Volltext Seite (XML)
machen. Der Besitzer eines großen Hauses im Innern der Stadt und sonst allgemein als Geldmann bekannt, bekommt in diesen Tagen mehrere Mann zur Einquarti- rung zugewiesen. Der arme Mann kommt dadurch in solche Leilegcnheit, wo er diese Obdachlosen gut unterbrin- gen soll, daß er sich edelmüthig entschließt, die Leute nicht unter freiem Himmel liegen zu lassen, sondern — mit wel chen Opfern ist unbekannt, aber sehr leicht zu denken! — dieselben in der Wilsdruffer Vorstadt bei einer (?I) Fa milie unterzubringen. Doch zu seinem Staunen und Er schrecken kommen die „glücklich Untergebrachten" bald wieder, erklärend: daß sie in solch miserablem Quar tier nicht sein und bleiben konnten und ein anderes ver langen müßten! Der bestürzte edle Hauswirth, der sonst für die Quartiere seines Hauses rin ausgezeichnetes Ge- dächtniß hat, besinnt sich jetzt noch nicht, daß im eignen großen Hause mehrere geräumige und schöne Lokale zur Aufnahme leer stehen, und rennt über Hals über Kopf nach einem gewünschten bessern Quartier (der arme geplagte Mann!), und findet solches auch end lich in einem noch entfernteren Stadttheile, wohin er nun die müden, hungrigen und durstigen Krieger, sie aus voller Seele herzlich bedauernd (das ist alles Mög liche, waS man von solch' einem deutschen Samariter verlangen kann!) verweist. — Edler Mann! Eine Perle mehr glänzt in dem Kranze Deiner hochherzigen Lebens« thaten! Du hast Dir in den Herzen der zum Kampfe auch für Dich und für Dein Bcsitzthum berufenen Sachsen söhne ein Ehrendenkmal gesetzt; sie werden Deines Edel- muthes. Deines ächt deutschen Sinnes nie vergessen; und hätte sic nicht der Marschbefehl mir Eile abgerufcn, den schönsten Lorbcerkranz hätten sie Dir noch verehrt! Freuen würden sie sich, könnten sie diese Zeilen lesen, daß Dir we nigstens diese geringe Anerkennung für Deine seltene Auf opferung geworden! — An Dcmem deutschen Patriotis mus, an Deinem edlen, zu jedem Opfer stets bereiten Bür gersinne mag nun aber Niemand mehr zweifeln!— Wie viele solcher Hochherzigen zählt wohl unsre Stadl? — Gott schütze Dich vor den — Franzosen! — Spitzle uxol. Königliches Hoftheater. Vorgestern Abend wurde die Oper aller Opern »Don Juan* von Mozart gegeben. Ein recht zahlreiches Audito- tium batte fich versammelt. Die Ouveriüre begann — mit dem Echreckbilve der ewigen Vergeltung streckt die göttliche Allmacht die Hand über daö zu entroll »de Leben und das Schlcksal richtet im voraus darüber. Dann tnti man in dasselbe ein— ein Leben voll Lust unv Taumel, von Sinnlichkeit unv brausendem Genüsse, von Drängen nach Liebe und Rausch. DicS ist der Spiegel, de» die Ouv.rlwc verhält, in dem man die Quinicssence deö Stückes genckß,, wie in dem Prologe eines Dramas. Unv welche Ouver türe welches Componiste» käme ibr gleich ? Wir setzen Ur>m Innern Wesen nur die Prologe Shakespeares zu Heinrich IV. zur Geile; ein gleich so gewaltiges Lebe», hier in malenden Wvrien, dort in malenden Töne», beide von einer weltumfassenden Fan tasie geboren. Die Ouveriüre sinkt nach ungebändigstem, keine Macht über sich erkennendem Siolz und Tivtz in eene» d r Wirk lichkeit zuführendcn Nebel zusammen, wir glauben von Visionen erfüllt gewesen zu sein, in hellseherischen Träumen der Erscheinung vorgegriffen zu haben — wir erwachen mitten in einem u»S schon bekannten Leben — eS ist eins der Liebesabenteuer Don JuanS; wir wissen schon wie er'S treibt; wir sahen eS noch nicht, aber wir schauten eS mit geistigen, Auge, wir find in bekannter Welt. Leporello, der frieren und Wache stehe» und zusehen muH, wenn sei« Herr genießt, brennt von Neid und Unmuth; doch der'wlr verscheucht und wandelt fich in grinsende Freude, als er eS seinen Herrn mit einem Mädchen treiben steht. Don Juan wollte Gewalt statt Verführung brauchen: Er findet aber ein W-ib, deren sitt liche Erhebung seine Waffen überwindet, deren stolze Entrüstung ihr Kraft verleiht, den Verhaßten sestzuhalten und zu entlarven— ste ruft »ach Hilf« und ruft, bis eS gehört wird; der Vater eilt herbei, den Frechin zu