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1»r. 420 Seile 4 Der Paradiesvogel. Roman von Friedrich Lange. lvopyrtgth b, M. Feuchtwanger, Haale/Gaale.s >1. 3orN»tlmg.> Die Mist neigte sich im Sessel vor. Ihre Pupille» waren geweitet und brannten in die des Widerspenstigen. „Herr Berling. ich verdoppele die Ankaufs lumme! Willigen Sie ein! (Glauben Sie mir: es gibt weder in Deutschland noch im übrigen Cnromr ein Werk, das Ihren Slektroplan mit so durchschlagendem Erfolg heransbrtngen könnte, wie " Arnulf schüttelte immer noch ungläubig lächelnd den Kopf Die Wirkung war verblüffend. Lilian Spencer sprang auf. Für den Bruchteil einer Se kunde lunchre Heller Unmut über ihr Antlitz. Doch sofort hatte sie sich wieder in der Gewalt. „Sie tun mir weh . . ." Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust. In de» Mundwinkeln deS MädchspS nistete sich Re- fignatio» ein. Auch Berling erhob sich. Sr war ernst und beherrscht. ..So tut mir außerordentlich leid, Sie enttäuschen zu müssen." Sie iah mit flirrenden Augen zu ihm auf. Sr verhielt un rvillkürlich bestürzt den Atem. Herz, traf dich der Wutpfeil dieser rätselhaften Mädchenaugcn? Und eine unsagbar weich-melodiöse Stimme schmeichelte stockend, fast wie in Angst vor dem eigenen Mut: „Arnulf Berling — — und wenn Sie nun nicht die Tochter JamcS Spencers bittet sondern nur ein Mädchen Lilian aus eigenem Impuls heraus — weil es Sie als un- gewöhnlichen Riemchen schätzt? ?" Der Mann schloß für Sekunden die Augen. Was mar das? Die Stimme des Versuchers? . . . Sei kein Tor! . . . Das Glück kommt nie wieder . . . Was Vaterland? Was Jugendliebe? . . . Denk' an dich! Da steht ein Weib, das dir die Hand bietet. Greif zu! Du schwingst dich zu einem .Herrscher auf! . . . Veriverte deine Erfindung drüben im Dollarlande! . . . Da fühlte er visionär ein Paar brauner, ernster Augen mit sanftem Vorwurf in die seinen brennen . . . Jutta Förster . . . ...'ich kann nicht, Miß Lilian!" Seine Stimme hatte Ihre Festigkeit zurückgewvnnen. Nun beherrschte nicht mehr diese schöne Frau, sondern er die Situation. Lilian Spencer wich einen Schritt zurück. Nichts verriet, was in ihrem Innern vorging. Nur in ihren Augen ver löschte der Glanz, und damit das jäh auflvdernde Feuer. „Sie wollen nicht!" Ihre Stimme vibrierte kaum merklich. Berling verneigte sich. „Ja, ich will nicht!" Miß Lilian stand noch einige Augenblicke wie im Traum. Sie war allein. Der, den sie rufen ließ, teils aus eigener Machtvollkommenheit, teils aus wahrem inneren Drang, er war kort. Allein ließ er sie zurück, allein mit ihrem zuckenden Herzen. Sie begriff sich selbst nicht. Wie kam sie, die stolze Lilian Spencer, die Erbin eines Milliardenvcrmögens, dazu, sich vor diesem Menschen zu de mütigen? Ja, gedemütigt, erniedrigt hatte sie sich, weil sie Augenblick eingab. — .Dresdner Nachricht«" — Roch am selben Tage sandte sie de» Vater et« lang»» Kabeltelegramm in sein Office «ach Neuyork. Dan« reiste sie in ihrem riesigen Achtzyltnderwage« Ebenso lautlo» und Wer- raschen» wieder ab. wie ste aufgetoucht war. Miß Lilian behielt diese Stadt nicht in gute« Anden»«». Der Name würde fl« bis an ihr Lebensende an ihre Nieder lage erinnern. m. Jutta Förster stieb eine» kleinen Schrei au», »l» ste Alfred Iacobi aus dem Flur in den Garten treten sah. Die unter- gcbende Sonne wob eine Aureole um den braunen Scheitel de» Mädchens, daß da« ttppige Haar glühte wie flüssige» Kupfrr Einen Arm voll Flieder an die Brust gepreßt, erbleichend in jähem Schreck — so Itand die Ueberraschte. Der Ankömmling, ein Freund de» Hause» Förster, kam rasch näher, ilm feine blutleeren Lippen zitterte «in nervöse» Lächeln. „Guten Abend, holde vlumenfee!" Die Stimme diese» Fwcinnddreißigjährtgen war um eine Nüance nasal, wa» ihr viel von ihrem sympathischen Mohlklang nahm. Jutta dankte