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Zu Ehren deS Königs war eine Jagd im Potsdamer Wildpark veranstaltet, woran sich dann eine Zeittafel in dem Reuen Palais bei dem Kronprinzen reihte. Bei dem Diner bei den Majestäten aus Babelsberg richtete der König von Portugal nngesäbr folgende Worte in sranzösischer Svrache an den Kaiser: Sire! Das letzte Mal. wo ich das Glück halte, iin Kreise der königlichen Familie zu weilen, das war in Königsberg. Damals war ich der Abgesandte des Königs, meines armen Bruders, und damals schon hatte rch die Ehre, aus eine» Toast zu antworten, de» Etv. Majestät aus den König von Portu gal ausbrachlen. Heule bin ich in dem nämlichen Zolle und thue eS tie'bcwegt. nachdem ich gesehen liabe, das; die Gefühle der Zreuiidichasl E>v. Marestat inr mich noch dieselben sind, wie vor dem. Davon hat mich der Enip'ang durch En>. Majestät aus dem Bahnhof überzeugen müssen, davon noch andere Beweise, dre ich empfangen. Ich folge hier nur einem Drange des Herzens., wenn ich alle meine Empfindungen ui dem Wunsche znsaiunrenfasse. daß Ew. Majestäten noch reich mit Glück gesegnet sein mögen, Sie und Ihre Familie, die Prinzen, welche Sie umgebe». Ihr Hand und ganz Deiiiichlaud. Darauf leere ich mein GlaS. Fürst Bismarck konferirte mehrfach mit den Mitgliedern deS auswärtigen Amtes und einzelnen preußischen Ministern. Tie Dauer des Ainenihalies »r Berlin wird nur kurz sein. In fiefelhaflem Uebermnth rief am Freitag ein junger Mann, welcher von Erfurt nach .Halle fuhr, seinen Mitreisenden zu, er wolle den entgegenkommenden Zug anshallen. Als dieser heran- brausle. bog der lleberniulhige sich weit -um Zensier hinaus und griff mit der linken Hand »ach dem anfahrenden Zuge. Mit lautem Annchrei siel der Mann aber »r das Eoupee zurück: der Arm war ihm völlig zersleifcht. Deslcrrcicsi Die „N.Fr.Pr." erhielt am 28. d. vom.Hosprcdiger Koch folgende Depesche: Zürn 'Alexander reist heule nach Bulgarien zu rück, er Hai eine söimliche Abdankung nicht unterschrieben, sondern nur die Worte: „Gott uhühe Bulgarien!" auf eiu ihm vvrgelegleS Schriflslmk geletzt. Aiir lelegraphifches Aufnchen. einige Details über den Verlaus der Revolution in Sofia nritzuiheilen, erwiedcrlc .u'och: Denken Sie sich zu den bekannten Borgängen die Rohheit betrunkener Offiziere und Soldaten, sowie die schamlose Rohheit betrunkener Bulgaren, denken Sie sich dazu den Härm des von Soldaten draußen abgegebenen SalvcnfcnerS und von Kanonen schüssen. so braucht die Phantasie der Leser wohl keine Details mehr. Zronkreictl. Ter Miiilsterrath endete um Nc2 Uhr. unter dem Vorsitz GrevvS. Herr Freyeniel erklärt: In Bulgarien und Ostrumelien lterrfcht Ruhe. Ter Borschiag einer Konferenz in der bulgarischen Zrage ivurde bisher nicht gemächt. In Toiikiirg fanden in Umgebung von Haokai einige Allagnen mit Piraten statt. Mit dem Vatikan ist eure Verständigung bereits angebahnt. demgemäß in Peking der neue Nuntius die spirituelle und der französische Ge sandte dre materielle Oberaufsicht fuhren soll. Im Süden von Algier revoltirke eine Eskadron eines Chasseur- Regimenrs, weil der Komniaiidant ferne Gewalt missbraucht hatte. .Bulgarien. Aus Hemberg wird vom 28. August gemeldet: Dicht gestillte Traniwah-Waggons, zahllose Fiaker bringen un zählige Massen aus den Bahnhof, der in ziemlicher Entfernung von der cladr gelegen ist. Tarnende von Menschen bedecken den Zu gang rum Bahiihme. Es sollte dein Fürsten Alexander eine grosz- artige Demoirslration dargcbracht werde». Biele Damen sind mit prächtigen Bongnets crichicneri und eine Deputation hatte Kränze nnt Natwnalfarben »rirgebrachl. Zum grvszen Heibweien des Pnbliknms und der Berehrer des bulgarischen Helden wurden die Manifcsiglione» vereitelt. Fürst Alexander erschien nämlich nicht auf dein Perron.