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kk a erhielt Graf Herbert BI-ma»S, während er aus der naen war, eine Depesche aus FrirdrichSmh, welche dorchin be«rf. Anscheinend hat an diese Thatsache daS jetzt tirte Gerücht angesrtzt, welche- ihn m,t einer Mission nach "urg betraute. Getreidezoll-Commission des Reichstags sind bei der Abstimmung über die Zölle auf Weilen, Rungen und Haser sowohl hie Hübe der Regierungsvorlage, als alle AbandernngSantrtiae ver worfen worden. ES geschah dies dadurch, daß für den Entwurf sich beim Weizen nur N. beim Roggen nur 10 unter 28 Stimmen erklärten. beim Hafer sogar nur 8 unter 28 — hier allerdings, weil einige sonstige Anhänger der Vorlage den Halerroll zu niedrig bemessen finden —, und datz dann die Anhänger der Vorlage sich mit den Gegnern jeder Zvllerhöhung zur Verwerfung der sogenannten AermittelungS - Anträge vereinig ten. Kur diese wurde» beim Weizen und Nogae» 6 «sp. k Stimmen abgegeben; hätten die Anhänger der Reaie- nwgSvorlage die ihrigen »nt dielen vereinigt. Io wären die Air- träge auf eine geringere Erhöhung als die des Entwurfes mit 17 «iv. mit 1b Stimme» unter 28 Stimmen aiigenomlne» worden. Wenigstens ist jetzt einige Aussicht, datz der Vollreichstag die Zollsätze nicht in der ganze» voracjchlageneii Höhe annimmt. Die Vorlage wegen Einsührung der deutschen Gewerbeordnung in Elsaß-Lothringen will bei dieser Maßregel einige Ausiiahnle,, Vorbehalten: «S sollen die Bestimmungen der — iranzösische» — LandeSgesetze vorläufig noch in Kraft bleiben betreffs der soge nannte» Prcbgewerbe (Buchiruck, Vuchhaiidet rc.), der Theacer- pvllzci, der Schlikßinig vo» Wirlhschastcn und der össentliche» Vcr- steigeru»aen. Der letztere Vorbehalt wird damit gerechtfertigt, daß in Elsaß-Lothringen durchweg ösfentiiche Versteigerungen nur durch Beamte vvrgenvnirne» werden dürfen: im klebrigen beruhen die Ausnahmen auf, wie die Motivirung sich ansdrückt, „slaalS- polizc>licheii Gründen", welche man nach den Erfahrungen, die bei den Reichötagswahlen vom Februar in Elsaß-Lothringen geinncht wurden, kaum ansechtcn wird. ES fällt übrigens bei der Vec- zleichung der dnnach in Effaß-Lothiinge» borläusig beizubehatlenden ranzösischen Gesetze aut, um wieviel sreiheillicher die deulichcil sind: die sranzösilche Gesetzgebung ist für die deutsche Regierung »ur Niederhaltmig französischer Bestrebungen brauchbarer, als die deutschen Gesetze. Einige Theile der Reichs - Gewerbevrdnung gelten schon seht in Elsaß-Lothringen: bei der volllländlge» En>- führung derselben wild eine weienkliche Veränderuiig hinsichtlich ves Arbeitcrlchiitzes bewiclt werde», insbesondere betreffs der Veichrs- tianng von Kinder» und jugendlichen Arbeitern. Kinder düricn »n Rcichslandc gesetzlich schon vom achte» Jahre an i» Fabriken be schäftigt werden. Die dcntiche Verwaltung hat dies allerdings thatiachlich schon bisher Io weit geändert, daß das zwöltte Jahr wie im übrige» Dentlchlnnd der AiifangStermin der Arbeit m Fabriken ist. Aber während bei uns Kinder von 12 bis 14 Jahren nur sechs und jugendliche Arbeiter vo» ll bis 10 Jahren nur 10 Stunden täglich arbeite» dünen, ist für beide Kategorien in C'ffai;- Lolhringeil das Maximum ein zwölistüiidigeS. Die Einführung der Gewerbeordiuing in Elsaß-Loihringen durch bas NcichSgewtz enliprichl der schon in der vorigen Session durch eine ähnliche Maßregel — betreffs der Ernenn»»» der Bürgermeister — bekundete» Absicht, der Verschmelzung dcS Ländchens mit Tculichlond nicht weiter durch den Laiidesansschuß tendenziösen Widerstand