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Verlag jur Kunst und Wissenschajl Albert Otto Paul in Leipzig Was bietet die M i n i a t u r b t b l i o t h e k? (20 Seiten mit Abbildungen.) kl. 8°. Rainer Wunderlich Verlag in Bremen: Verzeichnis der lieserbaren Werke Weihnachten 1924. (8 Seiten.) kl. 8°. Zahlungsausgleich ohne Geld. Von Johannes Zuckschwerdt in Schweidnitz. Wer mich recht verstehen will, der muß sich erst einmal vor Augen halten, was wir durchlebt, mit was wir uns gequält haben. Wir habe» in Rechnung vertäust, wir haben zwei-, dreimal Rechnung geschickt, wir haben höslich, wir haben drohend gemahnt, wir haben wohl gar selbst einen Besuch gemacht, um schließlich einen kleinen Teil unseres Guthabens herauszuschinden. Und dann die andere Seite: da kamen Rechnungsauszüge, Mahnformular Nr. 1, 2, 3, in immer schärserem Ton, Postnachnahme, Zahlungsbefehle, hier und da sristete man durch Wechsel und sah in schlaflosen Nächten dem Fälligkeits termin entgegen. Etwas von dieser Not hat wohl «in jeder kenneu- gclernt, denn das Lied von der Geldknappheit wurde in großen Be trieben säst noch mehr gesungen als in kleinen. Es sind eben nicht genug Geldmittel in Umlauf, und so muß immer einer auf den andern warten. Aber warum wartet man auf das Geld? Um es schleunigst wieder einem andern zu gebenI — Das ist doch der Mühe nicht wert! — Nun, man muß doch! — Man braucht aber doch nicht so lange zu warten, da kann man doch den Wert, den das Geld er setzt, gleich ohne Geld weitergebcu. — Aha! Tauschhandel, Kultur rückschritt l — Nein, nein, das meine ich nicht, nicht Ware gegen Ware, es soll jeder Kaus getätigt werden wie bisher. Das Geld ist der Maß stab, der Wertmesser, und wenn es vorhanden ist, das Transportmittel, die Verpflichtung des Wertausgleiches von einem zum andern zu bringen. Geld ist an und für sich gar kein Wert, die Papierlappen gleich gar nicht, bas wird wohl jedem im Jahre des Unheils 1923 klar geworden sein. Werte sind in erster Linie Nahrung, Kleidung, Wohnung mit allein, was drum und dran hängt. Wert hat natürlich auch die Arbeit, die unser körperliches und geistiges Leben verbessert, also auch die Arbeit, die in Herstellung und Verbreitung der Bücher steckt. Ich erwähne das besonders, damit keiner der lieben Beruss- genossen sich beleidigt fühlt. Zur Erleichterung des Austausches der Werte wurde das Geld erfunden. Ist es beim Kauf zur Stelle, dann kann der Austausch nicht schneller und bequemer vor sich gehen, ist es aber nicht da, so verrichtet seine Dienste der Kredit ebensogut wie das Geld selbst. Wenn man einmal den Glauben hat, daß der Käufer in irgendwelcher Form eine Gegenleistung bringen kann, so ist es gar nicht nötig, daß dafür Geld gefordert wird. Der Tatbestand wird gebucht, und damit ist der Wert schon sestgelegt. Daß Außen stände auch Werte sind, weiß jeder aus seiner Bilanz. Warum soll man die Werte nicht gleich direkt benutzen, ohne sie erst in Geld um- zusetzen? »Ach so!«, wird man da sagen, »also Tratten ziehen, oder Verpfän dung der Außenstände bei der Bank!