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Dresdner Nachrichten. vtr. INK. Leite 4. vsv Donnerstag. Iv. AvrU 1VV8 der einzelnen deutschen Staaten untereinander müsse dach daO Deutsche Reich sein, wenn angesichts des UmstandrS, daß es auft einzelnen Ländern bestehe. die so selbständig seien, da» sie da» Recht besäßen, eigene Vertretungen im Auslände zu baden, dennoch seine Politik eine so einheitliche fei. Ministervrasiden Dr. Freiherr v. Pod«wils dankte dem Vorredner für seine Ausführungen zu aunsten der bayrischen Gesandtschaften. Wenn man behaupte, daß man mit der Auslösung der Gesandtschaften ein« Ersparnis erzielen könnte, so lasse sich darauf erwidern, das Ausgeben der Gesandtschaften, wenigstens einzelner, eine Mehrausgabe mit sich bringen, wurde. Älenn weiterhin aus- aefichrt werde, daß die Gesandtschaften seit der Vertretung der auswärtigen Politik durch das Reich nicht mehr nötig seien, sondern höchstens den Frieden zwischen Bayern und dem Reiche stören könnten, s" habe der Vorredner se.br richtig daraus hin- aewiesen, daß gerade in dem kollegialen Zusammenwirken unserer Gesandten mit den ReichSgesandtcn ein Moment liege, welchem eine Hobe politische Bedeutung zukoinme. denn aus der Tatsache dieses kollegialen Zusammenwirkens werde der Nachweis der guten Beziehungen zwischen dem Reiche nnd seinem zweitgrößten Bundesstaate dem Auslände all ooulos demonstriert, Tliiiesncschichte. Zur Entlastung des Reichskanzler» wird in der „N. G. E." von „hochgeschätzter Seite" folgender Vorschlag gemacht: „Der König von Preußen ist nach der Ver so innig der alleinige Inhaber der Siciaisgeivalt, und in seiner Person wird der Zusammenhang aller Faktoren der Vdonarchie hergestelll. Wie einst Friedrich der Große die ganze Leitung der Staat-Zgcjchäfle in «einem Gehirn vollzog, so ist heute der Kaiser bestrebt, als König und als Kaiser die Geschicke unseres Vaterlandes zu lenken. Die heutige Kritik durch die Parlamente und die freie Presse ist c>„ Regulator dieser Tätigkeit geworden, der, wenn er in den bisherigen Grenzen bleibt, nur von guten Folgen sein kann, denn selbst die größte Geuialftäl bedars eines Gegengewichtes in der Welt der Tatsachen. DaS Dilemma, in das heute der Kaiser gekommen ist. besteht aber merkwürdiger weise darin, daß — während doch eigentlich, dank der durch die Telegraphen, Telephone und Eisenbahnen w unendlich gegen früher gesteigerten Beherrschung von Raum und Zeit, die Kon- trolle und die Regierung der größten Reiche ebenso leicht ge- worden sind, wie die der kleinen Stadtstaaten im Mittelalter, ja viel sicherer als die des preußischen Staates vor hundert Jahren - trotzdem ein großer Teil der Geschäfte dem Kaiser unbekannt bleibt, und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen lst, daß hierbei absichtlich verfahren wird. Den Grund dieser auf- fälligen Erscheinung hat Bismarck mit genialem Blicke in der „Laft der Schreiberei und der subalternen Bureaukratie, die uns einst erdrücken wird", erkannt. Man braucht nur die Iournalnuuimern irgend einer Gesandtschaft in den letzten zwanzig Jahren miteinander zu vergleicl-en. um zu erkennen, daß wir letzt nahe vor der Krisis und. wo ''lese Bismarckische Prophezeiung sich verwirklichen wirs, wenn wir nicht energisch eingreisen, und das kav» wiederum nur der Kaiser tun. Ms Prinz Heinrich seine Mecrsahrt nach den Vereinigten 'Staaten von 'Amerika antrat, sagte ihm der Kaiser, er solle ja