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46. 25. Februar 1909. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2455 Das Hamburger Frcmdenblatt schreibt: Agnes Feustels Sohn Roman von Felix Hollaender. Berlin. S. Schottlaeuder's Schles. Verlags anstalt. In letzter Stunde vor dem Fest erscheint auf dem Büchermarkt noch ein bedeutsames Rvmanwerk, das die vielen Freunde Felix Hvllaenders mit Dank begrüßen werden. Hollaender gehört zu den Romanschrift stellern, die stets etwas zu sagen haben und eine fesselnde Darstellungsweise mit pshcho- lagischer Tiefe verbinden. Diesmal handelt es sich um ein grast angelegtes Sittcngemälde. dessen einzelne Linien um so klarer in die eigentlich nur zwischen wenigen, äußerst scharf und plastisch gezeichneten Menschen abspielt. Im Mittelpunkt steht einer von jenen, die von der alten Gesellschaft ge ächtet wurden und ganz auf die eigene Kraft angewiesen waren, der Sohn eines armen Mädchens, das nach kurzem Glücks- traum den Fehl in einem Leben voller Ent sagung und Arbeit abbüßen muß. In einer- dunklen Umwelt, allen im Wege, von den Großeltern gehaßt, vom Stiefvater geradezu verfolgt, wächst der Knabe heran, und nur ein einziger Stern leuchtet in das Dunkel hinab: die wehmutsvolle Liebe seiner Mutter. Kein Wunder, daß der Knabe schon früh zum Philosophen wird und die Welt um sich her mit schnell reifendem Verstände zu beobachten beginnt. Dadurch wird er unter seinen Alters- - genossen zu einer Ausnahmeerscheinung, und auch seine Lehrer, die den Jungen nicht ver stehen, beginnen ihn mit scheelen Augen an zuschauen. Nirgend ein .Halt, der Knabe steht ganz allein. Hier hat die Kunst des Dichters eingesetzt und uns den seelischen Entwicklungsgang dieses Menschen bloß gelegt. Aber auch äußerlich wird der Leser in eine bewegte Welt eingeführt, das Theater wird der Schleifstein, der den rohen Diamanten polieren muß. Zunächst ist es das Ewig-Weibliche — eine kleine Baronesse, eine junge Schauspielerin —, das mit Lust und Leid den Weg des Helden umlagert. Durch das Elend einerSchmieren- fahrt geht der Weg aufwärts, aber auch wieder abwärts. Eine Reihe scharfgesehener, famos geschilderter Menschen kreuzt den Weg. Zu einer sonnigen Höhe arbeitet sich Agnes Feustels Sohn aber nicht empor, wie Blei hängt seine Vergangenheit an ihm, er lernt es nie, das Leben leicht zu nehmen. Der Roman klingt aber dennoch versöhnlich aus, und zwar mit einem schönen Spruch, den eine Frau aus dem Volke in aller Einfalt spricht: „Es läßt sich in dieser Welt noch leben, dieweil es so viel Liebe gibt". HollaenderS neues Buch ist mehr als ein Unterhaltungsroman, es ist ein von ethischem Ernst getragenes Sittengcmälde, dessen Wahr heit und Poesie einen reinen Genus; gewähren. Wir bitten wiederholt um recht tätige Verwendung und verweisen auf die Aus nahmeofferte auf beiliegendem Bestellzettel. S. Schottlaeuder's Schlesische Ncrlags-Anstalt Berlin V. 85. 7V0-V O/e /es« LAnÄ/ xeicknunß von / In Deinen kl. 6.—, in Keller kl. 8.—, In ?er^amenr Kl. io.— LÄe klit einem l^aclivvorr von Titelvi^nette und 'I'irel- Icripker nacst In ?appband Kl. 4.—. Ooel/res Ln'e/e s/r uo/r Äe/'/r ^eicstnnn» von In deinen Kl. io.—, in Keller Kl. 14.—. 2>vei Lände. Vollsrändi^e ^usAade, besorgt von klit r^vei?orträt8. LinbandseicknunA von //. In Lappbänden kl. , in I^eder Kl. 9.—. AeAeden von und In deinen kl. 6—, in Keller kl. 8.—. verlangen. Leip^i^, Klirre Februar 1909. 822»