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Vte Blüh«-Setze uv- -er Tendenzanlrag -er Liuke». Am Dresdner Gtadtverorbneten-Sollegsum entwickeln sich immer wehr Zustände, dt» der Landedbauptstadt unwürdig sind und sie in den «ugen aller Welt lächerlich machen müssen. Ueber drei Stunden kostbare Zeit ist gestern wieder vergeudet worden. Und was war der Anlaß? Die Beamten der Stadt- heuptkanzlel. die von dem Stadtverordnete» Rösch in ziemlich unzweideutiger Weise angegrsfsen worden waren, haben e» gewagt, ihre Ehre »u verteidige»»! Da» hat die Linke und in», delondrre der Führer der Sozialdemokraten, den Stadtver ordnete» Rösch, außerordentlich ln den Harnisch gebracht, und er bat den Oberbürgermeister in einer Art und Weise be- handelt, die alle» Dagewesene ivelt übersteigt. Man könnte e» dem Oberbürgermeister nicht verdenken, wenn er. angewider» von solchen Auseinandersetzungen, sein Amt niedrrlegen würde. Finanzielle Nachteile würden ihin dabei gar nicht einmal erwachsen, denn er ist aus Lebenszeit gewählt und hat ilnipruch auf die Höchstpensivn. Aber dann hätte !a die Linke ihr Ziel erreicht, uud der Stadt Dresden würde sicherlich auch ei» sozialistischer Oberbürgermeister beschert werden, nach, dem man erst kürzlich mit Hilse der BolkSrechller einen Sozial demokraten sür da» Amt de» Zweite» Bürgermeisters gewählt hat. Oberbürgermeister Dr. Blühcr muß also wohl oder übel aus seinem Posten aushalten. Das liegt unbedingt iin Inter esse des bürgerlichen Teile» der Einwohnerschaft. Die Borwürse, die gegen den Oberbürgermeister erhoben wurde», sind geradezu lächerlich. Namentlich handelte es sich darum, daß er die Beschwerde der Beamten der Stadthaupt, kanzlet über den Stadtverordneten Nüsch an den Borstehcr weitergcgeben habe, ohne den Beamten zu bedeuten, daß sie erst die stenographische Niederschrift der Rede Rösch' abwarten müßten. Dabei ist gestern bereits von den bürgerlichen Stadt verordneten daraus hingewtcscn worden, daß der in erster Linie zu Unrecht beschuldigte Stabtrechtsrat Monse in der be treuenden Sitzung anwesend war, also die Rede Nöschs mit angehört hat. Dem Stadtverordneten Kunhsch kann nur bei gestimmt werden, wenn er betonte.Haß man aus Berlegenhctt über die Fehler, die aus der linken Seite gemacht worden sind, nun versucht, die Schuld aus andere zu schieben. Das ist der Linken freilich nicht gelungen, aber die Debatte hat zu einem von de» Sozialdemokraten gestützte» Antrag der Komm», nisten geführt, mit dem sich die städtischen Körperschaften noch zu beschäftigen haben werden. dem Antrag aus Auslösung des Rates. Nach der Sächsische» Gemeinde-Ordnung ist in der Regel der Bürgermeister der Gcmclnderat. In größeren Gemeinden kann jedoch der Gcincindcrat als Körperschaft gebildet werden. Er besteht dann ans einem berufsmäßigen Bürgermeister, seinem ersten Stellvertreter und weiteren berufsmäßigen oder ehrenamtliche» Mitgliedern. Ans Grund der Sächsischen Ge- inciiidc-Ordnung haben die städtische» Körperschaften seinerzeit eine Stadtvcrfasinng ausgestellt, nach der in D.r e S d e n der Gemein berat eine Körperschaft bildet. Die Ab- anderung dieser Stadtversassnng bedarf nach 8 34 der Ge- meindc-Ordnung der ZustImmung dcS Rates. Da aber der Rat in seiner Mehrheit nicht sozialistisch eingestellt ist. Hot also der Antrag ans Beseitigung dcS Rates als Körper schaft keine Aussicht aus Annahme. Würde er aber dennoch angenommen, so ist kaum zu er warten, daß die Sächsische