bedenken, daß die amerikanischen Chefredakteure die Stellung von preu- ßilchcn kommandierenden Generalen eiumühmen. Die Ein führung amerikanischer Arbeitsmethoden mit Privatiekretären, Phonographen, FeriiSruckern usw. bei uns wäre nur ein Schritt weiter auf dte em damals berührten Wege der Erkenntnis modevner Zeilen. Und da liegt es nahe, daß der Kaiser bei sich selbst zuerst die Errungenschaften der Neuzeit orga nisiert und an Stelle seiner schwerfälligen, mit Subaltern beamten besetzten P r i va t k a n z l e i ein unter der Leitung eines ucl hoc- ernannten Privatsekretärs stehendes B urea u bildet, das ihm dieselben Dienste wie einem amerika nischen MilliardcubeHerrschcr leisten kann. 'Der König der Belgier hat einen „Lecrötaire du Roi", der diesen Ansprüchen in allem entspricht, und er wäre ohne ihn wahrscheinlich nicht int stände gewesen, solche Erfolge in allen seinen Unternehmun gen zu erzielen. Der Kaiser von Oesterreich hat einen „Minister a latere" auf seinen Reisen. Der König von Eng land hat einen Prioatsekrelär, der ungefähr dieselbe Stellung wie der belgische einnimmt. Würde der Kaiser «bensalls einen allen Ansprüchen in beziig auf gesellschaftliche Formen, Sprach- keuutiiisse, diplomatische Schulung und Beherrschung der moder nen Arbeitsmethoden genügenden Prioatsekretär wählen und durch diesen einen Stab technischer Hilfskräfte heranbilden lassen, so würden die günstigen Folgen gewiß nicht anshleiben. Jedenfalls konnte aber ein solcher Prioatsekretär einen großen Teil des Dienstes versehen, der die Dätigkeit des Reichskanzlers jetzt in so schädlicher Weise unterbricht, und außerdem gewönne der Kaiser die absolute Sicherheit, daß ihm nichts entginge und daß jeder Befehl dahin kontrolliert werden könnte, ob und wie er ausgeführt ist - was bei dem jetzigen System schlechter dings unmöglich ist. Zu den Unruhen im französischen Kohlengebiet wird aus Lens unter dem 17. dieses Monats ge meldet: Im Liövin wurden gestern in der Wohnung eines Arbeitswilligen die Möbel zertrümmert. Ms Gendar merie eingriff, kam es zu heftigen Tumulten. Der Pöbel zertrümmerte alles, was ihm in den Weg kam. Kavallerie wurde mit einem fangen. >t einem Hagel von Steinen und Flaschenfcherben emp- Ein Offizier wurde am Kopse von einem Steine getroffen und bewußtlos vom Platze getragen« sein Zustand ist sehr ernst. Zwei andere Offiziere und etwa 15 Gendarmen und Dragoner sind ebenfalls verletzt. Um 7 Uhr abends begannen die Unruhen von neuem. In Denn in zwangen die Ausständigen die Arbeiter einer Hütte, die Arbeit einzustellen. In Maries beschlossen die Berg arbeiter, die Arbeit wieder aufzunebmen. Weiter wird aus Lens zu den Unruhen in Lisvin gemeldet: Die Ausständigen veranstalteten abends eine Ver- lammlung, in der erregte Ansprachen gehalten wurden. Beim Auseinandergehen nach der Versammlung stießen die Aus ständigen Beschimpfuuacn gegen die sich ihnen eutgegenstellende Gendarmerie aus. Als gegen 7 Uhr abends Kaoallerie-Ver- stärkungen in Liöoin eintraten, wurden diese eb-nfalls mit Ver wünschungen empfangen. Ein Steinregen ging über die Sol daten nieder, von denen mehrere schwer und einige leichter verletzt wurden. Die Ausständigen begingen dann noch ver schiedene Ausschreitungen. Deutsches Reich. In dem Gesundheitszustände des Reichskanzlers Fürsten Bülow ist. wie die „N. G. C." erfährt, keine Aeuderuug ciugetreten. Ter Kanzler ißt mit gutem Appetit, schläft ciusgc,zeichnet, ist