Volltext Seite (XML)
Aelt und Umfang ihrer ^ stimmen, unterliegen hier in keiner lsunaen d^> Beklagte«. Eine solche wirtlischnstttchr und G«dftst«ndtgkett sei »u groß. uni ein Dienstvechälinib he« BeNagtrn nnd seine» Reisenden aiizuiiedme». , »ein«, de« Anw« perlvnltch« ^En ^gegen dkei, Entscheidung erhobenen RrkürShat das Könlgl. Ministerium de» Innern die Entscheidung des Rothe» be stätigt u«chu. A. hervorgeboben. die Selbstständigkeit der in Rede siehent«, Reisenden lei nicht daran» obznlette». van sie bei dem Betriebe ihre» Beschäst» in einzelnen Beziehungen Freiheiten be sitzt«. die auch bei iwetsrllo« unseldstständigen »aiidtungSreiienden Vorkommen. Ihre Selbstständigkeit gründe sich vielmehr daraus, daß dir in der erstinstanzlichen Entscheidung angegebenen Thal- lachen in ihrer Grsummthril da» Verhältnlß der Provisions- reisenden zum Beklagte» als da» Brrhältnih selbstständiger Gewerbetreibender kriinzrichneii — Der Rath in Leipzig hat zur Erlangung von Entwürfen für di« Leipziger Lungenhetlanstalt bei Adors die Veranstaltung eine» Preisausschreiben« beschlossen, ebenso die Bildung eine» Preisgericht». — Leipzig, l. Juni. Seit dem 27 Mai ist in der Eilen« dahnslrabe zu L.-Neustadt ein goldene» Armband mit 7 ä zour gefotzten Brillanten und StcherheitSkettchcn versehe», im Wcrthe von 1000 Mk. abhanden gekonimrn Für die Wiedererlangung sind von der Berlnsttrageri» IM Mark Belohnung auSgesetzt. — Masichrn. Da» hiesige R «ttergut hat am DonnerS- laa Herr NtttergutSbesiher Naumann auf Sitten und Kroptewitz gekauft Di« Ueoernahme ersolgt den 1. Juli. — Seitens de» Lest- und BergnügungSauSschusseS für da» 5. Sächsische BundeSkegeln in Bauden ist für den 2. Festtag. Montag, den lO. Juni, eine Beleuchtung der iin Norden Bautzens gelegenen Höhen und Ruinen in Aussicht genommen. In den Ruinen wird rin Posaunen-Doppelguartett spielen. Die JrühjahrS-Parade i» Berit«. Schon eine Stunde früher, als ursprünglich befohlen war. rückten die Truppen des Gnrdekorvs von Berlin, Charlottenburg. Gwtz'Lichterselde, Spandau und Tempelbos aus. um. wie alljähr lich im Frühjahr, zur Heeresschau vor dem obersten Kriegsherrn und seinen hohen Gasten zu erscheinen Die auswärtigen Regimenter und Bataillone kamen schon frühzeitig mit der Bahn. In Berlin begann der AuSmarsch niit klingendem Spiel um 6 Uhr bei den Abtheilungen, die dem Tempelhose, Felde am entferntesten liegen. Ossiziere und Mannschaften trugen weihe Beinkleider, dir Alexander die historischen Blechrnützcn. Die Tornister waren leer, sonst war die Ausrüstung feldmarschmäßig. Um tt>/, Uhr holte die Eskadron des Garde-Küralsier-RratmentS unter dem Befehle des Oberleutnant» Freiherr» v. Jürstenvera die vier Standarten der Garde-Kavallerkc-Regknenter und die silbernen Pauken der Garde- Kürassier« aus dem Königlichen Schloh ab. Ihr folgte die l Kompagnie des 2- Garve-RraimrntS z. F. unter Hauptmann Schach v. Wittenau, um die M Fahnen der Fußtruppen nach den, Tempelhoser Felde zu bringen. Mit klingendem Spiel zogen sie in das Schloh ein und ebenso marschirten sie nach dem Parade- telde wieder ob. Dorthin folgten nach und nach die gelammten Truppen. Um 7'/, Uhr war die Aufstellung in zwei Tresse» be endet. Die Parade befehligte der kommandirenbe General der Infanterie v. Bock und Polach. Ihm stand als Ehes de» General- stadS Oberst v. Below zur iseite. Die Fuhtruppen standen in ausgeschlossener Tiefkolonne, die Luftschifferabthellung in Zua- kolonne. die