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UrtelSbestätigung, namentlich aber in der Todesstunde, zu bewahren im Stande sein wird. — Die Mittheilungen über die hiesige Handelslehr anstalt, welche von deren Director, 11. Obermann, am Schlüsse des Schuljahres 1859/60 herausgegeben worden sind, enthalten u. A. auch eine Beschreibung der Schiller festfeier in der Anstalt, wobei die bei vieler Gelegenheit von Hrn. I). Keferstein gehaltene Rede vollständig abge druckt ist. Den Schulnachrichten ist zu entnehmm, daß die erste Abtheilung am Schluffe des gegenwärtigen Schul jahres 182, die zweite 78 Schüler zählte. Von letzteren gehörten allein 24 dem österreichischen Staate, 22 dem Königreiche Sachsen an. DaS Lehrerkollegium besteht aus 17 Lehrern. — Ein beklagenSwerthrS Ereigniß hat sich in diesen Lagen in einem Hause der Johannisgasse zugetragen. Eine ehemals in der Bühnenwelt sehr bekannte Größe, der Pen- sionirte Schauspieler I., im Alter von 83 Jahren stehend, hat seinem Leben ein gewaltsames Ende gemacht. — Im benachbarten Böhmen werben die aus den Spitälern zurückkehrcnden Invaliden vom letzten Feldzüge immer häufiger, so daß beinahe leder Ort, sei es auch daS kleinste Dorf, deren wenigstens einen aufzuweisen hat. Dies dürfte als Beweis dienen, daß bei dem vorjährigen blutigen Drama in Italien meistens Deutsche verwandt worden sind. Der Blick in die Zukunft für diese Leute, wenn sie unbemittelt, ist traurig, da der österreichische Staat denselben, wenn sie auch eines ArmcS oder Beines beraubt sind, nur täglich 5 Neukreuzer Pension zahlt. Die mildthätigen Sammlungen für dieselben im ganzen Kaiserstaate haben zwar ein großartiges Trgebniß gelie fert, aber es dürft« noch lange nicht ausreichend sein, auch für die Folge helfend einzutrrten. — Dem bereits so viel erwähnten Eiswurm wieder fahren immer größere Ehren. Derselbe ist nun auch von Herrn Aurich in Musik gesetzt worden, und erfreut sich dieser componirte Scherz einer großen Lhrilnahme. Wir hatten Gelegenheit, am letzten Sonntage im großen Gar ten ihn vom Kirsten',chen Musikchore aufführen zu hören, was denn wirklich unter sehr regem Beifall geschah. Nach dieser so günstigen Aufnahme wird, wie wir hören, der als Polkatanz componirte Eiöwurm nun nächstens auch die öffentlichen Lanzlocalitäten betreten. An ein Absterben deS EiSwurmS kann also hiernach noch lange nicht gedacht werden. — Ein tüchtiges Zankduett fand gestern früh au hiesiger Josephinengasse statt, wobei rin Frühstück holender Knabe, dessen Mutier und Vater einerseits und eine Bäckersfrau unter Akkompagnement ihres Ehegemahls an dererseits sich verschiedene Lobreden auf offener Straße sagten, welche die ungetheilte Aufmerksamkeit deS versam melten Publikums und der Nachbarschaft längere Zeit ge spannt erhielten. So weit wir uns aus dem Ehaos der Ver'chiedenen anzüglichen Redensarten herauszusinden ver mochten, handelte es sich um einen bösen Dreier, den der Kleine beim Frühstückhvlen beim und Geldwechseln mit em pfangen haben sollte. Es hieß hier in der Lhat: „Viel Geschrei und wenig Wolle!- — Die Besorgnisse der Elbbewohuer für ein eintre- tcndeS Frühjahrshvchwassrr haben sich bis dato, Gott sei Dank, nicht erfüllt, denn obschon die Eibe nach dem Elb messer bis auf 2 Ellen über 0 gestiegen ist, so ist doch solche noch nicht auS ihren Ufern getreten und seit dem Montag wieder um einige Zoll gefallen. Doch eS läßt sich erwarten, daß in Folge des im Riesengebirge noch sehr bedeutend liegenden Schnees die Elbe aus längere Zeit ei nen guten Wafferstand behaupten wird. — Die Hauptverhandlung beim Bezirksgericht Pirna am 23 März zeigte ein gar trübes Bild eines Stücki- Familimleben. Der 52jährige Auszügler Friedrich August G., «in etwas rxcentrischer Mann, der sonst aber eines guten Rufes sich