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Lissabon. Nach den heuiigeu sprich«!' haben sich die Revolutionär«, die sich un Lissabouer Marine-Arsenal verschanzt Mitten, den R^iieruil-ie-tNippe» ergeben. Portugal ist daS Land der Ueberraichuiigen. Lottern am 5. Oktober tvtO La» Königs bau» Br-rganza adgesetzt und di« 'Republik erklärt »vorden ist. lind NemKuttonen dort a» der Tagesordnung. — Es ,var im Herbst löll, als ich von den Pyrenäen und dem Land« der Basken l>er del Villar Formosa die portugtesssche Grenz« uverschrili, Scharf wurde sie damal» von Truppen dewa Die Net,enden mußten ihr Nationale uird Reiseziel tu i 'fluch eiiuragen. Loldaten begleiteten den Slid E^pretzzus Man narnte uns vor politischer Betätigung und erklärte, daß die in Oporto ausgebrochcnen monarchistischen Bewegungen ra-ch niedergeschlagen würden. Dann kam ein schmächtige» Männchen im schivarzen Grhrock. am Arme die grün-rote republikanische Buche, und >mb den tsstsehl der Negierung bekannt, ivonach jeder Fremde sich sieben Tage hintereinander beim GeHndheitSamt in Lissabon wegen Choleragefahr vvr- tellen müsse Om Unterlassungsfälle wurde GesängnlS-straf« angedroht. Alle Reisenden protestierten. Da gab da» recht -chüchter» aewvrdene Männchen gegen etn „Trinkgeld nach Belieben" jedem einen L che in für ärztliche Unterfilchungen stnliiii n>ar der Reglern ngSmann verschwunden, al» ein Pornigiese erklärte: ..Schicken Li« einen Dienstmann mit diesem Zettel ,um Arzt »»- lassen Lie diesen Mann unter nicken. Die Hauplsacbc ist. daß et» Ltempel auf-gedruckt wird Das ist die neueste Marotte der Republik." — Nun, ich bin nickl beim -trat genügen, habe keinen Dienstmann geschickt und bin nicht ins Gefängnis geworfen worden. — Mit Ueberschreile» der portugiesischen Grenze kom-mt man tatsächlich in eine gvitgesegnele Landschaft. An der sic,ingen, rauhen, einnnngei, Hochebene Neu-Kastiliens be decke» nur sclicii Gräkcr und Gestrüpp den zerklüfteten Boden, Da und dori sieht man verkrüppelte Olivcnbäum« mil ansgeböiilten Slämmen, und dt« aus Lehm irivd Feld- sieiuen crrichielen Hütten gleichen mehr Ruinen al» Woh- ninigen. ,s!> Portugal dagegen crauickt der MeercShauch die Pslain nwelk Weiü-i» deckt grüner Terwich de» Boden. Ungeheure Zistusheiden staudeu in herrlichster Blüte, überall stein mau ZLciiigäricu »ud Wälder, Deni Vkeere ist Portugal zuacmau'dt, Oporlo bildet bei dt cs cm Gelickte daS Auge, Lissabon mit der breite» Taiobuckt den Mund und >aS Kap de San 'Zieenle das Kinn. — Die Fahrt geht durch die Sierra d'Cnrclla, vorbci an der alten Universitätsstadt Cotmbra, über der der Reiz romantischer Dichtung und Geschichte schivebt Om Tale des Tejo leuchte» weithin Blum-ensc-lder, Man er blickt prachtvolle Farnen, Hortensie», EukalnptuS. F-eigen bäume. Magnolien, Palmen, Kakteen, aber auch Eichen, Buchen und Tannen, Last alle Pappeln neigen sich leicht nach Südosten. Der atlantische Nordwesvwind beugt die Bäume Dan» !ag das Heiligtum der Königin deS Tejo im Glanz« der Morgeilsoiiue, wie in glühende Lohe geiaucht lwr uns — Lissabon, Den Fuß im Meere. daS Lstnipt stolz erhoben i» den tiekblaiien Himmel, so breitet sich die Stadt über dt« etwa IM Meter hoben Neben Hügel auS, Aus und ab wogt das Häusermeer, On unabsehbarer AuS-dehnung Überflutet es die »eilen Hohen und tiefe» Schluchten, oit unterbrochen von üppige» Gärten und Anlagen. Malerisch gegliedert sind die B >r tterrasicn bis hinunter zur 8 Kilo,'.'tn breiten Tejo- Buchk. „(duorn nao tom vistc, listinn, nac, tom vlsto coU8u bau", wer nicht Lissabon gesehen, iveiß nicht, was schön ist. 