Gcmeindekammer einem solchen Be- schlich zustimmt In allen Großstädten Sachsens ist der Gc- meinderat aus reinen Zweckmäßigkcitsgründcn als Körper schaft gebildet, denn bei größeren Gemeinwesen ist es ersorder- sich, daß die Verantwortung sür den Gang der Verwaltung aus eine ganze Reihe von Schultern gelegt wird. Der Antrag schlägt übrigens der Forderung der Spar samkeit in der Verwaltung, die immer von den Linksparteien erhoben wirb, ins Gesicht, denn diese Partclvertreter wissen doch selbst, daß die meisten der besoldeten Stadlräte in Dres den ebenso wie der Oberbürgermeister aus Lebenszeit gewählt sind, also bet ihrem >u»schetden eine sehr hohe Rente erhalten müßten. Aber wenn e» sich darum handelt, ihr« Parteiztelr durchzuletzen, ist der Linken die finanzielle Belastung der Bürgerschaft ganz gleichgültig. SerMcher und Sächsisches. Deulscher Lankbeamten-Veretn und AnkesteUIenVable«. Am Donnerstagabend nahm der Deutsche Bankbeamten- Verein in einer Versammlung Stellung zur bevorstehenden Wahl der Vertrauensmänner in der gesetzlichen Angestellten. Versicherung. GaugeschästSsührer Landlagsabgevrdncter Voigt bot in seinem Vortrag einen Ueberblick Uber Entstehung und Entwicklung dieses sür das Angestclllenschicksal so wichlige» VersichcrungSträgers. Für die im Banksach Tätigen kvmmcn nach Angabe des Redners im wesentlichen Erjatzkassen. vor allen Dingen der Beamtenversichcrungsverei» für das Deutsche Bank- und Bankiergewerbe, Sitz Berlin, in Betracht. In dieser schon jahrelang vor der reichSgesetzlichrn An- gcstelltcnversicherung vom Deutschen Bankbeamten-Verein mit begründeten Kasse seien zurzeit etwa 70 Prozent des Bankpersonals versichert. Die Leistungen erhöhten sich wesent lich über den Durchschnitt. Renten und Heilversahrensweie» würden sozial und entgegenkommend gehandhabt. Der Be stand der segensvoll wirkenden Ersatzkosten sei gefährdet, wen» die Asa-Verbände die Mehrzahl der zu wählenden Ver trauensmänner stellten. Sie und die Linksparteien erstrebten zum Schaden der Angestellten die Verschmelzung von An- gestellten- und Invalidenversicherung. Für die Wahl am 18. November komme nur die reine Bankangestellten- L i st c l^I in Frage. Bankbeamter Adolf Hofmann be handelte in einem Vortrag Einrichtungen und Vorzüge der Barmer Ersatzkrankenkaste, mit der der Deutsche Bank- bcamlen-Verein in einem Vertragsverhältnis steht. Die Mehrzahl der Bankangestellten dürste dieser gutgcleitctcn Krankenkasse, die Hunderttanlcnbe umsaßt, angehören. In einer einstimmig angenommenen Entschließung wird zur Förderung der besprochenen Versichcrnngszmcige und zur Unterstützung der Bankbeamten - Wahlliste auf- gesordert. —* Amtsjubiläum. Am 15. November blickt der Direktor des Städtischen Vieh- und SchlachthoscS. Oberveterinärrat Eduard Robert Anger mann, aus eine 25jährige amtliche Tätigkeit ln Dresden zurück. —* ES schneit! Heute mittag gegen ^1 Uhr fiel in Dres den der erste Schnee in diesem Winter. Es handelte sich allerdings nur um ziemlich vereinzelte Flocken, die bald wieder vergingen, nachdem sie den Erdboden erreicht hatten. Aber das Ereignis war doch dazu angetan, bet den Wintersportlern frohe Hossnungen auf baldigen ergiebigen Schncesall zu er wecken. —* DaS Schwurgericht Dresden tritt am R November zur fünfte» diesjährigen Tagung zusammen. Nach den bisher getroffene» Dispositionen dürsten dreimal TvtschlagSdelikle und einmal Mord zur Verhandlung kommen. —* Talchendlebtn sestgeuommen. Bei einer bter aus frischer Tat ertappten und sestaeiionimcncn Taschendieb!