hier auch schon angefallen worden." Nichts Gutes ahnend, zog der Angefallene das Taschenmesser und bedeutete dein Gegner: .Wenn Du nicht gehst, steche ich Dir das Messer in den Leib I" Äernilch war ans solch' energischen Widerstand nicht ge faßt und schlug sich seitwärts in dir Büsche. Konstantin radelte nach Dresden zurück, ließ die stark blutende Kopfwunde verbinden und forschte in dem Gasihofe, wo er am Tage vorher mit B zn- sanmieugetroffen war, nack den Personalien des Räubers. Dieser hotte sich jedoch unter falschem Namen in das Fremdenbuch ein getragen »nd wurde erst geraume Zeit später in Berlin bei Ver übung anderer Straftaten festgeiwmmen, Bermich wird unter Elnrechnung der ihm zuletzt auferlegten Gefängntsstrafe von 1 Jahr 3 Monaten zu insgesamt 2 Jahren 3 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. schäften" verbundenen Organisationen treten bedauerlicherweise immer bewnßier Tendenzen hervor, die diese Organisationen in den Dienst der anarckaffoziallstllchen, die drntschr Sozialdemo kratie geflissentlich bekämpfenden Bewegung stellet, und die elne anarchistische Agilallon gegen die Partei so,dem wollen. Da durch dieses Treibe» auch dir Äusbrritung der Gerne,kschaftS- Organisationen aus» schwerste geschädigt wird, erklärt der Parteitag: Die anarcho sozialtsttschen Bestrebungen, wie sie in den lokal organisierten Gewkitschafle» sich geltend machen, sind unvereinbar mit de» Zielen und Interessen der Sozialdemokratie. Die Partei presse hat daher die Pflicht, die airarcho-sozialistlsche Bewegung auf das entschledenste zu bekämpfen und die Partei-Organisationen baden die Ausgabe, Personen, die für diese anarcho-sozia- ltsttschen Bestrebungen eintretrn und für sie agiliere», soweit diese Personen Parteigenossen sind, aus ihren Reihe» a»Szn- schließen. Diejenige» Parteigenossen, die i» den „Freien Gewerk schäften" organisiert sind, ersucht die Parteileitung in Ueberein stimmung mit der Resolution des Lübecker Parteitages, sich den zentralorganisierte» Gewerkschaften ciinuschlteßcn." Ferner ist von Adolf Braun-Nürnberg und 19 Genossen ei» Verbessern ngs- antrag zur Resolution Vebel - Legten in Sachen des " ' lk ' - - - Massenstreiks eiiigräaiigl 'der Mast ,e» : „Der Parteitag verharrt in der lieber- zeiigung, daß der Massenstreik ei» wichtiges, und unter Voraus setzungen, z» denen die Reaktion führe» kann, uneutbehrliches Kamptnitttel nickt nur der politischen sondern auch der gewerk schaftliche» Arbeiterbewegung ist." Während Ledebour Berlin das Wort ergreift, entsteht Plötzlich im Saale eine lebhafte Bewegung Fast die Hälfte der Delegierte» erbebt sich und begibt sich in lange», Zuge unter Führung BebelS tn ein besonderes Zimmer des Rosengartens. Es handelt sich offenbar um eine vertrauliche Besprechn » a der vorliegenden Resolutionen. Auf der anderen Seite des Saales stehen die von Elm, Legten, Bömclbnrg, Schmidt i„I eifrigem Gespräch. Die Kapitols retterinuen Rosa Luxemburg und Zietz, die »ach wie vor ihren radikalen Standpunkt vertreten, bcsinden sich plötzlich allein. Aus der langen Debatte sind insbelondere die Ausführungen des Geweikschastslevisionisten RkichstagSabgcordiirlcn Bvmelbnrg Vorsitzenden des Zentialverbandes de» Monier, bcivvrznheben Klcnhkit herrsch, heute »ach meiner Auffassung über die Amvendnng des politische» Massenstreiks. Partei „nd Gewerkschaften sind der Meinung, daß. wenn die herrschende» Klasse» den Versuch »nache» wollte», das Wahlrecht oder das Koalitivnsrecht anzuiaslen oder wenn Stimmung in den Massen vorhanden sei» sollte, zu drin Abw'h,mittel des politische» Massenstreiks zu greisen ist. MeittuiigSnerschievkilheite» konnke» bis heute noch darüber be stehen, ob man de» Massenstreik auch als Angriffsmittel aiiwende» solle. Genosse Znbcil bat