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7V. Jahrgang. ^ 281 Dradlanlchriftr »«chrichl», »re,»,«. V»rnlpr»ck»r-Samm,lnumm»r: 2S 241 Nu» Ilir Nachlq.IprLch«: 20 011. vom l. di» 15. Juni l»2« d,i litstlich zweimalig»» JusieUun, irei Kau» l.50Mord. ° 4DLVUl)k Pvs>dezug,preis iiir Monai Juni 3 Ward ohne Poli»usI,Uung»g,biU>r. St»z«I„«»er I» PI»»»>,. Di» Anzeigen werden nach Noldmord derechnei: dt» eintoalligr 3V mm dretle Z»il« 30 Pia., iür auswiirl» 35 Plg. Somilienanzetgen und Siellengeiuch» odn» Ltnzelgen-greise.-iadai, aukerdold 20-psg.. dl, so mm drei!« Redi-mezeil» >50 Plg.. aukerdalb SOli Plg. offeriengedudr lO Plg. Nu»w. Auliriiq» gegen Dornusbezanl. Diensrag^ 1. Juni 1V28 Schriflietiung und Kauptgelchällallell, «arienliral,» 38,42. Druck u. Verlag van Uieplch » Ilelchard« in Dre.de». Paftlcheck.Aonlo 1068 Dreede». Nachdruck nur mi> deuilicher Suellennngade .Dresdner Nachr.-> luiitllig. Unveriangir SchriiillUck» werden nicht auibewodrl. I Känissvilla Oulsissns 28 I I Im uvn>g,p»ek golvgvn - - Vollkommsn mocksrnloloe« ^ecleli Ism im freien 5onntsg8: ^onlstts-lslzr ^6NS>0N8PI'6>56 sb IVIK. 9.— Äufw3t-t3 Wortbruch der Locarno-Möchte. '' Bedeutende Verstärkung -er Besahungslruppen seit -er Räumung -er ersten Zone. Völlige Verwirrung in Polen. - Die preuhische Regierung verleiöigl Körsing. - Eine Abriiskungsre-e Coolidges. Eine amtliche Denkschrisk. - Nerlin, 3l. Mai. Das N c i ch s m i n i st c r i u m sür die besetzten Gebiete bat dem Ausschuß des llicichstags, der die Bcsetzungösragcn behandelt, eine Denkschrift -»gehen Iniien. in der -um ersten Male amtliche Zahlen über die gegenwärtige Vcsatzungsstärkc in der -weiten und dritten Nhcin-one geneben werden. Rach dieser Denkschrift befanden sich am IS. November 1!>r» in der -weiten und dritten Zone rund 80 250 sremde Truppen, während sich ictlt in den beiden Zonen rund 88 vtlll Mann befinden. Damit wird nunmehr auch amtlich zugegeben. das, der Abzug der Truppe» aus diesen Zonen geringer ist. als der Zustrom, der aus der ersten Zone erfolgt ist. Von sran-östschen Truppen befanden sich in der -weiten »nd dritten Zone am lS. September 74MI Mann, während sic>' »ach de» deutschen Schätzungen setzt noch rund 72 M> Fran zosen im besetzten Gebiet befinden Die Zahl der Belgier betrug am 15. September 5245, während sie jetzt um 25M Mann gesteigert worden Ist und 7044 beträgt. Englische Truppen befanden sich am 15. September nur 47 Mann in der -weiten »nd dritten Zone, ein kleines Detachement, das bei der Inter alliierte» Rheinlandkvmmissivn in Koblenz stationiert war. Nach den deutschen Schätzungen befinden sich setzt 8155 in der -weiten und dritten Zone. Bon amtlicher englischer Seite ist die Truppenstärke sogar auf rund »lM> Mann angegeben. Rach den deutschen Feststellungen sind im gleichen Gebiet !l8N Woh nungen mehr beschlagnahmt worden. Die Belegung in Hotels ist viel stärker geworden, doch lassen sich hier genaue Angaben schwer machen. Die setzt bckanntgcworder^n Zittern beruhen ans Schätzungen. Diese Schätzungen sind aber sehr sorgfältig vorgenommen worden, und das Ergebnis kann nicht an- gezweifrlt werden. Endlich -iplomalische Schrille? Freiherr v. Langwerth beim Reichskanzler. Berlin, 21. Mai. Reichskanzler Dr. Marx hat heute den N c ich s k v m m i s s a r für die besetzten Gebiete. Frei- PilsMI schlägt die Will er sich bitten lassen? Warschau. 