Kavallerie in Paradekolonne, die Feldartillerie in Breitkolonne, der Train in Linie. Während die Truppe» in die voraezeichnrten Linien einrückten, versammelte sich dir Generalität mit dem neuen Chef des Militär- kabinrtS Generalleutnant Gras v. Hülsen-Hoeseler und den sremd- ländtschen Offizieren am Steuerhäuschen. Der französische General Bonnal und sein Begleiter Oberstleutnant Galtet wurden mit Hofwagen von ihrem Hotel zur Parade abgeholt Kurz vor Beginn der Parade fand sich am Steuerhäuschen auch Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen ein, die «in mattrosa Kleid trug. Unterdessen honten am Bahnhof Grotzgörschenstiatze einige Tausend Menschen der Ankunft der Majestäten und ihrer Gäste. Die Balkon- und die Fenster aller Hauker in der Umgebung deS Bahn hofs waren dicht besetzt. Sämmtliche Privatgrbäude hatten Flaggenschmuck angelegt, ebenso die benachbarten Kasernen der Eiienbabnregimenter und der Bezirkskommandos. Um 7'/« Uhr trafen die Leibaendarmerlc des Kaisers und die Leibwache der Kaiserin ein. die die ehemalige Garde-Kürassier-Kaserne an der Ecke der Linden- nnd Feilnerstratze bezogen hatten. Vom Gefolge des Kaisers sah man den Kommandanten des Hauptquartiers General der Infanterie v. Plessen, die diensttlmenben Generale ä I, euit« Generalmajors v. Schall und v. Mackensen, den Chef des Marinekabinets Viceadmiral v. Senden-Bibran. den Ober- stallmcister Grafen v. Wedel mit vier Stallmeistern und den Leib arzt Oberstabsarzt Dr. Jlberg. Bon der Schöneberaer Polizei war der Präsident Hammacher mit drei Ossizieren erschienen Um 7 Uhr 40 Min. traf der kaiserliche Sonderzug ein. Alsbald ritten und fuhren die Herrschaften, von den jubelnden Zurufen des Publikums geleitet, dem Paradefelde ru. Den Zug eröffnete unter dem Befehl veS Oberleutnants v. Rosenberg, der dir Uniform der 10. Ulanen trua. die Leidgeudarnierle mit zwei Spitzenreitern und einem Stollmelster. In einem sechsspännigen, vom Sattel (L I» Taumont» gefahrenen Wagen sahen rechts die Königin Wiihelmina von Holland in einem mattblauen Kostüm mit gleichfarbigem Kapotthütchen und Sonnenschirm, links die Kaiserin, die ein matt- ro!o Kleid mit entsprechendem Kapotthul und Schirm trug. Den, Wagen der Königin und der Kaiserin folgten die von Oberleutnant v Ouast von den Pasewalker Kürassieren befehligte Leibwache, dieser mehrere Wagen mit den Damen des Gefolges, darunter Oberhofmeisteri» Gräfin v. Brockdorff. Gräfin Armgarv zu Stol- berg-Wernigervde und Irl. Klara v. GerSdorf. Neben dem Wagen der Kaiserin und der Königin Wiihelmina ritt aus „Herzog" der Kaiser, der die Uniform des 1. Garde-Reglments z. F, die grohen GeneralSabzeichr» und zum Schwarzen Adlerorden das Großkrruz de- niederländischen Ordens von Oranienburg und Nassau angelet batte und den Feldmarschallstob in der rechten Hand trug. Dem Kaller folgten aus zwei Hellbraunen rechts der Grotzherzog Friedrich Franz und der Prinzgemahl Heinrich, die Beide preußische Infanterie-Uniform trugen, hinter ihnen ritt der Kronprinz, der zur Unifom deS 1. Garde-Regiments z. F. daS Band des Schwarzen AdlerordenS trug und sich mit seinem militärischen Begleiter Obersten v, Prihelwitz unterhielt, auf seinem Fuchs. Das zahlreiche Gefolge schloh sich an. Am Steuerhäuscben fand zunächst die Begrüßung statt. Der Kaiser reichte der Prinzessin Friedrich Leopold und dann dem Grafen Hüssrn-Haeleler die Hand. General Bonnal und Oberstleutnant Galtet. sowie die übrigen Offiziere