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Das Mädchen zuckte die Achsel und lächelte so sonderbar, daß die Base sie erschrocken anblickte. Dann aber dachte sic: „Zeit gewonnen, alles gewonnen, und che vier Wochen ins Land gegangen sind, habe ich dem dummen Erich das Spiel schon verdorben." Inge wurde weiter häufig zu einer große» Gcscllschasl geladen und erhielt Geschenke und Andenken mancherlei Art. Ein Kästchen war mit wertvollen Schmucksachen ungefüllt und in ihrer Truhe barg sie manch schönes Kleid oder Tuch. Aber trotzdem änderte sie nichts an ihrer Landestracht, sondern verwendete etwas mehr Sorgfalt und ihre Toilette. Ihre Gesichtsfarbe, die jetzt nicht mehr dem rauhen Wetter ausgesetzt war, war blendend weiß geworden, auch hatten sich ihre Manieren durch den Verkehr mit den vornehmen Damen merklich veredelt. Man hätte wirklich glauben mögen, sic sei eine vornehme Dame, die sich zum Scherz die Kleider einer Bäuerin angczogen habe. Ein neues Er eignis trug weiter zu ihrer Berühmtheit bei. Eines Tages kam ein Buchhändler zu ihr und bot bare hundert Taler für ein Porträt von ihr. Die Summe war für Inge zu groß, als daß sie dieselbe hätte ausschlagen mögen. Deshalb hatte die Base leichtes Spiel, sie zu überreden. Der Handel wurde daher perfekt. Als Inge die blanken Silbcrstücken in den Kasten legte, dachte sie wehmütig: Das ist ja für meine Mutter und vielleicht doch noch für Erich. Bald darauf konnte man das Bild Inges in den Schau fenstern bewundern und der spekulative Buchhändler machte ein gutes Geschäft. Wenige Tage nach dem Erscheinen von Inges Bild trat eines Morgens der Intendant bei der Gräfin Brahc ein. Nachdem er ihr galant die Hand geküßt hatte, nahm er an ihrer Seite Platz. „Sie sehen heute so ernst aus, mein Freund." Der Intendant zwang sich zu einem Lächeln. „Die steten Sorgen, die mir mein schwieriges Amt macht, werden noch durch andere vermehrt." Will das Einftudieren der neuen Oper nicht so glücken, wie Sie es wünschen?" „Nein, im Gegenteil, die Proben gehen über Erwarten gut, aber die Oper selbst taugt nichts." „Wie, der berühmte Autor hat ein schlechtes Stück ge schrieben? Kaum glaublich!" „Und doch ist es so! Aber mich drückt noch mehr." „Beim Himmel, Freund, Sie erschrecken mich." „Hätte ich selbst das Unglück angerichtct, so würde ich mich nicht beklagen und die Folgen ruhig über mich ergehen lasten. Aber da Sie eigentlich die Ursache sind . . ." „Ich? Wovon die Ursache? Reden Sic doch!" Der Intendant überreichte der Gräfin eine Papierrolle, die dieselbe entfaltete. „Unsere Inge!" rief sie überrascht. „Der Zeichner hat da sein Meisterstück gemacht. Das ist ihre reine Stirn, das himmlische Auge, ihr feiner Mund, das Oval des lieblichen Gesichts, das so rührend zu Herzen spricht." ----- . ych, . aber. s»s» sorrt „Hätte unsere Mathilde neben ihrem brillanten Geist diesen Kopf, diese Schönheit . . ." „Sie würde Königin von Schweden werden," ergänzte Herr von Brcnkendorff. „Wie?" „Prinz Oskar ist sterblich in dies Mädchen verliebt." „Aber, lieber Freund, Sie übertreiben!" „O nein, sterblich ist niwt einmal der richtige Ausdruck dafür, bis zuni Wahnsinn liebt er Inge. Und dazu haben Sic und ich eigentlich den Anlaß gegeben. Hätten Sie nur nicht die Idee gehabt, das Mädchen cinzuladcn! Welche Folgen das noch haben kann, weiß ich nicht. Das ist die Sorge, die mich auch Ihretwegen bedrückt. Wer weiß, wie das noch enden wird." „Ihre Behauptung überrascht mich," sagte die Gräfin ernst. „Der Prinz hat eine romantische Veranlagung und ist für Frauenrcize sehr empfänglich. Inge ist in der Tat eine Schönheit, eine sehr seltene Blume, die das heißeste Verlangen nach ihrem Besitz leicht erregen kann. Uebrigens habe ich gar nicht bemerkt, daß er sich auf dem Fest ihr besonders genähert hätte. Er war doch nur Teilnehmer an der allgemeinen Unterhaltung wie jeder andere auch." „Ach, liebe Freundin, ich habe Ihnen da noch ein wichtiges