bei bester Stim mung, kurz, befindet sich jo vortrefflich, wie man es nur irgend wünjchen kann. Trotzdem — und das mag vielleicht verwundern — hat Fürst Bülow «eit seinem Ohnmachläanlalle, also seit zwei Wochen, das Belt noch nicht verlasse». Ties ist aut ausdrückliche Anordnung des Geheimrales Proscjsors Dr. v. Renvers ge schehen. der dem Kanzler nicht ohne Mühe diese Bettruhe auf- gezwungen hat, um sein stark angegriffenes Nervensystem nicht nur halb, sondern gründlich zu kräftigen und den Fürsten erst dann wieder an seine Arbeit zu lassen, wenn er seine srtzher« ausgezeichnete körperliche Verfassung in vollstem Umfange wiedergewonnen haben wird. Da Geheimrat v. Renvers den Fürsten Bülow seit vielen Jahren behandelt und ihm nicht nur als Arzt, sondern auch als Freund nahesteht, wird man an der Zweckmäßigkeit seiner Vorschrift ebensowenig zu zweifeln haben, wie an der Zuverlässigkeit seiner bündigen Versicherung, daß cs sich bei der Erkrankung des Kanzlers lediglich um ein vorüber gehendes Verjagen der körperlichen Kräfte und des Nerven- lystems infolge von llebcranstrengung. aber auch um nichts weiter handelt. Tie Mitteilung, daß Verwandte des Fürsten Bülow nach Berlin berufen worden seien, ist durchaus unrichtig iind ivoßl daran» zurück-,»rühren, daß sein jüngster Bruder, der Milikärbevollmächtigte bei der deutschen Botschaft in Wen. Flügeladjutant Krrl v. Bülow. sich augenblicklich in Berlin auf- bält. wobin er sich brachen hat. uir sich aus Anlaß seiner Be förderung zum Obcruleutuant d-ftu Kaiser zu mclocn. Genaue Dispositionen üher Tag und Stunde deS Erholungsurlaubs de» Reichskanzler» sind noch nicht getroffen. Man darf aber baffen, da» er schon in den nächsten Lagen den Park seine» Palai» wird aufkuchen können, und wenn dann di« kurz« Schwache überwunden ist, die jede längere Bettruhe notwendiger weise mit sich -ringt, so wird alsbald der Antritt de» Urlaub» erfolgen. Auf «ine Frage de» Vorstandes de» Preußische« LandeS-Krregerverbande» an den Reich», kanzler ist von diesem, wie die „Kyssbäuler-Korrespon- «n» .mitteili, unter dem 28 März an den General der In» inerte D. v. Spitz, den Vorsitzenden des Preußischen indcs-Kriegcrverbandes, folgendes Schreiben gerichtet wor den: .Euerer Erzellenz beehre ich mich den Empfang deS ge schätzten Schreibens vom 31. d. M. zu bestätigen. Der darin enthaltene Vorschlag wegen Uebersendung der auS den Samm lungen deutscher Kaciegervereine noch zur Verfügung stehenden Summe von 13300 Mark an daS Zentral-Hilfskoinitee für Deutsch-Güdweslafrika ist mir um so willkommener, als auch ich daS genannte Komitee auf Grund feiner bisherigen Tätigkeit und Erfahrung zur sachgemäßen und einheitlichen Verwendung der Gelder für besonders geeignet balle. Gern benutze ich den vorliegenden Anlaß, um den deutschen Krieger- vereinen für die opferfreudige Betätigung der Kameradschaft zu aunsten unserer braven Truppen in Südwestasrika wärmstens zu danken und die genannten Vereine zu dem schönen Erfolge zu beglückwünschen, der ihrem patriotischen W^e beschicken >var. Euere Erzellenz dar» ich bitten, den beteiligten Krieger- vereinen meine lebhafte Anerkennung und meinen aufrichtigen Dank üdermitt'eln zu woKen. Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Euerer Exzellenz ergebenster gez. Bülow." Vom Vorortspräsidenten der deutschen christlichen Bauernvereine ist dem Reichskanzler nachstehende Zuschrift zugegangen: „Mit lebhaftestein Bedauern hat die länd liche Bevölkerung des Reiches venivminen. daß Ew. Exzellenz von einem anfangs ernst erscheinenden Unwohlsein befallen wor den waren. Die Teilnahme, welche die ländliche Bevölkerung an Ew. Exzellenz Befinden nahm, war eine allgemeine und um io lebhafter, als Ew. Exzellenz nicht nur die äußere Politik des Reiches mit sicherer Hand geleitet, sondern auch und insbesondere eine augenfällige Wandlung bcrbeigeführt haben in der inneren Wirtschaftspolitik, unter deren früheren Richtung der Bauernstand chwer gelitten bat. Zu unserer aufrichtigen Freude ist miniuelir »ie Knude aufs Land hinansgegangen, daß Ew. Exzellenz sich schnell und vollständig wieder erholt haben, und glaube ich als BorvrtSpräsident der deutschen Bauernvereine den in weitesten ländlichen Kreijcn empfundenen Gefühlen dadurch Ausdruck ver leiben zu dürfen, daß ich Ew. Exzellenz zu Ihrer glückliche» Wiederherstellung die herzlichsten Glückwünsche darbrinae und den Wunsch damit verbinde, daß Ew. Exzellenz dem deutschen Valer- lande zu dessen Nutzen und weiterem Gedeihe» in voller Frische und Gesundheit noch recht lange erhalten bleiben. Ter BörorlS- präsidcnt der deutschen christlichen Bauernvereine, gez. Freiherr v. Los." Wie der „Insorm." an» Kieler Marlnekrelsen berichtet wird, gilt als Nachfolger des Prinzen Heinrich in der «Stellung des ChefS der Marinestalton der Ostsee der Admiral v. Arnim. der in den letzte» Jahren an der Spitze des Vil- dungswcsens der Marine stand. Gegenüber den Nachrichten, die von einer baldigen Neu besetzung des russischen Botschastervostens in Berlin wissen wollen, ist dle „Information" in der Lage, sestzustellen, daß deutscherseits nichts geschieht, was iigendwie dazu beitrage» könnte, die Tätig keit des jetzigen russischen Botschafters in Berlin, des Grasen v. Osten-Zacken, abzulmzen. Der Gras erfreut sich der größten Wertschätzung. Rußland. Das Osterfest Ist in ganz Rußland fried- lich verlaufen. Serbien. DaS Kabinett Gruitsch hat dem König die Demission überreicht, die angenommen wurde. Der König betraute das Kabinett mit der einstweiligen Fortführung der Geschälte. Bereinigte Staaten. In Newyork beschlossen die Hart- kohlengrubenbesitzer, das Schiedsgericht beziig. lick der Löhne und dos Beschwerderecht anzunehmen, alle anderen Forderungen des Arbeiterführers Mitchell aber zurück- zuweisen. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß die Grubenbesitzer wrtfabren werden, neue Arbeiter an Stelle der Streikenden einzustcllen. Natal. AuS Durban wird gemeldet: Zwei Zuluhäupt- linge haben sich geweigert, bei einem Versuch, den auf- ländischen Häuptling Bambaata gefangen zu neh men, mitzuwirken. Man ist dabei. Verstärkungen zu entsenden. Die Lage erregt Besorgnis. Kunst und Wissenschaft. -j-Sönigl. Hostheater. Im Opernhaus« gelangt heute t? Uhrj: „Carmen"; im Schauspcelhauje Uhrj: „Der Kaufmann von Venedig" zur Ausführung. h Im Residenztheater gastiert heute, Sonnabend und Sonntag Herr Alexander Girardi in Evflers dreiaktiger Operette „Die Schiitzenliesel" als BlasiuS Nestel; Freitag wird im Operetten-Abonnement, 2. Serie, .Boccaccio" gegeben. s Das Konzert, welches der Sächsische Elbgau- ängerbund zu gunsten des Dresdner Schiller-Dennuals veranstaltet, wird Sonntag, den 10. Juni, im städtischen Aus- tellungspalaste statlfindcn. Der austretende Chor dürfte eine Stärke von 1000 Stimmen erreichen. Außerdem wirkt die voll zählige Kapelle des 