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fr«» 1 Uhr in der Skpedilion vlarienttrude UI. »u>on> ne«em«»cei» viertel,-U,r- ll<» 2 Mart SV Pig,.,durch die Palt 2 Malt 7-> Pi»'. VNjel.Nunmicrn IVPst». Auflage 26000 ckskl ftttr di« Rückgabe ring«. sandter Manulerlpie macht sich die Redactian nicht »erdlndltch. Znseraleii-Annadm« ,«»- wärt« : ÜLanaa-.t-ia nn4 Voglae in Hamburg, lkler- lln, llllten, Leiprlg. Basel, Areglau, »ransfurt a M. — Luch diu»«« iu lScrliu, Letpjta. wie». Hambuig, strantfur« a. M. Mun. Heu. — v»ub« ch ! 1 ilrantfuit a. M. — te. Vulgb ln llliemnl». — II». »,» l»>tt« Null!»' » <?,, in Pari». Tageblatt für Politik, Unterhaltung u. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber' ^ttpsch^r Reichardl in Dresden. Nr. 368. Zwanzigster Jahrgang. Initiale werden Warten- ^irade >L angenommen dir Ad. K Udr. Sinntag» di« Mitiag» t L Ndr. In Neustadt: grafe Nlofter. gaste S did Nastim. 4 Uhr. Der Raum einer etiu ,völlige» PeiUjeile tostet iS Pjau ülugesandt dl» Zeile M P,ge. Ein, Garaniie Istr dat nach st tägige iirlche» ne» der Inserate wir» nicht gegeben. Audwirtlge Annoncen« Aufträge von uns unbe kannten stirmr» und Per sonen inserire» wir uu« «egen Pränumerando» Zahlung durch Brief-, marken oder Postein»od- Inng. Nenn Silben kosten iS Plge. Inserate säe die Montag» Nummer oder nach einem Iestiag- dic Pniljeele 20 Psge. tvlltrcdacleur: 0r. Llnikl Für das Feuilleton: Lvellvie Dresden, Donnerstag, 4. Novcmder 187». Politisches. Rußlands kriegerisches Gelüste gegen die Türkei findet sein Pendant in Amerikas zärtlichen Blicken auf Cuba. Regelmäßig vor dem Zusammentritt des Congresscs in Washington pflegt Präsident Grant die kubanische Frage anzunihren. Niemals jedoch lhat er das in so drohender Sprache, nie zuvor stellte er dabei außerdem auch ein Ziel seiner Politik auf, dessen Billigung durch die über wältigende Mehrheit der Nordamerikaner so gewiß ist, wie diesmal. Seit Jahren zerfleischten sich die Bewohner Cuba'S, die Sklaven- srage kommt keinen Schritt vorwärts; die Plantagenbesiher verüben gegen ihre entflohenen, im offenen Aufstand begriffenen, von ameri kanischen Freiwilligen commandirten Sklaven empörende Grausam keiten, die diese ihren Herren in gleicher Münze zurückzahlen. Seit Jahren sendet das Mutterland von Eadir aus Transportschiffe über Transportschiffe mit frischen Soldaten nach der unglücklichen Havanna!); die Blüthe der spanischen Nation sinkt, vom gelben Fieber hingerafft, in ein frühes Grab, und was die Seuche ver schont, fressen die Hinterlader der Aufständischen, die ihnen von amerikanischen Schmugglern zugesührt werden. Zahllos waren Konflikte zwischen spanischen Kreuzern nnd nordamerikanischcn Flibustierschiffen. Die Einlünste der Perle der Antillen, einst die Hauptcinnahine des spanischen Schatzes, sind längst versiecht; ja, die Bemühungen Spaniens zur Unterdrückung des Ausstandes auf Cuba zehrten am Marte des Mutterlandes nnd verhinderten die Verwendung aller finanziellen und militärischen strafte zur Unter drückung des Carlistcn Aufstandes. Wiederholt haben Amerikaner sich erboten, die Insel, die heutzutage nur eine Last,, nicht eine Reichthumsquelle Spaniens verstellt, diesem abzukaufen. Der Nationalst»!.: der Spanier lehnte jedesmal einen Perkauf der Insel, als mit der Naironal-Ehre Spaniens unvereinbar, ab. So ging das ..'Norden, Sengen