begrüßte er militärisch. Nach Erstattung deS Frontrapports begann um 8 Uhr 5 Mi nuten daS Abreiten und Abführen der Fronten unter den Klängen der Präsentirmärkche. Der Kaiser, neben dem Prinzgemahl Hein rich und Grotzherzog Friedrich Franz ritten, begrüßte alle Truppe» mit einem „Guten Morgen. Grenadiere!", das mit einem lauten „Guten Morgen. Majestät!" erwidert wurde. Um 8 Uhr 30 Mi nuten begann der erste Vorbeimarsch: die Fußtruppen in Kompagniefronten mit halben Tiefenabständen, die Lustichiffer- abtheilung in Front, die Kavallerie in Eskadronsronten mit halbem Tiefenabstand, die Feldartilleric in Battericfwnlcn, der Train in Kompagniefronten, sämmtlich im Schritt. Uni 0 Uhr lO Ministen war er zu Ende. Während die Truppen sich zum zweiten Borbeimarich ausstellten, verkheilte der Chef des Militär- Kabincts Graf v. Liilsen-Haeieler mehrere OrdcnsauSzeichnungcn. Dann begann der Borde im auch, der um lO UHr 30 Minuten beendet war. Dir Regimenter kamen in NegimentSkolvnnen, die selbstständige» Bataillone in Komvagnicsrontkolonnen. die Eiien- bahnec i» Brigudekoloniien vorbei, die Hailptkadcttenanstait und die Luftschiffernbtheilung nahmen am zweiten Vorbeimarsch nicht Theil, das zweite Treffen vollzog ihn im Trab, in derselben Auf stellung wie bei», erste» Vorbeimarsch, die Kavallerie jedoch mit ganzem Tiefenabstand. Während der Kritik, die nur 5 Minuten i» Anspruch nahm, begann schon der Abmarsch der Truppen. Um 10 Uhr 35 Minuten verließen die Kaiserin und Königin Wiihelmina daS Paradeseld, gefolgt von der Prinzessin Friedrich Leovold und den Damen de« Hofstaates. Die aumuthiae Königin der Niederlande legte den Staubmantel, de» »c vor Beginn der Parade am Steuerhäuschen umgeiiommen hatte, wieder ab und machte auch von ihrem Sonnenschlrm keinen Gebrauch mehr. Unter großem Jubel deS Volkes fuhr die Königin mit der Kaiserin durch dir Kreuzberg- und Könlagrätzerstraße. durch da» Brandenburg« Thor und die Linden entlang dem Schlöffe zu. Do» Brandenburg« Thor war mit den hollandllchrn roth- weitzblauen Fahne» und lange» Bändern in de» Orangefarben des Haules Oranie» geschmückt. Denselben Schmuck trugen »eben deisttchrn und preußischen Fahnen dir Strakcnzüge. dir der Zug durchfuhr, und die Friedrichstadt Ta» Gebüsch aus drm Parlier Platz war durch schöne und hochingende Palmen- und andere Gruppen wirksam ergänzt. Gegenüber der französischen Botschust hatte» 25 Ehrenjunasruuen und Oberbürgermeister Kiischner mit den Vertretern des Magistrats und Dr. LaugrrhanS mir den Ab geordnete» der Stodtvrrordneten-Aerianinilung Aufstellung ge nommen. Ihne» gegenüber standen 7i) Vertreter der holländischen Kolonie. Männer, Frauen und Kindei. alle geschmückt mttOrangc- bündrni, znm Theil auch mit Schärpen Rechts und links vom Mittelwege, der mit KteS frisch bestreut ivar. standen viel« Photo graphen. Punkt ll Uhr fuhr der Wage» durch daS Thor ein, ge leitet von der Letbgciidarmerie. Uniuittelbai am rechten Flügel der Aufstellung hielt er. Oberbürgermeister Kirschner trat an den Schlag heran und begrüßte die junge Königin Nach einem Aufenthalt von etwa >0 Ministe» setzte sich der Zug wieder in Bewegung. In demselben Augenblick brachte Oberbürgermeister Kirichner aus die Königin ein Hoch aus. in das die ganze Menge jubelnd rtnfiel. Während die aiiwesenden Niederländer begeistert Ihr ..Lsv« ä« lloaivl-io" riesen und die Menge in Hoch- und Hurrahruse ausbrach, stihr de, kaiserliche Wagen mit seiner Eskorte in