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derrumrg deakisten. und »war an der «stell«, wo Dresdner. Magdeburg«! und Thüringer Bahnhof l Kosten belaufen /ich auf M Millionen Mark, und zwar an drr Stelle, wo sich jetzt der ^ banden. Di« . , die Bauzeit soll 10 Jahre wählen. Die hiernach geplante umfassende Um- Schaltung der Leipziger Bahnhossverhältnisse nötigt zu einer ent- wrechenden Zusammenfassung des Bahnhofsdienste- und zur Her» slelluna nzuer umfangreicher Bahnhossanlagen. Da e» aus- geschlossen ist, die mit den Bahnposten auszutauschenden großen Massen von OrtS- und Durchgang-Paketen in der Personenhalle de- Zentralbabnhoses zu verladen, so ist die Einrichtung einer bcsondcren Verladestelle für die Bahnpostwagen erforderlich. Diese soll aber erst später errichtet iverden. Vorgesehen ist ein neues große- Bahnhof-Postamt. daS die Arbeit der drei Postämter erster Klasse 2. 3 und 8 entlasten soll. Eine Unterbringung m Mielsräumen kann nicht in Betracht kommen, ein reichseigenes Dienstgebäude ist deshalb dringend nötig. Her Bauplatz liegt an der Einmündung der Georgenstraße m die vom Georgi-Ring ausgehende neu anzulegende Oststratze. Mit dem Personenbahn hof wird ein 160 Meter langer Tunnel die Verbindung Herstellen. Die sächsische Eisenbahnverwaltung, die sich wegen des ihr zu- slchenden Enteignungsrechtes den beteiligten Grundstückseigen tümern gegenüber in günstigerer Lage befindet, als die Reichs- postverwaltung, hat sich erboten, den Postbauplatz zu erwerben und der Postverwaltung gegen Erstattung der Selbstkosten zu übereignen. Die Erwerbskostcn des 2842 Quadratmeter großen Platzes stehen noch nicht genau fest: sie sind aus 085 000 Mark überschlagen worden. Die Kommission wird gebeten, die erste Rate in Höbe von 450000 Mark zu bewilligen. Abg. Dr. Hasse tritt für Bewilligung des Titels ein. Dr. Spahn fragt an. ob der gesamte Postpakctverkehr nicht später nach dem Zentral- bahnhofspostamk verlegt werden konnte. Geh. Rat Wagner erklärt, das ginge bei dem kolossalen Paketverkehr nicht an, da an Buch sosort zahlen, das sei eine eingegangene Pflicht. Aus dem Titel: ,.Zu Grundstucksankäufen sür unvorhergesehene Hölle" könne die Lumme nicht genommen werden. In Leipzig werde nicht beabsichtigt, die Paketbcstellung vom Bahnhöfe aus vorzunehmen und dort auch nur die Pakete aufgeben zu lassen. Die Pakete, die abgeholt werden, können nur in den Stadtpostämtern aus gegeben werden. Die Pakete würden durch die elektrisch« Bahn möglichst schnell nach den Sammelämter» gebracht. — DieMeißner theologissche Spezialkonferenz zeichnete ihre drethundertsie Sitzung in besonders festlicher Weile aus. Im Saale des Hamburger Hoscs. in Gegenwart säst sämtlicher Mitglieder und zweier früherer Mitglieder als Gäste lTberkonsistorialrat v. Kvhlschlttter und Pastor Winter-Bockwa- erösfnete Superintendent Griesbammer die Sitzung mit Gebet. Nach Mitteilung verschiedener Grüße aus der Ferne, unter ander» vom Vizepräsidenten des Evangelisch-lutherischen LandcSkousistoriums Herrn Oberhosprediger I). Dr. Ackermann, der als Professor von St. Asra, als Pfarrer und dann auch als Superintendent der Konferenz zngehört hatte, sprach der gegenwärtige Vorsitzende Herr Pfarrer Hickniann-Cöll» über das Thema: „Aus der Geschichte der Spezialkonferenz im Zusammenhänge mit den letzte» tO Jahren sächsischer Kirchengeschichte". Ein Mahl beschloß den sür die Konferenz festlichen Tag. — Gestein nachmittag hielt der All