2. Grenadier-Negiments Nr. 101, „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", mit. Bei ungünstigem Wetter wird das Konzert auf den folgenden Sonntag verschoben werden. ck Herr Karl Steffens, btSder Direktionsschiilcr veS königi. Kon servatoriums zu Dresden, wurde als Kapcllmniler für dal Neue Stadt- theater in Brutben vrrvflichlrt. ck Die Schülerarbeiten. «uSftelluno der Akademie für Zeichnen uno Malen von Proseffor Simonson-Eaftrlli (Ostbadn- irahe 3) ist aus vielseitiges Verlangen auch noch nächsten Freitag von 1t biü « Ubr aeüssnet. 1- Die di-sjährige Ausstellung von Schükerarbeiien in der Kunstschule von 0> u i d o Nichte» Eüitticbausirake 26) vauerl noch bis mit 22. Aplit täglich von S bis 6 Ubr. Das Sommer- sem « ster mit den vorbereitenden Kurien für Akademien, die kunft- geiveibeschule und bas Zeichenlehrer-Examen stur Herren und Damen) be ginnt Montag, den 2». April. Mit vftnlrilt warmer Witterung beginnen dann die Landichaster-Ausilüa« uno «in Kursus,m riermalen und -Zeichnen nach der Natur. Lehr«: Herren Hochmann, Dillrich und Paul, Irl. AbenLrolh. -f- Einen Führer durch die Jahrhundert-Aus- teil ung der Berliner National-Galerie hat soeben der Dresdner Kunstgelchrte Geh. Regierungsrak Dr. Woldemar v. 2 eidlitz im Verlage von Bruckmann iMünchcnl erscheinen lassen. Das Buch mutz ciuss sregdigste begrüßt werden. Wird es doch den meisten Besuchern, die nicht gerade aus Fachkreisen tammen, den Genuß der Ausstellung weientiich erhvl-en, da es ihnen die ohne solches Hilfsmittel beträchtliche Arve:k der Orientierung vollkommen äbnimmt. Dieser Führer ergänzt auch den Katalog, der daneben natürlich seine Nolwendiakeit behätl, in angenehmster Weise. Er gibt, angelehnt an die kluge Anordnung der Kunstwerke in National-Galerie und Neuem Museum, einen historischen Ueberbück, bei den wichtigsten Stellen knappe und trcftende Charakteristiken, stellt die Zu- ammenhänge her und macht aus die hervorragendsten Werke aufmerksam. Mit scharfem Blick hebt er das Bedeutsame und Bestimmende heraus und gibt so in der Tat einen Extrakt, der dem Laien und dem >n seiner Zeit beschränkten Fremden erst die Mögftchkeit gewahrt, von '-ein Plan des Ganzen und dem Inhalt der einzelnen Stockwerke und Säle eine richtige Vorstellung zu gewinnen. Willkommen ist es auch, daß in manchen Punkten das Bild der Ausstellung — soweit eS Lücken zeigt — reguliert wird. So haben bei einzelnen Künstlern wichtige Bilder, die ihres Formales wegen oder aus anderen Gründen nicht beschafft werden konnten, nach Möglichkeit Erwähnung gefunden; so ist an anderen Stelle», z. B. bei Rethel, die geringe Zahl der Werke durch einen eindringlicheren Texthinivcis auf die historische Stellung des Künstlers ausgeglichen worden. -j-TosIubiläumeinerBüchersammlung. Ein eigenartiges literarisch-buclchänblerisches Fest wurde kürzlich be- gangen: dos Jubiläum deS 500. Bandes von „Kürschners Bücher schätz". Bekanntlich erscheint in jeder Woche eins dieser kleinen, gelbroten Bände, die Werke der besten deutschen und ausländischen Schriftsteller zu dem Preise von 20 Pfg. bringen und somit eine wertvolle Volksbibliothek bilden. Zwanzig Million« Gttuwlare diese» ^vücherschatze»' ging» alle Welt. Da? «„deinen de» Begründer« Iases feierte, fein Nachfolger, BerlagSbu(-Händler Her«, mit einem Bankett, das Mitarbeiter. ÄHn de» Unternehmen» vereint«. Lin kleine» zu dem zahlreiche bedeutende Schriftsteller Beiträge