die Mittelpromenade der Linde» ein. Aus dem ganzen Wege bis zum Schlöffe ertönten stürmische Hochrufe. Ein an scheinend dem Arbeiterstande angehöriaer Mann ries in Heller Begeisterung aus: „Die schönste Königin hoch!" und jubelnd fiel die Menge um ihn in denselben Rus ein. Königin Diihelmine schien von dielen spontanen Kuiidgebniigen hoch erfreut. Auch die Kaiserin war sichtlich befriedigt über die herzliche Begrüßung deS liebreizenden GasteS des Kaiserliche» Hoies. Kurz vor >/,12 Uhr tras der Zug im Königlichen Schlosse ei», wo sofort die nieder ländische Koiiiyiinienstandarte in die Höhe ging. Die ausgestellte Ehrenkompagine trat in'S Gewehr, dann wurde die Königin von dem inzwischen eingetrvffenen Kaiser, dem Prinzgemahl und den übrigen anwesenden Fürstlichkeiten begrüßt. Wie alljährlich, so bildete auch dieses Mal die Gala vorstellung im Könlgl. Oveinhauie den Abschluß deS Harade- tages. DaS Haus bietet einen seenhast schönen Anblick. Roien- Guirlanden spannen sich in weitem Bogen von allen Seiten über das Parquet und vereinigen sich au dem im festlichen Glanz er strahlenden Lustre, gleichsam eine riesige Krone von zartrosa Blüthen und grünem Blättergerank über den, Zuschauerraum bildend. An den goldflimmernde» Brüstungen der Logen ranken sich dieselben Blumen, durch gleichfarbige Ätlasschlcisen zu Arrangements von eigenartiger Schönheit gewunden, die sich in gleichmäßiger Anord nung hinaus bis znm obersten Rang ziehen. Und über diesem Blülhengewoge. das berückende Frühlingspracht an den werten Raum zaubert, ergießt sich ein Meer von Licht, strahlend und funkelnd, gleißend und schimmernd und tausend und tausend flim mernde Reflexe weckend. Im dunklen Roth erglühend heben sich die Brüstungen und Draperien aus dem lichten Bilde ab, dem er müdeten Auge einen Ruhepunkt bietend, bis auch sie witer der Wucht all der märchenhaften Pracht verschwinden. Bereits lange vor der festgesetzten Stunde ist das seitliche HauS gestillt. Im Parquet nichts wie Uniformen, nur aus den hintersten drei Reihen machen sich einige griesgrämige Fracks möglichst unsichtbar. Im ersten Rang und in den Logen ein Kranz schöner Frauen und wieder Uniformen und im zweiten, dritten und vierten Rang wieder zum größten Theil Uniformen und Uniformen. Ein Hauch vistinguirtcr Vornehmheit liegt über dem Ganzen. Tie kostbaren Toiletten der Dame», die gold- und silbergemckten Uniformen der Herren, die blitzenden Juwelen und funkelnden Ordenssternc ver einigen sich zu eurem farbenprächtigen Bilde, wie es schöner und wirkungsvoller die glühendste Phantasie sich nicht auszumalen ver mag. Das Klavvern der Fächer, dos matte Klirren der Sporen und Säbel, das decente Wispern, das ielie melodische Lachen, das hier und dort aus schönem Frauenmund erklingt, bildet die stimmungsvolle Begleitung zu dem imposanten gesellschaftlichen Leben. Do tritt der Generalintendant der Könlgl. Schauspiele. Gral Hochberg, an die Brüstung der große» Hofloae und giebt durch vas dreimalige Ausstößen deS Stabe» das Zeichen vom Nahen der allerhöchsten Herrschaften. Wenige Augenblicke später betreten das Kaiiervaar und seine Gäste die Loge. Der Kaiser, der zur Uniform deS 2. Garde-Dragoner-RegimentS die Generais- abzeichen trug, führte die Königin Wiihelmina. die in ihrer weißen Spitzcn-Tollette ungemein lieblich aussah, der Grotzherzog von Mecklenburg-Schwerin führte dieKaiserin. die zu einer prächtige» Robe aus weißer Seide mit silbrrbcsticktcin