^ wo scnrer Alles bante, sondern snhr ans den einige Hundert Schritte entfernten Erernowiper Bahnhof, der nie zur Abfahrt gebraucht wird. Tort bestieg Fürst Alerander, in dessen Begleitung sich fenre zwei Brüder befanden, den Separatzug. der nur zwei Waggons balle; iin zweiten nahm ein Diener Platz. Als dies ain.Hanpibahnhoie bekannt wurde, eilte Alles znin Ezernö- witzer Bahnhöfe, um dort dem Fürsten den Ab'clnedsgrusz darzu bringen. doch eS war schon zu mal. der Zug war schon »('gegangen. Nur schwer war dem Publikum bcizubringcn. dass die Prinzen schon abgereist seien, und nur. langsam zerstreute sich die angesammelte Menschenmenge. — Bor der Abreise erklärte Zürst Alexander einem interviewenden Mitarbeiter des ..Dziennik Polski", dag er ent- 'chlossen wi. die Regierung wieder zu übernehmen und darum direkt »ach Ginrgewo fahre, wo ilm grosze Deputationen erwarten. Was die ibm dargebrachlen Ovationen betrisir, so äuszerte sich der Fürst -ebr chiiivaibiich; nur müsse er sich Reserve miierlege». damit event. die onerreiclnsche oder denlicbe llcegiernng keinen Anstoß nehmen. ..Deien Sie", so schloß der Fürst die Unterredung. ..der Dolmetsch meiner Geiüble und meiner Srnnpathie für Ihre Nation." Bevor der Prinz Hudwig von Battenberg von dem Jagdschloss Woi'sgarten bei Darmstadt, wo der Groscherzog von Hessen angen- blicklich weilt, die Rene über Breslau nach Hemberg zu seinem Bruder Alexander antrak. hatte er nr Homburg eine längere Kon- rerciiz mir dem Prinzen von Wales, welcher sich für eine sofortige Rückkehr des Fürsten Alerander nach Bulgarien ausgesprochen und den Prinzen Hudwig auige'ordert haben roll, dem Fürste» Alexander dringend die Weiterieiie nach Teimchland crbznrathen. Ebenso er klärte sich die ganze Umgebung des Prmzen Alerander von Hessen in Jugenheim für die unverweillc Rückkehr »ach Bulgarien. Auch König Karl von Rumänien nimmt den regsten Antheil an den Ereignissen in Bulgarien und sieht in nnnntcrbrochenem telegra- vbsichen Berkebr mit der Familie des Fürsten Alexander. König Karvl war es. welcher dem Prinzen Alexander von Hessen zuerst die Arkun'l des Fürsten 'Alerander in Ren, meldete. Der Ho'prcdigcr Koch telegravlnrt der ..Vierten Freien Presse": ..Die Revolution wurde vom russischen Militärattache! Oberst Za- charess gemacht, der den O'Nziercn für die Berjagung 'Alexanders iin 'Namen des Zaren die Uebcrnahme in die ruisische 'Armee mit dem gleichen Range versprach. Tie Verschwörung war seit fünf Monaten im Gange, in die über tibi bulgarische Hisiziere verwickelt waren." Mittellage. Er bat Singen aelemt und versiebt sich aus veredelten Ausdruck. Seme Cantilene wirkt unmittelbar bestrickend. So« wohl im Recitativ wie in der Arie fesselt seine SM findung-reiche Vortragsweise mit vollem Reiz, besonders iin Crescendo zur Ton« Pracht in der Höhe und mi schmelzenden Piano. Selten ist hier die herrliche Arie „An jenem Tag. wo Du mir Treu' versprochen" so toirschö» zu Gehör gekommen. alS diesmal. Dein leidenschast- licken Pathos blieb der Darsteller käst nie etwas schulbin. Man spürte stets den rechten Impuls, auch wo eS nicht