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Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Wochenblatt für Reichendrand. Siegmar. Nenstadt. Radenstein und Rottluff Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition tReichenbrand, Nevoigtstratze 11). sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand. Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Albin Thiem in Rottluff entgegen, genommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 15 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederho.ungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Arrzeigerr-Auuahme in der Expeditton bis spätestens Freitags nachmittags » Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags L Uhr. Vereinsinserate müssen bis Freitags nachmittags L Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. 33 Sonnabend, den 21. August 1915 Die Unterzeichneten Sparkassenverwaltungen bringen nachstehendes Flugblatt zur allgemeinen Kenntnis mit der Bitte, noch etwa vorhandene Goldbestände an dieselben abzusühren. Die Sparkassenverwaltungen Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Nabenstein, am 10. August 1S15. Der Goldbestand der Reichrbank hat nach dem Ausweis vom 31. Juli Iren Bettag von M. 2 400 693 000 erreicht. Da im Dezember v. Fs. die Summe von 2 Milliarden Mark überschritten wurde, so sind der Reichsbank aus dem Volke in einem halben Jahr über 400 Millionen Mark in Goldmünzen zugeflossen. Das ist eine ganz achtbare Leistung, aber sie genügt nicht, um sagen zu können, das deutsche Volk hätte seinen ganzen Bestand an Gold der Reichsbank abgeliefert. — Wer die regelmäßig erscheinenden Aus- weise der Reichsbank verfolgt, wird festgestellt haben, daß der Zugang an Goldmünzen in den letzten Wochen nachgelassen hat (in einer Woche betrug derselbe 2.5, in einer anderen gar nur 1.1 Millionen Mark). Diese Tatsache konnte zu dein Schluß berechtigen, daß nunmehr die Goldvorräte in Deutschland erschöpft seien! Da» stimmt aber ganz und gar nicht! Freilich sei zugegeben: Aus dem Verkehr ist das Gold nahezu verschwunden. Daß in einem Geschäft noch jemand etwas mit Gold bezahlt, wird kaum mehr Vorkommen! Aber daheim, in den Truhen und Spinden, in den Sparbüchsen und anderen Verstecken, da ruhen zweifellos noch gewaltige Mengen Goldes, und diese herauszubringen und an die Reichsbank abzuliefern, ist die Pflicht eines jeden Vaterlandsfreundes, denn es gilt, einen moralischen Sieg zu erringen. Wir erinnern uns, wie beim Beginn des Krieges die Engländer mit ihren „silbernen Kugeln" prahlten, und welch einen niederschmetternden Eindruck auf unsere Feinde die Riesenerfolge unserer beiden Kriegsanleihen gemacht haben. — Und ebenso ist es mit unserem Goldbestände! Schrieb doch vor einiger Zeit der Pariser „Figaro" höhnisch, in Deutschland würden die wenigen noch vor- handcnen Goldstücke mit Gewalt der Bevölkerung abgepreßt, aber nun hülfe auch das nicht mehr, nun sei Deutschlands Goldvor»ul zu Ende. Welchen Eindruck müßte es auf die Feinde machen, wenn das deutsche Volk hierauf durch die Tat antwortete: Unser Goldbestand ist noch lange nicht erschöpft, wenn es gelänge, den Bestand der Neichsbank an Gold auf 3 oder 3>/2 Milliarden Mark zu bringen. Und das ist sehr wohl möglich, wenn sich zwei Klassen von Leuten auf ihre