Spitzen- übcrwnrs daS Band des hohen Ordens vom Schwarzen Adler an gelegt hatte. Anwesend war u. A. der chinesische Gesandte, dessen Erscheinen großes Aussehen 'erregte. Die Generalität war unter Führung des kommandirendcn Generals des Gardekorvs o. Bock und Polach vollzählig erschienen. Zur Ausführung gelangte aus Befehl des Kaisers Donizetti's komische Oper „Mane, die Tochter des Regiments". Die Aufführung war mustergiltig. Dos Kaiser paar uiid seine hohen Gäste folgten der Vorstellung mit lebhaftem Interesse. Nach der Aufführung ließ der Kaiser durch den Grasen Höchberg allen Milwirkcnden seine Zufriedenheit mit dem Gebotenen ausdrücke». Leider hat sich bei der Truppenschau ein schwerer Unfall en. Major v. Burg vom Kaiser Alexander-Garde- Grenadier-Rkgiment wurde so unglücklich vom Pferde geschleudert, daß er besinnungslos liegen blieb. Mehrere Offiziere eilten zu Hilse und richteten den Besinnungslosen auf, der sich auch bald wieder so wett erholte, daß er sein Pferd wieder besteige» und zu seinen, Bataillon sich begeben konnte, das inzwischen Ausstellung genommen batte. Hier ließ er sich noch von einem Feldwebel einen Schluck Kaffee auS dessen Feldflasche reichen, bald ober stellte» sich die Anzeichen einer schweren Gehirnerschütterung ein. Als ihn nämlich der kürzlich zuni General besörderte frühere Regiments- Kommandeur des Alexander-Regiments v. Schcffer begrüßte und ihm zmn Avancement gratulirtc. führte v. Burg ganz wirre Reden, floate ihn, was die vielen Soldaten hier wollten, wie sein Oberst heiße, und dergleichen. I» den späteren Nachinittagsstuiiden ging es oem Verunglückten besser rageSgeschichte. Deutk»«» Reich. dem Aufschub der Enthüll- ungsfeier deS Nationa^>enkmals für den verewigten Fürsten Bismarck schreiben die „Hamb. Nachr . „Wir begrüßen dielen Schritt mit Genngthuung, weil unler den cinaetretene» Verhält nissen aus die Anwesenheit des schon von Friedrichsruh nach Varzin abaereisten Fürsten Herbert und der anderen Mitglieder der Familie Bismarck bei der Feier hätte verzichtet werden und es einen sehr peinlichen Eindruck hätte machen müssen, wen» dcr Ent- büllungstag mit dein Tage der Beisetzung in Varzin ziisammen- gefallen wäre. In Würdigung dessen erschien uns die erwähnte, an sich schon fraawürdige Zeitungsnotiz uni so unbegründeter, i» den Kreise» des Bismarck-Komitees glaube man, daß eine Hinaus schiebung des festgesetzten Termins nicht stattfinden werde, weil die Einladungen an zahlreiche auswärtige Ehrengäste, u. A- auch an sämmtliche deutsche Universitäten und Hochschulen, schon ergangen leien. Erstens konnte die bereits erfolgte Versendung der Einlad ungen überhaupt kein Hinderniß der Verschiebung der Feier bilden, wenn ein so ernstes Ereigniß. wie eS der Tod des leiblichen SohneS des zu Feiernden oarstellt, diese nothwendig machte, und zweitens wären die Eingeiadcnen »och immer mehr als rcchlzeitig durch den Telegraphen von dem Aufschub zu benachrichtigen gc- weiey. Da die Enthüllung des Denkmals durch de» Kaiser siir Montag den 3. Juni angesetzt war. io kann natürlich die Ver schiebung ebenfalls nur durch kaiserliche Ordre ersolgt sein. Wir haben keinen Angenblick daran gezmeifclt, daß sie ergehen werde." In der Sitzung des Eeniralkomitcrs der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz verlas Koiinnerherr v. d. Knesebeck ein Schreiben Waldcrsee'S an den Grasen SvlmS-Barnth. in dem er mittheil», daß er das in Janatsu» errichtete Lazarett, des