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vsradenavlan »W,,»» « bt« «« >» «ne« ntz»nn SS. Jahrgang. 7V Mittwoch, 12. März 1919. Ke^LrnSet I8Sb Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. F»rn>p«cher-Sammemummer: LLL41. Nur lür Nachigelpräche: Lttüll. >«rng»-G«d>hr ol«r»ItSH«ltch t» Dre-den und voiorlen bei Iwelmalger Zunazung <»n Tonn- und Monla,»» mu einmal> »wie bei «>nma t,«r Zuftelluaq durch die Voll lohn« ««Hellgelb» « 80 M inonouich l «o M >»>e»D«n-Vretl«. Du elwpalllg« »7 mm drell» Zelle Lb «> VorplgeplStz« u Anuigen -n «umlnern noch Soniu und Feterlagen t lartl. 80'» leuerungepl chlog — vuew. Aul» geg Borouedezahl -Belegd» »VP> Nachdrult nur in» deulllcher vuellenangad« l.Dreedne, Nachr -> - Unoer ang» CLiNlNllcke weiden nichi auldewadN- Schrtstleitung und Hauplgelchäflsstellr: Marirnllraiie 3K 46 Druck u. Der aq von uievich L rNciMard» m Dresden. Polllchcli-jionlo lttüNü veipzia. ?K0N0l38 pkonola-Pianos pkonola-plügel »Ser»««», rer»«» »nel.r« «r»t« ««»rteare /V l.It«r»tur und Urte». /V /V V V ko-t-nloo. V V t"lupfel<1-k?önisck> Waisenkausslraöe 24 Nönisck-Pianos Nöniscki-PIügel O O LVI« Klangfülle, tiöclrsfe Vollendung. o o Religwnssragen vor der Nationalversammlung. Ser Seldzua gegen die Berliner Mordbrenner. Der Kampf gegen Spartakus in den östlichen Stadt vierteln von Berlin und in Lichtcnberg tobt weiter. Die Regicrungstruppen sind erneut vorgerückt und haben um Lichtenbcrg einen eisernen Ring gelegt. Auch die Außen bezirke. wie Wcißensec und Treptow, sind^ von kleineren Abteilungen der Truppe» beseht, so daß die Spartakisten all mählich von jeder Zufuhr abgespcrrt werden. In allen nach Lichtenberg führenden Straßciizügcn hat cs mit den Kommu nisten erbitterte Kämpfe gegeben. Berlin hat in diesen Tagen, in denen es alle Schrecken des Frontkämpfer» durchlebt, eine neue Note erhalten: Das sind dieZügcvon Flüchtlingen, die ihre Wohnungen verlassen und aus kleinen Wagen oder Karren Betten und sonstige Habe fortschassen, »in die nächsten Tage bei Be kannten in ruhigen Stadtteilen zu verbringen. Totenstill liegt die sonst so belebte Frankfurter Allee da. Nur ab und zu drückt sich ein eiliger Passant verschüchtert au der Hämeri- wand entlang, um an der nächsten Ecke sofort in die weniger gefährdeten Nebenstraßen einzubiegcn. Tic elektrischen Leitungsdrähte der Straßenbahn liegen zerschossen am Boden, die Bäume der Allee sind entwurzelt und zersplittert. Die VerwilstttNfteu im Kampfgebiet. t« inner Drahtbericht der „DreSdn. Nach c Ich teu".l Berlin. 11. März. Bom Alexanderpl«rtz nach Osten und Nvrdostcn bietet Berlin ein Bild grauenvoller Zerstörung. Die weiten Straßenzüge liegen menschen leer und öde da, wie in einer bombardierten Stadt. Zusammengeschossene Hüuscrruincn und üerabgcstürztc Balkonc erblickt das Auge auf Schritt und Tritt. Ganze Häuser sind durch Minen weit auseinandergerisscn. Mauerschutt und Glassplitter bedecken die verlassenen Straßen, in denen man noch Neste der Barrikaden sieht. Eine Bevölkerung von über 16 6 6 6 6 i st um Hab und Gut. zum Teil auch um Obdach ge kommen. denn viele Häuserblocks sind eingestürzt oder man kann in die Wohnungen sehen, da Bomben und Ge schosse die Straßenfronten zum Einsturz brachten. Am gestrigen Tage sind in den schwer heimgesuchten Stadtvierteln 17 Plünderer, darunter zahlreiche in Matroscnuntform. ergriffen und auf der Stelle stand rechtlich erschossen worden. Verstärk»,nq der ReftlerungStrnppen. »Eigner Drahtbcricht der „DreSdn. Nachrichten*.) Berlin. 