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Nichtamtlicher Teil. ^ 232. 6. Oktober 1910. unterlaufen sei. Das Gesetz spreche nicht von Anstalten zum Einsammeln, Verteilen und Befördern, sondern zum Einsammeln, wenn die Anstalt eine dieser Fähigkeiten gewerbsmäßig gegen Bezahlung ausübe oder ausüben lasse. Einen Unterschied könne es nicht machen, daß die Anstalt dem Auftraggeber die in ihrem Dienste stehenden Boten zum Austragen von Briefen Sachen ergangenen Reichsgerichtsentscheidungen verwiesen. — Der Angeklagte v,. Hoffmann ergriff sodann noch das Wort und suchte sein Verhalten zu rechtfertigen. — Das Reichsgericht hob das freisprechende Erkenntnis auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Lentze. Verein Deutscher Reklamefachleute. — Im Papierhaus in Berlin, Dessauer Straße 2, spricht Herr Generaldirektor Willner (von den Ausstellungshallen am Zoo) kommenden Freitag den 7. Oktober, abends 9 Uhr, über Schaufenster-Wettbewerbe. Im Anschluß an diesen von obigem Verein veranlaßten Vortrag, der durch Lichtbilder reich illustriert wird, findet eine Aussprache statt. Gastkarten ä. 1 sind bei A. Wertheim in Berlin, Leipziger Straße, erhältlich. Der Absatz deutscher Zeitungen im Auslände. — Die Angaben des Weltpostvereins ermöglichen leider nur bei den Ländern eine Übersicht über den Umfang des Absatzes reichst deutscher Zeitungen, die im Zeitungsabonnement ins Ausland geliefert werden. Bei allen anderen Ländern gehen die Zeitungen unter Drucksachen und sind daher für die Statistik unfaßbar. Die Zahl der deutschen Zeitungsnummern, die im Jahre 1908 im Abonnement an die Länder des Weltpostvereins geliefert wurden, betrug etwas über 41 Millionen oder ein Mehr von IV» Million gegen das Vorjahr. Hiervon gehen nach Österreich allein über 11 Millionen Nummern, also mehr als ein Viertel des ganzen. Die kleine Schweiz bezieht für sich allein fast 8^/2 Millionen Nummern deutscher Zeitungen, und an dritter Stelle kommt das europäische Rußland mit über 6'/, Millionen Nummern. Es ergibt sich also die Tatsache, daß diejenigen Länder im Bezug reichsdeutscher Zeitungen weit im Vorder, gründe stehen, in denen ein starkes bodenständiges Deutschtum lebt, und daß das Bestehen einer weitverbreiteten einheimischen deutschen Presse hierfür kein Hindernis ist. (Leipz. Ztg.) Kundenraub. — Das Sortiment muß nicht gar zu selten den Vorwurf hören, daß es dem Vertrieb durch Kolportage nicht die gebührende Aufmerksamkeit widme. Diese Vorwürfe ent- springen aber in manchen Fällen einer ziemlichen Verkennung der Verhältnisse. Ganz davon abgesehen, daß das Publikum, wenigstens in größeren Städten, von Kolporteuren, Hausierern, Reisenden überlaufen wird und allen Unbekannten seine Tür ver schlossen hält, kann jeder Sortimenter, wie vor Jahrzehnten, so auch heute noch jeden Tag die trübe Erfahrung machen, daß er sich mit der Heranbildung und Verwendung von Kol porteuren nur eine lästige Konkurrenz schafft. Hat man passende Leute gefunden, was keineswegs sehr leicht ist, und dieselben eingedrillt, so kann man es erleben, daß viele dieser Leute trotz aller Vorsicht des Arbeitgebers ab- springen und sich auf eigene Füße stellen, was nicht besonders schwierig ist. Damit gehen in vielen Fällen auch die Kunden des Arbeitgebers verloren. Das Wort »Kundenraub« war schon vor vierzig Jahren Mode, als die heutige Kolportage ihren Aufschwung zu nehmen begann. Schon damals konnte man gegen den Kundenraub so gut wie nichts tun. Selbst wenn man vor Gericht den Nachweis des Kundenraubs erbringen konnte, war