« wurde ein braunes Gelöttischche» mit 17.88 M. Inhalt vorgesunden. Die Dtcbi» will daß Täschchen am 8. Noncinber nachmittaas angeblich aus der Webcrgasse Ncsundcn haben. Den Umständen nach liegt aber zweifellos Talchcn- diebsiahl vor. Der Geschädigte wird erlucht, sich umgehend bet der Kriminalpolizei, Schießgassc 7 tZimmcr 88>. z» melden. —* Ausgesnndener Fötus. Am 10. November gegen 844 Uhr vormittags wurde in den städtischen AbwässcrnugSanlagen in Ucbi- gan ein Fötus, etwa sieben Monate alt. ansgesnnden. Wer hierzu sachdienliche Angaben machen kann, wird nach der Krimtnaldienst- stclke Trachau, Noßniä'ßlrrstraße 14, gebeten. Mord und Selbstmord. In den zeitigen Morgenstunden des Donnerstag be merkten Hansbewohncr des Grundstücks Indu st rie st raße 2, daß der von innen verschlossenen Wohnung des Eisendreherehepaars Schöne starker GaSgcrnch entströmte. Von der herbrigeholten Polizei nnd Feuerwehr wnrde die Wohnung gewaltsam geöffnet. Die eintretendcn Beamten fanden die GaShähne in der Kllche geöffnet und die Tür nach dem Schlafzimmer offen stehend vor. Bei beide« Eheleuten war der Tod infolge Gasvergiftung bereits ein- getreten. Die Ehefrau Schönes lag tot aui dem Fußboden in der Küche nnd der Ehemann tot im Bett. Nach den kriminalpotizeilichen Feststellungen liegt nnzweisclhaft Mord und Selbstmord vor. Der Grund dürste in eheliche» Zwistigkeiten zn suchen sein. WeNernachrichien aus Deutschland vom n. November lS27 Station l bi» b von 7 Usir moroen, ü> nor Stationen von 8 Uhr morgen» Htation Ten 7 b,w « Udr. mora. kperolui -öckstf aetir Taae* oera. Wir Riitnunii ou» Ib Tlürke 11-12» wette, kttw Uk' morn. -ß r. s S.L Dresden -i- 8 4- ü 4- 2 t 4 02 Riela -i- 2 4- 0 4- 2 OVV i 4 — Fittau-Kirich. 4- I 4-12 — t 8VV > 4 02 — Lbemnih 4- I 4- ü 4- 0 3 2 02 — Annabera - 2 4- 4 - 2 3 3 I — Uchielberg — 5 4- « — 7 3 0 2 2 Brocken — S — « — S 0 8 t 5 Borkum — — — — — — — — stomdurp 4- 3 ? 4- I 3 4 ö — Nacken 4- 2 4- 8 4- l 4 5 05 Slrliin 4- l 4- « 4- 0 2 3 — — Danzip -j- 3 4- 6 4- 2 zvsvv 3 3 02 — Berlin 4- > 4- 5 4- 1 '2 3 01 — Breslau 4- l 4- S — 0 still — 4 8 — Frcmkiurl 4- 2 4- 7 4- 5 2 i 3 I — München 4- 0 4- 8 — I 8 i 4 ? — Erläutern«» bet». Wetter: v wolkenlos. t beiter, r dalbbedccki < wolkig. 4 bedeckt. 8 stiegen. s Lchnee, 7 Graupel ober yaaci. 8 Dunst oder stlebei >Siäiin>»ile weniaer als r Kilometer), 8 Gewitter. Temoeraiure»! -i- Wärme grade Käliearade. ' In de» ek'en -« Llunden Liter am das Quadralmcicr. Lustdruckvcrteilung. Ttescr Druck West- und Miileleuropa: Depression 748 Millimeter Rußland, östlich von Wilna und Ptnsk; Ticsdruckrinnc über .Ostsee bis Nordsee: Depression unter 780 Millimeter Oberitalien, westliches Miltelmecr; hoher Druck über 708 Millimeter äußerster Weste» Europas, sowie Nordskandinavien. Wetterlage. West- und Mitteleuropa befinden sich seit gestern im Bereiche der aui der Rückseite der östlichen Depression lZugsirahe 80! ein- geströmten Kaltiuit. Im deutschen Flachiande liegen heule 8 Ubr die Temperaturen zwischen — l Grad und -s-3 Grad: verbreitet ist cs zu Nachtfrost gekommen. Der Fichtelbcrg hat bei 8 Grad Kälte eine Schneedecke von 2 Zentimeter, der Brocken von 8 Zenlimetcr. Im Bereiche der Kaltlust herrscht noch vorwiegend stark wolkiges Weiler und infolge Stnnwirkung kommt es. besonders im Gebirge, örtlich noch zu leichtem Schncciail. Ter Lustdruck ist größtenteils im Ansteigen