bestrafen, doch sein vom Alter gelähmter Arm wird bald von Don Juan bcficgt, er fällt von dessen Schwelte, der höhnend entflieht. Damit ist ein Schicksals- faden augeknüpft. — Weiter sehe» wir Pon Jüans LiebeSver» hältniß zu einem Mädchen, die er durch Verführung gewonnen, da»» verlassen und nun verspottet und verhöhnt. Daß erste preis giebt, die ihn so zärtlich liebt und Alles für ihn leidet und trägt, damit spinnt fich der zweite Faden an, der Don Juan den Nache- göitern preis giebt. — Wir sehen ihn nu» im Wohlleben und Genüsse schwelgend und prassend, sehen ihn Mädchen verführe» und Männer betrügen, sehen ihn Scherz treiben mit dem Schmerz«, Spott mit den heiligsten Gefühlen. Doch die beiden Mädchen, Anna, di« er durch Gewalt, Elvira, die er durch Ver führung bedroht, greife» wie eine höhere Macht in sei» Treiben und schützen die Welt vor seinen Thaten. Trotzigen Haupte» geht er seinen Weg und immer mächtiger schwillt sein Herz !m Ucbermuthe, bis er das ewige Gericht herbeiruft durch unerhör tes Spiel mit dem ihm treuen Mädchen und durch tollen Frevel an der GrabeSstaiue d«S von ihm erschlagenen Vaters der Anna. Der Himmel bricht den Stab über ihn — ein Engel, die Elvira will ihn noch am Abgrunde zurückfleh,> uud retten, der Welten- richtcr selbst versucht ihm den Trotz durch seinen Abgesandten zu brechen uud will ihm verzeihen— er ist unbeugsam, doppelt un beugsam, da er den Untergang vor Augen steht — er verfällt den rächenden Gottheiten. — Die Welt ist von einem Pesthauche be fleck uud daS Schicksal ist gesühnt. — ES ist einer der vorircffüchste» Opernsujets, die wir haben, vielleicht nur mit den antiken Glucks zu vergleichen, und eS ist die Oper, in der sich die Macht der Musik am giößten entfaltet hat. Mozarts Werk hat seines Gleichen nicht. Ein Verbreche» an dem erhabenen Meister und seinem Werke ist eS, daß »Do» Juan", von den Thealerbircctoren und Sängern, wie LaS alltäglichste Machwerk behandelt wild. — Mißverstehen und Nichtverstchen desselben eutschuldigt dies, wie eS eb » entschuldige,, kann. Mißachtung, Trägheit, wohlfeile Eitelkeit aber ist, wenn nirgend, hier auf da- schärfste zu srügcn. Don Juan ist kein Stück, woran sich der alte Schlendrian ein. Güichen ihun kann, oder wo der Gefallsucht und kleinlichen Bravour Raum zu gönnen ist; es ist ei» Werk, wo Regisseur unv Direction, wie jeder Sänger Zeugniß ablegcn kann, Pa silne Leistungen eine» gerechten Maßstab erreichen und Kun st genannt zu werden verdienen. ES wird daS selten der Fall sein — eS wurde auch hier nur in einer P rson wahr. — Die Jnscencsetzung war unbedacht faul und langweilig, iS war nur auf ras Nothdürftigstc Rück sicht genommen, ohne daran zu denken, eine Wirkung zu erzielen. Der alte, auf ein stnmpfinuigc-, unverständiges Publicum berech nete, nur von nachlässiger Schwäche gutgeheißene Schluß, daß Don Ina» versinkt, von Teufeln gebraten wird, und ein billiger Höl lenspektakel mit rothein Licht und etwas FeuerwerkvaS Ende ist, war bei behalten — der Sonnenstrahl rer Oberwelt ist dem Stücke damit geraubt. Leporello, durch Herrn Fre» y vertreten, war ein- langweiliger Geselle mit einem Humore, über den nur Kinder lachen können, und mit einem Gesänge, der wie der eiste oder letzte Versuch eines Tonsuchenden schien. D,r Don Juan de» Herr» Hardtmuth, von dem wir viel erwarteten, war sußlich- schauspillerisch und ohne die dämonische Energie, die ihn charac« terisir.n muß. Obgleich Nobllsse und Feingefühl seinen Don »«inpLves«»: l. Nach Leipzig r Abf. Personen;.; lll. Nach Tharandt: A d f.: Mgs. 7« Nchm. 2 u. 0, Ab. 8»". Mas. 0»" (Köln), Bm. 10. Mitt. 12. Nchm. 2^ (Paris). Ab. — A n k.: Mas. 7-5, Vm. 9»", Nchm. »»», Ab. 8. gib (Min). - Ank.: Mgs. 9»". Mitt. 12 (Wien), Nchm. i, Ab. IV. Nach Berlin r Abf. r Früh 4" u. 7rs, Nchm. 3. — »20, 10. NchtS. 12»°. / Ank.: Mitt. 12S, Ab. 8 u. NchtS. 12»". II. Nach Chemnitz: Abf.: Mgs. 6»", Vm. 10, Mitt. PS V. Nach Görlitz: Abs.: Mg«.6, Vm.10, Nchm.4»",Ab. ü««, «h. PS. - Ank.: Mgs. 9»". Nchm. s»°, Ab. 10. Nchts. 11. - A n k.: Mg«. P°, Nchm. 2", ö»», «h. PS früh 4.