Volltext Seite (XML)
«».Jahrgang. 389 Donnerstag, 2S. September 1924 GearUn-el 1856 Lrahlanichrijl: Nochrichlen Dr«»d«n. Fernlpr«cher-Samn«>lnumnier 28 241. Nur sür Nachlgesprilche: 20011. v.n>. disZV.Sep>«mb«r >»21 bei lilgl.zweimal!,erguflellunalr»lZlausIckoldmarck Wtzvuyr Poftde,ul>»pr«>»>. Monai S«pl»mb»r Z Koldmark. «lxzeliiuwmer II W.Idpleunig. Die Anzeige» werde» nach «Soldmarli berechnen die einloaltme ZS min oreite Anzeigen-Preise: Ä.,LS"!rL aukerhalb 20Ü Pil>. vfferlengeblikr IS Pig. Ausw. Auliriige gegen Dorausdezadl. SchriMeilvng und .hauplgelchilftsftelle: MarlenIIralir 38/40. Druck u. Verlag von vlegsch ä- Arlchartl >n Dresden. Posticheck-Konlo 1OS3 Dresden. Nachdruck nur mit deulllcher Vuellenangabe «.Dresdner Aachr."/ zuldllig. — Unverlangte Schrlllstlicke werden nicht aujdewadr«. orescten-/^. krunssr, keke rikku88tk3Üe 21 korniprovdor: 71811 <8,mmelnummor) 7»l»gr.-liör.: pridsnk llskLllnes pnvst-ksnli, Wl-M-ellsclutl 6687. 1906 s>8 Ssttossstisclisfi kenlenmsrtr-Konten ^weigriisciSt-lLSSUtigsri 6 eilten au, NönWttake 3üd fernipracksr: 805, 107, 187 I^isNS, Voknaibckv 8tk3Ü8 23 kecnsproebrr: 81l> uns 811 Die Hauptpunkte des deutschen Memorandums Optimismus über eine günstige Antwort ist nicht berechtigt. Schwierigkeiten bei den deutschen Anleiheoerhandlungen. - Der Auswertungsausschutz gegen die Spekulation. Deutschlands Sondierung beim Völkerbund. tT> r a li t m c l d » » g unsrer Berliner S ch r i s t l c i I » » g.) Berlin, 21. Sept. Die Arbeiten sür das M e in vra » dn »i der R e t ch s r e g i e r n n g zur V ö l k e r b u n d ö f r a g e sollen so beschleunigt werde», das, es unter llniständen scheu morgen den in Berlin akkreditierten Vertretern der zehn im BölkcrbundSrat vertretenen Staaten überreicht wer den kann. Wie in informierten Kreisen verlautet, wird das Memorandum in drei -Hanptpnnkte gegliedert sein, welche die Boranssetzungen betiandcln, von denen Dentscliland seinen Eintritt in den Völkerbund abhängig macht. Der erste Hauptteil dieses Memorandums ist selbstverständlich der Frage gewidmet. ob Deutschland als gleichberechtigte Hauptmacht angesehen wird. Die pvsitive Beaiitwvrtuiig dieser Frage märe dann gleich bedeutend mit der Einräumung eines ständigen Sitzes im V ö l k e r b n ii d s r a t. Es ist begreiflich und durchaus zu begrüßen. daß die dcukschc lllegierung vvr allem darüber ""GMn st h eitl» nl> en will. Der zweite Hauptpunkt des Meniorandiimö betrifft den Wunsch Deutschlands, Klarheit darüber zu er halten, vb es als „moralisch eiuwuudsreic Placht" anerkannt werde. Die deutsche Hiegierung will aus diese Weise verhüten, das, Deutschland mit dem Makel der Alleinschnld belastet in den Völkerbund rintritt. . Schliestlich must sich die Rcichsregiernng auch darüber ver gewissern. das, Deutschland nicht zur Errknliue herangezogen und das, sein Gebiet in .intimst als Kriegsschauplatz der artiger Eretntive nicht mistbranchl werden dars. ES wird abzuwartcn sein, welche Antwort die im Vvlterbnnüsrat vertretenen Ltaaten der deutschen Hiegierung ans dieses Memorandum geben werden und wann diese Ant wort eintressen wird. Das Ergebnis dieser Antwort wird einen zweiten Ministerrat mit der Frage beschäftigen, ob der sormelie Ausnahmeantrag in den Völkerbund gestellt werden soll. Die Aenstcrnngen der ausländischen Presse laute» nicht so, daß starke .Hoffnung ans eine allseitig günstige Beant wortung dieses Memorandums gehegt werden kann. Jeden falls dürfte die diesmalige Völkerbundsscssion vorübergehen, ohne dass ein deutscher Antrag vorliegcn wird. Es bleibt ab zuwartcn, ob sich hierfür eine ansiervrdentlichc Völkerbunds- scssion notig erweisen wird. Trotzdem die hieichsrcgicrung allen zehn Mächten des VölkcrbundSrats in der Form des Memorandums die Bedingungen Deutschlands für seinen Ein tritt klar und nnmistvcrständlich znr Kenntnis