dem Kundenräuber nicht viel anzuhaben, denn erstens war demselben meistens nichts zu nehmen, wenn man eine Konventionalstrafe festgesetzt hatte, und außerdem bestanden damals keine wirksamen gesetzlichen Bestimmungen gegen ein derartiges Vorgehen der Kolporteure. Daß es mit dem Schutz gegen Kundenraub auch heute noch nicht viel besser bestellt ist, beweisen die wiederholten Klagen und Anzeigen in den Kolportagezeitungen von seiten der eigentlichen Kolportagebuchhändler. Auch Nr. 33 der »Deutschen Colportage- Zeitung« vom 14. August d. I. bringt eine Meinungsäußerung des Geschäftsführenden Ausschusses des Zentral-Vereins Deutscher l Buch- und Zeitschriftenhändler zu dieser Unsitte. Der Zentral- ^ Verein wie die einzelnen Mitglieder desselben nahmen schon oft Petitionen an den Reichstag zur Erweiterung des Gesetzes, betreffend den unlauteren Wettbewerb, hatten nicht die ent- ^ sprechende Wirkung. Nunmehr schritt der Zentral-Verein zur ^ Selbsthilfe. In seiner 25. Generalversammlung zu Braunschweig Grossobuchhandlungen im Kampfe gegen ungetreue Kontor angestellte und Bücherboten wegen Kundenraubs, unlauteren Wettbewerbs, Untreue usw. anzurufen, weil die gesetzlichen Hand verlangen, mit denen sie die geraubten Kundenadressen für eigene Rechnung bedienen wollen. Sobald der Zentral-Verein die Sperre gegen diese Schädlinge für erforderlich hält, so soll sie öffentlich oder geheim durchgeführt werden, wozu sich die Unterzeichneten sich, an solche Personen oder Firmen, auf welche Vorstehendes zutrifft, bis zur Erledigung der Sache die direkten und indirekten Lieferungen einzustellen.« Am 28 Juni wurde diese Resolution achtzig der bedeutendsten Ausstellungspreise Brüssel 19LÜ. — Der Langen- Unterrichtsbriefe nach der Methode Toussaint-Langenscheidt, der Wörterbücher von Muret-Sanders und Sachs-Villatte und anderer Hilfsmittel zur Erlernung fremder Sprachen, ist vom — Ferner ist die Verlagsfirma Helbing L Lichtenhahn in Basel für die von ihr ausgestellten Verlagswerke mit dem Ehren diplom und der goldenen Medaille ausgezeichnet worden.— In der Sammelausstellung einer schulärztlichen Bibliothek (Klasse 12) wurde weiter dem Verlag der Ärztlichen Rundschau Otto Gmelin in München der Orunck krix oollseti vit.6 verliehen. Montenegrinische Jubiläumsmarken. — Wie das Amts- blatt von Montenegro »613.8 Orooxorek« berichtet, wurden Jubi- Format als die bisherigen und wurden in Werten zu I, 2, 6, 10, 15, 20, 25, 36 und 50 Para, sowie zu 1, 2 und 5 Perper (Kronen) ausgegeben. Die Sammlung Kainz. — Einer Wiener Meldung zufolge werden die von Joseph Kainz hinterlassenen Kunstschätze und seine wertvolle Bibliothek, die zahlreiche Unika und Kuriosa ent- hält, in Wien zur Versteigerung gelangen. Die Auktion, die jedenfalls viel Interesse erregen wird, soll bereits im November stattfinden. A.-G. Münchener Chromolithographische Knnstanstalt. — In der Generalversammlung vom 29. September war fast das gesamte Aktienkapital von 78 000 vertreten. Dem Rechenschaftsbericht zufolge war das Unternehmen während des ganzen Jahres stets gut beschäftigt. Eine um Neujahr ein- getrelene Arbeiterbewegung wurde ohne Betriebsstörung, aber mit erheblichen Opfern beigelegt. Eine Besserung der Preise war nicht zu erzielen, diese sind im Gegenteil bei dem erhöhten Wettbewerbe weiter gesunken. Durch Verbesserung und Erweiterung der maschinellen Einrichtung ist es zwar gelungen, den Absatz auf eine bisher noch nicht erreichte Höhe zu steigern, doch ließ der erzielte Nutzen sehr zu wünschen übrig. Der Fabrikationsgewinn