zur Vollendung deS draincitrscdrn 'Ausdrucks kam. De» Dialog sprach er hnigebungS- pvll, nachdrücklich und rvllengerecht. Das, er sich pon dem LnxuS übermäßiger Gesten, zu häufigen Arnieichlenderns re. befreien werde, darf man zuversichtlich erwarten. Möge dic Arguisitivn des Zungen Sängers zum Besten sichre» I Jedenfalls ist in ihn, eine Kraft ge wonnen. die allseitig«- Interesse rinslößt. Frl. Außcnegg sang wiederum die annntthige Partie der bräutliche» Anna und fand srimpgchische Ausnahme, wen» sie auch in alle» Therlen der Auf gabe nicht völlig gcwachien erschien. A» reiner Intonation, an löblicher Sicherheit und musikalischer Aknralcsse licht es die wohl- gebildete Sängerin fast nie kehlen. Ebenso erfreuten auch ihr Sliminklang. die muntere, zierliche Art deS Spieles und die Ge wandtheit »n Soubrettischen. Desto weniger genügt ihr Dialog ohne Accentuirung. Ueberlianpt hat die Künstlerin ihre Aufgabe nur einseitig eracht. Ihre Anna bleibt ein vergnügliches, etwas oberflächliches Naturkind. Wo tietere Empfindung, Schmerz, Seelen angst u. s. s. wahren Ausdruck finden sollen, geht die Darstellerin schablonisch, nur anderitcnd darüber hinweg. — Am gediegensten und sichersten erwiesen sich Frl. Reuther (Königin der Erdgeister) und Herr Erl (Konrad). Als Mutter Gertrndc erschien Frl. v. Cbavanne zu jrigcndlich und sang nur im Enscinl'le zu voller Zufriedenheit. Ihr Dialog ist auffällig österreichisch. Die Ellöre und das Orchester verdienten vollste Anerkennung. Am Tirigentenpulte war Herr Hoskupellmeister Hagen thätig. Bernhard Seuberlich. -s Henke beginnt im Kgl. Hvfthealer der zweite CvklnS der Nibelungenriiig-Anssührungen Es ist gcwch kein parteiischer Hvkalpatriotismus, wenn inan diese Aufführungen der Dresdner Hotbüline, deren Bvrzüglichkeit säst nvch nnbeslrittener alS die diesjährige» Bavreuther Feslspicle von de» ausrichtigsten und koinpelenleslen Wcigner-Berchrer» anerkannt wurde, wiederhvlt ant's Wärmste empfiehlt. Pietätvoller, schöner und genusireicher kann die Trilogie, das eigenartigste und gröszte Werk aus Rich. Wagners geistiger Hinterlassenschaft, nirgends der musikalischen Welt vermittelt werden alS hier. e 'Am 28 d. fand iin Stadttheater zu K ö l n, wie uns tele graphisch berichtet wurde, eine Generalprobe der neuen elektrischen Beleuchtung statt und erweckte die Bewunderung aller Anwesenden. Die Hichtwirkung im Znschauerearnn und ans der Bühne war vor trefflich. Alle »reckten eine wesentliche Abiniiideruug der Wärme im Hanse. 7 'Aus Salzburg ist uns vom Präsidium des dortigen „Mo zarteum" folgendes Eirknlar zngegangen: „D o n - I u a n - I u b cl- seic r, 1867. Am 29. Oktober >887 wird ein Jahrhundert seit dem Tage verflossen sein, an welchem Mozart seinen „Ton Gio vanni" zum ersten Male in Prag zur Ausführung brachte. Ter Sn'geslaus dieses nnnbertrosfeneir Meisterwerkes über alle Overn- bnhnen der Welt verbürgt uns die Zuversicht, das; dieser linndert- iahrige Gedenktag überall, dies- wie jenseits des Weltmeeres, nach Gebühr geleiert weiden wird, ui» so mehr, als der Borsland der Inteniasivnalen Stiftung „Mozarteum" in Salzburg, welcher sich zunächst zur pietätvollen Pflege des Mozart Kultus berufen fühlt, in dieser Hinsicht von den Heitern einer Reihe hervorragender Opernbrihiren die erfreulichsten Zusagen erhalten hat. De» Be strebungen des miterzeichiietcii Vorstandes, der nächstjährigen Jubi läumsfeier den Eharakter einer liiteriiationale» Huldigung für