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Ei« BrlaaL« «eubarmm mntzt« von Toul »ach «tt wewen. Ein« von einem Italiener argen einen gronil angenr Mordtbat M de« Anlab zu den Unmhen gegeben Hai Infolge der zwilchen dem Krirgsminister und den Eisenbahnen getroffene» Verständigung wird bei der prvbeweilen Mobilmachung eines ArmeckvrvS, nachdem die Landwehr zu dieser Probe nicht ein« guogen wirb, der Eisenbahiffahrvlan deS vetrefsenden KorpSdezlrks feine Störungen erleiden, obwohl die Truppen die betreffenden Bahnen requirirrn und in Betrieb nehmen werden. Laur will nunmehr, da Cassaanac sich ihm nicht im Zweikampf stellt, den letzteren gerichtlich verklagen. Wie verlautet, gaben sich einige Mitglieder der äußersten Linken an den Kriegsminister gewandt mit der Bitte, den General Bon« langer zu ermilchtigen. in der Laur'schen Angelegenheit selbst daS Wortzu ergreifen. Ferro» soll jedoch mit Verweisung auf die Militiirgesetze abgelehnt haben. Die Zwischenfälle der letzten Tage, so soll er sich gcäubert haben, bedauere er selbst auf's Tiefste, aber an dem Kommandanten des 13. Korps sei rS, dergleichen Auftritte nicht hervorzurusen oder sie nicht Hervorrufen zu lasse». Die tranzösischen Zeitungen veröffentlichten folgendes Schrift stück: General Boulangcr bat, nachdem er von Jules Fern; belei digt worden, den General Faverot und den Grasen Dillon beauf tragt, von Ferry Genugthuuiig mit den Waffen zu fordern. Daraus drgabcn sich die Zeugen nach St. Dm, um Ferry^zii ersuchen, ihnen seine Zeugen zu bezeichnen; derselbe wählte Antonin Proust und Raynal, welche dahin erkannte», das; das Duell in der That un vermeidlich sei. Voulaugcr stand die Wahl der Waffe zu und er entschied sich, um die Aussichten der beiden Gegner möglichst ans- z»gle>chcii, für Pistolen, forderte aber zugleich crnstli hc Genugthu- n»g, da dieselbe durch die Schwere der Beleidigung gerechtfertigt werde. Infolge dessen schlugen Faberot und Dillon unbegrenzten Aiigelwcchscl vor, der fortgesetzt werde» sollte, bis einer der Gegner genossen iei, und übersiehe» der Gegenpartei die Wahl der Schritt zahl. Da diele Bedingungen nicht angenommen wurden, erklärten die Zeugen Poulangcrs, um eine Verständigung zu erzielen, mit einem eiiimaligen Kugelwechsel auf zwanzia schritt, aber ohne Commando, sich begnügen zu wollen; bic'en Vorschlag aber betrach teten sie als die änkcrste Grenze der Zugeständnisse, welche mit dem förmliche» und wiederholten Aufträge Boulangers vereinbar seien. Proust und Ravnal erwiedcrten darauf, daß sie nur ein Duell ans 25 Schritt Entfernung bei einmnligeni Kugelwechsel aus Koni mando annehmen würden. Da es das Recht der Zeugen der Bc> leidigtkii ist, die Kämpsesbedingungen vorznschreiben und sie sich nicht denjenigen der Gegenpartei zu füge» brauchen, so haben sich General Faverot und Graf Dillon zurückgezogen. — Paus den 2. August 1887. Für General Boulangcr: General Faverot. Gra Dillon. In ähnlicher Weite erklären die Zeugen Ferrvs, Antonin Proust n»d Raynal, sie hatten über die Verhandlungen mit de» Zeugen Boulangers einen Brief an Ferry gerichtet. Sie könnten incht zngeben, das? die Zeugen des Beleidigten allein die Kcnnpfcs- dedingunge» sesisetzteu, und hatten dieselben Bedingungen wie >» dem Duell zwischen Boulangcr und Lareint» Vvrgcichlagen. P a > i s. Der Gencralgouverncur von Algier. M. Tirman. hat dem Ministerpräsidenten Rouvicr den Entwurf zur Conslituirung eines autononiischen Budgets für Algier überreicht. Der Entwurf weist nach, das; Algier mit seinen