erfreut, hat in dem Hause seine» Soh ne-, welches dieser wider seinen Willen von der Mutter gekauft, eine geräumige Auszugswohnung inne. War nun schon von jeher daS Verhältniß zwischen Valer und Sohn ein sehr gedrücktes, da der erstrre den letzteren nicht für sein eigenes Kind hielt, so wurde der Riß durch di« wider Willen des Vaters erfolgte Verehelichung deS SohneS immer größer. Derselbe, nach dem Zeugnisse Aller «in ruhiger Mann, hat, wie auch seine Frau, dem Vater durch aus nichts zu Leide gcthan, nichtsdestoweniger aber letzte rer immer Zwistigkeiten, vorzüglich wegen Benutzung der Räumlichkeiten, über die er durchaus zu gebieten haben wollte, gesucht. Um diesen die Spitze abzubrechen, macht der Sohn einen Verschlag, welcher daS gegenseitige Gebiet abgrenzt; der Vater ist gerade nicht zu Hause; als letzte rer heimkehrt und den Verschlag sieht, erfaßt ihn nach sei nem eigenen Geständnisse eine Wuth, die er durch häufi gen Genuß von Branntwein niederzuschlagen sucht, statt dessen aber vermehrt, bis er endlich Nachts 11 Uhr, nach dem er schon in der Schenke bedrohliche Aeußerungen ge- than, mit einer Axt den Verschlag zertrümmert, dann links und rechts um sich und in die Dielen hauend, vor die Lhüre der Kammer, worin sein Sohn und dessen Krau schlafen, geht und hier in maßloser Wuth, Schimpfwort« und die gräßlichsten Drohungen gegen dieselben auSstoßend, in die Schwelle und die Dielen unzählige Hieb« führt, sich aber dann entfernt. Jetzt endlich gelingt es dem in Todesangst wartenden Sohne und der Schwiegertochter, sich halb bekleidet durch ein Fenster in die Nachbarschaft zu flüchten, worauf ersterer den Gerichtsschöppen herbei holt. Beide finden G. seo. in seiner AuSzugSstube am Tische sitzend, die Axt vor sich liegend. Der Gerichts schöppe macht ihm ernstliche Vorstellungen, da schwingt G., als er seinen Sohn sieht, wieder die Axt und haut vor Beiden in die Diel«, zertrümmert eine Lampe, alles dies unter den schmählichsten Aeußerungen und Drohungen gegen seinen Sohn, mit einer Wuth, die der als Zeuge gegenwärtige Gerichtöschöppe kaum zu schildern im Stande war. Endlich gelingt es, ihn sestzunehmen. Dem Ange klagten sah man es auch in der Hauptverhandlung an, daß er seine Drohungen wahr zu machen im Stande sei. Er wurde zu 1 Jahr Arbeitshaus verurtheilt. — Sein Nachfolger auf der Anklagebank war ein jugendlicher Ver brecher, der noch nicht 17jährige Kleinknecht F. L. P. aus Wittgendorf bei Kreischa, der vorsätzlichen Brandstif tung angeklagt. Am 8. März d. I. Nachm, gegen 6 Uhr war, während der Besitzer nicht zu Hause, die massive 1857 erst neugebame Scheune des Begüterten Suhre zu Maxen mit allen darin befindlichen bedeutmden Futter- Vorräthen bis auf die Umfassungsmauern niedrrgebrannt, und dadurch dem Besitzer rin Schaden von beinahe 1200 Lhlr. erwachsen. Durch den Brandgirbel der Scheune war daS Weitergreifen des Feuers verhindert worden. Noch an demselben Abend gelang es dem Gendarm Liesche, den obengenannten bei Suhren als Kleinknecht dienenden P. zum Geständniß zu bringen, daß er die Scheune ab sichtlich anqezündet habe. Dieses Geständniß wiederholte er in der Hauptverhandlung, indem er angab, schon einige Tage zuvor den Entschluß gefaßt zu haben, seiner Herr schaft einen Possen zu spielen, weil er öfters Arbeiten zp verrichten gehabt habe, die den Mägden zugekommen seien. Den wirklichen Entschluß habe er aber gefaßt, als er einen Schweinestall zu reinigen gehabt, und den Lag abgewar- tet, wo sein Herr nicht zu Hause gewesen sei; er habe sich da mit 2 Streichhölzchen versehen, eins davon habe nicht gebrannt, mit dem andern habe er daö auf der Lenne liegende Stroh angezündet und ^ Stunde darauf sei daS Helle Feuer auSgebrochen. Nach allen Aussagen hat der selbe bei seiner Herrschaft eS gut gehabt, auch gab ihm