'Run. das ist übertrieben. Mir hat z. B, Konsiantinopel mit feinem Häuiermeer, daS sich vom Marmarameer zmn (^oldnen Horn wölbt, mit seinen unzähligen Kuppeln, Türmen, stio'chee», init den SultanSpalästen am Bosporus und dem geheimnisvollen Alten Serail ln seiner einzigartig«» Lage einen viel tieferen Eindruck gemacht. Aber das Ist Ge- schmacklache, Lissabon ist entschieden ein herrliches Siückchen unserer ,'v schönen Erde, Längs -es Tejo zieht sich die Unter- na,dt, „die Tiefe" hin. Sie ist nach dem Erdbeben von >733 neu erstanden, On den breiten, rechtwinkligen Straßen flutet der Berkehr. Wie im Orient haben auch hier die einzelnen Genrer-be ihre besonderen Straßen, Am großen Handels platz« ücheit die Ministerien, i» der Mitte das kolossale Reiterstandbild Josephs I„ das dem König l788 von seinem „dankbaren" Bolke errichtet wurde. Wenig« Schritte davon, an der Ecke der Nua d'Oura, wurden am l. Februar 1868 >!önia Kariös l, und der Kronprinz erschossen. Steil steigen von der Unterstadt die Straßen zur doppelten Oberstadt. dem Lisboa Oriental und Occidental, empor, Nein« noch ro steile Stelle der oft sehr schrossen Abhänge ist unbebaut geblieben lieber großen Kirchen auf halbem Hange sieht man noch Häuser »nd Gärte», Die Straßcnbezeich- nuiigeii muß man kennen. Sie geben die Art des Weg^z an: -»ruiihugu Sen F-nßweg, oscmciinlur eine Treppe, boco die Sack gasse nim, 0» große» Windungen klettert die elektrische 'Bahn hinauf zur Höhe Zahlreiche Auszüge, Wendeltreppen. Draht-eilbalinc» erleichtern den Berkehr. Heute werden wohl viele Autos hinansrasen. Zn der Oberstadt liegen die be rühmte Esircllakirchc, der alte Königöpalmt »nd die Pracht- bauicii der porlugicmcheit Graiiden, Fstinz eigenartig ist der Blick tu die !'-» Meter liefe Schlucht des brausenden Alcan- tara-Baches und aus daS Hierouvmiten-Kloster. Hier stand einst das schlichte Seemannsbaus. in dem BaSco de Gama vor seiner Fahrt 1487 übernachtete und wo er zwei Fahre daraus mit königlichen Ehren empfangen wurde. Das inter essanteste Bauwerk von Lissabon ist der Turm von Belem mit keinen rundbogigen Fenstern, Kuppeltürmen und Wehr gang, Nicht weil davon steht das alte Köttigsachloß Ajnsa, in dem 1816 König Manuel von seiner meuterischen Marine beschossen wurde. DaS Schönste in Lissabon lind aber die Gärlen und 'Parkanlagen. Om Botanischen Garten findet man eine seltene Fülle tropischer und subtropischer Gewächse. Zufällig war ick am 5. Oktober l8lt in Lissabon. Man feierte den ersten Jahrestogdrrneuen Republik. Festlich waren alle Straßen geschmückt. Ehrettpsorten. Triumphbogen. Fahnen. Blumen überall. Ganz Lissabon war in einem Freudentaumel. Man feiert« di« langersehnte Freiheit. Man lachte über die „monarchistische Bewegung" in Oporto unter Hauptmann Paiva Conceiro. An den DepeichenbureanS laS man die neuesten Nachrichten vom „Kriegsschauplatz in Oporto". Fast jede» Telegramm schloß mit den Worten, die ich damals mir abschrieb: „Die Haltung der tapferen Armee ist trostreich und hoffnungsvoll." In den Schaufenstern prangte überall das MldniS des damaligen Präsidenten d'Arriagha und dt« neue Büste der .