21. Mai. MarschaN Pilkndski hat die aus ihn rntsallenc Wahl abgclehnt mit der Begründung, in den Ziffern deo Wahlergebnisses komme »ach seiner Anssassuna nicht hin reichend der Wille -nr Säuberung -nm Ausdruck, den er vom «es», als Voraussetzung für die Annahme keiner Wahl ge fordert habe- Er hat seinerseits -ivci Kandidaten vor- gcichlagen. und -war .Hochschullehrer von Ruf. Der eine von ihnen. Prosellor Moszicki. ist Elicmikcr und wirkt als solcher in Lemberg. Er gehört -ur-eit dem Vorstände des jüngst im Haager Prozeß Polen abgcsprochenen Sttckstottwerkes tttwr-vw an. Der -weite Kandidat, Zd-iechowiki. ist Pro fessor der Philologie und wirkte vor dem Kriege in K r a k a n. Er ist ei» naher Verwandter des früheren Finan.zminisiers gleichen NamcnS und gcnicszt als RccbtSphilosvph, ins besondere wegen seiner Bücher über die Rcchtsansfassnng des Westens und Rustlands in Polen eine» grasten Ruf. Pilsudski richtete an Natas einen Brief, in dem er für die Wahl seinen Dank anSs-rieht. Leider könne er di" Wahl nicht annchme», da er -»nächst nicht einstimmig, wie im Jahre 1021, gewählt worden sei. Im übrigen wirke »och zu stark auf seine Erinnerung das tragische Geschick des Präsidenten Narutvwicz, den er das tragische Geschick des Präsidenten Rarnto w i c -. den er vor seinem schrecklichen Tode nicht habe bewahren können, lleberdies könne er ohne Arbeit nicht leben, und die gegen wärtige Versassnng entrücke dem Präsidenten die Arbeit. ES sei deohalb ein anderer Eharakter sür diesen Posten not wendig. Der MarschaN entschuldigt sich wegen der Ent täuschung. die er seinen Anhängern im Landtage »nd dem Bolle stabe bereiten müssen, und spricht die Hoffnung ans, das, imverziiglich eine andere Persönlichkeit -nm Präsidenten ge wählt werde. Weiterhin erwähnt Pilsudski in seinem Briefe, das, ihn das nm 28. d. M. ans seine unmündigen Kinder ver übte Attentat anstcrvrdentlich erschüttert und ihn in seinem Entjchlust. zu verzichten, bestärkt habe. » Warschau, 21. Mai. In den heutige» Nachmittagsstnnden hat eine Reihe Bcsprechnngcn zwischen den Führern der Linksparteien »nd Pilnidski stallgesunde». Man versuchte, um jeden Prc's Pilsndiki doch »och zu bewegen, das, er seine Erklärung, die Wahl nicht anzniiehmen, ziirückziehc. Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, soll Pilsudski einem poli- Herrn Langwcrth v. Simmern zr> einer längeren Besprechung über die Verhältnisse in den besetzten Gebieten empfangen. Der Ncichskommissar gab bei dieser Gelegenheit dem Reichs kanzler einen ganz eingehenden Bericht über die Zustände im besetzten Gebiet, insbesondere über die Ziffern, die ihm über die Truppenstärke erneut in letzter Zeit zugcgangcn sind. Daran knüpfte sich eine eingehende Erörterung. Man dürste nicht fchlgchen in der Annahme, dast Reichskanzler Marx den Bericht, den er vom Rcichskommissar Langwcrth v. Sim mern erhalten hat, zum Anlas; nehmen wird, die Verhältnisse im besetzten Gebiet mit dem Rcichsaustcnminister Dr. Strese- in ann eingehend dnrchzusprechcn. Als Ergebnis dürfte an- znschen sein, das, demnächst diplomatische Schritte in Paris, London «nd auch in Brüssel unternommen werden, «m die Entente erneut darauf hinznweisen, wie wenig die Truppen stärke, die jetzt die rheinischen Zone« belasten, mit dem sog. Locarno-Geist in Einklang zu bringen ist. . Im versklavten Deukschlan-. Schwedische Militärmnsiker und der Versailler Vertrag. Stockholm. 31. Mai. Das Musik korps der Leib garde des G ü t a - R e g i m e n t s sollte Anfang Juni an läßlich der Gcsolei-Ausstellung eine Reihe von Konzerten in Düsseldorf abhaltcn. In letzter Stunde hat sich jedoch dieser Konzertreise ein Hindernis eigener Art in den Weg gestellt, nichts Geringeres als der Versailler Vertrag, der „fremden Truppen" l!j den Aufenthalt in dem Gebiet von Düsseldorf untersagt. Obgleich die Verhandlungen über diese Konzerte bereits seit Juli v. I. geführt wurden, hat man erst vor 14 Tagen den betreffenden Paragraphen des Versailler Vertrages entdeckt. ES begann ein eifriger Telegramm- wcchsel zwischen den