den grosien Salzburger Meister zu verleihe», hat auch das k. k. Ministe rium für Kultus und Unterricht in dankbarst anznerkennciider Weise kräftige Unlersllchuiig zu Theil werden lassen und namentlich in Betrctf der Fesl'christ, welche die Internationale Stiftung „Mozar teum" zum Inbiläniiislage heranszugehen gedenkt, »'gliche Förde rung zugesichcrl. Ta dieser Festschrift ein »msassendeS und reich haltiges historisch-statistisches Material zu Grunde liegen soll, er sucht der geierligle Vorstand der Internationalen Stillung „Mozarteum" alle Vorstände von Opernlnihne». Musikiirslituten lind Gesang-Vereinen, welche an der Ton J»an-Iul>clseierein In teresse nehmen, um gütige Zusendung: aller aut die geplante Jubel feier »n Jahre 1887 Bezug nehmenden Berichte, Zeilungsnritthci- lnirgcn und svnsliacn Druckschriften, von allenfalls vorsindlichen, alten Theaterzetteln über die Aussührunaen von „Ton Juan" seil dem vorigen Jahrhundert bis Ostern 1886, von alten Kostnmbil- dcrii, Zeitungsreserate», Erinnerungszeichen und anderen noch un veröffentlichten Mozartiana: schlichlich um gütige Mitlhcilnng, an welchem Tage „Ton Juan" an den betreffenden Opcrnhülnren zuerst zur Ausführung gelangte, und wie olt das Werk bis Ostern 1888 daselbst gegeben worden ist, und welche allgemein bekannten Künstler bei dielen Anssiihrnngcn allenfalls mitgewirkt haben. 'Anträge und Vorschläge, sowie literarische Verträge zur Jubelfeier, beziehungsweise zur erwähnten Festschrift werden dcinkbarlt ent- gcgengenommcii und Anfragen bereitwilligst beantwortet. Inter nationale Stiftung „Mozarteum" irr Salzburg. Ter Schriftführer: Ioh. Ev. Engl. Ter Präsident: Karl Freiherr v. Sterneck." Fcutllktott. -s- Kgl Hort he ater. Dem neuen Varitonistcn Herrn Scheidcinantcl glückt cs gleich imAinana seiner hiesigen Thäligkeit, Siimvallnc und Gunst des Publikums zu gewinnen. Hoffentlich wird er sich über den ermunternden Beifall, der ihm wiederholt ge spendet worden, nicht täuschen, sondern sich bewnssi sein, das; er sich die ihm zrigedackte Positiv» nn Eweinble erst durch tiinsllcrische Ged,ege»Iicit erobern nnis;, was ohne Kamps nndMühc» nicht mög lich ist. So >n»a er noch isr. blühten sinn doch schon viele Erfolge nr der Hennalh und niiderwarts. Wäre eS ihm nur um Beifall zu thuii gewesen, so hätte er »r Wennar, wo er überaus geleiert ivnrdc, bleibe» können. Erstrebte aber zur Vervollkommnung seines Talentes und zu der schwierigen Stellung an einem ersten Hvs- flieatcr empor, um die eigentliche Entwickeluirgszert der Jugend zur Vervollständigung seines Könnens zu bcmrhen. Offenbar ist er snr höhere Ausgaben befähigt, wie man aus ienicr vorgestrigen 'Wieder gabe des „Hans Heising" erkennen konnte. Eine Ungerechtigkeit wäre eS, wollte man von dem jungen Sänger "hon Fertiges ver langen. Er wird noch längerer Erprobung bedürfe», um den Hans Heising eines Engen Degele, dessen acist- und scclcnvolle Tar- stellnngsknnst annähernd zu erreichen. Degele hatte das vor allen '»(arschner Interpreten voraus, daß ihm sein Gönner H. Marichirer selbst die Direktive für Heising, Bampvr -c. gab. — Boiläirsig ließ Herr Scheidemankcl cs noch in verichiedencir Tingeir mangeln. Ter Klang tiefer Töne hat zu wenig Kralt und Fülle. Manche Enr- iälre waren »»sicher, einige a»ch verfehlt. In Emcmbleiahcrr mußte Heising bestimmter und klarer heraus treten. Trciiiolircn i»id ^cto- niren dürste nirgends ausfällig werde». Droh alledem darr man das