vaterländische Pflicht besinnen würden. Die Gleichgiltigen und die Aengstttchen. Hand aufs Herz, verehrte Leser in Stadt und Land, ist nicht mancher unter Ihnen, der sich bis jetzt gesagt hat: „Das mag ja alles ganz richtig sein, mit dem Abliefern des Goldes an die Reichsbank, aber auf meine paar Goldfüchse kommt es nicht an. die behalte ich! Das ist grunofalsch, es kommt auf sedes einzelne Goldstück an! Man bedenke doch, wenn 10 Millionen Deutsche jeder aus Gleichgiltigkeit nur ein einziges 10-Markstück zurückhalten, sind sofort 100 Millionen Mark da, die den Bestand der Reichsbank stärken und den Gegnern einen Beweis von Deutschlands wirtschaftlicher Stärke geben könnten. Und wie oft muß man hören: „Ich habe noch ein paar Goldstücke mit dem Bildnis von Kaiser Friedrich (oder einer anderen selteneren braven Feldgrauen tagtäglich ihr Leben für uns in die Schanze schlagen, ein solches Andenken hinzugeben! Wie stolz lautete vor 100 Zähren der Spruch: „Gold gab ich für Eisen", da sollte sich doch jemand besinnen, heute sein Gold in völlig gleichwertes Papiergeld umzutauschen? Und dann die lieben Angstmeier! „Man weiß nicht, was noch kommt, für alle Fälle hebe ich mir etwas Gold auf", wieviel tausendmal hat man diesen Einwand zur Antwort bekommen. Wäre nun wirklich das Unglück über unser Vaterland hercingebrochen, daß weite Teile deutschen Gcdietcs in Feindes Hand gefallen wären, dann hätten diesen ängstlichen Leuten ihre Goldstücke auch ein moralischer Sieg erfochten wird, und daß die Feinde von unserer wirtschaftlichen Unüberwindlichkeit überzeugt werden, dadurch, daß er sein bis jetzt zurückgehaltenes Geld auf die Reichsbank bringt. — Viele Wenig machen ein Viel! Darum nochmals: Heraus mit dem Golde! Die Ablieferung des Goldes an die Reichsbank besorgt jede Behörde, jeder Gemeindevorstand. — Alle Postanstalten sind verpflichtet. Goldmünzen umzutauschen und an die Reichsbank abzuführen. — Und wer niemanden in seinem Heimatsort Einblick in seine Verhältnisse gewähren will, der sende sein Gold, wenn er nicht selbst in die Stadt kommt, im Wertbrief unfrankiert an die nächste Reichsbank anstalt, er erhält sofort portofrei den vollen Gegenwett zugesandt. Nahrungsmittel-Verkauf. Sonnabend, den 2l. August 1915, nachm. 5—8 Uhr — Schulturnhalle Siegmar — werden verkauft: Neia, Graupen, Linsen, Erbsen, Bohnen, Kartoffelmehl, Tee und Kakao. Preise sind die bekannten. Siegmar, am 14. August 1915. Der Gemeindevorstand. Lesezimmer Siegmar! Dienstag, am 31. August ist das Lesezimmer für die weibliche Jugend Siegmars wieder geöffnet. An diesem Abende Anmeldung zu dem am 5. September geplanten Ausfluge ins Zschopautal. XL. Das Lesezimmer ist geöffnet von 8—V2IO Uhr. Der Zugang zu allen Räumlichkeiten in der Turnhalle ist nur von der kronprinzenstrahe, (nicht über den Schulhof). Siegmar, am 20. August 1915. Schuldirektor Spindler. Fundamt Rabenstein. Verloren: 1 goldener Klemmer — 1 goldene Damenuhr — 30 Mark bar in Briefumschlag. Gefunden: 1 Hausschlüssel. Der Gemeindevorstand zu Nabenstein, am 19. August 1915. Schließung der Expeditionsräume. Die Geschäftsräume der hiesigen Gemeindeverwaltung und des hiesigen König!. Standes amtes bleiben wegen Reinigung usw. Freitag und Sonnabend, den 27. und 28. August d. I. für den öffentlichen Verkehr