Einnalnncn alle seine Ausgaben z» decken vermag, mit Ausnahme des Mililüretats und der Jnter- esiengarantie der Eisenbahnen. — General Pelissier, Bruder des Herzims von Malakvsf ist am Dienstag gestorben. — Der Abgeord nele Laur giebt sich nun niit der Erklärung zufrieden, dag er Paul de Eassagnac, da sich dieser auf eine Genngthuung durch die Massen nicht ciiilassen will, aui Beleidigung verklagen und bestrafen lassen werde. — Die rothe Fahne der Kommunisten ist am Dienstag i» Doulonse wieder »nt Eklat entfaltet worden. Während der Muni cipalrathssitzuiig, drang ein Hansen von ca. 150 Anarchisten, nach dem sic vorher die Straßen brüllend durchzogen hatten, in den Sitz ungssaal niit Gewalt ein, voran ein Schneider mit der blutrothen Fahne. Sie schrieen nach Brod und Arbeit und verlangten die so fortige Absetzung des Maire. Sämmtliche Municipalräthc entzogen sich weiteren Prvvvzirnngcn durch die Flucht. Der Pvbelhauien durchzog daraus von Neuem die Stadt „Nieder mit der Bourgeoisie" und „Es lebe die Anarchie" brüllend und johlend. Am Eaie Al- brighi angckomnicn, begannen sic dieses ohne jede Veranlassung zu zerstören. Truppen und Gendarmerie, welche noch im rechten Mo ment am Platze eintrasen, verhinderten die Zerstörung des Cafes iiiid nahmen zahlreiche Verhaftungen vor. In derselbe» Nacht brannte das große Easö-Conccrt „Pro Catclan" vollständig nieder. Man vernilithet, das; das Feuer von Anarchisten angelegt worden ist. Italic». Slradclla ist seit 1870, alsTcprctis sein berühmtes Programm entwarf, nicht so überfüllt gewesen, wie in diesen Tagen. Alle Homer tragen umflorte Banner. Die Läden sind geschlossen. Än der Straße, die zum kleinen Kirchhof führt, wird an Tribünen gearbeitet. Zwei Batterien Artillerie und eine ganze Division sind aus den Nachbargcnnisvncii znsainmennezvgeu, uni dem Tobten das Ehrengeleit zu geben. Die Prinzen Amadeo und Tonnnaso treffen als Repräsentanten des Königs, fcuncr die Präsidenten der Kammern »»d alle Minister ein. Ter Clerus wird sich voraussichtlich nicht au der Feierlichkeit betheiligen, da bis jetzt aus eine Anfrage des Bischofs von Tortona bei dem Vatikan keine Antwort cingctrosfcn. Ter Grund davon ist, daß Dcprctis nur civilitor getraut worden und, da kein Priester ihn absolvirt bat, in dieser Todsünde gestor ben ist. Ter Leichnam ist im Arbeitszimmer des Tobten aufge bahrt. Zahlreiche Kränze sind cingetrosfen. Ter König hat, um das Andenken Dcprctis' durch einen er neuten Beweis seiner Achtung und Zuneigung zu ehren, nach iowrtiger Vorsorge für die interimistische Leitung des Ministeriums des Acnßcren jede weitere Entschließung über die Staatsangelegen- bcncii bis »ach dem Leichenbegängnis; Depretis' verschoben. Der König wird am Svniiahend von Monza in Nom eintresfen. Der selbe lies; einen Prachtvollen Broncekranz aus den Sarg Depretis' incderlegen. Prinz Amadeus vertritt den König bei der Vegräb- nißfeicr. Im Dynamit-Depot zu Nctiro fand eine heftige Explosion statt, wodurch eine Person getödtet und 20 verwundet wurden. Der Eigcnbümcc des Depots ist verhaftet. Die Gerüchte, eS seien Dispositionen getroffen, um im Sep tember Truppen nach Afrika zu scnbcn, werden von der „Niforma" für unbegründet erklärt. Tic Bd»mnier erbauen mit Hilfe europäischer Ingenieure zwei Forts in der Nabe von Sahati. Schweiz. Der Polizei in Genf gelang es. einen flüchtigen Postaiigcslelllcii Namens August Alanze, welcher auf dem zwischen Paris und Cherbourg verkehrenden Ambnlant 37,550 Fr. entwendet, zn verhafte». Ter Flüchtling hielt sich