begriffen. In der Kalllust wird somit morgen teils stark bewölktes, teils zeitweise eiwaS ausklarcndcs Wetter herrschen, wo bei es zn zeitwclscr Nebclbildung und örtlich unbedeutenden Nieder schläge» kommen kann. WitternngSanSsichtcn. Nachtfröste, tagsüber sehr kühl leinlg« wenige Grade über Null!; teils stark bewölkt, «eils etwas ausklarenb; »«rübergehend örtlich un bedeutender Niederschlag sRegen oder Schnees nicht auogeschlosien; örtlich, besonders In den Morgenstunden, nebelig; meist schwache Lult- beivrgiing: Gebirge Temperaturen um Null, höchste Lagen anhaltend einige Frostgrade; wechselnd bewölkt nnd höhere Erhebungen zeit- weise im Nebel; vorübergehend örtlich unbedeutender Lchnecsall schwache bis mäßige Winde ans nördlichen Richtungen. Anmerkung: Die Wettervoraussage gilt ständig vom Spät- nachmlitag de« Ausgabetages bis zum Abend dcS folgenden Tages. Nachdruck nnd anderweitige Verbreitung dieser Wcllcrnachrtchtc« nur mit Genehmigung der Sächsischen Landeswctterwarte statthast. Tvaslerltand der Elbe und ihrer Zuflüsse. Ko- Mo- I > Nim- Brand' maik dran , t Kura ei» Mel- Leit- nik merik Anista lo Rovbr. i — s ! —62 tl.Novbr. I -i- 3 j —28 r 7« ! 4lsü ! 0 -I-I2 S 4 SS 8- SS -i- e« -i- 80 j -klB j 8 -i-V« Dresden - ins — il? kuto- u. IVsgenplsnen, kkeräeäecken, kutter-, kuck- u. 5trok83cke, Wolldecken OegrUnset >885 Delapüon 8408Z Dk»«r«»I«r»»tr»Uo I, K»l,«>7»er»0«. pcklilÄtlil liiil Ml» Oixener Herstellung in bekannter Oüle tteicbe FuszvskI — Vorteilhafte Preislagen kmil Uiunscksr Oeßrllnövt 1868 prauenitrssie ll, nabe bleumarkt Sterbe- nnd BegräbniSlicder folgten. Hierbei ge langte «Millen wir im Leben sind" von P. Hüpncr zur Ur- auiftihrung, ein Altsolo von ergreifender Wirkung. Bachs «Mit Fried' und Freud' fahr' ich dahin" iToppclguartetts brachte die Ucberlcitnng z» Bußtag mit Bachs „Anö tiefer Net" ftir Sopran mit Streichquartett nnd Orgel. Das Weitere gruppierte sich um die Fcstkreise O st e r n mit «Ehrist lag in Todcsbaiiden" als Ehoralvvrspicl <S. Scheidts und als Baß- soio iHaslcri, Pfingsten mit Bachs «Komm, hetl'gcr Geist" iToppclauartett mit Orgel und Strcichmnsiks und dem Lopransolo «Nun bitten wir den heiligen Geist" <J. Wcn- nianns, Weihnacht mit Bachs «Gelobet seist d», JesuS Ehrisi" iToppelquartett mit Begleitung! und «Vom Himmel hech" alS Solo- und als Tvppclguartett lauS dem WeihnachtS- vratoriums. Ein E - D»r - Prälndinm mit Fuge von Georg Böhm. dem bedcntcndcn Bach-Vorgänger, stand am Schlüsse. Zum Lcclciigrnnde drangen dle Ausssihrungc» von Psarrcr Herrinan n über Luther und Frau Musica. AlS Solisten machten sich verdient Delta Mühltngha » s. Else Lang, mann. Marti» Seydcl. Earl Robertson und Anna- licS Bieren iToloviolinei. Die Leitung des Ganzen lag bet PHöpncr in besten Händen, der auch um die Orgclsoli er- iolgrcich bemüht war und sich mit Wilhelm Marzahn in die Begleitungen teilte. Das Goltcöhaus mar dicht gefüllt, p.. p. Mnsikdircktor Karl R. Fuchs ck. I» Nennork ist Sluiaug November der Musikdirektor Karl N. Fuchs ge- itorben. 