entgegensetzen za lassen. Seitdem hat die Mehrheit der Bevölkerung der Stadt Straßburg durch die Wahl eines Reichstags-Abgeordneten, welcher de» Muih hat, sich einer der altdcnlichcn Parteien anzuschließen, den Rücktritt von der Protest-Politik bekundet. Dieses Beispiel wird in Elsaß-Lothringen mit der Zeit Nachtläge finden, wenn man sich dort immer mebr überzeugt, daß wir keineswegs ungeduldig daraus harren, sondern eö in Gelassenheit nhwarten können; und dies wird der Fall sein, wenn man dabei bleibt, wichtige geieygebe- rücde Maßnahmen für Elsaß-Lothringen mit Lcni Reichstag durch- zmührcii, dem Landcsanöscluiß rhatsächlich die Stellung eines Pro- Vmzial-Landtages anzuweiie», vo» dessen Wohl- oder Uebelivotlen die eliaß-lvlhringiichr »(cgierniig nicht abhängig ist. Als Douceur des Ejarcn ist den Berliner Schutzleuten, welche bei der Ankunst des russische» Kaisers an der Lpatierbltdung be- Iheitial waren, je 3 Mk. ausgezahtt worden. Ai» Dienstag gegen Schluß der Vorlesungen im orientalischen Seminar besuchten eme größere Anzahl Mitglieder des Reichstags unter Führung des Präsidiums, an seiner Spitze Herr v. Wedell- Piesdors, diese Neuschöpsiing des Reiches und Preußens. Der Leiter des Instituts, Herr Professor Sachau, cinpfiiig die Herrschaf ten und übernahm ihre Führung durch die Räume. Am Schlüsse der Besichtigung und nachdem auch der sehr interessante» Biblio thek eingehende Würdigung zu Thell geworden, fand »i dem Hör sale des Seminars eine Vorstellung des geiominien Lchrpersvnals statt, die sich um so feierlicher gestallete, als die srembländischen Lehrer, namentlich die chinesischen Lektoren »nd der arabische Echeith, in ihren Festgcwandcrn erschiene» waren. Herr v. Wedcll-PieSdors nahm hier Gelegenheit, der herzlichen Freude des Reichstages dar über Ausdruck zu geben, daß das Institut, an dessen Entstehung der Reichstag so bedeutenden Aiilheil habe, nntcr viel versprechen den Aussichten in s Leben getreten sei, und daran die srenndlichsle» Wünsche für das weitere Gedeihen zu kiiüpsen. Bei Oichcröleben hat sich die Fürstin Ehakowskoy, die sich mit ihrem Gemahl auf der Rückreise von Genf »ach Moskau befand, aus einem Wage» l. Elaste hcraiisgestürzt. cmgebtich, weil ihr Ge mahl geisteskrank ist und Spuren seines Leidens sich wieder ein stellten. Tic Fürstin wurde dem Kraickenhause in Magdeburg so fort übergeben. Die deutsche Brigg ,,Johann Friedrich", von Griinsb» nach Stettin unterwegs, ist bei Lyngby gescheitert. Das Schiff ist ein gänzliches Wrack geworden und die Ladung wird ans Land ge willt. Nur zwei Mitglieder der Mannschaft wurden gerettet: der Kapitän und die übrige» sind ertrunken. Oesterreich. Der bekannte jüdische Vorstand des amtlichen Preßburraus des Statthalters in Böhmen, der allen Dcntiche» in tiefster Seele verhaßte Joseph Grat, klagte gegen den veranliovrl- lichen Redakteur der „Deutschen Gewerbe-Zeitung" in Wien, Joseph Holzwart, wegen Ehrcnbcieidigilng, weil er ihn im Blatte „Oberichmock" genannt hat. Ter Angeklagte wurde jedoch init toigender Begründung frcigciprvchen: Der Ausdruck „Schmock" lei keine Beleidigung, ivudcrn die typisch gewordene Bezeichnung eines Journalisten, wie ihn Freptag in leinem Lustspiele charaklcrisirt. Freytag's Scbmock sei durchaus kein ehr- oder charakterloser Meirich, sondern em Jounialist »i untergeordneter Stellung, der sich eine Wichtigkeit beilegt, die ihm nicht zilkocumt, und dadurch Heiterkeit Hervorrust. Bedeute nun der Ausdruck „Schmock" an sich kem Schimpfwort, so könne auch eine solche Bedeutung dem Worte „Oberschmock" nicht beigelcgt werden. Der Wasserspiegel der Stadtbadguelle in Teplitz ist ain 6. d. neuerdings und »war bis jetzt im Ganzen um 358 Eentimctcr ge sunken. Bisher genügen immer noch die im Quellcnschacht vor handenen Wasserhebevorrichtiiiigen; es wird jedoch das Sinken des Wassers noch um ca. 3 Meter abgcwartet werden und wird ein zweites Saugwerk zur Waffcrhebeincffchine angeietzt werden müsse». Dieses Saugwerk bestand bereits früher, mußte aber seinerzeit wegen der immer mehr zunehmenden Steigung des WassettmegelS der Thermalquelle aus den, Schachte entfernt werden. Der Bäder- betcleb ist nach wie vor ungestört. Ungarn lieber das Stadium der Handelsvertrags-Verhand lungen mit Tcutschlaiid und Italien sagte im Neichsralhc der Staats-Sekretär Matlekovic, daß i» diesem Augenblicke beide Bei träge der Unterfertig»»;; io nahe gekommen sind, daß sie vielleicht bereits unterschrieben sind. Er sage nicht, daß sie schon mitmchrie- ben seien, doch könne dies bereits in diesem Augeiiblukc geschehen sein. Deutschland gegenüber bleibe das bisherige Berbültnib der Meistbegünstigung iortbestehen; mit Italien hingegen werde ein Tarifvertrag geschlossen, welcher sich ans alle jene wichtigen Artikel erstrecke» wird, die gegenwärtig für Ungarn gebunden sind und nach dem bisherigen Verkehr derselben mehr als hundert Millionen rrprä- sentiren; es könne gesagt werden, dah der Abschluß des italieiiischcn Vertrages tür Ungarn vorthcilhciit sein wird. Was die Regierung Deutschland gegenüber zu thnn gedenke, das ist eine ziemlich heikle Frage. Die Intention ist auch seitens der deutschen Regierung, oaß mit der gegenwärtigen provisorischen Convention die Regelung der Handelsbeziehungen nicht definitiv abgeschlossen werde, den» auch oort ist die Absicht vorhanden, daß endlich eine Grundlage zur definitiven Regelung der Handelsbeziehungen geschlossen werbe. Daß die deutsche Negierung'dies jetzt noch nicht lhun konnte, ist eben die Folge jener Agrar-Tendenz, welche in Deutschland die Er höhung der Getreidezölle forderte. Doch ist cS wahrscheinlich und mehr könne er im Augenblicke nickt sagen, daß die definitiven Ver handlungen mit Deutschland erst in Zukunft folgen weiden. Frankreich. In der Unterredung mit Clcmenceau hob der Präsident Saki Carnot die Nothwendigkeit einer Vereinigung aller Republikaner hervor, zunächst, um dem AnSlande zu zeigen, daß die Republikaner sich zu verständigen wüßten, und sodann, um ein klares m,d ehrliches Budget aukzustellen. Clcmenceau sprach sich zu den von dem Präsidenten entwickelten allgemeinen Ansichten rustirn- mend auS. Letzterer empfing sodann Johann Ribot und andere politische Persönlichkeiten. Die Radikale» verlange» dringend die unverzügliche Begnadi gung der vor zwei Jahren wegen Ermordung des Direktors des Bergwerks in Decazeville vernrtheilte» vier Bergleute, sowie die Absetzung des Generals Saussier. Derielbe hatte nämlich treffliche Maliregeln zur sosortigen Niederschlagung eines etwaigen Vvlksaui- stanvcs in Paris getrosten. Auch hat General Sauisier noch nicht dem Verlangen der Radikalen euliprochk», gegen den Mißbrauch seines NamenS von Selten der Monarchisten als Präsidciilschalts- kandidot rn protcsllre». Man darf nnnehmcn, daß der Kriegsinini- sler den Gencralaouverneur von Paris bis jetzt noch nicht autorisirt hat, eine bezügliche Erklärung zu veröffentlichen, die auch keines wegs nothwendig ist. da General Saussier bekanntlich vorher gegen die Ausstellung seiner Kandidatur protestirt hatte. Im Jahre 1800 aerieth Napoleon III., um die