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Rabenstein. Michaelis d. I. vollendetm sich vierzig Jahre, datz Herr Oberlehrer Karl Schönherr sein hiesiges Amt über nahm. Aus diesem Anlah versammelte sich die hiesige Lehrerschaft, eine Vertretung des Schulvorstandes und die ältere Schuljugend im Schulsaale. Herr Direktor St ein brück sprach ihm die herzlichsten Glückwünsche der Behörden, der Mitarbeiter und der Schule aus. Herr Pfarrer W eidauer beglückwünschte ihn im Namen des Kirchen- Vorstandes. Als äußeres Zeichen des Dankes wurde Herrn Ober- lehrer Schönherr vom Schulvorstande ein ansehnliches Geschenk über reicht. Aus wetten Kreisen der Bevölkerung sind dem Jubilar Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit zu teil geworden. Rabenstein. Die Haussammlung für das Rote Kreuz am 13. und 14. Oktober d. Z. hatte einen Ertrag von 450.02 Mark. Herzlichen Dank den Spendern, den jugendlichen Sammlern und Die Ausstellung für Arlegsbeschädlgten-Wrsorge im Bortragsfaale de» Liönig-Aibert Museums in Chemnitz. Ilm den Besuchern der vom Sonnabend, den 14. 10., von 10 Uhr vormittag ab zugänglichen Ausstellung zunächst einen Begriff von dem zu geben, was ihrer dort wartet, sei es erlaubt, eine Uebersicht über die Hauptgruppen als Handweiser beim Rundgange zu bieten. Im voraus möge bemerkt werden, daß nicht nur die Einarmerschule, sondern auch die städtische Fach- und Fortbildungsschule, die Technischen Staatslehranstalten, die Wirkschule und^die orthopädisch^ Werkstatt schließlich von wildem aus dem Leben der Einarmer im Genesungs heim in Schönau. Die Abteilung Brühlschule unterrichtet zunächst im allgemeinen über ihre Unterrichtsteilnehmer, Lehrpläne und -mittel, Zugang und Abgang und behandelt dann folgende einzelne Lehr- gänge: Schreibunterricht für Linkshänder, Zeichenunterricht, Aus- schneide- und Klebearbeiten, Maschinenschreiben, Linearzeichnen, Werk- stattbetrieb, wobei größere und kleinere von Einarmern gefertigte Gebrauchsgegenstättde in Holz und Metall ^e Geschicklichkeit unserer Die Abteilung 3. Fach- und Fortbildungsschule ^belehrt den Be schauer über die medtomechanische Behandlung der Einarmer, die orthopädische Werkstatt, ihre Erzeugnisse „Prothesen" (Ersatzglieder) und die bis jetzt geleisteten Arbeiten. Hier findet man Bilder und Erzeugnisse der Einarmer aus der Tischlerwerkstatt, aus den Metall- arbeiterwerkstätten. aus der Buchdruckerei und den Ateliers. Die zweite große Hauptgruppe umfaßt die Berufsausbildung von Kriegsbeschädigten an verschiedenen Lehranstalten, und zwar 1. an den Technischen Staatslehranstalten, 2. an der Fach- und Fortbildungs schule. wobei die neben den Einarmern beschäftigten Kriegsbeschädigten zu Worte kommen; auch hier sind Erzeugnisse der Tischlerei, der Metallarbeiterwerkstätten, der Buchdruckeret, der Schuhmacherwerkstatt und des Ateliers nebst Bildern ausgestellt. 3. an der Höheren Wirk- schule und 4. an den städtischen höheren Unterrichtsanstalten. Ferner ist eine Planung des neuen orthopädischen Lazaretts „ Heimatdank-Chemnitz" ausgestellt und endlich eine Koje der Geschäfts- stelle des Vereins Heimatdank und Hilfsstelle für Kriegsbeschädigte im Regierungsbezirk Chemnitz überlassen. Ueber die einzelnen Abteilungen gedenken wir demnächst Sonder- berichte zu bringen. Vorläufig aber sei die Ausstellung einem recht regen Besuche empfohlen, damit den Zwecken der Kriegsbeschädigten- fürsorge, für die der Reinertrag bestimmt ist, auch neue Mittel zufließen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichcubrand. Am >8. Sonntag n. Irin., dm 22. Oktober. Vorm. S Ahr Predigtgottesdienst: Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Iungfrauenverein. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Ravenstein. Am 18. Sonntag n. Trtn., dm 22. Oktober, 9 Uhr Predigt- gottesdienst: Pfarrer Weidauer. 11 Uhr Kindergottesdtenst: Pfarrer Weidauer. 8 Uhr evang. Züngltngsvercin. Mittwoch, den 25. Oktober, evang. Zungfrauenverein. Freitag, den 27. Oktober, 8 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Weidauer. Wochenamt vom 23. bis 29. Oktober: Hilfsgeistlicher Herold. Der Brauer von Gent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Max Werner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Es soll mich freuen, Hendrick, wenn Du noch in unserem Hause verweilen willst — freilich, die Gastfreundschaft, welche sonst hier herrschte — kann ich nicht ausüben, man hat alles geplündert — alle Vorratskammern ausgeraubt — ein Wunder nur, daß man mich mit meinem Knaben am Leben gelaffen hat." Eine etwas mildere Stimmung kam über die junge Witwe durch die Unterhaltung mit Hendrick van Duyck, als sie von den vergangenen Zeiten sprachen und sie hatten sich viel zu erzählen. Die Stunden vergingen wie im Fluge, bis endlich Philipp von Artevelde heimkehrte, der nicht minder erfreut über diesen Besuch war. 29. Kapitel-f Die Zeit der Vergeltung, die Meta und ihr Bruder Philipp von Artevelde bei dem Besuch Hendrick van Duycks bei ihnen prophezeit und herbeigesehnt hatten, sie kam. In der ersten Zeit, nachdem Jakob von Artevelde und sein getreuer Helfershelfer Nikolaus von Warden von der Schaubühne des Lebens verschwunden waren, trat in Gent wie in Flandern, eine Zeit der Ratlosigkeit ein. Es war niemand da, welcher diese beiden Männer gleich ersetzt hätte, und diesen Zustand verstand der Graf Ludwig vortrefflich auszunützen und die Zügel der Regierung zu ergreifen. Viele Anhänger, wenn auch heimlich, hatte er ja auch während der Statthalterschaft Jakob von Arteveldes im Land gehabt, die dann auch schließlich den Sturz des Letzeren herbeigeführt hatten. England war natürlich nicht geneigt, seinen Einfluß, den es einmal in Flandern erlangt hatte, leichten Kaufes, wieder preiszugeben und so kam es zu erneuten Kämpfen zwischen dem Grafen und dem mit ihm verbündeten Frank reich einerseits und den Engländern anderseits. Flandern war zumeist der Schauplatz dieser Kämpfe und zwar gerade deshalb, weil die Bürger untereinander sich nicht einigen konnten und immer eine Partei die andere von der Macht zu verdrängen suchte. Graf Ludwig suchie zwar nach seiner Rückkehr zur Herr schaft i» Flandern alles auszutilgen, was an das Regiment des Brauers von Gent erinnerte, aber er konnte cs doch nicht verhindern, daß sein Name fortlebte und schließlich in immer weiteren Kreisen die Erkenntnis Bahn brach, daß durch seine Ermordung eine der schimpflichsten Taten begangen worden und für die Wohlfahrt des Landes so gut wie gar- nichts erreicht worden war. Graf Ludwig sollte aber auch nicht lange die Regierung in Flandern führen, dem er den Frieden nicht erhalten mochte. Er selbst sollte ein Opfer der fortgesetzten kriegerischen Ver wickelungen werden, denn er ffel in der Schlacht bei Crecy. Die Bürger atmeten auf, denn sie hofften, daß mit seinem Tode