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7lr. 156 Seile 2 Dresdner Nachrichten Sonnabend. 2. April 1S!7 machen. Diese,) Zugeständnis auf der einen Lette wird allerdings fait wieder wellgemacht durch die neue französische Forderung, das« die H«inplbeskandlette der Landeshrere. näm lich die Reserve», in jenen abgelegten Vegrtss ded »potontiel ck" ^». rro" nbergeführt werden sollen, so daß sie für de» Allda» »llerl,a»pt nicht zur Debatte stellen Nicht» andere» lledenlei der oo» dem Belgier Broncquere verteidigte und auch non Japan unterstiitzle französische Vorschlag, bei der Abrüstung nur die »sichtbaren" Essekttvbestände zu berück- sichtige», da auf diese Weise die Millionen von »»sichtbaren aiidgellildcte» Reservisten geräuschlos in der Versenkung ver schwinden würden. ui» bei Kriegsgefahr »in so schneller wieder aufiutauche». Frankreich mochte r» durch diese» Taschen- spielerkiinstnück erreichen, daß nach der Einsühricng der ein jährigen Dienstzeit seine Istä stütz Vernfssoldate» neben einige» Militärbcamie» als seine ganze «Landrüstnng" erscheinen, da die unter der Fahne befindlichen Loldaten al» noch nicht voll anSgebildet geilen sollen Tie Folgerung ist klar: Frank reich» Heer wäre kaum starker al» die deutsche Reichswehr, und an eine weitere Herabsetzung wäre nicht zu denken. Bei der Anscinanderieoniig »bei diese hanebüchene Verkehrung der Tatsachen in iln (»egenieil schiede» sich endlich die Geister. Sowohl der amerikanische Vertreter wie auch der englische protestierte», und auch Gras Vernstvrss benützte die Gelegen- heit, »in den deutschen Standpunkt mit solcher Klarheit heranSznstelleii. dan die Lallotageallsichten der französischen Gruppe ans ihrer künstlichen Vernellelung herau»gerissen und vor aller Welt bloßgesteilt wurden. Bei diesem ersten entschiedenen deutschen Auftreten er- folgte dann auch eine T e in a » k t e r u n g der Gegen seite, die nii die irei'ere Mitaibeit Teuischland» eine Wen dung bringen >.>»», weil sie bewiesen hat. das« da» Ergebnis der ganzen Abrüstung».!»beit eine Spille gegen Deutsch land bekommen soll Ala Gras Vernstvrss die Berechtigung »einer Forderung ausdrücklich und mit vollem Recht mit der Praambe! zu Teil > dre is-eriaillcr 'Vertrage» begründete, da hatte Ätrouegusre die Kühnheit. dem zu ivideripreciien mit der Behauptung, es dürfe kein andere» politische» Instru ment in die Debatte gelogen werden, al» der vorliegende Entwurf Der belgische 'Vertreter hat sich damit in Gegen- iap ln seinem Regierungschef und Parteigenossen 'Zunder- velde gesetzt, der i» einer üaiiimererklarung kürzlich die Be rechtigung de» deutschen Standpunkte» in der Abrüstung»- srage durchaus aneit.innt hat, und er hat demgegenüber mit aller Brutalität die These ausgestellt, dag der Versailler Ver- trag nur io weit allgemeine Rcchtsgülligkeit besitzt, al» seine Bestimmungen de» .Siegerstaaken" zugute kommen, das« diese aber unk Gewalt alle» niedertrampeln dürfen, iva» darin an etnwaudsreken Rechte» für dle Gefiepten enthalten ist. Zu gleich wird damit die Voraussetzung für den deutschen Völker- bundSelntritt. die völlige Gleichberechtigung, vernichtet, und der Völkerbund in seine ursprüngliche Zweckbestimmung als Machtinstrument der Sieger zur dauernde» Unterdrückung der Gesiegten wieder eingesetzt. ES ist überaus bezeichnend, das, es wieder Gvncvur und Broucgndre. die französischen und belgischen Dalonsozialisten. sind, di« sich zu solch traurigen Handlangerdienste» für die französischen Generale vergeben, und es wäre endlich an der Zeit, das, auch die deutsche Sozial- demvkratie ihren Anhängern klaren Wein darüber