betreffenden Stellen »nd man war hier überzeugt, dast sich die Angelegenheit zufriedenstellend regeln werde. Als der Dirigent am gestrigen Sonntag die Pässe der Musiker visircn lasten wollte, erhielt er den Bescheid, daß aus der Reise nichts werden könne. sTU.j Präsidentschaft aus. tischen Freunde gegenüber erklärt habe», dast er sich vielleicht doch noch entschließen werde, die Wahl anznuehmen, aber dann müsse als Voraussetzung zuerst der 8 1 der polnischen Ver fassung durch die Nationalversammlung geändert werden. Die Begeisterung sür Pilsudski bei den Linksparteien ist so groß, daß eine Reihe Abgeordneter mit Koscialkowski sWnzwolenicj an der Spitze eine grostc Demonstration vor dem Scjmgcbäude veranstaltet haben. Koöcialkowski hat dabei ausgerufcn, daß die Abgeordneten zu Pilsudski gehen und ihn einfach zwingen werden, die Wahl anznnehmen. In den Kreisen Pilsndskis wird dagegen erklärt, baß der Kampf, den Pilsudski am 12. Mat gegen die Rechtsparteien begonnen habe, noch nicht beendet sei. Er glaube auch, daß er, solange die politische Lage in Polen noch nicht geklärt sei, freie Hand haben müsse, was er als Präsident nicht habe. Er wolle deshalb auf dem Posten des Präsidenten nur eine Persönlich keit wissen, die von allen parteiischen Einflüssen vollkommen frei sei. iT.-U.) Völlig ungeklilrke Lage ln Warschau. Warschan, 31. Mai. Die Lage in Warschau ist vollständig ungeklärt. Ein klares Bild wird sich erst nach den inter fraktionelle» Besprechungen, die heute abend begonnen haben und voraussichtlich bis in die frühen Morgenstunden dauern weiden ergeben. Ans den Straßen bewege« sich Hunderte «nd Tausende von Neugierigen, die von der Polizei in Schranke« gehalten werden. Die Kandidatur dcS von Pilsudski vorgeschlagenen Präsi dentschaftskandidaten MoSzicki, einer in politischen Kreisen sehr wenig bekannten Persönlichkeit, findet auch auf der Lin ke» »nr sehr geringe Zustimmung. Für die Rechte ist sic un annehmbar. Auch die Minderheiten, welche heute vormittag fast durchweg ihre Stimme für Marschall Pilsudski abgegeben hatten, machten gegen Moszicki verschiedene Einwendungen geltend. In den Kreisen der M i t t c l p a r t e i e n macht man sür de» ehemaligen österreichischen Statthalter von Galizien, Dr. Bobrznnskl, Stimmung, der wiederum bei den Nalionaldcmvkratcn ans Widerstand stößt. Die äußerste Rechte trügt sich mit der Ahsicht, den Wilnacr Universitätsprosessvr Zdzicchowski, der Monarchist ist. aber zu Pilsudski ausgezeich nete Beziehungen unterhält, oorznschlagen. Neben diesen Haiiptrichinngcn für eine Lösung der Schwierigkeiten lausen die Bestrebungen einher, Pilsudski zur Annahme der Präsi- dcntschaslSkandidatur bei einer morgigen Wiederwahl zu be wegen. sW.TLi.j, , ..... . . Wirkschask und Volksentscheid. Von Syndikus Karl Tögel, Coßmannsdorf. Bei dem bevorstehenden Volksentscheid auf Enteignung des Fürstcnvermögens hat sich auch die Wirtschaft zu fragen, ob sie dazu Stellung nehmen oder sich neutral beiseite stehend verhalten soll. Die offizielle Wirtschaftspolitik hat sich bis jetzt grundsätzlich bemüht, parteipolitisch neutral zu verhalten. Dieser Standpunkt ist unter allen Umständen auch weiter nötig, wenn cs sich um reine parteipolitische An gelegenheiten handelt. In der Frage des FUrstenvermögenS Gewehr bei Fuß zu verharren, aber wäre völlig falsch. Denn im vorliegenden Falle handelt es sich zwar offensichtlich u« eine Abstimmung, die unmittelbar die Angehörigen der früher regierenden Fürstenhäuser in Deutschland angeht, in Wirk lichkeit beabsichtigen die Väter -es Volksentscheids -ugeg«» benermaßen etwas ganz anderes. Selbst wenn dies nicht kla-r ausgesprochen wäre, hätte sich die Wirtschaft klar di« Folge« eines solchen