ge in eine Musiker- Verein Dresden im Saale der „Centralhalle" eine öffent liche Musiker-Versammlung ab- Nachdem der Vorsitzende des ein- beruseuden Vereins, Herr Gierth. die Anwesenden begrüßt und aus die Wichtigkeit der zu fassenden Beschlüsse hingcwiesen, hielt das Ehrenmitglied des Vereins, Herr Lehmann- Meißen einen Bortrag. Er wies zunächst auf das ursprüngliche Verhältnis zwischen Militär» und Zivil Musikern vor 30 Jahre» bin. DaS damals ante Verhältnis habe sich während der letzten Jahre so zu Unaunsten der Zivilmusiker verschoben, daß für letztere jetzt ein Notstand vorhanden sei. Erst mache der Mnsikerlehrlina de» verheirateten Musikern Konkurrenz, indem er säst umsonst spiele, dann kommt der >unge Mann zum Militär und arbeite hier wieder zum Schaden der Zivilmnsikcr. Wenn dann der Hoboist »ach 12 Jahren in das Zivilverhältnis zurückkchre, so verdränge er wiedenim den Zivilmusiker oder vermehre das Musikerprolctariat. I» Meißen habe die früher angesehene Stadtkapclle nur noch einen Saal inne, 10 Säle besänden sich in den Händen von Gclegen- lieitsmusikern. Unter diese» seien etwa 10 Ber»ssm>ffikcr. die ans Mangel einer Stellring wochentags in der Fabrik arbeiteten und Sonntags zur» Tanz ausipielicn, darunter befände» sich auch nir- gesähr 15 frühere Hoboisten. Jnncrhalh II Tagen st'iclc dreimal eine Militärkapelle ans Dresden in Meißen. Aehnlich lägen die Verhältnisse in Dresden und auswärts. Bisher sei der Zivil- mnsikcr zu stolz gewesen, das Elend seiner Lage bloßzustellc», jetzt sei dazu eine Zwa»gslage vorhanden. DaS Beichvnigen Heise nichts mehr Wenn das Gewerbe sich gegen die Konkurrenz der Zuchthaus- arbeit wende, so sei der Musiker ebenso berechtigt, gegen die un gerechte Konkurrenz der Militärmusiker Stellung zu nehmen. Die vom Deutschen Musiker-Verband seinerzeit an den Reichstag ge richtete Petition enthalte das vorzüglichste Material und es ge winne fast de» Anschein, als ob gerade die Fülle und das Er drückende des Materials zu einer Ablehnung der Petition an hoher Stelle geführt habe, nur das Institut der Militär musiker nicht zu gefährden. Trotz aller üblen Erfahrungen wolle der Zivilmnsiker-Berband bei der alten Gepflogenheit dleiben. sich von der Politik sernzubalten. Redner verlas hierauf sie bekannte an den Reichstag gerichtete Petition, die dein Reichs kanzler zur Erwägung überwiesen worden sei. Die Hoffnung der Musiker sei damals gestiegen, man habe zum wenigsten eine Ein- ichränkung des Gewerbebetriebs der Militärmnsiker erwartet Diese Hoffnungen seien zerstört worden durch den Beschluß des Bundes- >a>s vom 27. November 1002, die Petition des deutschen Mnsikcr- Vcrbandes um Abstellung der schrankenlosen Militärnnisiker-Kvii- kurrenz abznlehne». Gegen diesen ablehnenden Bescheid berech tigter Wünsche und Bitten der Zivilmusiker solle nun Protest erhoben werden und er bitte die Versammlung, sich der von allen deutschen Musiker-Verbänden ausgehenden Resolution anzuschließen. Die Versammlung nahm hierauf ei» stimm > g folgende R e - iolution an: „Die heute im Saale der ..Centralhalle" zahl reich besuchte öffentliche Versammlung von Zivilinusikern drückt ihre Verwunderung darüber aus, daß die in der Petition des Allgemeinen Deutschen Musikerverbandes niederaelegte» bescheide nen Wünsche, welchen seitens des Reichstags Berechtigung und Anerkennung zugesprochen wurde, trotzdem von dem Bundcsrat kurzer Hand abschlägig beschicken worden sind. Die Versammlung