rinschenkt, wie dteseArt vonGenosse» al» Vertreter de» schärfstenMtlttariS- mu» die deutschen Rechte dauernd mit Hüben tritt. Vielleicht würden sich daran» günstige Holgen für die Einstellung der sozialistischen Massen in Deutschland zu den Fragen der Landesverteidigung ergeben. Graf Vcrnstorss ist freilich dieser These sofort scharf ent- gegengctretcn, und es hat sich gut getroffen, das« fast gleich zeitig der deutsche Retchswrhrmintster mit gleicher Entschieden, heit die deutsche Auffassung im Reichstag verkünde» hat. Aber da» kann nicht genügen, da die Gegner über svlche Beteuerun gen mit «Hohn hinweggehcn, wie die Stellungnahme de» .TempS" beweist, der Gehler» und Bernstvrff» Ausführungen als deren ganz interessante, aber persönliche Ansicht würdigt, im übrigen aber dle deutschen Hordernnge» kurzweg al» falsch, simpel und pcrflde abtut. Darum kan» e» so nicht weiter- gehen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, das« al» Er gebnis dieser sogenannten Abrüstung Deutschland da» Frei wild für selne Nachbarn bleibt. Trotzdem die Pressestelle der RctchSregierung es für inopportun erklärt, jetzt einen Ab- rüstungsseldzng in der Oefkentlichkcit zu führen, mus! da» ge sagt werden. So sehr auch bei anderen Fragen in unserer Lage eine vorsichtige Politik am Platze sein mag, so darf doch da» Interesse für die Abrüstung unter keinen Umständen cin- schlasen. Im Gegenteil, der Gang der Dinge in Gen! mach! e» notwendig. das« auch der Reichskanzler und der Anßcii- mlnister ein Wort reden und unter Betonung de» dentlchc» Ansprüche» ans Sicherheit i» aller Form die dcntschen For- dernngen annielden und verfechten. Dieses Vorgehen kann verschieden sein, je nachdem ob wir hoffen, in Gens doch noch zu einer ehrlichen allgemeinen Abrüstung zu kommen, oder ob wir in der Erkenntnis, das« eine solche nicht zu erreichen ist, unsere eigene VerteidigungSsreiheit wiedcrgcwinnen wollen. Aber wir müssen wissen, wa» wir in Genf wollen. E» wäre uiienlschnldbar, wen» Io wertvolle Waffen wie die Abrüstnngsvorschristcn de» Versailler Vertrage» und Artikel st der VölkerbiindSsatzung nicht mit ganzer Schärfe eingesetzt würden im Kamps um die deutsche Freiheit. Eine gemischle Kommission sür Nanking? Japgntscher Vorschlag ,«r Untersuch»«« der Zwischenfälle. Ochanghat, 1. April. Einem Telegramm an» japanisch« Quell« zufolge Hai der japanische Gesandte ln Peking gestern im Austrage seiner Reglcrunq den b r t t i s ch e „ Gr. sandten ausgesucht und ihm den Vorschlag gemacht, eine «r- »ischte kommtlsiou aus Vertretern b«r beteillgirn Mächte nutz der zuständigen chincftlcheu Behörden „ach Nankin« z, entsenden. Diese Kommission hätte eine Untersuchung über die tn der letzten Woche vvrgckommenen A»sschreit»iigen vor. zuneümen, die Bestrafung der Verantwortliche» zu vcr. anlasien und von der natlvnalistlschcn Regierung Enüchuidi. liungen. eine Entschädigung und Bürgschaften für die Zutuns! zu verlangen. sW. T. B.s Nene franzvMche Truppen für Schanqhai. Paris, t. April. Der Kommandant der fraiizöslichcn Tlreil. kräste i» Schanghai hat beim Kricgömiuistcrium um die Beiordnung eine» höhere» Offiziers sür daS Komm.indo der Landlruppen ersucht. E» wird ei» Oberst entsandi werden. Gleichzeitig solle» Verstärkungen abgchen. Wie das ,.W de Pari»" hervorhebt, ist die Einigkeit zwischen de« Franzosen und Engländern über die Frage dev Oberkommando» noch lange nicht hergcstellt. sTU.s Paris, l. April. Im Ministerium sür auswärtige An gelegenheiten wird vsstztell dementiert, das« von den französischen Vertretern mit den Kantvnbehörde» Ver handlungen zwecks Rückgabe der sranzösischcn Kon. »essiouen