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Die Avis Armee im rolen Staat. Firirgsneroositäl in Moskau. — Abschaffung der polilifche» Flommissare in der Armee. Die WUiIarifierungsaktton. Moskau, Anfa»s Februar 1027. DI« Gowjetoegienina bat »I« et» Hehl daraus irrmacht, toi Ne den Pazifismus entschieden und grundsätzlich ablehnt. Die Lowictflthrer, die im Jahre >017 die Massen Haupt, sächlich durch die Parole: „Nieder mit dem Krieg!" für sich ^wannen, spotten bet jeder sich bietenden Gelegenheit Uber die „Pazifisten „ich die Narren aus der Sozialdemokratie", die an einen- ewigen Frieden glauben und eine pazifistische Umgestaltung Europas und der ganzen Welt aiistrebcil. Die Stnftellung der Somjctpolittk zu der Umwelt ist von dem lmerichiitterltchen Klaube«, an die Unabwendbarkeit kriegerischer Konflikte zwischen den kapitalistischen Staaten beherrscht, die aber auch gemeinsam zu einem Krieg« gegen die „Note Vale", den Aowictstaat, rUsten. England stehe als «pliituo rsctor hinter den „kriegerischen Vorbereitungen der baltische» Maten" und auch „hinter Pilsndski steht der britische Löwe", gm Zusammenhang mit dem faschistischen Umsturz in Litauen haben die Kriegsbcfürchtungen in Sowjetkretscu neu« Nahrung erhallen. Die Stimmung in Moskau zeichnet sich durch steigende Nervosität auö, die au die Zelten der ans- ländischen Interventionen erinnert. „Eine Ncihc von Tat sachen". schrieb kürzlich das Militärblatt „.Kraftnaja Divesda", „sprechen sür die verstärkte Aktivität desjenigen Teiles der europäischen Vourgeoisie, der von der Vernichtung des ersten und bisher noch einzigen proletarischen Staates träumt." Und Siucharin. der hervorragendst« Theoretiker der Partei, erklärte, man müsse „das Problem des Krieges in aller seiner Lchärs« zur D^-knssion stellen". SS ist verständlich, daft sich daher die Aufmerksamkeit der Regierung und der Partei immer mehr auf die Note Armee konzentriert. Ein Wort Lenins, in dem er die Parteigenossen aufforderte. „die Wehrhaftigkeit des Landes »nd der Noten Armee wie den eigene» Augapfel zu wahren", iii plötzlich wieder in aller Munde. Keine Parteikonferenz, Icine „Zcllenversammlung" vergeht ohne scharf pointierte Reden Uber die drohende Kriegsgefahr und Uber die der Rolen Armee hieraus erwachsende» Ausgaben. Der Kriegs, kommtisar Worolchtlow hat kürzlich in seiner aussehcn- tiregcndcn. für die Stimmung in Moskau ungemein charaklcristischc» KriegSredc, in fast wörtlicher Anlehnung an den berühmten Ausspruch drS zartlchen KrtegsmtnisterS Luchomlinow wenige Tage vor Ausbruch des Weltkrieges, unier tosendem Beifall der Moskauer Parteikonferenz aus- geniscn: „Die Note Armee, dir Note Flotte werden stets bereit sein!" „Die internationale Lage," sügte er hinzu. ,/,c- stallet sich für uns ungünstig. Wenn nicht heute, so können wir morgen einen Angriff erwarten." Aus den Ncdcn Woroschilows. VuicharinS und anderer Lowjetführcr. aus zahllosen Artikeln der Svmictprcsse ist klar hcrauszulelen, bah die Sowjctrcgierung im Begriffe sieht, eine großzügige Aktion znr Militarisierung des Landes etiniileitcn. „Kein Krieg," erklärte Wvroschilow, „kann ohne eine wie ein Uhrwerk genau arbeitende Etappe geführt werdcn. Wir müssen jetzt vor allem unsere Psyche, unser Reivlisitsein mobilisieren!" „Die Arbeiterklasse muß von der Partei militarisiert werden!", hieß cS a» einer anderen Stelle dcr Rede. Die Arbeiter sollen dann den „mililärtsch.n Geist" in die Massen der Landbevölkcruna tragen, denen bei der Wchrhasimachung