mit leichtem Kopfnicken. „Bater ist noch drüben in der Fabrik." SS war, al» wollte sic sagen: Sütte, gehe» Sie hinüber und lasse« Ste mich un gestört l ... Und der bleiche Alfred Iaeobi, Diplom-Kaufmann und erster Prokurist in de» Fr«se-Flug»eugu»erk«n, verstand . Wir kennen un« nun schon so lange. Fräulein Jutta, nnd immer noch behandeln Sie mich wie einen Fremden .. Sein Vorwurf traf ste wie ein leichter Peitschenschlag. Sich abwenden-, war ste bemüht, ihm ihr Erröten zu ver> bergen. Gewiß, er war vollkommen im Rechte mit seiner Be schwerde! Aber: läßt sich da» Mcnschenherz Sympathie nnb Antt;»athie dem Nächsten gegenüber diktieren? Sö entstand eine Pause. Im Gezweig der Ja»minlaube flötete ein« Amsel ihr verspätete» LtebeSlied. lind drüben über der Straße, im Bureau der kleinen Försterschen Armaturen- abrik, schaltete der Vater de» Mädchen» die grüne Pultlampe ein. Jutta bereute nun doch ihre herben Worte. Ste lenkt« ein. ,^>ch habe Sie lange nicht bei un» gesehen." Sie nahm auf einer am Wege stehenden Bank au» Birke Platz, und Alfred Iacobi folgte ihrem Beispiel. Fräulein Jutta — bedauern Sie da»?" Sein Blick ruhte mit offensichtlichem Wohlgefallen auf dem Mädchen, llmd in seinen Augen glomm da» Begehren auf. O nein, Alfred Iacobi konnte den Genußmenschen nicht verleugnen. Das Mädel mit der zartbrauncn Gesichtsfarbe, wie ste dem reifen Pfirsich eignet, barg da» Antlitz in Len kühlen Flieder- dulden. Weiß und violett, verbreiteten die unzähligen kleinen Kelche eine köstliche Duftfülle. Sie bleiben mir die Antwort schuldig, Jutta?" mahnte der Besucher leise aber eindringlich. Seine sehnsüchtigen Augen saugten sich fest an den knospenden Formen dieser unverbrauch ten frischen Jugendknospe. Wußte er, daß sich die Tochter Edwin Försters nie für ihn begeistert hatte? Da warf ste plötzlich den Kopf mit trotziger Gebärde tn den Nacken. Sie hatte einen Entschluß gefaßt, de» ihn der Dienstag. 7. September 192« „Wollen Ste mir einen Wunsch erfüllen, der im Bereiche Ihrer Macht lt ^ antworten ohne ?" Da» war ein Ultimatum. Er mußte somatische Ausflüchte. Ja ober nein. ihm mehr verriet, als sich für sie ziemte, weil sie ihm einen Blick in ihr Herz gönnte! Und er? In grenzenloser Verblendung wlcS er ihr Anerbieten zurück. Konnte Arnulf Berling ermessen, was er Lilian Spencer nmr? Sic lächle gellend aus. Z:vi''chcn ihren Fingern zerpflückte ste eine herrliche La France. Dabei riß sie sich an einem Dorn, daß sich ein rubinroter Blutstropfen bildete. Und in diesem Augenblick leistete Lilian Svenccr einen heimlichen Schwur... „Doch, Herr Iacobi — ich habe Sie vermißt " „ Wirklich, liebste Jutta?" unterbrach ste ungläubig und glücklich zugleich der Mann. Da setzte sie seiner Freude einen Dämpfer auf: ,Hch habe nämlich eine große Bitte an Sie .. ." Er nahm keck ihre Hand und zog ste mit -er Vertraulichkeit eines guten Freundes an die Lippen. Jutta überwand ein körperliches Unbehagen. Sanft aber mit einer keinen Wider spruch duldenden Bestimmtheit machte ste sich frei. Und Alfred Jacob« beeilte sich, ihr feine «tllfä-hrtgtett ,u bekunde». Jutta senkt« da» Antlitz wieder auf den Flieder. E» war eine Gebärde der Scham oder der Verlegenheit. War e» wirk, lich so schwer, Farbe zu bekennen? Aber nun mutzt« e» gesagt wer-ent „Ich Vitt« St«, bei Herrn Kommerzienrat Frese für Arnulf Berling Fürsprache etnzulegen. E» handelt sich um die Aus. Wertung der Patente zu einem ElektroflugzeAg." Go. Nun war e» gesagt! Da» Mädchen atmete sichtlich erleichtert aus. E» war schon so dunkel, daß er die glühende Röte ihrer Wangen nicht sehen konnte. Ihr« Worte wirkten auf Iacobi wie ein kalter Wasser- stürz. Die Gerüchte bestätigten sich also doch! Jutta liiörster und Arnulf verltng. der verrückte Ingenieur, der mit seinen Ideen in Wölkenkuckucksheim weilte! Ah. da» war eine Zu- mutungl