oder irgendwelcher anderer polltischcr Fragen ans- gcnommcn worden seien. sW. T. B.s Die Kämpfe tn Spanifch-Marokko Madrid, 81. März. Amtlich wird mitgeteilt, das« spanische Flieger Ansammluugen von Aufständischen in der Gegend von Lcnhana auSgiedig mit Bomben bewarfen. Die Truppen- bewcgungen, die die Einleitung der bevorstehenden Opera- tioncn bilden, werden trotz der Geländeschwierigkeiicn lebhaft fortgesetzt. Teilweise Neuausgabe -er tschechischen z DtenUvorschrislen. Prag, l. April. Wie die Abendausgabe der .Tiibnna' meldet, wird von dem dritten Teil der militärischen D i e ii si v o r s ch r t s t c n in der Republik, dem Haiidbuchc für die militärische Erziehung der Svldaten, daö übrigen» keinen offiziellen Eharaktcr trägt, eine Neuauögabe vcraiistaliei. Stach Erscheinen dieser neuen Ausgabe werden die alle» Vor schriften au» dem Verkehr gezogen werden, wodurch dein Wunsche der deutschen Regierungsparteien entsprochen wird. Boncour fordert Begrenzung der Zivilluftfahrt. England und Amerika gegen die französische These. Gens. I. April. In der heutigen VormiltagSntznng de» Vorbereitnngsansnhunes wurde in einer Leimig das Kapitel »er Begrenzung der Landüreiikräske abgeschlossen, lieber die Begrenzung der Dwnüzeil wurde eine Einigung»- s o r ni e I angenommen, die snr alle Liaaicu mit allgemeiner Wehrpflicht die Verpslichtnng aus Einhaltung einer nach dein Ermesse» die es einzelnen Ltaaie» sestgesetilen Geiamtdieust- zc»t snr das jährlich ansznhebende Rckrutcnkrnlingent enthält. In der Aussprache über das nächste .Kapitel, betr. die Begrenzung der Luitstreitkrüste. zeigten «ich ioiori wieder die bekannten Gegensätze zwischen Frankreich einerseits und England und den Vereinigten Ltaaten anderseits, deren Einstellung gegen die Einbeziehung der Z i o i l I n s I s ch i s s g li r t in die Begrenzung der mili tärischen Luitstreükrasie bekanntlich auch von der deutschen Delegation gekeilt wird. Der englische Entwurf spricht lediglich von einer Be grenzung der Zahl der aktiven Milikärslnazeiige, die in der .Kampnront verwendet werden können, während der fran zösische eine allge in e i n e H erabsc tz n n g der Lnstrüstun- gen, sonne des g e i a m l c » Flnamaterials nach denselben Grundsätzen Vorsicht, nach denen die Landabrüstung vor- aenommen iverden soll. Al» Kriterium schlägt der französische Entwurf die Festsetzung einer Gesamtrnotorciistärke sür iedcu Staat vor und will ferner die zivile Lu ft fahrt ein- beziehen, wobei sür den Fall, das, die Entwicklung der zivilen Luiisaliit eine» Lande» einen sür einen anderen Staat bedrohlichen Ebarakler aiinehmen sollte, besondere Matz- nahnien vorgesehen werden sollen. 'Nach Darlegung des englischen Ltandpilnlic», dag die Zioillustschjssahn von der 'T'egrenzung guSgcschlossen bleibe» müsse, erklärte Lord Robert Eccü, dan scine Regierung ans keinen Fall einer Lösung -nstininicn könne, wie sic in bezug au! die Landnreitkräue vereinbart worden iei, und tns- briondere keinen Unterschied zwischen der Lnsiwasse im Mntterlande und in den Kolonien znlassen könne. Ter amerikanische Vertreter Gibion sprach sich iin Namen seiner Regierung mit Entschiedenheit dafür au», daß bei der Be grenzung der militärischen Lnilsireitkrg'tc die zivile Lintsahrt vollkommen unberücksichtigt dlctbcn miiüe und lediglich eine Begrenzung der eigentlichen militärischen Lnststreitkräste durch Einichränkniia der Zahl der Flugzeuge nnd de» Personals vorgenommen werden könne, und zwar nur in soweit, als es sich nni militärischen Zwecken dienendes Material »nd um militärisch ansgebildctc» Personal bandle. Paul Boiicour warnte davor, in einer Abrüsiungs- konv.