„Repnblika Porinaueza" Früher nannie man dt« Lissabon«! wegen ihres bescheidenen Wesens und ihrer sprichwörtlichen Hü>s. lichkcit „die portugiesischen Sachsen". Aber an jenem ä, Oktechcr i81l sah ich nur den Mob. den Pöbel, durch die Straßen ziehend, gröhsend daS „Btva a Republtka Port», aueza" und rücksichtslos beiseite stoßend, was sich in den Weg stellie, Ria» bot Photographien zum Verkauf an. auf denen fanatische Weiber, aus den Siarrikaden kämpfend, al» ,Hel. binnen" sich zeigten. In Bi-ldern gemeinster Art verherrlichte man den Königsmord von 1868, Lissabon befand sich damals im Fiegeliahre der Republik. Am Abend de» 8. Oktober 19ll war die Liadt secnbast erleuchtet. DaS war ein Flimmern und Glänzen über Berg und Tal bi» zur Trlobiiiht, wo di« Schisse ebenfalls illuminiert hatten. Bis weit hinaus in» Meer blitzte eS Kaum konnte man unterscheiden, wo die SchifsSlichtcr anfhörte» und die Stern« am Himmel begannen. Ich schaue von der Teiobucht das farbenprächtige Bild. Neben mir sitzt ein Portugiese. Wir sprechen von -er „RevoluttonS- feier". Och zeige aus ein KönigS-ivapprn mit Krone, das man nur mir einem durchsichtigen weißen Tuche bedeckt hat .Mer weiß, was morgen kommen wird," meint der Portugiese. ..Vielleicht brauchen wir di« Krone bald wieder. Man nimmt dann einfach das Tuch iveg. DaS ist praktisch und billig." Dr. Curt Trrttschk«. Vermischtes. «-Ir rropser». Dir Ereignisse ans dem WeinversteigerungSmarkt über- stürze», sich. Erst kürzlich berichteten wir von einem stanneu- erregenben Höchstpreis von dv Mark kür di« Flasche lMer Rahewein. und nach einigen Tagen bereits ist von wett böbrren zu melden, dir au! der setzt stattgefundenen zwei- tägigen Dvmänrnwetnverftetgcrnng au» allen Sagen der staat. ltchen Vetnbaudomänr am Rhein. Rahe. Gaar und Motel in Wiesbaden «rztelt wurde». S» kamen dade» Preise sllr Lpttzengewächse heraus, die die bisherigen wett tn den Schatten stellten und selbst die hoben Bewertungen brr zwei Domänenweinversteigerungen de» Bortahreö von SS.S0 «nb 00 Mark »ür die Flaschen lUBer und 67M Mark kür l92l>er noch wesentlich iibcrtrefsen. Dt« beste Nummer de- ersten verftrtgerungötages: lüSlrr Serriaer Vogelfang Trockenveer- auSlese tTaarweini wurde mit nicht weniger al» llss Mark e Flasche bewertet, und am zweiten Tag ging e» noch höher inaus Die Glanznummer: >8Sier Steinberger feinste Trockenbrerauslrle iRheinaauer Wein» erzielte l?2 Mark. DaS ivaren große Weine, die diese großen «reis« aus sich per- einigten, um die sich ein lebhafter Wettbewerb entwickelte. Auch dte übrigen Nummern — alle» edle Tropsen von au», gezeichneter Qualität — fanden durchweg gute Bewertungen. So wurden bezahlt für die Flasche l826«r Saarwein iOcksenrr und Serrtgerj d.iO »nd «.i6 Mark. Rheinwein iRübevhcimer, Hattenhvtmer. Gtetnberger. Hochheimer! S.lN. 7.60. V.2V. lt.M 8V.lX> Mark: für t82ler Moielwet» iAvclSbachcrl 2L6. 