schon einige Tage unter falschem Namen in Gens auf. Schon in dem erste» Verhör gestand er Alles. « Holland. Die mit der Enquete mber die Kinderarbeit und die Arbeit in den Fabriken bcauttragte Kommission der zweiten Kammer hat eine» provisorischen Bericht erstattet, in welchem sic sich dafür misspricht, die Arbeit junger Leute unter 10 Jahren zu bcichrünlcn, die Nachtarbeit nnd die SvnntngSarbcit den Frauen ganz und jungen Leuten unter 18 Jahren thcilwcise zu verbieten und denselben eine Ruhezeit von 2 Stunden täglich zn gewähren. Tie Kommission empfiehlt sodann eine besondere Untersuchung der Fabriken und Werkstätten durch sachverständige Beamte und die Vorlegung eines Gesetzes betreffend die Sicherheit nnd die Erhal tung der Gesundheit der Arbeiter, die Ernennung von Jabrikin- fsiellorcn sowie das Ergreife» von Maßregeln zur Vorsorge für die Arbeiicr nnd ihre Familien bei Krankheiten. Altersschwäche, Todes lind UnglückSsällcn. England. Von allen Ersatzwahlen für das englische Unterhaus, die i» jüngster Zeit stattgestindc» haben, ist die im Blidactvn-Bezirk der schottischen Handelsstadt Glasgow vollzogene die bedeutungsvollste, weil durch sie der Partei Gladstoncs im Unterbaust eine hervorra gende Kraft zugrsiihrt wird. Der dort ausgestellte liberale Kandi dat Sir George Trevclyan, der für einige Zeit der liberalen Par te, abtrünnig geworden war und sich de» Unioiiislc» angeschlosscn batte, dann aber sür die irische Politik Gladstoncs wiedcrgewonncn wurde, ist, wie schon kurz erwähnt, mit 4051 Stimmen gegen den konservativen Kandidaten Evelin Ashleh, welcher 3253 Stimmen erhielt, gewählt worden. Ter Sitz war bisher in den Händen Eduard Rüssels, der ein entschiedener Anhänger Gladstoncs ist, aber aus persönlichen Gründe» sei» Mandat niedcraelegt hatte. Er war im vergangenen Jahre bei den allgemeinen Mahlen mit 4M! Stimmen erwählt worden, während sein konservativer Gegen kandidat Mackenzie ,M>7 Stimmen erhielt. Bei der letzten Wahl haben somit die Konservativen eine Einbuße von 314 Stimmen er litten, wahrend die Liberalen eine Zunahme von 290 Stimmen auizuweiscn haben. Zugleich stellt sich die Mehrheit, mit welcher Trevclvan gewählt ist, ans 1401 Stimmen, d. >. fast das Doppelte der Mehrheit seines Vorgängers. Die Gladstvnianer haben ein um so größeres Recht, zu triumphircn, als die Konservativen den Sitz heiß umstritten und alle Kraft ausgebotcn batten, um Trevelvan ans dem Parlament fern zu halten. , hat Vst Bill, betreffend weist« versuche rmn ^ - . Haues eines Tunnels unter dem Kanal, mit 1K8 gegen ^07 Stimmen abgelehnt. Die Regierung hat sich gegen die Bill ausgesprochen. — Sämmtliche Artikel der irischen Landbill wurde» erledigt. Der Artikel, wonach die mit der Pachtaelverzahluna rück ständigen Pächter für insolvent erklärt werden sollten, Idar von der Regierung fallen gelassen. Im unterhame fragte der Irländer M. Ncdmond den Chef der Admiralität, ob es Thatsache sei, daß rin deutscher Prinz. Lud wig von Battenberg, über die Köpfe von 30 britischen Offizieren hinweg zum Befehlshaber von Ihrer Majestät Schiff „Dreadnought" ernannt worden let, und wenn sn, welche Besähigunqen dieser Prinz besitze, daß er Offizieren von längerer Dienstzeit voraezogen werde. Loid G. Hamilton antwortete, der Prinz sei noch nicht zum Befehlshaber des „Dreadnought" emannt, aber seine Ernennung dazu werde wahrscheinlich erfolgen. Nach einer Prüfung derZeng- nisse sener Offiziere, die sür de» Posten wählbar seien, habe er ge sunden, daß Prinz Ludwig krast seiner Erfahrung und