einslußreiche Familie Carnot sür sich zu gewinnen, aus den Gedanke», die Ge beine Enrnot'ö von Maadcbnlg nach Paris bringen und dort mit großer Feierlichkeit beisetzen zu lasse». Durch ein Mitglied der srainösiichen Botschaft in Berlin wurden im Auftrag des Kaisers in Magdeburg die »öthige» Erhebungen gepflogen, um eintretendc» Falls die Erlaub,,iß zur Ausgrabung der Leiche zu sichern. Dre Magdeburger Stadtbchörde willigte ein, aber nicht ohne beiznsngcn, daß sie die Asche des großen Tobten bisher zu ehren gewußt hätte, indem sie ihm eine Grabstätte sür ewige Zeiten bewilligte und sorgsam unterhalten und Pflegen ließ, wie auch der Augenschein lehrte. Bei der Faniilic Ccirnot kam aber der Kaiser schlecht an, als er um die Etlanbiiiß zur ttebettührung der Leiche bitten ließ; sie verbal sich ernstlich jede posthume Apotheose, deren Zweck ja »ur allzu ersichtlich war. So blieb den» Earnot, der Großvater des neuen Präsidenten, ruhig in seinem stillen, bescheidenen Grabe auf deutscher Erde, im Friedhöfe zu Magdeburg. Paris. Zivei weit über die Grenzen Frankreichs bekannte Männer sind am Montag gestorben: der Maler Philippe Rousseau und der langjährige englische Gesandte i» Paris Lord Lyons. M. Ruiistecm war Schäler vo» Gros und Berlin: seine zahlreichen Natnrstndien und Thiecmalcreien haben ihm einen europäische» Ruf ciilgcbracht. Er starb ans seinem Landsitze in Acquigny im Alter von 71 Jahre». Lord Lyons hat eine lange glorreiche diplomatische Karriere ducchlausen. Er wurde als der Sohn des englischen Admi rals Edmund Lyons 1817 in Lymington geboren. Im Jqhre 1839 begann er in Athen seine diplomatische Laufbahn und das Jahr 1852 brachte ihn nlS Gesandtichasts-Attnchb »ach Dresden. Von hier ging er als erster Gelnndlichaslsickrelär nach Rom und dann als bevoll mächtigter Botschafter von England nach Neapel, Toskana, Washington. Konslantinopel und Paris. In der scanzösischen Metro pole vertrat er an 21 Jahre lang die Geschäfte seines Hilles. Während der Belagerung und Kommune in Paris thai er außer ordentlich viel Gutes und schützte alle Ausländer ohne Ausnahme, die seine Hilfe nnchsuchle», unter der mächtigen und reipAiirlen Flagge seiner Königin. Er starb an den Folgen ei»es Gebirnschlages. — Mr. Wilion hat die große Herrschair QneeMerr» in Schottland ge kauft und gedenkt sich, sobald es der Gang der Dinge erlaubt, dort hin zurückznziehen. — Adelina Palti gießt nächsten Freitag in der Komischen Oper ein Eonccrt zum Besten der lranzösiichen Spitäler »i London. Obgleich die Parqnetsitze 40 Fees, und die ersten Galcriesitze 25 >rcs. kosten, ist letzt schon das Hans total ausver- kanst. Man wird eine Einnahme vo» ca. 50,090 Fres. erzielen. Italien. Nach der „Jlalia" haben die uagarischen Pilger dem Papste nebst kostbare» Geschenken auch 800.M Gnlden in Baarem zurückgelaste». In Livorno wurde von de» Anarchisten der Versuch gemacht, das Pliiscclmgebäude in die Lust zu sprenge». Eine Dynamit bombe wurde durch ein Kcllerienster geworfen. Das Kellergewvlbe stürzte ein, ohne daß jedoch das Aebänve weitere» Schaden erlitten hatte. Auch wurden massenhaft anarchistische Placale an den Straßenecken aiigeheftet, welche mit neuen Attentaten drohen. England. Der „Standard" bringt einen Artikel über die Ziliommciiziehiiiig ruisischcr Truppen an der österreichischen Grenze, den er mit dem Bemerken schließt: Wir können ungeachtet aller Besorgnisse vor einer bevorstehenden Eollisioir nicht umhin, zu glauben, daß in der bekannte» Stärke und in den friedfertigen Ab sichten Deutschlands die sicherste