1872 in Graz geboren, studierte er an den Kon. strpawrien zn Gra, nnd Leipzig. In der Folge unternahm er als Pianist Konzertreisen in Deutschland und nach Ruß- laud und wurde als feinsinniger und cinpsindiingStikscr Bcetbvvcii-Spieler in der Kunstvresse einstimmig anerkannt. Dann war er i» Lcip'ig. Königsberg und ln Dresden auch als Dirigent großer Gesangvereine crsvlgrcich tätig und zeich nete sich hierbei durch die umsichtige Leitung großer Werke mit Orchester ans. Im Dresdner Musikleben bat er als langjähriger Leiter des «Gesangvereins der Ztga tS e i I c n b a h n b e a m t e n" eine Nolle gespielt. Vor nicr Fahren erhielt der Künstler eine Berufung von hier »ach Ncuiwrk als Dirigent des dortigen Gesangverein» „Lieder- kraus" eines der bedeniendsten Gesangvereine Amerika» In llan-crtcn des Vereins und in cigenen Klgvierabcndcn wurde der Künstler von einem begeisterten Publikum und nan den deiillch-amcrikanilchen nnd englische» Zeitungen vicl- lach gestiert. DaS Dcntichium ln Amerika bat mit dem Hin- icheidcn des in der Nnmorker Gesellschaft überaus beliebten lliinstlers einen beachtlichen Vorkämpfer deutscher Musik vklstren. Von der LanbeSnniversität Die Medizinische Fakultät der Ilnivcrsität Leipzig hat dem Gnmnasialrektor i R. Ober- studiendirektor Professor Dr pbil. Johannes Ilberq. srüherem Rektor des Earola-Giimnasinms zu Leipzig, die Würde eines DokiorS der Medizi» ehrenhalber verliehen Der Gelehrte Ist mit zahlreichen medizin-geschichtlichen Arbeiten in de» weiteste» missenschastlichen Kreisen bekannt geworden. ck* Uransführnng in Hamburg. Das Lustspiel «Das Mädchen aus der Fremde" von Leo Lenz, das im Hamburger Thalia-Theater seine Uraufführung erlebte, ist ebenso amüsant wie harmlos. „Sie" ist die Tochter eines amerikanischen Trustmagnatcn, „er" ein hunaerndcr, aber stolzer Poet ln einer Dachkammer. Er hat eine Ab neigung gegen reiche Schwiegerväter und ihr bleibt nichts anderes übrig, als in der Maske einer armen Waise über die Dächer in das Dichterstübchcn zu klettern. Zum Schlüsse — wer errät es? — kriegen sie sich natürlich. Leo Lenz hat die Lustspicltcchnik wirklich im Handgelenk sitzen, aber er macht sich die Sache etwas zu leicht und »nterlchäht das Publikum, dessen Geschmack nicht mehr der von 1880 ist. Trotzdem hak das Lustspiel wirksame Einfälle. Nach einer ausgezeichneten Aus führung, deren Stütze Heinrich Lang als Spielleiter und als hervorragender Darsteller war. gab cs lebhaften Beisall, für den auch der anwesende Antor dankte. I. v. - L. Lchönhcrrs Bolksstück «Der Judas von Tirol" gelangt im Kölner Schauspielhaus am 20. November zur einmaligen Uiaiifsührung unter der Regie von Mvdcs. ck* Der Chemiker Bcrglns Ehrendoktor. Dr. Friedrich Bergs ns ivurde von der mathematisch-natilrwisscnschäst- lsthen Fakultät der Universität Heidelberg In An erkennung seiner Verdienste um die Lösung der größte» chemischen Aufgaben unserer Zelt, die Verwandln ngvon Kohle in flüssige Brennstoffe, zum Dr. phil. h. c. ernannt. i* Ein bolschewistischer David. Die französische Revolution hatte bekanntlich ihren offizielle» Maler, David, der alle Er eignisse tm Bilde festhtelt. Nach diesem Vorbild bat sich auch die Loivietregierung ihren Nevolntionsmaler angeschafft. Auch dieser Maler nennt sich David und hält alle wichtigen Rats- nnd Kommissivnssitzungcn der Sowjets tm Bilde fest. Doktor Eisenbart. Vor 200 Jahren, am tl. November 1727, starb i» Münden der Kaiserliche privlt.gtcrtc Wundarzt und Operateur Johann Andreas Eisenbart, der Man», dessen Namen und dessen sagenhafte Parsorce- nnd Radikalkuren das Volkslied ver ewigt bat Jedermann kennt das lustige Spottlied: „Ich bin der Doktor Eisenbart. Zwillimtlliwick, bum, bnm" »sw., daS von Eisenbarts robuster Behandlnngsweise berichtet, und das die ruhmredige, rücksichtslose Scharlatanerie der wandern- den Wunderdoktoren geißelt Hier schießt der Doktor Eisen bart