bedauert diesen Beschluß deS Bundesrats au7 das Tiefste, kann sich aber im Interesse der Selbsterhaltung des Zivilmusikcrstandes nicht bescheiden, sondern muß nach wie vor verlangen, daß die tatsächlich bestehende schrankenlose Konkurrenz der Militärmnsiker von seiten der Regierung anerkannt und diese „Mißstände". die auch vom Reichstag als solche bezeichnet wurden, endlich auch von seiten des Bunvesrats abgestellt wer den." — Eine Debatte fand nicht statt. Der Herr Vorsitzende bedauerte in einem Schlußworte, daß von den etwa 1200 Musikern Dresdens sich nur etwa tDO dem Vereine angeichloisen hätten, der ja nicht als eine bloße Krankenkasse angesehen werden möchte, da er dazu berufen und darin auch tätig sei, nicht nur die besonderen Wünsche der Dresdner Musiker zu vertreten, sondern die vitalsten Interesse» deS gesamten Musikerstandes zu schützen. Hierbei müsse aber jeder einzelne an seinem Teile pflichtgemäß Mitarbeiten. Redner dankte endlich der Presse, die in liebenswürdiger Weise dazu beitrage, den Notschrei der Zivilmusiker ins Land zu tragen und das Verständnis sür die hilflose Lage des Standes allgemein lebendig zu mache». Mit einem „Glück aus für die Zukunft!" schloß der Vorsitzende die ruhig und durchaus maßvoll verlaufene Protestversammlung. — Neue Tänze, neue Trachten. Künstlerfest 1903. Der Verein für Verbesserung der Frauen kleid u na veranstaltet am Dienstag und Mttwoch von 11 bis o Uhr in oem Saale Morttzstraße 19. I. eine Ausstellung lEintrttt 20 Pfa-, sür Mitglieder frei), in der alle Art ballmäßige Unterkleidung, wwie fertige Festgewänder gezeigt werden. Auch werden Kostumlktzzen von Künstlerhand auSltegcn und geeignete Stoffproben dazu: ferner sowohl Zeichnungen zu künstlerischen Frisuren, aiS auch au-gesührter Kopfschmuck: ebenso wird die oorlchrtstSmäßige Herrenausrüstung für den Ball in verschiedener Ausfuhrrmg ausgestellt werden. Diese Ausstellung bietet nament lich sür alle diejenigen, die am Feste teilnehmen wollen, sich aber über die Art ihrer Kostümierung noch nicht ganz klar sind, die beite Gelegenheit, ihre Zweifel zu lösen. Zugleich wird sie eln Bild davon geben, wie die neue Tracht so gestaltet werden kann» daß sie dem Auge wohigefälliger ist. al« die alte. — Eine seltene Auszeichnung ivurde dem Redakteur O. Ilobr, int 18 Jahren Vorsidender, sowie Ehren- und außerordentliche- Mitglied de- Wohltätigkert-verernS Erzgeoirger zu Dresden da durch,« teil, daß ihm in anerkennender Würdigung seiner lang jährige», tatkräftigen Förderung der Bereinsbestrevungen dura, einstimmigen Beschluß die Stelle des ersten Vorsitzenden sür seine fernere Lebenszeit übertragen wurde. Unter seiner Leitung ist der Verein von 16 bis aus 1400 Mitglieder angcwachsen und hat während seines Bestehen- die stattliche Summe von 104000 Mark für Wvbltätigkeitszwecke verausgabt. — Die heutige Nummer d. Bl. enthält zwei Sonderbei lagen und zwar: für die Gesamtauflage einen Prospekt des Tuchverlandhauses Otto Schweta/ch-Görlitz und sür die Postauslage eine Preisliste betr. Ausverkauf des zum Konkurs des Weingroßhändlers Georg Schinke gehörigen Lagers von Weinen, Sekt. Spirituosen ujw. — Der L.-L indenaucr Arzt Herr Dr. Kleinknecht, der al- Opfer eifrigster Pflichterfüllung sich bei Ausübung seines Berufes rn L.