Bekenntnis zu machen. Sie wissen, daß ich für Prinz Oskar eine besondere Vorliebe habe, daß ich ihm deshalb jeden Dienst leiste, den er von mir fordert. Und so habe ich ihm denn auch auf seinen Wunsch Gelegenheit gegeben, Inge ganz allein zu sprechen." „Wo hat er sie denn gesprochen?" „In dem bekannten Zimmer neben dem Saal." „Wie, hier in meinem Palais?" Bejahend nickte der Intendant. „Hätte ich nur ahnen können, daß diese Zusammenkunft so traurige, ernste Folgen haben würde! Unter dem Vor wände, dem Mädchen ein kleines Geschenk zu machen, mußte ich es nach dem Tanz in das Seitenzimmer führen. Die Unterredung mochte höchstens eine Viertelstunde gedauert haben, als Plötzlich der Hofmarschall erschien und nach dem Prinzen fragte. Man sagte ihm, er sei bereits in sein Schloß zurückgekehrt. Der junge Graf von Tromsö über nahm cs, den Prinzen davon in Kenntnis zu setzen, worauf dieser sofort den Ball verließ. Was der Prinz mit dem Mädchen gesprochen hat, ist mir nicht bekannt. Nur das weiß ich, daß er ihm seinen kostbaren Ring geschenkt hat." Die Gräfin schüttelte erregt den Kopf. Herr von Brenkcndorff fuhr fort: „Ich bin noch nicht zu Ende, liebe Freundin. Seit jenem Abend ist mit dem Prinzen eine seltsame Wandlung vor sich gegangen. Man merkt cs ihm an, obgleich er sich alle Mühe gibt, seinen Gemütszustand zu verbergen. Oft verschwindet er stundenlang für seine Umgebung und man weiß nicht, wo er sich befindet. Zwar meidet er die Gesell schaften, wo sich Inge zeigt, doch fällt dies umsomehr auf, als cs gerade die Zirkel sind, die er sonst zu besuchen pflegte. Gestern Abend, nun überreichte ich ihm das Bild des Mädchens. Kaum hatte er das Blatt aufgerollt, als eine Pnrpurwellc sein Gesicht färbte. In einer Art von Verzückung küßte er die Lippen, dann verbarg er das Bild hastig." „Und weiter?" „Das ist ein braves Mädchen," sagte er, „ich wollte, ich wäre ein Bauer aus Dalarne." (Fortsetzung folg». Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichcnbrand vom 4. bis lv. März lvlt. Geburten: Dem Geschirrführer Paul Willy Wolf 1 Mädchen: dem Hermann Folder l Knabe. ' He Aufgebote: Der Gärtner Rudolf Emil Böttcher, wohnhaft in Anna. berg mU Anna Louise Kobliescheck. wohnhaft in Reichenbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 2. bis mit 8. März l9lt. Aufgebote: Der Elsenformer Anton Bruno Reichler mit Liddy Minna Sieder, beide wohnhast in Siegmar. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstei« vom S. bis >0. Mär, ISII. Geburten: Dem Handschuhstricker Karl Friedrich Oskar Ihle 1 Sohn; Hierüber 1 unehelich geborener Knabe. Eheaufgebote: Der Geschäftsgehilfe Alfred Richard Preller, wohn. Haft in Neustadt, mit Lidya Flora Kretzschmar. wohnhaft in Rabenstein; der Bautechniker Carl Hugo Uhlmann mit Helene Frieda Richter, beide wohnhast in Rabenstein; der Schuhmacher Otto Max Reichel mit Johanne Marie Lange, beide wohnhaft in Rabenstein. Eheschließungen: Der Schlosser Otto Albert Dintcr wohnhaft in Chemnitz, mit Lilli Ella Gundermann, wohnhaft ln Rabenstein; der Zimmermann Friedrich August Pfüller mit Marie Helene Biele, Sterbefalle: Dem Handschuhstricker Johannes Willi Aurich 1 Tochter, 3 Jahre alt; der Schmiedemeister Emil Albin Feig, 50 Jahre alt; der Schuhmachermeister Carl Heinrich Grimmer, 78 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes z» Rottluff vom 3. bis 9. Marz 1911. Geburten: Dem Kaufmann Gustav Otto Seifert 1 Mädchen. Aufgebote: Der Packer Paul Arthur Sinde in Rottluff mit der Trikotaaenzuschneiderin Johanna Paula Göhler in Rabenstein. Eheschließungen: Der Eisenhobler Paul Emil John in Rabenftein mit Elsa Martha Heinold in Rottluff. Sterbefalle: Emilie Magdalene Seifert. 1 Tag alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrmrd. Am Sonntag Reminiscere den 12. März a. c. vorm. 0 Uhr Predigtgottesdienst. — Am 1. Bußtag den 15. März vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte V«9 Uhr. nachm. 