mir gestern vorgeworsen, das; ich die Wahlrecbtsbewegnng in Preußen verhöhnt habe. Er hat damit etwas gesagt, was nicht der Wahrheit entspricht. (Sehr wahr!) Ich setze voraus, daß Zabeil hier an derselben Stelle seine Behauptung zurückiiimmt. Ich glaube, er hat das Protokoll nicht gelesen, oder, wenn er es gelesen haben sollte, so hat er es nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Es darf nicht wieder Vorkommen, daß Protokolle »nserer Verhandlungen veröffent licht werde». Das köniile für die Arbeiterbewegung gefähr lich werde» Allerdings war es noiwerrdig rnr Jnleiesse der Partei und Gewerkkchasteii und uni einer Legenden- bildniig vorzubeiige». daß das Protokoll veröffentlicht wurde. (Lebhafte Bravorufe von „llen Seiten.) Nur mit den Umstände», unter denen die Veröffentlichung geschah, bin ich nicht einverstanden. Noch niemals war ein solche, W i r r w a r r vor handen. wie nach Iena. So viele Redner und Versammlungen, so viele verschiedene Meinungen über den politischen Massenstreik. Tie eine» wollten ihn für dies, die andern für jenes anwenden. — Präsident Singer: Die Redezeit Bömelbnrgs ist abgelanfen Nachdem aber gestern drin Vertreter des ÄbäiidernngS- antrages Kautsky die Redezeit verlängert wurde, halte ich es für billig, daß nun auch ein Vertreter der Gewerkschaften länger sprechen darf. — B ö m e l b u rg (sortsahrend): De» Nnkl.irheilen muß ein Ende gemacht werden. Deshalb stimmen Sie den Anträge» Bebel und Legion zu. Kautsky will die Gewerkschaften mit sozialistischem Geiste drirchlränken. Genosse KantSky. Ihre Wünsche begegne» sich mit den unsere» tKautsky ruft: Bravo!>. Ich habe stets i» diesem Sinne gearbeitet, aber Kauisv verleimt die Verhältnisse, wenn er glaubt, m>t seinem Antrag dieses Zi>l erreiche» zu könne». Ich soll ja das Karnickel gewesen lein, welches den Anlrag Kautsky veranlaßt bat. Redner gibt »». daß er sich in Jena etwas unklar ansgedrückt habe. Er boffe. da r diele Auseinandersetzung die Ruhe bringen werde, unter der sich Partei und Gewerkschaften zu einer gewaltigen Macht entwickeln können. (Lebhafter Beifall.) Auf dem sozialdemokratische» Parteitage in Mannheim wurde gestern tn der Besprechung de» tischen Massenstreik» fortgrfahrrn Es ^1 eine weitere Resolution des DarteivorstandeS und der Kontroll kommission in Sachen der freien Gewerkschaften rtnge- Mmgea: .In de« tu der .Freien Vereinigung deutscher Gewerk- TageSgeichichte. Ueber die Fleischtcuerung schreibt die „Deutsche Volkswirisch. Äorresp": „War m einer anscheinend offiziösen Auslassung des preußischen Landwirt- schastsministeriums bestritten worden, daß die Steigerung de: Flcischprcise aus unzureichende Viehproduktion in Deutschland zurückzusü'hren sei, so hat umgekehrt die bayrische Regierung — und zwar, wie cS scheint, ans Grund sorgfältiger Ermittlungen — festgestcllt, daß die Produktion von brauchbarem Schlacht vieh eher zurückgehe als im Steigen begriffen fei. Beide Er- klärungen enthalten offenbar einen Widerspruch denn wenn die Vielxproduklion gar zurückgegangen sein sollte, so wird man sie ganz gewiß als ungenügend bezeichnen müssen. Di« beiden setzten Ernten sowohl an Wiesenheu, Klee, Luzerne u. a.. als auch an Hackfrüchten ließen aber gerade erwarten, daß die Vieh- prodnktion einen außerordentlichen Aufschwung nehmen und mit dem Anwachsen der Bevölkerung mindestens Schritt halten werde. Diese Erwartungen wurden getäuscht, und man würde sich auch einem unler .Umständen verhängnisvollen Irrtum yingeben, wenn man annehmen wollte, daß eine genügende Vichprvduktion imJnlande bald wieder normale Preise schaffen könnte. Die bayrische Regierung schließt ihre Erklärung ganz offenherzig mit den Worten, daß die „A u s s i ch t e n a u f d e n Rückgang der Preise vorläufig immer noch