-Lindenau-Plagwitz mit Pocken infizierte, ist als geheilt aus dem Krankenhause St. Jacob entlassen worden. — Ueberaus zahlreich waren die Beweise der Anhänglichkeit und Wertschätzung, die Herr S-anitätsrat Dr Feine in Groß- schön au anläßlich seines goldenen Doktor-Jubiläums erfahren hat Herr Amtshaupimonn v. Beichwitz und Herr Medizinalrat Dr. V. Mücke erschienen bereits am Tage zuvor, um den Jubilar zu beglückwünschen. Weiter erschienen rm Laufe des Tages Ab ordnungen des ärztlichen Kreisausschnffcs Bautzen und des ärzt lichen Bezrrksverems Zittau, die ein Anerkennungsdiplom und kvst bar» Andenken überreichten. Von der Universität Leipzig trat mit einem herzlichen Begleitschreiben das „Goldene Dokior-Diplom' ein — Oberver waltungsaericht. Eine Anfechtung- klage der offenen Handelsgesellichast in Firma Messow u. Waldschmidt in Dresden gegen ihre Heranziehung zu der Gemeinde-Gewerbesteuer von Großbetrieben in Eriinniitschau be schäftigte den 2. Senat des sächsischen Oberverwaliungsgerichts. In genannter Stadt ist am 1. Januar 1898 ein Regulativ in Kraft getreten, wonach Warenhäuser oder Filiale» von solchen daselbst einer Umsatzsteuer unterworfen sind. Nach 8 1 des bclagten Regulativs haben Großbetriebe, ganz einerlei, ob sie sich im Besitze eines Einzelne», einer .Handelsgesellschaft oder Ge nossenschaft befinden, sofern sie nur Detailhandel mit Kleidungs stücken. Nahrungsmitteln und täglichen Gebrauchsartikeln be treiben. eine besondere Gewerbesteuer zu entrichten, wenn der jährliche Umiatz die Summe von IW 000 Mark übersteigt. Derselben Steuer unterlieaen auch die Filiale» von derartigen Großbetrieben, deren Hauotgejchäft sich anderwäris als in Crimmitschau befindet. Tie Steuer beträgt 2 Prozent der Brutto Einnahme. Im vorliegenden Falle handelt es sich nun darum, ob ein unter der Firma „Franz Gerlach Nachf." in Crimmitschau bestehendes Geschäft als eine Filiale der klägcrischcn Firma, die einen Handel mit Weiß-, Kurz- und Strumpswaren und Trikotagen betreibt, zu betrachten ist oder nicht. Das Erimmit- schauer Geschäft, das im Jahre 1884 unter der genannten Firma angemeldct. später aber unter „Richard Rost" weitergeführt wurde, war sür die Jahre 1898 und 1899 vom Stadtrat daselbst zur Umsatzsteuer herangezogen worden, und zwar der Kaufmann Rost, der als Geschäftsinhaber angesehen wurde. Letzterer legte aber Beschwerde bei der Krcishauptmannschast ein, die schließ lich auch seine Heranziehung zu der Umsatzsteuer sür unzulässig erklärte. Erst hierdurch wurde vom Stadtrat herausgefunden, daß das Geschäft in Crimmitschau kein selbständiges, sondern eine Filiale des Dresdner Warenhauses Messow u. Waldschmidt sein müsse, gegen welches nun gemäß 8 5 des Nachtrags zum Re gulativ vom 11. November 1895 das Nachzahlungsverfahre» ein geleitet wurde. Die angestellten Ermittelungen ergaben, daß der Warenumsatz des Crimmirschaucr Geschäfts rm Jahre 1898 rund 96 WO und im Jahre 1899 rund 89 OW Mark betragen hatte so daß sich der Betrag der zu entrichtenden Steuer aus ins gesamt 3430 Mark stellte. Die Firma Messow u. Waldschmidt legte indessen hiergegen Rekurs ein, der aber von der Kreis- hauptmannschast Zwickau unter Mitwirkung des Kreisausschusses verworfen wurde. Gegen diese Entscheidung erhob daraus die Firma die Anfechtungsklage beim Obcrverwaltnngsgericht, das beschloß, die Sache an die K?eisha»ptmannschast zurückzuver- weisen, weil die Angelegenheit nicht von ihr genügend aufgeklärt worden sei. Insbesondere wurde verlangt, genau testzustellen, ob das Geschäft in Crimmitschau wirklich eine Filiale der Klägerin sei. Die Kreishauptmannschaft ließ darauf durch den