Rothen Kreuzes besichtigt habe rnid durch diesen Betuch be friedigt war. Offiziös wurde kürzlich angedeutet, daß das Reich kein eigenes Panjerp lat teil werk errichten werde, da eine Verbilligung der Platten durch staatliche Fabrikation nicht erreicht werden würde. Zu dieser Verlautbarung schreibt jetzt die „Köln. DolkSztg.": Tie maßgebenden Personen dürften sehr wohl wissen, daß die seither mit 2320 Bkl. pro Tonne bezahlten Platten den Hersteller» nur 950 di» 1000 Mk. pro Tonne kosten, und daß. selbst wenn sic jetzt eine Herabsetzung des Preises auf l920 Mk. erreichen, den Fabri kanten immer noch ein Nutzen von 100 Prozent, auf die Herstellungskosten berechnet, bleiben würde. Glaubt nun das RelchSmarinraznt wirklich, unter allen Umständen 10» Prozent thrurn sabrizlren zu müssen, und womit will eS diese Ansicht be. gründen? Schon vor längerer Zeit ist mttgethetlt worden, daß ein rheinisches Konlortiui» sich bereit erklärt habe, vom Jahre 1903 ob gleiche Qualität Nickrlstahlvanzerplalten zu 1550 Mk. pro Tonne, also 770 Mk billiger, als seither a» die Liesercntten bezahlt wurde, zu liricin, wenn ihm nur die Zusage eines entsprechenden TdeilrS der tünstigen Lieserunacn gegeben werde. Diese Offerte scheint auch zur Kennknitz der seitherigen Priuilegirten gekommen zu sein, denn sie sollen dem Nrichsmannenint nunmehr den Preis von I9A, Mk. — statt der znerst geforderten 2070 Mk. lund statt der bisher gezahlten 2320 Mk.) — gestellt haben, wenn ihnen der Gesanmilbedars bis zum Jahre 1907 lest übertragen würde. Damit soll der Entstehung eines neue» Wertes der Boden entzogen werden, dn dieses dann aus Jahre hinaus von allen Lieserungen sür das Reich ausgeschlossen sei» würde. Man kann kaum an nehme», daß das Reichsmarineamt ein derartiges plumpes Manövc- nicht durchschallen wird, durch welches ein immer noch ei ordtta» hohe, Preis aus 0 Jahre dauernd seslaelegt werden wll. Daß seit hei solche Preise gezahlt wurden, sucht die betreffende Notiz damit zu rechtieriigen, das; dir Marine bisher zum „Detailcinkaus ge zwungen war'. Nach den uns vorliegenden Notizen hat diese> „Detciilcintans" sü, die Jahre l8M. 1899. 1900 zusammen immerhin 16000 bis 18000 Tonnen Nickelstahlpanzervlatte» iin Einkaufspreis von »und 37 bis 41 Millionen Mark Onit einem Niitzen von 2" bis 23 Millionen Mark für die Lieseranlens betragen. Wir möchten doch wissen, was man eiaenilich unter „großen Kontrakten" ver stehen will, wenn man solche Nieienfflininen einen .Detaileinkails" nennt. Bedauerlicher Weile ist die Marineverwaltung Konkurrenj Offerten auch aus anderen Gebieten sehr schwer znaanglich, wir möchten bezweiscln, daß dies immer im Interesse decNeichsflnaiizen und der Marine selbst wünschenswerth sei. und bei dieser Gelegen heit einstweilen nur daiaus Hinweisen, wie ganz anders die Heeres Verwaltung in solchen Fragen versährt »nd weiche Voriheile dadurch dem Reich entstanden sind. Bei Beschaffung der neuen Feld Artillerie waren die ersten Geschützrohrlieserunae» an eine sehr bekannte und leisttmgssähige Firma zu einem Preise vergeben worden, der tOOO Mk pro Stück überstieg Dem Kriegsministeiinni gelang es später, eine Konkinrenzfirma für die Sache z» intcreisiren, die dasselbe Malerin! z» 1950 Mk. anbot, und schließlich wurde der Preis auch von dem ursprünaiichen Lieseranten aus 1!M Mk er mäßigt Aehniiche Verhältnisse ergaben sich bei der Lieferung von Granaten. Der Kongreß deutscher Strasnn st alten in Nur» berg hat bezüglich der Behandlung Epileptischer folgende Resolu tion angenommen. ..1. Epileptische Gesangenc mit geistiger Störung jeder Art müssen dem Irrenhaus, event. einer Anstalt für epileptische Irre überwiesen werden. 