gering" seien, eine Auffassung, der auch von preußischer Seite nirgends widersprochen worden ist. Selbst eine Aüfmärtsbctvequng der industriellen Hochkonjunktur, die ja bekanntlich preußiicherseits als die Hauplursache der starken VcrbrauchSzunahme angesehen wird, dürfte die normale Fleischversorgung des deutschen Volkes noch nicht sicberstellen, denn die Bevölkerung nimmt auch in ungünstigen Wirtschaistsicchren erheblich zu, und überdies ist erfreulicherweise ein Niedergang des Wirtschaftslebens in naher Zeit auch wohl nicht zu erwarten. Jedenfalls wäre cs ein überaus sMvacher Trost, wenn man die unter den jetzigen hohen Preisen ichwer belastete Bevölkerung auf irgend eine ungewisse Zukunst vertrösten wollte. Die schon seit 1^» Jahren an haltende Flciicbleuernng wird nicht nur von de» Arbeitern, sondern mindestens in gleichem Maße von dem Mittelstände, worunter wir die Einkommen bis etwa 8000 Mart begreifen können, sehr stark empfunden. Die Arbeiter werden durch die Fleischteuernng vielfach deshalb weniger berührt, weil die aussteigenden Löhne dafür ein Äeauivalent bieten. Ter kleine Mittel st and ist durch Sic Verhältnisse gezwungen, seine Lebenshaltung kcrabzusetzen, weil bei gleichbleibenden Ein nahmen die Ausgaben fortgesetzt steigen. Diesem Umstande 'ollten alle diejenigen, welche an hervorragender Stelle aus die Fleischversorgung der Bevölkerung bedacht sein müßten, Rech nung tragen." Zum Urteil im Breslauer Krawallprozrß schreibt die „Deutsche Tagesztg.": „Man wird nicht behaupte» können, daß die Strafen allzu hoch seien: im Gegenteil, die Richter scheinen so mild gewesen «u sein, wie es nur möglich war. Ob unter den Bestraften sich die haupffächlichcn Schuldigen befinden, kann freilich ziwcffellstfft sein. Die Anreger solcher Zusammenrottungen pflegen fick, che es ernst wird, in Sicher heit zu bringen. Es kann auch zweifelhaft sein, ob unter den Gestraften nicht mancher war. der zunächst keine bösen Absichten hegte, sondern erst durch die Entwicklung der Verhältnisse in die Stimmung hinein versetzt wurde, die zu. den Straftaten führte. D"s ist aber das Eigentümliche bei allen derartigen Zusammenrottungen und Ruhestörungen, daß zuletzt nicht mehr uiiterfchieden werden kann^ wer der Schuldige, wer der minder Schuldige und wer der Unschuldige ist. Jeder, der an Zu'ammem- rottungen und Krawallen teilnimmt. muß damit rechnen, daß er in Verhältnisse gerät, denen er nicht mehr entgehen kann und die ihn in schwere Gefahren hineinsühren. Wer es ernstlich mit dem Volke aut meint, muß daher mit aller Entschiedenheit und . immer wieder vor der Teilnahme an Straßenunruhen warnen. Der Zuschauer ist schließlich nicht von dem Mittäter »u »wter»' Ausläufe, ja beinahe um Landsriedensbrnch handelte, ist aus den Verhandlungen henvorgeganacn. Es ist aber auch aus ihnen klar geworden, daß sich die Polizei im allgemeinen korrekt und maßvoll benommen hat. Wenn sie schließlich zu energischen Maßregeln griff, so war das unbedingt notwendig: und wenn diese Maßregeln mit der erforderlichen Schärfe durchgesührt wurden, so kann man daraus weder den Schutzleuten, noch ihren Vorgesetzten einen Vorwurf machen. Der Breslauer Krawall lehrt ebenso wie die ähnlichen Vorgänge in Nürnberg, daß es Pflicht der Polizei ist, unter allen Umständen den Sl n sä n g e n z u w ehre „. Sie darf nicht ruhig zusehen, daß Zusammenrottungen entstehe» und allmählich zu gewaltigen Ausläufen werden. Je früher und je ernster sie im Anfänge eingreift, um so weniger bedauerlich werden die Folgen. Den Bestraften wird man vielleicht rein meiffchliches Mitleid nicht versagen, weil sie durch eine gewisse Presse und Agitation zu ihren Straftaten geneigt gemacht worden sind: aber sic und ihre Gesinnungsgenossen mögen aus dem Urteile die Lehre