und Brennen auf dem gottbegnadeten Eiland fort, inährend die Gier eines großen Bruchtheiles der dankee's nach den Schätzen des schönen Aesitzlhums stieg. Mit dieser Ländcrgicr stieg auch die Verbitterung zwischen der nordamerilanischen und den spanischen Regierungen, die, so oft auch ihre Personen und Grundsätze wechselten, doch darin einig waren, Paß Euba unter allen Umständen fcstzuhalten sei. In Nordamerika aber sprach sich die Volksstimme deutlich, sowohl gegen einen Krieg, als gegen die Verstärkung der ehemaligen Sklavenhalter-Staaten nur ein neues Glied aus, wohl aber verlangte man die LoSreißnng der Insel Euba und ihre Selbstständigkeit als Freistaat, natürlich unter Emaneipation der Sklaven. Es liegt auf der Hand, daß der spatere Anschluß Euba's an die nordamerikanischcn Staaten, nach einem kürzeren oder längeren UebergangLstadium, das Endziel der Washingtoner Politik ist. Nun meldet der Telegraph von See rüstungen beider Theile. Das Ende eines Krieges zwischen Nord amerika und Spanien läge auf der Hand. Spanien vermag zwar ein Geschwader nach den westindischen Gewässern auszusenden, etwas kleiner freilich als — die „Armada"', die König Philipp, verruchten Andenkens, gegen das England der Elisabeth auösandte. Aber wie viele der spanischnr Schisse würden nach Eadix zurückkommen? Dem Königtzknabcn Alfonso erwächst aus den kubanischen Wirren ein neues, vielleicht das schwerste Hinderniß für die Befestigung seiner Herrschaft. Alles kommt jetzt darauf an, inwieweit Präsident Grant Grifft mit seinen Drohungen macht. Will er dem zusammentreten- oen Eongreß in Washington bloS eine Scene zur Befriedigung nationalen Stolzes Vorspielen, so dürste Euba noch eine Zeit bei Spanien verbleiben; gedenkt Grant ernstlich die Insel loszureißen, 'S wird er auf wenige Hindernisse stoßen. In Wien stellt man sich zu den Fußtritten, die Rußland aus- ihcilt, möglichst unbefangen ; man sagt, man habe sie nicht empfun den und wenn inan sie spürte, so hätten sie recht angenehm berührt. Der Geschmack ist verschieden. Rußland erklärt sich einfach nicht mehr an das Dreikaiserbündniß gebunden, soweit dasselbe etwa die kriegerische Unterstützung der türkischen Christen stören sollte; Oesterreich beeilt sich also, hinzuzufügen, daß Rußland ganz Recht habe. In Berlin ist man wenigstens so klug, zu der russischen Treu losigkeit einfach zu schweigen und man kann das um so leichter, als die Interessen Deutschlands im Oriente nicht so unmittelbar in Mit leidenschaft gezogen werden, wie die Oesterreichs. Unser Reichstag beschäftigt sich jetzt häufig mit Gesetzen über nie Verwaltung von Elsaß-Lothringen. Gegenstände der reinen Verwaltung, oft untergeordnetster Art, müssen von den Vertretern Gesammt-Dcutschlands im Rahmen der großen Gesetzgebungs- Maschinerie rein erledigt werden und die Zeit, welche zur Prüfung wichtigster Stoffe unentbehrlich ist, verzettelt sich zum Abthun wah rer Bagatellen. Auf die Dauer wird cs sich immcrmehr als unmög lich Herausstellen, das neue Reichsland ohne einen besonderen Land tag zu regiere». Vor das Forum eines clsaß lothringischen Land tags gehören offenbar Dinge, ivie die Festsetzung der Gebühren der Advokaten, Gcrichtsschreibcr und Gerichtsvollzieher in Etratzburg, über die Festlegung trigonometrischer Punkte auf den Vogesen, über die Stcmpelgebührcn von Oktroibezcttelungen