lange» Dienstzeit der tauglichste Offizier dafür sei. Pickcrsgill (radikal) kündigte hieraus au. er würde, falls Prinz Ludwig zum Komman deur des „Dreadnought" ernannt werde, bei, Antrag stelle», daß sein Gehalt gestrichen werde. Aus Malta wird unterm 2. ds. gemeldet, daß dort nach amt licher Feststellung in den vorausgegangenen 30 Stunden zwei Per sonen an asiatischer Cholera gestorben sind. London. Alle Aerztc der englische» Armee erhielten ein Papier zugesandt, das drei Fragen zur Beantwortung enthielt, welche Titulatur ihnen am meisten kviivcnire: 1. Arzt mit Hmzu- sügung der betreffenden Klasse: 2. Arzt und Colonel, Arzt und Major re.; 3. Arzt-Colonel. Arzt-Major, Arzt-Capitän rc. Die Mehrzahl der Acute beliebte den einfachen Titel „Arzt" mit Hin- znsüaung der bertcssenden Klasse. — 234 Kunstschulen sind auf der Ausstellung vertreten, die in South Keusington eröffnet wurde. Textil- und Manusakturbranchcn stellen das größte Cvntingent. Das „Echo" knüpft hieran folgende Bemerkung: Wenn ein verhältniß- müßig armes Volk wie das deutsche allein 70,000 Pid. St. sür tech nische und Zcicbenabtheilungen in Straßburg spendet, in der Ab sicht, mit den hiermit erzielten Resultaten in die Concurrenz auf dem Weltniarkt emzutreten, so dürste cs bald nicht mehr hinter anderen Nationen zurückslchcii. — Ein Eisenbahnunglück, bei welchem 30 Personen verletzt wurden, ereignete sich am Montag bei Newcastle-on-Thnr. Tnrch die Auffahrt leerer Wagen auf ei nen Personeiizug kamen 9 Wagen des letzteren aus den Schienen. Die Verletzten würden in das in der Nähe befindliche Newcastlcr Spital überführt, — Am 22. Juni d. I. wurde eine Arbeiterin unter ganz eigenthümlichen Umständen ermordet aufgcsundcn. Als dieselbe um 11 Uhr früh ihre Zimmerthürc noch nicht geöffnet hatte, erbrachen die Nachbar» das Schloß und fanden das junge Mäd chen vollständig entkleidet und mit aufgelöstem Haar auf ihrem Bett liegend. Der Arzt konstatirte, daß das Mädchen durch einen Schlag auf den Kops mit einem scharfen eisernen Instrument gc- tödtei worden sei. Außerdem war aber das Gesicht, der Hals nnd die Brust des Mädchens vollständig »nt Vitriol verbrannt. Hinter dem Bett der Ermorvcten lag ein >unger Arbeiter, welcher dasselbe Hans bewohnt, bewußtlos. Auch er halte de» Mund und das Gesicht von Vitriol verbrannt und entstellt. Die Vitriolflasche, welche im Zimmer gesunden wurde, war Eigentyuni des iungen Mannes, welcher Vitriol zu seinem Handwerke (er ist Tischler und Polier) braucht. Er wurde des Mordes und der Vergewaltigung angeklagt. In der am Montag und Dienstag stattgefundcncn Ge- schworenenverhandlung bestund der Angeklagte aus seine bisher betheucrtc Unschuld. Ec sagte aus: Er sei von zwei Männern in seinem Zimmer übcrsalle» und mit Vitriol begossen worden. Mehr wisse er nicht, da ihm im Moment des Uederialles die Besinnung verlassen habe. Demnach hätten die beiden Männer, welche den Arbeiter überfiele», vorher erst das Mädchen getödtet, und um den Verdacht abzulenken, den Arbeiter besinnungslos gemacht und in das Zimmer der Ermordeten gebracht. Ter Angeklagte wurde, trotz aller Bctheuernng seiner Unichuld, zum Tode durch den Strang vcrurtlrcilt. Rußland. Tie Aussührnug des kaiserlichen Ukascs bvni 14. März 1887 ist rascher erfolgt als man geglaubt hatte. Ter „Oberichl. Anz." in Natibor ist in der Lage, eine Zuschrift des Most-Amtes im Bendziner Kreise an sämmtliche Direktoren. Berg- iuspcktorcn. Gutsvcrwalter, Fabrikdirigeiilcii, Wcrkvorslchcr rc., welche ausländische Untcrlhaucn