haben, «richien gelegentlich dieser festlichen Veranstalt sAu » Köln. In einer der letzten Sitzungen de» Vor stände» de» Vereln» zur Veranstaltung von Festspiel«» z» Mrung«. j^l« vom 20. Juni bis zum 4. Jul ie Vorstellungen erstrecken sich über den Zeitraum ^uli. Die einzelnen Abende Md folgendermaßen besetzt: 20. Juni: „Don Juan"; Dirigent: Myttl-Münchtn: 34. Juni: „Iw-engnn . Dirigent: Steinbach- Köln; 37. Iun»: „Der fliegende Holländer", DiriaenI: Lohse-Koln: 3V. Iun»: „Lobengrin", Dirigent Steinvach- Köln-H. und 4. Jult: -Salome von Richard Strauß, Dirigent: Dr. Richard Strauß-Berlin. Bon dem ursprünglichen Plane, zur „Salom«"-Aussührung das gesamte Dresdner dar stellende und Orchester-Personal^wie e» bei der Uraussührung des Werkes tätig war. unter v. >L>chuchS Leitung fsir Köln zu a«. Winnen, kam der Vorstand de» Festspielverein» m Anbetracht der hohen Forderungen ab. Von den bisher fest verpflichteten Solisten seien genannt: die Damen Aino Aktö-Pari». Bosetti- München, Gadski.Tauscher-Nowyork. Gu»zaleweiz-Köln und Froitzheiin-Metzger-Hauibura. die Herren Burrran-Dretzden. ^emuch-Wie». Feiwhals-München, GriSwold-Berlin, tzesch- r. .. .. ^ ScheidtMn und treten Oberregisseur ^ WvmStal-Köln «in. ^Lohengrin" wird bei dieser Gelegenheit vollständig nea au»- gestattet werden, und für die Chore ist «ine bedeutende Ver stärkung auS VereinSkreisen vorgesehen. -f Nun wird auch HildeSheim. die aste BischosSstadt. demnächst ein eigenes Theater erhalten. Schon lange ist, wie die „Voss. Zig." zu melden weiß, dieses Projekt in Vor- bereilung und wird auch von einflußreicher Seite gefördert. Zum Zwecke der Errichtung eines Theaters wird «ine Theater baugesellschaft gegründet werden. Dieses Projekt ist einen guten Schritt dadurch weiter gekommen, daß der Aufsichtsrat der Hildesheimer Bank soeben beschlossen hat, sich an dieser Gesell schaft durch Nebernahme von Aktien in Höhe bis zu SOOOV Mk. zu beteiligen. -f Richard Strauß' „S alome" scheint nun doch noch AuS- sicht zu haben, in Wien zur Aufführung zu kommen. Der Grazer Theaterdireklor Cavar will im Kaiseriubiläums-Stabt- theater bas Wagnis unternehmen. Die Unterhandlungen hier für sind im Gange. Es müßte vorher allerdings vom Breslauer Direktor Löwe, der das Aufführungsrecht „für ein Wiener Gast spiel im Jahre 1006" erworben und dieses Gastspiel auf daS nächste Jahr verschoben hat, die Erlaubnis zur Ausführung der Oper eingeholt werden. h Der bekannte Prager Kunsthändler Nicolaus Lehmann, der unter dem durchsichtigen Pseudonym Nikolaus Mann auch literarisch tätig war. ist im Alter von 80 Jahren vorgestern gestorben. Er hat sich namentlich durch eine eisrige Propaganda für Gabriel Max einen Namen gemacht und genotz auch als Kunstkenner einen Ruf. f Ein Umzug der vatikanischen B i lb erla m m - lungen ans den jetzigen Räumen, wo die Galerie leicht einer Feuertzbrnnst zum Ljpser fallen kann, ist neuerdings geplant. Die Florentiner Zeitschrift „Jl MarzoSco" brachte einen Aufsatz über Projekte des Papstes, nach denen eine vollkommen neue Ein richtung der Sammlung zu erwarten wäre. Nun soll wenigstens die vatikanische Pinakolhek. die im Laufe eines Jabrbniiderts schon viermal nmgezogen ist, in bessere Räumlichkeiten übersicdel», und zwar ist das Gebäude zwischen der Via ctella bomüimonta und dem Lortilc- <ii Nvlveci'-r« unter dem Teil der Bibliothek gewählt, wo das Christliche Museum und die Sammlung Lieoxarcra sich befinden. Während