2. Epileptische Gefangene mit seltener einlrelenden Anfällen ohne geistige Störung können in gemeinsamer Hast bleiben und sind der Hausordnung untcr- worsen. 3. Be! der Beschäftigung von epileptischen Gefangene» sind alle Beschäftigungsarten zu vermeiden, welche ihnen Gefahren be reiten können, wenn sic von dem Ansall betroffen werden. Es sind alle schweren körperlichen Ucheranslrengungen und alle Betriebsarten zu vermeiden, wie Beschäftigungen am Jener, an, Wasser, oder mit maschinellen Motoren. Am geeignetsten sind sür diese Gesangenen leichte Arbeiten im Sitzen. Stehen und ganz vornehmlich landwirthichastliche oder sonstige Arbeiten im Freien. 1. Die Versammlung erkennt an. daß die. mit Epilepsie behafteten Gefangenen einer besonderen individuellen Behandlung bedürfen." Eine umfangreiche und sehr i»teressante Erörtemng über die Frauen trage zeitigte das Thema : „Wäre es zweckmäßig, in Anstalten für weibliche Gefangene, abgesehen vom Arzt nnd dein Geistlichen, ausschließlich weibliche Beamte anzustellen und einem männlichen höheren Äefängnißbeamten nur eine Art Obcraiissicht zu übertragen?" Strafanstaltsgeistlicher Reuß-Preungcsheim- Frankfurt a. Al. bekennt sich als scharfen Gegner des Hinein- Wielens der Frauenbewegung in die Gefängnisse. Für ihn cxistire die Frauensrage nur als soziale Frage, a» deren Lösung mit- zuarveiten allerdings Jeder die kategorische Pflicht habe und zwar auch insoweit, als er an der Aufsuchung »euer BerusSzweige sür die Frau mitzuthun habe. Aber sobald man dabei aus das Gebiet des Strasanftaltswesens übergreise und gar für die leirenveu Stellen Frauen verlange, müsse er entschieden vrvtestire». Er stehe auf dem Standpunkte, daß an die leitenden Stellen nur Männer gehörten, und ganz besonders bestreite er. daß die Frau besser in der Lage sei. auf Herz und Gemüth der gesangenen Frau einzuwirle», als der Mann. Die Ersnhrung lehre, daß im Gegen- thril die Frau niemals den geistigen Einfluß erzielen werde, den der ernste Mann, besonders der Geistliche, zu erzielen im Stande sei, wenn es sich um die erzieherische Seite handle. Frauen ver sprächen sich gegenseitig sehr viel und nach der Entlassung machen sich die Gefangenen kein Gewissen daraus, ihr Versprechen nicht zu halten. Aus der anderen Seite besäßen die Frauen bekanntermaßen weit strengere Anschauungen und ein höheres sittliches Empfinden als die Männer, und er erinnere nur an die Möglichkeiten, welche ein weiblicher Gerichtshof etwa biete (Heiterkeit!, der ein Urtheil über eine Kindesmördcrin abzngeben hätte. Es sei io bekannt, welch' laxen Anschannngen die Geschworenengerichte in dieser Be ziehung manchmal huldigten, während die Frauen von den Mutter- Pflichten ganz besonders hoch dächten und Diejenige hart strafen würden, welche diele heiligsten Gefühle mit Füße» treten. Aus dieser Thatsache reinltire aber zugleich «eine Aoneiguiig gegen die Zulassung weiblicher Strafanstallslctter. Man sollte doch nicht vergessen, daß das eine Besngniß ist, die ungeheuer viel Gewissen haftigkeit, Besonnenheit, Ersahrung und Autorität fordert, Dinge, die das Weib doch nur sehr selten zu Eigen hat. Denn Weib bleibt Weib trotz aller Emaiizipationsbestrebungen, das Weib mit allen seinen Schwächen, die nun schon