sind, mitziithcilc», welche dieser Tage den Vetheiligten zugcstellt ist. Sie lautet: „Durch aus drücklichen aller höchsten Ukas Sr. Kaiser!. Maj. ist ausländische» Untcrthanen das Verwalten von unbeweglichem Eigeuthum in nicht städtischen Ortschaften i» ihrer Eigenschast als Bevollmächtigte oder Verwalter untersagt worden. Auf Grund erhaltenen Auftrags übersende ich anbei einen vvrae richteten Revers dahin, daß Sie sich damit erklären, vom heutigen Tage sich nicht als disponirendcn über daS unbewegliche Eigen»»»» der (Angabe der Besitzer der Werke, Güter, Gruben, Fabriken re.) bekenne» werden, nnd ersuche Sic, diesen Revers mit Ihrer Unterschritt zu versehen nnd mir solchen in möglichst kurzer Zeit zurückzusenden, wobei ich Sie warne, daß im Falle ich wahrnehmen sollte, daß Sie den allerhöchsten Ukas übertreten würde», es meine Pflicht sein wird, darüber ein Proto koll anfznnehmcn und solches der Behörde zuznstcllen. Gemeinde Wojt (Unterschrift), Gememdcschrciber (Unterschrift)." Tie Trag weite dieser Maßnahmen und die weitere» Folgen, bemerkt dazu der „Oberichl. Anz.", sind nicht adzusehe» und unberechenbar. Selbstverständlich werden sich diese Herren aller weiteren Disposi tionell enthalten, nnd obwohl bereits viele von ihnen ihre Aufnahme in den russischen Unterthmieiiverband beantragt haben, so dürste doch wohl eine geraume Zeit vergehen, bevor diese Anträge erledigt sei» werden. Ersatz an Beamten aus russischen Kreisen ist nicht vorhanden und es dürsten sich daraus auch viele Unzuträglichkeiten ergeben, da sich etwa vorhandener Ersatz wohl nicht lüc jede Branche gnalisizircn würde. Eine Einstellung des Betriebs »lancher Fabriken oder Merke und Gruben macht Tausende von Arbeitern erwerbslos nnd verursacht den Besitzern Schaden, der nicht nach Tausenden, sonder» nach Millionen veranschlagt werden kann. Und doch muß man gestehe», daß die Ausweisungen der Ausländer in Preußen dm Anstoß hierzu gegeben habe». (Nach einem aus Warschau zugegaugencu Telegramm bringt der „Kuryer Warzawsky" die Meldung, daß die schon vor zwei Monaten erlassene Verfügung über Entfernung der Ausländer aus wichtigeren Stellungen, wie verlautöt, aufgehoben sein soll. Die Bestätigung wird avzuwarten sei». Bulgarien. Der blauen Donau mag dieser Tage schon zu Mnthe gewesen sein, als sollte sie die Atolle des Rubikon spielen, es bleibt ihr jedoch dieicr Ruhm erspart: denn ein Telegramm aus Wien meldet kurz und bündig; „Die Gerüchte über die Abreise des Prinzen Ferdinand von Coburg bestätigen sich vorerst noch nicht," Wenn man geneigt ist. das „vorerst" in unserem Telegramm für überflüssig zu halten, dürfte man, wenn die Berichte über die Vor gänge in Wie» am Montag zuverlässig sind, wohl das Richtige treffen. Am Montan Vormittag trai der bulgarische Minister des Auswärtigen, Herr Natichewiisch in Wien ein und begab sich so gleich nach dem Palais Coburg, wo er eine längere Unterredung mit dem Prinzen hatte. Daß er Alles aufgeboten bat. den Prinzen Unniven benutzen tvollvm, um in da» Land einjltdkksta«^ MVtff- stand sei beinahe niedergeschlagen, und die Rebellen sollten tn ihre Heimath zurückkehren. Diese Darstellung entspricht wohl nicht der Wirklichkeit, und cS heißt auch wieder einmal, das; zwischen den Truppen des Emirs nnler dem Befehle Ghvdam Hhdcr Khan und den Ghilzais eine „regelrechte Schlacht" stattgefundcn habe, in welcher Äeirätherci verübt und die Truppen des Emirs 0 Kanonen verloren hätten. Die Straße zwischen Kabul und Kandahar ist gesperrt. zu dem Entschlüsse zu bewegen, sogleich