bringen wird, bemühen sich gewisse Kreise mit verdächtigem Eifer, die deut schen Vorbehalte als eine „unwesentliche Geste" hinzustellen. So soll Nansen nach einem Bericht des „Platin" gesagt haben, die Vorbehalte seien nur gemacht worden, „um die Op- posiition zn beschwichtigen". Sie seien einfach eine Geste, durch die die Stellung der deutschen Negierung verstärkt werden solle. Aehnliche Ausführungen hat auch der unvermeidliche Dr. Brcitscheid den Vertretern der Pariser Presse in Gens aegenüber gcänstert. Illach dem „Newiwrk World" sagte er, die Würfel seien gefallen, Deutschland werde in den Völkerbund cintretc». Tie allgemeinen Vvrbcballe hätten keine Beden- tund und seien nur dazu bestimmt, die Nationalisten zn be sä listigen. Schliestlich soll auch Gras K e s, l e r telegraphiert haben, es gehe alles gut von statte», womit gemeint sein soll, das, Dentschlands Ansnahme nur eine Frage kurzer Frist sei. Demgegenüber »ins; mit aller Deutlichkeit und Entschieden heit betont werden, das, die gestellten deutschen Forderungen nichts weiter sind als Gebote einfachster Selbstachtung und Sclbsterhaltung des Deutschen Reiches. Deutschland verlangt keine Londerbehandlung, son dern volle Gleichberechtigung mit den übrigen Grosi- mächten, die im Völkerbund vertreten sind. Wenn das, was die Franzosen, nach dem „Temps" zu urteilen, als Vor aussetzung sür de» Eintritt Deutschlands in den Völker bund verlangen, auch von den anderen Mächten zur Be dingung gewacht würde, sv wäre das eine Svnderbeliand- lnng. Der Versailler Vertrag enthält eine ganze Reihe von Bedingungen, die mit dem Begriff der Gleichberechtigung nicht in Einklang zu bringen sind. Würde Deutschland sich nun nochmals ausdrücklich unterwerfen und zugleich die Bindungen deö Völkerbundes und seiner Mehrheitsbeschlüsse auf sich nehmen, so gebe es „en Sicgcrstaatcn ein neues und bequemes Mittel zu seiner Unterjochung i» die Hand. Dazu tan» sich die deutsche Regierung auf keinen Fall bcreitsinden. Die Auffassung i» den französischen massgebenden Kreisen kennzeichnet am besten der „Temps". Er spricht derartig scharf gegen den deutschen Eintritt in den Völker bund, so r ü el sichtslvs und a n in asten d im Tone, das, man ans ihm nur den Sällnst ziehen kann: Wir merdcn bis ans weiteres nicht in de» Völkerbund eintreie» können. Es liegt nicht an Deutschland, das, die Wege zu einem wirtlichen Frieden noch iininer nicht freigegeben werden. Mit dein Kabinettsbeschlnst vom Dienstag ist die Frage einer früheren E i n b e r n s n n g des Reichstages von selbst gelöst worden. Auch die Besprechungen mit den führenden M i n i st e r n und S t a a r S v r ä s i d c n t e n d e r Länder, wie die Anhörung des Reichs rat es. die Be rufung der Parteiführer und Einbernfnna des Aus wärtigen Ausschusses sind nach diesem Beschlns, des Reichskabinetts nicht mehr akut. Unfreundliche Stimmung gegen Deutschland in Paris. Paris, 21. Sept. Charakteristisch für die Stimmung in Frankreich zn der Stellung, die die Reichsregiernng gegen über dem Völkerbünde eingenommen hat, ist ein Artikel des „Oeuvre", des französischen Sozialistenorgans, in dem es hcistt: „Garaniicn müssen wir von Deutschland verlangen, nicht Deutschland von uns. Wir wünschen zwar den Beitritt Dentschlands. aber wir wünsche» nicht, das, Deutschland sich als Triumphator ausspiclen kann und die Voransietznngcn des Paktes znrüelweist, denen alle anderen Nationen sich unterworfen haben." Die französische Grundausfassnng ist also von der änstcrsten Rechten bis weit »ach links gleich. Die „ E r e N o u v e l l e " erklärte sogar die Formel Herrivts: „Keine Ausnahme und keine Bcgünstigiina für Deutschland" als ausgezeichnet. Die gefährlichen 26 Prozent. Ein konzentrischer Vorstos, gegen Gutachten und Wirtschaft. Ist der vielgepriesene „Geist" des Dawcs-Gntachtcns ein lebenssähiges Wesen, das