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namentlich auch Porträts bezeichnet, als ungeeignet alle un sittlichen Darstellungen, Gegenstände von bloß lokalem In teresse und gewöhnliche Bilderbogen. Der Nachfolger Weigels in der Bearbeitung war Hermann Vogel in Leipzig. Vom I. Januar 1907 an wird die Kunstbibliographie in bedeutend verbesserter Form, bearbeitet vom Deutschen Buchgewerbeverein in Leipzig, dem Börsenblatt als Monatsbeilage beigegeben. Über den nichtamtlichen Teil wurde bei der Neu organisation (1844) bestimmt, daß die Mitteilung von lehr reichen literarischen Rechtsfällen, der Gutachten der literarischen Sachverständigen-Vereine, sowie der buchhändlerischen Schieds gerichte, der wichtigsten Entscheidungen des preußischen Ober- Censurgerichts, von Nekrologen verstorbener Buchhändler be sonders wünschenswert sei. Für die nichtamtliche Rubrik «Neuigkeiten des aus ländischen Buchhandels- sollte eine zweckmäßige Aus wahl der für die deutschen Buchhändler wichtigsten Er scheinungen der Literaturen des Auslandes getroffen werden Diese Bibliographie blieb aber in nächster Zeit immer ein Sorgenkind der Börsenblatt-Verwaltung. Eine Zeit lang wurden sür sie Beiträge von Leipziger Buchhändlern (z. B Woifgang Geihard, C B. Lorck für skandinavische Literatur) geliefert, meist aber begnügte man sich mit Abdruck der Neuigkeiten aus ausländischen Buchhandels- oder literarischen Blättern. Eine Rüge verschiedener Pariser Firmen, die sich durch die getroffene Titel-Auswahl geschädigt fühlten, hatie zur Folge, daß 1858 die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung in Leipzig auch mit der Anfertigung eines Verzeichnisses »Er schienene Neuigkeiten des ausländischen Buchhandels in englischer und französischer Sprache» beauftragt wurde. Zu diesem Behufe sollten alle Neuigkeiten, Fortsetzungen und neuen Auflagen an Hinrichs eingesandt werden. Die Grund sätze für die Aufnahme waren den für die deutsche Biblio graphie gültigen ähnlich. Die Veröffentlichung geschah wöchentlich im amtlichen Teile, während andere fremde Literaturen gelegentlich im nichtamtlichen Teil nach aus ländischen Buchhandelsblättern berücksichtigt wurden. Seit 1881 besorgt die Firma F. A. Brockhaus' Sortiment und Antiquarium in Leipzig die ausländische Bibliographie in der bekannten, bewährten Weise. Der dritte Teil des Börsenblatts, der Anzeigenteil, sollte enthalten: 4.. Veränderungen im Personalbestände des Buchhandels (Begründung neuer Geschäfte, Kommissionswechsel, Ausgebote und Kausoesuche ganzer Handlungen usw. usw.). — 8. Neue Er- 'fcheinungen der Literatur: I. fertige, 2. künftige, 3. Übersetzungs- Anzeigen. — 6. Angebotene und gesuchte Bücher. — v. Zurück- verlangte Neuigkeiten. — L. Gehilsenstellen, Lehrlingsstellen. — 1. Vermischte Anzeigen. — 6. Familien-Nachrichten. — 3. Kurs zettel. — I. Briefkasten der Redaktion. Man sieht, daß damals schon der Anzeigenteil ungefähr dieselben Rubriken aufwies wie heutzutage. Die kleinen Kurszettel der Leipziger Börse am Schluffe eines jeden Blattes hatten für die Abonnenten zu jener Zeit Wert, wo noch nicht jede Tageszeitung solche veröffentlichte. Die wichtige Rubrik »Büchergesuche» erfreute sich von jeher eifriger Benutzung. »Unanständige BUchergesuche», wie sie eine anonyme Einsendung nannte, mit Titeln von unsittlichen (priapischen, sotadischen, erotischen) Werken, »die sich niemals dürfen öffentlich sehen lassen und nur wie Kupplerinnen herumschleichen», wurden von Beginn des Blattes an trotz mancher Einwendungen stets zurllckgewiesen bis auf den heutigen Tag. Der Anzeigenteil wurde immer lebhafter benutzt, und der