nach Bulgarien zu kommen, tcht wohl außer Frage, nachdem die Regentschaft i» Sofia so zu versichtlich dessen Ankunst angckündigt hat. Ob der Coburger irgendwelche Zusage gemacht hat, wird »ich! gemeldet, ist aber wahrscheinlich, da sonst die Gerüchte von seiner schon ersolgten Ab reise auch nicht die geringste Unterlage gehabt hätten. Diploma tische Einflüsse scheinen inzwischen einen etwaigen Entschluß erschüttert zu habe». Am Montag Vormittag ward bei» Prinzen eine Note der Pforte zugestellt, des Inhalts, daß die Psvrle es mit Bedauern sehen würde, wenn der Prinz irgend eine Ucbereilnng beginge und ohne die vorherige Zustimmung aller Mächte sich nach Bulgarien begeben würde. Eine ähnliche Abmahnung soll er auch non dem italienischen Botschafter, Ritter Nigra, erhallen haben, und zwar nicht nur im Namen Italiens, soudcrn auch Englands und Deutsch lands, mit deren Botschaftern Nigra kurz vor seiner Unterhaltung mit dem Prinzen eine Unterredung gehabt hat. Am Nachmittag uchte der türkische Botschafter Sadullah Pascha den Prinzen vcr- önlich auf, um durch mündliche Vorstellungen die Note der Pforte zu unterstütze». So lauten die Berichte der Wiener Blätter über die Einwirkung der Diplomatie auf den Prinzen. Ihre Richtigkeit vorausgesetzt, ist rS erklärlich, daß sic nicht vergebens war. Kurz, der Prinz reiste nicht; dagegen haben Natschewitsch und Stransky noch am Montag spät Abends die Rückreise angetrete». Afghanistan. Trotz der englisch-russischen Verständigung über die Nordgrenzc Afahanistan's scheint die Lage des Emirs immer schwieriger zu werden. Derselbe hat im Bazar von Kanda har eine Proklamation anschlaaen lassen, in welcher er seinen Untcr- thanen mittheilt, daß die Engländer 0 Infanterie-Divisionen bereit halten, um ihm gegen seine inneren Feinde Hilfe zu bringen; er (der Emir) werde aber mit diesen auch ohne die Engländer fertig werden, doch blieben dieselben in Bereitschaft, falls die Russen die Aeutlletou. st Wie man einen ans der Fremde heimkehrenden Liebling mit offenen Armen zu empfangen und in jeder Weise anszuzeichnen vfleat, bcgrüßle ein zahlreiches und dislinguirles Auditorium — der Vorstellung wohnten auch beide Majestäten bis zum Schluß bei — vorgestern daS Wledererscheinen der Snllivan'schen Burlesk- Over„Der Mikado" aus der Rcsidenziheater-Bühne. Das Werk, an welchem Alles graziös, liebenswürdig und farbenprächtig ist, Musik, Libretto, Ausstattung und Darstellung, wurde mit einer Wärme und Herzlichkeit ausgenommen, die so übersprudelnd nur i» seltenen Fällen zum Ausdruck gelangen nnd die bisher keiner Operette in so hohem und reichem Maße zn Theil geworden sind. Und der „Mikado" verdient diese außergewöhnliche Auszeichnung und Anerkennung voll und ganz. In seinen Weisen weht cm ei- genthttinlicher Reiz und Zauber, die überall dieselbe sessclnde Wir kling erzenal habe» und denen sich Niemand enlziehen kann, dem Sinn und Geschmack für das musikalisch Schöne verliehen ist. Der nie verstechende Fluß der Erfindung, die Grazie und Vornehmheit der Form nnd die Originalität des NvthiinlS wirken hier gleich be strickend im einfachen Liede und Couplet, wie in den schönen, immer packenden und sein colvrirten mehrstiinmigen Gelängen und En sembles. Nuiiiniern wie das Austristslicd des Ranki-Pnh, der Dreigciang der Mündeln Ko-Kos, das Lied der Pnm-Aum, das Madrigal »nd das Quintett des 2. Aktes verdienen unter die aus gesuchten Feinheiten der komischen Oper classifizirt zn werden. Näcdstdem falle» die Chöre durch ihre Zartheit und Poesie der