einem Patienten eine» hohle» Backenzahn mit der Pistelc aus dem Munde heraus, dort säg« er einem andere» ivc^eii Podagra die Beine ab, »nd da schneidet ei einem Weibe zelm Fuder Fstillenstelnr aus dem Leibe heran». Diese Spott- aestalt deS Volksliedes ist zwar »rsvrünallch ein Produkt der Dichterphantasie, den» die Verse, die die marktschreierisch',, Wandcrärzte verhöhne», wurden schon srühcr gesungen, und erst im Anfang des lsi. Jahrhunderts hat man sie mit Eisen barts Namen versehen. Aber der wackere Doktor Eisenbart hat als weitbekannter und berühmter Stein- und Brnch- schneider gelebt und gewirkt, und er ist anders nnd besser gewesen, als das Volkslied von ihm zn berichten weiß. Seine Lebensschicksale beleuchten tu interessanter Weise die da- ' maligen Zustände des Hrtlwesens. lOOi erblickte Eisenbart in Viechtach bei Nrgensburg das Licht der Welt, und in Bamberg bei dem berühmten Stein schneider Biller erwarb er sich sein chirurgisches Können. Freilich, die studierten Schulmediziner von damals sahen auf die Wundärzte »nd Operateure mit Verachtung herab und hielten es unter ihrer Würde, chirurgische Praxis z» treiben. Diese Ebirurgici. Steinschneider nnd Starstccher waren meist Wanderärzte, nnd so kam auch Eisenbart nach vielerlei Wandersabrten, die ihn nach Leipzig, Berlin und Stettin geführt hatten, schließlich nach Magdeburg, wo er sein Stand quartier aufschlng, »nd von wo er dann seine ärztliche» Fahrten ausführte, die seinen Ruhm begründeten. Sehr.be quem hatte eS so ein fahrender Doktor von damals nicht. Auf grundlosen Wegen ging es von Ort zu Ort, ans den Marktplätzen wurde eine Bude ansgeschlagen. Harlekin nnd Zauherkünstler mußten das Publikum hcrbeilvcken, und in den Pause» trat dann der Wanderdoktor auf. lm scharlach roten Rock, den Dreispitz ans dem pcriickengeschmücktcn Haupte, »nd den Kavallerdcgrn an der Seite. Da pric» er seine Kunst »nd Geschicklichkeit, rübmte seine Erfolge, lobte seine Arzneien, zog wohl zwtsck>cndurch einem Bäuerlein einen Zahn oder ließ einen anderen zur Ader, und unter dem un geheure» Lärm der begleitende» Gaukler klattchte das Volk Beisall nnd wollte auch behandelt sein. Zahlreiche alte Kupferstiche berichten von solchen Schaubuden der Markt- »nd Wanderürzte. Sv zog auch Eisenbart durch die Lande, nnd in seinen Glanzzeiten reiste er mit einem erkleckliche» Troß von Diener», Seiltänzern. Zauberern. Feueriresiern »nd Spaß machern. Unter Trommelschlag und Trompetenstoß vslegte er dann selbst das Podium zu betreten »nd sich der staunenden Mcna? vvrznstellen mit den Worten: Hochaecbrtp Herren! Ich bi» der berühmte Eisenbort! — Und berühmt muß er gewesen sein, der Doktor EUenbari. Er hat Privilegien vom Kaiser und vielen Fürsten erhalten, und 1710 wurde ihm der Titel eines Königlich preußischen Hofoculisten »nd RatheS" »erließen. Arm nnd reich hoch und niedrig vertraute sich Ihm an. und es scheint, daß er ein weit über den Durchschnitt hinansaebenbes Maß von ärztlichem Wissen und Können be sessen hat. Ein besonderes Instrument zur Außsttbrnng des StarsticheS soll non ihm erfunden worden kein, und die Er folge seiner Staivperationr» wore» allbekannt. Ans einer Wanderiahrl im Oktober 1727 kehrte er beim Gastwirt B'ar- tholb Schepeler in Hannöverkch Münden ein. »nd hier ereilte den rastlosen Mann nach kurzer Krankheit der Tod. An der Aegtdienkirckir I» Münden stellt noch heute der Grabstein dieses zn Unrecht verspotteten populären WanbcrarzteS. I)r 0. Ll.