Gciannnteraebisiß seiner Darbietung als ein löbliches und gnnitiges bezeichnen. Unter allen den Baritonisten. die in den lebten Jahren hier am Engagement gastirten, besitzt dieser die schönste »nd rnsinuanteste Stimme, wenigstens in der Höhe und der — Modenbrief. Baden bei Wien, am 27. August. Hiebe Hcrmance! Tn beklagst meine kühle Schreibweise und meinst, die Gedanken, die ich Dir schenke, seien sozusagen nur Brosamen von meinem Tuche, am dem wüst das luxuriö'esie Mahl stehe. Was fällt Dir ein! Muß durchaus vor dein Gösienbildc der conventionellen Hüge geopfert werden? Ich würde das thnn, wenn ich Dir immer Frciindschaftsbcthcueruiigcn übermittelte. Unsere 'Ansichten und Genilile sind nicht jeden Tag dieselben, sie hängen von hundert Zmülligkeilen ab. Und dieser Wechsel zwischen Wärme und Kälte, Sonnenschein und Regen ist vortrefflich: er darf sogar als eine Art Hebenselixir gelten. Möchtest Tu fort während einen wolkenlvien Himmel sichen? Mein Geschmack vrotestirt dagegen Denke Dich übrigens einmal in die Situation einer Dame, deren Korrcwondcnz durch den Verkehr in der Gesellschaft ringctheitt ist. Mit der besten Hanne wacht diese Dame ans, ver läßt die elegante 'Ruhestätte, tändelt mit dem Papagei oder der weißen Angorakatze, nimmt das erste Frühstück, liest Zeitungen »nd Brieie und besiehst die Kammerfrau zur Toilette. Während dieselbe die kunstvolle Frisur auibant und 'Neuigkeiten anskramt, überlegt die Herrin, ob die unamschiebbarcir Bounittagsvisitcii eine Stunde abwerien, welche die schriftliche Plauderei erledigt. Ist diele Stunde herausgcklügelt. beginnt die Frage: für wen Feder und Tinte zuerst arbeiten sollen, die Stimmung bereits zu balan- circn. Endlich entschließt nion sich, zärtliche Worte oder intime Botschaften an eine Frenndin zu senden, da bildet der neue, soeben erst vom Schneider geschickte, kirichrvthc Enchemireschlasrock gerade über der Büste, wo jetzt die prächtigste» bulgarischen Stickereien glänzen, eine Falte. Bald findet diese mrter der bis zu den Augen reichenden, tciirgewellten Haanrame Genossinnen, und mit der gefalteten Stirn ist die Unzufriedenheit fertig. Was ihr entsprießt, brauche ich Dir nicht zu sagen. Genug, der Einfluß dieser vorüber gehenden, wenn nicht chronischen Charakterschwäche giebt sich schon bei der Wahl des Briespapicres zu erkennen. Anstalt den moder nen. mit gepreßten Blumen verzierten Monogramiiibogcii m s Ver trauen zu ziehen, wird ein graudüstcrcS Billet verwendet, dessen steile Bvrdüre die echt bäuerliche Sacktuchkaute prisientirt. Nun soll die Ucbcrschrist erfolgen I Hmmiel, in diesem wichtigen Augen blick — die oberste 'Anrede im Briese ist ja die Ouvertüre zu ocm ganzen Werke und verrät!) seine Tonarten — läuft ein Spinnchen auf dem Schreibtisch bin und her. Das kleine Ding will eure Morgcnpromenade. verbunden mit gymnastischen Hebungen, unter nehmen und ahnt nicht, welche Besorgnisse, welch' abergläubischen Seelenausnthr es hervorrust. Die Glocke ertönt, der Diener ent fernt den Störenfried, und Madame beschwichtigt den leisen Auslug von Verlegenheit mit den Worten Napolcon's: „Kein großer Geist ist frei von Aberglauben." Selbstverständlich fällt hieraus die Anrede melancholisch, gezwungen oder sehr kurz ans, und die Hal tung des Briefes ist entschieden. Ließe man ihn wenigstens einen halben Tag im Schubfach liegen und überliste die Zeilen, bevor sie ihrem Ziele entgcgcngehen, init vorurtheilsireicin Blicke! Viele