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genommen worden und der rechtmäßige Verleger des Buches hatte darob einen gewaltigen Lärm geschlagen — nach und nach so verleidet worden, daß Friedlich Fleischer am 16. Oktober 1843 an F. I. Frommann schriebt »Könnten Sie uns das Blatt bald ganz wegnehmen, denn jetzt quält uns dis Behörde damit auf eine höchst unangenehme und empfindliche Weise». Die formelle Kündigung des Vertrags bei der Leipziger Deputation seitens des Börsenvereins war mit dem Aus druck der Freude darüber erfolgt, daß das Blatt nun mehr aufhören werde, das Hindernis einer ungestörten Fortdauer eines aufrichtigen und freundschaftlichen Verhält nisses zu sein. Es wäre ja in der Natur der Sache begründet, wenn es den Deputierten nicht immer gelungen sei. sich bei den von ihnen getroffenen Anordnungen der allgemeinen Beistimmung zu erfreuen. Groß war nach Obigem der Trennungsschmerz der Leipziger nicht. In der letzten Nummer des Jahr gangs 1844. mit dem ihre Wirksamkeit für das Blatt schloß, veröffentlichten die Deputierten folgende Abschieds worte. die keinen Groll über die veränderten Ver hältnisse erkennen lassen: »Sie können nicht umhin, an den bescheidenen Anfang dieses Blattes zu denken und sich des Gedeihens zu freuen, von welchem jetzt sein Wesen und seine große Verbreitung zeugen. Daß sich die Deputierten einigen Anteil an dem Flor desselben beimessen dürfen, wird von allen denen zugegeben werden, welche die mancherlei Mühewaltungen bemessen können, die die Leitung einer der artigen Zeitschrift in ihrem sich stets erneuernden Organis mus erheischt. Daß die Ausgabe der Deputierten, wegen der Verschiedenheit der Interessen und Bestrebungen unter den Geschäflsgenossen. nicht stets nach allen Seiten hin wohl gefällig zu lösen war. liegt in der Natur der Sache. Sie haben sich jedoch unverdrossen stets von dem regsten Gefühle für Unparteilichkeit und Redlichkeit leiten lassen und halten bei jedem Zerwürfnis, welches drohte, nur Len Grundsatz .der Förderung des allgemeinen Besten des Buchhandels' im Auge.» Mit der ersten Rümmer des 12. Jahrgangs erschien das Börsenblatt zum erstenmal in der veränderten Gestalt, wie;-,s in der voraufgegangenen Generalversammlung des Börsenvereins (Ostermesse >844) angeordnet worden war. Auf dem Titel prangten zum erstenmal die Worte »Eigen thum des Börsenvereins der deutschen Buchhändler». Das Format war etwas vergrößert worden von 25:2 l auf 27:21 cm. Im ganzen hat das Börsenblatt schon damals diejenige Ge staltung des Äußern und der Einrichtungen erhalten, in der es der jetzigen Buchhändlergeneration bekannt ist. Im einzelnen sind ja im Laufe der Jahrzehnte noch manche Abänderungen und Verbesserungen der Drucklegung geschaffen worden, aber das Außere der damaligen Nummern ist schon so charak- ristisch und der heutigen Gestalt ähnlich, daß jeder Buch händler ein titelloses Fragment aus der damaligen Zeit so fort als Börsenblatt erkennen würde. Eine Hauptänderung hatte das Verhältnis der Redaktion erfahren, die damals I. de Marie führte. Den Behörden und allen preßgesetzlichen Bestimmungen gegenüber trug der Redakteur jetzt die alleinige Verantwortlichkeit, während bisher die sächsischen Landesbehöcden sich gern an die Leipziger Deputation gehalten hatten und sie daher nur unter vielem Sträuben von ihren früheren Verpflichtungen entbinden wollten So hat das sächsische Ministerium besonders hartnäckig auf der Lieferung der deutschen Bibliographie unter der Verantwortlichkeit des Leipziger Vereins bestanden. Nach langem Schriftwechsel beruhigte sich die Regierung endlich bei dem geänderten Verhältnis. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. nachdem sie noch den Rat der Stadt Leipzig über die Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtung gehört hatte. Das Verhältnis des Redakteurs zum Börsenoereins- vorstande blieb ungefähr dasselbe wie früher, nur daß eben die Leipziger Deputation vollständig ausgeschaltet war. Bei Verweigerung der Annahme von Artikeln konnte der Ein sender wie früher die Entscheidung des schon oben er wähnten Vorstands-Ausschusses und in letzter Instanz die der Generalversammlung herbeiführen. Auch war in den von der vorjährigen Generalversammlung angenommenen »Vorschlägen zur künftigen Anordnung und Einrichtung des Börsenblattes» nach den bisherigen Erfahrungen, gerade wie heute in den »Bestimmungen für das Börsenblatt«, alles das festgestellt, was nicht zugelassen werden sollte. Dadurch war der Redaktion und dem Vorstandsausschuß eine gewisse Richtschnur gegeben. Die Jnsertionsgebühren betrugen vom 1.Januar 1845 an für Mitglieder des Börsenvereins 5 Pfennig sächsisch, für Nichtmitglieder 1 Neugroschen für die dreigespaltene Petir- zeile oder deren Raum. Bisher hatte die Zeile auch nur 1/z Groschen gekostet, das Anzeigcblatt hatte aber nur zwei Spalten. Mehrspaltiger Satz war damals nicht gestattet, alle Anzeigen mußten einspaltig eingerückt werden. Der Abonnementspreis blieb 2>/z Rtlr.; im Jahre 1871 wurde er für Nichtmitglieder auf zr/z Rtlr. erhöht. Ver schiedene Male wurde in der Folgezeit die Gratislieferung an die Mitglieder des Börsenvereins, die schon im ersten Entwurf Ausnahme gefunden hatte, erörtert, aber immer aus guten Gründen abgelehnt. Im ersten, »Amtlichen Teile» des Börsenblattes sollten Aufnahme finden >4. Bekanntmachungen des Börsen vorstandes und seiner Ausschüsse; 8. Bekanntmachungen buch händlerischer Korporationen und Vereine, ihrer Vorstände und Ausschüsse; 0. Gesetze. Verordnungen und Verfügungen von Staatsbehörden, die auf den Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige Bezug haben; 0. Er schienene Neuigkeiten des Deutschen Buchhandels; L. Er schienene Neuigkeiten des Deutschen Musikalienhandels. Die bisher dem Börsenblatt beigegebenen, von der Redaktion bearbeiteten monatlichen Nenigkeiten-Verzeich- nisse, durch deren Fortlassung nach Berechnung des Vor stands 280 Rtlr. hätten erspart werden können, wurden auf Beschluß der Generalversammlung (1844> beibehalten. Wiederholt war der Vorstand gewillt, sie fallen zu lassen, auch wurde 1849 der Wunsch ausgesprochen, an ihrer Stelle die wöchentliche Bibliographie der Hinrichs'schen Buchhandlung dem Börsenblatt beizulegen, was doch gewiß einen Fortschritt bedeutet hätte, aber immer hielten die Hauptversammlungen an den Monatsverzeichnissen fest. Erst am 1. Juli 1893 ist die heute zu allgemeiner Zufriedenheit bestehende Beigabe der Hinrichsschen wöchentlichen Bibliographie mit Monats register Angeführt worden. Die Musikalien-Bibltographie war eine vollständig neue Einrichtung. Seit 1841 waren in nicht feststehenden Zwischenräumen nur »Extrakte der Einzeichnungen in das Archiv der vereinigten Musikalienhändler» veröffentlicht worden. Jetzt aber wurden in wöchentlichen Listen nach dem Alphabet der Verleger alle eingesandten Neuerscheinungen des Mustkalienhandels verzeichnet. Die Bearbeitung besorgte die Leipziger Firma Bartholf Senfs, an deren Stelle erst im Jahre 1901 nach Ableben von Bartholf Senfs die Firma Friedrich Hofmeister in Leipzig trat. Vom 1. Juli 1847 an wurde dem Börsenblatt noch eine neue Bibliographie »Neuigkeiten des Kunst handels- beigegeben. Diese besorgte Rudolph Weigel in Leipzig. Als besonders geeignet zur Ausnahme wurden alle Blätter und Sammlungen von wirklichem Kunstwerte. 12