Weltpvlitik und Weltwirtschaft wieder zn gesunden Verhältnissen führen kann, das, wie uns feierlich versichert wurde, Auslegung und Ausführung des Gutachtens und des Londoner Protokolls maßgebend bcein- flnsttc, oder sind es tote Buchstaben, die man in London zu dicken Bänden nneinandcrgereiht hat und die nun wie das Versailler Diktat den willkürlichsten AnslcgnngskunststiMcn erpresserischer und machtlüstcrncr Politiker ansgeliefcrt sind? Diese Frage must jetzt entschieden werden, da sich die Entente mächte selbstherrlich zu Zmangsvollstreckern an der deutschen Wirtschaft machen wollen. Als gleich nach Abschluß der Lon doner Konferenz die englische Regierung ihre Absicht an- kün-digte, trotz Gutachten und Transscrbrstimmungen wieder zu der Methode der Mprvzentigen Anssuhrabgabe übcr- zugehen, die ans der Londoner Konferenz im Jahre 1!>21 Deutschland mit dem sogenannten Necovery-Act anfgezwnn- gen wnrde, verschlvst man sich leider zn leicht der Gefahr, die in diesem ans Umwegen auch wieder in den Londoner Ans- führnngsvertrag zum Gutachten eingeschmuggelten Verfahren lag. Plan hat sich dabei offenbar viel zn wenig Rechcnschast gegeben, wie grundsätzlich diese Zwangsvvllstrecknngsmethode gegen Wort und Geist des Gutachtens verstößt, so sehr inan auch in London betonen mochte, das, diese Entschädigung nur eine besondere Form der .Fahlnng darstclle. Tic Sache ist ja sv einfach: Ter britische Importeur, der Waren aus Dentich- land bezieht, zahlt 2t> Prozent des Kaufpreises an die eng lische /solllasse und nur 71 Prozent an den deutschen Liefe ranten, den, die 2«i Prozent von der deutschen Regierung ver gütet werden. Tas Sachverständigengutachten hatte ganz nebenbei diesen englischen Anspruch ans die Anssuhrabgabe anerkannt, rvvhl aus der Erwägung heraus, dah England nicht in dem Maste an den Sachleistungen Tentschlands be teiligt ist wie die anderen Länder, und das; darum gegen eine sofortige Einziehung deutscher Gelder in England nicht viel einznwcnden sei. Der englische Anspruch ist denn auch in dem Arrikel 1 der Anlage III zum Londoner Schlustprotokoll in einem Nebensatz erwähnt. Dieser Artikel 1 der Anlage III wird aber jetzt znm Fall strick sür uns. Im Jahre lü2l nach der Londoner Konferenz hatten zwar Frankreich und Belate» ähnliche Gesetze erlassen, wie Enaland in seinem Recvvern-Act. Sie batten diese Ge setze aber niemals in Kraft aeietzt. und darum hatte das Gut achten nur die englischen Ansprüche berücksichtigt. In, Artikel 1 des Londoner Schlnstprotokolls, der allerdings nur von den ersten deutschen UebcrgangSzalilnngen spricht, ist aber die Rede von den Erträgen des Recoveni Aet „oder ettvoigcr entsprechender Maßnahmen der anderen alliierten Regie rnngen". Diese Erwähnung bient Frankreich als Grundlage, vom I. Oktober ab ebenfalls die 2t>prozentige Ansfnbrabgabe einznsülircn und damit die Hand aus weitere deutsche Ein künstc zu legen. Selbst Belgien rülirt sich bereits, und es ist nur eine Frage der .Keil das, Italien, Südslawicn und auch Japan sich diesem allaemcinen Kesseltreiben aeaen die deutsche Wirtschaft anschlicstcn. Dieses Verfahren ist icdvcb eine in» damentale Dnrchbrecliuna der Transserbcstimmnnacii. wie sie das Gutachten znm Schutze ger dentt'cben Währuna vorgcsebe» bat. Den Wea zur Anfhriiianna ncwaltiacr deutscher Leistnnacn bat der Tawcs Plan einachend aezeial. lim aber eine ricrrüttnna der deutschen Valuta ans iedcn Fall zu vc> hindern, ist der Transseransschnst einaeictzt. der svnverän darüber zn bestimmen hat. welche Summen und welches Mas, vvn Lachlicfcrnngcn nur übertraaen werde» können. Uno diese Bestimm»»,! wird illnivrisch. wenn alle interessierten Staate», ohne Aniveisuna des Gcncralaaenten die Hand ans deutsche Gelder lcaen. ohne das, sie überhaupt in die Repara tiviiskanc fliesten. England bat bisher mit dieser Methode