geschloffen. An beiden Tagen werden jedoch in der Zeit von 11 bis V2I Ahr vormittags dringliche Angelegenheiten erledigt, wie auch standesamtliche Anzeigen entgegengenommen. Rottluff, am 13. August 1915. Der Gemeindevorstand. Kartoffel-Verteilung! Das Kartoffelfeld des hiesigen Ortsausschusses für Kriegshilfe soll an die minder bemittelten Kriegersfrauen und an die durch den Krieg in ihrem Erwerb und Einkommen schwer geschädigten Ortseinwohner unentgeltlich verteilt werden. Berücksichtigung können nur diejenigen Personen finden, die sich spätestens Freitag, den 27. August d. I., mittags V2I Uhr in der Geschäftsstelle des Ortsausschusses — Gemeindeamt, kassenzimmer — persönlich melden. Rottluff, den 11. August 1915. Anstaltslehrer Fritsche, Vorsitzender. Sitzungen des Gcmcinderats zn Rabenstcin am 10. und 19. August 1915. Anwesend: Der Gemeindevorstand und 16 Mitglieder. rufung des Herrn Amtshauptmann Michel als^Vortta^rcher Rat in das Königl. Kultusministerium. Glückwünsche und der Ausdruck des Bedauerns über das Scheiden sollen übermittelt werden, b) von verschiedenen Maßnahmen wegen Erlangung von Nahrungsmitteln, Sicherung und Bewachung der Vorräte; c) von den Bedingungen der Gewährung von Darlehen aus dem Genossenschaftsfonds an Ge werbetreibende; ci) von den Verhandlungen über die Abmessungs arbeiten an der Chemnitzer Straße; e) von der genehmigten Staats- bcihilfe für den Ausbau der Chemnitzer Straße bei Vornahme als Notstandsarbeit. 2. werden einige Unterstützungsgesuche zur Erledigung gebracht und die Aufnahme von erkrankten Personen in das Krankenhaus bcz. ins Krüppelheim beschlossen. 3. wird ein Gesuch um Übernahme einer Straße in öffentliche Unterhaltung abgelehnt, da die gesetzlichen Voraussetzungen nicht vorhanden sind. 4. soll der Fleischbeschauer Herr Fischer anstelle des zum Heere einberufenen Dollstteckungsbcamten als Stellvertreter in Pflicht ge nommen werden. 5. Die Stiftung „Heimatdank" soll durch einen Ortsausschuß soviel als möglich Förderung erfahren. Der Ausschuß wird dem- nächst berufen werden. Alle Kreise sollen sich beteiligen und als Zentralstelle" soll das Gemeindeamt gelten, bei welchem alle An- Meldungen. Beiträge und Stiftungen des Ortes ausschließlich zusammen- fließen möchten, um ein einheitliches Gesamtergebnis des Ortes zu erzielen. 6. wird ein Gesuch um Anschluß an das Gaswerk aus Folge- gründen abgelehnt und vorläufig bis nach Beendigung des Krieges die Angelegenheit weiter vertagt. 7. A>s Notstandsarbett. besonders nach Beendigung des Krieges wird der Ausbau der Chemnitzer Straße in Aussicht genommen und hierzu die Aufnahme eines größeren Darlehns beschlossen. 8. werden eine größere Anzahl Reklamationen und Erlaßgesuche, Gemeindebesteuerung auf das laufende Jahr betreffend, zur Gr- ledigung gebracht. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Rabenftei» vom 13. bis 19. August 1916. »«»orten: D-m Handschuhstrick-r Julius Wilh. Brun,ei 1 Knabe. LH»Ichlt»tzoi>n««: Der Dradtdilrstenmacher, z. Zt. Gefreiter d. Res., Karl Max Richter, wohnhast in Stelrendors. mit Emma Helme Schmidt, wohnhast in Ravenstein. SterbesSU«: Die Schlossermeisters-Lhesrau Amalie Ernestine Hof. mann ged. Oeser. 76 Jahre alt: hierüber ein totgebormer Knabe. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar auf die Zeit vom 12. bis 18. August 1915. Eheschließungen: Der Waschinen-Schlosser, z. Zt. Gefreiter d. Res.» Hermann Gustav Kl^mbt hier mit der Flora Gertrud Lohs, Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottlnff vom 12. bis 18. August 1915. Geburten: Dem Gutspächter Mar Richard Müller 1 Mädchen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 12. Sonntag p. Trln., den 22. August. Vormitt. Vs9 Ahr Predigtgottesdienst. Pastor äes. Ranft. Dienstag Abend 8 Ahr Zungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde. Pastor äe8. Ranft. Donnerstag Nachm. 2 Ahr Großmütterchenverein. Amtswoche: Pastor cies. Ranft. Parochie Rabeusteiu. 12. Sonntag n. Trin., den 22. August, vormitt. 9 Uhr Predigt- gottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 8 Ahr evang. Zünglingsverein im Pfarrhause. Mittwoch, den 25. August, 8 Ahr evang. Zungfrauenverein im Pfarrhause. Donnerstag, den 26. August, Kindergottesdienstvorbereitung. Hilfsgeistlicher Herold. Freitag, d. 27. August, 8 Ahr, Kriegsbetstunde mit Beichte und Abendmahl. Hilfsgeistlicher Herold. Wochenamt vom 23. bis 29. August: Hilfsgeistlicher Herold. Erwerbt die Mitgliedschaft bei dem Vezirkrverein „Heimatbank". Englands verrat — deutsche Tat. Roman aus der Zeit des Wiltliriegcs von W. Hohenhosen. Und sein Bruder! Der hatte in der Legion geholfen, die Kolonialherrschaft für Frankreich zu mehren; der ahnte wohl nichts davon, daß nun sein Vaterland seiner Hilfe bedurfte. Vielleicht würde er sogar in den Reihen derer stehen müssen, die ihm die totbringende Kugel zusenden sollten. Stolz und aufrecht schritt er den Weg dahin. Er ging am Hotel vorbei. Dort oben begegnete er den wässerigen blauen Augen des Lords Beresford, der neben dem Marguis de Ferrier stand. Und bei diesem Zusammentreffen kreuzten sich wiederum die Blicke, so wie damals in der Nacht im maurischen Pavillon. Aber in den Augen des Lords Beresford war nun ein höhnendes und heißerfülltes Aufleuchten. Peter von Ruisdaelen hatte diesen Blick verstanden. Der Schurke war es gewesen, der ihn verraten hatte! Der war cs auch, der in sein Hotelzimmer eingedrungen war, und dessen Spuren er an seinem Schreibtische hatte wahr nehmen können. Nur dieser, kein anderer kam in Betracht. Er selbst hätte klüger sein sollen; Freiherr von Ruis- daelcn hatte doch auf allen Kriegsschiffen alle Meere befahren und halte doch überall die Vertreter des Union Jack kennen gelernt; er hätte es wissen müssen, wie Engländer Krieg führen, heimtückisch und mit gedungenen Waffen. Aber wehe dir, England! Einmal muß die Stunde kommen, wo sich keine Hand mehr für deine bluttriefenden Geschäfte werben läßt. Wie jener eine dort ivar, so waren alle Angehörigen dieses Kramervolkes, begehrlich im Nehmen von allem was wertvoll ist, wahllos in den Mitteln, um es zu besitzen! So erwiderte Peter von Ruisdaelen den spottenden Blick mit unbeugsamem Trotz. Dieser Schurke dort sollte wissen, daß ein Deutscher sich nicht fürchtete, mochte er auch den Tod vor sich sehe». Trotzig und stolz! Dann war Peter von Ruisdaelen in das Gefängnis eingeliefert worden. Dort lag er in einem schmalen, feuchten Loch, dessen Wände von Schimmelpilzen übersät waren, tief unten in einem Kcllergcwölbe. Nur von hoch oben drang aus einem kleinen quadrati schen Fenster etwas Licht herein.