de» Druckes eingegangeue Neueste Drahtmeldungen. San Francisco. Kurz nach 8 Uhr vormittags ereig- nete sich ein zweites Erdbeben, das die Panik erhöhte. Die Einwohner flüchteten auf die Straßen. Das Erdbeben war jedoch nur von kurzer Dauer. San Francisco. Durch daS Erdbeben sind acht Häuserblocks deS Fabrikviertels, das im Nordostcn der Stadt liegt, zcrstört worden. Geringerer Schaden ist in allen übrigen Teilen der Stadt angcrichtet worden. Die Häuser der Zeitungen „Call" und „Examiner" sind zerstört. Hunderte von Todesfällen werden aus den weniger gut gebauten Teilen der Stadt gemeldet. Die neuen Nachrichten lassen di« Vertvüslurrgen noch größer erscheinen, als bisher angegeben worden ist. San Francisco. Das Feuer in der Stadt nimmt einen immer größeren Umfang an. Newyork, 11 Uhr vormittags. Aus SanFranciSco werden große Verluste an Menschenleben gemeldet. Durch das Erdbeben wurden die Rohre der Wasser und EZas- leilungen zerstört. Das Feuer nimmt seinen Weg die Market- street entlang. Das Nathans liegt in Drummern. Die Furcht und die Erregung, die in San Francisco herrschen, such un beschreiblich. Aus vielen Häusern stürzten die Bewohner in leichter Nachtkleidung aus die Straße. Biele Gebäude gerieten plötzlich ins Wanken und stürzten mit einem Krach ein, die Be- wohner unter den Trümmern begrabend. Am meisten sind die Gebäude südlich der Marketstreet beschädigt. An vielen Stellen brechen Brände aus. Newyork, 12 Uhr mittags. Ein Telegramm auS Sakra ments meldet, daß eine 3 Meilen lange Streck« derEisen- bahn zwischen der Stadt Suisua und Bemcia versun ken ist. Newyorl, 1 Uhr mittags. Nach den letzten Nachrichten aus SanFrancisconimmtdie durch das Erdbeben ver- ursachte Feuersbrun st an Umfang zu, sodaß befürchtet wird, das gesamte GeschcisSviertel dürfte eingeäschert werden. Newyorl, nachmittags. Der ganz« Kü st enteil von San Francisco steht in Flammen. Die Ein äscherung der ganzen Stadt wird befürchtet. Der Einsturz eines Riesenhotels und eines großen Wohnhaus«» begrub 150 Per sonen. Die Trümmer gingen in Flammen auf. Der Chicagoer Postbehörde ging eine Mitteilung zu, wonach in Satl Fran cisco Tausende umgekommen sind. . Newyork. Die Loge in San Francisco ist dadurch verschlimmert, daß alle Beleuchtungsanlagen, sogar die elektrischen, vernichtet sind. Da es an Wasser fehlt, wur den die Häuser in die Lust gesprengt, um den Flammen Einhalt zu tun. Ganze Slraßenzüge sind durch die Ttümmerbaukn versperrt. Washington. Das Erdbeben, welche» San Francisco heimsuchte, erstreckte sich, wie der Seismograph d«S hiesigen Wetterbureaus anzeigt, überden ganzen Konti nent. Der Apparat vibrierte noch mittag» und zeigt» damit an. daß daS Erdbeben noch nicht aufhört. Chicago. Die Union Pacific Mail-Moad Company teilt mit, daß alle ihr gehörcnbcn telegraphischen Verbin- düngen im Westen von Ogden sÜtahj zerstört sind. Di« Fläch«, die von dem Erdbeben betroffen wurde, scheint sich auf mehrere hundert Ouadratmeilen zu erstrecken. Stockton lCalisorniens. Auch hier hat heute «in Erd beben stcittqcfunden. Die Bahnbrücke über den San Ioaguin hat sich gesenkt. Münster. Der DivistonSpfarrer Bach st «in- Minden wurde vom hiesigen Oberkrtegsgericht, an welches das RcichSmililärgcricht am 3. Mürz die Angelegenheit zurückverwiescii hatte, wegen der bekannten Osnabrücker Red« zu 1 Tag Gefängnis verurteilt. Hamburg. Abcndbörs« per Ultimo: KrÄitaktien SIS,10, Packetsahrr 164.75. Still.