sährlich einiae hundert Millionen Gvldmark aeivvnncn. Koni men nun Frankreich. Belaicn und vielleicht svaar noch mehr Erpresser hinzu, so bedarf es leinee besviideren Rechenkunst, um zn ermessen, das, dadurch bereits der aröstte Teil der ersten Jahrcsleistttna der deutschen Wirtschaft in Höbe vvn «litt Millionen Goldmark vviwegacnommcii wird, und zwar nicht in Waren, wie cs der Plan vorsieht, sondern durch bare llcbcrweisnngcn. die aerade mit Rücksicht ani die deutsche Wirtschaft znm mindesten im eisten „Moratvrinmsiahr" ver mieden werden sollten. Nimmt man hinzu, das, die Kohlen-, Koks , Farbstoff- und ivnstiae» Lieferungen antomalitch weiter lausen, so eraib! sich ohne ivcilcrcs die ricsi'e Gefahr, das, schon in den Ueberaangsiahien. zumal eine Forcier»»« des deutschen Exports „ns zur Pflicht aemacht wird, die Leist»» ae» ans S,ig,,j,-sc,,.„neu und Anssnhrahaabc unser Leistnnqs- soll überschreiten, was uns entweder eine Gefährdung der Glocken -er Anleiheverhanölungen. Die Gefahr eines Verpa sens des rechten Augenblicks. Nennork, 21. Sept. Wallstreetkreisc erkläre», die denlsche Anleihe werde zurückgehalten, da die Verhandlungen über die technische» Einzelheiie» noch nicht abgeschlossen wäre». Auch hätte man andere Schwierigkeiten bisher »och nicht völlig beseitige» können. Engliiche nnd französische Bankiers hätten beachtliche Schwierigkeiten gemacht, so das, Ne„»orker Ban kiers die Befürchtung aussprächen, der >Feilp»»kt der Aus legung der Anleihe könne dadurch so lange hinansgczögert werden, bis die Auslegung weniger günstig wäre als augen blicklich. In diesem Zusammenhänge verdient auch eine Mel dung der „World" Beachtung, nach der Maedonald und Kellogg die deutsche Anleihe besprochen haben sollen. Die Anleihe -es Ruhrkohlensynöikals noch nicht abgeschlossen. lD r a b I in c l d n n g unsrer Berliner S ch r l s i l e i t » n g.I Berlin, 21. Sepi. Die Berliner Mvraenvresse verbreitet heute widersprechende Angaben über die amerikanische» Kredite für die Ruhrkohlcnindnstrie. Nach Ansicht Sachver ständiger erklären sich diese Widersprüche dadurch, das, die Verhandlungen wegen der Kredite im Augenblick ruhe». Deutsche Herren halten sich zurzeit in Paris ans, nm dort in gewissen Fragen Fühlung zn »chinen. Von seile» des rheinisch-westfälischen Kolileninndiknts wird mitgeicilt, das, die geplante Amerika-Anleihe des Rnhr- kohlcnsqndikats in Höhe von lll Millionen Dollar nicht i»- standegckommcn sei. Als Gründe sür das Nichtznstande- tomme» kämen keineswegs nur die zn liolien Girovrovisions- svrderungcn der deutsche» Banken in Frage. Augenblicklich schwebten neue K r e d i t v e r h a n d l n n g e n des Kohlen- ttmdikats mit amerikanische» Finanzarnppe». die den Ab schluß mehrerer kleinerer Anleihen znm .Fiele haben. Bis her sei lediglich eine verhältnismäßig kleine Anleihe unter Dach nnd Fach gebracht worden. Der Umfang dieser bereits abgeschlossenen Anleihe bleibe aber weit hinter dem ursprünglichen Kreditobjekl zurück. >Fn den Krcdilverhandlungen der Nnlirindnstrie wird noch milgeteilt, das, allerdings Verhandlungen über den Ab schlns, von Anleihen schweben, doch gröbere Abschlüsse erst er folgen dürste», wenn die dcntsche Rtti-Millio»e»-A»leihe ge zeichnet ist. Es scheint, als vb ausländische Gcldaeber die Frage bis dahin dilatorisch behandeln wollen. Tic deutschen Banke» haben sich um das .Fnstnndekomincn der Anleihe bemüht. Tic Gewährung einer Girvpro Vi sion vvn !I Prozent, an der angeblich die Verhandln» gen gescheitert sein sollten, ist »ach Ansicht der Großbanken bei de», Risiko, das die Banke» eingehcn, der ntedriaste Satz, den sie fordern müßten nnd der auch von der Golddiskontbant in Rechnung gesetzt werde. Müßten doch die Banken, die als Vermittler tätig waren, einsprtnge». wen» die Schuldner nicht regelmäßig ihre cingcgangcncn Verpflichtungen er füllen.