Mißverständnisse und ebcnsvviel Briefmarkrn würden erspart. Nach meinem Dafürhalten ist die Häsitc der Briese, die in aller Herren Länder gewechselt werden, überflüssig, weil inhalllvS. Bitte, he- hnndle diese Bemerkung diskret: ich mag nicht nnt Narren kämpfe», seit kluge Leute mein bischen Feldhcrrntalrnt. die geringen Hilss- triippen und Waffen bcnnruhigcn. Doppelte Fehde gräbt leicht de« Untergang, und ich liebe den Frieden und das Hebe». Zu der letztgenannten Neigung steuerte Tronville den Höwcnnnthcil bei. Tn 'Anblick gesunder Menschen, ihr Frohsinn, ihre Gcirnßsucht wirkt epidemisch, von Resignation oder Gleichgisiigkeit kann nicht mehr die 'Rede sein. Schon jetzt freue ich mich ans die mannig fachen Zerstreuungen, die der Herbst verspricht. Außer der Dir gemeldeten Hvchzeisseier verkündet mein Kalender auch ein Taufsest. Deine Namensschwester: meine ante Hennan«, wünsch» mra» nocy «über zu verbinden uich zur Pacht» eine- SöhnchenS ,u machen, da- ihr Gemahl vergöttert- Bekanntlich ,st Übertriebene Eltern siebe der Feind der Svütlmge Ich werde, sobald mir ein Recht zustrht, feierlichen Knsvriich erhebe». Vorläufig beschäftigen mich Tvllettriifraacn. Nach Pari» reisen und dort mindesten- drei Wochen Aufenthalt nehmen, Et für cnreDame. welche ausKostüme hält, keine Kleinigkeit. Wie Du weißt, weichen die Panier Faeons von de» Wiener Schmtten wesentlich ab. Auch das Material ist hier ein ganz andere«. alS in der französischen Hnnptstadt. Tort prvlegirt die Mode tbrure, bisweilen verschwenderisch kostbare Stoße: in Wien steht da« Arrangement im Vordergründe. Einfache Ge webe, von denen das Meter kaum eine halbe Mark kostet, werden io sorgfältig dravirt, als ob sie die schwersten Sannnet- und Seiden- waaren an Werth überträfen. Die Wienerin gehört ohne Zweitel zu den glücklichen Franc», die »lit gelingen Mitteln bedeutende Essrkle erreiche», sie ist, wenn ich so sagen darf, die geborene Modistin. Leicht wie der Sinn ist die arbeitende Hand, und das scheint bei den augenblicklich so beliebten Gesellschastsroben aus Tarlalan-Cröpe durchaus nvthwcndig. Jupon und Korsage weisen nur Fälichen aus, welche eine uiüßig erhitzte Brennschecre ordnet: ein Hettstich schadet nicht, aber jede feste Näherei gilt für spieß bürgerlich : Susanne aewöbnt sich merkwürdig rasch an diese Vor schrift. — Obschon der Hochsommer !einem Ende eutgegenaeht. spendet er doch noch die herrlichsten Tage. Es wäre »»danibar, wollte» wir tue für die Saison geschlissenen reizenden Novitäten, kaum begrüßt, nä acta legen und in dunklen Gewänder» re. er scheinen. Deshalb trägt hier Alt und Jung, was hell, duftig und lustig, bvn Svnncnschclii und Blumen sörnrlich durchwvben ist. Silbcrgraue Grenadine wird am meisten begehrt: nach ihr koimnt cröme und rosa. Als Besatz dienen noch immer Spitzen. Bordüre», Sammetbänder und gepreßte Eammetblnnie» Außerordentlich hübsch und zugleich originell sehen die Rosette» ans. die, von grober Leinemprtze, rings um den Rock, sowie aus das Gilet des Leibchens gesetzt und durch lose liegende, schmale Spitzcirbogen verbunden werde». In derselbe» Weise mrangirt »ran auch Sterne auS schwarzen Blonde», namentlich ans den moderne», slarksadi- aen Gnivüre-Blonde», denen eine vielversprechende Zukunft bevor- sletzt. Viele behaupten, das Regiment der Spitzen höre zum Winter auf. Möglich, daß die Maschinenarbeit, besonders die Imitation, in der Nachfrage sinkt: geklöppelte Spitzen steigen sicher um