Gewähr gegen eine Störung des europäischen Friedens zu finde» ist. Dänemark. Zu der wirlhichastlichen Rothlage, welche sich ur Folge der schlechte» Ernte in vielen Gegenden, besonders in Jüt land zeigt, gesellt sich jetzt der soeben erfolgte Erlaß eines deutschen Einsnhrvcrbotcs dänischer Schweine, welches der dänischen Land- wirthschast einen Schaden vo» 30 Millionen Kronen bringen wird. Dgß Deutschland die größte Veranlassung zur Vorsicht hat, kann nicht bezivenelt weiden. Die hier aus Schweden über Kopenhagen nach Amager veischleppte Krankbeit, die sich jetzt auch i» Hottens (Jätland) gezeigt hat, ist dieselbe Seuche, welche i» enierReihc von Jahren unler den Schweinen »i Nordamettka und England geivü- thet hat. sie wurde in Amerika gewöhnlich Schweine-Chvlern (Uox- «.Rolsrnl oder Sclnveinevest t8rvin«-?iab»s) und in England Schwcineficber (8rvi»e-Isc>ec>r oder lnteetionä-Uneumo-Iüntsnti») genannr. Diele höchst gefährliche Krankheit ist aus Schweden cin- anchleppt. In Dänemark ist sie Ende Oktober oder Anfang November zum Ausbruch gekommen, in Schweden war sie bereits, wie letzt seststeht, im Monat Juli. Tie Sache wurde dort aber verheimlicht und erst im Oktober, als die Pest in Schoonen ihre» epidemischen Charakter enthüllt hatte, ergriff die schwedische Regierung Abwchrmcißnahmen. Ungefähr zu derselben Zeit »itter- sagte Dänemark die Einfuhr von schwedischen Schweinen, aber da mals waren bereits erkrankte Thicre in Kopenhagen eingestihrt. In Dänemark ist der eigentliche Krankheitsherd die Insel Amager ge worden. Die dänische Regierung hat versucht, die Seuche cntt diesen Herd zu beschränken : es ist das leider nicht gelungen. Es wird der dänische» Regierung nicht ohne Grund zum Vorwurf gemacht, daß sic mit energischem Einschreiten viel zu lange gesäumt habe. Rußland. Aus Petersburg wird das vor Kurzem aufgctanchte Gerücht über ein versuchtes Dyilainitattentat aut den Czaren telegra phisch bestätigt; gleichzeitig werden interessante Details hierüber ge meldet. Unter der Kafferioge im Marienthealcr, welches der Ezar am häufigsten zu besuchen Pflegt, weil dort russische Over» und Ballets gegeben werde», fand man mehrere Pfund Dynamit. Es erging sofort ei» verscharrter Beseht wegen strengster Beaursichti- gnna der Theater. Auch wurde der dcyelbst stalionirtc Polizei-- meister durch den vom großen Theater ersetzt. Em kleines Bühnen- gelaß, welches an die ProsceniumSloac dcS Czarcn anstößt, wurde abgetragen. Durch die Wandvettchaluim desselben führten Drähte der elektrischen Beleuchtung, welcher sich die Attentäter bediene» wolllen, nm die Leitung zum Dynamit-Vorrath herzustellen. Wie so der Plan entdeckt wurde, ist nicht bekannt. Bulgarien. I» den diplomatische» Kreisen von Sofia macht ein Vorfall viel von sich reden. Der deutsche Vice-Kvnsnl, der in Abwesenheit Herrn v. Tiedemaim'S die Geschäfte leitet, be gegnete ans der Straße dem Fürsten Ferdinand. Obwohl Beide lehr nahe an einander vorübergingen, unterließ es der dentiche Ver treter. de» Fürsten zu grüßen. In Hoskreisen herrscht hierüber große Erregung. Afrika. Der französische Konsul in Zanzibar meldet, daß in Folge der Expedition Stanlcy's ein großer Krieg an den asrikani- ichen Binnensee» niisgebrochen sei, und wäre eS daher unniöglich, dem im Reiche Myoco besmdlichcn italienischen Reisenden Ecisati Hilfe zu brnigen. Amerika. In der Parteiveriammlimg (CmicuS) der demokra tischen Repräsentantenhaus-Mitglieder z» Washington kam cs zn einer Prügelei. Nachdem man sich über die Wiederwahl des Sprechers, des Secrrtärs