5 Uhr Abend^mmuniom^Kollekte fi'lr die innere Mission. Parochie Rabenftein. Am Sonntag Reminiscere den 12. März 1911 vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Hilfsg. Gebhardt) mit Beichte und hl. Abendmahl (Pf. Weidauer). Mittwoch den 15. März, Bußtag: vorm. 9 Uhr Predigtgottes dienst mit Beichte und hl. Abendmahl (Pf. Weidauer), nachm. 0 Uhr Abendmahlsgottesdienst (Hilfsg. Gebhardt). Nach beiden Gottesdiensten Kollekte für den Landesvercin für Volksbücherei Rabenstein. (Geöffnet jeden Sonntag von V»11—12 Uhr.) Bußtag, am 15.März abends VeLUHrsollinKühn'sRestaurant (Vereinszimmer) der 5. Familien-Leseabend Einwohner Nabensteins herzlichst eingeladen sind^ vom Bücherei-Ausschuß. eywio^^leien^. Pr-! UN und, 1254^,, ^ ^ Speisezettel des Wanderkochkursus im Pfarrhaus Ravenstein. Montag, 13. März: Dienstag, 14. März: Mittwoch, 15 März: Donnerstag, 16. März: Rouladen, Salzkartoffeln. Freitag, 17. Mürz: Schöpsenfleisch, Kartoffelstückchen. Sonnabend, 18. März: Gebackener Schellfisch, Salzkartoffeln, Gricßflammeri, Fruchtbeiguß. Wir suchen einen tüchtigen Sttl'LviLS»'"" sowie einige geübte 8tr!ckeriiime». Mitteldeutsche Mutagen- und Struniiissllbrik Reichenbrand Erhard L Felir Müller. - -K LH W Schtihllmenlager mi> SchnellbeWerei befindet sich in Reichenbrand Hoferstratze Nr. 65. "WM ssonfirmanaen-Schuhivaren L LLL! Eine Ladung hochfeine ZpeijeKarloffeln ist eingetroffen; hochfeines Mischobst und russische Sardinen bei Neichenbrand, Am Berg 1. Einen Slam Hühner (Ausstellungsgcwinn) verkauft bl. 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Nächsten Donnerstag fällt die Üebuug aus und findet dafür Sonnabend den 18. d. M. statt. Der Vorstand. b.b. Reichenbrand. Versammlung im^Vereinsloka'l. Daö Kommando. Sparverein Reunion Reichenbrmrd. Morgen Sonntag den 12. März nachm. 5 Uhr Versammlung im bekannten Vereinslokal. Tagesordnung: Mitglieder aufnahme, Vereinsangelegenheiten. —Der Vorstand. „Freie TnrnerjW" Reichenbrand u. Umg., e. V. Sonnabend den 18. März abends Punkt 9 UhrMonatöversammlung im Vereins lokal. Um rege Beteiligung bittet mit „Frei Heil!" Der Turnrat. Mannergesangverein Rabenftein. Dicnötag den 14. d. Man. Abend 9 Uhr Singstunde. D. B. das Konzert des Lehrergesangvercins in Chemnitz besuchen, sammeln V»7 Uhr im Waldschlößchen. Kirchenchor (Sop. u. Alt): Montag Abend 8 Uhr Uebung in der Schule. Stcnographenverein Sonntag, IS. März: StiftnngsfcftdeS St.-V. Einsiedel (Kaiserhof). Montag, 13. März: Vorstandssitzung, 9 Uhr. Wichtige Vorlagen! Dienstag, 14. März: Fortbildungö- kursns und Nottluffer Abteilung. Donnerstag, 16. März: Anfänger- kursus: Preisschreiben. Freitag, 17. März: Monatöversamm- lung, 9 Uhr. T.-O-: 1. Geschäftliches, 2. Aufnahmen, 3. Anträge des Gesamt borstandes, 4. Umfrage. Der Vorstand. König!. SW. NüitiiroereM „Lbembelistein". Montag den 20. März abends '/°9 Uhr im Vereinslokal statt. Der Borsteher. Turnverein Lberrabenstein zu Rabenftein <j. P.) Riege „Stand". Heute Sonnabend nach der Turnstunde Versammlung. Wichtige Tagesordnung. Der Vorstand. GelW-Nmin Fyra Rabenftein. heute abend 9 Uhr im Vereinslokal zu einer kurzen Besprechung zu erscheinen. Der Vorstand. Rabenftein. Nächsten Freitag den 17. d. M. abends 9 Uhr Uebung in der Schultnrnhalle. Vollzähliges Erscheinen erwartet der Kolonnenfiihrer. PMnirlllb Rabenstem. Morgen Sonntag nachmittag 4 Uhr Versammlung, die letzte vor der Jahres abrechnung. Die Mitglieder werden gebeten, recht zahlreich zu erscheinen. Es grüßt der Vorstand. Sallsbeßher-Vkreili Rabenftein. Nächsten Montag den 13. März MonatS- versammlnng im Bahnhofs-Nestaurant. Beginn abends Punkt V»9 Uhr. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Winter- berqnügen betreffend. 3. Gemcinderats- bericht. 4. Verschiedenes. Die werten Mitglieder werden gebeten, zu dieser wichtigen Versammlung recht zahl reich zu erscheinen. Auch steht ein Faß ff. Niederrabensteiner Pilsner zur Entleerung bereit. Der Vorstand.