« Das ist alles nicht das, was ich meine. Denn letzten Endes geht das doch aufs Geld hinaus, und Ich sage ja doch, wenn man das Geld nicht zur rechten Zeit hat, kann man auch seine Dienste entbehren. Die Sache ist sehr einfach. Wenn einer bei einem Kaufmann sür 100 Mark Waren kauft und derselbe Kaufmann entnimmt von jenem für 100 Mark Bücher (was auch manchmal vorkommt), so wäre es doch töricht, wenn jeder dem andern 100 Mark bringt. Man wird sich gegenseitig die Rechnungen quittieren, auch wenn der Waren austausch vorher nicht verabredet war. Es wird jedem cinleuchten, daß hier zwei regelrechte Käufe ohne Geld bewerkstelligt worden sind. Nn» wird aber wahrscheinlich der Kaufmann keine Bücher bestellen, er hat vielleicht ein Pult nötiger. Jedoch der Tischler, der das Pult anfcrtigt, braucht Vorlagenwerke. Um jede Schuld zu bezahlen, würben jetzt 3X100 Mark nötig sein. Wenn aber der Kaufmann zum Buchhändler sagt: Geben Sie die 100 Mark, welche Sie mir schuldig sind, an den Tischler, so wird der Buchhändler sagen: Das paßt sehr gut, von dem habe ich 100 Mark zu erwarten, da gleicht sich das ans! So sind drei Käufe ohne Geld getätigt. Das Er gebnis wird immer besser, wenn 4, 5 oder x Leute voneinander kaufen und erst der 4., 5. oder x. dem ersten schuldet. Es braucht nur einer dem anderen zu sagen: Gib bas, was ich von dir bekomme, an den nächsten. Bildet sich also ein Kreis, der dies anerkennt, so ist inner halb dieses Kreises kein Geld nötig. Denn es brauchen die Posten durchaus nicht sofort gleich groß zu sein, da dasselbe erreicht wird, wenn einer nach und nach 10X10 oder 20X5 Mark bringt, nur muß die Vereinigung, welche einen solchen Kreis barstellt, die entsprechende Buchführung haben. o»c>le in einer kleinen Stabt gar nichl so schwer satte», einen solchen Kreis zusammenzubrtngen, sodaß deren Äausleute unter sich schon einen hübschen Posten Bargeld ersparen können. Aus der Not wird dies aber noch keine» reißen. Die Gläubiger, die drängen, sind selten am Ort. Auch da kann die Vereinigung Rat schassen. Stellt ihr eins der Mitglieder eine Summe in Außenständen zur Verfügung, so kann sie de» gleichen Posten wie eine Tratte weiter geben, indem sie den Empfänger ersucht, den Posten cbensalls zu einer Überweisung zu benutzen. Theoretisch könnte dies in alle Ewigkeit gehen, keiner braucht zu bezahlen, und jeder würde eine Schuld los. Man erschrecke hier nicht und fürchte, daß cs sich um Druckerei handelt. Die Bezahlung ist ja schon vorher ersolgt, durch Lieferung an seinen Kunden hat ein jeder die Rechnung bereits ausgeglichen. Nur der erste behält die Verpflichtung des Ausgleiches, er hat den Kredit sozusagen von der ganzen Kausmannschast, keiner leidet aber darunter, weil der Wert des Kredits sosort benutzt werden kann. Nun wird mir mancher sagen: das hört sich ganz schön an, aber welche Mühe, welche Kosten sind damit verknüpft. Die Mühe ist bet weitem nicht so groß wie die sonstige Buchsührung mit allem, was drum und dran hängt. Durch Benutzung zweckmäßiger Formulare und durch Einrichtung von Wanderkonten ist die Arbeit sehr zu er leichtern. Im Kvntorfreund Nr. 9 habe ich mich aussührlicher darüber ausgesprochen, hier erlaubt cs leider der Platz nicht. — Bezüglich der Kosten nehme ich an, daß 10 Pfennige für jede Überweisung ohne Rücksicht auf die Höhe des Betrages ausretchen, nämlich 5 Pfennige Porto (Tetldrucksache) und 5 Pfennige Verwaltung. Wie kann nun die Idee