Umfang des Börsenblattes wuchs mit geringen Schwankungen beständig. In nachstehender Tabelle sind die Seitenzahlen (einschließlich Register) der ersten sechsunddreißig Jahrgänge (Format bis 1844 25 : 21 om, von da an 27:21 om) zur Veranschaulichung aufgeführt: Jahr Seiten Jahr Seiten Jahr' Seiten Jahr Seiten 1834 552 1844 2036 1852 2030 1861 2878 1835 762 Jornrat» 1853 2220 1862 2856 1836 soo Vergrößerung 1854 2334 1863 2914 1837 1298 1845 I486 1855 2418 1864 2990 1838 1412 1846 1548 1856 2542 1865 3052 l83S 1468 1847 1654 1857 2818 1866 2844 1840 1522 1848 1414 1858 2564 1867 3440 1841 1508 18-9 1470 1859 2660 1868 3738 1842 1843 1624 2008 1850 1851 1672 1672 1860 2766 1869 4374 Auf zwei Einrichtungen des Börsenblattes, die oft Er örterungen im Blatte hervo,riefen und vielfache Beratungen erwiderten, weil bei ihnen die Wünsche und Interessen der Verleger mit denen der Sortimenter und mit dem finan ziellen Gesichtspunkte in Widerstreit kamen, muß noch hin- gewiesen werden. Es sind dies das Rezensionen Ver zeichnis und der Wahlzettel. Nachdem die Konkurrenz des Börsenblattes: das Burch- hardtsche Berliner Organ, die Süddeutsche Buchhändler zeitung und auch die I. I. Webersche Allgemeine Zeitung Ende der dreißiger Jahre Listen der in Zeitschriften und Zeitungen erschienenen kritischen Bücherbesprechungen ver öffentlicht hatten, wurde diese Errichtung auch für das Börsenblatt gewünscht. Die Deputation der Leipziger Buch händler konnte sich jedoch für diese Neueinrichtung wegen der Kosten nicht erwärmen, obwohl ihr mehrere Anerbieten zur Ausführung des Verzeichnisses gemacht worden waren, und verschiedene Firmen sich Nutzen davon versprachen. Nachdem aber wiederholt diese für die Verleger nützliche Einrichtung gefordert worden war, erschien das Rezenstonen- verzeichnis endlich von Juli 1851 an in wöchentlichen Zwischenräumen hinter den verschiedenen Bibliographien im amtlichen Teile des Börsenblattes. Die Anordnung der Bücherbesprechungen geschah nach dem Alphabet der Verleger; hinter den Titeln der Bücher war das Blatt, in dem die Besprechung stand, kurz angegeben. Die Liste lieferte die »Expedition des Meßkatalogs- (Georg Wigand). Über ihre Unvollständigkeit wurde aber oft geklagt, weshalb auch der Vorstand immer wieder um regelmäßige Einsendung aller literarischen Kritiken dringend bat. Seiner Kostspieligkeit und verschiedener Unzukömmlichkeiten halber ist das Rezensionen Verzeichnis am 1. Juli 1878 nach 27jährigem Bestehen wieder aufgegeben worden. Die Beigabe eines Wahlzettels für Verschrei bungen der angezeigten Neuigkeiten zum Börsenblatt war auch ein Wunsch, der immer wieder auftauchte. Die An gelegenheit, in Kommissionen gründlich geprüft, durchlief mancherlei Phasen. Als man vom 1. Juli 1852 an das Börsenblatt dreimal wöchentlich erscheinen ließ, wurde ihm auch zum ersten Male ein Wahlzettel beigegeben, für den die Einrückungs-Gebühren gleich denen im Börsenblatt angesetzt waren. Die Sache hatte aber keinen langen Bestand. Das Nebeneinandererscheinen des Naumburgischen Wahlzettels neben dem des Börsenblatts hatte zu verschiedenen Unzuträglichkeiten gesührt: Doppel-Bestellungen auf seiten der Sortimenter und vermehrte Jnsertionskosten sür die Verleger. Aus verschiedene Anregungen hin hatte der Börsenverein 1854 eine Einigung mit Naumburg in Leipzig angebahnt über die Ver schmelzung der beiden Wahlzettel. Diese führte aber nicht zum erwünschten Ziele, und der Vorstand faßte daher den Beschluß, vom 1. Februar 1855 an den Wahlzettel wieder fallen zu lassen. Er bestand also nicht ganz drei Jahre. Elf Jahre später tauchte der Plan von neuem aus. Die