des Sowjetstaates ein« ganz besonders wichtige Nolle zufällt. Ganz oiscn erklärte aber Woroschilow, das, im Nahmen der gegenwärtigen Lage das Kräfte verhältnis in einem Kriege allzu leicht zu Ungunstcn Nutz, lande gnssallcn könnte, das, die bisherige Verteidigungs bereitschaft der Sowjetunion vieles zu wünschen übrig lasse, und bah es tm Kriegsfall nötig sein würde, den HeereS. bestand „um eln Mehrfaches" zu erhöhen. Wie diese Vergrößerung der Armee und die ganze Militari- sieruiiasaktion im ctnzelnen durchgesllhrt werden soll, wird begreiflicherweise nicht näher ausgeführt. Di« Haupt Momente sind jedoch die Militarisierung der Arbeiterschaft «nd der fugend. Die Äugend soll .zur Schneidigkeit und Kampflust, zur militärischen Straffheit der ändere» Erscheinung erzogen loerden". Als erste ret» militärische Mas,nähme zur Erhöhung der Kriegsbereitschaft der Noten Armee Ist — wie es in der ent- sprechenden Verfügung heißt — „die Beseitigung des letzten NestcS der politische« Kontrolle über die Truppen- kommandenre" vorgcuommcu worden. Die politischen Kom missare, das „Ange und Ohr des Proletariats" in der Armee, verschwinde» sür immer. Der Grundsatz der alleintgcn Be- sehlsgewalt des Truppcnkommandeurs soll nunmehr streng durchgeführt werden. Auch das parteilos« Offizierskorps stelle jetzt, so wird in kommunistischen Militärkreiscn erklärt, fest zur proletarischen Negierung, so das, im Interesse der Disziplin und der militärischen Ausbildung der Soldaten diese Reform gefahrlos vorgenommen werden könne. Tat sächlich hatte das Fortbestehen der revolutionären Ein richtung der politischen Kommissare, wie die Sowictpresse selbst feststellt, zu unhalbbaren Zuständen in der Armee ge führt. Die Kommissar« — ausschließlich Mitglieder der Kommunistischen Partei — waren beinahe stets von größtem Mißtrauen gegen den parteilosen Offizier erfüllt. Tnpiich für diese Zustände sind die — nach dem Militärblatt ,„Kraft- nasa Dwesda" sehr zahlreichen — Fälle, wo die Parteizelle eines Truppenteils aus Verlangen des Kommissars ein schneidende Beschlüsse Uber militärische Fragen fasste, und zwar ohne Hinzuziehung des Truppcnkommandeurs. da dieser „Parteiloser" war. Trotz der »och bis zuletzt amtierenden politischen Kom missare scheint die sogenannte „politische Ausklärung" der Rotarmisten noch keineswegs zu dem von der Regierung gewollten Erfolg geführt zu haben. Eine kürzlich vorgenommcne Prüfung der „polilischen Kennintsse" der Offiziere zeigte, daft dt« Grund ideen der kommunistischen Staats- »nd Gescllschastsauffassnng den Trnppcnkommandcuren der Noten Armee bei weitem noch nicht in Fleisch und Blut übcrgegangen sind. Aber auch i» bezng auf die Allgemeinbildung des Offizierskorps hat die Prüfung betrübende Ergebnisse gezeitigt: 47 Prozent der Kriegsschiiler haben beispielsweise die Priisuna in den allge meinen Fächern nicht bestanden. Diejenigen Offiziere, die einen Lehrauftrag in einer .Kriegsschule erhalte», empfinden dies zumeist als Zurücksetzung hinter ihren Kameraden im aktiven Heeresdienst und kommen daher ihren Lehr verpflichtungen nur ungern und unvollständig nach. Die militärische Propaggnda erfasst in immer stärkerem Mas, auch all« Zweige der Wirtschaft. Die Verwaltung der Kriegsindustrie ist gegenwärtig mit der eingehenden Nationalisier»».» ihrer Betriebe beschäftigt. Auch in de» andere» Jlndustrtezwctgcn sollen umfassende organisatorische »nd technische Arbeiten etngeicstet werdcn. um im .Kriegs fälle eine »nverzliglichc Umstellung