verwirklicht werden? Innerhalb unseres Berufes wohl am besten durch die Kreisvcreine, die in ihrer Haupt stadt ein Buchungsamt einrichten könnten. Der Betrieb ist so einfach, daß für den Anfang sich ein Gehilfe damit einen Nebenverdienst ver schossen kann. Selbstverständlich muß genau gebucht werden, aber die Kontrolle ist dabet selbsttätig. Sonst übernimmt bas Buchungs amt keine Verpflichtungen, es nimmt kein Geld an, es zahlt kein Geld aus, die Zahlen wandern nur im Buche. Die Posten können sich in dreierlei Weise bewegen. Es können sowohl Kreditoren wie Debitoren von einem zum anderen gehen, das ist das beste. Die Gläubiger benutzen ihr Guthaben zur Deckung von Verpflichtungen, die Schuldner bringen Außenstände zur Begleichung. Kommen dann Guthaben und Schulden auf einem Konto zusammen, so ist der Kreis geschlossen, die ganze Reihe ist bargeldlos erledigt. Doch können auch entweder die Kreditoren oder die Debitoren in wartender Stel lung bleiben; das eine wäre unklug, denn nur wenn eine Über weisung rasch von einem zum andern geht, hat sie den Wert des Bargeldes. Bei dem andern Falle aber geschieht ein Wunder, das meine Idee zum Neuen, vielleicht zu etwas Großem stempelt. Die Angabe der Außenstände gestaltet sich ja rein buchmäßig, sie ist eine Zahl zum Ausgleich des Kontos, ihr innerer Wert spielt zunächst gar keine Rolle. Ob darin schnelle oder langsame Zahler enthalten sind, ist sür die Buchführung nebensächlich. Daraus ergibt sich, daß der Sortimenter auch Privatknnben angcben kann, die nicht durch Außenstände auszugleichen vermögen. Ob diese Kundschaft nament lich aufgeführt werden soll, ob sie der Vereinigung gegenüber be sondere Verpflichtungen cinzugehen hat, das kann jeder Kreis, scde Vereinigung nach eigenem Ermessen bestimmen. Für das System kommt das nicht in Betracht. Wie anders werden aber dann die Sortimenter dastehen, die heute vielleicht als faul, langsam oder nachlässig gelten, gerade sie werden vielleicht als die Tätigsten er scheinen. Ein jeder weiß, daß es sich viel leichter in Rechnung als gegen Kasse verkaufen läßt. Welchen Ausblick in die Zukunft gibt das, welche neue Absatzstellen kann uns das verschaffen; man denke nur an die Studentenschaft. Menschlichkeit und Duldsamkeit haben sich bisher schlecht mit dem Wirtschaftsleben vertragen, aber ein Kredit, den alle geben und der keinen drückt, öffnet ihnen auch dort Tür und Tor. Das heiße ich Seele in die Volkswirtschaft bringen. Wer ebenso denkt, fange mit an. Es ist kein Risiko dabei, denn immerhin ist cs besser, einen Versuch zum bargeldlosen Ausgleich zu machen, als ins Ungewisse hinein auf Geld zu warten. vr. n. I,nitkl-: KspUkiI5eüek>gff»'iL- 11nter''eUm„nL;en. HusIIsn, IVeZs unck ^ussioktsu. Inckustrisverloq Kpastk L lüncko, Lsrlln 192Z. Ureis Wr. 1.80. In Zeiten der Absatzkrise und der Kreditnot bildet die Beschaffung des notwendigen Betriebskapitals den Angelpunkt aller geschäftlichen Dis position. Jeder im kaufmännischen Leben Stehende wird daher für Anregungen und Fingerzeige dankbar sein, die ihm für die Kapital- und Kreditbeschaffung von irgendeiner Seite gegeben iverden. Aller dings darf man dabei nicht auf Znubcrmittel und Wunderrezepte hoffen, sondern muß die Probleme kühl ins Auge fassen und sich über