Friede !m Lande cinkehren werde, dessen die Bevölkerung so sehr bedurfte. Auf ihm folgte sein Sohn Ludwig, der ein noch herrschsüchtigerer und jähzorniger Mann wie sein Vater war. Im Ardeveldschen Brauhos waren längst die Spuren verwischt, die eineirregeleitete Volksmenge!» ihrerZerstörungs- wut hinterlaffen hatte. Meta und Philipp von Artevelde lebten hier dem Andenken des Vaters und Gatten, aber nicht in stiller Abgeschlossenheit und Vermeidung des Ver kehrs mit Menschen, sondern der Brauhof war vielmehr der Treffpunkt aller derjenigen, die dem Grafen Ludwig, sowohl dem Vater, wie auch nach seinem Tode dem Sohne feindlich gegenüber standen. Die beiden Geschwister waren sozusagen der Mittelpunkt einer Bewegung, die darauf abzielte, einen gewaltsamen Um sturz in Flandern wieder herbeizuführen, wie einst der Vater und der Name Artevelde hatte wieder an Einfluß gewonnen, war doch eine Zeit der Blüte für Flandern damit verknüpft. Wiederum hatten sich eines Abends solche Abend- und Nachtversammlungen fanden fast täglich im Brauhofe statt, eine große Anzahl Männer in einem der Staatszimmcr des Brauhoses hinter verschlossenen Türen versammelt. Ein Leuchter mit zahlreichen Lichtern verbreitete Tageshelle in dem Raume, dessen Fenster dicht verhängt waren, damit von außen der Lichterglanz nicht zu bemerken war. Philipp von Artevelde hatte soeben mit einer anfeuernden Ansprache dcnMännern auseinandergcsetzt, wie dieZeit günstiger sei als je, den Grafen Ludwig zu verjagen, wie einst seinen Vater und er schloß seine Rede mit den Worten: „Bürger, glaubt mir, wenn wir jetzt nicht losschlagen, dann dürfte es uns in absehbarer Zeit nicht gelingen, den unerträglichen Verhältnissen ein Ende zu bereiten. Sollen wir und unsere Nachkommen für immer in der Unfreiheit schmachten? Hat Flandern nicht schon einmal bewiesen, als es wie ein Mann zusammenstand, daß es sich vor diesen Grafen nicht fürchtet?" „Das wissen wir wohl," entgegncte einer der Männer, aber können wir uns auch auf die anderen Städte verlassen?" Ehe Philipp von Artvelde dazu kam, hierauf eine Ant wort zu geben, da wurde hastig die Türe geöffnet und herein trat ein schwer bewaffneter Mann. „Hendrick, bist Du cs wirklich?" rief Philipp von Artc- velde und eilte dem Eingetretenen entgegen. Es war Hendrick van Dnyck, der aus Brügge mit der Botschaft kam, daß die Bürger bereit seien, mit den Gentern für die Freiheit zu kämpfen. Bald hallte denn auch ganz Flandern wieder von wildem Kampsgcschrei — Philipp von Artevclde war an die Stelle seines Vaters getreten. Graf Ludwig mußte flüchten wie einst sein Vater und Philipp von Artevelde führte nach ihm das Regiment in Gent und das Schwert des Rächers. Ende. Mt M mit M-M! Siegende Kede. Zeitroman aus dem Osten von O. Elfter. Die alte Gräfin Freiberg stand, gestützt auf einen Stock mit silberner Krücke, auf dem Bahnsteig der kleinen ländlichen Station und blickte mit ihren großen, grauen Augen ruhig in die hügelige Landschaft hinaus, durch die sich der Schienen strang der Eisenbahn mühsam hindurchzudrängen schien. Das in langen Falten an ihrer Gestalt hinabwalleudc schwarze Kleid ließ die alte Dame noch größer und hagerer erscheinen, als sie tatsächlich war; ihr silbernes, noch volles Haar bedeckte ein einfacher schwarzer Strohhut, ihre Schultern ein kleines schwarzes Mäntelchen. Das einzige Weiße an dieser schwarzen Kleidung war der schmale Strich am Kragen und