ziehen, daß eS im Deutschen Reiche zurzeit noch nicht möglich ist. die Straße zu Zusammenrottungen und Gewalt tätigkeiten zu benützen und dadurch die "öffentliche Rübe und Ordnung zu stören. Deutsches Reich. Die kaiserliche Kabinettsordre, durch die das Abschiedsgesuch des komniandierenden Generals des 2. Armee korps. General der Kavallerie v. La» aenbeck. ge nehmigt worden ist. hatte nach der „Ostsee-Ztg." folgenden Wort laut: „Ich entspreche Ihrem mir unter dem 15. September d. I. eingerelchten Gesuche um Verabschiedung, indem ich Sie hierdurch mlt der gesetzlichen Pension zur Disposition stelle. Zugleich danke ich Ihnen ans vollen, Herzen für die langjährigen ausgezeichneten Dienste, die Sie in treuester Pflichterfüllung im Kriege und ini Frieden bis i» die höchste Kvinmandostellung hinaus geleistet haben und welche ich jederzeit in gnädiger Erinnerung behalten werde. Damit Sie aber arrch weiter in dauernder Zugehörigkeit rnr Armee bleiben, stelle ich Sie hierdurch ä Irr ouits des Ulanen-Regiments Großherr og Friedrich von B a d e n (Rheinisches) Nr. 7. dessen Kommandenr Sie mehrere Jahre mit Auszeichnung gewesen sind und dessen Uniform wieder anz,siegen Ihnen gewiß Freude machen wird. Möge es Ihnen vergönnt sein, noch lange Jahre diese Ehrenstelle zu bekleiden. Neues Palais, den 2l. September 1906. ger. Wilheln," Der General, der sich in Stettin allerseits der herzlichsten Sympathien erfreut, wird seinen Ruhesitz in Wiesbaden nehmen. Eine psychologische Erklärung für die Weigerung des Her zogs von Cumberland, auf Hannover zu verzichten, will die Londoner „Truth" gäben können. Sie behauptet, daß der Herzog durch sein Versprechen an den König Georg von Hannover gebunden sei, nicht aus Hannover zu verzichten, sei eine alte Fiktion. Ter Herzog habe nur den Verkehr mit dem Ber liner Hofe sorgfältig vermieden mit Rücksicht auf daS Eiuvsinden seiner Mutter, der Königin Marie, und es sei daher unmöglich, daß zu Lebzeiten der jetzt 80jährigen Königin irgend ein Abkommen zwischen dem Herzog und der deutschen Negie rung getroffen werde. Ans de» Wandel der Zeiten und insbesondere die veränderte persönliche Stellung der Führer der einzelnen politischen Parteien in Deutschland zneinander wirft ein inter essantes Schlaglicht ein von dem Straßburger Professor Martin Spahn, dem Sohne des Abgeordneten Dr. Spahn, in seiner Biographie des verstorbenen Zentrum siührers Lieber veröffentlichter Brief, den dieser am 12. September 1897 an Bennigsen kurz vor dessen Ausscheide» aus der parlamenta rischen Wirksamkeit schrieb, um ihn von seinem Entschluß zurirck- znhalten; es heißt darin: „Was soll, ich frage nicht ans unserem Reichstage, was soll aus unserem Deutschen Reiche werden, wenn aus seinen, Vertretungskörper die vornehmsten Träger der besten Ucberlteferunge» derMchen VerfaffriiigslcbenS vor der Zeit ver schwinden und niemand sie ersetzt, wer! — sogar alles klebrige als gleichwertig vorausgesetzt — ihre Persönlichkeit niemand ersetzen kann ? Eine meiner schönsten Erinnerungen und meiner echteste» Ruhmestitel einer wird immer bleiben, daß es nnserbetder Zusammenwirken gelang, Deutschland sein einheitliches bürgerliches Recht in verhältnismäßig kurzer Zeit und sachgemäßer würdiger Ruhe zu bescheren. Es wird mir schwer, der Aussicht zu entsagen, in den bevofflebenden Kämpfen in Eiv. Exzellenz den Mann zu finden, mit dem sich auch bei anderen Fragen von ent scheidender Bedeutung über alle Pnrteiverschtedeicheit hinweg des Vaterlandes Wohl gemelirsnin wirken lasse." — Herr Lieber war sich seines Wertes bewußt. Aber iinmerhi»: er verstand auch andere zu würdigen! Jetzt sind die Zeiten anders geworden. « Ueber die Warenhaus st euerveranlagu na in Preußen 1905 gibt die „Stat. Korr." folgende Aufficllnng: In Preußen gab