der Fabriken auf die Produktion von Kriegsmaterial sicherzustellen. Daft die Sowjetrrgrcrung schon aus innerwirtschaftlichen Gründen jeden Krieg zu vermeiden sucht, ist wohl kaum zu bezweifeln. Die NtistnnnS- und Wehrpropaganda der letzten Zeit zeigt jedoch, daft trotz der groften rein wirtschaftlichen Autgahcn militärische Fragen in der Sowjetunion immer mehr in den Vordergrund treten. Konflikt zwischen Stahlhelm und Zungdentfchen. Lan-esvorskan-sbeschlüsse -es Stahlhelms. Berlin, 1l. Fcbr. Der Bundesvorstand des Stahl helms. Bund der Frontsoldaten, hat in einer Sitzung über seine Stellung zur Führung des I u » g d e u t sch e n Ordens einstimmig folgenden Beschluft gefasst: „Seil mehreren Jahren hat die Führung des Jnng- deulschen Ordens die einheitliche Front der vaterländischen Veweguiig immer wieder dadurch gestört, daft sic öffentlich Iiärker alles da» betonte, was de» Orden von den übrige» Verbänden trennt, anstatt das Einigende der groften Bewegung t» den Vordergrund zu stellen. Hierbei ist manchesmal die Pflicht persönlicher Kameradichaft, die unier dcn Anhängern einer groften Bewegung verlangt werden mich, verletzt worden. Einen der stärksten Verstöße gegen diese Kameradschaft steht der Stahlhelm in der Einreichung der vielerörterten Denkschrift, die sich zum Teil gegen Personen des nationalen Lagers richtete, ohne daß vorher den Betroffenen die Möglichkeit zu Richtigstellungen gegeben wurde. Darüber hinaus stellt der Stahlhelm fest, daft das Borln», de nie in dieser Denkschrift und ihre breite Erörterung in der Ocssenilichkcit dem Deutschen Reiche schweren Schaden Wc'iigi lmt. Die sranzoscnsrcundlichc Politik, d>c der Jnng- demlchc Orden seit einiger Zeit betreib«, müssen wir als Borkämpser der vaterländischen Freiheitsbewegung aus das ichäriste bekämpfe». Wenn Herr Mahraun die bisherige Nrltlk von Slahlhclmsührcrn nicht vertragen kann und es für richtig hielt, deswegen seinen Einheiten jeden Verkehr mit Tlahlhclmgruppen zu verbieten, io forderte die Selbst achtung auch ein entsprechendes Verbot für den Stahlhelm. Di« Fortdauer oder Aenderung dieses Zustandes liegt ledig lich bei der Führung des Jiingdcuischen Ordens. Nach wie vor verurteilt der Bundesvorstand des Stahl helms einmütig die Art. in welcher der Führer des Jung- deniichc» Ordens seine Politik der Verständigung mit fran- Mchcn Stellen betrieben hat. Der Bundesvorstand weift sich darin eins mit allen Stahlhelmkameraden. Solange fran- Mche Truppen noch aus deutschem Noden stehe» und fast täg- sich NcchlSwidrigkeiten und Gewalttätigkeiten begehe», solange das wehrlos gemachte Deutschland Bluttaten wie Germers- Heim und de» Hohn von Landau erdulde» muss, ist cs mit der Würde dcS deutschen Volkes nickst vereinbar, daft ein Führer eines bcnlickic» vaterländischen Verbandes mit französischen Llellen solche Verhandlungen führt. Die vornehmste Aufgabe der Führer der nationalen Bünde lsi cS, im deutschen Bolk ein durch nichts z» erschütterndes nativ- »aicS Gefühl und den zähen Wille» zur vollständigen Freiheit ausrechtzucrhalten. Der Stahlhelm bedauert, daft der ^ung- d' -he Orden, der ihm ein wertvoller Bnnb sgcn"stc in dem schweren Knmvse um die deutsche Freiheit war. nunmehr an- tcr« Wege geht." Aus der BniidcSvorNandstaguna des Stahlhelms am Februar in Magdeburg wurde zu der Erklärung der französischen Frontkämpser, ist als Voraussetzung für „normale Beziehungen" zwischen Fiankrcich und Denttckiland die „Abrüstung der Geister" in <rucklh>gnd sondert, einstimmig erklärt „diese Forderung »er« Mt gegen die S « griffe nationaler Würde nnd Ehre. Die Rüüuug der Geister, d. h. der Manncsivtlle, sich dem uns zu- tziügten Unrecht nicht -» beugen und die innere und äuftere Bisreinng TcutschlandS z» erringen, ist die einzige Nitsinng, die m,z heule ang .