an Äermeln, dort, wo sie eng die Handknöchel umspannen. Das Gesicht der Gräfin, einst von wahrhaft klassischer Schönheit, war jetzt verwittert und zermürbt; ein Ausdruck des Stolzes, der Unnahbarkeit lag auf ihm. Die großen grauen Augen blicktenmitmüderGleichgültigkcit; fest geschloffen waren die schmalen Lippen des schön geschnittenen Mundes, der beim Sprechen noch eine Reihe der schönsten weißen Zähne sehen ließ. Mit einer leicht ungeduldigen Bewegung wandte sich die Gräfin zu einem jungen Mädchen, das in bescheidener Haltung neben ihr stand. „Wir scheinen zu früh gekommen zu sein," sagte sie mit tiefer, etwas knarrender Stimme, als wollte sie dem jungen Mädchen einen Vorwurf machen. Ein leises Rot überhauchte das hübsche Gesicht des Mädchens. „Der Zug muß jeden Augenblick einlausen, Frau Gräfin," entgegnete sie mit sanfter Stimme. Die Gräfin zuckte die Achseln. „Ich liebe dieses Herum stehen und Warten auf dem Bahnsteig nicht," sprach sie „wo man den Augen aller Leute ausgesetzt ist." . . . Der Bahnhofsvorsteher näherte sich, höflich, fast ehrerbietig grüßend. „Ich bitte um Entschuldigung, gnädige Frau Gräfin," sagte er, „der Zug hat 5 Minuten Verspätung, er wird gleich eintreffeu." „Es ist gut," entgegnete die Gräfin mit einem kaum merkbaren Neigen des Hauptes. Eingeschüchtert zog sich der Bahnhofsvorsteher zurück. Auch die übrigen auf dem Bahnsteig anwesenden Personen schienen sich nicht in die Nähe der alten Dame zu wagen, so daß diese so gut wie allein mit ihrer jungen Begleiterin auf dem Bahnsteig in der prallen Junisonne dastand. Und wie hier auf dem sonnenbeschienenen Bahnsteig, so stand die Gräfin Jadwiga von Freiberg auch im Leben einsam und allein. Früher war cs anders gewesen, damals, als Graf Freiberg noch lebte und seine Gattin als die schöne Gräfin Jadwiga in der Gesellschaft eine führende Rolle spielte. Aber seit dem plötzlichen Tode des lebenslustigen Grafen hatte sich die Gräfin immer mehr in die Einsamkeit zurück gezogen, und sie mußte die Wahrheit des Dichterwortes er fahren: Wer sich in Einsamkeit ergibt, Ach, der ist bald allein . . . Als dann das Alter immer näher kam und der Gräfin Schönheit mehr und mehr verblühte, als sie wohl wieder Sehnsucht nach frohem Leben um sich empfand, da litt es ihr Stolz nicht, sich wieder der Gesellschaft zu nähern; sie blieb einsam auf ihrem Schlosse wohnen, beschäftigte sich mehr und mehr mit der Bewirtschaftung ihres großen Besitzes und entbehrte schließlich kaum noch das Leben der großen Welt, die Gesellschaft ihrer Standesgenoffen, die Genüsse der Großstadt, die Festlichkeiten, deren Mittelpunkt sie früher gewesen war. Starr und stolz stand sie der Welt, dem Leben, der Gesellschaft gegenüber: ihre einzige Freude war ihr Sohn Haffo, der als junger Offizier in einem vornehmen Garderegiment Potsdams stand und den sie jetzt uach drei jähriger Abwesenheit erwartete. Graf Haffo wollte seinen Abschied nehmen, um die väterliche Besitzung zu verwalten. Drei Jahre war er zur Botschaft in Rom hinkommandiert gewesen; er war des Dienstes müde; er sehnte sich nach der Heimat. Ein gellender Pfiff ertönte. Der Bahnhofsvorsteher eilte herbei; der Bahnhofsportier läutete die Glocke, die Reisenden drängten sich vor der Pforte zum Bahnsteig, aus dem nahe gelegenen Tunnel keuchte der Zug langsam heraus, fuhr in den Bahnhof ein und hielt fauchend vor dem Bahnsteig. Ruhig stand die Gräfin da, nur um ihre