8.80. i.iv. 8.lv Mark: Saarwct» iSerriger »nd Ockkenerl 2,70, 8.80. 0.00. 8.00. ,2.00. 28 00. l 12,60 Mark: Rheinwein «Hoch- Helmer. RüdeSbetmer. Hattcnkieimcr. Erbacher. Marcobrunn, Nauenthaler. Stcinberger) 8,80, 8.06 8.10, 16.80. ,8.70. ,8.00. 20.80. 24.86. 28.66. ,72.00 Mark: Nahcwctn tNieberhäuser und Schloß Böckelheimer! 7,20, 860 Mark. GesamterlSs für 87840 Flaschen rund 372 000 Mark. llrleil im Breslauer Rlesenbelruasprozesr. Nach dreiwöchiger Verhandlung verurteilte das Brr», lauer Schöffengericht den 28 Jahre alte» Kaufmann Sig mund Böhm wegen Betrugs in zahlreichen Fällen zu «ins Jahren Gefängnis, drei Jahren Ehrverlust »nd 20 000 Mark Geldstrafe, de» 86 Jahre alten WirtschastSinspektor Paul Kästner zu 3 Ihre» Gefängnis, den 26jährigen WirtschastSinspektor Max Hei» zu i Jahr 6 Monaten Ge- sänanis und de» IOjährigen Bruno Kubke zu 2 Monaten Gefängnis, Die Verurteilten hatten durch DarlehnSschivindel Uber 860 Personen geschädigt, so daß 870 Belastungszeuge» gegen sie ausgetreten waren. Juchlftausprvzeh in Dr»eq. Am 8, Februar begann vor dem Gemeinsamen Schöffen gericht Vrtcg dte Verhandlung gegen mehrere Insassen deS Brieger Zuchthauses, sowie einen Teil der Beamten dieser Anstalt weacnBetrugs, Diebstahl», Urkuudensälschung und Er 'rcssung. Mehrere Beamte bedienten sich des Zuchthäusler» ')apr, der sich in ihre Gunst etngcschlichen hatte, um Ware» in der Versandabteilung des Zuchthauses zu verschieben. Dies« Bctrllgerereie» ziehen sich bis in das Jahr 1823 zurück. Dem Pape wurde auch von Beamten ZIvtlkleldung geliehen, damit es ihm möglich war. tn de, Stadt Beträge für die verschobenen Waren einzukassiere». Angeklagt ivaren der Strafanstalt» inspcktor Ziegen, zwei Oberwachtmeistcr, verschiedene Macht» mcistcr und HilsSwachtmcistcr, sowie der Sträfling Pape. ES wurden l»7 Zeugen vernommen. DaS Urteil lautete: Pape Jahre Zuchthaus und 6 Jahre Ehrverlust. DtrafanstaltS- inspcktor Ziegen und vier Angeklagte wurden frcigesprvchen. Die übrige» zehn Angeklagten erhielten Gefängnisstrafen von 1 bis 23 Monaten, zwei je Jahr Zuchthaus. urteil brr Frau wurde tn lebenslängliche» Gefängnis u». gewanbekl. dem Manne wurde gestattet, bevor rr den Weg «ichtstätir antrat, noch einmal sein« Frau zu spreche», «>» er ihr gegenüberstand. tagte er: „Dahin hast du mich also gr. brachtl Jetzt mußt du allein sehen, wie du auSkommü" Ti, Fra» brach tn Tränen au»,- der Mörder küßt« sie, dann ging er festen Schritte» zur Guillotine und war nach einer Minute vom Leben »um Tode befördert. ANerlel Lumor. Begründet» Hossnung. Di« Prrbig« wollte kein Ende nehmen. „Wie lange predigt er denn schon?" flüsterte ei» Zuspätgrkommener nach vierzig Mtnutrn seinem Nachbarn,u. »So an die vierzig Jahre," murmelte der weißhaarigc Herr. »Nun. dann will ich nvck warten." seufzt« der andere, .dann muß er bald zu Ende sein." — Unter Freundin neu. »Denk« dirr man hat meine Photographie im Lchönheitsjalv» ausgehängt." »Da haben Sie wohl drunter