11. März. Gestern sind weitere 1 k> NON Mann Regicrungstruppen mit Artillerie in Berlin cin- getrofsen, um sich an dem heutigen Hauptangriff der Ncgierungstruppen gegen Lichtend erg zu beteiligen. « Der Kampf um Lichtenberg. Berlin. II. März. Tie Regierungstruppen lurben im Laufe des gestrigen Nachmittags bereits Teile von Lichte »Lerg beseht. Die Spartakisten waren, als sie die Truppen in ihrer Flanke austauchcn sahen, 'o iibcrrascht, daß sic zuin Teil die Gewehre fortwarfen und sich ruhig abführeu ließen. Ein Teil der Banden flüchtete in die städtische Irrenanstalt Hcrzbcrge und ver suchte, sich dort zu verteidigen. Nach kurzem Kampfe wur den sic zum Teil überwältigt, zum Teil flüchteten sie auf das freie Feld. Die Spartakisten haben von ihren Führern den Auftrag erhalten, sobald sie sich umzingelt sehen, die Waffen sorlzuwerfen und harmlose Passanten zu spielen. Durch diese Maßnahme hoffen sic der Verurteilung durch das Standgericht zu entgegen. Im Laufe der Nacht auf heute wurden noch weitere starke Truppen vorgeschoben. Berlin, 11. März. Seit heute früh schreitet die Be» setzung Lichte nbergs durch die Regicrungstruppen unter schweren Kämpfen fort. Artillericfeuer liegt seit den frühen Morgenstunden ans de» Haupt gebäuden Lichtenbergs. Berlin, 11. März. Die Spartakisten haben im Laufe der lehren Nacht die Hauptstellungen in Lichte nbcrg geräumt. Einige Nach-itglrr, die offenbar den Rückzug decken sollten, hielten bis zum Morgengrauen aus und verließen dann. alS die Beschieß ung begann, die Barrikaden. Heute morgen seichten die Bataillone die dortigen Straßenzügc. Die Truppen gehen in breiter Front vor und suchen Haus für Haus ab. Die Bewohner der Frankfurter Allee an der Li'hteiibergcr Grenze sind durch die viertägigen Kämpfe dem Berhungern nahe. Die Spartakisten haben alle Lebensmittelgeschäfte auS- geraubt, so daß für die Bewohner nicht das geringste an Nahrungsmitteln übrig geblieben ist. Es kann aber auch niemand auf die Straße hinaus, da die Banden rücksichiS- los auf jeden Passanten schießen. Im Laufe bcS gestrigen Tages ist übrigens auch das große Lebensmittel- üepot a ni F r a n k s u r t c r - R i n g b a h n h o k c ge- plündert worden. Dort waren ursprünglich Truppen der republikanischen Soldatenwehr untergebracht, die an scheinend mit den Kommunisten gemeinsame Sache gemacht haben. Während des ganzen Tages schleppten bewaffnete Zivilisten, Frauen und Kinder aus diesem Depot Säcke mit Mehl, Kartoffeln, Httlsenfrüchtcn und Konservenbüchsen hinweg, ohne daß ihnen Einhalt geboten werden konnte. Zum Teil sind die geraubten Nahrungsmittel in schändlicher Weise vergeudet worden. So ist der Erdboden aus große Strecken hinaus dick mit Mehl bedeckt, ebenso liegen zerbrochene Eier um her. Die geraubten Lebensmittel sind nicht etwa unter der hungernden Bevölkerung, der es durch die Wirren und die vielen Gcschäftsplünderungen oft an dem Notwendigsten fehlt, verteilt, sondern von Räubern wcggeschleppt worden, wahrscheinlich um die Beute zu Wucherpreiscn abzusctzen, wie dies in anderen Fällen ebenfalls geschehen ist. » Die Besetzung Neuköllns Berlin, 11. März. Bei der Besetzung Neu köllns durch die Regicrungstruppen wurden 8 6 Ma trosen verhaftet. Im übrigen vollzog sich die Be setzung Neuköllns kampflos. Es wurden von de» Rc- gierungstruppen jedoch eine Anzahl geheimer Mnui - tionsdepots ermittelt und beschlagnahmt, die sich zum Teil in Privatwohnungen befanden. In einer einzigen Wohnung wurden 8 Maschincnnewchrc nnd zahlreiche Sprengmittel vorgefundeu. Die Reoierungstrupvcn haben l>eute früh das Gelände der Ringbahn bereits überschritten. In Küpenick sind einige hundert plündernde Spartakisten und Matrosen ciugetrosfeu, die die Lebensmitteldevots besetzten und ausranmte«. Das Elend in den Familien des Mittel standes und der Arbeiter ist so groß» wie es niemals wäh rend des langen Krieges gewesen ist. Die Bäcker erklären, daß sie nur »och für fünf Tage Mehl zum Backen haben. Ernste Lage in München. (Eigner Drahtberlcht der „Dresdn. Nachrichten".) Weimar, 