-sichtS einer Welt in Waffen noch geblieben ist eine Rüstung, die wir vor Erreichung des Zieles niemals oblegen werden. Solange das Diktat von Versailles besteht, ist an eine wahre Befried»»» Europas nicht zu denken." Der Bnndcsführcr des Stahlhelms hat an de» Bundes meistcr des „I u n g d c n t s ck> e n T r e » b » n d e s". Freiherrn von der Necke, ein Telegramm gesandt, in dem es heisst: Der Stahlhelm dankt verbindlichst für das Begrüs'irngsl-'lcgramm vom 8. d. M. und die durch Eilbrief übermittelte Mitt'ilung über die Ziele des nengegründcten Jungdeiitichen Trcn- bundcS. Der Sta-HIHclm erwidert die übermittelten Grüfte auf das herzlichste und bcgrüftt es mit groftcr Freude, daft der Jungdeiitschc Trenbund mit dem Stahlhelm zum Wohle un seres Vaterlandes eng zusammcnarbciten nstll. Was -er „Iung-eulsche" sagk. Der „Jungdeutschc", das Organ des Jung deutschen Ordens, das die Beschlüsse des Stahlhelms wicdcrgibt, nimmt zu dem gegen den Orden gerichteten Beschluft »och keine Stellung, uni der Entscheidung der Ordcnslcitung nicht vor» zugrciscn. Dagegen äuftcrt cs sich zu der Erwiderung des Stahlhelms an die französischen Frontkämpser, daft „die Erklärung durchaus ungenügend erscheine" und daft die Forderungen des Stahlhelms als Grundlagen einer wahren Befriedung Europas viel zu gering seien, als daft sic den LebenSnotwendigkeiten des deutschen Volkes Rechnung tragen. Der Jiingdcntsche spricht dabei von dem Mangel einer Forde rung der notwendigen Erhöhung der Wehrmacht nnd schreibt weiter: „Was den Ausdruck „Abrüstung der Geister" an- bctrifst, so haben wir bisher den Sinn dieser französische» Formel darin erblickt, daft nicht die Aufgabe des Manncs- wiilcns oder dcS Willens zur Wehrhaftigkeit darunter zu ver stehen ist. sondern die des Revanchegeistes und dcS Hasses. Vor aussetzung ist also nach Ansicht der sranzösischen Frontsoldaten die VerständiguiigSbereitichait aus deutscher Seite." Zu dem Grnßwcchsel zwischen dem Stahlhelm und dem vom Fungdcntschcn Orden abgclplitterten Jungdeiitichen Trenbund schreibt der „Jungdeutschc": „Er beweist, daft die Stahlhclm- lcitiing die Verantwortung sür eine» Bruderkamps im natio nalen Lager nicht scheut, und daft die S t a h l h e l in l e i t » » g diesen Br uberkamps beginnt. Der Jiingdentirhe Orden hat bisher niemals mit einer der Absplitterungen aus dem „Stahlhelm" Fühlung genommen, oder gar mit einer ab- gelplittcrte» Gruppe einen Bund geschlossen. Die Ttahlhelm- leitiing kan» über die „Bedeutung" des „June-deutschen Treu- bnndcs" nicht im unklare» sein. Sie bars sich deshalb nicht wunder», wenn wir ihren Grnftwechsel mit dem Trcnbin'd als gewollte Briiskiernng des Ordens ansrhen «nd daraus unsere Schlüffe ziehen." Auch hierzu ivcrdcn die OrdenS- leitung und das Hochkapitel noch Stellung nehmen. Sin -emokrattfcher Aufro-rlungsan'rag. Berlin. 