cs 93 Steuerpflichtige (1904 : 83, 1901: 109j mit einem Steuersoll von 2160 394 Mk. (1904: 1965 005 Mk., 1901: 3 073 905 Mk.). Hiernach ist die Anzahl der steuerpflich tigen Betriebe 1005 gegen das Vorjahr um 11 oder 13,4 v. H., das Steuer-Sollaufkommen um 195 389 Mk. oder 9,9 v. H. ge stiegen. <1904 betrug die entsprechende Steigerung bei erfiercr 12,3, bei letzterem pur 1,6 v. H. Gleichwohl blieb die Zahl der Steuerpflichtigen, wie auch der veranlagte Betrag des Jahres 1905 noch sehr erheblich hinter den Ergebnissen des ersten Veranlagungsjahrcs 1901 zurück, die Zensitcn um 14,7 und die Steuer um 29,7 v. H. Von den 1905 zur Warenbaus- steuer veranlagten 93 Betrieben entfielen nur 5 l-5,4 v. H.) mit einem Steuerbetrage von 61 750 Mk. (2,9 v. H.j auf das platte Land, und zwar drei rm Regierungsbezirke Oppeln und je einer in den Regierungsbezirken Merseburg und Trier. Am be deutendsten war die Zalst der Steucrpstichtigcn mit 14 in Berlin: chm schlossen sich die Regierungsbezirke Potsdam, Köln, Wies baden, Düsseldorf, Arnsberg und Trier mit bezw. 12, 9, 7, 7, 5 und 5 Betrieben an. während bei 16 Regicrunasbezirken die Anzahl zwischen 4 und 1 schwankte. Warenhaussteuerpflichtige Betriebe fehlten abgesehen von Hohenzollern gänzlich in den Regierungsbezirken Gumbinnen, Marienwerdcr, Köslin, Stral- suno, Brombcrg, Erfurt, Stade, Osnabrück, Äurich, Minden. Kassel und Koblenz. Tic bei weitem bedeutendsten Anteile am Gesamtauskouimen der Warenbaussteucr Irabcn das Rhein land und Berlin, nämlich bei Zugrundelegung des Soll- aufkommens am Veranlapungsortc 42,4 bezw. 21,3, bei Ver teilung der Steuer aus die in Betracht kommenden Betriebs art«: 42,2 bezw. 20,6 v. H. Bei der in Hannover stattaehabten La n d t a g S - E r sa tz - wohl für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Sattler ist Gvm- nasialdirektor Dr. Ramdohr (nat.-lib.j mit sämtlichen abge gebenen Stimmen gewählt worden. lieber unsere afrikanische Politik hielt Dr. 'K o r l Peters in einer vom Nationailibcralen Verein in Hannover einberufenen Versammlung einen Vortrag, in dem die Frage behandelt wurde, wie es möglich fei, die Kolonien z» einem wirtschaftlichen Faktor zu machen. Daß der geickäftliche Ge sichtspunkt durch die Ernennung Dernbnrgs in den Vordergrund trete, begrüßte der Redner mit Freuden, und er hoffte, da» man nun auch dazu übergehe, den Kolonien eine möglichst freie Entwicklung zu geben. Man solle die Privatinitiative fördern und nickst alles von Staats wegen machen wollen. De» Parteien erwachse die Pflicht, eine praktische liberale Wirt schaftspolitik zu vertreten. Dann würde» die Kolonien auch ein Wirtschaftsgebiet für Dciitfckstand werden, ans das cs sich stützen könne, wenn die politische und wirtichoiilichc Isolation des Reiches noch weiter sortschrcite. Tie Ausführungen fanden in der Versammlung lebhaften Widerhall. Ans Bciidsttowo wird der „Ostdeutsche» Rundschau" ge schrieben: Weil diejenige» Kinder, welche i»i Neligions- un terrimt in deutscher Sprache nicht anlworte» wollten, mit Arrest belegt wurden, versuchte man dem Lehrer Scheuner in Vendzirowo das Hans über dein Kopfe anzu - z n nde n. In der Nacht vom 18. zum 10. dieses Monats wurden die Jenstellcheiben der Wobnnng des LchrcrS zertrümmert und in das Zimmer eine mit I bis 2 Litern Petroleum gefüllte Schweins- blase geworfen. Die Blase war mit einem Sack umwickelt, der ebenfalls niit Petroleum durchgetränkt nnd angezündet war. Das Zimmer rft fast ganz ausgebrannt. Nur einem glückliche» Zufälle ist es zu verdanken, daß daS Feuer vom Lehrer gelöscht werden konnte, ehe die ganze neuerbnilte Schale ein Raub der Flammen wurde. Das brennende Petroleum entwickelte einen solchen Qualm, daß der Lehrer, obgleich er in dem Zimmer schlief, tm» vo« d« « Ist SÄ* *»»