einmal an seinem Körper bau liegen, und aus das Geistes- und Gcmüthsleben manchmal so stark einwirkc», daß es nicht !ni Stande ist. sich zu beherrschen und unparteiisch und gerecht zu kleiden. Sie bietet uns in solchen Momenten keine Garantie für ein Handel» und Richten ohne An sehen der Person. Sie wird z. B. auch in der Strafgefangene» in sittlicher Beziehung immer das gefallene Weib und in religiöser Hinsicht die Konfession aniehcn und deshalb niemals ganz gerecht sein. Einen Beschluß im Sinne des Referenten würden die StrafanstaltSbeamten früher oder später bitter zu bereuen haben Seinem Geffidl als Geistliche» und Angestellten schließlich würde es widerstreben, eine Frau als Oberin über sich zu haben Des halb bitte er bei allem warmen Eintreten sür die soziale Roth unserer gebildeten Frauen die gegebene» Grenzen nicht zu über schreite» und nicht zu viel zu thun eingedenk des Wortes Kriueipiis odi-ts! ,Lcbhaster Beifall.) Großh. Ltrafanitaltsdireltoe Oberregierungsrath Maior Kopv-Freiburg i. Br.. Auch er sei. bei aller Verehrung, die er snr das weibliche Geschlecht habe. Gegner eines zu wett reichenden Einflnsscs der Frau aus dem Gebiete des Straianstaltswesens. Er stehe aus deni Standpunkte, daß ein Regiment Soldaten leichter zu kommandiren iei. als ein weibliches Institut. So sei rS auch in der Frage der Leitung von Weibcrgesängnisie». Er kenne Männer, die in getreuer Erfüllung ihrer Pflichten alle Lust am Leben verloren hätte» und sein eigenes Tiensiiahr in einem Weibergesängniß komme ihm einem Fcldzugs iahr in jeder Beziehung gleich. Eine Stellung, in der man in jeder Minute vor die schwerwiegendsten Frage» gestellt werde ier erwähne nur vorlonimendc Meutere!. FcuerSgcsahr u. s. w.ü er fordere einen ganzen Mann, und da sei eine Frau nicht an, Platze Für alle wetteren Posten dagegen halte er die Fron snr durchaus geeignet. Bei der Abstimmung wurden stützend, Thesen an genommen: „In Wciberstrafanstalten sind die Stellen a) der Wcrkführcr. Aufseher nnd Oberanffcher unbedingt mit weiblichen Beamten. b> der ErPcditionS-. Kaffen und WirthichaftLbcamtc», des Lehrers und des Arztes thnnlichsl mit weiblichen Beamten, cl der Wächter. Boten. Handwerler. -cs Geistlichen und des Direktors dagegen »nr mit männlichen Beamten zu besetzen." Oesterreich. Ter Budgetansichnü der österreichischen Tclc- gation nahm das Marinebudge! an und stimmte der Anrcg untz des Rcscrenten zu. den österrcichisch-ilngariichen Mannsrhastcn in Edina die Anerkennung sür ihre Haltung nuszuiprechen. Ungarn. Dir Tirekiion der Lesterrcichisch-Ungamchen Staatseisenbahn-Gesellichasi hält an der IG'sstündigen Arbeitszeit fest, entgegen der Forderung der Arbeiterschaft der Reichitzacr Werke aus lOslündiae Arbeitszeit Der A u S it a » d dauert fori, dürfte jedoch wegen Mangels an Organisation und Ausdauer bald beendet werden, zumal auch die Lebensmitteihändler die Ver abfolgung von Waaren auf Kredit bereits verweigern. Frankreich. Die Dcb u t i rt en ka m m e r letzt die Bc- rathung der Interpellation über die Ereignisse in Algerien fort. Drnmcmt verlangt, daß gleichzeitig nach leine Interpellation über die Thätigkeit des Präfekten Lrrtand zur Verhandlung gelange Redner greift dabei Lutand in heftiger Weise an, nennt ihn Mörder und Elenden und hält diese Beschimpfungen trotz eines ihm ertheilten Ordnunasnrsrs aufrecht. Ministrrvräsidcnt Waldeck- Rousseau tritt für gleichzeitige Verhandlung der Jnteipellation ein. <9 Q» S.