Stadtrat lveitere Erörterungen anstellcn, deren Ergebnis war. daß in einer neuen Enticheidnnfl der Rekurs abermals verworfen wurde mit der Begründuqa, das Geschäft lei ans Grund des Ergebnisses der Bücherprüsnngen eine Filiale der klägcrischen Firma und das Regulativ gesetzlich zulässig. In der von Messow u. Waldschmidt daraus erneut cingercichten Antechtnngsklage wurde bestritten, daß das Crimmitschaucr Geschäft eine Filiale des Dresdner Waren hauses sei. und rerner die Estiltigkeit des Regulativs angefochten, das nicht mit den Bestimmungen des Freizügigkeitsgesetzcs. der Reichsgewerbeordnung und der Revidierten Städteordnnng verein- bar sei. Aber auch nach dem Wortlaute des Regulativs selbst sei eine Heranziehung zur Umsatzsteuer nnznlässig, da dieses lediglich Großbetriebe besteuert wissen wolle, die „nur" Detailhandel be treiben, während Klägerin auch Grossogeschäfte abschlicße. Ferner ivird Bezug genommen aus ein Urteil des preußischen Oberver waltungsgerichts vom 9. Oktober 1902, welches eine derartige Besteuerung ebenfalls für unzulässig bezeichnet haben soll. Die mehrstündige Beweisaufnahme ergab folgendes: Im Jahre 1894 wurde zwischen der klägcrischen Firma und dem Kaufmann Rost ein Kontrakt geschlossen, wonach letzterer sämtliche Waren von Messow u. Walrjchmidt. und zwar als Kommissionsaut beziehen mutzte. Tie Regulierungen der Aufträge, auch bei solchen von fremden Firmen, hatte gleichfalls das Dresdner Warenhaus zu führen. Dagegen wurde R., der als Geschäftsinhaber bezeichnet wird, ein Jahrcs-Einkommen von 2250 Mark garantiert. Die Klägerin durste ihm das Geschäft nur dann entziehen, wenn R. überhaupt unsähiawäre. dieses zu leiten. Hierüber zu entscheiden hatte die Firma Messow u. Waldschmidt, deren Bestätigung auch >ede Ordre über 100 Mark bedurfte, ebenso stand ihr daS Recht zu. sich jederzeit über den Gang des Geschäfts zu unterrichten. Beide Teile waren verpflichtet, in Crimmitschau kein Konkurrenz geschäft zu eröffnen. Kurz vor Inkrafttreten des Regulativs, im Dezember 1897, wurde ein neuer Vertrag abgeschlossen, demzu folge Rost die Kommissionswaren in eigene Rechnung übernimmt. Ter von Messow u. Waldschmidt gewährte Kredit blieb dagegen fortbestehen, auch wurde ihm alljährlich nach stattgehabter In ventur ein Umsatzbonus gewährt, so daß dem R. ein jährlicher Reingewinn von 4000 Mark gesichert wurde. Im übrigen blieben die Bestimmungen des alten Vertrages in Kraft. Von dem Prozeß bevollmächtigten der Firma Messow u. Waldschmidt ist, wie noch erwähnt sei, gegen den Stadtrat zu Crimmitschau ein Zivilprozeß wegen Zurückzahlung der bereits gezahlten Steuern anhängig gemacht worden, doch hat sowohl das Landgericht, wie das Ober- taiidesgericht die Ansprüche zurückgewicsen, weil die Jache im Wege des Verwaltungsstrcitvcrtahrcns zu verfolgen sei: indessen schwebt dieser Streit noch, da die kläaeriiche Firma Revision beim Reichs- gericht eingelegt hat. Als Sachverständiger war vom Oberver- waltungsgericht der Bücherrevisor Rüdiger-Chemnitz vernommen worden. Nach seinem Gutachten ist Rost nicht Geschäftsinhaber, sondern nur Filialenleiter. Dies gehe schon daraus hervor, daß R. bei der angeblichen Geschästsübernahme im Jahre 1898 keine Eröffnungsbilanz gezogen habe, und daß die Gewinne und Ver luste des Crimmitlchauer Geschäfts stets von der Firma Messow u. Waidschmidt übernommen worden seien. Ter als Zeuge ver nommene Kaufmann Rost erklärt, daß die Uebernahmc des Ge schäfts