Volltext Seite (XML)
11512 Börsenblatt s. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 231. 5 Oktober 1910. Wichtigkeit ist, die städtische Arbeit mehr und mehr aufs Land zu verlegen. Ich bin der Ansicht, daß alles, was dazu beiträgt, die immer mehr in die Großstädte zusammengedrängte Be völkerung zu zerstreuen, alles, was den Männern, Frauen und vor allem Kindern mehr Gelegenheit zum Leben im Freien gibt, ebenso viel mehr Wert in der Entwicklung unseres bürgerlichen Lebens besitzt (Beifall). Und ich habe das Gefühl, daß das be sonders von einer Zeitschrift gilt, die selbst dem Leben im Freien gewidmet ist. Diese Zeitschrift soll selbst üben, was sie predigt; wenn sie selbst das Leben auf dem Lande predigt, so soll sie dem auch durch die Tat so nahe wie möglich kommen.« Nach der Rede Roosevelts nahm Bischofs Burgeß von Garden City die Ein segnung des Gebäudes vor, worauf die Besichtigung des Hauses vorgenommen wurde. (Nach: »lüs kudliLdorg' ^eekl^«.) , Neue geschmackvolle Ladeneinrichtung. — Manche Sorti menter dürfte folgende Mitteilung der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung interessieren: Am 1. Oktober begann die Eröffnung der Läden im Erdgeschosse des neuen Rathauses in Chemnitz, und zwar war es die altrenommierte Karl Brunnersche Buch handlung, die zuerst ihre geschmackvollen Räumlichkeiten dem Publikum freigab. Die Läden machen dem stolzen Ge bäude, in das sie eingebaut sind, alle Ehre: schlichte, ruhige Linien, vornehm wirkende Fassaden passen vortrefflich zu dem imposanten Bau. Dem vornehmen Äußern entspricht die innere Gestaltung der Räume. Tritt man in die Räumlichkeiten der Brunnerschen Buchhandlung (Inhaber Gg. Metzner), bisher Post- straße, so gewinnt man sofort einen äußerst behaglichen Eindruck. Man glaubt, in der Bibliothek eines kunstliebenden Gelehrten zu sein. Keine erdrückenden Schränke, sondern niedrige, bequeme Bücherregale aus dunklem Eichenholz verkleiden ringsum die Wandung, darüber zieht sich breiter weißer Fries, auf dem sich Steinzeichnungen wirkungsvoll abheben. Eine Galerie mit eichener, solider Umfassung, auf der sich ein reichhaltiges Bücherlager befindet, bildet in lichter Höhe den Abschluß. Eigen- artig und traulich wirkt eine in einer Ecke eingebaute Koje, die mit ihren bequemen Ledersofas gestattet, die Neuheiten des Büchermarktes einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen, als es am Ladentisch möglich ist. Die Einrichtung, die nach den Entwürfen des Herrn Metzner von der bekannten Firma Otto Hoffmanns Nachf. in Chemnitz ausgeführt ist, zeigt künstlerischen Geschmack und das Bestreben unserer Geschäftswelt, der Raum kunst immer mehr Beachtung zu schenken, zur Freude der Kunden, zum Nutzen der Inhaber. Eine Stadt ohne Schundliteratur. — Den vereinigten Be mühungen des Tilsiter Magistrats und der Zentralstelle für Jugendschutz ist es zu verdanken, daß in Tilsit der Betrieb von sogenannter Schund- und Schmutzliteratur eingestellt ist. Sämt liche dortige Buch- und Papierhandlungen, selbst die kleinsten in unscheinbarsten Winkelgassen, haben in anerkennenswerter Weise nicht nur erklärt, daß sie weiter keine derartige Literatur ver kaufen werden, sondern sie haben tatsächlich auch alle Schund literatur aus ihren Schaufenstern entfernt und lehnen den Verkauf dieser Sachen ab. Dafür vertreiben sie mit besonderer Rührigkeit die guten Volksschriften einzelner Verleger, die es sich angelegen sein lassen, ältere tüchtige Werke anerkannter Dichter und Schrift steller zu Spottpreisen neu herauszugeben. Nachahmung dieses Tilsiter Beispiels ist sehr empfehlenswert. (Deutsche Nachrichten.) Ausstellung gegen die Schundliteratur. — Von der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung ist jetzt in Hamburg eine Ausstellung über die Schundliteratur eröffnet worden, die noch bis zum 8. Oktober zu sehen sein wird. Der Kampf gegen die verderblichen Einflüsse der Schundliteratur wird zwar allent halben in Deutschland in den letzten zwei Jahren mit erfreulichem Nachdruck geführt; dennoch haben viele Kreise, die sich von der Schundliteratur fernhallen, kaum Gelegenheit, sich davon zu über- zeugen, wie abgeschmackt und roh deren Erzeugnisse sind und wie vergiftend sie auf die Seele aller derer wirken müssen, die unter ihren Einfluß geraten. Auch über den ungeheuren Umfang, den der Absatz der Schundliteratur zu erringen