in Colmar u. s. w. Für alle solche Dinge fehlt den deutschen Abgeordneten in Berlin sowohl die Muse, als die erforderliche Localkenntinß. Wiederholt hat die Reichsrcgicrung erklärt, sie besitze Vertrauen zu der stetigen Fortentwickelung der Verhältnisse in Elsaß-Lothringen. Auch wir glauben, daß mit Geduld und Vertrauen das neue RcichSland deutsche Gesinnungen bethätigcn lernt. Es wäre die Frage, ob man nicht den LandcS-Anrschuß für Elsaß-Lothringen, der jetzt hinter verschlossenen Thürcn berälh und nur eine bcrathende Stimme hat, zu einem vollberechtigten Landtage erhöbe. Ter deutsche Reichstag würde um eine Menge beschwerlicher Geschäfte entlastet und den .Elsaß Lothringern ein Beweis wohlwollendsten Vertrauens geboten, daß man die Dinge für soweit geordnet hält, daß die Bevölkerung lädst ihre Geschicke in Deutschland mitbestimmcn hilft. Locales und Sächsisches. — Heute feiert I. M. Königin E a r o l a ihren hohen Na menstag. — Se. K.H. der Großherzog von ToScana ist nebst Gemahlin und Tochter Prinzessin Antoinette gestern Vormittag ^/«11 Uhr besuchsweise hier cingctroffcn und im lönigl. Palais ain Taschen berge abgestiegcn. II. MM. der König und die Königin, sowie II. KK. HH. Prinz und Prinzessin Georg empfingen die hohen Gäste beim Aussteigen im Böhmischen Bahnhofe. - — Dem Kupferstecher beim topographischen Bureau des Gene ralstabes, Anton Hofmann, ist das Ehrenkreuz des Verdienstordens, dem Major und K. Flügekadjutant von Minkwitz das Eommandeur- kreuz 2. Elaste des Herzog!, braunschw. Ordens Heinrichs desLöwen, den: Major Müller der Prcuß. Rothe Adlerorden 3. Classe, dem Secondclieutnant von Montb-i das Fürstl. Lippesche Ehrenkieuz 3. Elaste und dem Schlachtstcuereinnehmer Johann Franz Riedel in Seiiendorf die zum Albrechtsorden gehörige Medaille in Silber ver liehen worden. — Zum ersten Bürger m eist er Dresdens ward gestern Abend vom Stadtverordneten-Collegium Herr Bürgermeister vr. Hertel mit 33 von 61 Stimmen erwählt. — Der Stadtkrankcnhnusprcdiger Herr Beyer ist zum Sub- diaconus an der hiesigen Krenzlirche und an dessen Stelle Herr Schubarth ernannt worden. -- Laut des dem Landtage vorgelegten Rechenschaftsberichts über die Finanzverwaltung der Jahre 1872/73 haben in diesen Jahren die Einnahmen des Staats, die auf 27,505,838 Thlr. ver anschlagt waren, in Wirtlichkeit 31,703,258 Thlr. betragen, also den Voranschlag um -1,197/120 Thlr. überstiegen, hauptsächlich in Folge des SteigcnS der Erträgnisse aus Forsten, Bergwerken, Hüt ten, Eisenbahnen, der Gewerbe- und Personalsteuer, der Stempel- und der Verbrauchssteuern und Zölle. Sehr wenig hingegen ist der Voranschlag der Staatsausgaben überschritten worden, nämlich nur um 313,766 Thlr. Tie Ausgaben betrugen in Wirklichkeit 27,849,604 Thlr., so das; die Einnahmen die Ausgaben um 3,853,65)4 Thlr. überstiegen. Die Staatsschulden Sachsens be trugen Ende 1873: 99,399,375 Thlr. Dieser ansehnlichen Schul denlast steht allerdings ein sie weit übersteigendes immobiles und mobiles Staatsvermögen entgegen. Das immobile Vermögen be trägt nämlich allein 169,802,640 Thlr., und zwar hat cs in den beiden Jahren eine Erhöhung von 23,369,126 Thlr. erfahren. Von dem immobilen Staatsvermögcn steht für 2,944,691 Thlr. an Grundeigenthmn zur freien Benutzung der Krone; das Grundeigen thum zur öffentlichen Benutzung und zu gemeinnützigen und allge