Melodie und Subtilität der musikalischen Arbeit am. Nirgends ist eS hier auf einen billige» oder landlänsigen Effekt oder Schlager abgesehen und zugeipitzt: vornehin und originell concipirt, sind sie mit seltener Feinheit bis in die kleinsten Einzelheiten durchgear beitet und passen sich in der Färbung und Behandlung immer der Situation an. So schön und edel, wie sie emvfnndcn sind, so vollkommen werden sie vom Chorpcrional zum Ausdruck gebracht. Der Chor, der namentlich bet reisende» Truppen sonst immer ein wunder Fleck zu sein Pflegt, hier ist er ein Hauptfaktor des Ganzen. Würde man ihn in scmer Sonderheit schwächen und die instru mentale Begleitung in weniger vollkommener Weise als dies von der Büchner scheu Kapelle acichiehl. ausstihren lassen, das ganze Werk würde nicht mehr dasselbe nnd der Erfolg ein absolut gerin gerer sei». Dem Allen voran steht nun noch die wirklich vorzüg liche, sich in einem Guß vollziehende Solo- und Enseinblc-Dar- slellung der Hauptfiguren des Stückes. Laß verschiedene der Solisten das Werk einige hundert Male, der Darsteller des Ko-Ko sogar einige tausend Male interprctirt haben, will nichts sagen, denn gerade dieser Umstand müßte eigentlich ein gewohnheitsmäßi ges Herableiern der Sache zur natürlichen Folge haben — hier ist cs aber umgekehrt. Es wird im Verein mit der großen Routine nnd dem zu Fleisch nnd Blut gewordenen Ganzen und Einzelnen des Inhalts mit einer Frische und einem Elan gespielt, als ob cs sich um eine Premiere handle und das ist ein neuer Rciz und Vorzug der Earte'ichen Operntruppe. Der Matador der Situation ist David Fisher als Oberhrnhenkersknccht; er ist außerordentlich komisch und originell. Sein oster starkes Aufträgen — er malt satt immer mit dem Dekorationspinsel — liegt in dem englischen Tempecamcnt und den englische» Lebensgewohnheiten, die eine viel wcitergrei- sende Freiheit der Darstellung, des Griffels und der Feder vertra gen als die der anderen Nationen. Die Art und Weise wie Fisher keinen Ko-Ko singt nnd spielt, erzeugt eine außergewöhnlich pikante nnd besonders drastische Wirkung, der man allerdings nicht immer beipflichtcn kann, die aber trotz alledem niemals das „Sliolcing" in Frage zieht. Das Kleeblatt: Nnm-Pum, Pitti-Sing und Piep- Bo ist allerliebst zusanimengestellt und bildet ein charmantes, lie benswürdiges Trifolium von unschuldiger weiblicher Ausgelassen heit. Ein wenig zurück steht der Tenor der Truppe, Herr Hildcs- leh als Nanki-Puh. Er verfügt zwar über ausgiebige Stimmmittel von ftimpathiichem Klange, die einer Partie wie der seiiiigcn voll ständig genügen, aber er wendet diese Mittel nicht immer praktisch und zweckentsprechend an. Vor allem Anderen ist ihm beim Singen seine Nase un Wege — er benutzt diese, jedenfalls in der begrun- deten Uebcrzcugimg. daß sie einen wirklichen integrircndcn Theil seines Gesichts bildet, statt ausschließlich zum Riechen stellenweise zum Jntoniren und geräth io, mitten im vol errnto, in die Nasal- töuc. Die übrigen Darsteller: Fräulein Maxwell als Katisha und die Herren Marchmont nnd Fmmio als Pis -Tust; und Pnh-Bah sägen sich dem Ensemble in würdiger Weise. Nicht ganz dasselbe läßt sich von Herrn Morris als Mikado sagen: er ist stimmlich schwach und seine Komik wirkt nicht recht. Tic Pracht nnd Origi nalität der Costümc, Dekoration und Ncgnisiten lassen Nichts zu wünschen übrig. Die Vorstellung kann als ein wirklich packender »nd fesselnder Kunstgenuß ohne Rückhalt warm cmpsvlflcn werden. Herr m ann Starckc. -ß Im Kgl. Hostheatcr (Altstadt) geht