so höher, und ich rathe Dir, Dich schon jetzt mit einigen Garnilnrcn zu versorgen. Schwarze Kleider verzierst Du mit märrsegraucr Gurpüre am geschmackvollsten. Abgesehen von dem wirklich vor nehmen Aussehen, gewährt die Zusammenstellung den Vorthcil, ältere Kostüme, deren Farbe bereits unsicher wurde, wieder zu rc- liabilitire». Könnte man doch bei den Mensche» das gleiche Vec- sahren erlolgreich anwendcn! Wie gern mischte ich Eigenschaften und Gesinnungen, veraltete Begriffe und hsipersentiinentale Wünsche, um ein respektables Ganzes zu gewinnen. — Meine Kanimkrsrau erinnert soeben, i»i benligen Briete die neueste der 'Neuigkeiten nicht zu vergessen. Unsere jüngeren Damen, und zwar speziell die natürlichen Backfische von II bis 17 Jahren und die künstlichen, die den Ucbergang in'S zweite Jahrzehnt mit äußerlicher Naweläl cachiren, werden demnächst „Evulenr" tragen. Das heißt, sie legen Bänder, die den Abzeichen der Korpsstudenten nnchgeahmt sind, um ihre kleinen Filzlnite und Baretts. Frische Gesichter dürste der burschikose Schmuck, der übrigens durch einen breiten, uingelegleil Heinwandkraacil unterstützt wird, vorzüglich kleiden: ob ihm eine tiefere Bedeutung zu Grunde liegt, vermag rch nicht zu bcurtheilcn. 'Neugierig bin ich, wie die Männer diesen Eingrisf >n ihre Tracht aussaise». Freundlich gewiß nicht. Spott und Hohn werden in vollen Strömen über das Haupt der Schuldigen und 'Nichtnhiil- digen hereinbrechen. Was kümmert'ö uns? Emen Nutzen wünschte ich von der Ciiniihrung der bnntgestreistcn Bänder: der Korpsgeist, der unter Männern, wenigstens unter allen gebildete», herrscht, sollte auch die weiblichen Wesen fester aneinander knüpfen wie bis her, und sie von der Mediiance und dem Zugerichtsitzen abhalten. Demüthigungeil anderer 'Art will ich ganz und gar verschweigen, allein sie entspringe» dem Mangel an Einigkeitsgesühl, der Halt losigkeit. Welch' ernstes Thema habe ich da berührt! Bcrzeih und laß uns ans ebenen Boden gehen. — Ich muß Neisekleidcr für Paris und London bestellen. Alphonse empfahl mir diverse Stvsfc, insbesvirdere reinlarrirlcii, brannroth, gelb und schwarzen Sammet zum Uebcrklerd. dasselbe Tessin, jedoch in Wolle, für den Jupon. Letzterer wird mit rother Seide soweit crdgesültert. als ec bei irgend einer Bewegung Umschlagen kann. Der Nedingvte gleicht vorn einem Herrenvalctvt, erhält Taschen und Klappen und große Knöpfe, rückwärts ist er wie eine Prrnzeßrvbe mit sehr falti ger Mittelbahn sormirt. Vielleicht entschließe ich mich zu diesem Kostüm, was eine Togue aus Sannnet »»t dem üblichen, langen Reiseschleier vervollkommnet. Oder findest Du eine staubfarbige Leinwandpclisse mit cbenwlchem 'Nock und Uebcrrock geeigneter ? Tein Anscheine nach bürten wir auf einen sonnigen Herbst rechne», und ich sürchte beinahe, daß Sammet und ähnliches dichtes Gewebe Emde «eplcmbcr zur Reise zu warm und unbeaucm ist. Herzlich iroh bin ich über die strenge Theilung des Reiscanzuges m Zer- drürkbares und Unzerdrückliches. Das erste wird natürlich durch den Nock, das zweite durch die Dekoration geliefert. Sie ist voll kommen selbstständig und besteht von den Scitentheilen an, die entweder durch Knöpfe oder Bänder dem Devant zugehören, in der genauen Nachahmung eines splendid ansgeslattetcir Promenaden- rvckcs. Will sich die Trägerin eines solchen Kostüms im Koupce »iederlasscn, schlägt sie den elegant dublirtcn zweiten Rock wie einen Umhaiig um die Schiiltem und benutzt die schon vorhandenen Knövse oder Bänder zur Befestigung. Tn glaubst sicher nicht, daß diese Nrr'de Beifall erntet. Ich versichere aber, daß sie in vvrnch- me» Kreisen bereits cingesührt, kleidsam und Praktisch ist. Man erspart Mantel wie Tuch und sicht heim Verlassen des Wagens paicnt ans. Mehr kann die verwöhnteste Frau doch nicht ver langen. Ueber andere, im Entstehen begriffene, daher noch unreife Neuheiten berichte ich das nächste Mal. Wie immer grüßt Dich Deine P. v. D. Brteskasten. .