-ntion gerade dir Wasic nicht zu begrenzen, die in einem künftigen Kriege die größte Bcdeiitmig buben ivcrdc. Die zivile Luftfahrt müsse schon mit Rücksicht ans die Möglich keiten des chemischen Kriege» in die Konvention mit ciu- cschlosscn werden. Eö würde sonst Frankreich sehr schwer sein, ie aus Grund der seitherigen Bcrhandlungcii bereits vor gesehene Begrenzung der Landitreitkräste vvrzmiehmcn. Ten sranzöstschen Erklärungen schlossen sich die 'Vertreter Jugoslawien» und Rumänien» an. während der Delegierte Schweden» sich der cnglisch-gmerikgnischcn Auf- faiiung ansckloß. Graf Bernjloiss legte eingehend den deutschen Standpunkt dar. Deutschland sei gegenwärtig von allen militärische» Luststreiikrästcn völlig entblößt. Daher sei die deutsche Delegation in einer völlig unabhängigen Lage. Im allgemeinen schliche sie sich dem amerikanischen Standpunkt a». Ein künftiger Krieg könnte >m gröhlen Ausmah allein durch die sofortige 'Verwen dung von Luftsireiikräiicn entfesselt werden. Ie stärker die Liistitreilkrälie seien, desto gröstcr sei die Bedrohung de» Frieden». Daher mühten die Miiiiärluststreitt'räite berci!» im Frieden möglichst beschränkt iverden. Das Ideal sei die vvllioe Aushebung der militärischen Lnstschissahrt. Der rnt- Ichcidende Faktor des Mililärstnaivelen» liege in den Reser ven, von denen die Bercitschast bei Kriegsausbruch abgänge. Die zivile Lnstschissahrt spiele hierbei wegen der Schwierigkeiten der Verwendung zu Kriegszwecken eine untcrgcord wie Rolle Für die Bewertung der Lnftr ü st nngc n seien allein entscheidend: 1. da» Personal und da» Material der Miliiärlnstschissnhrt und 2. die ausgebildetcn Reservisten und da» Rcserpckricgk- material. Nachdem auch der japanische und der schwedische Delegierte snr die Beschränkung des Flngpersonal» eingelretcn waren, wurde der erste Paragraph des ÜonoenlionoeniwnrscS über dir Beschränkung der Lnscriistnnge« angenommen, jedoch er klärte dabei Lord Ecctl, bah er seine prinzipiellen Be denken dazu später wieder Vorbringen würde. Der belgische DermiMung-rvorfchlaa zur Beseitigung der Meiiinngsvcrschiedeiihciicii in bezug auf die Zusammenhänge zwischen ziviler und Militär-Aviatik enthält folgende fünf Berpslichiuilgen, denen die dciilsche Delegation grundsätzlich bereit» zugcstimnil bat: 1. Die staailichen Stellen, die sich in irgendeiner Weise mit Fragen der Z i v t l - A v i a t i k befassen, sollen von den Stellen, die sich mit Militär-Aviatik befassen, vollständig getrennt sein. 2. Bei dem Bau von Verkehrsflugzeugen dürfen keine staatlichen Vorschriften im Öinblick aus ihre Umivand- Ilingssähig-keit in Militarslugzengc gemacht werden. ll. Die S4aaten dürfen von den FlugverkehrSunier- iiehmnngen nicht verlangen, dah mir für militärische 'Ver wendung der Flngzengc besonder» eingeschnltes Personal ein gestellt wird und müssen anhcrdcm die Abkommandierung von militärisch geschultem Fliigzeiigpersonal in die Zivil-Aviatik vermeiden. 4. Die finanzielle staatliche Unterstützung aus stra tegischen, aber nicht wirtschaftlichen Zielen dienenden Flug linien soll au»geschlosien sein. 5. Der Ablchluh wirtschaftlicher Ahmachiingcn zwischen den Flugverkchrsunternchmmigcir der einzelnen Länder soll staatlicherseits gefördert werden. sWTB.s Noch kein Machte-llltimalum an Kanton. Ehinejijche Greuettalen gegen weihe Frauen? London, !. April. DaS englische Kabinett beschäftigte sich Herne nbenv wieder mit der Lage in Ehina nnd dem bereits verfrüht gemeldeten M ä ch t e - ll l t i m a t u m an Kanton. Bisher ist leiten,) Englands. Amerikas nnd Japans noch kein Ultimatum an die Kanton Regierung