und des Sergeant-al-Arms geeinigt hotte, kam die Wahl des Thürhüters zur Sprache. Breckeiiridge von Arkansas griff den Charakter des bisherigen Inhabers dieses Postens an, während Bliint vo» Florida ihn verthcidigte. Beide Redner wurden hitzig und kamen hart aneinander, wobei Breckcniidge bemerk!?, dnß Blimt ihm nnehreiihnste Motive znschrcihc. worauf Bliint seinen Gegner schlug und dafür eine schallende Ohrfeige erhielt. Nach dem die Freunde die Streitenden getrennt hatte» und die Ordnung wieder hcrgestellt worden war, baten die Krakehlcr um Entschuldi gung und reichten sich die Hände. Das Ergebniß war. daß der frühere Thürhütcr nicht wiedergcwählt wurde. Feuilleton. tz Ter Dilettanten-Orchester-Verein hielt vor gestern im Saale des Hotel de Saxe mit der Aiissnlnmg der Ouver türe zur „Heimkehr aus der Fremde" von Mendelssohn, einer Sere nade sür Streichinstrumente, op. I, von Th. Gcrlach und der Becthoven'ichcn D-llur-Sinivnie sein erstes diesjähriges Concert ab. Das lobcnSwerthe Streben des Vereins, klassische Orchester- musik mit Pietät und^ Hingebung zn pflegen »nd durch ernste, fleißige Probe» nnd Studien seinen Mitgliedern die Schönheiten und Reize der Meisterwerke zu erschließen, erzielt sichtlich und sühlbar'außer dem Nutzen de- unmittelbaren Verständnisse» der Klassiker «IN anerkennrnswertheS Zusammensplel. ein Ensemble, welches zum große» Tbeil vergessen läßt, daß ausschließlich dilettan tische Kröite den Bestand des Orchesters ausmachen. BemerkenS- werth hat sich namentlich das aus ca. 30 Herren bestehende Streich orchester vervollkommnet, dns delikat iinv sicher den technische» Schwierigkeiten gerecht z» werden strebt und Geschmack im Vor trag und in der Nuancirung in einer Art bekundet, die manchem VerusSorchesler in dein Grade nicht eigen ist. Tie genaniile» Werke wurden unter Leitung des Kgl. Musikdirektors Herrn Fr. Reichel abgerundet, mit Schwung und Feinheit wiedergegeben, besonders sem nuaueirt »nd »i den Emzelnheiten fertig gestellt ijelang die Älendels- iohn'sche Ouvertüre. Von der Gerlach scheu Serenade, die im Lause des Sommers in einem Belvedcre-Concert zur ersten Aus führung gelangte und bei dieser Gelegenheit gewürdigt wurde, gefiel besonders das Mn1,»,tci logr-ioi'u. der Adagio- und der letzte Latz. In der uunaugreicheli Arbeit läßt sich überall Fleiß und ernstes Streben konstcitire», die nach weiterer Läuterung der Ein gebuiig und Alisiühruna gewiß zn schönem Ziele sichren. Frl. Marie Medefind lang mit Orchcsterbcglcitung die große Arie aus „Semiramis" von Rossini und Lieder von Edm. Medesind nnd Rich. Wagner. Seitdem die junge, ans der Götze-Kotzebue'ichcn Schule bervorgegangenc Künstlerin hier nicht wieder niisgelrelc» ist, bat sie entschiedene Fortschritte gen,acht, die zn schönen Hvssnun- aen berechtigen. Ganz allerliebst korrekt in der Technik und zart fühlend im Vortrag spielte Frl. Nina v. Dox das Mcndelsiohii'iche Konclo biillrurt (op. 29) mit Orchcsterhegleitiing und Elcwiettoii von Chopin, Grieg und Lichinc. Teil große» Beisallsaittheil des Abends darf Frl. v. Dox sür diese hübschen Leistungen entschieden ür sich beanspruchen. H. St. 7 Die heutige Vorstellung des Lustspiels „Goldsl s ch e" im Kgl. Hrlltheater (Neustadt) muß wegen zweifacher Beschäftigung des Balletpersoncils schon uni '/-7 Uhr beginnen. -j- Eine der reizendsten komischen Opern, „Des Teufels An- theil" von Ander, soll nächsten Sonntag im Kömgl. Hviiheater (Altstadt) »eueiiistudirt i» Scene gehen. Die Haupltzarticn des Werkes sind mit Frau Schuch, Frl. Reuther und