auf seinen Antrag hin geschehen sei. weil er sich eine elbständige Position schassen wollte. Ter Gesamtwert des Ge- chäftes zur Zeit der Uebernahmc betrug 37550 Mark, eine An zahlung habe er aber nicht geleistet. Die von Messow u. Wald- lchmidt jährlich bezogenen Waren betrugen durchschnittlich 25 OW Mark, während sich die von anderen Häuseren direkt bezogenen auf 40 OW bis 45 OW Mark beziffern sollen. — Vom Vertreter der klägcrischcn Partei wurde beantragt, den Stadtrat zu Crim daß Rost der Inhaber ist, sondern der Stadtrat, daß er es nicht ist. DaS sei ihm aber nicht gelungen. Es ivird sodann das Gut achten des Sachverständigen angezweiselt und an verschiedenen Eventualitäten erläutert, daß die Firma Messow u. Waldschmidt geradezu eine kaufmännische Unklugheit begangen haben würde, wenn sie Rost nur als „Strohmann" hingestellt hätte. Wenn von gegnerischer Seite behauptet würde, der zweite Vertrag sei nur deshalb, -geschlossen worden, um die Umsatzsteuer zu um- gehen, so müsse dem entgegengebalten werden, daß das Regulativ erst am 30. Dezember 1897 bekannt gemacht wurde, wahrend der Vertrag schon 14 Tage früher abgeschlossen wurde. DaS Urteil der KreiShauptmannschast sei nicht verträglich mit drr Ge setzgebung, auf der das Deutsche Reich ausgebaut lei: es würde durch ihm an dem Vertrauen des Volkes auf die Gleichheit und Freiheit, die durch das Freizügigteilsgejetz aegebc» worden sei, gerüttelt. Vom Vertreter des Stadlrals zu Crimmitschau wurde dagegen die Abweisung der Klage beantragt. Der zweite Vertrag sage ja, daß das Geschäft des R. keine Filiale sein solle; damii wurde zugegeben, daß es bisher eine solche war. sonst wäre jene Bestimmung nicht nötig gewesen. Im große» und ganzen leien die Bestimmungen des allen Vertrages aber in Kraft geblieben Ueberdies wird auf die Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 12. Mai 1897 verwiesen, die die Gültigkeit der fraglichen Steuer enthalte. Wege» der vorgeschrittenen Zeit setzte das Gericht die Fällung des Urteils aus: cs wird in nächster Zeit verkündet werden. 1-; raqeSgeschichte. Deutsches Reich. D>e Antwort des Kaisers auf den Glück- Wunsch des Berliner Magistrats zu seinem Geburtstage hat folgen den Wortlaut: „Auch in diesem Jahre ist Mein Geburtstag in der Reichshauplstadt durch Veranstaltungen mannigfacher Art festlich be gangen worden, und habe Ich zu Meiner Freude die Kundgebungen treuer Anhänglichkeit zum Teil persönlich wahrnehmen können. Als einen votllommeneiiAusdrnckdicser patriotischen Gesinnung habe Ich auch die Mir vom Magistrat, un Namen der Berliner Bürger schaft gewidmete» Glückwünsche und das erneute Gelöbnis der Treue gern cntgegengenominen, und spreche Ich dem Magistrat für diese Aufmerksamkeit Nieinen verbindlichsten Dank ans." Die I st e i» n a H m e a» Zöllen und Verbrauchssteuern bat für die ersten dreiVieitel des lanfenden EtatSjahres 582,1 Mill. Mk. oder 3,3 Mill Nil. weniger betragen als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Die Zölle habe» ei» Weniger von l,2 Millionen, die Znckerslencr ei» solches von 5,7 Mlll. Mk.. die Brannlweinverbrnuchsabgabe von 1,4 Millionen, die Braustener von 1,5 Mill Mk. ergeben. Dagegen Halle die Brennslciler ein Mehr von 3,1 Mill. Mk. »nd die Schanmweinsteuer von 2,6 Mill. Mk. zu verzeichnen. Von den übrigen Resthseinnahinc zweigen, über deren Ergebnisse monatlich berichtet Ivird, hat die Einnahme ans de» ReichSstempelabgabc» ein Mehr von »alicz:, 