geichriebe»: .Bor der Behandlung." — vrsehl auSgeführt. T^r Oberst, der General gewvrden war. gab seinem Regiment ein »t. schikdSessen. »Leute," sagt« er, »greift rücksichtslos an. wa» Euch vorgVetzt wird. Behandelt «» wie den Felnd!" Gegen Sude de» Mahle» bemerkt« er «inen Untrrvfftzler, der zwei Flaschen Wein riusttckt«. »Wa» tu» Sie da?" fragte er, .Ve- fehl auSgeführt, Herr General! Wenn man den Feind nicht töten kann, soll man ihn gefangen nehmen." England Im Nebel. London und der gröstte Teil des Landes sind wieder in Licken Nebel gehüllt. Die Züge trafen mit Verspätung etn und die Arbeiten in de» Bureaus und Fabriken konnten nur bei künstlichem Licht vorgenommen werden. Besonders im Kanal war der Nebel sehr dicht. Vom AbmiralttätSpIer in Dover wurden WarnnngSschüsse für die Schiffe abgeseuert. Der dänische Dampfer »Eigne" stieß mit dem italienischen Dampfer »FranceSco Etampa" im Kanal zusammen, der inner, lmlb einer Viertelstunde sank. Seine gesamte Besatzung von 86 Mann konnte non dem dänischen Dampfer gerettet werden. In der Umgebung von London ereigneten sich infolge deS Nebels verschiedene StraßenunsäNe, bei denen eine Person ge tötet und mehrere verletzt wurden. Kindererrlfijhrunflen In Warschau. Drei französische Lehrer als Täter. AuS Warschau wird gemeldet: Tie Waricivaner Polizei ist umfangreichen KindcrentfUH rungen aus die Spur ge kommen. In den letzten Tagen war rS wiederholt ausgefallen, daß Kinder verschwanden, bis schließlich eine Mutter der Polizei einen Erprcsserbrtef ü-bcrbrachle, in dem sie ansgesordcrt ivor-dcu war. eine größer« Zahlung für dte Rückgabe ihre» Kindes zu leisten. Hierdurch gelang es der Polizei. Las «erbrcchernest auSzuhebe«. i« be« sechs Kl»d«r gekurbelt »ud halb verhungert ausgesaude« wurde«. Die Ent. deckvng gelang nur durch einen Zufall. Einem der entführten Kinder war «S gelungen, aus dem Keller zu entkommen und aus einen Balkon zu klettern. MS die Entsührrr komme« drei rauzdsische Lehrer »nd eine Lehrerin in Frage, die i» ivarschau ei» regelrechtes Softe« zur Entführung von Ein« deru eingerichtet hatten, die gegen Lvsegeld wtebcr frei» gegeben «erde« sollten. Schneekaloklrophe auf Fiorsiba. Ueber Korsika sind so gewaltige Schnecmcngen nieder- egangcn. daß die Eisenbahnverbindung zwischen Bastia und Jaccio unterbrochen wurde. Die meisten ElektrizitätSleitnn» en der Insel wurden gestört. In Crosaglia wurden drei äuser durch die Schncemassen eingedrückt, in Palmeca die Baracke italienischer Kohlenarbeiter, wobei 18 Man» den Tob anben und 4 schwer verletzt wurden. " Mii rz stgO M Im Flugzeug Ein Angestellter de» LeihamteS tn Hannover erschwindelt« sich durch Fälschun gen etwa 28 000 Reichsmark. Di« Unterschlagungen wurden am DonnerStaa entdeckt. Der Verbrecher hatte jedoch schon am 8. Februar mittel» Flugzeuge« daS Weite gesucht. " Wieder drei Gesängen» au» dem vochumer VefssuguiS auSgetrocheu. Aus dem vochumer Zentralgefängni» sind Donnerstag nachmittag wieder drei Gesängen« auSäebrochen. Einer von ihnen stürzte beim Ueberklettern der «ußenmauer ab und brach ein Bein. Tr mutzte liegen bleiben, während dir anderen beiden entkamen. ** Jerusalem