12. Fcbr. Die demokratische ReichstagSsraktion hat gestern folgenden Antrag eingcbracht: „Der Reichstag wolle beschließen. die RcichSrcgicrting zu ersuchen, unverzüglich einen Gesetzentwurf vorzulcgc», durch de» im Wege einer sofort ver- zinsiichen Umtauschanlcihe oder aus andere geeignete Weise die Altbesitzcr von Neichöanlrihen a» Stelle von AnleihcablösungS- ichuld und AuSlvsiingSrcchte» i» den Besitz eines WcrtpapicrcS gesetzt werden, dessen Wert einer mindestens 12!4pro,zc»tlgcn Aufwertung des ursprünglichen Betrages der in Anleihe- ahlvsiingsschulb »mgelauschten NeichSanlcihc entspricht, und das laufend mit mindestens 6 v. H. jährlich verzinst wird. Politische Zusammeuslöhe in Berlin. Berit«. l2. Febr. Zu schweren Ausschreitungen kam e» gestern abend in einer Versammlung der Nattonalsozta- ltsttschen Freiheitspartei. Diese Versammlung war stark besucht von Kommunisten, die in der Ver- sammlung ihren Unwillen durch laute Zwischenruf« kuwd- gaden. Es kam zu Slretttgketten, die alsbald in eine wüste Schlägerei ausarteten. Zu den blutigen Zusammenstöften anläftlich der Versamm- lung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Die Nationalsozialistisch« Ar beiterpartei hatte am Freitagabend eine Versammlung an- beranint, in der ei» Dr. Goebbes über den Zusammenbruch des bürgerlichen Klassenstaales spreche» sollte. Zu Beginn der Versammlung kam cs bereits zu einer schweren Schlägerei, als K o in m u n I st e n, noch bevor der Referent bas Wort erisrlsf, sich zum Worte meldeten. Der Versammlungsleiter erklärte, daß eine Aussprache zunächst nicht beabsichtigt sei. und darauf hin setzte stürmischer Protest der Kommunisten ein. Der von den Nationalsozialisten in Stärke von 8M Mann aufgcstellie Saalschutz griff nun ein und drängte die Kommunisten aus dem Saale heraus, während inzwischen die Polizei mit mehreren Abteilungen »»rückte. Bel dieser Schlägerei im Saale wurde aus beiden Seiten mit Stuhlbeinen. Seitengewehren, Gummi knüppeln «nd Totschlägern gearbeitet, so daft mehrere Per sonen ernstlich verletzt worden sind. Nach den bisherigen Fest stellungen wurden in das Virchow-Krankenhaus sechs Per sonen eingcliescrt. Nach diesem aufregenden Zwischenfall wurde die Versammlung jedoch sortgcsührt, während die Kommu nisten sich vor dem Saale zu sammeln beaannen. Die Polizei, die mit Recht weitere Zusammenstvhc befürchtete, ließ durch Verstärkungen die Strafte räumen und drängle die Menge ab. Dabei mußte» die Beamten mehrfach vom Gummiknüppel Ge brauch machen, da die Demonstranten eine stark aggressive Hal tung einiiahmen. Als bann gegen ^12 Uhr die Versammlung beendet war, bildeten sich mehrere kleine Trupps und Züge. Die Polizei hatte den Saalschutz der Nationalsozialisten, gegen den be sonders drohende Zurufe laut wurden, von starken Kom mandos begleiten lassen, um unterwegs weitere Schlägereien zu verhüte». Größere Abteilungen der Kommunisten, dar unter zahlreiche rote Frontkämpfer in Uniform, begleiteten diesen Zug und cS kam dann auch zu einem Zusammenstvhe. Nachdem Hänseleien während des ganzen Weges von den politischen Gegner» ailsactauscht worden waren, versuchten die Kommunisten, die begleitenden Pvlizcibeamten abzudrängcn. Als die Beamten sich dem widcrsetztrn, wurden sie von den Kommnuistcn, die während dcS ganzen WegeS Ziegelsteine mitgrschleppt hatten, tätlich angegrisscn, «nd cs bcdnrftc sehr energischer Gegenwehr, «m die kom- mnnistischcn Angreifer znritckzudrängen. Bei dieser Gelegenheit wurden 17 Personen zwangS- gestellt, nachdem bereits bei der Schlägerei im Versammlungö- saal selbst zwölf Kommunisten sestgenommcn worden waren. Achnlichc Vorfälle spielten sich dann auch in anderen Straften ab, wo die Pollzcibcamtcn den andränaendcn kommunisti schen Trupp auizulöM versuchten. Auch hier wurden die Polizcibcamten mit Steinen beworfen, wobei zwei Beamte im