7Mill. Mk ergeben, von weichen ans die Böiiensleucr 6.6 Mill.Mk. entfalle». Die Post- und Tclegraphen-Vermalliing hatte rin Mehr von 16.9Mill. Mk.. die Neichsei>enliahiiverwalt»iig von3,9Mill.Mk. zu verzeichnen. lieber den Termin der Neuwahlen zum Reichstag gehen fortgesetzt allerlei weit von einander abweichende Mutmaßungen durch die Nlätlcr. Eine anscheinend offiziöse Mitteilung besagt, daß eine Entscheidung über den Termin noch nicht getroffen ist, es könne aber soviel als sicher gelten, doß die Wahlen nicht, wie eine Zeitlang erwogen wurde, im Herbst slattstnden werden. Wahr, scheinlich wird man wieder, wie vor 5 Jahren, einen Tag im Juni sestsetzen. Spätestens in der ersten Maiwoche dürste dann der gegenwärtige Reichstag geschlossen iverden. Als voraussichtlicher Wahltag wird in der Pommerichen „Reichspost" der Mittwoch, 17. Juni, genannt. Ter „Deutschen Tagesztg." ist ebenfalls „aus unanfechtbarer Quelle" nutgeteilt worden, daß ein bestimmter Ent schluß noch nicht gefaßt worden sei, man neige allerdings der An schaumig zu. daß es am zweckmäßigsten sei, die Wahlen Mitte Juni vornehmen zu lassen. — Ein ewiges Hin und Her: Wenns nur erst klipp und klar wäre, wann die Wahlen stattfindcn sollen! In dem soeben erschienenen nciiesten Buche Heii.rich v. Poschlngers „Fürst Bismarck und seine Hamburger Freunde" findet sich eine gerade jetzt besonders interessante Acußerung, die Fürst Bismarck am 20. Oktober 1892 in Varzin bei der Unterhaltung mit seinen Gästen über die Aushebung des Jesnitengcsetzes getan hat und die von einer Zuborerin. Frl. Anita Elvers aus Hamburg. Herrn v. Poschinger mirgcteilt worden ist. Die Tischgesellschaft hatte sich nach aufgehobener Tafel nin den die gewohnte lange Pfeife rauchenden Fürsten ver sammelt, um den Gedanken und Erinnerunge» zu lauschen, die der Altreichskanzler bei solchen Gelegenheiten aus oem reichen Schatze seiner umfassenden Kenntnisse niiv vielseitige» Erfahrungen vorzu- Iragcn pflegte. „Der Fürst", so erzählt Frl. Elvers. „erklärte zur „roßen Ueberraschuna aller Anwesenden: „Ich gedenke ani 25. Novcmlicr in den Reichstag zu gehe» und bin ans die Gesichter gespannt, die die Herren am Regiernngstische machen werden, wenn ich cinnral unten sitze." Darauf Herr v. Maffow: „Tann werden Durchlaucht wohl anch Stellung nehmen müssen zu den Anträgen des Zentrums, betreffend die Aufhebung des Jesuiten gesetzes." Daraus der Fürst: .Ich persönlich habe nichts dagegen — ich glaube aber, daß dcni deutschen Polle damit nicht gedient ist. und es ihm auch nicht anmnteiid sein würde: ich weiß ferner a»s sicherer Quelle, daß dem Papst und den Kardinälen gar nicht so viel daran liegt.' Es hängt immer davon ab, ob ein weißer oder schwarzer Papst im Valilan sitzt. Außerdem ist es ja vollständig nunötig, da sie ja doch überall sind, ebenso gut ohne langen Rock und Schlavphnt, wie mit. Das Zentrum ist ja nur dafür aus eigenem Interesse." Fürst Bismarck gehörte damals dem Reichs tage als Vertreter des 19. hannoverschen Wahlkreises an, wozu er am 30. April INI bei einer Ersatzwahl gewählt worden war. Er ist indcß niemals al-S Abgeordneter im Reichstage erschienen nnd hat anch >893 eine Wiederwahl abgelehnt. Eine Interpellation, welche von dem nationalliberalen Abg. Hirsch «Essen) im preußischen Abgeordnetenhause mit Unterstützung seiner Fraktionsgenossen ctnaebracht worden ist, lautet: .Welche Stellung nimmt die Königliche Ttaatsregiemng zu dem in weiten Kreisen von Handel