Er al» Protektor de» Langenich»»!! Er Überwand rasch seine Bestürzung und kaum ei» Flackern seiner Stimme verriet noch seine innere Bewegung. ,Hch habe bereit» in Bekanntenkreisen von der Erfindung Berlins» gehört. Bevor ich mich zu Ihrer Bitte äußere, ge- statten Ste mir die Frage: Was bewegt Sie, sich für den In. senteur in» Mittel zu schlagen?" Jutta hob den Kops. In ihren Augen lohte ein heilige» Feuer. „Ich Sin die Braut Le» Erfinder»." Iacobi hatte sich in der Gewalt. Er bltev ganz ruhig. „ES war allerdings töricht von mir, länger« Zeit keinen Besuch im Haus« Förster abzustatten. Was sich alles in wenigen Tagen ereignen kann!" Das klang gewollt gleichgültig. Und doch war e» nur Pose. Jutta erhob sich. Dt« Amsel in der JaSminlauve war längst verstnnnnt. Drüben im Kontor verlöschte di« grüne Lampe. „Ihre Stimme ist von Einfluß bei Kommerzienrat Frese. Wollen Sie meinem Wunsch die Erfüllung geben, Herr Jacobs?" Da» Mädchen sprach leise. SS atmete gepreßt. Ach, e» ist so schwer, eine Gefälligkeit verlangen zu müssen, ohne dafür etwa» bieten zu können! Da sprang der Mann auf. Mit der Kühnheit eine» Wege- lagererS nahm er sich seine Beute: Er schlana die Arme um ha» Mädchen, preßte e» ungestüm an sich, raunte mit heiserer Stimme: .Ffutta ich tu'» aber du bist der Preis!" Seine heißen Lippen suchten die ihren. Er war von Sinnen. Die Wärme ihre» Körper» raubte ihm alle Ver nunft- Mit der ungebrochenen Kraft ihrer zwetundzwanztg Lenze gelang e» der Bedrängten, den Frechling zurückzustoßen. Sie hastete den Weg hinab, sprang quer über die Rabatten und VoSkett» und fühlte sich erst geborgen, al» die Flurtür hinter ihr in» Schloß fiel. Der Verängstigten schlug da- Her» bi» zum Halse hinauf. Mit geballten Fäusten, einen Fluch aus den Lippen, ver- ließ Alfred Iacobi den Garten. Er verzichtete darauf, erst noch tn -er Privatwohnung bei Edwin Förster vorzusprechen. Er war weit entfernt, sein Spiel verloren zu geben. Jutta war noch nicht offiziell die Braut dc» anderen. Und für jenen sollte er bet Frese —7 Sr lachte zynisch. Auf dem Kies de» Gartenweg» verhauchte von Mädchen- Hand zerpflückter Flieder sein junges Leben. tFortseyung solgt.l - —- O/s Ver/obunA me/rrer 7°oc/!/er .z/s/ns b'erkodllNA ni/k T'rau Loa ki>a rn:7 ckern Lsutna/it a. O. //errn »an Aeb. ^e/ck/er deeärs boeärs last m/cä an- rast ni/cä anruse/Aen L-lllnant a. O. im ciiemai. /es«. S, u>e»ipr. II Arb. »an l/«tar-6te/cäen. iVr. 775 Onescken-d/., Torstskra/Se 29 Le/yr/A, dkaincßnsrz/ra-Ss ä Septenrbsr /926 §e/i<snrd«r /92S L-- —^^ L ^UtOM6886 vootonv »vor ro »Myrrou,« dliinvocti» w—S Olir 00-80 pnkreeuse voclienlai?» 8—5 vl>r 40—ao rnkreeu^e Tzuloksui prieUricliilraS« 52 äsr k»-<Uicd Nükme vorm. Lkr. Sarudnri 8- ^.-O., «»«r. >788, 7». 21I71,20411 VIIV»»- »»a «»in »tIvelNooNrU««»» 1. m. «G. »,r«.0»a«n Mr di» Iat»i >0 Ptq. »m Ichknllen »»> 44»»»», »ch»ff»t»r, »m »». Neronna.i.d. redaktionelle» Teil. »r. ». 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Ouolltöt, »riossn» Houston Vo^üglieks WoliZtofis s'UkF/Is'I'I' oo, SO om droit, marin«- 165 Uill-VIl-'I blau, gut« rolnnoll. zVar« I pfMik-I Itzlsü oa 10S om droit, unaor« ^ '-'i vorrügl. gorwirnto 5p«r.- 045 OusiitSt In Vision soin. iOoicisrsarbon O roino id/oli«, gorvärnt. Kamm- garn-d/iatorioi. oin roioko» 075 Lortimsnt kivicisamor Karbon . . . O '^0 om br.. roino zVoil» OnUnkiUIIlIl, ,od>vorr u. Marino, guto 090 sOoictorquaillSt O liordstsarbon 130 om droit, rvinnollono Xiolcior>var», in ci. nsuon ^>75 Oio oiogant« Loiäo «>w »orn«d««n td»nskl«ia »04»i« NU »«KI»»», pu«»r »o«r««r >zio«»I, k»tr. cierrnte u. I«dI>»N« dluNer m leinen zzo<lel»rden, SS cm drell . . Osr ßioäostosti »u» k,in»t. rein- kine enteaclrenae tieuicli» »»oU. Xnmmrirn mit »ei<lia« elex. neuen NerdiNSnen, IZÜ cm dreU plunz li^em Otinee, In»«, rein- fl , in ilen so vco