Im Schnee. Infolge eine» schweren Schnee- öder» ist dir Stadt Jerusalem zum ersten Male wieder seit IVS1 tn tiefen Schnee gehüllt. * Dte Erklärung. »Warum lobt man immer so de» Ge sang von Fräulein Müller. Fräulein Meler hat doch die viel reicher« Stimme?" »Ja, aber Fräulein Müller hat den reiche ren Vater." * Gallischer Hu«»r> »Sie mützten abends die Rolladen Serunterlasien. denn man sieht Sie immer um zehn Uhr. wie Sie ihre Gattin küssen." — »Machen Sie doch kein« Witze, Herr» um diese Zeit bin Ich doch immer im Klub." Auf dem Weg zur VuNloline. Ein« erschütternde Szene ereignete sich dieser Tage tn Bordeaux zwischen einem Mann, -er zur Guillotine geführt wurde, und seiner Frau, von der er Abschied »ahm. Da» Ehe paar namens Gcantry war zum Tode verurteilt worden, weil sie beide den Bruder des Mannes vergiftet hatten, DaS TobcS- Dom Pikkolo zum Ehrendoktor. von Peter Sachse. Der Reg d«S HotelkvuigS. — DaS madernfte Hoiel Zum ersten Mal« Hai eine deutschc Universität einen — otelier iu«d Gastwirt »um Vr. Nonorts causa gemachi Di« >he Witr-d« siel nach Berlin — e» ist der JnHadcr de- xzelsio»Hotels am Anhalter Bahnhof, Herr Kurt Lisch,i«r, den der Ehrcichut schmückt, ivon der Dorfschul-bank »um vr. k. e.. vom Pikkolo zum Hotel-künlg — da» ist eine Kar riere. K-urt Elschner ist. wie so vtele der großen Berliner von heute, nicht in Berlin geboren. Er ist ein Sohn Thüringen». Die Thüringer L-anHschast mit ihren lie-blichcn Hügeln und Hängen und Bergen und ihrem z-uineist aber armen »nd karge» Äioden zeitigt «inen Menscheniyp, t» -dem sich ost Ge müt. Phantasie, Künstlerträume mit Zähigkeit, Durchsetzung-, willen, schöpferischer Energie paaren. Solche LanL-schast mnßie im 18, Jahrhundert bevorzugte Wiege von „soll rn»-l-- man" »Verden, wie auch Kurt E-lschuer einer ist. -im 27. Januar 1876 zu Wtllerstadt bet B»dsie-dt geboren, begann er lM, Kellner zu lernen. Er studierte also das gastronomische Äe- iverbe von der Pike, will sagen: von der demütig wehende» Serviette des Pikkolos ans. Er durchmaß alle vorgesehenen Stationen dieser Laufbahn — immer schon ein-ig« Pläne im Kops und eine sparsam« Brieftasche im Frack des ,T>bcrs". So konnte er sich schon l802 mit noch bescheidenem Kapital in Erfurt selbständig machen. Er hatte ein heruniergewirischas- leteS Unternehmen übernommen, verstand dann, c» tn knapper Frist hochzuardeiten und mit Gvwinn zu verkaufen. Vom Erlös konnte er sich schon ein iveit größeres Geschäft tn Arcibcrg in Lachsen zulegen. Dieses Rezept wandte er in der Folgezeit noch l8m-al an: pretswerter Kauf eines da- niederliegenden Betriebes, Emporarbeituttg d«S Unter- nehmenS. Verkauf mit Gewinn, neuer Kauf eines größeren Hotel» . . . Ueber El-berselh und andere Städte kommt er so nach Hamburg, wo wir ihn vor dem Kriege schon als -zesitzer des grossen Esplanade »Hotel» und de» Rathaus-Casus finden. Nach Berlin war nur noch ein kurzes Stück Weges, der zurltckgeleg-t wurde, als aus dom Besitz -des „Fürstenkonzerns" daS Hotel „Esplanado" tn der Bellevucstrahe und mitten i-m Krieg« dann das Exzclsior-Hotel am Anhalter Bahnhof zu erwerben war. „Esplanado" gab er dann