Entscheides zu überlegen, und diese rühren im vorliegenden Falle an den Lebensnerv der Wirtschaft über haupt. Es handelt sich um bas Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft und um die Beziehungen zwischen Staat und Wirtschaft. Wenn man die Politik als eine Betätigung in der Gegen wart bezeichnen kann, deren Ziel die Verwirklichung eine- Ideals ist, das noch in der Zukunft liegt, so hat es die Wirt schaft sowohl mit ihrem Tun als auch mit ihrem Ziel unmittel bar mit Gcgenwartsaufgaben zu tun. Sie bedarf deshalb unter allen Umständen einer klaren Grundlage, auf der sich die ge samte Produktion, wie auch die Warenverteilung vollziehen kann. Diese Grundlage muß die moderne Wirt schaft vom Staate fordern, er gibt ihr die Basis für die Errichtung von Betrieben, wie auch die Sicherheit einer unabhängigen Rechtspflege, auf Grund deren sie allein ihre Arbeit »um Wohlc des Ganzen vollziehen kann. Das geht auch aus der Reichsverfassung klar hervor, die im fünften Abschnitt von dem Wirtschaftsleben spricht. Als erster Satz findet sich dort im Artikel 15l die Forderung: ,^Tie Ordnung dcS Wirtschaftslebens muß den Grundsätzen der Gerechtig keit . . . entsprechen." Indem die deutsche Reichsverfassung von der Wirtschaft spricht, erkennt sie auch formaliter an, daß der Staat der Wirtschaft die Grundlage zu ihrer Betäti gung geben soll. Indem sie dann weiter die wirtschaftliche Be- tätigung als dem Wohle -er Gesamtheit dienend charakteri- stert, schafft sie zugleich Ordnung in das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft. Der Primat des Staates, bester des Volkes, über die Wirtschaft ist verfassungsmäßig fcstgelegt. Erkennt man dies an, so ergibt sich eben auch aus der Ver fassung für die Wirtschaft das Recht, vom Staate Sicherheit ihrer Grundlage, Sicherheit seiner Gesetzgebung und seiner Rechtsprechung zu verlangen. Und nun ergibt sich aus dem Volksentscheid zur Enteig nung der Fürsten, daß die sozialistisch-kommunistische Linke drauf und -ran ist, diese verfassungsmäßigen Grundlagen zu verwischen. Wen« der Volksentscheid durchgeht, tritt an bi« Stelle vcrfastnngsmäßiger Grundlagen der schwankende Bode« einer nenausslackcrndcn Revolution. Es ist durchaus richtig, was neulich ein Rcichstagsabgcordnctcr aussprach, daß Deutschlands Wirtschaft erledigt ist, wenn sich eine Mehrheit sür den Volksentscheid findet. Das ist im einzelnen noch weiter zu begründen. AIS Sachbasis ergib» sich für die Wirtschaft aus Artikel 153 die Sicherung des Eigentums. „Das Eigentum wirb von der Verfassung gewährleistet." Damit wird die deutsche Wirtschaft als sogenannte Privatwirtschaft anerkannt, die sich ans dem EigcntumSbegriff aufbant. Dieses Eigentum muß aber vom Staate gewährleistet sein. Es muß für den Wirtschaftler unter allen Umstände« fcstliegcn, daß an seinem der Produktion ge widmeten Eigentum und der daraus zu folgernden persönliche« Berfügnngsgcwatt unter gar keinen Umständen gerüttelt werden kann. Das ist auch znm Wohle der Gesamtheit un erläßlich. Denn in dem Augenblicke, wo nur einiger Zweifel über die Sicherheit des Eigentums anfkommt, wird not wendigerweise die Vervollkommnung und Erweiterung dieses Wirtschastseigcntums Schaden leiden. Gerade das deutsche Unternehmertum hat in seiner Geschichte wiederholt nach- gewiesen, daß cs lieber am eigenen Leibe darbt, nur um das letzte in seine Betriebe zn stecken. Wen» cs in Deutschland aber möglich sein könnte, das, persönliche- Eigentum, das ver- sassungSmästig gewährleistet ist, durch irgendwelche Maß nahmen willkürlich enteignet werden kann, dann wird der An-f- stieg der Wirtschaft ernstlich gefährdet. Am Beispiel der soziali sierten Wirtschaft jsiehc Deutsche Werkel ergibt sich ganz klar,