abgegangcn. Ueber die Knbiiiettssitzmig wird in Londoner Regierungs- kreisen grühtes Stillschweigen bewahrt. Die 'Abend blätter ergehen sich daher in vieten Mntmabungen. Nach der „D)Nlg New»" ist in der Kabineiissitznng auch die Frage einer Blockade Ehina» erörtert worden. .Manch. Guardian" schreibt, die japanische Regierung habe im Gegensatz zur britischen Regierung beschlossen, ihre In- sormalionen über die Rokclte». denen die iapanischen Frauen in Nanking milerworien waren, mit allen Einzel heiten zu verössentilcheii. Die Adscheuiichkeite», die an den weihen Frauen. Amerikanerinnen nnd Engländerinnen, be gangen worden sind, seien ähnlich und im Halle zweier Amerikanerinnen sogar noch schtimmer. Man glaubt in Wliitehall, dasi die k a n t o n e s I s ch e Armee vorsätzlich vcr- sucht hat. die 'Ausländer in Ehina durch Mihhandlungcn der Frauen zu reizen. Da» beabsichtigte Ultimatum tn Süd- chino werde, wie man erwarte, dem Vorbilds de» Ultimatum» Mocdonalds an Legypien im Jahre Iü2-t folgen, das heiht «an nehme an. dah «ü gewisse Prestigeforderungen stellen werde, einschliehlich der Bestrafung der kür die Tötungen vnd Mißhandlungen Verantwortlichen. Washingtoner amtliche Kreise stellen fest, daß trotz de» Zusammeogchcnö in Nanking unüberbrückbare Ekgcnfätze zwischen der amerikanischen nnd englischen Ehinapoliltk be stünden. Amerika halte ei» Eingreifen nur dann sür not wendig, wenn c» sich um Schutzmaßnahmen handle. E» wünsche aber nicht, sür England einziispilngeii, dessen Pvlilik sich niemals mit der Amerika» decken könne, da England chinesische Konzessionen besitze. Vor -em Kantonvormlirfch nach Aor-china. Schanghai, 1. April. Nach chinesischen Berichten au» Nanking haben die Kcnitvncjen beschlossen, aus vier ver schiedenen Richtungen den Vormarsch nach Norden unter dem Kommando des Generals Tschangkaischck anzutrctcn. Der allgemeine Uebergang über den Jangtse hat noch »ich! be gonnen. Dagegen wird erklärt, daß eine .iiantviiabteilnitg nördlich von Ehinliang bei Aangchoiv steht, nnd daß gestern MIO Mann tn Wnhil in Richtung aus Pengpu abmarschicrt sind. Im Norden der Provinz Ans,ui befinden sich ebenfalls bereit» Kantontruppcn, die gemeinsam mit den kürzlich zur Südarince übergetretencn Anlini-Trnvpen den Vormarsch ans Pcngpn antretcn sollen, wo General Tschangtschnngtschang den Rest der gcsliichtcte» Nordarniec konzentriert. Schanghai, l. April. iRenter.s Es geht «das Gerückt, daß der Oberbefehlshaber der Kantonarmce, T s ch a na k o i s ch e k, non der nationalistischen Negierung des Oberbefehls enthoben worden ilt. Der polnische Schnllerror gehl weiter. Sattowifz. 1. April. Bo» der Strafkammer in Lattoimti wurden wiederum SL deutsche Eltern zu Geldstrafen bis zu lllil Zlotn verurteil«, weil sie ihre Kinder, deren Aus nahme iu die Minderhcitssckule von den polnischen Behörden abgclehnt wurde, nicht in die poluiichc Schule geschickt haben Die Entscheidung in Genf, welche die Zurückziehung die ser Strafen vorsah, findet demnach bei den polnischen Behör den keine Beachtung. — Ueberlrilt -es Fürsten Bismarck ln den diplomatischen Dienst. Berlin, 1. April. Der deutschiiationale Abgeordnete Fiirft B i » marck tritt in den diplomatischen Dienst über. Wie die T.