auf und konzen triert« sich zunächst auf dte musterhaft« Modernifterung des Hotel» Exzelsior, dem er später die Erwerbung des Hotels Esplanade tn Qberhof und die Pachtung de» Hotels und der Gaststätten auf der Wartburg folgen ließ. Da» ,/rxzelsivr" ist der Typ der vollkommensten Fremden- gaststätten. Große, vornehm, aber unausdrinigitch eingerichtet« Zimmer, all« mit fließendem warmen und batten Wasser und Telephon, die meisten mit Bad. und alles zu Friadenspreisen. Da» wird ermöglicht durch rin« weil gehe ivde Äatiowalisicrung de» Betriebes. DaS Hotel ist auf jedem Gebiete Selbstver sorger: eigenes SlektrtzttätSwerk. etgecke» Wasserwerk, eigene Fleischerei uttd Wurst-sabrick, eigene Bäckerei und Konditorei, eigene Tainpfwoschanstalt, eigene automatische Teppichreini« guirgSanstalt. Selbst eine eigene Druckerei, hochmodern ein- gerichtet, ist vorhanden, die alle erforderlichen Hoteldr-uck- sachcn wie alle Druckausträge der Gäste anSz-nführen vermag und überdies auch die täglich erscheinende eigen« Zvilung des Hotels, dte ..Lxzellior^Zcitung". druckt. Zwei Details aus der Organi-sati-on deS HotelS: die Treppenbcuutzung ist abgeschafft. Man verkehrt mir per Fahrstuhl auf- und abipärts, was den Vorteil eines besseren Schutzes vor unliebsamen Gästen gewährt. Ferner iß daS Trinkgeld vollständig abgeschafst. Das Hotelpersonal ist fest entlohnt, der Reisende ist beim Abschied nicht mehr dem Spalier offener Hände aus-gesetzt — er Hai nur den Zimmcr- prei» in seinen Etat einzustellcn. Go planmäßtg sind auch die anderen Elschnrr-Betriebe in OVcrhof und Eisenach durchorganisiert. In Eisenach werdeit di« Hotelgäste im eigenen Autobus zur Spitze der Wartburg emporgrführt. Ein Dokument dafür, wie ein musterlmft ge leiteter Hotelbetricb als Anziehungskraft wirkt, ist die Tat- fache, daß sich seit Elschncrs Wirksamkeit in Eisenach dte .stchl der Fremden gewaltig gehoben hat: in den letzten drei Jahren haben zusammen eine Million Fremde in Eisenach liber nachtet. etn vordem nie dagewescner Rekord! Die Eisenacher machten Ihn drum zu ihrem Ehrenbürger. DaS Berliner Exzelstvr-Holel hat inzwischen wettere bahn- brechend« Neuerungen eingeführt: eS hat ein FUtal-Poßimt der ReichSpoft im Hause sowie ritten Fahrkartenschalter der Reichsbahn eingerichtet. Und t» Kürze soll der untcrtrdiiche Tunnel fertig werden, durch den man vom Hotelfoycr direkt ans den Bahnsteig d«S Anhaltcr Bahnhofes gelangen sau». Die Kunst, den Fremden Ankunft, Aufenthalt und Abreise so bequem und angenehm als möglich zu machen, ist, wie man steht, hier zu einer bahnbrechenden Virtuosität au-gebildet — von eittem Mann, der daS groß« Einmaleins nur aus der Dorfschule gelernt hat und muh heute seine Korrespondc!,,. anwetsungen» seine Besetzte an sein Personal, seine -tu. regungen zum weiteren Ausbau seiner verzweigten Gclchöü« am liebsten ans die Rückseite eine» Bierdeckel» oder den freien Rand einer Speisekarte uiederlegt colotort» onus» Elschner. von unserem Vr. st»- Wallei" von A4oIo liest sm 1S.ksdr.Im Hüntztlsrdsu« aus seinen Werken. Seine Sckrltten sinä vorrätig in 6er vuck-kdteilung § kesiäenr-liaufiiaus rken. Zo/?oi/?>09s/o