den Herren Erl, Schcidcinantel und Decarli besetzt. -tz „P r in z es s i» Sas ch c>". ein den Abend süllcndes Schau spiel, mehr heiteren als ernsten Inhaltes, von Paul Heyie, ist von der Kgl. Generaldireklion zur Aufführung angenommen worden. tz Die Meininger bringen heute, wie schon gemeldet, das Voß'scke Drama „A lexand ra" zur Aufführung. Morgen und übermorgen geht Schiller's „Maria Stuart" >u glauzvollcr Ausstattung m Scene. Die Vorstellungen von „Maria Stuart" beginnen in» 0'/-- Uhr. s- Frau Dr. Schrain in - Macd onald veranstaltet auch in diesem Winter im Saale des Hotel de Saxe drei Rccstationsabeude. Der erste findet nächsten Montag, den 12. d. M., statt. tz Frl. Marie Wieck coucertirte kürzlich in Heilbronn, Tü bingen und Nolhweil unter lebhafter Anerkennung ihres hervor ragenden Talentes. 4 Ter KarlsiicherHosschaiispielcr A. Paul, dessen gehcimniß nnlwobene Verwundung ans der Eisenbahnsahrt vor längerer Zeit so viel vo» sich reden machte, tritt mit zunächst dreijährigem, sehr vortheilhcütem Evntract am 1. August 1888 als Bonvivant nnd Cviiversations-Schauspieler in das Ensemble deL König!. Hos- lheatcrs ei». tz Die A f fa i re S t ran tz hat bekanntlich in diesen Tagen durch d>e ohne Pension ettolgle Entlassung des ehemaligen Opeui- hanS-DircklorS einen überraschenden Abschluß gesunde», die dieses an dramatische» Katastrophe» und Sardouschen Coups reichen Falles ganz würdig war. Wer mildem Leben hinter den Conlisscn ein wenig vertraut ist. weih, daß diese bunte Scheinweit ihre eigenen Gesetze nnd Lebensbednigungen hat, und ist nicht e>staunt, das; im Zusaminentressen mit der Auffassung preußischen Beamtcn- thumtz und desjenigen, was Herr von Hüffen das geregelte Tienst- vechättiiiß nannte, hier „hart im Raume sich die Sachen stoßen". Als Graf Höchberg mit einem schnellen Gusse den Tuettor der kgl. Over jcines Postens enthob, da standen die Dinge zuerst sür den Intendanten weniger gut, als für Herrn von Strantz; dieser war poisouL cxrat» in den Hoskreisen seit lange, und man erachtete es als eine Benignißübettchreituiig des Gra'en Hochberg, daß er einen treuen Diener seines Herrn ohne Weiteres des Amtes ent setzte. Vielleicht wären dem Intendanten, dessen selbstsicheres Vor gehen ihm viele Feinde geschaffen hat, diesmal ernste Schwierig keiten in der Tbat erwachsen — wenn nicht die traurigen Wen dungen in dem Befinden des Kronprinzen das Interesse des Hoies von diesem Sturm »n Glase Wasser adgelenkt hätten. Das Ver- sahren gegen Herrn v. Strantz nahm alio seinen instanzmüßigcn Lauf, nnd der stellvertretende Hallsn»»ister, Gras Stolbcrg, hatte in der verwickelten Assairc zu entscheiden. Er nahm die Aussagen des slispendirtcn Direktors, gegen die Anzettelungen des Herrn Brandh die Gegenaussagen des Maschinenmeisters und andere Zeugnisse entgegen, und seine Entscheidung schwankte noch, als plötzlich wieder eine neue Wcnduna eintrat. Ein Tenorist der Kgl. Oper (mit dem Niemand anders als Herr Nvlhniühl gemeint sein kann) hatte — so schreibt die „Frankfurter Zeitung" — »r der Zeit des Interregnums zwischen Hülsen und Höchberg einen niigewöhn- lich aünstigen Contrakt (mit einerJabresgage von 30,000 Alk.) zu- gesicyert bekommen. Es hat sich nun hcransgestellt, daß der Sänger tür diesen Contrakt den ihm befreundeten Direktor leine Dankbar keit in einer Form zugesichert hat, welche — da Berlin nicht Paris und Herr von Strantz nicht Mr. Wition ist — als die landes übliche nicht kann bezeichnet werden. (Man wird sich erinnern, daß bereits seiner Zeit, als diese enorme