11. März. Nachrichten aus München lassen die Lage als außerordentlich ernst erscheinen. Die Spartakisten, die von etwa 266 Matrosen geleitet wer de«, besetzten nicht nur die öffentlichen Gebäude und Mili täranstalten, sondern sic sind auch im Besitze sämtlicher wich tiger Munitionsdepots. Die Haltung der Münchner Truppen erscheint weiterhin unklar und unsicher. Die Notwendigkeit schnellen Friedens schluffes sür Frankreich. Haag, 16. März. Die „Times" schreibt: Tie Lage in Europa zwingt Paris zu einer raschen Hand lungsweise. Irgend etwas muß sofort getan werden, um eine Vereinbarung mit Deutschland über den Präli minarfrieden herbeizusühren: und irgend etwas muß sofort erfolgen, um der Ausbreitung des Bolschewismus und des Spartakismus in Mitteleuropa ei» Ende zu machen. Wenn das nicht geschieht, so muß die Demobilisierung ver langsamt werden. Niemand wünscht eine solche Verzöge rung. sei es auch nur sür eine Woche, und keiner verlang:, auch nur für einen Augenblick die Wiederaufnahme des nor malen Handelsverkehrs zu unlcrbinden. Aber auch aus anderen Gründen muß man danach trachten, so schnell wie möglich den Frieden herbeizusühren. Morgen beginnt in der Kammer die große Debatte bezüglich der französi schen Finanzen. Herr Klotz bat eine BermögcnSabgave in Aussicht gestellt. Die französischen Finanzen sind bekannt lich nicht in einer günstigen Verfassung, und der Vorschlag des Herrn Klotz, eine Steuer auf das Kapital zu legen, bar große Beunruhigung im Lande hcrvorgcrusen. Man fragt sich nun überall, ob Deutschland überhaupt in der Lage ist, etwas zu bezahlen. Wenn Deutschland nicht zahlt, dann wird Frankreich auf viele Jahre hinaus nicht in der Lage sein, den entsprechenden Anteil an dem Wiederaufbau oer Welt zu bekommen. Frankreich kann am wenigsten ein ruiniertes Deutschland wünschen: es hat deshalb das grüßte Interesse daran,Deutschland so rasch als möglich wieder geordneten Zuständen zuzuführcn. Die sraozöffscheu Arbeiter gegen die Pariser Beschlüße. Bern, 16. März. Der Allgemeine A r b e i t s b u n d in Paris veröffentlicht eine sehr lange Tagesordnung und erklärt darin das Unbehagen in ganz Europa damit, daß die Bevölkerung Europas von Anglicdcrnngen nichts wissen wolle. Tatsachen, wie das bewaffnete Einschreiten gegen Rußland und die Bestrebungen verkappten Ein- vcrleibcnö gewisser Gebiete der alten Mittelmächte stellten eine Gewaltpolitik dar, die in schroffstem Wider- spruch mit den vom Verband verkündeten Grundsätzen stehe. Der Arbcitsbund lehnt jede Verantwortung für die sozia len Ereignisse ab, die in dem Falle entstehen könnten, wenn die Vertreter der Friedenskonferenz den Bolkswillcn und die Wünsche der Arbeitermassen verkennten und nicht dafür sorgten, daß der Friede endlich der Welt wieder Vertrauen gebe und das Recht auf Leben, Gerechtigkeit nnd Freiheit der Völker in der ganzen Welt sichere. Staat und Kirche vor der National- Versammlung. Von unserem nach Weimar entsandten Mitarbeiter. Weimar, 11. März. Präsident Fchrenbach eröffnet die Sitzung um 16 26 Uhr mit dem Verlesen einer Mitteilung des Stabes des Frei- willigen-Landcsjägerkorps an die Nationalversammlung, wvnach die Beerdigung des in Halle gelöiclen Oberst leutnants v. Älüber am Dienstag, nachmittag 3 Uhr, stattfindet. Präsident Fchrenbach: Meine Damen und Herren! Oberstleutnant v. Klübcr ist beauftragt gewesen, mili tärische Maßnahmen zum Schutze der Natio nalversammlung in und um Weimar zu lressen. Er hat dieselben in umfassendster Weise besorgt. Sein Tod in Halle ist auch erfolgt im Dienste für die Ordnung und da mit für das Vaterland, im Dienste sür die National versammlung. Er ist i n b e st i a l i s che r W e i s e h i n- gemordct worden. (Bewegung.) Bei diesem Anlaß ge denken wir auch mit schmerzlicher und