schmalen Lippen zuckte es in nervöser Weise. Aus dem einzigen Abteil erster Klaffe des Zuges sprang ein etwa dreißigjähriger, elegant gekleideter Herr und eilte, ohne den unterwürfig grüßenden Bahnhofsvorsteher zu beachten, auf die Gräfin zu. „Da bin ich, Mama!" rief er fröhlich. Die Gräfin streckte ihm die Hand entgegen. „Sei willkommen, Haffo." ... Graf Haffo küßte ihr achtungsvoll die Hand. „Es ist lieb von dir, daß du mich abholst, Mama," sagte er, ihr die Hand nochmals küssend. „Ich war freudig überrascht, als ich dich sah . . . aber du bist nicht allein — darf ich bitten, mich bekannt zu machen?" . . . Er grüßte das junge Mädchen neben seiner Mutter höflich. „Meine Gesellschafterin — Fräulein Richter," sagte die Gräfin gleichgültig. „Komm," fuhr sie fort, „der Wagen wartet vor dem Bahnhof. Friedrich kann dein Gepäck besorgen, er ist mit einem zweiten Wagen da." Ein alter Diener in dunkelblauer, mit Silber verzierter Livree näherte sich mit abgezogenem Hut. „Ah, da bist du ja, Alterchen;" rief Graf Haffo lachend. „Noch immer flott auf den Beinen?" „Ich danke gehorsamst, Herr Gras," entgegnete der Alte lächelnd. „Es geht noch einigermaßen." . . . „Komm," mahnte die Gräfin, nahm den Arm ihres Sohnes und schritt mit ihm durch den Bahnhof auf den wartenden Wagen zu. Fräulein Richter folgte ihnen, dabei insgeheim die gleiche straffe, stolze Haltung von Mutter und Sohn bewundernd, nur daß Haffo seine Mutter um Kopfes länge überragte. Die Aehnlichkeit der beiden war auch sonst groß. Dasselbe stolze, vornehme, feingeschnittene Gesicht; dieselben großen blaugrauen Augen, der schön geschwungene Mund — nur daß bei Haffo alles noch im Glanz der Jugend prangte, während sich über die Schönheit der Mutter bereits die Schatten des Alters gelegt hatten. Haffo half seiner Mutter in den Wagen, dann trat er achtungsvoll zurück, um Fräulein Richter einsteigcn zu lasse». „Steig doch ein," sagte die Gräfin ungeduldig. Aber Haffo ließ Fräulein Richter doch zuerst einsteigen, die auf dem Rücksitz des Landauers Platz nahm. „Wollen Sie nicht neben meiner Mutter Platz nehmen?" fragte Haffo höflich. „Frau Gräfin wird Sie gern neben sich sehen, "entgegnete das junge Mädchen. „Ja, bitte, setze dich zu mir," sagte die Gräfin, und Haffo blieb nichts weiter übrig, als diesemWunsch zu willfahret,. Die Fahrt ging durch blühende Wiesen, auf denen die Schnitter schon beschäftigt waren, und durch leicht in dem lauen Westwinde wogende Kornfelder. Schön bewaldete Höhenzüge säumten die Landschaft ein. Eingebettet in dem Grün ihrer Obstgärten lagen die Dörfer und Weiler in friedlicher Ruhe da. Ueber die ganze schöne, blühende Landschaft spannte sich der wolkenlose, blaue Junihimmel. Haffo atmete wie befreit auf. Er kam aus dem Gewühl der Welt, aus dem Lärm der Großstädte, aus dem Getümmel höfischer Festlichkeiten, er empfand die Ruhe, den Frieden dieser Landschaft wie eine erlösende Wohltat. Er war froh und glücklich wie ein Schulknabe, der zu den Ferien in das Elternhaus zurückkehrt. Er mußte von seinem Aufenthalt in Rom erzählen. Aber sein Auge flog oft hinaus in die im Sonnenlicht prangende Landschaft, um dann doch wieder zurückzukehren zu dem lieblichen, jugendfrischen Gesicht des jungen Mädchens, der Gesellschafterin seiner stolzen Mutter. Fräulein Richter saß ihm gegenüber; mit einem leichten Lächeln auf den frischen Lippen lauschte sie seinen Erzählungen; in ihren sanften