Gaaenbewilligung an Herrn Rothmühl bekannt wurde, in unserem Blatte auf den lächerlichen Widerspruch bnigewiesen worden ist, welcher zwischen einer Gage von 30 000 Alk. und den Leistungen des Künstlers steht). Für die Anschauung des preußischen Hausmimfters war mit dem Bekannt- werdcn dieieS Vorganges der Fall Strantz erledigt; er ordnete an, daß die ganze schwebende Frage pro und contra »iedcrzuschlaaen sei und daß allein auf die eine Thatsache Herr v. Strantz entlassen werde — ohne Pension. Gleichzeitig wird der noch nicht perfekt gewordene Contrakt jenes Tenoristen einer Revision unterzogen. Gras Hochberg aber mag der Wendung froh sein, welche seinem sehr anfechtbaren schneidigen Zuiciffen zuletzt doch eine unver- muthcte Rechtiettigung gegeben hat. 4 Für das bevorstehende Weilmachtsfest rüsten selbstverständlich auch die hiesigen Kunsthandlungen; so bat die Arnold'schc Hoslunsthandlung in ihren oberen Räumen eine große Ausstellung von Kupferstichen. Radirungcn, Photographien und Aquarellen in und ohne Einrahmungen arrangirt, deren Reichhaltigkeit wohl die weitgehendsten Wünscyc zu befriedigen geeignet sein dürfte. Auch ein gcoßes Lager vo» inustrirten Prachlwerkcn ist in dem untern Verkauisgewölve ausgestellt, welches alle neuen, sowie auch älteren Erscheinungen in dieser Branche enthält. Auch die Emil Rlchtettsche Kunjlhandtung hat ihre permanente Ausstellung durch neue Ziffcn- düngen von Pros. Braun (München), Mali (München), Perlberg, Defregger, Glasier, Stall u. Reiger vergrößert und interessanter gemacht, welches gleichfalls in der Ausstellung der Emst'schen Kunsthandlnng geschehen ist, welche Kunsthandlung noch außerdem eine reichhaltige Auswahl französischer und dcnffchcr Photographien aus Lager hält. 4 Von Rudolf Gcnöc erschien soeben sim Verlag von R. Gärlner in Berlin) ein Buch über „Hans Sachs", welches in hübscher A»sslc,lt>ing, mit einem originellen vom Verfasser nach einem Holzschnitt aus dem Jahre 1515 gezeichneten Titclbbild und einer Auswahl von „Dichtungen, Schwänken und Faslnachlslpiclcii" eine wünichcnsweithe Ergänzung zn den in letzter Zeit so beliebt gewordenen Genöcschcn Hans Lachs-Votträgen bildet. Daß die Auswahl mit gründlicher Sachkenntnis; und bestem Geschmack ge troffen ist, veisleht sich bei de:» sach- und sachverständigen Ver fasser vo» selbst; eine besondere Hervorhebung verdient ober auch die sprachliche Behandlung, indem Geuse cs verstanden hat, die Dichtungen lcs- nnd iprechbar zu machen, ohne die historische Farbe nnd Eigenart des Dichters zn verwische». Er will durch diese Art der Bchandliing, wie auch ans dem Weg der Vorträge, den noch zu wenig getanntm Hans Sachs ans den Schranke» der Litcratur- geschichle, die ihn bisher von der Popularität avsperrten, befreien und ans Herz der deutschen Nation legen. Tie komischen Fast nachtsspiele selbst dürsten sich in der daracboteten Form ganz be sonders zu Aufführungen und cciriicpalistffchcn Scherzen in größeren und Heineren Gesellschaften empfehlen. s- Am Sonntag Vormittag erschien eine Deputation der Leip ziger philvioplnschen Fakultät hei dem aus Breslau stammenden, seit 1818 ans der Leipziger Musikschule ausaebüdeten langjährigen Lehrer des Kgl. Cvmervatvriums der Musik, Herrn Salomo Jadasiohn, um Vcinielbcll das Ehrendiploni als Dr. Phil, der Universität Leipzig zu überreichen. Das Elogimn dcS Diploms ist scbr ansfiihrlich nnd verbreitet sich über dir Verdienste Dr. Jadnssohn's aus theoretischem und praktischem Gebiete, als Lehrer, wie als weitbekannter, geistvoller Tonsetzer. !? MM i'ö V