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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 12« Freitag den 6. Mat 1859. Ersch. tägl. Morg. 7 U. — Inserate die Spaltzeile 5 Pf. werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. tl—2 U ) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. be uncntgclbl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertels, 20 Ngr. Einz. Stummem 1 Ngr. Expedition; Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstr. 6 pt. Local- und Provinzial-Nachrichten. Dresden, den 6. Mai. — Sc. M. der König geruhte vorgestern Nachmit tag, in Begleitung seines Flügeladjutanten Major v. Fal- kenstein, das Hauptzeughaus mit einem länger» Besuch zu beehren, zur Besichtigung der dortigen Werkstätten und Arbeiten. — Man klagt jetzt außerordentlich über Mangel an kupferner Scheidemünze und erklärt dies vorzugsweise aus dem Umstande, daß man zwar die Einziehung der Un masse von Vierpfennigstücken anbefohlen, dagegen aber nicht gleichzeitig die Vermehrung der verbleibenden Kupfermünze ' in entsprechender Weise rechtzeitig besorgt habe. ES er scheint als Pflicht der Presse, die betr. hohe Behörde auf diesen allgemein gefühlten Uebelstand aufmerksam zu ma-, chen, damit demselben möglicher Weise baldige Abhilfe geschehe. — Die von dem Hrn. Major v. Serre projectirte und bereits von mehrcrn Negierungen genehmigte Natio- nal-Lotterie zum Besten der allgemeinen deutschen Schiller- stistung ist wegen der drohenden Zeitumstände auf ein Jahr verschoben worden. — Die Gmeraldirection der K. musikalischen Ka pelle und des Hofihcaters macht bekannt, daß der fran zösischen Schauspielcrgesellschaft der Herren Briol und de Chapiseau aus Paris in der Zeit von Mitte bis Ende dieses Monats ein Cyclus von Acht Vorstellungen auf hiesigem Kgl. Hoftheater zugesichert worden ist. — Gegenwärtig sind im Atelier des Prof. Hübner die zwei großen Glasfenster aufgestellt, welche C. Schei nes in Meißen nach Cartons des Prof. Hübner für die Kathedrale in Glasgow ausgesührt hat. Die beiden Fen ster zeigen „St. Jacobus", den Apostel, und die „arme Wittwe" aus dem Evangelium. Die Ausführung dieser beiden schön gezeichneten und warm empfundenen Figuren ist eine sehr gelungene. Neben der treuen Wiedergabe der sinnigen Composition, neben der edlen Einfachheit der For men und Gewandung sind alle technischen Schwierigkei ten, welche die Glasmalerei der harmonischen Verschmel zung des Ganzen rntgegenstellt, glücklich überwunden. Die Farben besitzen eine seltene Kraft und Tiefe, ohne dabei etwas von ihrem Glanze und ihrer Klarheit rinzubüßen, und nirgends sind die Vorzüge der Zeichnung aus den Augen verloren. Dieser würdige Kunstfchmuck, welchen die Kathedrale von Glasgow durch diese Glasmalereien erhält, ist ein ehrendes Zeugniß für den Ruf der sächsi schen Kunst im Auslande. — Die feierliche Einweihung des neuen Schulgebäu des auf der Waldgaffe erfolgte am vergangenen Dien stag früh 10 Uhr. Die Schüler der 5. Bezirksschule ver sammelten sich in den vorher innegehabten Schulräumen auf der Louisenstraße und zogen von da aus, begleitet von ihren Lehrern unter Voraustritt des Localschulinspec tors Hrn. Diac. Riedel und des Directors der Anstalt, ihrer neuen Bildungsstätte zu. Eingetrcten in die mit Kränzen und Suirlanden festlich geschmückten Räume, verfügten sich die untern Classen in ihre Unterrichtsloeale, während die ersten und zweiten Knaben- und Mädchen- classen im reich mit Blumen decorirten Saale Platz nah men. Die Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer, Con- sistorialrath und Superintendent 0. Kohlschütter, Stadt rath Gehe, Pastor Böttcher, Diac. Riedel, Stadtältester Seyffcrt und mehrere Schuldiieetoren, Lehrer und Bürger erhöhten die Feier durch ihre Gegenwart. Die Feier selbst begann mit einem Gesänge nach der Melodie: Sei Lob und Ehr' rc., dessen Text eigens dazu gedichtet war, wo rauf Hr. Consistorialrath Superintendent 0. Kohlschüttrr die Weihrede hielt. Nach einem Gesänge der Kinder folgte die Rede des Directors Kretzschmar, welcher sich ein Ge sang des Lehrerkollegiums der Anstalt anschloß. Gebet und Segen, gesprochen von dem Localschulinspcctor Hrn. Diac. Riedel, und der Gesang des Liedes: Nun danket alle Gott rc. endeten die Feier. Dieselbe hat in ihrer Einfachheit gewiß einen bleibenden Eindruck auf die ver sammelte Kinderschaar gemacht, und möge die Theilnahme, welche die Eltern durch Ueberscndung von Blumenschmuck bewiesen, der Anstalt auch in Zukunft von dies.r Seite bleiben. Das Gebäude selbst macht in seiner innern Ein richtung, durch seine lichthellen Lehrräume und Gänge ei nen angenehmen Eindruck, und soll, wie beschlossen ist, dasselbe auch noch mit einem Blitzableiter versehen wer den. Es enthält 17 Lehrräume, die zur Zeit bis auf 2 besetzt sind, da 3 derselben von Schülern der 4. Bezirks schule eingenommen werden, sowie die Wohnung des Di rectors, eine kleine Wohnung, welche ein Lehrer inn« hat, und die des Hausmanns. — Am 3. Mai Abends kurz vor 9 Uhr hat man in Zwickau einen ziemlich heftigen Erdstoß verspürt, der etwa ^ Minute andauerte und von einem donnerähnli chen Getöse begleitet war. Der Himmel war sternenhell. Der Lhürmer des Marienthmmes und seine Angehörigen