heute „M erli n" in der bisherigen Besetzung in Scene. Für Sonntag ist „Tannhäuser" mit einem Bremer Gast. Herrn Nebuirhka, angcsctzt, welcher die Partie des Landgrafen singen wird. Die neuen Versuche, einen geeigneten Bassisten zu finden, geben der Befürchtung Raum, daß sich der Gesundheitszustand des Herrn Jost leider noch nicht ge bessert hat. -ß Im Lause des nächsten Monats soll Shakespeares „Verlo rene Liebesmühe" im Kgl. Hosthcaier in Scene gehen. Die Rollen sind bereits bcrthcilt. -j- Residenz Theater. Der außerordentliche Erfolg, mit welchem die Vorstellungen des „Mikado" eröffnet worden sind, und die zahlreichen Vormerkungen bis zum Anfangs Projekt»»» Schluffe der Saison, haben die Direktion veranlaßt, ein Arrange ment zu treffen, welches eine Verlängerung des Mikado-Gastspiels sür die nächste Woche gestattet. s Der bekannte Leiter des Theaters in Straßburg, Herr Alexander Hehler, ist als technischer Direktor für das Deutsche Theater in Berlin ciigagirt worden. st Zur Zeit der Sommerfrische, wo der Städter Straßenstanb, Straßcnlttrm und Trottoirglnthhitze gern einmal cintanscht gegen kühlende Höhenluft und nervenstärkende Bade- und Sceknrcn, da regt auch in den städtischen Kunsttempeln die Muse ihre ermüde ten Schwingen und sucht sich hinaus zn flüchten unter Menschen, die ihr eine freundliche Stätte gewähren. So hält sie alljährlich auch auf dem Weißen Husch „die erste Rast". Wer kennt sie nicht, die „Reunion, geselliger Verein Weißer Hirsch und Obcr-Lvsch- wrtz"! Das ani Mittwoch im Knrhaiüe stattfindcnde Eoncert war von Soinmcrfrischlern sehr zahlreich besucht, »nd wer in der Erwar tung guter künstlcristhcr Äcnüssc gekommen war. kehrte heim mit der Befriedigung Bestes und Vorzüglichstes empfangen zu haben. Durch ihre edle sympathische Altstnmnc mit selten ausgeprägter Höhe nnd Tic» von gleicher Schönheit erwarb sich Frl. Aocle Lindau reichen und verdienten Biefall Auch ihre von gutem Ge schmack geleitete Vortragsweise fand allsestige Anerkennung Alls routinirler Cvncertsttngcr dvkiimcntirtc sich alsdann Herr Hugo Koppel. Anfangs stimmlich ein wenig indisponirt, kam aber doch erfreulicher Weise im Weiteren seine schöne Baritvnstinimc zur vollen Geltung. Ganz prächtig gelang ihm „Ans Deinen Augen fließen meine Lieder" von Nies nnd ans Grund seines ihm eigenen Humors „Das Orakel" von Mehcr-Helmimd. Wer Herr» Koppel nach seiner musikalischen Seite kennen lernt, findet bald den Musi« ker „durch und durch". Er ist nicht nur ein feinfühliger Liedcr- sünger, sondern auch ein ganz talentvoller AngenblickSlredcrkampo- nist, sowie am Clavier ein virtuoser Interpret berühmter Meister. In seiner letzteren Eigenschaft rief er geradezu Entzücken hervor. Dankbare Anerkennung für ihre künstlerischen Leistungen saridcn ferner Frl. Frieda v. Triller, vom Stadtlheatcr in Osnabrück, durch einige heitere, wohlgelungcne Deklamationen, sowie Herr Schwarz als Flötist, dessen große Virtuosität und künstlerische Ausbildung Bcwnndernng erregte. IR * Aus Mailand wird geschrieben: Vor einigen Tagen wurde in Catania ei» brutaler Mädchenranb ansgestihrt. Mutter und Tochter wollten zur Kirche. Plötzlich wurden Beide von Un bekannten anaesallcn, die Mutter zu Boden geworfen, die Tochter in eine bercitstchende Chaise geschleppt und in Carrivre dcwonge- führt. Der Thtttcr konnte man bis jetzt nicht habhast werden, doch hat sich der Verdacht ans rincn Anbeter des Mädchens gelenkt, zn welchem dasselbe aber keine Neigung zeigte. Die Familie des Mädchens soll sehr wohlhabend sein