*«, A. D-, Frcibcr g. „Bor längerer Zeiten brachten Sie eine Notiz, worin dargelcgt wurde, daß der Vater eines Knaben, dem ein anderer Knabe das Auge ausgeschosse», alle Kosten für die Kur re. habe bezahlen müssen: während Sie jetzt inr Briefkasten die Beantwortung einer Frage wegen zerbrochener Fensterscheibe dahin beantworten, baß der Vater dcS bctr. Knaben nicht gehalten sei, zu bezahlen. Ta »rein Fall derart ist, daß ei» Knabe meinen Knaben von 9 Jahren hingcworfcn. svdaß derselbe, weil er an einer Schiene ging, dadurch alterrrt wurde, daß er nach sehr langem Siechthirm vor einigen Monaten gestorben ist. -Hat nun der betr. Vater die Verpflichtung, mir Eriatz für Kurkvslen re. zu leisten?" — Für Bosheit oder schwere Verschuldung eines Kindes und die Folgen der Handlungen desselben hallet der eheliche Vater nicht, mit seinem, sondern mit des Kindes Vermögen. A. Fiedle r. „Es giebt hier einige Geschäfte (glücklicher weise nur wenige), welche nicht wissen, wie zeitig sie früh ihre Geschälte au! und wie spät Abends zumachen sollen. Früh wird um 7 ausgemacht und Abends um 9 Uhr zrigcnicicht; das sind also 1-1—15 Arbeitsstunden. Im Verhältniß zu dieser Arbeit steht doch ein Hohn von 20 —80 Mk. monatlich gewiß nicht! Eine Extra- vergütnng gicbt's nicht! In den Fabriken selbst wird in jüngster Zeit blvs 10 Stunden gearbeitet. Es ist dies, glaube ich, eine aesetzlicbe Vorschrift, oder eine Abinachnng der Arbeiter. Wissen Sie vielleicht ein „Mittelchcn" wodurch diese Herren Cheis ge zwungen werden können, ihre „Bude" auch nach lOstündiger Arbeit zu schließen? Ja, eS giebt hier Geschäfte, ine rsonntag Nach mittags, wo scdcr Hcriiigsbändigcr zuhabcn muß, arbeiten, d. h. „aiiirüumcn" oder „Ordnung" machen. — In derlei Sachen sich zu mischen, hat sein Bedenkliches. Jeder Mensch hat fernen freien Willen und der nach ihrer wohl übertriebenen Schilderung Ge peinigte wird schon wisset, was er zu thun hat, wenn ihm die Kondition nicht gefällt. »*. H. Bcrndorf f. „Halten Sie den Berus des Photographen, weil dicicr mit Cyankali. Eollvdin»« rc. zu arbeiten hat, für einen die Gcnrndheit nntergrabcndcn und giebt es vielleicht einen Nach weis darüber, daß die Phvtographcn in der Regel kein hohes Alter erreiche» ?" — Es giebt einige alte Photographen, welche zur Zeit die Taguerrcotypie nnfingci, und bis vor ungefähr vor 3—4 Jahren nur mit Aclher, Eollvdin»,. Quecksilber, Cyankalium rc. gearbeitet haben, ohne infolge des Berufs krank geworden zu sei». Dieselben harten wahrscheinlich aber auch kein cholerisches Tcmvcrainent und konnten die vielen möglichen und uninöglichcn Wünsche unseres hochverehrten Publikums ohne Hcibcsschade» vcrdancn. A. in Waldenburg. „Führt die Restauration „Wolss- schlncht" noch einen anderen Namen als Bayrischer Hof?" — Die „Woltsschlucht", dieses dcslrenvmmirtc Restaurant ans hiesiger Wil-^ drusserslraße, führt nicht den Namen Bayrischer Hof; letzteres ist ein Hotel ans derselben Straß«.