gewußt hat, ist die öffentliche Meinung nicht genügend aufgeklärt; treten doch da gegen die Absatzziffern unserer besten und verbreitetsten Volksbücher - Sammlungen stark in den Hintergrund. Die Deutsche Dichter-Gedächtnis-Stiftung unternimmt es daher, typische Erzeugnisse der Schundliteratur-Fabrikanten, zusammen mit Darstellungen über die Einwirkungen der Schundliteratur und über die Summen, die das deutsche Volk für letztere ausgibt, auszustellen — und daneben in derselben Ausstellung auf die Mittel aufmerksam zu machen, mit denen die Bekämpfung der Schundliteratur am erfolgreichsten möglich ist. Die Ausstellung, die für jedermann unentgeltlich zugängig ist, ist im Gebäude der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, Zimmer Nr. 8 (beim alten Rathaus, Trost brücke) untergebracht und wird bis zum 8. Oktober regelmäßig von 10—2 und 6—9 Uhr abends geöffnet sein. — Es ist geplant, die Ausstellung später auch für andere Städte zur Verfügung zu stellen. Anfragen deshalb können schon jetzt an die Deutsche Dichter- Gedächtnis-Stiftung in Hamburg-Großborstel gerichtet werden. Deutscher Schillerbuud. — Am 1. und 2. Oktober fand in Weimar die Hauptversammlung des Deutschen Schillerbundes statt. Am ersten Tage nachmittags 4 Uhr trat der National ausschuß des Bundes zu einer Vorberatung zusammen; am Abend erfolgte als Festvorstellung eine Aufführung von Hebbels »Gyges und sein Ring« im Hoftheater. Die Hauptversammlung begann Sonntag 10 Uhr im großen Saale der Armbruslschützengesellschaft. Die Beteiligung war eine sehr starke. Außer zahlreichen Ver tretern der über ganz Deutschland und auch im Ausland ver streuten Ortsgruppen waren von den auswärtigen National- ausschußmitgliedern die von Antwerpen, Darmstadt, Halle, Ham burg, Holzminden, Jena, Leipzig, Plauen und Posen erschienen. Nach der Begrüßung der anwesenden Mitglieder durch den Vor sitzenden, Geh.-Rat Professor vr. von Oettingen, Direktor des Weimarer Goethe-Nationalmuseums, hielt dieser einen ein gehenden Vortrag über »Das Goethehaus in Weimar«. Der Jahresbericht und der Bericht über die Vermögenslage ergeben ein so erfreuliches Resultat, daß die zweiten Weimarer National festspiele für die deutsche Jugend vollauf gesichert sind. Sie werden nach einem Beschluß der Versammlung zwischen dem l9. Juli und 14. August 1911 in Weimar stattfinden, und zwar, da bereits über 2000 Meldungen dazu vorliegen, in drei Ab teilungen zu je vier Vorstellungen. Hierzu sind in Aussicht ge nommen: Hebbels Nibelungen (zwei Abende), deren Urauf führung in Weimar nächstes Jahr zum fünfzigsten Male sich jährt, Schillers Räuber, Shakespeares »Wie es euch gefällt«. Chromopostkartenkonvention und Postkartengrossisten. — Der Kampf zwischen den Postkartengrossisten und der jüngst gebildeten Chromopostkartenkonvention spitzt sich immer mehr zu. Eine in Berlin abgehaltene Versammlung von Postkartengrossisten beauftragte den Vorstand des Verbandes Deutscher Postkarten grossisten, Verhandlungen mit den außenstehenden Fabriken an zuknüpfen, um von diesen den Bedarf an Chromopostkarten zu decken. Ferner hat der Verband Deutscher Postkartengrossisten erneut an alle deutschen Großhändler die Aufforderung gerichtet, den Bedarf an Chromopostkarten bis auf weiteres möglichst nicht bei der Konvention zu decken. Die Konvention will dem Vernehmen nach insofern ein Kampfmittel anwenden, als die Schaffung einer eigenen Verkaufsorganisation für den direkten Absatz von Chromo postkarten an Kleinhändler, also mit Ausschluß der Großhändler, in Aussicht genommen ist. (Lpzgr. N. Nachr.) Sammlung Tiroler Altertümer. — Nachdem die Heimat schutzbewegung in Tirol durch gesetzliche Vorschriften seit dem vergangenen Jahre auf sichere Grundlage gestellt worden ist, hat sich in Imst ein Verein zur Errichtung eines Museums ge bildet. In diesem Museum soll, wie der »Franks. Ztg.« mit geteilt wird, alles gesammelt werden, was zur Schaffung eines anschaulichen Bildes der Entwicklung des heimischen Kulturlebens, der engeren Heimatsgeschichte usw. beizutragen geeignet ist. Dank der regen Mithilfe der Bevölkerung ist es dem Verein ge lungen, seine Sammlungen so zu vervollständigen und zu ver größern, daß er sein Museum vor kurzem bereits eröffnen konnte. Die mit Sachkenntnis und Sorgfalt zusammengestellten Sammlungen füllen heute schon fünf Zimmer, die dem Verein im zweiten Stock