meinen Zwecken betragt 9,405,445 Thlr., das Grundeigenthmn für den Betrieb der Staatswirthschaft behusS Production materieller Güter und Dienste 151,100,348 Thlr., das für Zwecke des Eivil- dicnstcS 6,037,154 Thlr, das für Zwecke des Militärdienstes 315,000 Thlr. ^DaS dem Reiche gehörende Grundeigenthmn, das Militärzwcckcn dient, muß hier natürlich außer Betracht bleiben.) Das mobile Vermögen Sachsens belief sich auf 18,299,398 Thlr. — Vorgestern Mittag fand im großen Verhandlungssaale des k. Bezirksgerichts die Einweisung des Herrn GerichtsratheS von Wachsmann durch Herrn Bezirkügerichtsdireetor Geh. Justizrath Wchiugcr statt. Dem feierlichen Aete wohnten sämmtliche Eollegen des Eiuzmveisenden und eine große Anzahl übriger Beamter des Be zirksgerichtes, sowie cinzelneMitglicder der Herren Stadtverordneten und der Kausmannschüft bei. Herr Gerichtsrath von Wachsmann, ein Dresdner Kind, wirkte bereits früher am hiesigen Bezirksgericht und ward seiner Zeit als Assessor an das Bezirksgericht zu Anna- berg versetzt, von wo aus er auf eigenen Wunsch und nach sieben jähriger anertanttter Wirksamkcit durch Verfügung des k. Justiz ministeriums nach seinem Geburtsort Dresden zurückversetzt wurde. — Einen Zoll der Dankbarkeit den ini siegreichen Kriege der Jahre 1870 und 1871 gefallenen Söhnen unserer Stadt abzulragen, sollten ihre Namen bekanntlich aus das auf dem Alt- maikte zu errichtende Siegesdenkmal gesetzt werden. Um die Namen zu erfahren, war man von Rathsseitcn ans beim König! Kricgs- miiiistcrium um Mittheilung eines Verzeichnisses der gefallenen Dresdner eingckommen, und das Kriegsministcrium hat dieses Er suchen, jo weit es ihm möglich gewesen, erfüllt. Wir führen hier die 78 Namen auf und bemerken, das; Diejenigen, welche für ihre dabei nicht benannten Angehörigen, sie mögen an den Feldzügen im Königlich Sächsischen >12.) oder in einem anderen Armeecorps thcil- genommen haben, die gleiche Ehrcnerweisung der Stadt bean spruchen wollen, solches unter Beibringung der nöthigcn Nachweise darüber, daß die Gefallenen Dresdner und ini Kriege 1870 bis 1871 geblieben sind, im Nathhause aninelden können. Die Namen sind: Major: Allmer 1k.; Hauptmann: Scheffel, Adolph v. Berlepsch, v. Einsiedek, Ernst v. Berlepsch, v. Ammon; Prc- mierlieutenant: v. KoSpoth, Knaulh, v. Cchönbcrg kl., Prcn- ncr: Secondelieutenant: Lcmpe, Jcnke, Albrccht, v. Rohr- schcidt, Andröe; Fckddiacon: Preischle; Unterarzt: Hecht; Obcrlazarcthgehilfe: Paulick; Oberpionnier: Krüger; Feldwebel, Sergeant, Unteroffizier: Schimmerohn, .Hahn gen. Großmann, Billiger, Kothe, Wegencr, Arzt, Harter, Hertel, Jacobsohn, Horn, Kirsten, Micrisch; Soldaten: Patzig, Grctzschel, Schönfelder, Grünberg, Woldcmar Büttner, Zießler, Thcurig, Schulze, Friebcl, Dolze, v. Heygcndorff, Weller, Winkler, Hornoff, .Hofmann, Werner, Lehmann, Schelle, Krafft, Klinkicht, Schirmer, Weber, Krell, Albert Büttner, August Börner, Vetter, Berger, Koch, Beer, Schmidt, Britze, Anders, Ning, Eowall, Hugo Köhler, Vvgel, Stübler, Krebs, Pötzschke, Jentzsch, Julius Köhler, Günther, Georg Börner, Hempel, Grünler, Eckardt. — Der gestern auf den: hiesigen Ecntralschlachthofe abgehal tene Pferdemarkt ist als ein nur sehr unbedeutender zu bezeichnen, denn höchstens 200 und einige Pferde waren zum Verkauf, be ziehentlich Tausch ausgestellt. Es waren wohl einige von Ansehen