und Industrie bekundeten Verlangen nach Aufhebung der Gerichtsserien ei» ? Erkennt dieselbe eS als ein Bedürfnis an, daß dieienigcn Zivilvrozesse, welche der Eile bedürfen und nach ihrer Sache und Rechtslage ohne Schwierigkeit alsbald erledigt werden können, gleichwohl aber nach der bisherigen Gerichtspraxis nicht als Feriensachen behandelt werden, auch innerhalb der Gerichtsferien zur Verhandlung nnd Entscheidung komme»? Ist die Königliche Staatsregierung bereit, daran« hinznwirken, daß im Wege der Reichsgejetzgebung diesem Bedürfnis Rechnung getragen wird?" AuS der bereits erwähnten, im Verlage von G- Birk u. Co. in München erschienenen Broschüre „Der Fall Krupp" sind noch folgende Einzelheiten hervorznheben: In einem besondere» Kapitel wird die behauptete politische Seite der Krupp-Affäre erörtert, welche den eigentliche» Grund der Einstellung des Straf verfahrens bilden «oll. Es wird da erzählt, daß der Kaiser nicht Immer als Freund Krupps aufgetreten sei, sondern bei der be kannten im Reichstag erörterte» Uebersorderung des Reiches für die Panzerplatten tu einem Telegramm dies Verhalten eine Schande sür das Deutsche Reich genannt habe. Sodann wird die Erzählung drr „Münchner Post" wiedergegeben, wonach sich Frau Krupp 2« sei den, Kaiser als sehr erregte, aus Eifersucht häufig ihres Willens nicht mächtige Frau geschildert worden, deren Unterbringung und unter Umständen dauernde Sistierung in einer Nervenheilanstalt nötig sei. Fron Krupp sei auch tatsächlich unter ärztliche Beobachtung gekommen nnd eS sei dem Auftreten eines Arztes zuzuschreiben, daß nicht seiner Zeit in Baden-Baden ein den Geisteszustand als gestört konstatierendes Gutachten formuliert wurde. Indessen die Beobachtung und Ueberwachung sei in Kraft Mieden, und gerade an den. Tage, an welchem Krupp starb, ollte sich ein in der Villa Hügel anwesendes Aerztrkolleglum wiederum gutachtlich über Iran Knipp äußern. Zn diesem Zwecke, und nicht wegen der wirklichen oder angeblichen Krankheit Krupps ei das bekannte Acrztctollegiiu» anwesend geivesen. Die Kata trophe habe diese» Dingen ein Ende gemacht, nnd Frau Krupp sei Plötzlich wieder gesund und versügungssähig gewesen. Im Anschluß daran wird bezweifelt, daß der Tod Krupps ein natürlicher gewesen ei. Auch ein hervorragendes Mitglied einer sehr staatserhaltendcn lieichstagspartel habe offen erzählt, Krupp habe sich erschossen. Aus dem sonstigen Inhalte der Schrift sei noch erwähnt, was über die Einstellung des Strafverfahrens gegen den „Vorwärts" gesagt wird. Oberstaatsanwalt Jienbiel sei darüber vom Justiz minister instruiert worden; da die preußische Regierung in ihrer Mehrheit sür die Fortsetzung des Prozesses gewesen sei, so könnten nur Einflüsse höfischer Art für den Entschluß zur Einstellung bestimmend gewesen lein, und aus solche Einflüsse wird dann auch das Verhalten des ReichStagspräsidenten Grafen Ballestrem gegen Vollmar zurückgeführt. Besondere Belege für diese Angabe werde» nicht mltgetrilt, wir auch sonst die Schrift kein wetteraehendes Beweismaterial enthält. Sic macht nur zum Schluß die stunkle Andeutung, daß manches, nicht das unwichtigste, noch nicht habe ausgesprochen werden dürfen. Das werde aber auch noch gesagt werden, vielleicht erst nach den Reichstagswahlen. Ob dann wirklich neue Aufklärungen gegeben werde», bleibt abzuwarten, ebenso ob dir letzigen Mitteilungen ohne Erwiderung bleiben werden. " Äk'W -HD MT A E'W -M ',1'E Hi E 'TH 1 HÄ ' 5 O W