Gesicht verletzt wurden. Als der Ansturm der Menge immer stärker wurde, wurden zwei Schreckschüsse abge geben. Hier wurden 18 Personen sestgenommen. Schließlich kam cs noch um )41 Uhr zu einer Ausschreitung, indem näm lich ein 17jähriger Nationalsozialist, als er nach seiner Woh- »ung ging, von Kommunisten übersallen und übel zugcrichtct wurde. Er erhielt Messerstiche in de« Oberschenkel und inS Gesicht und mußte ins Krankenhaus gebracht werde». Die Polizei verhaftete hier sechs Angehörige des Noten Front- kämpscrbundes. Dadsans Rückreise nach Russland verbolen. Riga, 12. Febr. Wie aus Moskau gemeldet wird, soll der Nüsse Vadjan, der tu Berlin und Parts Vorträge über die Arbcitcroppvsitivn in Rußland hielt, Rakowskt in Paris um ein Nückreiscvisiim »ach Rußland gebeten haben. Er sei bereit, sich einem proletarischen Gericht zu stellen. Die Sowjct- reglcrung soll dieses Ersuchen abgelehnt, Badjan die Staats angehörigkeit der Sowjetunion entzogen und seine Rückreise nach Rußland verboten haben. sT. U.j Sungersno! in Chinan-ega. Die Opfer des Bürgerkrieges. Washington. l2. Februar. Der Marinesekretär l>at den beiden Kreuzern der Bereinigten Staaten in den nikaragua- niscktcn Gewässern die Anweisung erteilt, ihren gesamten verfügbaren Vorrat an Büchsen milch nach der von den Kämvscn schwer mitgenommenen Stadt Chinandega zu senden, wo die Einwohner sich in grobem Elend befinden und die Kinder des Hungertodes sterben. Das ärztliche Personal des einen Schiffes hat sich bereits dorthin be geben. Während der gegcinvärtigrn Kämpfe wurden nenn Häuserblocks der Stadt zerstört. Die Zahl der ans beide« Seiten während deö Kampfes Getöteten wird ans 8llv, die der Verwundeten aus Still geschätzt. Die Ermoröung -es Deulschen Durmeisler. I7i i, rib N u n I I o r u w.» London, 12. Fcbr. Das amerikanische Blatt ,<Hankau» Hcrald" meldet Einzelheiten über den Anfang Jannar an dem Deutschen Burmcister verübten Mord. Danach geriet Blll-mcister. der Leiter der Mrc-Beh-HandelSgcsellschaft war, am 8. Januar bet der Rückkehr von einem Besuch in einen chinesischen Dcmonstrationszug, als plötzlich der Ruf ertönte: „Tötet den Fremden!" In wenigen Minuten erhielt er 36 Messerstiche. (W. T. B.) Einigung Ehtnas wider Moskau mvgiich? Schanghai. 12. Febr. Nach einer Reutermcldung erklärte -er Stabschef Tschangtsolins in einer Unterredung, daß eS nicht unmöglich sein würde, zu einem Kompromiß zwischen der Nordarmce und der Südarmee zu gelange«, wenn dem Oberbefehlshaber der Kantontrnppcn die völlige Unterdrückung des Kommunismus gelinge« würde. Chinesische Propagan-a in -er englischen Schanghai-Armee. London, 12. Fcbr. Wie aus Schanghai gemeldet wirb, ent deckten britische Offiziere chinesische Flugblätter, die im geheimen unter den Truppen verteilt worden waren. In den Flugblättern heißt es, die Chinesen seien entschlossen, den Kampf um Freiheit und Selbständigkeit fortzuschen, denn „die Zeit ist vorüber, wo ei» Chinese ntedergeschosien werden kann wie ein Stück Vieh. Misckzt euch nicht in unsere Revolution, denn das ist unsere eigene Angelegenheit". iTU.) Amerikanische Dorslchlsniatznahmen in Schanghai. Washington, 12. Fcbr. Die anö Manila nach Shanghai entsandte Abteil»»» amerikanischer Martne truppen. die »ach ihrem Eintreffen in Schanghai auf d-ie amerikanischen Kriegsschiffe in diesem Hafen verteilt wurden, wird nur gelandet werden, wenn Leben und Eigentum der Amerikaner gefährdet sein sollten. Tkigllclior lllngang nvuootsr Säuslsr 8 Ak»l»»nk»u»»lrsS« 10