nicht unschöne Reitpferde vertreten, auf das Prädicat „edle Nace" aber konnten sie keinen Anspruch machen; noch weniger die übrigen, welche ein Nossekundiger mit dem Namen „Kracken" bezeichnet?. Interessant ist es immer, einen Roßmarkt zu besuchen und das Leben und Treiben zu beobachten, das Geschrei der Verläufer m allen Tonarten der menschlichen Stimme zu hören, das Anpreisen und Hin- und Hertraben und Galoppiren der Pferde unter obliga ter Anwendung der Peitsche, das Streben der Händler, die Käufer von den Tugenden der Thiere zu überzeugen und deren Mängel möglichst zu vertuschen, und sich alle mögliche Mühe zu geben, die Kauf- oder Tauschlustigen durch Anwendung einer wahrhaft stau nenswerthen Zungenfertigkeit und allerhand Kunstgriffe über das Ohr zu hauen. Daß unter den Verkäufern besonders das jüdische Handelselement mit seinen grotesken Gesten reichlich vertreten war, ist selbstverständlich. — Da nach dem Fcrtigwerden der 3. Elbbrücke jedenfalls das Terrain von da ab weiter hinaus, nach Antons zu, bald bebaut werden wird, so ist vom Stadtrath dem sächsischen Architekten- und Ingenieur-Verein schon jetzt die Ausgabe gestellt worden, für dieses große Terrain, mit Berücksichtigung der Stromverhältnisse, einen Bebauungsplan auszuarbeiten. ES wird sich hier zunächst nicht um eine Concurrcnzarbeit handeln, sondern um eine solche, die von dem Verein nach gemeinsamer Berathung geliefert werden soll. — Am 2. November in der dritten Morgenstunde ist ein von Berlin kommender Eilgüterzug zwischen den Bahnwärterhäuschen 108 und 109 der Anhaltschen Bahn in Leipzig auf einen auf dem Bahnhofe haltenden Güterzug gestoßen, wodurch die 3 letzten leeren Wagen desselben zertrümmert wurden. Verletzungen des Fahrpersonals des Eilgüterzugs fanden nicht statt, nur eine Later nenscheibe wurde zerbrochen. — Ein schon mehrfach mit den Behörden in Conflict gekom mener hiesiger Steinmetz hat vorgestern Abend in der 10. Stunde ein schändliches Attentat auf ein lOjähriges Mädchen, das er von der Pillnitzcrstraße mit nach dem Striesencrplatz und von da mit nach der alten Vogelwiese gelockt hatte, versucht, ist aber durch das Geschrei des Kindes und das dadurch veranlaßre Herbeikommen von zwei Männern an der Ausführung behindert worden. Der Polizei, bei welcher Anzeige von dem Vorfall gemacht worden war, ist es noch an demselben Abend gelungen, den Menschen zu ermitteln und zu verhaften. — In der vorgestrigen Nacht kam ein Gendarm, welcher einen Arrestaten aus der Neustadt nach dem Polizeigebäude in der Alt stadt transportirte, gerade dazu, wie sich ein Mann von der allen Elbbrücke hinab in den Fluß stürzen wollte. Der Lebensmüde, wie wir hören ein Karffmann aus Chemnitz, ist von dem Gendarm zu rückgehalten und mit nach der Polizci-Hauptwache genommen worden. — Gewerbe-Verein, am I. November. Herr Kauf mann Gcucke eröffnet«: die hculige Sitzung. Rack' Erledigung einiges Geschäftliche» sprach Herr Professor R. von Schlaginkwelt über „D i e M ormone n." Von dem lauten Bestalle der Ver sammlung empfangen, wicö derselbe zunächst eingcvcnd daraus bin, daß die Bildung einer solchen Sekte nur in dem freien Nord» amcrika möglich gewesen, wo neben der größten Solidität der größte Humbug zu finden und taö für religiöse Sekten von jeder der geeignetste Boden gewesen. Heutzutage wäre freilich auch dort die Gründung