-tt. au» parlamentarischen Kreisen erfährt, ist c» selbst verständlich, daß Fürst Bidmarck non dem Zeitpunkt ab, a» welchem er seinen neuen Dienst übernimmt, seine parlamen tarische Tätigkeit ruhen lassen wird. v. Bismarck steht neaenwärttg im W. Lebensjahre. Ten «rtcg machte er als Leutnant mll, um sich nach Kriegsende an der Universität Kiel dem Lludium zu widmen. Aach abgclratcm Resc- rendarcramen übernahm er die Verwaltung des BiSmsrctscheii Fauiiliengutes in FriedrlchSruh. Dem Reichstag gehört Fürst «INS marck seit den Dezemberwaklen im Jahre 1i>21 a». Gegen -ie Amneslien. Berlin, l. April. In der Deutschen Iurlstenzeitung be saßt sich der frühere Obcrreichsanwalt Dr. Eber in aner mit der Frage der Amnestien und kommt zu dem Schluß, daß AmnestFn eine Schädigung sür die Rechtsprechung seien. Seit der Revolution hätten wir allein 24 N c i ch ö a m n c fticn und daneben »och eine größere Anzahl von Amnestien in de» einzelnen Ländern gehabt. Dr. Ebermaner «.klärt, daß die hänsigcn Amnestien nicht Meilensteine ans dem Wege zur ^ Sanierung des Staates, sondern Meilensteine ans dem Wege > zur Schädigung und Vernichtung der RechtSpslegc sind. Da» Gefühl sür den Ernst der TlrasrechlSpslcgc gehe im Volke verloren. Man glaube nickt mehr daran, haß der Staat die Gesetze, die er erläßt, auch durchführen werde. Tie prävcnicrcndc Wirkung der Strafgesetze schwinde, Pslirlüeiser »nd Arbeitslust der Strafverfolgmigsbchördcn erlahmten, wenn sie sclien müßten, daß sie fortgesetzt Wasser in da» Sieb schöpften. Wo. fragt Dr. Ebermaner, wolle da» Verlangen nach immer neue» Amnestien hinan»? Man wolle die Nechi- sprechnng der ordentlichen Gerichte bis hinaus znm Reichs gericht. die sogenannte „Klassenjustiz" nach Möglichkeit lahm- lcgen, indem man iedcs Urteil durch einen Amiicstieausichuß nachprüie» läßt. Warum räumt man dann nicht lieber ganz mit den Gerichten aus und ersetzt sie dnrch Parlaments ausschüsse? Solange wir aber diesen Zustand noch nicht er reicht haben, hüte man sich, ohne Not in die geordnete Recht», pflege immer und immer wieder durch Amnestien gewaltsam einzugreisen. Die Rcchtspslcge leidet schweren Schaden, wenn, wie ich es im Reichsgericht erlebt habe, der Angeklagte beim Schlußwort dem Richter höhnisch zürnst: „Verurteilen Dienlich wie und zu welcher Strafe Sic wollen. Meine Partei sorg! sa doch sür meine demnächstige Amnestierung." Da den RechtsanSschuß dcS Reichstages gegenwärtig wieder einmal ein konimunlstischer Antrag auf Gewährung einer neuen Amnestie beschäftigt, kann man nur hoffen, baß sich der Nechtsauöschnß diese Mahnungen und Warnungen bcS früheren Oberreichsgiiwalts zu Herzen nimmt. Die Kan-elsabmachmigen mik Frankreich. Berlin, 1. April. DaS Unterzeichnete modifizierte -Handelsprovisorinin gilt bis znm M. Juni. Die französische Delegation hat in Aussicht gestellt, daß bi» zn diesem Zeit punkt der neue sranzösische Zvlltaris in Kraft treten kann. Nllerdiiig» macht der vorliegende Entwurs de» neuen fran zösischen Zolltarife» noch sehr den Eindruck eine» über triebenen Protektionismus. Die Aussichten der Handel», vertragoverhandlungen sind wesentlich davon abhängig, ob in den parlamentarischen Verhandlungen über diesen Tarif die Höhe der Mtntmalsntze für die Waren des deutschen Ezportsintercsses auch nur einigermaßen annchmbar ge staltet wird. Was das neue tHnndelsprovisortnm angelst, so betragt die deutsche Konzession ans die Zulassung französischer Weine tnsgesamt 7Nstütz Hektoliter oder k,»«Ni> Dvpclzentiier, wo gegen die französische Gegenleistung sür die Einfuhr deiitschtr Maschinen, elektrotechnischer Erzeugnisse nnd Chemikalie», Holz und Bier sist,1 Millionen Papierfrgnkcn oder rund 12 Millionen Mark beträgt. Es ist die feste Absicht der dcntschen Regierung, nun endlich mit Frankreich zn geregelte» Austanschbezichiingeii z» ge langen. Sollte es. nickt möglich «ein, biS zum l. Juli eine» definitiven Vertrag abznschlicßen, dann will die Tele« acrtton wenigsten- den Abschluß eines mindestens einjährige» Provisorium- erstreben.