herzlicher Teilnahme der blutigen Opfer, welche die Ansständc in Berlin unter unseren Soldaten nnd unter den braven Schutzleuten gefordert haben. Auch sie sind im Dienst« der Ordnung und damit des Vaterlandes in die Ewigkeit hinübergcgangen, gefallen oder auch zum Teil hingemorder. (Bewegung.) An der Leichcnseicrlichkcit des gemordeten Oberstleutnants v. Klübcr wird die Nationalversammlung sich beteiligen. Eine A b o r d » u n g , bestehend ans dem Vizepräsidenten Haußmann, dem Schriftführer Dr. Pfeiffer und dem Abgeordneten Grasen zu Dohna wird sich hernach nach Halle begeben und dort die Nationalversammlung ver treten. Vizepräsident Haußmann wird namens unserer Nationalversammlung einen Kranz zu Ehren des Verstorbe nen ittcderlcgen. (Tie Mitglieder der Nationalversamm lung haben diese Worte des Präsidenten stehend angehört.) Aus der Tagesordnung stehen zunächst Anfrage»». Abg. Kahmann (Soz.) sragt, was die Negierung zu tun gedenke, um die auf dem Lande vielfach verborgenen Kar iös f e l b c st ä n d e restlos zu erfassen. Reichocrnährnngsminister Schmidt: Eine restlose Er fassung der Karlosfelbcständc auf dem Lande läßt sich zur zeit schon deshalb nicht ermöglichen, weil die Kar toffeln in den Mieten noch am sichersten vor dem Verderben bewahrt werden. Abg. Sollmann (Soz.) fragt, ob die Regierung in der Lage ist, die schleunige A u f h c b u n g des Verbotes der G c m e i ii d e w a h l c n im besetzten Gebiet zu erwirken. Staatssekretär Albert: General Nndaitt hat auf einen Antrag der deutschen Regierung erwidert, die Besatzuiigs- armccii hätten ein Interesse daran, das, die gegenwärtig im Amte befindlichen K o ui m u n a l b c h ö r d c n vor läufig noch auf ihrem Posten verbleiben. Eine Berechtigung zum Verbot der Wahlen läßt sich aus den Wafsenstillstandsvcrhandlungcn nicht herleiten. Es folgt die Interpellation Arnstadt u. Ge n (Dtsch-nat. Vp): Wider Recht und Gesetz haben manche Einzclstaalcn, wie Sachsen. Hamburg, Brannschweig, tiefe Eingriffe in den Nel stionsunterricht vorgeiiommcn oder für das neue, Ostern beginnende Schul lahr vorgesehen. Denkt die Ncichslcitun g zu solchen Eingriffen der einzelstaailichcn Verwaltungen in die zu Recht bestehenden Schulgesetze Stellung zu nehmen? Abg. Mumm (Dlsch.-iiltt. Vp > beginnest die Intcrpclla tion: Zurzeit geht eine Vittschristenbewcguiig durch das ganze deutsche Volk. (Rufe bei den Soz: Wie sind die zu sainmeiigcbracht worden?) 3)67 Eingaben sind be reits z u s a m m c n g e k v m in c n , die sich geaen die Ein griffe in den Religionsunterricht wenden. Selbst ans den kleinsten Orten sind Hnndcric und Tausende von Unter schritten dazu geleistet worden. (Rufe bei den Soz.: Das ist alles geschoben!) Diese Ruse beweisen nur die Ncrvosi- tür, mit der Sic diese Bewegung verfolgen. Präsident Fchrenbach: Mir wird eben getagt, cs sei kein Vertreter vom R e i ch s m i n i st e i i u in hier, der die Interpellation beantworten könnte. Die Ne gierung hätte keine Kenntnis davon gehabt, daß die Inter pellation heute zur Verhandlung käme. (Hört! Hört!) Es hat keinen rechten Sinn, die Interpellation weiter zu verhandeln, wenn sic doch nicht beantwortet werden kan». (Bewegung.) Mir wird mitgctcilt, die Antwort sei so mn- lieri und werde verlesen werden. Es hat doch aber keinen rechten Sinn, wenn hier nur eine schriftliche Aniwott vor liegt und der Negiciungsvcrtrctcr die Begründung und Besprechung der Interpellation gar nicht mit onhöreii kann. Abg. Schnitz (Nroinberg): Wenn ein Verschulden sei tens der Nationalversammlung nicht vorliegt, so haben wir wohl ein Recht Vorauf, weüci zu verhandeln. Wenn die Regierung bisher so wenig Rücksicht aus uns genommen hat, daß nur eine formulierte Erklärung vorlicgt, so können wir uns damit begnügen, wenn sie verlesen wird