einer solchen Sekte nicht mehr möglich. Ein HauptvortheK für ibr Entstehe» und rasches Wachse» bot der tlinsiaud, daß der von ihr cultibirte Weilen Amerikas damals von Weißen so gut wie nicht besetzt war. Der Gründer der Mormoneniektc war Joseph Smith, ein Ranke, geboren am 2:;. Dcccmbcr 18l>ö. Am 22. September 1821 wurde ihm die erste göttliche Offenbarung. Er gab por, goldene Platten mit Hicro- gipphenschrüt erhalten zu haben, deren Inhalt er mittels einer WunterbriUe entzifferte. Im Jahre j88l> erschien dann in eng lischer Ucbcrsctzung „DaS Buch Mormo»." Mounoii war nach Smith S Auslegung ein israelitischer Stamm, der, auö dem ge lobten Lande vertrieben, »ach Amcrika, selbstverständlich in alter Zeit, auSgcwandert. Dicies Buch, daö die ganze Mormonen- Religion enthält, ist sclbstvcrständüch die reinste Erfindung und nichts anderes cutz eine vcrballbornie Bearbeitung eines ohnehin ziemlich werlhloscn historischen RomanS, den ein Prediger Lalo- inon Spalding zum Ergötze» seiner Freunde vertatst hatte und sür den er einen Verleger nickst finde» konnte. Der historische Hintergrund des Romans war die dunkle Vorzeit »Nordamerikas. Die Umarbeitung rcsp. Verballhornung hatte übrigens nicht Smith, sondern ein ihm befreundeter Schriftsetzer, Sidnep RIgdon bciorgt Die Gründung der Moruionemcktc selbst fand am 16. April 18R) zu Fabelte im Staate Rew-Pork statt. Die ganze Sekte zählte hier nicht mehr denn 6 Personen. Eine göttliche Offenbarung empfahl Auswanderung »gch dem Westen. Kirk- Ia»d im Staat: Obio wurde der neue Wohnsitz und hier wuchs die Sekte nach kurzcm Aufenthalte aus 2606 Personen. An Wariiungestiiniiieii mit Feinden fehlte cS nickst. Smith selbst wurde gctbeert und gcictcet und entging nur mit Neth dem Tote. Man waiitcrte also wieder auö und zwar nach Missouri > wo ein neucö „Zion" gegründet ward. Auch hier blieben, aller dings ln Folge Intoleranz der Mormonen Streitigkeiten nicht anS; blutige Kämpfe, Ermoltuug von zwei Brüdern Smith'S folgten, Smitb selbst wurde gefangen genommen, zu längerem Gclängniß pcrurthcllt, entfloh jedoch. Die Folge dieser Streitig keiten war eine abermalige Auewantcrmig. Diesmal wandte man sich nach den Ufern dcS Mississippi »»d bald erhob sich dort Ihre neue Stabt „Ncmvoo", -u deutsch: Die Schöne. Im Jahre 1842 zählte dieselbe bcrcstö LiUNck» Einwohner mormontschen Bekenntnisses. Smith war hier Bürgermeister. Befehlshaber der Bürgermillz, Prediger und Hotelier. Vormittag hielt er eine mili tärische Revue ad, Nachmittags eine Predigt, Abends präscntirlc er seine» Gästen die Speisekarte. Smitb hatte sogar die Kübn- hclt, sich, sclbstpcrständüch crloigloS, alö Eanditaten iür bcn nord- amerikanischen Präsikciilciistuhl ausstcllcn zu lassen. Am >2. Juli 1*4:' folgte eine bedeutungsvolle folgenschwereOffcnbgrung, die die Einführung der Vielweiberei besah!, die allerdings unter den monnonischc» Priestern schon früher bestanden haben soll. Die nächste Folge waren abermalige Reibereien mit dem nicht mormonischcn Tbcil der Bcvöitermig, Smith wandcrtc inS Ge fängnis; und wurde dort gclviicht. Cinsth, ein merkwürdiger, räthiclhaster Mmm. von seine» -'egner» alö der größte Schwind ler. von seinen Anhängern als der größte Prophet nach Christi » bceeichnet, hinterllcß eine löOMo Personen starke Gcmclnbe. die Gut und Blut für die Lehre dcS trotz aller Vorwürfe Immerhin